Beiträge von Aurelia Minervina

    Aufmerksam lauschte Minervina den Worten ihres Onkels. Er hatte was? Celerina nach Hause begleitet? So so, das war ja höchst interessant! "In der Tat haben wir uns angefreundet. Stell dir vor, Flavia Celerina hat mir erst kürzlich eine Einladung zu sich in die Villa Flavia geschickt. Ich werde sie in den nächsten Tagen besuchen." Was er dazu wohl sagen wird? Just in diesem Moment trat die junge Sklavin ein und brachte die bestellte Erfrischung herbei. Dankend nahm Minervina den Becher Traubensaft an sich und nippte daran. "Möchtest du vielleicht auch etwas trinken?"


    Als Corvinus sie schließlich auf die ludi scaenici ansprach, nickte sie eifrig. "Eine fabelhafte Idee! Gerne begleite ich dich und die anderen zu den ludi scaenici." Es war nur selbstverständlich für sie gewesen, diese Einladung anzunehmen. Abgesehen davon, dass sie ohnehin eine Vorliebe für Theateraufführungen hatte, würde sie ganz sicher nicht in der Villa zurückbleiben, während sich der Rest der Familie im Theater vergnügt. Mit einem Lächeln auf den Lippen strahlte sie ihn an. Doch ihr Strahlen wandelte sich umgehend in einen überraschten Blick, als Corvinus bekannt gab, dass auch Flavia Celerina mit ihnen kommen würde. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet, zählte dann aber eins mit dem anderen zusammen. Also, er findet sie nett, hat sie zur Villa geleitet und nun zu den ludi eingeladen? Hieß das etwa...? Hatte ihr Onkel womöglich Interesse an ihr? Ganz so abwegig erschien ihr der Gedanke nicht. Celerina ist in seinem Alter – vielleicht etwas jünger – und hübsch anzusehen ist sie auch. Obendrein – und das war ja eigentlich von größerer Bedeutung – ist sie unverheiratet und Mitglied einer angesehenen, patrizierischen Familie. Minervina malte sich schon so einiges aus, fing sich dann aber recht schnell wieder. "Ach, tatsächlich? Welch überaus angenehme Überraschung!" Mehr wollte ihr auf die Schnelle nicht einfallen und so hoffte sie nur, dass ihm ihr verblüffter Gesichtsausdruck von gerade eben nicht allzu sehr aufgefallen war. Insgeheim beschloss sie bereits, die Beiden bei den ludi scaenici und auch sonst nicht aus den Augen zu lassen.

    Ich war ja schon in der letzten Zeit wegen der ollen Lernerei nicht besonders aktiv. Jetzt geht es in die heiße Phase! Wegen schriftlichen Prüfungen werde ich wohl frühestens am Donnerstag wieder da sein. Versprechen kann ich aber nichts, vielleicht mache ich die folgenden Tage auch erst mal einen drauf... :D

    Das Wetter war heute ausgesprochen schön und daher hatte Minervina beschlossen, dass dieser herrliche Tag sich exzellent dazu eignete um endlich der Einladung von Flavia Celerina nachzugehen.


    Die aurelische Sänfte schaukelte träge durch die Straßen Roms bis sie schließlich an der flavischen Villa angekommen war. In Begleitung zweier Sklavinnen, die eine mit hellem Haar aus dem Norden stammend, die andere dagegen mit honiggoldener Haut aus einem der östlichen Teilen des Imperiums, trat die junge Aurelia an die porta heran. Sie nickte zu der hellhaarigen, nordischen Sklavin als Zeichen, dass diese an der Tür klopfen sollte, was sie ohne zu Zögern dann auch tat.


    *tock tock tock*


    Während Minervina sich in der Zwischenzeit im Hintergrund aufhielt und nur mit einem Ohr das zaghafte Klopfen vernahm, musterte sie eingehend die prunkvolle Villa und malte sich dabei schon das Innere des Anwesens aus.

    Draußen im Garten angekommen – hier bei frischer Luft und strahlendem Sonnenschein konnte sie sich am besten konzentrieren - nahm sie an einem runden Tischchen Platz und begann sogleich eine Antwort zu verfassen.



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    Flavia Celerina
    Villa Flavia Felix
    Roma



    Salve Flavia Celerina,


    mit großer Freude habe ich deinen Brief erhalten. Es freut mich, dass du unsere Bekanntschaft vertiefen möchtest. Daher möchte ich deine Einladung gerne annehmen und dich in den nächsten Tagen besuchen kommen.


    Ich freue mich schon sehr darauf mit dir ausgedehnte Gespräche über die allerneuste Mode und andere wichtige Themen führen zu können. Und natürlich bin ich schon ganz gespannt die Villa Flavia Felix zu besichtigen.


    Bis zu unserem Wiedersehen verbleibe ich mit den besten Grüßen.


    Vale,


    Aurelia Minervina
    -------------------------------------------------------


    Zufrieden überflog die Aurelia in aller Ruhe ihren Brief noch ein, zwei mal und ging anschließend wieder ins atrium. Dort übergab sie der wartenden Sklavin ihren Brief. "Hier, überreiche deiner Herrin diesen Brief und richte ihr aus, dass ich mich überaus geehrt fühle eine Einladung von ihr erhalten zu haben." Ehe sie ging, bedachte sie die blonde Frau noch mit einem strengen Blick, der ihr klarmachen sollte, dass sie gut auf den Brief aufzupassen hatte. "Der Junge hier wird dich noch bis zur porta begleiten." Kaum hatte sie zuende gesprochen, drehte sie sich auch schon um und rauschte von dannen.

    Nur zu gut bemerkte Minervina seinen erstaunten Blick, was sie nur noch mehr verunsicherte. Hätte sie ihn doch mit Marcus ansprechen sollen? Wieso war sie überhaupt so unsicher? Für gewöhnlich war sie doch sonst nicht so. Ganz im Gegenteil, sogar sehr selbstsicher. Vielleicht lag es daran, dass sie ihren Onkel schon so lange nicht gesehen hatte und ihn eigentlich kaum kannte. An frühere Treffen mit ihm konnte sie sich nur schwach erinnern und selbst wenn sie sich noch daran entsinnen könnte, so hat er sich mit Laufe der Zeit bestimmt verändert. Während all diese Gedanken sich in ihrem Kopf abspielten, ließ sie sich äußerlich nichts von ihrer Unsicherheit anmerken - zumindest versuchte sie es – und trat zur cline um dort wieder Platz zu nehmen.


    Auf sein Kompliment hin wurde sie aber dann doch lockerer und zumindest bei ihr war damit das Eis gebrochen. Das hast du jetzt aber schön gesagt! lag es ihr schon auf der Zunge, behielt es aber dann doch für sich. Stattdessen lächelte sie ihn nur verschmitzt an. "Danke, das muss wohl in der Familie liegen." Ihr Blick fiel auf den Brief, den er in seiner Hand hielt, und noch bevor Corvinus etwas erwähnte, wusste Minervina instinktiv, dass er nur von ihrem Bruder war. Endlich, Ursus hatte ihr geschrieben! Sie hatte schon sehnsüchtig darauf gewartet etwas von ihm zu hören. Schließlich machte sie sich große Sorgen um ihn, auch wenn sie davon ausgehen konnte, dass er selbst im fernen Germania zurecht kommen würde. "Oh, das freut mich! Ihm geht es doch hoffentlich gut?" Dankbar nahm sie den Brief entgegen und legte ihn behutsam auf ihren Schoß, wo sie ihn ruhen ließ. Sobald sie für sich alleine wäre, würde sie ihn lesen. Nun aber widmete sie sich erstmal den Fragen von ihrem Onkel. Dass dieser ihr den Brief persönlich übergab und sich ein wenig Zeit für sie nahm, fand sie ganz bezaubernd. "Danke, mir geht es bestens. Ich fühle mich von der Familia sehr gut aufgenommen und auch außerhalb der Villa habe ich bereits einige nette Bekanntschaften machen können. Als ich letztens den Markt besichtigte, habe ich zwei äußerst freundliche Flavier kennen gelernt: ein gewisser Cnaeus Flavius Lucanus sowie dessen Schwester Flavia Celerina. Wirklich zwei reizende Personen. Kennst du die beiden?" Ob ihre Familie mit der der Flavier befreundet war? Sie musterte ihn kurz - interessiert, nicht aufdringlich - und fuhr dann fort. "Aber sag, wie geht es dir? Was macht die Arbeit? Du hast sicherlich viel zu tun, nicht wahr?"

    Freudig nahm sie den Brief entgegen, warf der blonden Sklavin noch einen flüchtigen Blick zu bevor sie schließlich ihre ganze Aufmerksamkeit der geschriebenen Worte ihrer Herrin widmete. Welch wunderschöne Handschrift sie doch hatte! Oder hatte sie das Schreiben einem Sklaven anfertigen lassen? Wie dem auch sei, viel wichtiger war die Botschaft, die dieser Brief enthielt. Flavia Celerina lud sie tatsächlich zu sich in die Villa Flavia ein! Sie hatte also ihr Treffen auf dem Markt nicht vergessen und wollte sie nun näher kennen lernen. Natürlich würde sie diese Einladung annehmen! Minervina freute sich wirklich und strahlte über das ganze Gesicht. "Wie schön! Ich werde ihr gleich eine Antwort darauf geben." Was sie mehr zu sich selbst meinte als zu Ylva, die sie nicht mehr wirklich beachtete. Ohne zu Zögern winkte sie einen kleinen Sklavenjungen, der sich die ganze Zeit im Hintergrund aufgehalten hatte, zu sich heran. "Geh und besorge aus meinem cubiculum Schreibzeug." Der Knabe nickte eifrig und setzte sich umgehend in Bewegung. Währenddessen richtete die Aurelia wieder das Wort an die Sklavin, deren Anwesenheit ihr wieder eingefallen war. "Und du, du wartest hier bitte. Du kannst dort hinten solange Platz nehmen." Mit einer leichten Handbewegung deutete sie auf eine marmorne Bank, die sich im hinteren Teil des atriums befand.


    Es dauerte nicht lange, da hörte man schon schnell trippelnde Schritte und der Junge erschien samt Schreibmaterial wieder. "Sehr schön." Kurzerhand griff sie nach einer Schriftrolle sowie einer Schreibfeder und begab sich anschließend in den hortus, denn hier konnte sie sich am besten konzentrieren. Doch bevor sie ging, gab sie dem Sklavenjungen mit einem leichten Kopfnicken zu verstehen, dass er in der Zwischenzeit die flavische Sklavin im Augen behalten sollte. Sicher war sicher, auch wenn sie es der Sklavin von Flavia Celerina nicht zutrauen würde irgendwelche Dummheiten zu machen. Währenddessen sollte Ylva ein weiteres Mal auf eine kleine Geduldsprobe gestellt werden. 8)

    Während die beiden Frauen sprachen, nutzte Minervina die Gelegenheit und griff wie Seiana ebenfalls nach einem Häppchen. "Nun, ich bin zwar hier in Rom geboren und habe auch meine Kindheit hier verbracht, doch bis vor kurzem habe ich mehrere Jahre bei meiner Tante im Süden Italias gelebt. Im Vergleich zu Rom war es dort unten ziemlich ruhig. Jetzt muss ich mich erst einmal wieder in dieser hiesigen Stadt einleben. Manchmal habe ich den Eindruck als schlafe diese Stadt überhaupt nie." Sie machte eine kleine Pause um an ihrem Wein zu nippen und fuhr schließlich fort. "So du stammst also aus Hispania? Von Tarraco habe ich bereits einiges gehört, aber selbst war ich noch nicht dort. Sag, wie lebt es sich dort? Ist es sehr verschieden zu der Lebensart hier in Rom?"
    Davon dass die Decima nichts für Märkte übrig hatte, ahnte Minervina nicht. Nur die Tatsache, dass sie offensichtlich mehr Interesse an Lampen und ähnlichen Schnickschnack hatte, ließ sie für eine Sekunde stutzen. Dass es für eine junge Frau etwas Interessanteres auf dem Markt geben sollte als Modegeschäfte, das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Aber nun gut, die Geschmäcker waren halt verschieden.


    Als Prisca auf die öffentlichen Thermen zu sprechen kam und anschließend auch noch Seiana darauf einging, war auch Minervina davon hellauf begeistert. "Eine hervorragende Idee! Also von mir aus können wir das gerne machen. Ich war seit meiner Ankunft in Rom nicht bei den Thermen gewesen und wollte es ohnehin in nächster Zeit nachholen." Nicht dass es etwas am Bad in der Villa Aurelia auszusetzen gäbe, im Gegenteil, war es doch ganz nach Minervinas Geschmack, doch ein Besuch in den öffentlichen Bädern bedeutete viel mehr als nur körperliche Reinigung und Erholung. Ob nun Plebejer oder Patrizier, die Thermen zählten für jeden Römer als einen der wichtigsten Treffpunkte überhaupt. Oder wie Prisca es schon sehr passend erwähnte: man erfuhr dort die neuesten und spannendsten Gerüchte und die ließ sich auch Minervina nur ungern entgehen. "Wie sieht es bei euch aus? Hättet ihr in den kommenden Tagen Zeit dazu?"

    Das Klopfen an der Tür nahm Minervina gar nicht richtig wahr, denn sie ging davon aus, dass es sich um die Sklavin handelte, die sie soeben losgeschickt hatte um ihr eine kleine Erfrischung zu besorgen. Sie selbst hatte es sich erst vor wenigen Minuten auf ihrer Liege bequem gemacht und war nun in einer Schriftrolle vertieft.


    So erhob sie ihre Stimme ohne den Blick von der Schrift zu nehmen. "Herein." Die Tür öffnete sich und die Tatsache, dass daraufhin nicht wie angenommen die leisen Trippelschritte der Sklavin folgten, veranlasste sie ihren Kopf schließlich doch zu heben. Es war ihr werter Onkel, der soeben in ihr Zimmer eintrat. Nanu, mit ihm hatte sie nun gar nicht gerechnet. Schnell richtete sie sich auf, überprüfte mit einer oberflächlichen Handbewegung den Sitz ihrer Frisur und rückte ihr Kleid ein wenig zurecht, ehe sie mit einem Lächeln auf den Lippen auf ihn zutrat. "Salve..." Eine kleine Pause entstand. Wie nannte sie ihn denn jetzt am besten? Corvinus? Marcus? Oder gar Onkelchen? Nein mit Letzteres würde sie sich garantiert nicht anfreunden können. Ein Onkel, das war in ihren Vorstellungen ein alternder Mann, dessen Haar allmählich ergraute und dessen Gesicht mit der Zeit immer mehr Falten bekam, und davon war Corvinus noch weit entfernt. Wahrscheinlich wollte er das auch nicht, dass man ihn so nannte. So entschied sie sich letztendlich für sein Cognomen, welches ihr am neutralsten erschien. "...Corvinus. Schön, dich zu sehen. Was führt dich zu mir?"

    Die ganze Zeit über hatte Minervina wie gebannt das Schauspiel verfolgt und mit den Protagonisten mitgezittert. Theaterstücke hatte sie schon immer geliebt, ganz besonders solche dieser Art. Den Schauspieler des Satyrs sowie seinen zwergenhaften Kameraden hatte sie sofort ins Herz geschlossen und amüsierte sich köstlich über deren ulkiges Verhalten. Immer wieder kicherte sie mit vorgehaltener Hand vor sich hin, was allerdings nicht ganz allein an dem Stück lag, sondern auch an den Kommentaren, die aus der ersten Reihe erklangen. Ihre kleine Schale mit den süßen Feigen und Datteln hatte sich bereits während des ersten Aktes geleert, was Minervina allerdings erst bemerkte, als sie plötzlich ins Leere griff. Ihre Mundwinkel zuckten daraufhin kurz nach unten, aber ihr Gesicht erhellte sich schnell wieder als sie sich dem Theaterstück erneut zuwandte.


    In den Zwischenpausen blickte sie immer wieder mal zu den anderen hinüber. Dass ihre Cousinen Prisca und Helena mitgekommen waren, erfreute sie ohnehin, doch dass auch Flavia Celerina ihnen Gesellschaft leistete, freute sie ungemein, denn damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Minervina hatte ja ohnehin vorgehabt sie zu fragen, ob sie nicht Lust hatte sie zu begleiten, doch zu ihrer großen Überraschung war ihr da jemand anderes zuvor gekommen. Und zwar niemand Geringeres als ihr Onkel Corvinus. Sie hatte ja nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass die beiden sich bereits kannten. Wo sie sich wohl kennen gelernt hatten? Und was noch viel interessanter war, wie würde sich diese Bekanntschaft wohl noch entwickeln? Beide waren unverheiratet, soviel wusste sie. Das könnte also noch interessant werden, dachte sie sich und beschloss, diese Verbindung auf jeden Fall im Auge zu behalten.


    Nicht minder interessant war es Prisca und den Flavier, der sich im Laufe des Theaterstück zu ihrer Gruppe dazugesellt hatte (und sich überdies als Celerinas Onkel herausstellte – Rom war wirklich klein!), zu beobachten. Versonnen betrachtete sie die beiden Patrizier unauffällig von der Seite. Was genau zwischen ihnen lief, dass wusste sie nicht, aber wenn man sie so betrachtete, gaben sie ein wahrlich schönes Paar ab! Als Prisca sich zu ihnen wandte, fühlte sich Minervina ein bisschen ertappt. Hoffentlich hatte es jetzt nicht so ausgesehen, als hätte sie die beiden angestarrt. Schnell nickte sie ihr zu. "Da gebe ich dir vollkommen Recht. Wirklich hervorragend diese Aufführung."


    Sie nahm sich eine Handvoll Nüsse, reichte das Tütchen weiter und schaute anschließend wieder zur Bühne. Hach ja, zu gerne hätte sie auch einen charmanten jungen Mann neben sich sitzen gehabt, an dem sie sich jetzt anlehnen könnte. Aber nun gut. Wenigstens hatte sie ja noch ihre Cousine Helena, die neben ihr saß. Sie sah heute wirklich zauberhaft aus, aber auch Minervina entging es nicht, dass sie sich anscheinend nicht so richtig auf das Schauspiel konzentrieren konnte. Was wohl los war? Nachdem der Vorhang wieder zufiel und es eine erneute Pause gab, lehnte sich Minervina vorsichtig zu ihr hinüber. "Helena, stimmt etwas nicht?"

    Die Sklavin von Flavia Celerina hatte hoffentlich etwas Geduld mitgebracht, denn obwohl Minervina sich beeilte, so dauerte es doch einige Zeit bis sie endlich im atrium erschien. Sofort fiel ihr der blonde Schopf ins Auge und sie trat auf die junge Frau zu. "Salve, du bist die Sklavin von Flavia Celerina, nicht wahr? Man sagt, deine Herrin schickt zu mir um einen Brief zu übergeben?" Erwartungsvoll blickte sie die Leibsklavin an und hätte am liebsten noch ein quengeliges Wo ist denn nun der Brief? Rück ihn schon raus! angefügt, weil sie es kaum erwarten konnte zu lesen, was Flavia Celerina ihr schrieb. Doch auch wenn es sich vor ihr nur um eine Sklavin handelte, so hatte sie als Aurelia Manieren und wartete stattdessen gespannt ab.

    Schmunzelnd hörte sie dem Jungen zu, was er ihr zu berichten hatte. Wie er vor ihr stand und daher druckste war wirklich drollig. Doch was sagte er? Eine Frau, die ganz merkwürdig redete? Bevor sich Minervina allerlei Gedanken machen konnte um wen es sich dabei handeln könnte, erwähnte der Kurze gleich darauf den Namen Flavia Celerina und die Patrizierin verstand. Das konnte also nur ihre Leibsklavin sein, die die Flavia auf dem Markt begleitet hatte. Ihre eigenartige Ausdrucksweise war auch ihr gleich aufgefallen. Oh, und sie hatte einen Brief dabei? Für sie ganz alleine? Ihre Augen begannen zu leuchten. "Aber ja doch, sie soll ihn mir geben. Schick sie am besten ins atrium, ja?" Während der Kleine wieder zur porta verschwand, erhob sie sich und begab sich in freudiger Erwartung ins atrium.

    Soeben hatte Minervina hatte sich von einer jungen Sklavin die Haare für den heutigen Tag machen lassen, als es plötzlich zaghaft an ihrer Tür klopfte. Nanu, wer das wohl war? "Herein." Mit einem Kopfnicken deutete sie der Sklavin, dass diese die Tür öffnen sollte. Diese gehorchte auch sofort und eilte zur Tür. Als die Aurelia den kleinen Sklavenjungen dort stehen sah, warf sie ihm ein fröhliches Lächeln zu. Nein, was war der Kleine putzig! "Was kann ich für dich tun?"

    Verhalten schritt Minervina durchs triclinium und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Sie erblickte die köstlichen Weine und die appetitlich aussehenden Vorspeisen, die nur darauf zu warten schienen von ihr verzehrt zu werden. Auch die angenehmen Klänge der Lyraspielerin vernahm sie mit Wohlwollen. Anschließend schaute sie sich um welche Plätze welchen Gästen zugewiesen waren. Zu ihrer Freude stellte sie fest, dass die Frauen beisammen saßen. Schön, so hatte sie eine gute Gelegenheit die junge Decima, die sich ihnen bereits im tablinum als Seiana vorgestellt hatte, besser kennen zu lernen. Diese wandte sich auch gleich zu Prisca und Minervina, als sie auf den Klinen Platz genommen hatten. "Ich freue mich ebenfalls deine Bekanntschaft zu machen." Sie lächelte ihr zu und ihr Lächeln wurde noch ein wenig größer, als die junge Frau fortfuhr. "Da haben wir ja etwas gemeinsam. Auch ich halte mich noch nicht lange in Rom auf und kenne noch nicht viele hier. Von Rom selbst habe ich bis auf den Markt leider noch nicht viel gesehen. Ich könnte dir daher nur die Adressen einiger guter Modehändler nennen." Verschmitzt zwinkerte sie ihrem Gegenüber zu. Dann fiel ihr Blick auf Prisca. "Aber meine liebe Cousine Prisca hier, sie verweilt schon länger in Rom. Vielleicht kann sie dir oder besser gesagt uns ein paar Empfehlungen aussprechen? Worin liegen denn deine Interessen, wenn ich fragen darf?" Während sie auf Priscas Reaktion und Seianas Antwort wartete, winkte sie einen der Sklaven herbei, damit dieser ihr einen Becher Wein einschenken konnte.

    Nun war es soweit. Ihr geliebter Bruder war aufgebrochen und würde für lange Zeit im fernen Germanien verweilen. Ein ganzes Jahr. Allein bei diesem Gedanken verspürte sie einen Stich. Warum nur? Sie hatte Ursus doch erst vor kurzem wiedersehen dürfen und nun verschwand er auch schon wieder aus ihren Augen. Außerdem hatte er doch jetzt offiziell ihre Vormundschaft übernommen. Wie konnte er da nur einfach abhauen und sie hier im großen Rom alleine lassen? Natürlich konnte sie ihm keine Vorwürfe machen, sie verstand ja die Gründe für seinen Aufbruch. Zudem würden sie sich regelmäßig schreiben. Dennoch, die Tatsache, dass sie von nun an so weit entfernt voneinander waren, machte sie traurig.


    In einer dunklen Ecke im hinteren Teil des Atriums hatte Minervina gestanden und aus sicherer Entfernung den Aufbruch der bunt gemischten Reisegruppe beobachtet. Die rothaarige Sklavin hatte sie auch unter ihnen entdeckt. Ob es eine gute Idee war sie mit nach Germanien zu schicken? Sie war doch noch so neu, konnte man ihr da überhaupt schon vertrauen? Nun, ihr Bruder wird schon seine Gründe gehabt haben sie mitzunehmen. Ach Ursus... wie sehr wird sie ihn vermissen. Ein leises Seufzen entwich ihren Lippen. Sie ertrug einfach keine Verabschiedungen! Ein Glück das Ursus davon wusste. So konnte sie sich von ihrem Bruder bereits am Abend zuvor herzlich verabschieden. Allein und in aller Ruhe. Nicht inmitten dieser ganzen Hektik, die gerade noch im Atrium geherrscht hatte. Auch als die Reisenden schon längst aus dem Atrium verschwunden waren, stand sie immer noch wie versteinert in ihrer Ecke und blickte wehmütig in die Richtung, in der noch eben Ursus gestanden hatte. Hoffentlich würde er wohlbehalten zurückkommen. "Mögen dich die Götter beschützen, lieber Bruder." Ein letzter Blick, dann wandte sie sich um und verschwand in einen der Gänge um sich in ihr Cubiculum zu begeben.

    Brrr. Es lief ihr kalt über den Rücken hinunter, als Minervina die Sklavin in dem sonst so klangvollen Latein sprechen hörte. Was für ein eigenartiger Akzent! Diese Laute... sie klangen so hart und rau in den Ohren der Aurelia. Ob sie wohl eine von den Germanen war? Oder handelte sich bei ihr doch eher um eine Keltin? Sie konnte es nicht genau einschätzen, dazu kannte sie sich mit den nordischen Völkern zu schlecht aus. Auch als sie ihren Namen nannte, konnte Minervina nicht ausmachen, woher diese rothaarige Frau stammen könnte. Letztendlich spielte das aber auch keine Rolle. Eins dagegen war aber nun sehr klar. Sie hielt sich wohl noch nicht lange in Rom auf und war erst recht noch nicht lange Sklavin. Wahrscheinlich war ihr deswegen wohl auch nicht bewusst, dass an dieser Stelle eine verdammt gute Entschuldigung ihrerseits nötig wäre. Vielleicht beherrschte sie aber auch einfach nicht die lateinischen Worte um sich zu entschuldigen. Die dritte Möglichkeit, weshalb sie sich nicht entschuldigte, weil sie schlichtweg aufsässig gegenüber Römern war, schloss Minervina jetzt einfach mal aus. Immerhin ihre Gestik deutete ja daraufhin, dass es ihr offensichtlich leid tat. Und weil dem so war, beschloss die Römerin darauf zu verzichten ihr eine Standpauke zu halten oder sie gar zu strafen. Wenn sie Latein noch nicht so gut sprechen konnte, würde sie es ohnehin nur falsch verstehen und das brachte niemanden weiter. Außerdem war es mehr als deutlich, dass sie sich in dieser Situation äußerst unwohl fühlte und das, so fand Minervina, war Strafe genug. "Gut, Fhionn." Dabei versuchte sie nicht allzu streng, aber auch nicht allzu gutmütig zu schauen. "Diesmal sehe ich von einer Strafe ab. Aber wehe, ich erwische dich noch einmal an meinem Schmuck... Ich kann auch anders! Haben wir uns verstanden?" Wahrscheinlich nicht, aber was soll’s, irgendwie würde sie das anhand ihrer Mimik schon richtig verstehen, dachte sich Minervina. Anschließend machte sie eine Handbewegung Richtung Tür. "Du kannst jetzt gehen." Sie blickte Fhionn noch hinterher. "Und tu mir einen Gefallen... lerne an deinem Latein."

    Zitat

    Original von Flavia Celerina


    Schön, dass du wieder da bist! :)


    Im Moment bin ich gesundheitlich ziemlich angeschlagen und irgendwie wird es nicht besser. Ich werde mich bemühen in nächster Zeit wieder etwas zu schreiben, aber versprechen kann ich nichts. :(

    Erschrocken blickte die junge Frau ihr ins Gesicht. Na, da fühlte sich wer wohl auf frischer Tat ertappt, was? Also doch, eine Sklavin. Eine unverfrorene Sklavin, die sich einfach an ihren Schmuck heranmachte. "Na, was ist jetzt?" Mit verschränkten Armen stand sie an der Tür und wartete immer noch auf eine Antwort. Geduld war nun wirklich nicht eine ihrer Stärken. Irgendwann wurde es ihr zu bunt und Minervina wollte schon auf sie zutreten um ihr die geliebten Ohrringe zu entreißen, blieb aber dann nach ein paar Schritten verdattert auf der Stelle stehen. Die rothaarige Sklavin begann plötzlich doch zu reden. Aber was bei den Göttern waren das für fremdartige Worte, die aus ihrem Mund kamen? Es dauerte einen kurzen Moment bis ihr schließlich klar wurde, dass diese Sklavin anscheinend kein Latein beherrschte. "Das darf doch nicht wahr sein..." meinte sie mehr zu sich selbst als zu der Sklavin und blickte entnervt nach oben. Oh ihr Götter, was hat dieser Haushalt nur für Sklaven! Die eine war stumm und hatte nur Unsinn im Kopf, die nächste verstand ihre Sprache nicht und machte sich zudem noch an ihren Schmuck zu schaffen. Was kam als nächstes? Minervina atmete tief ein und sah der Rothaarigen wieder ins Gesicht. Auch wenn es sich um fremdländische Worte handelte, so bekam die Aurelia den Eindruck, als täte es der Sklavin tatsächlich leid, was sie soeben getan hatte. Gewiss, sie hätte ihr auch nur etwas vorspielen können, doch da war dieser Blick in ihren Augen... Skeptisch nahm sie die Ohrringe, die ihr so zaghaft entgegen gehalten wurden. "Nun gut..." In dem Moment, wo sie ihren Schmuck in den Händen hielt, wurde ihre Miene etwas milder. "Immerhin zeigst du dich reumütig... nehme ich zumindest an. Sag, wie ist dein Name? Verstehst du überhaupt ein Wort, von dem was ich sage?"

    Die Versammlung an diesem Tag war die erste Veranstaltung, die Minervina besuchte, seitdem sie wieder in Rom angekommen war. Dementsprechend hatte sie sich herausgeputzt. Ihr Kleid war aus zarten hellblauen Stoff und mit goldenen Fäden verziert. Zuvor waren ihre Haare von einer fleißigen Sklavin in Locken hochgesteckt worden.


    Als sie zusammen mit Prisca und Ursus das tablinum betrat, schien die Versammlung bereits voll im Gange zu sein. Dicht an der Seite ihres Bruders warf sie einen neugierigen Blick in die Runde. Bedauerlicherweise war ihr kein Gesicht bekannt. Aber bisher hatte sie sich ja auch noch nicht lange in Rom aufgehalten. Was nicht ist, kann ja noch werden, dachte sie sich und lächelte verschmitzt vor sich hin, als sie bemerkte, dass überwiegend Männer anwesend waren.


    Es dauerte gar nicht lange, da wurden sie auch schon einem Herren vorgestellt. Ein stattlicher Mann. Ihm hatte man wohl diese Versammlung zu verdanken. Auf seine Verneigung hin, verbeugte auch sie sich leicht. "Senator Decimus Meridius, es ist mir eine Ehre dich kennenlernen zu dürfen." Sie lächelte ihm höflich entgegen und nickte, als er von seiner Ehefrau sprach. Das war wahrlich eine gute Idee. Bei dieser Gelegenheit konnte sie auch endlich ihre Cousine Prisca etwas näher kennen lernen. Nun lebte Minervina schon einige Tage in der Villa Aurelia und doch waren sich die beiden Frauen bisher nicht über den Weg gelaufen. Sie blickte kurz zu ihr herüber und lächelte ihr verlegen zu. Anschließend wandte sie sich wieder an Decimus Meridius. "Die Freude ist ganz unsererseits. Ich bin mir sicher, wir werden uns mit deiner Gemahlin prächtig verstehen."

    Minervina hatte soeben ein wohltuendes Bad genossen und war nun – eingehüllt in einem flauschigen Handtuch - auf den Weg in ihr Cubiculum. Ihre Haare waren noch etwas feucht und fielen offen über ihre Schultern. Als sie an ihrem Zimmer ankam, stutzte sie für einen Augenblick. Die Tür war ein Spalt geöffnet, dabei war sie sich sicher, dass die Tür beim Verlassen des Zimmers von einer Sklavin geschlossen wurde. Sie horchte auf, als sie etwas aus dem Raum vernahm. Waren das Schritte? Moment. War da etwa jemand in ihrem Zimmer?! Wenn sie eins nicht leiden konnte, dann so etwas. Doch anstatt polternd in ihr Cubiculum zu stürmen, linste sie ganz vorsichtig durch den Türspalt und bemühte sich, nicht dabei aufzufallen. Das, was sie nun sah, war wirklich allerhand! Da stand doch tatsächlich eine junge Frau in ihrem Zimmer und begutachtete die sämtliche Einrichtung. Wer um alles in der Welt war das? Wie jemand aus ihrer Familie sah sie mit ihren leuchtend roten Haaren ja nicht unbedingt nicht aus. Auch ihre Kleidung sah eher nach die der aurelischen Sklaven aus. Das wird doch nicht etwas eine Sklavin sein? Dass die Sklaven in diesem Haushalt sich manchmal so einiges herausnahmen, hatte sie ja schon bemerkt, aber das ging dann doch zu weit.


    Da die Frau mit dem Rücken zu ihr stand, konnte sie die junge Aurelia nicht sehen. Minervina dagegen konnte sie sehr gut beobachten und das Bild, das ihr bot, wurde immer unglaublicher. Jetzt ging diese Person auch noch an ihr Schmuckkästchen und kramte ihre Lieblingsohrringe hervor! Das war zuviel des Guten. Minervina öffnete kurzerhand die Tür und trat ein. Sie räusperte sich kurz. "Darf ich fragen, was das wird, wenn’s fertig ist?" fragte sie mit ruhiger Stimme und fixierte mit ihren Augen die Rothaarige an. Auf ihre Erklärung war sie nun mehr als gespannt!