Beiträge von Maximus Decimianus Gallus

    Kaum hatte Tamar den Raum verlassen starrten mich auch schon die Augen von Rebecca, ihrer Schwester an. Ich wusste, dass sie mich hasste, doch war mir dies ehrlich gesagt gleichgültig. Konnte sie doch denken, was sie wollte.


    Ich stand auf, packte mir meine Tunika, ging zu dem Eimer in der Mitte des Raumes und wusch mich notdürftig, für ein richtiges Bad war keine Zeit.


    'Mach nicht so ein Lärm' sagte der Germane aus dem Eck. 'Es reicht schon wenn wir alle euer Gerödel jede Nacht hören müssen.'


    Ich erwiderte nichts, grinste ihn nur hämisch an und verließ den Raum.
    Mal sehen was es heute zu erledigen gab. Dass ich die anderen sieben Sklaven im Raum heute Nacht um den Schlaf gebracht hatte, störte mich nicht im Geringsten...

    Es war noch früh am morgen. Der Hahn hatte noch nicht gekräht, dennoch erwachte ich durch das unsanfte Boxen eines Ellbogens in meine Seite. Tamar, die syrische Küchensklavin, mit der ich seit knapp einem halben Jahr zusammen war, und die im Bett spektakulärer war als alles andere was ich bisher erlebt hatte, musste zur Arbeit.


    'Liebst Du mich?' fragte sie mit einem Lächeln im Gesicht, während ich den Schlaf aus meinem müden Gesicht schüttelte.


    'Wie kannst Du fragen?' antwortete ich in einem Zustand, in welchem man normalerweise solche Fragen nicht beantworten sollte, um nicht Gefahr zu laufen einen kleinen Beziehungsskandal heraufzubeschwören.


    Anscheinend hatte sie jedoch heute ihren guten Tag, sie lachte nur und gab mir erneut einen Hieb in die Seite.


    'Sehen wir uns nach der Arbeit?'


    'Ich denke schon! Ich muss heute nicht nach Auswärts!'


    'Was werden wir dann tun?'


    'Weiß noch nicht!'


    'Gehst Du mit mir in die Stadt? Da hat ein neuer Stand aufgemacht, der verkauft wirklich billige Stoffe und ich dachte ich könnte mir mal wieder eine neue Tunika leisten...'


    'Wenn es sein muss...'


    Ich war wirklich unausstehlich, wenn man mich vorzeitig weckte.


    'Ach Du bist ein Schuft! Schwörst mir erst tausend Dinge vom Himmel, und kaum hast Du mich flachgelegt, kommt nur noch Müll von Dir...'


    Sie war offensichtlich sauer, also musste ich mich bemühen, sie jetzt wieder zu besänftigen, war mein längerfristiges Bedürfnis nach ihrem warmen Schoss doch höher als das kurzfristige nach Schlaf.


    Und irgendwie mochte ich sie ja auch.
    Nun gut, ich liebte sie.


    "Ach Tamar, ich bin MÜDE! Du weißt, dass ich Dich liebe! Und ja, wir gehen heute auf den Markt. Und den Stoff..."


    ich hörte genau wie ich es sagte


    "...werde ich Dir kaufen."


    'Du bist ein Schatz!'


    Sie neigte sich zu mir, gab mir einen Kuss und bewegte sich zur Türe. Gerade wach geworden sah ich nur noch wie ihr Hintern aus dem Zimmer verschwand...

    "Ja Herrin!" erwiderte ich und bewegte mich in Richtung Herd um mich um das Kalbfleisch zu kümmern. Zum Glück stand ich so mit dem Rücken zu ihr, dass sie an meinem Gesicht diesmal nicht lesen konnte, was ich dachte...

    Zitat

    Livia Decima Tertia dixit:
    'Gallus, beweg mal Deinen Hintern hier her.'


    "Ich bin schon da, Herrin!" sagte ich und dachte mir, dass sie heute wohl wieder ihren launischen Tag haben würde. Nun ja, sie war ja eine nette Herrin, es konnte einen schlechter treffen, zumal sie jung und schön war, mein vorheriger Besitzer hatte eine alte fette Schachtel, wir Sklaven nannten sie nur 'die Kuh von Pompeji'. Livia dagegen war schwer in Ordnung, auch wenn sie sich häufig für sehr wichtig nahm und den ganzen Betrieb in Trab hielt.


    "Meinst Du nicht, dass es zuviel werden könnte, Herrin?" fragte ich und setzte hinzu: "Wir wollen den Magistraten doch nur köstigen und nicht mästen."


    Die Frage stellte ich eher hypothetisch, wusste ich doch aus langjähriger Erfahrung, dass die römische Oberschicht immer zum Fressen neigte und sei es nur um des Fressens willen. Wahrscheinlich würde der Magistrat einer der übergewichtigen Sorte sein, wenn er wirklich aus Rom kam, wäre das schon der Regelfall.

    "Ja, Herr! Er versicherte mir, er würde alles daran setzten, Deinen Neffen ausfindig zu machen. Er wissen genau, wie schmerzhaft die Situation sein müsse, habe er doch selbst seinen eigenen Sohn in Dakien verloren..."


    Gallus biss sich auf die Zunge.

    "Ach, Herr! Die Reise war leider umsonst. Ich konnte zwar Erkundigungen direkt vor Ort einholen, und nur die Tatsache, dass ich mich auf Dich berufen konnte, verschaffte mir auch ein Gespräch mit dem dortigen Legaten, jedoch von Empiricus gibt es keine neue Kunde. Der Aussenposten, auf welchen er versetzt wurde, wurde von Aufständischen beinahe dem Erdboden gleichgemacht, und seitdem gibt es von ihm kein Lebenszeichen mehr. Der Legat versicherte mir, man würde alles unternehmen um den Verbleib aufzuklären, doch genaueres weiß man nicht. Eines jedenfalls steht fest: Sein Körper war nicht unter den aufgefundenen, ebenso wie er werden noch acht weitere Männer vermisst. Vermutlich wurden sie entführt, und wer weiß, was das Gesindel dort unten im Sinn hat..."

    Es war schon spät am Abend, manche würden sagen mitten in der Nacht, als Gallus den Haupteingang des Hauses erreichte und bereits verschlossen vorfand. Er beschloss jedoch, nicht anzuklopfen und das Haus in Aufruhr zu versetzen, sondern statt dessen es beim Hintereingang zu versuchen, in der Hoffnung vielleicht einen der Haussklaven noch wach zu erwischen. Und in der Tat, er brauchte nicht einmal anzuklopfen, eben wie er um die Ecke schlenderte erblickte er einen alten Freund...

    Das Schiff legte im Hafen an. Möwen umkreisten die Masten, Seemänner brüllten ihre Flüche, als eine der Rahen herunterkrachte, zum Glück jedoch niemanden traf. Gallus ging von Bord. Endlich hatte er wieder Land unter den Füssen, Heimatland, auch wenn er gebürtig aus den Hinterlanden Galliens kam, seit seiner frühesten Kindheit hatte er alle seine Tage hier in Hispania verbracht. Er schlenderte mit seinem Bündel in Richtung Hafenmeisterei, machte dann hinter dem Gebäude einen Bogen nach rechts und trat in die Gasse, die in Richtung Forum ging. In wenigen Minuten würde er dort sein.

    Keine Signaturen für Sklaven? Nun denn, so weit ich dem Tabularium entnehmen konnte werden wir sogar differenziert. Aber was soll es, mir soll es recht sein, ich lege keinen Wert auf eine Hundemarke. :D

    Nachdem sich Gallus bereits schon mehrere Tage in Rom herumgedrückt hatte und ein längerer Aufschub seiner Reise keinen Sinn machen würde, er auch gar nicht wusste, wie er sein langes Ausbleiben seinem Herrn erklären sollte, packte er seine Sachen zusammen, bezahlte beim Wirt das Zimmer und die ausstehenden Rechnungen und verließ sein Quartier in Richtung Hafen. Irgendwo musste doch ein Schiff sein, das in Richtung Hispania ging.

    Gallus verlässt das Schiff, das im Hafen von Ostia aus Syrien kommend anlegte. Er meldet sich beim Hafenmeister als Sklaven des Tribunen Maximus Decimus Meridius, wohnhaft in Tarraco, Hispania, packt seine Sachen, vermeidet jedes Gespräch und trägt die Marke offen, die ihn als Sklaven auszeichnet. Vielleicht, denkt er, ist es besser anzuzeigen, dass man einen Besitzer hat, statt das Risiko einzugehen hier im Hafenviertel zusammengeschlagen und auf ein anderes Schiff verschleppt zu werden. Mit schnellen Schritten erreicht er die nächste Taverne, mietet ein Zimmer und setzt ein Schreiben an seinen Herrn auf.


    Sei gegrüsst, mein Herr,


    meine Suche nach Deinem Neffen Empiricus ist leider erfolglos verlaufen. Seit dem es damals in Syrien keinen geringen Aufruhr gab, und zwischenzeitlich Chaos herrschte, gibt es von ihm kein Lebenszeichen mehr. Sein früherer Kommandeur konnte mir lediglich mitteilen, dass er offensichtlich von einem Ausgang nicht mehr zurückkam. Desertiert ist er jedenfalls nicht, es soll in der Gegend des öfteren vorkommen, dass Angehörige der Legion entführt oder ermordet werden, und ich kann es nur meinem Geschick zuschreiben, nicht ebenfalls verloren gegangen zu sein. Im Hafen von Cäsarea lauerte mir eine Bande auf, die versuchte mich zu entführen und vermutlich an einen Sklavenhändler zu verkaufen, ich entkam ihnen mit Müh und Not. Ich bin heute mit dem Schiff wieder in Ostia angekommen und werde alsbald nach Tarraco weiterreisen und dann nach meiner Ankunft genaueren Bericht ablegen. Mögen die Götter in der Zwischenzeit mit uns allen sein.


    geschrieben mit eigener Hand
    Gallus


    Das Schreiben bringt er noch am selben Abend zur nächsten Poststelle und hofft es möge so schnell als möglich in Hispania ankommen. Er begiebt sich wieder zurück zur Taverne, bestellt dort einen Becher billigen Weins und wartet darauf, dass er müde wird um sich weniger später zu Bett zu begeben.