Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Nachdem ich das Pfingstwochenende in Berlin verbracht habe und jetzt erst die Gratulationen sehe, darf ich dennoch sagen: Dankesehr allerseits! :)



    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    Denn auch wenn du spätestens ab heute, wie ich las, auch nach deutschem Recht nicht länger ein 'junger Mensch' bist, wissen wir doch alle, dass selbst das Recht nicht immer recht hat. Die Wahrheit ist schließlich: Männer werden 7 - danach wachsen sie nur noch! ^^


    Was du alles liest! Jetzt fühle ich mich viel besser. :D

    Octavena offenbarte ihre Schwangerschaft und die anwesenden Ducci drückten ihre Freude und Glückwünsche durch Klopfen aus. Die Herren der Runde zeigten sich dabei nicht gerade euphorisch, was Witjon mit einem Achselzucken abtat. Phelan war sowieso seit einiger Zeit nicht mehr er selbst und Alrik war noch nie einer gewesen, der sonderlich ausschweifende Gefühlsregungen gezeigt hatte. Deshalb war es auch eher die Sache der Frauen am Tisch, Octavena zu beglückwünschen. Dass natürlich auch immer die Sorge um Mutter und Kind Begleiter aller guten Wünsche war, verstand sich von selbst, war jedoch nach Witjons Meinung keineswegs ein Grund, die Freude zu trüben. Er erhob deshalb seinen Bierhumpen und sprach in die Runde: "Erheben wir unsere Krüge auf meine liebe Gattin! Möge Frigg ihre schützende Hand über sie halten!" Dass dieser Augenblick für Phelan unangenehm sein könnte, war Witjon zwar bewusst. Aber der Pontifex musste sich langsam damit abfinden, dass das Leben weiterging, und Witjon war nicht gewillt sich die fröhlichen Momente des Lebens durch einen stets sauertöpfischen Verwandten vermiesen zu lassen.

    "Allerdings", schmunzelte Witjon angesichts Curios Bemerkung über den Zusammenhalt der Duccii. "Ich freue mich sehr, neuen Nachwuchs in Midgard willkommen heißen zu können", erklärte er gutgelaunt. Daraufhin eröffnete Curio den Gästen, dass Runa kurzzeitig im Kindbett ein Fieber bekommen hatte, was Witjon aufhorchen ließ. Einen weiteren Todesfall einer Wöchnerin würde seine Sippe nur schwer verkraften, insbesondere der frische Großvater nicht, der ja am Tod seiner eigenen Frau schon so schwer zu tragen hatte. Bei Witjon klingelten also alle Alarmglocken, bis der Helvetier zum Glück gleich davon berichtete, dass Runa wohlauf war. Witjon entspannte sich und lächelte daraufhin umso breiter. "Das freut mich zu hören", kommentierte er Runas Genesung einfach und wenig später betrat die junge Mutter ja auch schon das Atrium. Jetzt fielen alle Blicke auf sie und das Neugeborene und Witjon musste dem Drang widerstehen, die junge Duccia gleich in die Arme zu schließen. Hier war Curio ja immer noch der Hausherr, dem Witjon keinesfalls zuvorkommen wollte. Erwartungsvoll wechselte er daher neugierige Blicke zwischen Curio und Runa.

    "In Ordnung", nickte Witjon schicksalsergeben. Octavena hatte ja recht. Er musste dieses leidige Thema endlich abschließend klären. Ihr eindeutiges Stirnrunzeln ließ ihm auch keine andere Wahl als zu erkennen, dass es ihr damit ernst war. "Das werde ich dann wohl müssen, wenn er es nicht selbst schafft", stimmte er seiner Frau zu.


    Octavenas Reaktion auf Witjons Nachfrage erleichterte ihn dann doch sehr. Er hatte ja mittlerweile schon des öfteren gesehen wie unkompliziert und pragmatisch seine Frau sein konnte. Die Art wie sie die aktuelle Situation anging, bestätigte Witjons Eindrücke und stimmte ihn glücklich. Er stellte wirklich immer wieder fest, welch guten Fang er mit seiner Gattin gemacht hatte. Entgegen der Angst eines jeden Mannes, dass man sich einen üblen Drachen oder eine hinterhältige Zicke ins Haus holte, hatte Witjon eine angenehme Partnerin an seiner Seite, die allzu häufig sogar sehr ähnliche Erwartungen und Vorstellungen vom Leben hatte wie er - jedenfalls war das Witjons Eindruck.


    Erleichtert nickte er deshalb abermals und erklärte: "Dann soll es so sein. Ich rede mit Phelan und wenn er danach den Jungen immer noch nicht annehmen will, überlegen wir uns eine dauerhafte Lösung." Er gab seiner Frau einen Kuss und streckte sich dann im Bett aus. "Jetzt kann ich glücklich in den Schlaf sinken", sagte er gähnend. Alles Weitere würden die nächsten Tage ergeben und hinsichtlich der Schwangerschaft die nächsten Wochen.

    Das Handelskonsortium Freya Mercurioque ruhte auch im Winter nicht. Es musste auch bei Stillstand auf den Straßen gearbeitet werden, um mit sorgfältiger Planung die Versorgung der Betriebe mit Rohstoffen für die kommenden Monate sicherzustellen. Witjon hatte längst einen seiner Klienten als Sekretär für diese Zwecke eingestellt, wuchs ihm doch andernfalls die Arbeit gnadenlos über den Kopf. So traf er sich mit dem jungen Marcus Caesius Tucca an zwei Tagen in der Woche, um die wichtigsten Angelegenheiten der FMQ zu besprechen. So kam es, dass auch am heutigen Tage Anweisungen zur Verschriftlichung an den Sciba Consortii ergingen:


    "Fertige eine Urkunde zur Übertragung unseres Jägerbetriebs von meinem Sohn an meinen Vetter Verus. Der Gute soll den Betrieb endlich zurück erhalten."
    "Sehr wohl, Duccius."
    "Weiterhin soll Valentina von meinem Sohn den Schusterladen erhalten. Fertige auch hierzu eine Urkunde aus."
    "Hmhm."
    "Gut, gut. Und nachdem das erledigt ist...", dachte Witjon laut, "...wäre ja zu überlegen, welche Geschäfte Audaod, also Callistus, zukünftig stattdessen führen könnte."
    "Nun, wir haben momentan häufiger Mangel an ausreichend Wachs und Wein."
    Witjon sah Caesius überrascht an. "Ist das so? Na, dann werde ich einmal mit ihm korrespondieren. Vielleicht sollte mein Sohn sich mal nach einem trefflichen Weingut umsehen. In Italia soll es ja so einige davon geben. Und seinen Imker weise an, mehr Bienenvölker zu ziehen. Das Problem sollte wohl mit der Zeit erledigt sein."
    Der Klient nickte und machte sich fleißig Notizen. Jetzt galt es nur noch, mal wieder einen Brief nach Rom zu schreiben. Das war längst überfällig und wenn nun die Alpenpässe wieder gangbar wurden, hoffte Witjon ohnehin auf Nachricht seines schreibfaulen Sohnes.

    "Nein, das war's für's Erste", winkte Witjon ab und entließ Albin damit aus dem Gespräch, das für ihn offensichtlich nur mehr lästige Arbeit bedeutete. Der alte Hausverwalter drehte sich schnurstracks um und zockelte dann hinaus auf den Flur, um weiter seinem Tagewerk nachzugehen. Witjon derweil wandte sich schmunzelnd seinen Wachstafeln zu, um den Holzbedarf seiner Schmiedestätten für die nächsten Monate zu berechnen...

    Es war keine Überraschung für Witjon, dass Iullus Helvetius Curio die Wahl zum Aedilat für sich entschieden hatte. Zudem hatte der Helvetier ein gutes Ergebnis eingefahren. Der engagierte Wahlkampf hatte sich offensichtlich gelohnt, ebenso das Engagement für die Kreuzungsschreine, an das Curio in seinem Wahlkampf hatte anknüpfen können. Witjon ließ dem Wahlsieger etwas Zeit zur Entgegennahme der Glückwünsche von seiner Familie, bevor er - lose gefolgt vom obligatorischen duccischen Rattenschwanz bestehend aus Verwandten, Freunden und Klienten - den Helvetier zur Gratulation anstrebte.


    "Salve Aedil Helvetius", begrüßte Witjon Curio grinsend. Er schüttelte dem Wahlsieger die Hand. "Ein richtig gutes Wahlergebnis hast du da erreicht, Glückwunsch dazu!" Dass er dabei eine etwaige Antwort von Runa und Alpina zur Frage der Einladung abwürgte, nahm Witjon nicht wahr.

    Witjon kratzte sich unschlüssig am Kinn. "Hmm, so richtig zugänglich ist er ja nicht. Ich hatte noch nicht die richtige Gelegenheit, um ihn mal auf das Thema festzunageln", gab er zu. "Zumal er ja häufig auch gar nicht so richtig zu packen ist. Ständig irgendwo unterwegs in den Tempeln oder sonstwo..." Ja, das klang nun doch eher wie eine Ausrede dafür, dass er die Konfrontation vor sich hergeschoben hatte. "Aber du hast recht, mir hat damals auch nur geholfen, dass Elfleda, also Duccia Elva, Landos Witwe, mir kräftig in den Hintern getreten hat. Sonst wäre ich auch wochenlang im Selbstmitleid versunken." Er schluckte. Diesen Umstand gab er nicht gerne zu, aber gegenüber seiner Frau konnte er schonmal mit einem solchen Detail herausrücken.


    "Runa...", grübelte Witjon sodann laut bei ihrer Erwähnung durch Octavena. "Ja, sie könnte vielleicht helfen." Dass seine Frau dann aber zunächst mal die Zusicherung gab, dass sie im Notfall mit der jetzigen Situation auch weiterhin klar käme, beruhigte Witjon und machte ihn gleichermaßen stolz. Er lächelte seine Frau jetzt wieder an. "Es ehrt dich, dass du dich weiter um den Kleinen kümmern würdest, falls wir keine Lösung finden. Aber meinst du nicht, dass die Frau eines Ritters diese Aufgabe auf Dauer nicht auch einfach einer Magd oder Sklavin anvertrauen kann und sollte?" Irgendwie hatte er das unbestimmte Gefühl, dass diese Idee dem Bild der römischen Matrone eher entsprach. Schon seine erste Ehefrau hatte teilweise auf altrömische Ideale und Traditionen gepfiffen - beispielsweise was das Stillen ohne Amme anging - und auch Octavena hatte offenbar kein Problem damit, gewisse Verhaltensregeln für die römische Hausfrau und Mutter nicht überstreng auszulegen. Aber trotzdem mal nachzufragen konnte ja auch nicht schaden.

    Und die Duccii kamen. Witjon betrat allen voran das Atrium, nachdem ihnen Einlass gewährt worden war. Seine Frau und Tochter folgten ihm auf dem Fuße, dahinter kamen die restlichen Duccii, die der Feier des Dies Lustricus beiwohnen wollten. Mit einem breiten Lächeln durchschritt Witjon das Atrium und wandte sich an Curio, den Vater des Neugeborenen: "Salve Curio, du Göttergesegneter. Danke für die Einladung. Meinen Glückwunsch zum Sohnemann!" Er drückte dem Helvetier kräftig die Hand. "Wie geht es deiner Gattin? Soweit ich hörte, ist sie wohlauf? Und einen gesunden Jungen hat sie dir zur Welt gebracht, den Göttern sei Dank."
    Nach diesen Begrüßungsworten ließ er seiner Frau mitsamt Tochter den Raum, ebenfalls vorzutreten und Curio zu gratulieren. Suchend sah er sich dabei um, ob Runa womöglich auch schon zugegen war, aber im Atrium sah er sie auf Anhieb nicht. Vermutlich war sie mit dem Neugeborenen noch in den Wohnräumen der Eheleute. Witjon war sehr gespannt auf den Kleinen, auch wenn er sicher war, dass er wie die meisten Kleinkinder aussehen würde: Klein, speckig und noch leicht schrumpelig.


    Dafür entdeckte er aber Susina Alpina. Auch sie wurde nach der Begrüßung des Hausherrn mit einigen Worten bedacht: "Salve Susina Alpina, schön dich einmal wieder zu sehen. Und das ist deine Tochter? Sie ist prächtig." Wohlwollend betrachtete er die kleine Ursicina, die auf Alpinas Arm mit einer Rassel spielte.