Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Nach außen hin versuchte Witjon sich möglichst reglos zu geben. Seiner Miene sah man zwar an, dass er diesen Abschied nicht völlig emotionslos hinter sich bringen konnte. Aber dieser Abschied war ja nunmal nicht endgültig wie so viele andere, die er in der Vergangenheit hatte erleben müssen. Deshalb bemühte Witjon sich einfach um einen Ausdruck des Stolzes in seinem Gesicht, als Audaod nach der Verabschiedung von Octavena und Camelia kurz etwas unschlüssig da stand.


    "Hier", brach Witjon das verlegene Schweigen und zückte einen kleinen Gegenstand, der in ein Tuch gewickelt war. Es handelte sich um ein Amulett aus Eichenholz, das einen Raben mit geöffneten Schwingen darstellte. "Möge Wodan stets sein wachsames Auge auf dich haben", wünschte Witjon seinem Sohn, als der das Tuch aufschlug. Das Amulett war an einem Bänchen befestigt, so dass man es um den Hals tragen konnte. Witjon wartete ab, bis Audaod es sich angelegt hatte, dann brachte er diesen Abschied an sein Ende, bevor hier noch jemand allzu feuchte Augen bekam.


    "Gehe nun und mache mich stolz", sprach er und entließ seinen Sohn mit einem aufmunternden Schulterklopfer aus der Obhut seiner Sippe.

    Witjon betrachtete seinen Sohn mit äußerst gemischten Gefühlen. Wie Audaod da auf ihn zu kam, schneidige Schaftstiefel an den Füßen und in seine einfache Reitkleidung gehüllt (wollene Hose und Hemd sowie ein dicker Wintermantel, man wollte ja keinen allzu wohlhabenden Eindruck auf potenzielle Gewalttäter mit räuberischen Absichten machen), wurde Witjon von diesem unbändigen Stolz erfüllt, der immer dann in ihm aufkam, wenn er sich die Zeit nahmen seinen Sohn einmal genau in Augenschein zu nehmen. Audaod war in guter körperlicher Verfassung, war als Kind selten krank gewesen, hatte eine gute Bildung erhalten und war ein aufgeweckter und pflichtbewusster junger Mann. Witjon war fest davon überzeugt, dass er es mit der nötigen Unterstützung durch Alrik und einen guten Patron in Rom weit bringen konnte.
    Allerdings war Witjon Audaods Vater und als solcher hatte er Angst. Angst vor Kranheit und Unglück, welche man nie vorhersehen konnte. Angst vor Gewalt durch andere, sei es Raub, sei es Streit im Suff, sei es pure Schikane. Und er hatte Angst davor, dass Audaod allein wegen seiner provinzialen Herkunft derart benachteiligt werden könnte, dass er aus Frust irgendwann seinen Traum aufgab (hiergegen sprach allerdings Alriks Erfolg, der mit den selben Problemen zu kämpfen hatte).


    Dementsprechend zwiespältig begegnete Witjon dem Abschied seines Sohnes. Dies freilich ließ er sich keineswegs anmerken, denn was Audaod jetzt am wenigsten brauchen konnte war die offene Zurschaustellung von Sorgen und Zweifeln durch seinen Vater, die ihn verunsichern könnten und schlimmstenfalls zu einer Rücknahme seiner Entscheidung führen würden. Nein, Witjon wollte, dass sein Sohn die Senatorenwürde anstrebte, und das zeigte sein Gesichtsausdruck auch. Er lächelte und versuchte seine Stimme von jeglicher Beklemmung zu befreien, was ihm auch halbwegs gelang.
    "Mein Sohn", sagte er einfach und drückte Audaod kurz an sich. Als er sich aus der herzlichen Umarmung löse, machte Witjon den weiteren Abschied möglichst kurz: "Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg und den Segen der Götter. Möge Wodan über dich wachen und Fortuna dir hold sein. Pass auf dich auf...und grüß' Alrik und Hadamar." Dabei hielt er Audaod noch einen Moment an den Schultern, klopfte diese schließlich aufmunternd und um sich selbst dazu durchzuringen seinen Sohn nicht nur im Geiste sondern auch körperlich loszulassen und trat einen Schritt zur Seite, um Audaod den Abschied von Octavena und Camelia zu ermöglichen.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…lla_kaminzimmer_klein.pngDas Kaminfeuer strahlte angenehme Wärme aus und vertrieb die Dunkelheit, die die Villa Rustica bereits in tiefste Schwäre getaucht hatte. Der wolkenverhangene Himmel ließ nur wenig Mondschein durch und so war es draußen bereits kurz nach Sonnenuntergang stockdunkel. Wenige bis gar keine Knechte verrichteten jetzt noch irgendwelche Arbeiten auf dem Gut. Man setzte sich statt dessen mit seiner Familie zusammen, aß, trank, erzählte sich Geschichten.


    So auch die Duccii. Albin berichtete Dagmars Kindern soeben aus alten Tagen, während Rodrik mit Audaod beim Würfelspiel saß. Witjon dagegen hatte sich seinen Vetter Phelan gekrallt, mit dem er nun etwas abseits auf zwei Hockern vor dem Kamin saß. Das Holz knackte im Feuer, während Witjon heißen Würzwein in einem Becher kreisen ließ.
    "Phelan, ich muss nochmal 'was mit dir besprechen wegen deiner Betriebe. Ich hab' da was übersehen, das hätte mir nicht passieren dürfen." Etwas betreten sah er in seinen Würzwein, trank dann einen kleinen Schluck, verbrannte sich beinahe die Zunge. "Puh, heiß... also wegen der Betriebe: Du bist ja wieder Pontifex. Da...darfst du gar keine Geschäfte unterhalten." Genervt ob dieses Umstandes, den er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Kaufmann eigentlich nicht hätte übersehen dürfen, sah er seinen Vetter mit bitterer Miene an. "Du wirst deine Betriebe also auf jemand anderes überschreiben müssen..."

    Danke für die Erstattung der zuviel bezahlten Betriebskosten, aber bei


    Albin
    Duccia Venusia
    Caius Duccius Callistus
    Numerius Duccius Marsus
    Decimus Duccius Verus
    Lucius Duccius Silvanus
    Titus Duccius Vala


    wurden auch zusätzliche Produktionspunkte addiert, die uns nicht zustehen. Wie wird damit verfahren?

    Phelan würde also den Pontifex und Duumvir aufsuchen und dafür sorgen, dass er in seine alten Ämter und Würden zurückkehrte. Witjon machte einen Haken hinter diese Sache, nickte anerkennend und wandte sich in Gedanken dann endgültig Phelans Familienproblemen zu. Und was er da so hörte, stimmte ihn vorerst zwar einerseits glücklich, da ein lange ferngebliebener geliebter Vetter seinen Lebensmittelpunkt zurück nach Mogontiacum verlagern wollte. Andererseits war er besorgt über die Art wie Phelan von seiner Frau sprach. Als hätte er sie schon abgeschrieben. Und das konnte Witjon nicht so stehen lassen. Jedenfalls nicht mittelfristig. Er würde Phelan später nochmal darauf ansprechen müssen.


    Während sein Vetter nun von seinen Absichten sprach, hörte Witjon geduldig hier und dort nickend zu und sagte weiterhin erstmal nichts. Erst als Phelan seine Bitte an ihn aussprach, öffnete Witjon wieder den Mund. "Du kannst auf mich zählen", versicherte er Phelan lächelnd. "Ich werde Runa voll unterstützen, wenn sie dir im Cultus Deorum nachfolgt. Das ist eine würdige Aufgabe in unserer Stadt. Da ist es mir eine Freude, selbst auf Runas Ausbildung aufzupassen."

    Witjon entschied sich nach langem Überlegen zugunsten der Tradition. Er stimmte für Modell III. :dafuer: Nicht, weil sein Vetter ebenfalls so abstimmte, sondern weil er sich nicht zu einer Veränderung durchringen konnte oder wollte und es für das beste hielt, den Status quo beizubehalten. Mit einem Achselzucken warf er Phelan einen unbestimmten Blick zu und harrte sodann der Auszählung der Stimmen.

    Die Diskussion ging weiter und Witjon kam noch immer nicht zu einer Erkenntnis. Sowohl die Argumente für als auch gegen eine Entschädigung der Magistri Vici hatten etwas für sich und so saß Witjon lange nur da, strich sich grüblerisch über den Bart und wusste weder ein noch aus. Letztlich schritt man zur Abstimmung, was ihn umser mehr in Bedrängnis brachte, denn es wurden nun auch noch drei verschiedene Möglichkeiten zur Wahl gestellt! Nein, damit war Witjon erstmal überfordert. Lange zögerte er, bis er sich zu einer Entscheidung durchringen konnte...

    "Also ich weiß nicht", zeigte Witjon sich äußerst zögerlich. "Wenn ich den Vergleich ziehen darf: Der senatorische Cursus Honorum ist vollständig ehrenamtlich. Ich finde, als Einstiegsamt kann der Magister Vici auch ehrenamtlich ausgefüllt werden."


    Irgendwie hatte Witjon zwar Verständnis dafür, dass ein Magister Vici womöglich keine Zeit mehr für seine Geschäfte hatte. Auf der anderen Seite überzeugte ihn aber auch das Argument, dass kein Mann in eine solche Position kommen sollte, der sein Geld nicht für sich arbeiten lassen konnte - sei es in Form eines verwalteten Hofes oder eines Kaufmannsladens.


    "Auf der anderen Seite sei zu Bedenken, dass den Magistri Vici für ihre Mitgliedschaft im Ordo Decurionum während ihrer Amtszeit auch kein Mitgliedsbeitrag abgefordert wird, oder irre ich mich da? Und wenn ein Duumvir auch gleichzeitig Pontifex sein kann, kann ein Magister Vici nicht ebenfalls gleichzeitig daneben seinen Lebensunterhalt verdienen?"
    Die Frage wollte Witjon gerne in den Raum stellen, auch wenn er selbst noch keine endgültige Antwort darauf hatte. Den Kompromiss des Duumvirs ließ er dabei erstmal so im Raum stehen, war er sich dessen doch noch nicht so sicher.

    Zitat

    Original von Titus Petronius Marcellus
    "Salve Marsus deine Villa Rustica ist ja gigantisch und vor allem sehr schön geworden. So was tolles habe ich noch nie gesehen. Da sind aber auch etliche Sachen dabei, die ich in anderen römischen Gebäuden noch nie gesehen habe. Könnte das da eine Rune sein?"
    Marcdellus war begeistert von all der Pracht, so stellte er sich den Palast des Imperators vor.


    Zitat

    Original von Petronia Octavena
    Als Octavena gemeinsam mit Witjon - und ihrer Tochter auf dem Arm - den Opferplatz betrat, strahlte sie zur Begrüßung erst einmal fröhlich in die Runde.
    [...]
    So begrüßte sie gut gelaunt erst einmal die Anwesenden, wobei die kleine Camelia ab und zu neugierig nach dem einen oder anderen Finger zu greifen versuchte.


    Witjon folgte Marcellus' Blick und hätte beinahe gelacht. "Ach, Marcellus, die halbe Villa ist mit Runen und Motiven aus der Göttersagen unserer Ahnen verziert." Er schenkte seiner Frau beiläufig ein Lächeln, denn er genoss ihre offensichtliche gute Laune. Und seine Tochter war sowieso immer ein Lächeln wert.
    "Aber ich freue mich, dass dir die Villa gefällt," ging Witjon daraufhin auf Marcellus' Lobgesang ein. "Wir haben uns bemüht, eine gute Mischung aus römischer Architektur und germanischer Verzierung zu schaffen."

    Entzückt betrachtete Witjon seine unterlippenkauende Frau. In Momenten wie diesem war er manchmal einfach unendlich froh, dass er der Heirat zugestimmt hatte, die Marcus ihm damals vorgeschlagen hatte.


    "Ich hätte tatsächlich auch nichts gegen eine gelöstere Atmosphäre einzuwenden. Zunächst wird ja ein Reinigungsopfer stattfinden, das kann man wohl am Hausaltar machen. Und anschließend die feierliche Namensgebung, wonach die Gäste unsere Kleine hier mit Geschenken wohl überschütten werden, fürchte ich." Er grinste schief, hoffte er doch, dass die Gäste wirklich so große Freude für dieses Kind empfanden und diese Freude - wie es zu dem Tag üblich war - durch Geschenke ausdrückten.


    "Jedenfalls, ähm ahja, ich werde außerdem dieses kleine Schutzamulett, Lunula, bei unserem Goldschmied in Auftrag geben." Witjon war sich sicher, dass Octavena darauf Wert legte und fand auch selbst, dass seine Tochter das Gegenstück zur männlichen Bulla tragen sollte. "So und deshalb wollte ich ja nun darauf hinaus, dass man danach nicht extra eine große Cena veranstaltet, sondern einfach einen großen Tisch mit Essen vollpackt, das man gut auf die Hand nehmen kann. Oder so." Fragend sah er Octavena an. Irgendwie hatte er seine Gedanken ziemlich verheddert vorgetragen, weshalb er sich nicht sicher war, ob er jetzt nicht einfach nur wiederholt hatte, was seine Frau sowieso schon gesagt hatte. Deshalb fügte er schließlich zur Sicherheit hinzu: "Aber du hast Recht, ich hole einfach mal Marcus her, dann können wir das gleich nochmal ansprechen... oder wenn es dir lieber ist, auch etwas später?" Vielleicht wollte Octavena ja nochmal etwas Schlaf finden oder würde gleich stillen müssen oder weiß der Hades, dachte Witjon bei sich. Er kam sich in solchen Momenten wirklich ziemlich ahnungslos vor.

    "Aber sicher", bejahte Witjon die Bitte seines Klienten. "Ich lasse dir später am heutigen Tage noch eine entsprechende Summe bringen", ließ er Marcellus wissen. Da es noch keine elektronischen Überweisungen gab, musste er nunmal einen Boten mit einem Geldbeutel schicken. Und den schickte er bei einer solchen Summe auch nicht einzeln, sondern mit mindestens zwei Begleitern, die zudem noch bewaffnet waren. Witjon ging da lieber auf Nummer sicher.


    "Gut, dann ist ja soweit erstmal alles klar", schloss Witjon das Thema ab. "Dann können wir zahlen, oder willst du noch was trinken?"


    Sim-Off:

    Wisim. ;)

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus

    Sim-Off:

    Ich nehme an, die anderen beiden können wir mitschleifen ;)


    Gerade hatte er ihr verhalten gewunken, als er bemerkte, dass alle Duccier ihren Eid geleistet hatten. Rasch ließ er seine Hand sinken, richtete sich auf und sah noch einmal allen vor ihm in die Augen.


    "Dann erkläre ich euch und eure angenommenen Kinder hiermit zu Municipes des Municipium Cornelium Mogontiaciensis!"


    Sim-Off:

    Jep.


    "Ich spreche für meine ganze Sippe, wenn ich sage: Ich fühle mich geehrt und freue mich, als Municeps zukünftig meinen Beitrag zum Bestand Mogontiacums leisten zu können. Und sei es nur durch Abgabe meiner Stimme für die Kandidaten bei den jährlichen Wahlen."


    Damit wandte er sich seiner Familie zu und sagte gut gelaunt: "So und jetzt wollen wir Platz für die anderen Wartenden schaffen und den Duumvir nicht weiter aufhalten. Heute hat Petronius ja noch eine ganze Menge zu tun." Beim letzten Satz warf er Marcus ein breites Grinsen zu. Er konnte sich noch ganz gut daran erinnern wie viel Zeit man als Duumvir mit der Arbeit verbringen konnte. Aber hier zu sitzen und wie eine Maschine die Eide abzunehmen, würde auf Dauer vermutlich recht langweilig werden.

    "Du kennst mich", sagte Witjon und zwinkerte Marcellus zu. "Mein Vilicus Albin betreibt eine Bäckerei, die dich mit Brot versorgen kann. Ich werde ihm bescheid geben, dann kannst du einfach jederzeit eine größere Menge Brot in Auftrag geben." *


    Gut und gesund war das Brot auf jeden Fall, das Albins Bäcker auf den Markt warf. Witjon war froh, dass er seinem Klienten gleich so eine direkte Unterstützung anbieten konnte.

    "Ansonsten wäre es vielleicht nicht schlecht ein paar Burschen zu engagieren, die Wahlkampfsprüche an die ein oder andere Wand pinseln, um für dich zu werben. Die kosten aber nicht so viel. Und sonst...naja, vielleicht willst du ja noch den ein oder anderen Decurio zu einer Wahlwerbecena einladen, von dem du weißt, dass er viele Anhänger hat, die er zu deinen Gunsten beeinflussen kann."

    Die Kosten für die Cena allerdings würde wohl Marcus Petronius Crispus als Hausherr und indirekter Gastgeber tragen, dachte Witjon bei sich.


    Sim-Off:

    * Siehe persönliches Angebot in der Wisim. Den Einkauf brauchst du nicht extra auszuspielen.

    Entspannt leerte Witjon schlussendlich auch noch sein Bier. Marcellus war mit einem mal von seiner Kandidatur vollkommen eingenommen und bestürmte Witjon auch schon mit Fragen nach dem wann, wo und wie seines Wahlkampfes. Der Duccius konnte nicht umhin ein amüsiertes Schmunzeln zu zeigen, bevor er seinem Klienten ein paar Antworten präsentierte.


    "Wir werden sehen. Man kann nicht immer durchschauen, wie die kaiserliche Kanzlei tickt. Aber mein Verwandter Titus Duccius Vala kann also Senator und gewesener Praetor vielleicht seinen Einfluss in dieser Sache geltend machen.


    Was deine Kandidatur angeht, so such dir einfach ein Problem in deinem Vicus, dem Vicus Apollinensis, und versprich den Menschen, dass du deine Lösung dafür finden wirst. Am besten ist natürlich, wenn du ihnen im Wahlkampf bereits einen Lösungsvorschlag präsentieren kannst. Beispielweise, dass du dich für die Pflasterung einer bestimmten Straße einsetzt, die bisher noch bei jedem Regenguss eine Moraststrecke wird. Und natürlich die stete Versicherung, dass du dich für sämtliche andere Belange deiner Mitbürger ebenso einsetzen wirst. Du präsentierst dich quasi als Sprachrohr deines Vicus. Und wenn dann auch noch so ein einflussreicher und beliebter Mann wie ich deinen Wahlkampf aktiv unterstützt, können die Leute eigentlich gar nicht anders als dir ihre Stimme zu geben."
    Das war natürlich alles etwas oberflächlich erläutert, aber vom Grundsatz her war das Witjons Vorschlag an seinen Klienten. Den letzten Satz begleitete ein dickes Zwinkern des duccischen Sippenoberhaupts.
    "Und wenn du Geld für den Wahlkampf brauchst, kein Problem. Ich gebe dir sogar einen Vorschuss, wenn du willst. Wie viel brauchst du? Fünfhundert Sesterzen? Sechshundert?"

    "He he, dann hätten wir das ja geklärt", beendete Witjon grinsend die Namensfrage, die ihn bis hierhin geplagt hatte wie ein Brombeerdorn im Sitzfleisch.


    "Na, wenn du so zufrieden bist mit ihrer Arbeit, dann lade ich sie erst recht ein", versicherte Witjon seiner Frau, woraufhin er seiner glucksenden Tochter einen liebevollen Blick schenkte, die noch immer seine Finger gefangen hielt. "Und wie feiern wir am besten den dies lustricus? Mit einer Cena? Oder mit einem etwas ungezwungeneren Zusammentreffen ohne Clinen?" Er fühlte sich bei diesen Fragen einen Moment etwas ahnungslos.

    Witjon erwiderte das Grinsen des Petroniers, während er dessen Hand drückte. Daraufhin reichte er auch Marcellus kurz die Hand zum Gruß - "Salve Marcellus" -, während er Marcus' Frage beantwortete: "Danke. Ist komplett neu errichtet worden. Vorher standen hier nur die paar Wirtschaftsgebäude, an denen ihr auf dem Weg zur Villa vorübergekommen seid. Wir haben das Gelände bei der Gelegenheit dann zu einer Villa Rustica umgestaltet, wenn man so will." Auch, wenn die Verzierungen der Gebäude und Möbelstücke ja einen starken Einfluss germanischer Handwerkskunst aufwiesen. Aber das Grundprinzip der Villa Rustica enstammte ja schließlich römischer Machart.

    "Wir werden sehen", meinte Witjon leichthin. Falls Alrik Statthalter werden würde, wäre das tatsächlich ein gigantischer Schub für ihre Sippe. Aber für Witjons Geschmack war in diesem Gedanken noch zu viel Konjuntiv enthalten.


    Dass Phelan daraufhin in Sachen Fortpflanzung etwas in Bedrängnis geriet, hatte Witjon sich schon so ausgemalt. Was das Sippenoberhaupt da von seinem Vetter zu hören bekam, übertraf jedoch seine Erwartungen. "Es hat nicht mehr funktioniert?", rutschte es Witjon in einem Moment der Verblüffung heraus, ohne dass er es verhindern konnte. Hatte Phelan es einfach nicht mehr gewollt? Oder nicht mehr gekonnt?! Eigentlich wollte Witjon gar nicht wissen, warum Fusa nicht wieder schwanger geworden war. Aber um des Wohls der Familie Willen musste er der Sache - wenn auch nicht zwingend jetzt sofort - weiter auf den Grund gehen, um sie letztlich aus der Welt zu schaffen. Er war sich jedenfalls ziemlich schnell sicher, dass nicht nur die Götter wussten, warum Phelan bisher lediglich eine Tochter mit seinem Eheweib gezeugt hatte.


    "Ähm", machte Witjon schließlich konsterniert, als Phelan kurzerhand vom Familiären sich entfernte und der Politik zuwandte. Witjon rieb sich kurz die Schläfen, ordnete seine Gedanken und nickte anschließend. "Keine Einwände. Melde dich bei Marcus für die nächste Sitzung an und dann steigst du ganz schnell wieder ins religiöse und politische Tagesgeschäft ein." Und weil er nicht gleich wieder das Thema auf Phelans Frau lenken wollte, denn das behagte ihm offenbar so gar nicht, fragte Witjon: "Wie lange willst du denn eigentlich hier bleiben? Lange, das habe ich auch schon verstanden, aber...vier, fünf, gar zehn Jahre? Oder wie meinst du das?"