Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Anders als sein angeheirateter Schwiegergroßonkel (oder sowas) Marcus Petronius Crispus war Witjon an diesem Tag in vollem traditionell 'germanischen' Ornat gekleidet. Er trug Hose und Hemd aus gutem Leinen und wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit einen Mantel aus Wolle, den er mit einer silbernen Fibel in Form eines Wolfsschädels - wie sollte das Ding auch sonst aussehen? - befestigt hatte. Um seine Hüfte schlang sich ein Gürtel, der - ganz nach Sitte seiner Ahnen - seinen Status durch eine prächtige silberne (Witjon fand Gold einfach immer noch zu protzig) Schnalle herausstellte. Einzig seine Schuhe waren nach römischer Machart gefertigt, passten aber gut ins Gesamtbild seines Auftretens. Der duccische Siegelring komplettierte sein Outfit.


    Und nicht zuletzt wurde sein Auftritt vervollständigt durch die Anwesenheit seiner Frau Octavena und ihrer Tochter Duccia Camelia beziehungsweise Ildrun, die an seiner Seite den Opferplatz betraten.


    "Heilsam und salvete", grüßte Witjon gut gelaunt in die Runde und reichte dem petronischen Pontifex zur Begrüßung die Hand, den er an diesem Tag als Nichtbewohner der Villa zum ersten Mal zu Gesicht bekam. "Schön, dass du da bist", hieß er Marcus willkommen und fragte weiter: "Ich hoffe dir gefällt die neue Bleibe meiner Sippe? Wir haben ja - das müssen wir uns wohl zurecht vorwerfen lassen - noch kein ordentliches Einweihungsfest gegeben seit dem Einzug." Entschuldigend zuckte Witjon mit den Schultern. Das würde man gewiss noch in vernünftigem Umfang nachholen können.

    "Eine Tiberia", bekräftigte Witjon schmunzelnd Phelans Nachfrage. Dann lauschte er erstmal den Erinnerungen seines Vetters an alte Tage. "Da musst du Alrik fragen", sagte er im Folgenden achselzuckend und gab damit zu, dass er keine Ahnung vom tatsächlichen Einfluss der Tiberier hatte. Dass die Götter es gut mit ihnen meinten, davon war Witjon nicht völlig überzeugt. Deshalb prostete er seinem Vetter zwar zu, merkte aber mit unentschlossenem Kopf-hin-und-her-wiegen: "Naja. Sagen wir mal momentan geht es uns ziemlich gut. Haben ja einigen Mist hinter uns." Er warf Phelan einen Blick zu, der deutlich machte: 'Du weißt genau, was ich meine'. Witjon ließ es aber bei dieser klaren Anspielung bewenden und ging lieber auf Hadamar ein: "Irgendwann wird auch Hadamars Weg ihn wieder nach Mogontiacum führen, da bin ich sicher. Und Alrik, nun, vielleicht wird er ja irgendwann einmal Legatus Augusti Pro Praetore unserer schönen Provinz?" Bei der Vorstellung stellte sich in Witjons Gesicht ein breites Grinsen ein.


    Dann jedoch erzählte Phelan von seinem Hof, von seinen Geschäften, von seiner Familie, ... und von seiner Frau. Stirnrunzelnd verfolgte Witjon den Bericht seines Vetters, der zwar auch vage auf seine Zukunftspläne einging. In Witjons Gedanken jedoch brannte sich erstmal ein: Achtung, da gibt es Knies in der Sippe. Und Ärger in der Familie war immer Grund, die inneren Alarmglocken zu läuten.
    "Ähm, erlaube mir die Frage, aber... du sagst deine Tochter ist dein Leben. Und ich verstehe, dass du lieber hier in Mogontiacum bist und hier wieder sesshaft werden möchtest. Aber was ist denn mit deiner Frau? Also...ich meine, ihr müsst euch nicht unendliche Liebe schwören und so weiter, aber..." Witjon verzog den Mund, zögernd. Wie konnte er eine unangenehme Frage am besten vorbringen, ohne Phelan anzugreifen? Gar nicht. Also direkt fragen: "...also ich sag es mal so: Du hast erst eine Tochter. Willst du nicht dafür sorgen, dass du noch einen Sohn, einen Stammhalter bekommst?" Dass er damit implizierte, dass Phelan gefälligst den Kontakt zu seiner Frau nicht gänzlich abbrechen und sich mit ihr zusammenraufen sollte, war hoffentlich nicht schwer zu erraten.

    So tat Witjon wie ihm geheißen und sprach feierlich den Bürgereid:


    "Ich, Numerius Duccius Marsus, schwöre bei Apollo Grannus Mogoun, Divus Augustus und allen Divi Augusti, beim Genius Cornelii Palmae und allen Göttern, der Lex Cornelia Municipalis, allen Decreta der Decuriones Mogontiaci und den Weisungen der Magistrate des Municipium Cornelium Mogontiaci zu jeder Zeit Folge zu leisten. Ich schwöre, diese Gesetze zu halten, solange ich als Municeps diesem Municipium angehöre."

    "Nicht der Rede wert." Witjon klopfte seinem Sohn beruhigend auf die Schulter. "Na, das hoffe ich doch", kommentierte er scherzhaft Audaods Versprechen, ihn nicht zu enttäuschen.


    "Dann hätten wir das ja geklärt", konstatierte er schließlich und wandte sich zum gehen. "Ich habe noch ein bisschen zu tun, wir sehen uns dann zum Abendessen." Und damit stapfte er von dannen und ließ einen glücklichen und hoffnungsvollen Sohnemann im Atrium zurück.

    Octavena schien die Meinung ihres Onkels nicht zu schmecken. Witjon konnte das gut verstehen. Er zuckte mit den Schultern und sagte: "Naja, er hat nicht direkt gesagt, dass ihm der Name nicht gefällt. Aber er hat ganz offen gefragt, ob wir nicht einen traditionelleren Namen wählen wollen."


    Als Octavena ihn nun mit fragender Miene anblickte und ihn um seine Meinung bat, schüttelte Witjon schnell den Kopf. "Nein", beteuerte er lächelnd. "Ich finde, du hast gut gewählt." Er nahm ihre Hand und drückte sie leicht, um ihr seine Unterstützung zu verdeutlichen. "Unsere Tochter wird Duccia Camelia heißen, egal ob dein Onkel - und er ist ja sogar 'nur' dein Großonkel, wenn ich mich nicht täusche - etwas zu meckern hat." Er zwinkerte seiner Frau schelmisch zu. "Von Marcus' Gemaule habe ich mich früher im Ordo Decurionum schon nicht beeindrucken lassen, also tue ich es jetzt erst recht nicht."


    Dann fiel ihm noch etwas ein, was er sogleich loswerden wollte: "Ach, ich gehe dann die Tage übrigens mal bei Susina Alpina vorbei, um ihr unseren Dank für ihre Arbeit auszusprechen. Ich dachte mir ich biete ihr meine Unterstützung für ihre Taberna Medica an, damit sie auch weiterhin als Hebamme tätig sein kann." Damit war die Namensfrage für Witjon dann auch schon abgehakt. Dass Alpina abseits davon gern zum dies lustricus erscheinen wollte, konnte er zu diesem seinem Besuch vorgelagerten Zeitpunkt zwar noch nicht wissen. Trotzdem fragte er schonmal: "Hast du eigentlich bestimmte Wünsche, wen ich zur Feier des dies lustricus alles einladen soll?"

    Marcellus' Schwur zog natürlich direkt die Aufmerksamkeit der Umsitzenden auf sich. Manche sahen verwundert zu, manche nickten anerkennend. Witjon dagegen machte ein dem Anlass entsprechendes ernstes Gesicht, erhob sich dann ebenfalls und streckte Marcellus seine Hand zu einem kräftigen Händedruck entgegen.


    "Dann sei mir willkommen als mein Klient, Titus Petronius Marcellus. Meinen Glückwunsch." Er lächelte freundlich. Nachdem Witjon seinen neuen Klienten dermaßen ausgequetscht und geprüft hatte, wollte er ihn gern mit einem möglichst herzlichen Empfang im Kreis seiner Klienten belohnen. "Darauf müssen wir anstoßen", befahl er außerdem und zwinkerte Marcellus gut gelaunt zu, setzte sich wieder und prostete seinem Klienten mit dem Bierkrug zu. "Auf den Beginn eines langen und vorteilhaften Patronats!"


    "So, und jetzt essen wir erstmal auf, bevor der gute Eintopf kalt wird", bemerkte Witjon anschließend, woraufhin er auch gleich selbst anfing seine Schale leer zu löffeln. Und während er so aß, dachte er nochmal darüber nach, was er dem Petronier als Karrierevorschlag unterbreitet hatte. Vielleicht gab es ja noch eine schnellere Möglichkeit, Marcellus zum Ritter zu machen. Als er seine Schale geleert hatte, sagte Witjon im Bestreben seine Gedankengänge mitzuteilen schließlich: "Hör mal, vielleicht bekommen wir dich auch schneller in den Ritterstand gehoben, ohne dass du die komplette Ämterlaufbahn in Mogontiacum absolvieren musst. Ich werde einfach mal auf gut Glück ein Schreiben an die kaiserliche Kanzlei aufsetzen, vielleicht genügt das ja bereits. Dennoch, gib auf jeden Fall deine Kandidatur zum Magister Vici bekannt, denn bis der Brief erst in Rom angekommen ist und die mal antworten, dauert es noch eine halbe Ewigkeit. Da kannst du auch erstmal in Ruhe eine Amtszeit hinter dich bringen, ohne Leerlauf zu haben."


    Sim-Off:

    Bitte im Control Panel bestätigen.


    Die Bemerkung, dass die Wohnzeit für alle Duccii als gegeben anzusehen war, jedenfalls bei Zweifeln nach Meinung des Duumvirs ohnehin von den Sippenmitgliedern gegenseitig bezeugt werden würde, quittierte Witjon mit einem breiten Lächeln, das sein Einverständnis klar zur Schau stellte. Über dem Duumvir kam bloß der blaue Himmel. Zwar konnte sein Amtskollege gegen Handlungen einschreiten, die er nicht für richtig hielt. Aber in dieser Situation würde eine solche Intervention aufgrund der Tatsachenlage eben wirkungslos verpuffen.


    So zählte Witjon die Namen seiner Verwandten auf, die als Municipes eingetragen werden sollten:
    "Da sind zunächst mein Vetter Decimus Duccius Verus sowie seine Tochter Duccia Silvana.
    Des Weiteren Lucius Duccius Silvanus und Duccia Venusia, letztere in Begleitung ihrer Kinder Decima Sevilla und Lucius Decimus Secundus.
    Und natürlich mein Sohn Caius Duccius Callistus sowie meine Frau Petronia Octavena und unsere Tochter Duccia Camelia."

    Marcellus' erster Satz irritierte Witjon dermaßen, dass er sich zu einem tiefen Stirnrunzeln hinreißen ließ, während er im Eintopflöffeln kurz innehielt. Wieso sollte der Petronier denn nicht beim Militär unterkommen? Witjon bemerkte, dass er in seiner Essensbewegung erstarrt war und löffelte eifrig weiter. Marcellus kam derweil - Donar sei Dank - endlich auf konkrete Möglichkeiten für seinen weiteren Werdegang zu sprechen.


    "Aaalso", antwortete Witjon gedehnt, nachdem Marcellus seine Rede mit einer Frage beendet hatte. "Erstmal ist nicht gesagt, dass du nicht beim Militär unterkommen wirst. Ich wollte damit nur sagen, dass du nicht sofort über den Eintritt in die Legion Ritter werden kannst. Sobald du die nötigen Voraussetzungen zur Erhebung in den Ritterstand erfüllst und der Kaiser dich also zum Eques Imperii ernennt, kannst du die Militia Equestris* einschlagen. Sprich: Du brauchst deinen Wunsch nach einem schönen militärischen Offiziersrang noch nicht ad acta legen."


    Er grinste schief, trank einen Schluck Bier und aß dann erstmal weiter von seinem Eintopf, bevor der kalt wurde. Marcellus dabei auf die Folter zu spannen, bereitete Witjon durchaus ein kleines Vergnügen. So eilig, wie der junge Petronier offenbar durch das Leben eilte, konnte er im Gespräch mit einem alten Hasen wie Witjon jetzt ruhig mal einen Augenblick schmoren. A propos schmoren: So ein Schmorbraten zum Abendessen, das wäre etwas Feines. Aber bevor Witjon jetzt weiter abzuschweifen drohte, rief er sich den eigentlichen Gesprächszweck in Erinnerung, ließ von seinem Bohneneintopf ab und blickte wieder Marcellus an.


    "Nachdem das klargestellt ist, möchte ich auf deine Möglichkeiten zu sprechen kommen. Ich empfehle dir als Einstieg das Amt des Magister Vici. Dazu musst du deine Kandidatur beim Duumvir bekannt geben - da sitzt du ja an der Quelle - und dann einen ordentlichen Wahlkampf hinlegen, mit Brotspenden, der ein oder anderen Rede auf dem Forum und vor dem Ordo Decurionum vielleicht auch... aber ich schweife ab. Du solltest Magister Vici werden. Falls das klappt, kandidiere zum Aedil. Hast du damit ebenfalls Erfolg, werde Quaestor oder Duumvir. Und dann dürftest du so weit sein, ganz konkret auf den Ritterstand zu schielen."


    Er zuckte mit den Achseln und fuhr fort: "Du siehst, es ist noch eine ganze Reihe von Dingen zu erledigen, eine Menge Leitersprossen zu erklimmen. Bla, bla, genug der Floskeln. Ich kann dir als Patron meine volle Unterstützung beim durchlaufen der städtischen Laufbahn anbieten ebenso wie ich dir bei der Erfüllung der Voraussetzungen für den Ritterstand helfen werde. Ich erwarte dafür auch nicht innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre konkrete Vorteile, die mir aus deinem Aufstieg erwachsen."


    Jetzt ließ er seinen Bohneneintopf gänzlich unbeachtet und sah Marcellus eindringlich an. "Ich erwarte mir eher auf lange Sicht Vorteile. Bist du gewillt, Titus Petronius Marcellus, alles zu tun um meine Unterstützung im Ergebnis auch zu würdigen, sollte ich dein Patron werden?"


    Sim-Off:

    *Siehe dazu den Artikel in der Theoria Romana. Außerdem weise ich auf die entsprechende Seite in unserem sehr lesenswerten Spielhandbuch hin.

    "Meine Zustimmung und die meiner Freunde in diesem Gremium hast du sicher, werter Vetter", stellte Witjon an dieser Stelle das klar, was sowieso schon jeder wusste. Dennoch wollte er den Decuriones noch einmal klar machen, dass er selbstverständlich voll und ganz hinter seiner Sippe stand und jedes seiner Familienmitglieder stets absolute Rückendeckung von ihm erwarten konnte. Aus den Reihen seiner Parteigänger war zustimmendes Gemurmel zu vernehmen und zahlreiche seiner Freunde nickten zustimmend.
    "Ich bitte daher um Abstimmung über die Wiederaufnahme von Decimus Duccius Verus in das Collegium Pontificium Mogontiaci."

    "Na, so großen finanziellen Aufwand betreibt man als Magister Vici in der Regel aber nicht, dass es erstattungsfähige Kosten gäbe, oder?", fragte Witjon bei der Gelegenheit mal in die Runde. Ihm gefiel nicht, dass Magistri Vici auch noch die Stadtkasse belasten sollten. Auf der anderen Seite wäre eine Entschädigung gerade für finanziell nicht so gut aufgestellte Kandidaten ein weiterer Anreiz sich in ihrem Municipium zu engagieren.

    Zitat

    Original von Titus Petronius Marcellus
    Marcellus flitzte zu der Gruppe der in der Menge wartenden Duccier um sie bevorzugt an den anderen Anstehenden vorbei zu führen. Nebenbei erkannte aus den Augenwinkel den jungen Mann der dem Oheim bei der Opferung behilflich gewesen war und grüsste ihn mit einem erkennbaren Nicken. Zu den Ducciern gewandt meinte er dann nur kurz:
    "Wenn ihr mir bitte folgen würdet, der Onkel wartet bereits auf euch."
    Nachdem ehe Teile der Duccier beim Oheim wohnten waren sie für Marcellus fast schon wie eine eigene Familie. Wenn die Duccier irgendwo dabei waren erlebte man immer irgendwelche verrückte Sachen oder konnte faszinierende Gespräche führen.


    Der Onkel? Das klang ja fast schon spöttisch, wie Marcellus da über den Duumvir sprach. Und das in aller Öffentlichkeit. Witjon wechselte einen irritierten Blick mit Phelan und Audaod, wandte sich dann jedoch bereitwillig Marcellus zu, um diesem zu folgen: "Vielen Dank", sagte er höflich und ging dem Scriba Personalis des Duumvirs hinterher.


    Beim Marcus Petronius Crispus angekommen, begrüßte Witjon den höchsten Würdenträger der Stadt ordnungsgemäß: "Sei gegrüßt, Duumvir Petronius. Ich führe heute meine Familie vor dich, um sie in die Bürgerlisten eintragen zu lassen." Das war natürlich offensichtlich, aber ein bisschen Dampfplauderei machte sich vor einer solchen Menschenansammlung immer gut. "Ich bitte um die Prüfung der Voraussetzungen", sagte er anschließend in weiterhin etwas förmlichem Ton. Er wollte nicht so wirken als nutze er seine verwandtschaftlichen Beziehungen zum Duumvir für eine bevorzugte Behandlung. Schließlich genügte dazu bereits sein Ritterstand und seine machtpolitische Stellung innerhalb der städtischen Hierarchie.

    Wieder brummte Witjon, während er sich einen Löffel Eintopf in den Mund schob, um zu signalisieren, dass er soweit verstanden hatte was Marcellus ihm sagte.


    "Und", sprach er zwischen zwei Löffeln weiter, "hast du schon konkrete Pläne wie du dich zur Erhebung in den Ritterstand qualifizieren willst? Nur die Empfehlung deines Patrons reicht da nämlich nicht."


    Der Eintopf war heiß, aber schmackhaft. Witjon hatte sich bereits die Zunge verbrannt, weshalb er einen großen Schluck Bier zwischenschob. Er seufzte genüsslich, als seine Zunge Kühlung erfuhr und löffelte dann weiter, während er Marcellus' Ausführungen folgte. Der Petronier erschien Witjon bisher als sehr aufgeweckt und vor allem ehrgeizig. Vielleicht lohnte es sich ja wirklich, ihn als Klienten anzunehmen. Mal sehen, wie er sich nun zu seinen Zukunftsplänen äußerte.

    Octavenas Strahlen erfüllte Witjon mit echtem Glück. Er konnte sich gar nicht satt sehen an seiner - zugegeben noch etwas abgekämpft aussehenden - Frau und seiner Tochter. Seine Gesichtszüge ließen Mitgefühl erkennen, als Octavena von ihrer schlaflosen Nacht berichtete und Witjon streichelte lächelnd ihre Wange. "Ich bin sicher das ist sie wert, hm?", schmunzelte er und nahm nun die winzigen zarten Finger seiner Tochter, deren schwacher Greifreflex ihn erneut faszinierte. Sein Zeigefinger war schnell der Gefangene eines kleinen Händchens.


    "Dein Onkel...", begann Witjon dann etwas zögerlich. "Ich glaube er hält nichts von deiner Namenswahl." Mit hochgezogenen Augenbrauen warf er seiner Frau einen neugierigen Blick zu und sagte weiter: "Er hätte offenbar lieber einen traditionelleren Namen aus eurer Familie."
    Witjons Stimme war dabei deutlich anzumerken, dass er nicht unbedingt begeistert von der Einmischung des Hausherrn war. Er hatte vor dem Schlafengehen nochmal lange über diese Frage nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass Octavena jeden erdenklichen Namen wählen können sollte, der ihr gefiel. Immerhin hatte er selbst ja auch den germanischen Namen ihrer Tochter nach eigenem Gutdünken ausgesucht. Dennoch, er wollte Octavenas Meinung dazu hören, denn ihre Überlegungen dazu interessierten Witjon.


    Sim-Off:

    Keine Sorge. Aber als jüngerer Mann kurz nach der Geburt kann man Witjon auch mal etwas verunsichert sein. :D


    "Ah", sagte Witjon immer noch leicht irritiert. "Na dann", kommentierte er Marcus' Meinung, dass Camelia wohl auch in Ordnung war. Daraufhin relativierte der Petronier diese Aussage allerdings auch irgendwie wieder, was Witjon letztlich dazu veranlasste, grüblerisch die Lippen zu spitzen. "Ist gut, wir werden darüber nachdenken", versprach er und hoffte, dass er die Bedenken seines Schwiegeronkels damit erstmal zerstreuen konnte. "Ich glaube ich brauche jetzt erstmal was zu essen", grinste Witjon schließlich erschöpft. Und etwas leiser fügte er hinzu: "So eine Geburt ist aber auch anstrengend..."
    Womit er sich in Richtung Küche wandte und bereits auf Jäger-und-Sammler-Modus umgeschaltet hatte. Irgendetwas zu essen war ja bestimmt in der Küche zu finden. Notfalls musste Marcus etwas in Auftrag geben.

    Über den lahmen Scherz des Quintilier schmunzelte Witjon wortlos. Dankend nahm er von Cleon seinen Silberbecher entgegen und streckte diesen seinem Gastgeber entgegen. "Auf unsere Gentes", bekräftigte er daraufhin dessen Trinkspruch.


    Bei der Beschreibung des zu erwartenden Cena-Menüs lief Witjon das Wasser im Munde zusammen. Schweinebraten in Kräuterkruste. Ein Traum für Fleischliebhaber. "Das klingt köstlich", kommentierte Witjon die Ankündigung. "Ich bete zu Bacchus, dass der Braten dein Versprechen hält", grinste er und beobachtete anschließend mit hungrigem Blick das Servieren der Vorspeise.


    "Hervorragend", lobte Witjon auch diese und griff nach Eröffnung durch seinen Gastgeber beherzt zu. Er aß ein paar Momente lang schweigend und genießerisch und ließ den Quintilier die Zufriedenheit anhand seines Gesichtsausdrucks auch erkennen. Schlussendlich jedoch sah er ein, dass Essen zwar Selbstzweck, aber nicht alleiniger Zweck dieser Cena war, weshalb er das Gespräch mit Sermo fortzuführen gezwungen war: "Also, Quintilius, wie geht es eigentlich deiner Familie? Du hast doch einige Verwandte in Rom, nicht wahr?"

    "Hmhm", brummte Witjon verstehend, als Marcellus seinen Wunsch nach einer ritterlichen Karriere bekräftigte.


    "Du weißt also bescheid darüber, was man von dir als Klient erwarten würde", stellte Witjon anschließend fest. Er war tatsächlich ganz zufrieden mit der Antwort, die er erhalten hatte. Aber genug war ihm das noch nicht, deshalb fragte er weiter: "Abgesehen von den allgemeinen Pflichten, die du als mein Klient hättest - was würde es mir im Speziellen nützen, ausgerechnet dich als Klienten anzunehmen?"


    Jetzt war es an Marcellus, von dem allgemeinen Geschwafel abzuweichen und mal seine konkreten Vorzüge und Fähigkeiten herauszustellen. Witjon sah den Petronier forschend an, nur kurzzeitig abgelenkt von der Bedienung, die ihnen zwei tönerne Schüsseln mit dampfendem Eintopf vor die Nase setzte. Wortlos nahm Witjon seinen Löffel zur Hand und begann vorsichtig zu essen, während Marcellus ihn zu überzeugen versuchte.

    Witjon freute sich, dass Alpina so begeistert reagierte. Er nickte lächelnd und gab der Obstetrix gern seine Zustimmung: "Es wäre mir eine Freude, dich zum Fest des dies lustricus in der Casa Petronia begrüßen zu dürfen." Daraufhin machte er Anstalten sich zum Gehen zu wenden. "Du bist immer ein gern gesehener Gast in meinem Haus - sobald ich wieder ein Haus habe*. Fühle dich frei, uns zu besuchen. Und damit es mit deinem Laden auch gewiss weiter bergauf geht, werde ich dir jetzt nicht mehr von deiner Zeit stehlen." Er grinste schief. Immerhin hatte er Alpina ja eben erst aus ihrem Hinterzimmer geholt, wo sie Witjons Meinung nach gewiss ihre Mittelchen anrührte und Rezepte schrieb oder ausprobierte.
    "Lass mich auf jeden Fall wissen, wenn du mit deiner Erweiterung hier so weit bist", fügte er schließlich an, denn er konnte erst helfen, wenn er auch bescheid wusste.


    Sim-Off:

    *In der Annahme, dass die Geburt noch einige Zeit vor der Fertigstellung der neuen Villa stattfindet.

    Die Bedienung nahm nickend die Bestellungen entgegen und entfernte sich daraufhin. Bevor Witjon nun ein bisschen Smalltalk halten konnte, preschte Marcellus mal wieder wie ein Berserker vor und überrollte ihn mit seinem Anliegen. Belustigt hörte Witjon sich die Schose an. Schließlich nahm er ganz bewusst eine entspannte Körperhaltung ein, sah sich nach der Bedienung um und erklärte: "Junger Mann, du neigst offenbar dazu, mit der Tür inklusive Türrahmen und Mauerstücken ins Haus zu fallen. Wie wär's, wenn wir erstmal unser Bier abwarten, eh?"
    Es dauerte auch nur wenige Augenblicke, da brachte man ihnen zwei Krüge und Witjon erhob den seinen um Marcellus zuzuprosten. "Wohl bekomm's", wünschte er und trank erstmal einen großen Schluck, denn die Arbeit als Procurator Civitatium machte ihn immer durstig.


    "So", sagte er, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und stellte seinen Krug auf den Tisch. "Und jetzt kommen wir nochmal ganz in Ruhe auf deine Sache zu sprechen." Er sprach ganz gelassen und versuchte dabei sich nun erst nochmal Marcellus' Aussagen zu vergegenwärtigen. "Du möchtest also Offizier werden, ja? Ich nehme an, damit ist ein ritterlicher Offiziersposten gemeint? Oder willst du dich als Tiro melden und dich bis zum Centurio - mit Fortunas Wohlwollen vielleicht sogar bis zum Praefectus Castrorum - hochdienen?"


    Anschließend kam er darauf zu sprechen, dass Marcellus offensichtlich gern Witjons Klient werden wollte: "Du möchtest also mein Klient werden. Weißt du denn, welche Pflichten das mit sich bringt?"

    Bei der Erwähnung einer Erkrankung seines Töchterchens musste Witjon kurz schlucken. Natürlich, es war Alpinas Job solche Gefahren in ihr Denken und ihre Prognosen einzubeziehen. Witjon war ja auch kein Risikoblinder Zeitgenosse. Er wusste, dass eine Schwangerschaft übel ausgehen konnte und hatte das im Fall seiner ersten Gemahlin ja auch leidvoll erfahren müssen. Allerdings war er auch Optimist durch und durch. Deshalb schluckte er den Klumpen Angst, der ihm einen Augenblick lang seine Kehle zu verstopfen drohte, herunter und erhielt sein Lächeln aufrecht.


    "Gute Arbeit muss belohnt werden. Du hast gute Arbeit geleistet, aber noch kein Honorar eingefordert. Deshalb bin ich hier, so einfach ist das. Und deine Einschätzung der Gesundheit meiner Tochter bestärkt mich in meinem Entschluss, dich zu unterstützen. Mogontiacum braucht gute Obstetrixes, deshalb ist es quasi meine Bürgerpflicht, dir zu helfen. Erst recht, weil ich auf deine helfende Hand bei Octavenas weiteren zukünftigen Entbindungen setze."


    Er zwinkerte grinsend zurück, bevor er - Kaufmann mit Leib und Seele - zum Geschäftlichen überging: "Sieh mal, ich mache dir folgendes Angebot. Mein Verwandter Titus Duccius Vala betreibt einen Laden, in dem verschiedene Tinkturen, Balsam und solcherlei Dinge angerührt werden." Witjon hatte keine Ahnung von den Einzelheiten dieser Tätigkeit, deswegen drückte er sich etwas unfachmännisch aus. Aber darum ging es ja auch nicht. "Ich werde dafür sorgen, dass du alle benötigten Mittel zur Mischung deiner Arzneien, Salben und so weiter bei diesem Laden vergünstigt erwerben kannst." *


    "Außerdem wäre es mir eine Ehre, den Ausbau deiner Taberna auch direkt finanziell zu unterstützen. Lass mich wissen, wenn du einen Zuschuss zu Umbauarbeiten oder ähnlichem benötigst, ich bin zu jeder Schandtat bereit." **
    Jetzt war es erneut an Witjon, Alpina verschwörerisch zuzuzwinkern. Er war sich sicher, dass er die junge Peregrina mit seinem Angebot völlig überforderte. Er hoffte darauf, dass sie so überwältigt war, dass sie gar nicht ablehnen konnte.


    Sim-Off:

    *Siehe 'Persönliche Angebote' in der Wisim.
    **Sprich: Wenn du die Betriebsstufe erhöhen willst, überweise ich dir die nötige Kohle.