Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Witjon beobachtete gutgelaunt die Reaktionen seiner Familie. Die Kinder sprachen wahre Worte. "Oh ja, viel größer", stimmte er zu. Witjon sah den beiden hinterher, wie sie davonstoben. Es freute ihn, dass die Kinder sich gleich auf dem Anwesen wohlfühlten.


    Anders stand es scheinbar um Albin. Der grummelte typisch engstirnig-missgelaunt vor sich hin. Und seine Miene erst! Albin schaute drein, als würde man ihn soeben in eine Trollhöhle verschleppen, in der er auf ewig geschunden würde. Naja, als Knecht der Sippe würde er auch in der Villa zukünftig viel Arbeit haben. Aber eine Trollhöhle sah Witjons Meinung nach anders aus.
    "He, Albin, schau nicht so grimmig. Ich bin mir sicher, dass es dir auch noch gefallen wird." Grinsend klopfte er dem alten Mann auf die Schulter. Dann erreichten sie die Stufen, die zur Villa hinaufführten. Witjon erreichte als erster den erhöhten Eingangsbereich und sah sich über die Schulter hinweg um. Er nickte nochmal bekräftigend für sich selbst. Dieses Landgut konnte sich sehen lassen.


    "So, dann wollen wir uns mal im neuen Heim umschauen", lud Witjon seine Verwandtschaft zu einem Hausrundgang ein und schritt voran, um die große Tür der Villa zu öffnen und den Blick ins Atrium zu ermöglichen, von wo aus sie im weiteren Verlauf des Tages das Gebäude erkunden und ihre Zimmer beziehen würden.

    Witjon saß an diesem Tag mit der Erwartung im Ratssaal, dass sein Vetter als Pontifex bestätigt würde. Er wusste, dass Phelan eine ordentliche Rede halten und die Zustimmung der Decuriones erwerben würde. Deshalb konnte er sich auf seinem Platz zurücklehnen und entspannen, während sein Vetter vielleicht ein bisschen nervös war. Aber das war in Ordnung, denn Pontifex wurde man ja nunmal auch nicht einfach so.

    "In Ordnung", sagte Witjon lächelnd. Er war mit Octavenas Antwort zufrieden, hatte nichts anderes zu hören gehofft. Er hatte sich versichert, dass alles in Ordnung war und war seinen Pflichten als Ehemann nachgekommen, indem er das Neugeborene als sein Kind angenommen hatte. Im Grunde genommen konnte er sich jetzt einfach wieder aus dem Zimmer stehlen und einer anderen Tätigkeit nachgehen.


    Marcus Petronius Crispus platzte sodann in die Szene herein. Witjon zeigte dem Petronier seine Tochter und antwortete: "Nein, noch nicht. Man wartet doch acht Tage bis zur Namensgebung, nicht wahr?" Er schmunzelte. Eigentlich wusste Marcus das als Pontifex ja. Octavena fragte er daraufhin allerdings: "Oder hast du dir schon einen Namen überlegt, den unsere Kleine hier bekommen soll?" Inständig hoffte Witjon, dass das Neugeborene so lange überlebte und noch viele Jahre mehr.

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Das Forum ist m.M.n. auch seit ca. zwei Stunden wesentlich langsamer als sonst. Liegt das womöglich an einer Überlastung durch Bots?


    Ok, das lag eventuell auch einfach an meiner Verbindung. Ich hatte nebenher noch eine Website geöffnet, die sich regelmäßig selbst aktualisiert hat. Das hat wohl zu viel Schnelligkeit gefressen. :D

    http://www.kulueke.net/pics/ir…a_arbeitszimmer_klein.pngWitjon saß an einem nieseligen Nachmittag im Arbeitszimmer und betrachtete einige Schriftstücke. Eine Öllampe erhellte den Raum in der Düsternis des verregneten Tages. Gelegentlich kratzte ein Federkiel über Papyrus oder ein Griffel über die weiche Oberfläche einer Wachstafel. Nach einiger Zeit brannten Witjons Augen von der Anstrengung des Lesens bei den Lichtverhältnissen. Seufzend lehnte er sich in seinem Scherenstuhl zurück und rieb mit den Handrücken über seine Augenlider.


    Als er nach mehrmaligem Reiben einsah, dass es nicht besser wurde, goss er sich aus einer beistehenden Karaffe etwas Dünnerbier ein und streckte sich. Witjon trank einen Schluck und erhob sich, um sich die Füße zu vertreten. Am Fenster kam er zum stehen, wo er zwischen den Säulen den Porticus hindurch auf das umliegende Gut blickte. Viel sah er bei dem nieseligen Mistwetter nicht, aber es entspannte die Augen. Seine Gedanken wichen von den Zahlen der duccischen Betriebe in dieser kleinen Pause schnell ab und drehten sich bald um seine süße kleine Tochter und seine göttergleiche Ehefrau.

    Witjon grinste breit. "Das haben sie, Phelan. Das haben sie", bekräftigte er stolz die Annahme seines Vetters. Man sah dem Vater noch immer an, dass er sehr glücklich war über Octavenas gut verlaufene Niederkunft.


    "Ach, hier und dort", entgegnete Witjon auf die Frage nach den anderen Duccii. "Mein Sohn ergeht sich gerade in seinen Leibesübungen, Rodrik ist in der Goldschmiede, Dagmar ist endlich einmal aus dem Haus gegangen..." Er zuckte mit den Achseln. "Es geht uns gut. Besser jedenfalls als noch wenige Monate zuvor. Zum Abendessen kommen wir natürlich alle zusammen, da wirst du deine Gelegenheit haben." Entrüstet fügte er hinzu: "Na hör mal, das letzte mal als ich die Kleine gesehen habe, war sie noch ein ganzes Stück kürzer!" Und zu Runa sagte er mit einem breiten Lächeln, während er ihr väterlich über das blonde Haar strich: "Nicht wahr Runa, du bist mittlerweile so eine schöne junge Frau geworden, da musste ich erst zweimal hinsehen."


    Schließlich bemerkte Witjon Phelans Blick ins Innere der Villa und wandte sich entsprechend um, so dass er Runas leise Frage nicht mitbekam. Statt dessen schwärmte er vor sich hin: "Du sagst es. Die Villa ist mehr als ich mir je erträumt hatte. Schaut euch nur um. Wir werden später ein Zimmer für euch präparieren. Aber vorher wollt ihr doch sicher etwas trinken und euren Hunger stillen, nicht wahr? Ihr seid doch hungrig?" Jetzt wandte er sich wieder zu seinen Verwandten um.

    Witjon kam der Aufforderung sich zu setzen gerne nach. "Du weißt, wie du deine Gäste verwöhnst", schmunzelte er als Antwort auf die Frage nach einem Getränkewunsch. "Ein Krug Bier wäre famos, ja." Er machte es sich auf der Liege gemütlich.


    "Was steht denn auf dem heutigen Speiseplan?", fragte er sodann, denn hungrig war er schon. Witjon fragte sich, ob er beim Quintilius wohl ein pompöses Dinner aufgetischt bekäme, oder ob er doch etwas bodenständigere Kost zu erwarten hatte.

    Kloß. Im. Hals. Witjon konnte nicht sprechen, er war nur dazu in der Lage sein Töchterchen anzustarren. Octavena hielt ihm das kleine Etwas hin, das so zerbrechlich wirkte. Witjon nahm das eingewickelte Kind mit äußerster Behutsamkeit an sich. Jetzt konnte er einen genaueren Blick auf das zerknautschte Gesicht werfen. Winzige Finger griffen ins Leere und seine Tochter ließ ein unbestimmtes Quängeln hören.


    "Frigg sei gepriesen", sagte er schließlich und ließ damit erstmal der Göttin Ehre zuteil werden, die hier maßgeblich mitgewirkt hatte. "Sie ist...", begann er dann wieder und kam doch ins Stocken. Er meinte das Kindchen in seinen Armen, doch es hatte ihm die Sprache verschlagen. Witjon lächelte nur, so überwältigt war er von diesem glücklichen Augenblick, den er am liebsten ewig festhalten wollte.


    Aber die Nornen sponnen ihre Lebensfäden stetig weiter und so vergeht auch der schönste Moment. Witjon sah seine Frau an. "Wie geht es dir?", fragte er in echter Anteilnahme. Er wollte sich gar nicht ausmalen, welche Strapazen Octavena hinter sich hatte. Die Schreie, die er gehört hatte, ließe es ihn aber ansatzweise erahnen.


    Er setzte sich zu Octavena auf die Bettkante. Während er ihre Antwort abwartete, konnte er nicht widerstehen mit seinem Zeigefinger die Hand seiner Tochter anzustupsen, um den Greifreflex ihrer Finger zu testen.

    Alpina erlöste Witjon von seinen Sorgen. Sie gratulierte ihm zur Geburt seiner Tochter. Eine Tochter! Bevor Witjon sich überhaupt richtig freuen konnte, wurde er schon von Marcus beglückwünscht. Sprachlos grinste er den Hausherrn an, wobei er ein bisschen Pipi in den Augen wegblinzeln musste.


    Er klopfte dem alten Petronier einfach glücklich auf die Schulter und rauschte dann an Alpina vorbei in das Zimmer, in den seine Frau lag und ihrer beider Tochter im Arm hielt. Witjon konnte nicht mehr aufhören zu lächeln. Er trat ans Bett heran. "Oh Octavena...", brachte er heraus, dann verstummte er und betrachtete das Geschöpf in ihren Armen. Dieses zerknitterte matschige Etwas war zwar (noch) nicht schön. Aber es war seine Tochter. Sie war gesund und hatte seine Frau nicht umgebracht. Witjon war überglücklich. Er küsste erst das Neugeborene und dann seine Frau auf die Stirn.


    Schließlich fiel ihm das Wichtigste ein: "Ach, ich sollte vielleicht mal..." Den Satz ließ er unbeendet. Vielmehr streckte er seine Hände nach dem Neugeborenen aus, um es von Octavena entgegen zu nehmen. Das Wichtigste war nun nämlich, dass er als Vater das Kind als sein eigenes annahm.

    Witjon lachte verschmitzt. "Ha! Besar Manirn hätste uch nit bekum, eh?", frotzelte er und löste sich aus der Umarmung. Er boxte Phelan kräftig auf die Schulter. "Do met din fedde Pontifex-Wampen kunts ma din Schnüss halde", gab er zurück. Daraufhin sagte er lächelnd: "Min Frou is nit mä rount, de het scho geboare. En wunnarscheene Mätje." Jetzt strahlte Witjon beinahe. Ja, er hatte eine Tochter. Fast konnte er es selbst noch nicht ganz fassen.


    Jetzt wurde ihm auch die junge Begleiterin vorgestellt, die Phelan mitgebracht hatte. Runa, seine Tochter, war ebenfalls ein schönes Mädchen. "Gouden Dag", erwiderte Witjon die Begrüßung weiterhin lächelnd. "De Freit es jonz uf min Sait", floskelte er nicht nur, sondern meinte es auch so. "Welkom en de Villa fun de Wolfrikskyn!"

    Meine Hirnkapazität wird momentan größtenteils von einer Hausarbeit in Beschlag genommen, Abgabe 02.10.


    Ich erbitte Verständnis dafür, dass ich nur sehr begrenzt zum Schreiben komme, auch wenn ich tagsüber schonmal mit Laptop in der Bib als lesend online wahrgenommen werde. -.^

    Witjon war schwer gestresst. Vielleicht nicht so sehr auf körperliche Weise wie seine Frau. Aber der psychische Druck, den der duccische Sippenführer in der Zeit durchstand, in der Octavena mit der Entbindung beschäftigt war, war erheblich. Er hatte schlichtweg Angst. Todesangst. Er fürchtete sich, dass er wieder seine Frau verlieren könnte. Wieder verwitwen könnte. Auf der anderen Seite war er voller nervöser Vorfreude auf ein weiteres Kind. Endlich!


    Die Zeit vertrieb Witjon sich mit Frühstücken, etwas Bier und herumtigern. In einer Comic-Version des IR hätte Witjon im Atrium bereits einen tiefen Graben eingelaufen. Da das aber nicht der Fall war, nutzten sich nur seine Schuhe ein wenig mehr ab. Crispus kam schließlich ebenfalls hinzu.


    Octavenas Schreie wurden zunehmend angsteinflößender und Witjon brach der Schweiß aus. Er trank noch ein Bier. Er lief Runden durch das Atrium. Er nervte Morag, er nervte Crispus. Er betete zu Frigg, Iuno, Donar und Iuppiter. Schließlich hörten die Schreie auf. Witjon stürzte zur Tür, wagte jedoch nicht einzutreten. Er trat von einem Fuß auf den anderen, zögerte. Dann das Krähen des Neugeborenen. Witjon atmete erleichtert aus. Das Kind lebte also. Und die Mutter? Er warf Crispus einen ängstlichen Blick zu.

    Witjon war in sicherem Abstand im Türrahmen stehen geblieben und beobachtete, wie die beiden Frauen miteinander umgingen. Er wusste, dass Octavena schon bei Alpina gewesen war wegen ihrer Schwangerschaft, aber er hatte keine Ahnung wie oft das geschehen war und wie sehr seine Frau dieser Geburtshelferin vertraute. Aber da sie ihn geschickt hatte, um Alpina zu holen, schien Octavena sich sicher genug zu sein, weshalb Witjon ihre Entscheidung nicht in Zweifel zog.


    Vielmehr sah er sich immer mehr in der Position des Dienstboten/Knechts gefangen. Die Frage von Alpina, ob ihr jemand dies und jenes und hasse nich gesehen bringen und tun könnte, nahm Witjon als Aufforderung entgegen, selbiges in die Wege zu leiten. "Ich kümmer' mich drum", gab er den Frauen zu verstehen und verschwand geschwind aus der Tür.


    Im Atrium musste er wieder kurz überlegen. Wo schlief Gunda? Und wenn er das herausgefunden hatte, würde sie zu dieser Tageszeit - es war immerhin mittlerweile beinahe ganz hell geworden - überhaupt noch schlafen, oder war sie schon auf den Beinen und ging ihrer Arbeit im Haushalt nach? Witjon entschied sich dafür, einfach auf gut Glück in Richtung der Sklavenräume und anschließend, falls erfolglos, in Richtung Küche zu laufen, um dort das Haus zusammenzubrüllen...


    "GUNDAAA!", rief er - allerdings aus Respekt vor Crispus' Schlaf nur halblaut - und hoffte inständig, dass sich die Sklavin beeilen würde, bei der Geburt zu helfen. "GUNDA, das Kind kommt! Verdammte Axt, die brauchen Wasser für den Salat und Essig für Tee und noch so ein Öl zur Desuktion oder so!" Verzweifelt stellte Witjon fest, dass er bereits nach wenigen Schritten alles durcheinandergeworfen hatte, was Alpina ihm aufgetragen hatte. Er strich sich die Haare aus dem Gesicht nach hinten und fuhr sich nervös über die Augen.
    Frigg steh' mir bei, dachte er hilflos. Ein Bier wäre jetzt wohl verdammt hilfreich...

    Witjon war seit dem Einzug in die neue Villa nicht weniger schwer beschäftigt, als er es noch während der Bauarbeiten gewesen war. Ständig gab es noch Kleinigkeiten zu regeln, ständig hatte jemand eine Frage ob und wie mit einer neuen Situation umgegangen werden sollte - sei es, weil auf einmal mehr Brennholz zum Beheizen der Räumlichkeiten als zuvor in der 'kleinen' Casa Duccia für den Winter nötig sein würde, sei es, weil man vor lauter Stauraum in den Räumen der Villa nicht gleich zu viele Gäste einlud, die man nicht mehr los wurde.


    Und dann der Brief von Phelan. Witjon hatte sich über dessen Nachricht gefreut, keine Frage. Aber es kam nun doch eine ganze Menge auf einmal. Fehlte noch, dass Ragin aus Colonia im Norden herkam und am besten auch noch seine Mutter in Mogontiacum eintrudelte! Nur gut, dass er sich tatsächlich für den Bau der Villa entschieden hatte. So musste er sich wenigstens keine Sorgen um genügend Platz machen.


    Witjon saß über den Rechnungslisten der letzten Woche, die seine Betriebe betrafen, als er den knorrigen Alten durch die Bude brüllen hörte. Besuch? Witjon hoffte, dass das eine gute Nachricht war. Er erhob sich gemächlich von seinem Schreibtisch - der viel größer und reicher mit Schnitzwerk verziert war als der vorherige! - und stapfte ins Atrium hinaus.


    "Ach ne, lug en. De Phelan!", rief Witjon erfreut aus, als er indessen seines Vetters angesichtig wurde. Die blonde junge Dame daneben ignorierte er erstmal völlig, als er seinen Vetter herzlich an sich drückte.