Nachdem dieses Zimmer eine lange Zeit leer gestanden hatte, begab ich mich hinein um nach dem Rechten zu sehen. Ich wischte ein bisschen Staub, räumte auf und lüftete - obwohl es Winter war - kurz durch. Dann verließ ich den Raum wieder.
Beiträge von Maximus Decimianus Gallus
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"Nein, Herr! Soeben war sie noch in den Sklavenunterkünften, dann ist sie jedoch gegangen!"
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Ich wusste nicht, wie oft ich schon gerufen wurde, doch als ich meinen Namen hörte trat ich sofort in das Atrium.
"Ja, Herr! Du hast gerufen?"
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Ich blickte ihr hinterher, wie sie aus den Sklavenunterkünften rannte. Ich konnte ihr nicht helfen. Wieder klammerte sie sich an einen Menschen, wieder setzte sie alles auf eine Karte. Für sie gab es vermutlich nur alles oder nichts.
Ich zuckte mit der Schulter. Sie musste da selber durch, was solllte ich ihr schon helfen können? Konnten ihr die Götter helfen? Ich bezweifelte es stark. Und was meinen Herrn betraf, wusste ich nicht, was ich ihm wünschen sollte. In der Tat liebte sie leidenschaftlich, und sie war schön. Doch sie wurde von einer verzehrenden Liebe getrieben, das konnte man sehen.
Ich begann den Raum aufzuräumen.
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Als sie mich schüttelte begann ich zu begreifen, wie verzweifelt sie war. Verzweifelt weswegen? Verzweifelt warum? Sie tat mir auf jeden Fall leid. Ich erinnerte mich an das Gespräch, das wir das letzte mal in der Küche des Hauses geführt hatten und ich sah sie an und erkannte, dass sie sich nicht verändert hatte. Schlagartig wurde es mir bewusst: Der Wahn der sie damals verzehrt hatte, war immer noch vorhanden, nur dass er sich diesmal ein neues Ziel gesucht hatte: meinen Herrn!
Ich packte sie an den Handgelenken, weil sie mit Schütteln nicht mehr aufhören wollte und sah ihr in die verzweifelten Augen. Sie hatte etwas von einem Menschen, der in die Ecke getrieben war.
"Komm zu Dir! KOMM zu Dir! Auch wenn es um meinen Herrn geht, er ist es nicht wert, dass man wegen ihm den Verstand verliert!
Erinnerst Du Dich an unsere Gespräch in der Küche, damals? Sobald das Feuer verbrennt und verzehrt, ist es Dein Feind! Man muss es kontrollieren, wenn es einem dienen soll! Nicht wir sind für das Feuer da, sondern das Feuer ist zu unserem Nutzen von Prometheus gestohlen worden. Vergiss da nie!"
Ich sah sie mit traurigen Augen an.
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Das war es also was sie vorhatte. Sie wollte Meridius nachreisen, nach Numantia ins Feldlager. So machte alles Sinn, das Haareschneiden, der Helm... Ich sah sie mit großen Augen an. Wusste sie, was sie da tat? Ich war mir nicht sicher. Jedenfalls musste ich jetzt irgendetwas tun, irgendetwas sagen.
"Das geht nicht. Du kannst nicht in das Feldlager fahren. Es ist zu gefährlich. Und mein Herr würde es nicht wollen. Ich kann das nicht. Er lässt mich auspeitschen. Nein, das geht nicht!"
Ich ging auf die andere Seite des Raumes und räumte die Schere weg. Dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen.
"Warum willst Du das auf Dich nehmen? Du bist doch Vestalin. Diese ganze Verbindung darf sowieso nicht sein..."
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Jetzt wusste ich gar nichts mehr. Wozu brauchte sie einen Legionärshelm? Was hatte sie vor? Ich packte die Schere und steckte sie weg.
"Mein Herr hat keine Legionärshelme im Haus. Als Legatus pflegt er im Praetorium des Castellums zu wohnen, er ist lediglich zur Erholung hier..."
Das ganze kam mir schon mehr als merkwürdig vor.
"Was hast Du vor?"
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Ich schluckte. Den Barbier herholen? Den Laden zumachen und den Barbier herholen? Mercator würde mich umbringen.
"Herrin! Dazu brauche ich die Erlaubnis von Mercator! Er bringt mich um, wenn ich den Barbier einfach so aus seinem Laden hole. Zumal dieser vermutlich nicht ohne weiteres kommen würde..."
Ich zuckte mit der Schulter und machte mehrmals Anstalten in das Haar hineinzuschneiden, traute mich jedoch nicht.
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Ich nahm die Schere und wusste nicht wo anfangen.
"Und wenn Du zum Barbier gehst, Herrin? Mein Herr besitzt einen Barbier, der kann das um Welten besser als ich..."
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Ich konnte mir nicht helfen, aber so etwas war mir bisher noch nie geschehen. So stand ich also mit offenem Mund da und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wagte zu widersprechen:
"Aber Herrin! Die Haare sind ein Vermögen wert. Es wird ewig dauern bis sie nachgewachsen sind. Zudem..."
ich ging vermutlich zuweit
"...wird es meinem Herrn gar nicht gefallen."
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Ich war geschockt. Sie wollte sich die Haare scheren.
"Wozu, Herrin, willst Du Deine schönen Haare schneiden? Es gibt in Rom tausende Frauen, die morden würden, für so ein Haar, und Du willst es schneiden?"
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Ich trat in die Sklavenunterkunft und traf zu meiner Überraschung die Besucherin an. Was machte sie hier? Die Herrschaften kamen so gut wie nie hier herunter und Gäste schon gar nicht.
"Kann ich behilflich sein?"
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Ich räumte das Triclinium auf und dachte über die vergangene Nacht nach. Die Dinge schienen sich hier in der Casa wahrlich zu überschlagen. Erst traf der Sohn meines Herrn ein, dann eine Dame, die sich Hoffnungen machte. Ich zuckte mit der Stirn. Mit dieser Sinona hatte ich bereits in der Culina einmal gesprochen, und sie war eine liebenswürdige Person, aber auch ein Falter, immer auf der Suche nach neuer Nahrung. Was sie und meinen Herrn anbelangte, war ich daher skeptisch, aber wie auch immer, das mussten die Herrschaften schon selber wissen. Ausgesprochen schön war sie ja.
Ich erinnerte mich daran, dass ich mit Tamar schon seit zwei Wochen nicht mehr geschlafen hatte.
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Nun, da der Flavier seine Kinder mitgenommen hatte, stand das Zimmer wieder leer. Ich räumte auf, baute das Bett ab und versorgte auch das sonstige Inventar. Es war nicht nötig, dass man dieses Zimmer auch noch heizen sollte, in diesem Winter verbrauchten wir eh schon mehr Holz, als dass auf dem Markt aufzutreiben war.
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Ich betrat das Gästezimmer. Die beiden Kleinen schliefen immer noch sanft in ihrem Bettchen und auch Calliope, welche daneben in einem Weidensessel saß, war eingeschlafen. Es war ein Bild für die Götter. Ich lächelte und trat vorsichtig und leise näher.
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Ich trat ebenfalls nach draussen, wollte ich mich doch um die Kleinen der Messalina kümmern. Sie hatten sicher schon ihren Schlaf beendet und würden nun etwas zu essen wollen. Zum Glück waren auch Calliope und Tamar im Haus, so dass ich diesbezüglich nicht auf mich alleine gestellt war.
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Ich betrat das Triclinium und tatsächlich, der Herr war da. Ich trat an ihn heran, neigte mich nach unten und sprach, so dass ich die anderen Herrschaften nicht bei der Konversation stören würde:
"Herr, draussen sind Seesoldaten angekommen. Sie haben eine Dame dabei, diese Vestalin Sinona. Sie warten im Atrium."
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Und ich ging meinen Herrn suchen...
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Seesoldaten, Eques, Vestalin,der Legatus - und Piraten. Piraten? Das ganze war zu viel für mich. Ich zuckte mit der Schulter.
"Ich vermute, sonst stünde diese Turma nicht hier in der Strasse."
Ein Soldat nickte bestätigend mit dem Kopf.
"Komm am besten mit rein, warte im Atrium, ich werde sehen, ob der Herr da ist und ihm Bescheid geben."
Ich öffnete die Türe und wies ihr den Weg. Zwei Marinesoldaten stiefelten ebenfalls hinterher.
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Ich kam gerade vom Markt zurück, wo ich frische Lebensmittel besorgt hatte. Vor der Casa war ein riesiger Auflauf an Menschen. Eine Turma stand in der Straße, zwei Eques bewachten die Türe, ein Haufen Marinesoldaten verlangte anscheinend um Einlass und eine Dame befand sich in der Mitte des Pulkes. Was hatte das alles zu bedeuten? War der Herr wieder da? Die Dame erkannte ich als die Vestalin Sinona. Ich trat näher und in die Türe.
"Was ist hier los?"