Beiträge von Aurelia Minervina

    Wie sie da so vor der Villa wartete, meinte sie plötzlich etwas aus dem Inneren des Anwesens gehört zu haben. Sie horchte auf. Hatte da etwa jemand Schmerzen?! Diese Laute, die nach draußen drangen, klangen fast so danach... augenblicklich bekam Minervina ein mulmiges Gefühl. Dabei war sie ohnehin schon nervlich angespannt. Was ging da bloß vor? Sie sah fragend ihren Sklaven an der Tür an, doch dieser guckte ebenso verwundert und zuckte nur mit den Schultern.


    Kurz darauf wurde auch schon die Tür geöffnet und beim Anblick dieses großen, dunklen Ianitors beruhigte sie sich nicht wirklich. Auch der Sklave fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Eingeschüchtert von der Statur und der dunklen Haut des Ianitors begann er seinen Satz runterzurattern. "S... sei gegrüßt. Meine domina Aurelia Minervina ist eingetroffen und wünscht eingelassen zu werden. Sie ist die Nichte des werten Marcus Aurelius Corvinus." Minervina selbst hielt sich währenddessen nicht weit von der Tür auf, schließlich wollte sie alles genau mitbekommen.

    Die Hinreise war ohne Zwischenfälle vergangen, dennoch war die junge Aurelia erleichtert, als sie endlich das langersehnte Ziel erreicht hatte. Dieses ständige Geschaukel im Reisewagen war doch ziemlich strapaziös. Zudem sah sie voller Freude dem Treffen ihrer Familie entgegen.


    Endlich kam der Wagen zum Stillstand. Minervina atmete noch ein mal tief durch und entstieg schließlich galant aus dem Reisewagen. Hier stand sie nun vor der Villa Aurelia. Ein wahrlich prächtiges Anwesen wie sie fand. Sie fragte sich, wie es erst im Inneren der Villa aussehen musste, wenn sie schon von außen so viel Stil und Eleganz ausstrahlte. Ganz gespannt war sie natürlich auf ihr eigenes Cubiculum. Ob man es bereits für sie hergerichtet hatte?


    Gleichwohl sie sich vor das bevorstehende Wiedersehen freute, kurz bevor es ernst wurde, machte sich in ihr eine unangenehme Aufregung breit. Plötzlich drängten sich unbequeme Fragen auf. Wie man hier wohl auf ihre Ankunft reagieren würde? Vor einigen Wochen hatte sie sich zwar in einem Brief an ihren Onkel Corvinus angekündigt, trotzdem war sie sich unsicher, wie man sie hier empfangen würde. Und wie die restlichen Familienmitglieder wohl so waren? Hoffentlich waren sie nicht allzu streng.


    Sie starrte weiterhin die Villa an und versuchte somit ihre innere Unruhe zu unterdrücken. Du machst dir mal wieder viel zu viele Gedanken! Während sie sich selbst gut zuredete, eilte ein Sklave zur Porta und klopfte eifrig an die Haustür.

    Nach und nach verging die Zeit. Es war bereits Mittag und mittlerweile hatte sich der Nebel verzogen. Doch am Himmel war noch immer kein Wölkchen zu sehen. Nur sehr langsam verstrich die Zeit und je mehr sich der kleine Trupp sich Rom näherte, desto aufgeregter wurde Minervina. Immer wieder lugte sie neugierig nach draußen, in der Hoffnung, dass Rom bereits in Sicht war.


    Und tatsächlich! Nach einiger Zeit tauchte schließlich eine Stadt hinter den Hügeln auf. Eine Stadt, wie es nur eine sein konnte. Rom. Das Herz des Imperiums. Minervina erkannte ihre Heimatstadt sofort und ihr Gesicht erhellte sich. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern und sie würde an ihrem Ziel angekommen sein. Dann würde sie ihre Familie nach all den Jahren wiedersehen. Endlich!


    Es war noch früh am Morgen als ein Reisewagen samt Gefolge über den harten Boden der Via Appia rumpelte. Es versprach ein sonniger Tag zu werden, am Himmel war nicht eine einzige Wolke zu sehen. Doch kühl war es noch und der morgendliche Nebel lag wie ein leichtes Tuch über den Hügeln Italias.


    Im Reisewagen saß Minervina, eine junge Aurelia, die sich auf dem Weg in ihre Heimat befand. In den letzten Jahren hatte sie sich bei ihrer Tante Matidia im Süden Italias aufgehalten, wo sie eine gute Erziehung und Bildung genossen hatte. Doch nun war es an der Zeit, dass sie zu ihrer Familie heimkehrte.


    Fasziniert schaut Minervina nach draußen in die Ferne und betrachtet das beeindruckende Schauspiel, wie sanfte Nebelschwaden über die Wiesen und Äcker schwebte. Sie liebte die Natur, vor allem wenn sie sich in solch einer Eleganz präsentierte. Im Grunde genommen mochte sie alles, das Sinnlichkeit und Ästhetik ausstrahlte. Schönes hatte sie schon immer angezogen, denn sie verband es mit Frieden und Harmonie. Damit waren nicht nur Äußerlichkeiten gemeint, sondern die unterschiedlichsten Dinge. In jeder noch so unscheinbaren Kleinigkeit kann die junge Aurelia etwas Anmutiges entdecken.


    Minervina seufzte kaum hörbar und lehnte sich zufrieden zurück. Sie freute sich schon sehr darauf, ihre Familie wiederzusehen. Besonders auf das Treffen mit ihrem Bruder war sie gespannt. Sie hatte in schon Jahre nicht mehr gesehen. Wie er wohl mittlerweile aussah? Und was aus ihm geworden war? Hoffentlich würde es nicht mehr allzu lange dauern bis sie bei ihrer Familie angekommen war.