Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Witjon war verständlicherweise in Eile. Alpina erging es wohl in den meisten Geburtsfällen so, dass der männliche Part in der Situation - getrieben von seiner schmerzleidenden, keifenden Frau - ziemlich aus dem Häuschen war und alles und jeden in seinem Umfeld bald genauso zu terrorisieren begann wie sein weibliches Gegenstück. Oder aber es waren gleich sämtliche Frauen eines Haushalts, die ohne Beteiligung des Mannes die Geburt über die Bühne brachten, das konnte Witjon nicht umfänglich beurteilen. Seine erste und bisher einzige Geburt - beziehungsweise die seines damaligen Weibes - war unter völligem Ausschluss seiner Person verlaufen. Im Rückblick war er dafür sehr dankbar, hatte die Geburt immerhin einen tödlichen Ausgang gehabt.


    Heute jedoch schwankten seine Empfindungen zwischen freudigem Hochgefühl, panischer Angst und nervöser Übelkeit, so dass alsbald sämtliche Gedanken vor dem reinen tatsächlichen Geschehen verblassten. "Hier entlang", kommandierte er gelegentlich, wenn es um eine Straßenecke ging und eine Abzweigung genommen werden musste, oder "Na los doch", wenn er das Gefühl hatte, dass Alpina zu langsam war.


    Schließ erreichten sie zu Witjon grenzenloser Erleichterung den Domus Petronia, wo sie zügig eingelassen wurden.

    Vom Sklaven hereingeführt und angekündigt, betrat Witjon das Triclinium. Er hatte sich fein herausgeputzt, wie es sich für einen Empfang beim Praefectus Alae geziemte. Tunika, Toga, ordentliches Schuhwerk, alles aus besten Stoffen und Leder der FMQ-Betriebe. Seine Finger schmückten der duccische Siegelring sowie sein Ehering, mehr jedoch nicht. Gerade in einem Militärlager wollte er nicht mit Prunk und Protz negativ auffallen, was bei diversen spartanisch eingestellten Offizieren gelegentlich der Fall war.


    "Salve Quintilius", begrüßte Witjon seinen Gastgeber mit einem breiten Lächeln. "Vielen Dank für deine Einladung. Es ist mir eine Freude, dein Gast sein zu dürfen."

    "Sofort!", beeilte Witjon sich, seiner Frau klar zu machen, dass er ihre Anweisungen ohne Zögern umzusetzen gedachte. "Bin schon weg", fügte er hinzu und hastete hinaus ins Atrium, wo er sich erst zur Tür wandte, woraufhin er allerdings innehielt.


    Sollte er vielleicht Gunda bescheid geben? Gunda würde Octavena helfen bei diesen Geburtsdingen, die es jetzt zu tun galt. Andererseits waren seine Anweisungen klar und deutlich: Susina Alpina herholen! Und so wie er dieses Schwangerschaftsmonster kannte, das einmal seine Frau gewesen war, würde er eine gehörige Portion Unmut abbekommen, wenn er nicht genau das tat, was sie wollte. Andererseits bekam er auch regelmäßig Unmut ab, wenn er genau das tat, was sie wollte. Im Grunde genommen konnte man es den Frauen sowieso nie recht machen. Er sah den Moment schon kommen, in dem er gleich Susina Alpina mit ins Haus bringen würde und als Dank nur von Gunda oder Octavena oder Gunda und Octavena äußerst unfreundlich aufgefordert werden würde, sich zügigst aus dem Staub zu machen.


    Witjon kniff die Lippen zusammen. Nein, er würde jetzt einfach nach Plan handeln. Sekunden später hörte man wie die Tür sich geräuschvoll öffnete, Witjon eilig das Haus verließ und die Tür mit ein wenig Rücksicht auf die womöglich noch schlafenden Bewohner des Hauses etwas weniger geräuschvoll hinter sich schloss.

    Witjon war in letzter Zeit zunehmend gestresst. Er musste Massulas Verlust auf der Arbeit ausgleichen, solange dessen Nachfolger noch nicht ins Amt eingeführt worden war. Zusätzlich fiel ständig neue Arbeit im Ordo Decurionum an, weil Mogontiacum ja nun Municipium war und es allerhand zu diskutieren und zu entscheiden gab. Dann noch der Bau der Villa Duccia, der regelmäßige Kontrolle und Absprachen erforderte. Und schließlich seine Frau, die ein Kind erwartete - Frigg sei Dank! - und Witjon trotzdem mit ihren Launen auf die Nerven ging.


    So war er an diesem Abend wie ein Sack Mehl ins Bett gefallen und lag schon wenige Sekunden später da als wäre er tot. Schnarchend. Traumlos. Völlig erschöpft. Er verschlief Octavenas Bettflucht, verschlief ihre Aufregung, verschlief die frühen Morgenstunden, in denen Octavena durch die Casa wandelte.


    Octavena weckte ihn in dermaßen schneidigem Ton, dass Witjon augenblicklich senkrecht im Bett saß. "HMWAS?", quiekte er völlig orientierungslos. Die Augen noch halb geschlossen, erkannte er seine Frau. Seine liebevolle, reizende, nervige, schwangere Frau.
    Wach. Auf. Hol. Wen? Kind. Was für ein...schlagartig war Witjon wach. "OH!", stieß er hervor und begann dann hastig die Decke wegzuschieben und rollte sich aus dem Bett. "Hose!", brummelte er und fand das Kleidungsstück nicht weit vom Bett entfernt auf dem Boden. "Susina Alpina", bestätigte er seiner Frau den Auftrag, während er sich die Hose anzog und sich fahrig die Haare aus dem Gesicht strich. "Das Kind!", fiel ihm daraufhin ein und starrte kurz Octavenas Bauch an, sah ihr anschließend in die Augen und erkannte, dass er besser einfach genau das tat, was das Weib ihm auftrug. Widerstandslos. Ohne Murren. Schnellstmöglichst.
    "Hemd!", befahl sein Mund seinen Händen, während seine Augen schon nach dem Gegenstand suchten, den er sich sogleich überstreifen wollte. "Schuhe! Herr-Wodan, wo bei Tweiwaz...ah, da!", haspelte er weiter mehr zu sich selbst als zu Octavena. "Bin schon weg!", rief er schlussendlich aus, wollte bereits aus der Tür hasten, als ihm der Gedanke nach einer zärtlichen Geste in den Sinn kam.


    Er machte im Türrahmen kehrt und gab seiner Frau einen Kuss. "Halte durch, ich fliege wie ein ... naja, wie ein Vogel halt."

    [WRAPIMG=LEFT]http://www.kulueke.net/pics/ir…-spezielle/nahajugend.png[/WRAPIMG]Naha folgte einige Zeit lang einfach schweigend und essend dem Gespräch, das sich um nicht so sonderlich interessante Themen drehte. Politik, Geschäfte, bla bla bla. Irgendwann kam dann die Sprache allerdings auf die Herkunft des jungen Petroniers. Naha horchte auf. Dieser überschwängliche Kerl erzählte endlich auch mal etwas von sich selbst.


    "Einen Archimedes von Lancia kenn' ich nicht", platzte es aus Naha heraus. Sie sah Marcellus erwartungsvoll und ein bisschen herausfordernd an. "Ist der in Italia sehr bekannt?"


    Witjon schmunzelte. Naha manchmal etwas forsch in ihrer Art und wäre dies hier nicht eine gemütliche Runde in familiärem Umfeld, sondern ein offizieller Empfang oder ein Bankett unter politischen Verbündeten, hätte er sie deutlich zurechtgewiesen. So aber gönnte er ihr die Nachfrage. Um Marcellus zudem nicht gänzlich auf die Bedeutung und das Können seines Lehrer festzunageln, stellte Witjon ebenfalls eine Frage: "Hast du schon Vorstellungen über deine Zukunft hier in Mogontiacum?"

    Witjon überlegte kurz, tauschte einen Blick mit Lysander aus. Sie wechselten gedämpft ein paar Worte.


    "Ich glaube, es wäre nicht einmal ein neuer Plan von Nöten. Wir lassen einfach die Trennwände zwischen den Officia weg und machen die Räume im Obergeschoss zu zwei großen Archivräumen. Im Erdgeschoss entsteht dann die Schreibstube. Im Grunde genommen hängt die Raumaufteilung dann nur noch am entsprechenden Mobiliar und der Verwaltungsinternen Zuweisung. Oder?"


    Lysander nickte und sagte beipflichtend: "So ist es. Wenn der Ordo Decurionum die Fixpunkte des Bauplans festgelegt hat, kann ich nochmal einen bis ins Details ausgearbeiteten Bauplan aufstellen."


    Sim-Off:

    Ist es dir möglich, ein Bild des Grundrisses wie er dann sein sollte, zu erstellen? So im Stil des Grundrisses des Domus Petronia vielleicht? So wie hier in der Forenbeschreibung, das würde ja in die Forenbeschreibung der Curia auch ganz gut reinpassen, oder?

    Der Ruhm wird nach der Asche größer.


    "Bei Donar, schaut euch das an!", rief Witjon aus. Angesichts des Anblicks, den einem die Villa Duccia bot, konnte es einem fast die Sprache verschlagen. Witjon hatte seine Familie im Schlepptau und ging aufgeregten Schrittes die Allee entlang auf die Villa zu. Sie hatten bereits in den Tagen zuvor Haushaltsgegenstände wie Kleidung, Geschirr, Werkzeug und ähnliche Notwendigkeiten in die Villa schaffen lassen. Möbel waren in den Wochen vor dem Einzug hergestellt und dem Haushalt hinzugefügt worden. Heute war es endlich so weit. Wenn auch noch nicht jede Kleinigkeit eingerichtet war und die Bewohner in den kommenden Tagen sich in Ruhe würden einrichten und an die neue Behausung gewöhnen müssen, so war der lang ersehnte Tag doch letztlich gekommen.


    Wolfriks Sippe zog in ihre neue Villa Rustica Duccia ein.


    "Da staunt selbst Wodan mit seinem einen Auge!", prahlte Witjon ungewöhnlich ausgelassen. Er hatte seine Frau untergehakt und zeigte hierhin und dorthin. "Schau, wir haben schon Obstbäume gepflanzt und sieh dort die Äcker sind bestellt. Aaaaah und dort ist das Herzstück unseres Latifundiums: Die Weiden. Unsere prächtigsten Hengste, unsere schönsten Stuten, ein Augenschmaus."
    Witjon grinste Octavena begeistert an und warf einen Blick über die Schulter, wo der Rest der Familie ging. "Was sagt ihr? Ist das nun ein angemesser Stammsitz unserer Sippe?"
    Im Vorübergehen winkten die Muntlinge der Sippe, die auf den Äckern und Weiden ihren Dienst versahen, ihnen freundlich zu. Aber auch freie Knechte waren auf dem Latifundium beschäftigt, die ebenfalls die Gelegenheit willkommen hießen, ihre Arbeit zu unterbrechen und den Ducciern beim Einzug in ihr neues Heim zuzusehen. Auf den Stufen, die zur Halle der Villa hinaufführten, erwartete zudem Albin bereits die Herrschaften. Wie immer stand er als Vilicus seiner Sippe zur Verfügung und hatte dafür gesorgt, dass alles vorbereitet war.

    Heilsa Runa,


    herzlich willkommen im IR. Du wirst bereits erwartet, entschuldige daher meine lange Reaktionszeit. (Die Geduldsprobe hast du damit schonmal bestanden...)


    Erlaubnis ist hiermit erteilt. Der Wohnort stimmt so. ;)


    Für die Freischalter:
    Vater
    : Decimus Duccius Verus
    Mutter: Wird nachgereicht.

    Witjon grinste. Audaod kam also doch gleich zur Sache.


    "Tatsächlich ist es keine schlechte Idee...", stimmte er zögerlich zu. "Du möchtest also Senator werden?" Die Feststellung klang nüchterner, als Witjon sich fühlte. Bei dem Gedanken, dass sein - bis jetzt - einziger Sohn Mogontiacum für lange Zeit verlassen könnte, dass Witjon ihn vielleicht nie wieder sehen würde - krankheitsbedingte Todesfälle oder Unglücke konnten ja jeden von ihnen täglich erwischen - stimmte ihn traurig. Das würde er natürlich niemals zugeben, so viel hatte er von seinem Vater Evax, seinem Bruder Arbjon und seinem Vetter Lando gelernt. Dennoch, die Idee bedrückte ihn.


    "Ich gebe zu, deine bisherige Ausbildung würde genügen, um dir einen Einstieg in die Senatorenlaufbahn zu ermöglichen", sagte er entgegen aller persönlich-emotionalen Bedenken, um seinen Sohn von der unerträglichen Spannung zu erlösen. Seine unbedingte Zustimmung hatte er zwar noch nicht gegeben, aber im Grunde genommen konnte Witjon seinem Sohn diesen Wunsch nicht abschlagen.

    Mit gemischten Gefühlen beobachtete Witjon die Reaktion seines Sohnes. Ganz offensichtlich war Audaod an der zweiten Neuigkeit, die Alrik aufgezählt hatte, hängen geblieben. Das Tirocinium fori schien ihn sehr zu reizen.


    "Ich bin erleichtert, dass er endlich heiratet", gab Witjon auf Audaods Frage hin zurück, das Tirocinium fori erstmal gänzlich außer Acht lassend. "Und dazu noch eine Tiberia! Er scheint sich da unten verdammt gut zu präsentieren, wenn er eine Tiberia - oder deren Vater - von sich überzeugen konnte." Er schmunzelte.


    "Davon abgesehen ist es gut zu wissen, dass das Klientelverhältnis zwischen Vinicius Hungaricus und Alrik so fest ist, dass es bis nach Rom strahlt und dies positive Auswirkungen auf Germania Superior haben wird." Darüber war Witjon tatsächlich ziemlich glücklich. Dass er damit allerdings die eigentliche Erwartung hinter Audaods Frage unbeachtet ließ, war reines Kalkül. Er wollte seinen Sohn noch etwas zappeln lassen. Wenn er einen Wunsch hatte, sollte er ihn auch selbst aussprechen.

    Ich hab momentan leider nicht die Zeit, überall gleichzeitig mitzulesen UND zu schreiben. Momentan reicht's daher nur hier und dort aus, um meinen Mod-Pflichten beim germanischen Militär nachzukommen und den ein oder anderen ganz kurzen Beitrag hinzuklatschen. Am Wochenende müsste ich wieder beim Normalzustand angekommen sein.

    "Audaod."


    Witjon störte seinen Sohn beim Studium des neuesten Decretum Decurionum.


    "Wir haben etwas zu besprechen", bemerkte er und setzte sich neben seinen Sohn auf eine Bank im Atrium, wo es am späten Nachmittag bei sommerlichen Temperaturen im Schatten des Säulenumgangs halbwegs erträglich war.


    "Vala...Alrik...also unser senatorischer Verwandter hat uns geschrieben." Er hielt Audaod den Brief vor die Nase. "Lies selbst."