Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Witjon Augenbrauen hoben und senkten sich, während Silko erzählte und gelegentlich konnte man ein Stirnrunzeln erkennen.
    "Die Wetterverhältnisse in deinem Land erscheinen mir äußerst merkwürdig. Hier liegt entweder Schnee oder es ist warm, aber beides an einem Tag und einer Nacht hört sich für mich nicht richtig an. Bei den Hautfarben muss ich dir allerdings Recht geben. Beides ist offensichtlich durch die Hand der Götter geschaffen worden, seien es nun deine oder meine Götter."
    Dann sprach Silko von 'Pyramiden'. Dieses Wort hatte er bis jetzt nur einmal auf der öffentlichen Schule aufgeschnappt. Viel wusste er nicht darüber, nur dass sie offenbar gewaltige Bauten waren, die irgendwo in der Wüste errichtet wurden.
    "Erzähl mir doch mehr über diese Pyramiden. Ich kann mir nicht im geringsten vorstellen, wie diese Bauten aussehen sollen."
    Dann ging er auf die Nachbarländer Nubiens ein.
    "Über Ägypten habe ich schon einiges in der Bibliothek lesen können. Es scheint ein sehr schönes, aber auch gefährliches Land zu sein. Und es ist die Kornkammer des Imperiums, soweit ich weiß.
    Und dieses Eritrea ist mir gänzlich unbekannt. Habt ihr dort auch so etwas wie den Limes zur Sicherung der Grenze?"

    Dann jedoch sprach Silko von einer noch merkwürdigeren Begebenheit seines Landes.
    "Moment. Was fürn Ding? Kamel? Ein Tier, das Berge auf dem Rücken trägt?" Vor seinem inneren Auge stellte er sich ein Pferd vor, das einen steinernen Rücken hatte...und extrem dumm aus der Wäsche schaute! Den wirren Gedanken schüttelte er aber schnell ab, als Silko weitersprach.
    "Nubien scheint sehr gute Krieger hervorzubringen. Sie können sich bestimmt mit den besten der unseren messen."

    Witjons fröhliche Miene verzog sich zu einem Stirnrunzeln und endete in einem sorgenerfüllten Blick. Das waren ja großartige Neuigkeiten.
    "Kann man euch nicht einmal alleine lassen? Ich dachte du bist hier der Aufpasser, wenn ich außer Haus bin. Von Lando ganz zu schweigen, versinkt der immer noch in Arbeit?"
    Seine Stimme war jetzt ernst und er sah an sich herunter. Kein Wunder, dass ihn für die Schweinerei, die er mit den nassen Klamotten anrichtete, noch niemand geköpft hatte. Sveija war ja nicht im Haus!
    "Warte, ich muss mich erst einmal waschen und umziehen, ich laufen seit heute morgen in diesen durchweichten Fetzen herum."

    Witjon hatte die Regia verlassen und preschte nun auf Skagas Rücken durch die leergefegten Straßen der Stadt. Es schüttete aus Kübeln und Thor entlud seinen Zorn über der Stadt. Witjon schauderte. Was hatten die Menschen dieser Stadt nur verbrochen, dass ein Gewitter solchen Ausmaßes über sie hereinbrach? Völlig durchnässt ritt er nun auf die Casa Duccia zu, die langsam in Sichtweite kam...

    "Wär schade drum." entgegnete Witjon lächelnd. Dann folgte er ihrem Wortwechsel mit Silko und war froh, dass Silko seinen Ausrutscher so gekonnt überging. So schnell würde er sich in dieser Sache nicht wieder verhaspeln. Aber Aquilia war offenbar genauso überfordert und man merkte ihr ihre Unsicherheit einen Moment lang an. Dass sie sich als Kuh bezeichnete, brachte Witjon zum Lachen.
    "Ja, ich glaube es ist besser, wenn wir das Thema fallen lassen. Aber du hast Recht, du machst allerdings einen sehr offenen Eindruck." Ihm als Germanen war die fehlende Palla nicht einmal aufgefallen, auf solche Dinge achtete Witjon nicht.
    "Nunja, die römischen Regeln der Kleidung sind nicht mein Fachgebiet. Ich bin in Sachen Kleidung eher anders orientiert."

    Maecenas bissiger Kommentar über das Gerede der Leute brachte Witjon ebenfalls zum Schmunzeln. "So sind die Leute halt, man kann es ihnen nie recht machen."
    Auch er richtete seinen Blick aufs Wetter und entgegnete:
    "Heute reise ich noch nicht wieder nach Confluentes ab. Ich habe hier noch einige Dinge zu erledigen." So stand er auch auf und leerte seinen Becher. "Danke für die Gastfreundschaft. Nach diesem Teufelsritt hat eine kleine Aufwärmpause wirklich gut getan."

    Witjon nahm den Becher dankend entgegen und trank vorsichtig einen Schluck vom heißen Getränk. Mittlerweile war ihm wieder warm geworden und sein Magen schrie nach Essen. Er war immerhin schon seit heute früh auf den Beinen und hatte einen aufreibenden Ritt hinter sich.
    "Ich wollte damit nicht sagen, dass du hier faul rumsitzt." zwinkerte er Maecenas zu. "Ich bin davon überzeugt, dass du deine Arbeit zügig und gewissenhaft verrichtest."
    Dann wechselte er das Thema. Er war neugierig.
    "Sag mir, was hat sich in Mogontiacum so getan? Irgendwelche Neuigkeiten?"

    Bevor Antoninus antworten konnte, kam Witjon ins Scriptorium gehetzt, warf dem Scriba einen Haufen Berichte auf den Tisch und fluchte einen glücklicherweise unverständlichen Fluch im tiefsten ubischen Dialekt.
    "Herrje, dieser verdammte Lagerhallenbesitzer macht immer noch Probleme. Der will einfach nicht einsehen, dass der Dreck auf der Straße dort nicht unser..." Er stutzte und schaute verdutzt Maecenas an.
    "Maecenas. Was machst du denn hier?"

    Er trank den letzten Schluck seines wärmenden Getränks und schaute kurz vom Becher zu Maecenas und zurück. Dann grinste er.
    "Na da hast du dir aber was gutes andrehen lassen. Ich nehme gern noch einen Becher."
    Witjon entdeckte ein triefendes Blatt, das an seiner Hose klebte und zupfte es ab, dann fuhr er fort.
    "Ja, ich musste mal wieder etwas Zucht und Ordnung zeigen. Confluentes braucht eine ordentliche Überholung."
    Dann ging er nochmal auf Maecenas Schreibtisch ein.
    "Dein Schreibtisch sieht ja richtig leer aus. Man könnte meinen du hättest zu wenig zu tun." Er lachte.

    [Blockierte Grafik: http://redcrss.re.funpic.de/Imperium%20Romanum/scriba_confluentium.gif| Scriba Potitus Fadius Antoninus
    Antoninus schaute den Fremden eindringlich an. Mit seinem eigentümlichen Sprachfehler antwortete er: "Gneeh. Der Meister ist gerade auf dem Weg nach Mogontiacum. Der wird allerdings morgen Mittach wieder zurückkehr'n. Tut ihm leid, soll ich dir ausrichten. Wennde willst, kannst du allerdings den Scriba Personalis bei seinen Aufgaben begleiten."
    Antoninus mochte den neuen Magistratus, er hatte ihn vor seinem Aufbruch über Cupidus' bevorstehender Ankunft unterrichtet. Seine anderen Vorgesetzten ließen solche Selbstverständlichkeiten leider oft genug vermissen. Der Scriba deutete auf ein Tablett mit einer Wasserkaraffe und einigen Gläsern.
    "Bitte, setz dich erstmal. Narf!" Er blinzelte zwanghaft. Diese verrückte Krankheit machte ihn noch fertig, doch er ließ sich davon nichts anmerken. "Darf ich dir etwas zu trinken anbieten? Thorleif, der Scriba Personalis des Magistratus, wird noch einige Minuten da drin beschäftigt sein. Wir haben momentan viel Arbeit."

    "Diese Kräuter schmecken wirklich gut. Sie wecken die Lebensgeister nach so einem ätzenden Ritt."
    Er grinste. So angenehm hatte er sich seine Ankunft in Mogontiacum wahrlich nicht vorgestellt.
    "Ja, ich habe mich recht gut zurechtgefunden. Auf dem Markt konnte ich direkt einen jungen Mann in meine Dienste als Scriba Personalis einstellen. Er hilft mir, das dortige Chaos zu beseitigen. Ja, dort sah es schlimmer aus, als in deinem Officium als ich abgereist bin. Hier sieht es übrigens wieder sehr passabel aus." zwinkerte er.