Beiträge von Numerius Duccius Marsus

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    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    In Ordnung. sagte Hungi, während er so vor sich hinsinnierte. Würdest du Petronius Crispus und deine Parteigänger et cetera diesbezüglich informieren? Ich möchte ungern alle Leute zu mir einladen und es mit ihnen schon im vorhinein besprechen. Manche - andere - Leute im Stadtrat könnten sonst auf die Idee kommen, ich würde an ihnen vorbei planen und könnten sich unnötig aufregen.


    Hungi wusste nur zu gut, wie schnell manche Leute verschnupft reagieren können wegen im Grunde gar nix außer ihren eigenen Befindlichkeiten.


    "Natürlich", versicherte Witjon seinem Statthalter sofort. "Bis wann möchtest du Rückmeldung über ihre Reaktionen beziehungsweise ihre Zustimmung zu deinem Projekt haben?" Vielleicht konnte Witjon ja seine Freunde einfach zu einem Symposium laden und dort dezent zwischen Hauptgang und Nachspeise auf das Bauprojekt einstimmen.

    Von der Villa Duccia gekommen, hatte Witjon seinen Begleiter Leif und die Pferde im Hof der Regia stehen lassen, nachdem sie die äußerst überraschte Torwache passiert hatten. Wer rechnete schon damit, dass der Procurator Civitatium des nächtens die Regia betreten wollte? Eingelassen hatten sie ihn trotz dessen, dass er unerwartet gekommen war.


    Jetzt stand Witjon vor der Tür des Statthaltersitzes und zögerte keine Sekunde mit voller Wucht dagegen zu hämmern. Als ihm nicht sogleich geöffnet wurde - der Ianitor schlief immerhin wohl auch - hämmerte er noch ein, zwei Mal, jedes Mal ungeduldiger. Als ihm endlich geöffnet wurde, wartete er gar nicht erst auf höfliche Fragen.
    "Lass Senator Vinicius wecken, ich muss ihn sprechen! Pronto!", blaffte Witjon den Ianitor an. Sein Tonfall ließ erkennen, dass es offenbar um Leben und Tod ging. Die Wachstafel mit Valas Botschaft lag schwer in seiner Hand. Jede Sehne in Witjons Körper drängte darauf, am liebsten gleich bis in Hungaricus' Schlafgemach zu stürmen und dem Statthalter alles entgegenzuschleudern. Aber ganz so vorschnell wollte er nun auch wieder nicht sein. Am Ende musste der Vinicier selbst entscheiden, wie eilig er dringende Neuigkeiten hören wollte. Und DASS dies hier dringend war, erkannte man allein an der Nachtzeit, zu der die Nachricht überbracht wurde.

    Witjon fluchte fürchterlich, als man ihn mitten in der Nacht aus seinem Bett holte. Noch mehr fluchte er, als er hörte, warum das der Fall war. Ein abgekämpfter Bote aus Rom bedeutete nie etwas Gutes. Nur mit einer Hose bekleidet hastete er deshalb zur Tür, wo er von dem Boten dessen Nachricht entgegennahm.


    "Bei Wodan, helft dem Mann!", befahl Witjon dem dabeistehenden Albin und Lanthilda, die man ebenfalls aus dem Bett geworfen hatte, um für die Erstversorgung des Boten mit Verpflegung zu sorgen. Jetzt aber eilten die beiden hinzu, um den Zusammengebrochenen aufzulesen und wieder aufzupeppeln, fälls noch möglich.


    Witjon dagegen war bereits angesichts der für ihn lesbaren Neuigkeit in Schockstarre verfallen. "Scheiße", fluchte er laut und las die Anweisungen noch einmal, die Vala in seiner Nachricht an ihn formulierte. Er schnaufte, überlegte sekundenlang und ging dann zur Ausführung über.
    "Albin, lass zwei Pferde satteln! Leif begleitet mich in die Stadt! Sofort!", befahl er energisch und hechtete anschließend in sein Schlafzimmer, um sich etwas wettertaugliches anzuziehen. Er küsste seine schlafende Frau auf die Stirn, verließ das Zimmer sogleich wieder und trieb wenig später seinem Pferd die Hacken in die Seite. Getrieben von der Dringlichkeit der Botschaft preschten zwei Reiter über die verschneite Straße nach Mogontiacum, zum Sitz des Statthalters.

    Nachdem ich jetzt einen wichtigen Seminarvortrag hinter mich gebracht habe, dessen Vorbereitung in der letzten Woche meine Zeit penetrant auffraß, steht leider auch schon die universitäre Klausurphase bis Mitte Februar vor der Tür. Ich bitte dies zu beachten, sollte ich in den nächsten Wochen mit meinen Antworten mal wieder etwas länger brauchen.

    Witjon ließ einen Rundum-Blick über die Wände scheifen. "Ja", gab er zu. "Ich denke es gibt noch genügend Platz für eine Truhe und einen weiteren Schrank." Er schmunzelte und begann dann schon mit weiteren praktischen Ausführungen. "Hier könnte man die Truhe hinstellen und dort den Schrank." Dabei zeigte er auf die freien Stellen, wo bisher noch keine Möbel aufgestellt worden waren. "Allerdings müssen wir beziehungsweise der Maler dann wohl echt kreativ sein was die Wandbemalung angeht, wenn überall Möbel vor der Wand stehen", grinste er.


    Und weil ihm Möbel als Hauptthema langsam etwas dröge wurden, stellte Witjon seiner Frau eine ganz andere Frage, die ihn nun schon seit einigen Tagen beschäftigte: "Hast du die dich eigentlich schon mit Marga und Lanthilda absprechen können, wie in dieser neuen Umgebung zukünftig der Haushalt laufen wird? Die Villa ist ja doch um einiges größer als unsere alte Casa..."
    Die Wehmut über den Brand der alten Casa versuchte Witjon weitestgehend zu unterdrücken. Er war froh, dass sie nun in diesem Prachtbau wohnten und wollte erst recht seiner Frau gegenüber direkt bemitleidenswert erscheinen.

    Witjon verfolgte das ganze Gespräch weiterhin mit leicht gerunzelter Stirn. Irgendwie schmeckte ihm das ganze überhaupt nicht. Er fand einerseits nicht gut, wie sehr sich Phelan und Runa insgesamt aufregten, andererseits gefiel ihm das Verhalten dieser Phryne ebenso wenig. Er verlegte sich darauf, das ganze komplett sachlich zu behandeln und sich nicht ebenfalls zu echauffieren.


    "Den reichen einflussreichen Gönner wird sie gewiss finden, ja. Was sie mit den Mysterienkulten zu schaffen hat, braucht uns erstmal nicht zu interessieren. Das Problem ist, dass wir sie zwar abschreiben können. Aber wenn sie sich in Zukunft geschickter anstellt, wird sie uns bei einem späteren öffentlichen Anlass wohl oder übel wieder begegnen. Wir müssen uns also überlegen, ob wir mit der Situation nicht noch anders umgehen können, als ausschließlich beleidigt zu sein und nicht mehr mit der Frau zu sprechen. Denn, je nachdem wen sie sich einmal angelt... wer weiß wie viel Einfluss sie auf denjenigen auszuüben in der Lage sein wird?"


    Er schürzte nachdenklich die Lippe. "Hmm", machte er. "Vielleicht können wir sogar direkten Nutzen daraus ziehen. Versetzt euch einmal in ihre Lage. Was wird Phryne nun wohl tun, wo sie ihre wichtigsten Gäste vergräzt hat?" Witjon schmunzelte. "Außerdem: Findet doch erstmal heraus, wie ihre restlichen Gäste reagiert haben. Vielleicht lassen sich daraus ja noch andere Erkenntnisse herleiten." Fragend sah er die beiden an.

    Witjon lehnte sich zurück, sah seinen Gast offen an und hörte im Folgenden bedächtig zu. Er war tatsächlich gespannt gewesen auf die Pläne, die der Helvetius ihm vortragen wollte. Auf Curios Einleitung hin, in der dieser sich nochmal kurz vorstellte und auch auf Witjons Bekanntschaft mit Helvetius Corvinus - der hilfsbereite Centurio! - hinwies, nickte der Duccier wissend. Dass Corvinus in beruflicher Angelegenheit unterwegs war, hatte Witjon nicht mitbekommen, aber das lag schlicht an seiner mangelnden Einsicht in dienstliche Vorgänge der Legion.


    Bei der Erwähnung des Brandes verzog der duccische Sippenführer kurz den Mund. Er wurde nicht gern an dieses unselige Ereignis erinnert. Jedoch wandelte sich seine Miene schnell wieder, indem Witjons Gesichtszüge sich merklich öffneten. Es war zu erkennen, dass er das Anliegen des Helvetiers nicht augenblicklich abschmettern würde, ohne wenigstens etwas näher darüber gesprochen zu haben.
    "Also, wir haben ja bereits einige Mietshäuser dort errichten lassen", bemerkte Witjon zunächst neutral. "Allerdings ist der Bau einer weiteren Casa kein Gedanke, den ich rundheraus ablehnen würde. Dazu wüsste ich aber gerne noch etwas mehr.
    Erstens: Ich nehme an, dass ihr dort gern ein ganzes Gebäude zu eurer ganz eigenen Verfügung haben wollt. Ich kann dir sagen, Grundstücke veräußere ich dort derzeit nicht. Wenn, dann liefe es also erstmal auf ein Pachtverhältnis hinaus. Außer wir finden da eine andere Lösung... zudem, wie groß stellst du dir denn so eine Casa Helvetia vor?
    Zweitens: Du hast es eben selbst gesagt, dein Bruder ist Centurio, du bist Aedituus. Eure beiden Gehälter zusammengenommen werden mitnichten genügen, um den Bau eines Hauses zu finanzieren. Was schwebt dir dahingehend vor?"

    Stirnrunzelnd ließ Witjon Runas Ausbruch über sich ergehen. Er musste auch gar nicht selbst darauf reagieren, denn Phelan schaltete sich sogleich ein und hielt seiner Tochter eine Standpauke. Mit hochgezogenen Augenbrauen verfolgte Witjon die Worte des Pontifex.


    Am Ende war er es, der wieder von Phelan angesprochen wurde. Witjon rieb sich nachdenklich das bärtige Kinn, um daraufhin zu antworten: "Und wieso bist du so besorgt über diese Phryne? Meinst du sie kann uns irgendwie schaden? Oder anderen? Hat sie noch andere Leute bei ihrem Empfang beschimpft?" Und, weil er es nicht nachvollziehen konnte: "Achja... und wieso hat sie euch überhaupt beleidigt, habt ihr das irgendwie ergründen können?"


    Auf Runas Vorwürfe und den Wunsch nach etwas zu trinken ging er am Ende bewusst nicht ein. Die Vorwürfe waren immerhin schon von Phelan entkräftet worden und etwas zu trinken konnte Runa sich später gefälligst auch selbst in der Küche organisieren.

    Bäm. Die Tür flog auf und Phelan kam ohne zu klopfen mit seiner Tochter hereingestürmt. Witjon - in diesem Moment alles andere als fleißig - nahm hastig den Finger aus dem Ohr, in dem er gerade gelangweilt herumgestochert hatte. Vor ihm lagen die Bilanzen der letzten Wochen ausgebreitet, über denen er bereits einmal in der letzten Stunde eingenickt war. Dankbar für die Ablenkung schob er den ganzen Kladeradatsch beiseite und ließ zunächst die recht sachliche Beschwerde seines Vetters über sich ergehen. Nur um dann von Runa regelrecht angefaucht zu werden.


    "Öhm", war seine erste Reaktion. Witjon war überrascht, gleich einen so negativen Bericht über diese Phryne zu hören. Die hatte sich ja offenbar eine Reihe von Böcken geleistet. Aber dass Runa nun ihn anblaffte, irritierte Witjon ebenfalls. Er zog kritisch die Augenbrauen in die Höhe und starrte Phelans Tochter einen Moment wortlos an, bevor er unter verhaltenem Schnauben seinen Unmut über ihr Benehmen kundtat.
    "Sach an, jonge Frou. Un do hettst nadurlech scho föraf jewosst, dat de Phryne so en iwels Weifsbilt es?" Mit der Frage würde Witjon Runa hoffentlich erstmal ihren Ärger abgraben. Er hatte ja kaum im voraus wissen können, dass Phryne so eine Skandalnudel war, wie Phelan und Runa sie ihm beschrieben.

    Witjon fertigte seine Klienten der Reihe nach ab, sprich ihrem Rang gemäß wie es üblich war. Dabei wurde ihm nebenbei gesteckt, dass zwischenzeitlich auch Iullus Helvetius Curio eingetroffen war. Witjon ließ daraufhin bei den verbliebenen Klienten - es waren nurmehr drei jüngere Burschen übrig - erfragen, ob sie noch lebenswichtige Anliegen vorzubringen gedachten. Da dies nicht der Fall war, entließ Witjon seine Klienten und beendete so die Salutatio. Curio, dem mittlerweile auch etwas zu trinken angeboten worden war, wurde daraufhin in das Kaminzimmer geführt, wo Witjon den Aedituus begrüßte:


    "Aedituus Helvetius, herzlich willkommen in der Villa Duccia." Dabei erhob er sich gemächlich von seinem bequemen Stuhl und streckte dem Gast die Hand hin. "Wie ich sehe hat man sich bereits um eine Erfrischung gekümmert, also setz dich zu mir", bot er nach der Begrüßung einen Stuhl an, der gegenüber von Witjons Platz stand. Er nahm ebenfalls wieder Platz und betrachtete seinen Gast einen Moment lang stumm, um ihn einzuschätzen. Den Moment des stillen Musterns ließ er allerdings nicht so lang werden, dass es Curio unangenehm werden musste, denn schließlich sagte Witjon: "Also, Helvetius. Du hast meine Neugierde geweckt. Erzähl mir von dir und deinen Plänen."

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    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Du kennst die Decurionen besser als ich. Wer von ihnen wäre hiervon gut zu überzeugen und hat Einfluss bei den anderen Ratsherren?


    "Nun, Duccius Verus wird anhand meiner Empfehlung abstimmen. Ebenso Petronius Crispus, mit dem ich verschwägert bin. Wir drei allein vereinen eine ganze Reihe von Freunden und Parteigängern, die eine solide Mehrheit im Rat stellen. Zumal Crispus und Verus als Pontifices nochmal zusätzlichen Einfluss geltend machen können." Soweit seine Einschätzung zu den einfachen Fällen.


    "Dann gibt es stets eine Reihe von Unentschlossenen, die man mit sachlichen Argumenten in der Regel überzeugen kann."


    Und zu guter Letzt: "Naja und schließlich haben wir immer noch einige Krakeler, die praktisch immer Front machen gegen duccische Projekte. Allerdings, wenn die sehen, dass das ein Vorschlag des Statthalters ist und nicht der meinige, dann werden die wohl auch zu überzeugen sein."

    Octavena hätte nicht gedacht, hier wirklich glücklich zu werden? Diese Aussage deutete Witjon - wohl richtigerweise - so, dass sie nun entgegen ihrer Erwartungen glücklich war. Mit ihm. Mit Camelia. Witjon stellte irritiert fest, dass ihn diese Bemerkung doch glatt etwas rührte. Als Erwiderung auf Octavenas Worte lächelte er einfach und küsste sie. Dann fiel ihm doch etwas passendes zu sagen ein: "Ich bin deinem Vater wahrlich dankbar für seine Entscheidung."


    Dass seine Frau hinsichtlich der Inneneinrichtung und Wandgestaltung der Villa keine spontanen Einfälle hatte, quittierte Witjon einfach mit einem Schulterzucken. "Dann kommen wir einfach darauf zurück, wenn dir etwas auffällt", hakte er das Thema ab, war jedoch unmittelbar darauf ganz dankbar, dass Octavena neben der anzuschaffenden Kinderwiege noch etwas wichtiges einfiel.
    "Tatsache", schmunzelte er. "Ich werde noch eine weitere Truhe für Spielsachen in Auftrag geben. Ich habe keine große Lust zwischen meinen Tuniken ständig Puppen, Bälle oder Holzfiguren zu finden. Bleibt die Frage, ob du in der Kindertruhe dann auch gleich deren Klamotten unterbringen willst, oder ob die separat sein sollen." Es gab ja immer noch die Möglichkeit einen weiteren schmalen Schrank an einer freien Stelle der Wände aufzustellen.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…ia/villa_atrium_klein.pngWeil das duccische Anwesen außerhalb Mogontiacums lag, hielt Witjon nicht täglich, sondern nur jeden zweiten Tag eine morgendliche Salutation ab. Das Sippenoberhaupt der Nachfahren des Wolfrik legte anders als die meisten Cives Mogontiacums keinen Wert darauf, dass seine Klienten jeden Tag wertvolle Zeit damit verschwendeten, ihn in seiner Villa aufzusuchen und sich meist ohne Ergebnis die Beine in den Bauch zu stehen.
    Statt dessen entband er sogar einige Klienten von der lästigen Salutationspflicht, wenn diese aus besonderen Gründen nur Nachteile daraus ziehen würden. So war beispielsweise Sönkes Fall gelagert, der ja schon seit Jahren als Marcus Marius Madarus in der Legio II Germanica seinen Dienst tat und darob keine Möglichkeit hatte der Salutatio beizuwohnen.
    Auf der anderen Seite gab es aber auch einige Klienten, die beständig darauf beharrten an der Salutatio teilzunehmen, obwohl sie es Witjons Meinung nach nicht mussten. Besonders einige Männer, die jüngst das römische oder mogontinische Bürgerrecht erworben hatten, waren der Überzeugung sie müssten durch beharrliche Erfüllung aller ihrer Klientenpflichten ihre Tauglichkeit unter Beweis stellen. Witjon sah ihnen diese starre Herangehensweise nach, denn er wusste wie stark verwurzelt ein solches Denken auch in den 'frisch romanisierten' Kreisen der provinziellen Gesellschaft mittlerweile war.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…lla_kaminzimmer_klein.pngDas Prozedere der Salutatio entsprach dem üblichen Hergang. Während im Atrium die Klienten laut schwatzend Schlange standen und dabei ein leichtes Frühstück serviert bekamen, hörte Witjon im Kaminzimmer (gerade im Winter bevorzugte er schon morgens diesen Ort wegen seiner guten Beheizung) die Sorgen, Nöte, Lobgesänge oder Pläne seiner Günstlinge.
    Das tat er jedoch nicht allein, sondern gewöhnlich im Beisein der fünf engsten Vertrauten unter seinen Klienten, die bereits einen angemessenen Rang in der Hierarchie der Civitas erlangt hatten. Diese Crème de la Crème aus Witjons Klientenschaft setzte sich aus zwei reichen Kaufleuten, einem angesehenen Handwerker, einem Decurio Mogontiaci und einem gut situierten Bauern zusammen. Diese fünf waren freilich nicht zu jeder Salutatio vollzählig, hatten sie schließlich ebenfalls ihre eigenen Geschäfte zu besorgen oder ihre eigenen Klienten zu beschäftigen, so dass meist nicht mehr als zwei 'Berater' bei Witjon saßen. Dass Witjon sich mit seinen Klienten auseinandersetzte, hielt jene Vertrauten in der Regel aber nicht davon ab, sich in gedämpftem Ton über gänzlich andere Themen auszutauschen.


    Hatte schlussendlich keiner der Klienten mehr etwas auf dem Herzen und war die Salutatio damit abgeschlossen, entließ der Hausherr seine Gästeschar mit der Übergabe der Sportula, der "Körbchen". Diese setzten sich von Mal zu Mal unterschiedlich zusammen. Manchmal gab es etwas für den Magen, häufig einfach etwas Geld, manchmal auch etwas Nützliches zum Weiterverarbeiten wie einfacher Stoff. Hierbei achtete Witjon jedoch stets auf eine gewisse Verhältnismäßigkeit, denn er sah es nicht ein seinen Klienten massenweise geldwerte Kleinigkeiten in den Hals zu werfen, um am Ende selbst zahlungsunfähig gegenüber seinen Geschäftspartnern dazustehen.

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    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Hungi nickte. Eine ziemlich große Villa sogar. bekräftigte er die Vermutung des Duccius.


    Am repräsentativsten... dieses Wort wurde gerade etwas inflationär verwendet, ... wohl am Forum. Am besten im Eck zwischen dem Templum Magnae Matris und der Basilica Germanica. Aber auch gegenüber der Regia kann ich es mir gut vorstellen. Freilich, zu nah am Hafen oder an der Legion ist eher unattraktiv.


    Ziemlich groß. Witjon schürzte unweigerlich die Lippen in Anerkennung der Ambitionen, die der Vinicius offenbarte. Er hatte offenbar Pläne, die eines Statthalters würdig waren. Vielleicht sollte Witjon noch einmal überlegen, ob er sich diesem Mann nicht doch als Klient unterstellen sollte. Schaden konnte es eigentlich nicht. Oder?


    "Ich würde spontan die Ecke zwischen dem Tempel und der Basilica vorziehen, denke ich", kommentierte Witjon die Bauplatzfrage frei aus dem Bauch heraus. "Was die Leute angeht, die dann weichen müssten, so ist womöglich darüber nachzudenken, ob man nicht einfach den Bau von mehrstöckigen Mietshäusern im Stadtkern fördert. Dadurch könnten die enteigneten Personen in Forumnähe einen neuen Wohnort bekommen. Hauptsächlich wohnen die Leute hier ja noch in Streifenhäusern, die meist lediglich ein Dachgeschoss haben."


    Um seine Ausführungen abzurunden, schob Witjon noch hinterher: "Also ich denke jedenfalls, dass der Ordo Decuriones dein Vorhaben nicht rundheraus ablehnen wird. Die Ratsherren legen momentan großen Wert darauf, das Erscheinungsbild Mogontiacums aufzuwerten. Da kommt deine Villa sehr recht, würde ich behaupten."

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    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Was zum Geier machst du mit den ganzen Minenrechten? ?( Sind jetzt wieder welche da.


    Was man damit eben so macht: Verbrauchen um Eisen zu produzieren. Du solltest einfach jemanden beauftragen, die auch wöchentlich zu produzieren, dann gibt's keine Engpässe mehr. :P :D

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    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Wirklich repräsentativ. Freilich, die Ausmaße von Hispania werden wir hier nicht verwirklichen können, das geht schon aufgrund der klimatischen Bedingungen hier nicht. Wobei er hier vor allem das Heizen im Sinn hatte. Außerdem ist hier die politische Lage über den Limes mir zu unbeständig. Ich möchte nicht, daß subversive Kräfte den Palast als goldenen Apfel ansehen. Aber es soll natürlich groß genug sein, um zum einen meiner Familie - und natürlich der meiner Nachfolger - ein standesgemäßes Heim zu bieten, andererseits sollen darin auch natürlich Festivitäten oder wichtige große Besprechungen abgehalten werden können.


    Zunächst muß natürlich der Stadtrat überzeugt werden. Es wird auch ein dementsprechend großer Bauplatz benötigt und das wennmöglich innerhalb der Stadt, aus Sicherheitsgründen. Du kennst die Personen im Stadtrat besser als ich. Werden sie leicht zum überzeugen sein oder muß man sie noch mit der Nase auf die wirtschaftliche Belebung hinstoßen oder braucht es gar mehr dazu?


    Tja, den Vergleich zu Hungis hispanischem Domizil konnte Witjon natürlich leider nicht ziehen. Allerdings hatte er ein ungefähres Bild vor Augen von den Ausmaßen, die so ein Statthalterpalast haben könnte.
    "Das heißt", fasste er zunächst einmal zusammen, "wir sprechen über ein Domizil, das in etwa dem Umfang einer größeren Villa entspricht?"


    Anlässlich der Frage des Statthalters hinsichtlich möglicher Schwierigkeiten im Stadtrat kam Witjon kurz ins Grübeln. Er sah nachdenklich an einen unbestimmten Punkt an der Wand schräg hinter Hungi, kratzte sich dabei am bärtigen Kinn und gab ein zögerliches "Hmmm" von sich.
    Schließlich entschied er sich für folgende Einschätzung: "Die wirtschaftliche Belebung wird sicherlich ein Argument sein, das zieht. Andererseits ist die Frage des Bauplatzes nicht zu unterschätzen. Werden die Decuriones bereit sein, eine größere Veränderung im Stadtbild zu akzeptieren, zu derem Zweck beispielsweise in direkter Nähe des Forums mehrere Wohn- und Geschäftshäuser abgerissen werden müssen?" Er sah den Statthalter fragend an. "Wo hattest du dir denn den Ort des Bauplatzes überhaupt vorgestellt? Zentral, gut sichtbar? Oder eher etwas abseits des Forums?"

    Vor dem Fenster bewarfen sich die Kinder der Knechte mit Schneebällen. Sie hatten dort regelrecht kleine Festungen errichtet, mit Wällen und Gräben und Palisaden aus Stöcken und Ästen. Witjon betrachtete das Spiel eine Weile, während er einen Brief von Iullus Helvetius Curio in Händen hielt. Der Aedituus bat um einen Termin anlässlich eines von ihm geplanten Hausbaus. Auf Witjons Grund und Boden im Vicus Apollinensis. Witjon runzelte die Stirn und las das Schreiben erneut. Nun, es konnte wohl nicht schaden, sich das Anliegen des jungen Mannes einmal anzuhören. Gemächlich trottete er zum Schreibtisch, griff zu Feder und Tintenfass und begann eine Antwort zu notieren.