Beiträge von Numerius Duccius Marsus

Wijton lief gerade im Officium herum und ordnete Berichte in Regale ein.

"Herein!"

"Quark, wir suchen einfach drauf los."

Er nahm ihre Hand und schlenderte einfach mal los wohin ihn seine Füße trugen. Er hatte keine Ahnung, wo die Bibliothek lag, aber sie musste in der Nähe des Forums sein, denn dort lagen alle wichtigen Gebäude Mogontiacums.

So liefen sie an etlichen Markständen entlang, schauten nebenbei hier und da interessante Auslagen an und kamen dann an der Freya Mercurioque vorbei. Als sie an der Tür vorbeiliefen, kam ein Mann aus der Menge und rannte volle Kanne in Witjon rein. Der viel fast hin und ließ erst einmal ordentlich was hören:

"Bei Wodans Bart, kannst du verfluchter Sohn einer Wasserratte nicht aufpassen wo du hinrennst?"

Erst auf den zweiten Blick fiel Witjon auf, dass er vom Duumvir selbst umgerannt worden war, der dabei auch noch einen Haufen Tabulae und Papyri auf dem Boden verstreut hatte.

"Hmm ja so viel Zeit bleibt noch. So viel Arbeit habe ich gerade nicht, das meiste konnte ich heut morgen schon schaffen."

Witjon schaute sich um. Wo ging es denn jetzt am besten lang?

"He da! Nicht so frech!"

Er schaffte es nicht mehr dem Schlag auszuweichen und fing ihn einfach mit der Schulter ab. Er grinste seine Kusine breit an und wuschelte ihr nach diesen kecken Worten durchs Haar.

"Die Bibliothek...die habe ich noch gar nicht gesehen. Warst du da schon? Kannst du mir die mal zeigen?"

Sie war schon 15? Uh wie konnte er das nicht mitbekommen?

"Da bist du jetzt ja eine richtige Germanische Frau, eh?"

Schelmisch grinste er Dagny an und mampfte weiter Mandeln.

"Und was hast du vor als Erwachsene Duccierin?"

Witjon sah die Tränen in Sveijas Gesicht und blickte ein wenig verwirrt drein. Was war denn hier los?

"Was ist denn passiert? Kann ich helfen?"

Er hatte schon seit einer Ewigkeit nichts mehr von seiner ehemaligen Nachbarin gehört und wusste nicht ob er sich freuen sollte, sie zu sehen oder ob er sich schämen sollte, ihr nicht geschrieben zu haben.

Frech wie immer... dachte sich Witjon und lächelte seine Kusine an.

"Trüffelschwein, ja? Sehr witzig. Ich habe das da gerochen und den dazugehörigen Markstand gesucht, um mir meine Pausenmahlzeit zu kaufen. Aber jetzt habe ich ja etwas günstigeres gefunden."

Er grinste und nahm sich eine Handvoll Süßes aus der Tüte.

"Danke vielmals.

Und dich hat man also wirklich ganz alleine raus gelassen. Sogar mit Geld in der Tasche. Nicht schlecht, du wirst ja langsam richtig erwachsen."

Er zwinkerte ihr belustigt zu und schob sich zwei gebrannte Mandeln in den Mund. Mhh lecker!

Witjon hatte einen harten Tag hinter sich und war froh, endlich zuhause zu sein. Er strebte auf der Stelle die Küche an, denn dort war sicherlich noch etwas warmes zu essen zu finden.
Als er in den Raum schlurfte, fand er Albin vor, der gerade dabei war, eine Besucherin zu trösten.
Witjon schaute genauer hin und erkannte das Gesicht sofort.

"Sveija?"

Witjon hatte schon eine Menge Arbeit in der Freya und der Regia erledigt und genoss nun seine Mittagspause. Er schlenderte ein wenig über das Forum und ließ die Sonnenstrahlen und das rege Treiben auf dem Marktplatz auf sich wirken, während er nach einer geeigneten Pausenmahlzeit suchte.

Er wich gerade einem kleinen Rotzbalg aus, das ihn fast umgerannt hätte und ging mit einem leisen Fluch auf den Lippen weiter in Richtung Markthalle. Plötzlich stieg ihm ein eigenartiger Geruch in die Nase. Witjon blieb stehen und schnupperte. Das roch irgendwie...nach Fisch?!? Nein, das war der gammelige Marktstand vom Fischer Rolf. Aber da war noch etwas anderes, denn als der Wind sich ein wenig drehte, roch er noch etwas anderes. Den Geruch von...gebrannten Mandeln! Ja das wars. Mit einem Mal lief Witjon das Wasser im Mund zusammen und er schaute sich fieberhaft nach dem Markstand um, der Süßigkeiten verkaufte.

Witjon lief nun kurzerhand auf die Markthalle zu, denn von den Stufen dort konnte man den Marktplatz sicherlich leichter überblicken. So würde er den Süßigkeitenstand schneller finden.
Als er so auf die Halle zuging, registrierte er plötzlich ein Gesicht in der Menge, das ihm wohl bekannt war. Erst wollte er es nicht glauben, aber da saß doch wirklich auf dem großen Stein vor der Markthalle die kleine Kusine Dagny. Witjon blickte sich erstaunt um und suchte nach einer Begleitperson oder einem Beschützer oder so etwas, konnte aber niemanden entdecken.

Kurzerhand ging er zu Dagny hin und begrüßte sie fröhlich:

" Heilsa Kusinchen! Schöner Tag heute findest du nicht? Bist du ganz alleine hier?"

Mal zu den InTrigen (;)): Ich würde behaupten, dass man interessante Intrigen spielen kann, auch als Frau, wenn man sich vorher mit seinem Mann SimOff abspricht und dann in den jeweiligen Dialogen SimOn nur andeutet, was passieren wird. So ist verhindert, dass der Betroffene schon vorher liest, was ihm übles passieren wird. Und wenn es dann soweit ist, ists bereits zu spät.

Na gut, schnell raus hier, bevor der seine Meinung noch änderte oder seine Laune von ironisch auf stinkig umschlug.

Witjon bedankte sich und verschwand dann unauffällig aus dem Officium. Dem Scriba nickte er kurz zu und weg war er...

Scheinbare Einwilligung? Fähig, den Betrieb zu führen? Der hatte ja keine Ahnung. Witjon grinste abermals.

"Nun, Lando hat mir den Betrieb reinen Gewissens überlassen und ist sich offenbar sicher, dass ich damit gut wirtschaften werde. Keine Sorge, es kann nur gut für die Freya sein.

Muss dein Scriba noch eine Kopie von dem Wisch anfertigen oder kann ich das Ding direkt wieder mitnehmen? Gibt noch so einiges zu tun heute."

Er lächelte über Harlifs Unmut und grinste in sich hinein. Solche Tage mit ätzenden Gesprächspartnern und Bergen an Arbeit kannte er auch.

Witjon wurde von Harlif hereingebeten und setzte sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Als Harlif sich ebenfalls gesetzt hatte, begann Witjon:

"Heilsa. Lange nicht gesehen. Wie läufts bei dir?"

Er grinste ein wenig, denn er wusste, dass der Duumvir eigentlich keine Zeit hatte, zu plaudern. Witjon hatte selbst zwar auch keine Zeit, aber den Spass wollte er sich nicht nehmen lassen.

Witjon trat ein und traf den Scriba mit jemand anderem im Büro an.

"Salve. Ich hoffe ich störe nicht. Ich wollte mich nur nochmal wegen der Urkunde melden. Ist der Duumvir anwesend?"

Die beiden Brüder und Lando traten wieder auf die Straße heraus. Arbjons Kamerad schaute sich kurz zu allen Seiten hin um und drückte diesem dann unauffällig den Besen in die Hand.

"Wir sehen uns bald wieder, ja? Dafür lasse ich mich sogar von dir verprügeln." sagte Witjon mit einem breiten Grinsen.

"Na das kann ja heiter werden..."

Witjon nahm einen großen Schluck Wein. Er wurde ein wenig bleich, als er an einige unschöne Momente zurückdachte. Er würde nicht wieder eine Nacht in einem Schweinetrog verbringen....aber das war eine andere Geschichte. Insgeheim war er allerdings überglücklich, seinen Bruder bald öfter sehen zu können.

Witjon stand neuerlich vor dem Officium des Scribas und klopfte ungeduldig. Diesmal hatte er nicht so viel Zeit und wollte eigentlich nur schnell diese verflixte Urkunde vom Duumvir abgezeichnet bekommen. Seine Betriebe warteten schon darauf, neue Bestellungen aufzunehmen.

Erst klappte Witjons Kinnlade auf den Boden, dann wurden seine Augen groß wie Tomaten....so etwas dreistes hatte er schon lange nicht gehört. Musste daran liegen, dass er seinen Bruder schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte.

Blitzschnell setzte er sich grade auf die Pritsche, schaute an sich herunter und meinte etwas bestürzt:

"Nun äh, das also..."

Bei den Göttern, dieser Kerl war aber auch kackendreist!

"Yo, ein wenig Training und aus dem Bauch wird ein Brett."

Witjon grinste breit und schaute kurz zu Lando herüber, der sich noch einen Kommentar wohl nicht würde verkneifen können...

Dass sein Bruder jedoch ihren Vater und das gemeinsame Waffentraining ansprach, machte Witjon kurz ein wenig nachdenklich.

"Hmm, du hast wohl Recht. Ich gebe mich in letzter Zeit zu sehr der römischen Dekadenz hin. Das Training an der Sax oder mit dem Gladius würde mir eindeutig gut tun, in körperlicher hinsicht wie auch um mal wieder alte Angewohnheiten zu pflegen."

Er hatte schon lange nicht mehr gekämpft und sogar vor einem Übungskampf mit Lando vor einiger Zeit zurückgeschreckt, weil er fürchtete, sich zu blamieren. Das musste ein Ende haben...

Dann wurde Witjon erst auf die Übungswaffe aufmerksam.
"Was meinst du? Ach diese Holzklöppel da...frag doch mal den Kerl in eurem Magazin, der nimmt die Lieferungen doch in Empfang oder?"

Auf die Idee, selbst solche Waffen herzustellen, kam er nicht...

"Das hört sich ja nach einem guten Angebot an. Die Unmengen an Garum müssen sicherlich auch bald wieder aufgefrischt werden, so viele Soldaten verbrauchen doch sehr viel Proviant. Kann die Ala dafür nicht noch einige Gewürze verschiedenster Art brauchen? Wir können da eine große Auswahl an Küchengewürzen anbieten, um das Garum nach so langer Lagerung wieder etwas frischer Schmecken zu lassen."

Über den Preis verlor Witjon vorerst kein Wort, da würde sich später Lando vielleicht einschalten. Erst einmal wollte er einen Ausgleich für den verlorenen Absatz an Stutenmilch und Geschirr schaffen. Er hoffte, dass über eine Lieferung von Garum und Gewürzen noch zu reden war.

Witjon wusste nicht, von wem die beiden redeten und zog nur gelegentlich mal eine Augenbraue hoch, während er zuhörte. Dann kam sein Bruder allerdings auf seinen Feldeinsatz zu sprechen und Witjon richtete sich auf der Pritsche auf. Arbjon berichtete ausführlich und Witjon bekam bei einigen seiner Erzählungen große Augen. Spannend und erschreckend zugleich schilderte der große Bruder seine Erlebnisse und als er geendet hatte, atmete Witjon erst einmal durch.

"Ich bin glücklich, dass du trotz aller Verluste und Gefahren wohlbehalten wieder zurück bist. Wodan und Thor haben dich unter ihren Schutz genommen und dafür danke ich ihnen. Es tut mir leid um euren Duplicarius, doch das lässt sich nun ja leider nicht mehr rückgängig machen. Hoffen wir, dass die Gegend in nächster Zeit nicht von weiteren Banditenbanden heimgesucht wird.
Über ein langweiliges Leben kannst du ja offensichtlich nicht klagen. Ich freue mich für dich, dass du hier so gute Kameraden hast und alles so glimpflich für dich gelaufen ist.."

Seine Worten waren aufrichtig, doch beneiden konnte Witjon seinen Bruder trotz allem nicht. Allein diese Baracke ließ ihn mit großer Wertschätzung an die Casa Duccia denken und an die vielen Angenehmen Luxusgüter, die man dort genießen konnte. Er nahm einen Schluck aus seinem Becher und schaute Arbjon lächelnd an. Eine kleine Pause entstand, in der niemand etwas sagte. Da kam ihm ein Gedanke, der seinen Bruder bestimmt brennend interessieren würde.

"Weisst du, ich habe in Mogontiacum einige tolle Frauen kennen gelernt."
Er schaute zu Lando hinüber, dem dieses Thema vermutlich nicht gefallen würde, doch das konnte Witjon nicht wissen, er war über Landos Erfahrungen mit den Damen der Gens Quintilia nicht im Bilde.

"Sie sind Quintilierinnen. Zwei Kusinen, beide schön wie Waldnymphen und doch so unterschiedlich wie Feuer und Wasser."

Witjon war gespannt, was sein Bruder zu dieser Neuigkeit sagen würde, denn er war noch nie der Frauenschwarm gewesen. Er hatte immer auf dem Hof gesessen und Arbjon dabei zu gesehen, wie er den Nachbarmädchen den Kopf verdrehte. Er selbst hatte bis jetzt nur wenige und nicht sehr langwierige Beziehungen zu Frauen gehabt, dazu war er in der Obhut des Hofs und im Schatten seines Bruders einfach zu schüchtern gewesen. Oder er war einfach zu beschäftigt mit anderen Dingen, die ihn von einer intensiven Beschäftigung mit dem weiblichen Geschlecht abhielten.

Seit er jedoch den Hof verlassen hatte, war alles etwas anders gekommen. Witjon war selbstständiger geworden, sein Selbstbewusstsein war stärker geworden und nach kurzer Zeit im Stadtleben hatte sich etwas in Witjon getan. Er war Unternehmungslustiger geworden und genoss die vielen Menschen in der Umgebung.