Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    "Ah, gut", kommentierte Witjon knapp. Seine Frage war beantwortet und er hatte nichts mehr zu kamellen. Er hob beide Hände und lehnte sich zurück zum Zeichen, dass er fertig war. Auch von anderen Decuriones gab es keine Wortmeldungen mehr.

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    Gab es nicht? Gab es doch. Quintus Varius Celer, seines Zeichens gewesener Duumvir, hob die Hand und brachte folgendes ein:


    "Sollten wir nicht die Gedenkfeier zu Ehren des Drusus mit in den Kalender aufnehmen?"


    Er kratzte sich kurz am Kopf, bevor er nachschob: "Die findet ja immer am Tag vor den Medritinalia statt..."

    Witjon hörte mit halbem Ohr zu. Hier und dort nahm er zufrieden zur Kenntnis, dass nicht nur römische Feiertage aufgeführt, sondern auch die hiesigen Kulte bedacht wurden.


    "Eine Frage, Petronius, hätte ich: Bei 'Mogontia' klang es kurz so, als wärst du dir nicht recht sicher...?"


    Um nicht ohne lobende Anmerkung zu verbleiben, fügte er an: "Im Übrigen gefällt mir der Kalender sehr gut. Er erfüllt alle Notwendigkeiten."


    Sim-Off:

    Ich beziehe mich auf das Fragezeichen. Ist nicht klar, ob das Fest tatsächlich so geheißen hat, oder ob es an dem Termin stattfand, oder wie?

    Witjon aß einfach erstmal seine Suppe auf und drückte Gunda schließlich die leere Schale in die Hand, um dann zurückhaltend der Diskussion zu folgen. Der junge Marcellus schien vor Ideen nur so überzusprudeln. Für Witjons Geschmack allerdings kamen seine Vorschläge mit zu wenig Struktur daher. Er nahm daher zufrieden zur Kenntnis, dass Marcus offensichtlich der Curia oberste Priorität zuwies. Octavena legte anschließend ein besonderes Augenmerk auf das Forum, was Witjon wiederum ein schmales Lächeln entlockte. Er gewann immer mehr den Eindruck, dass er nicht nur eine besonders attraktive sondern vielmehr auch intelligente Frau geheiratet hatte und das machte ihn glücklich und stolz obendrein.


    "Also zuerst die Curia umbauen, so viel steht fest. Dann steht das Forum im Fokus. Hinterher kann man noch über ein Amphitheater nachdenken", fasste Witjon letztlich mit einem aufmunternden Seitenblick auf Marcellus zusammen.
    "Konkurrenz ist wichtig, da stimme ich dir zu", wandte er sich an Octavena. "Eine weitere Basilica halte ich dagegen erstmal nicht für notwendig. Vielmehr sollten wir die Anrainer des Forums dazu verpflichten, ihr Erdgeschoss mit Portiken auszustatten, um einen vollends überdachten Rundgang um das Forum sicherzustellen. Ob sich in den Lokalen dann Händler oder Handwerker, Anwälte oder Architekten, Geldwechsler oder Kultvereine niederlassen, ist dann ja nebensächlich. Sie alle werden jedenfalls zur Belebung des Forums beitragen, das so mehr denn je zum Mittelpunkt des mogontinischen Handels- und Gesellschaftslebens würde."


    Daraufhin gab er jedoch zu bedenken: "Wir dürfen jedoch die Marktflecken in den Vici nicht vernachlässigen. Vielleicht können wir dort eine Spezialisierung auf bestimmte Warentypen herbeiführen? Die südlichen Vici werden jedenfalls nicht so sehr leiden, da mit der Ala neue Kaufkraft dorthin gezogen ist. Selbst wenn sich der Handel mehr aufs Forum konzentierte, würden der Vicus Victoria und der Vicus Novus vermutlich nicht so sehr darunter leiden."


    Er zuckte mit den Achseln. Grinsend fragte er zum Schluss: "Was gibt's eigentlich als Hauptgang?"

    Witjon grinste fröhlich in sich hinein. Er hatte mit vielem gerechnet, aber dass Vala gleich zum Stadtpatron gemacht werden sollte, hatte ihn zunächst wirklich überrascht. Mittlerweile sah er diese Idee äußerst positiv. Crispus machte also den Vorschlag, woraufhin sich erstmal niemand meldete. Offenbar waren die Decuriones entweder überrumpelt und deshalb sprachlos, oder sie hatten nichts dagegen einzuwenden und sahen daher keine Notwendigkeit einer Wortmeldung.


    "Tja, wenig überraschend kann ich dem Vorschlag unseres geschätzten Duumvirs Petronius vollumfänglich zustimmen."

    Die Diskussion ging hin und her. Einige Decuriones brachten sinnvolle Ansätze ein, andere wiederum erzählten Witjons Meinung nach dummes Zeug. Letzten Endes wandte der Duumvir sich erneut an Witjon, der kurz inne hielt, um seine Gedanken zu ordnen.


    "Ich rolle die Ansätze mal von hinten auf. Erstens würde ich die Milites ausschließen, weil durch sie die Kommandanten der Legion und der Ala und möglicherweise auch der Statthalter als oberster Befehlshaber der Provinz direkten Einfluss auf unsere municipalen Wahlen nehmen könnten. Wer kann uns nämlich garantieren, dass die Kommandanten nicht ihren Milites befehlen, für oder gegen bestimmte Kandidaten zu stimmen? Nein, ich halte das für völlig ausgeschlossen! Milites waren schon immer von den Wahlen ausgeschlossen und sollten es auch in Zukunft bleiben!"


    Er hatte die letzten Sätze besonders betont, denn der Gedanke an die Missbrauchsgefahren erregte ihn schon gewaltig. Man stelle sich nur das Stimmgewicht von über fünftausend Legionären vor!


    "Zweitens garantiert uns die Mindestwohnzeit eine Integrierung des Zugezogenen in seine Nachbarschaft und eine gewisse Kontrolle. Man könnte zusätzlich ein Einspruchsrecht für Municipes einrichten. Erfährt nämlich ein Nachbar, dass der Antragsteller eben doch Schulden hat oder ein Verbrechen begangen hat, so wäre eine Überprüfung im Vorhinein sichergestellt, ohne dass man später das böse Erwachen erlebt."


    Das war ein Punkt, den Witjon wichtig, aber durchaus in größerem Umfang diskutabel fand.


    "Drittens denke ich, dass das Municipalrecht lebenslang verliehen werden sollte. Denn wir müssen uns - und hier kommt Viertens - ja auch darüber im Klaren sein, was für Auswirkungen das Municipalrecht auf die Nachkommen einer Person hat. Wir haben nämlich noch gar nicht angesprochen, wie der Status eine Neugeborenen sein soll. Ich würde mich da an der Lex Minicia orientieren. Ist die Mutter Municeps, ist es das Kind ebenfalls. Auch, wenn sie nicht mehr oder nur zwischenzeitlich nicht in Mogontiacum lebt, so sollte das Kind doch die Vorteile seines Standes erben. So ist es mit dem römischen Bürgerrecht ja auch."

    "Salve Petronius", erwiderte Witjon den Gruß des jungen Mannes, der da vom Miles hereingeführt wurde. Witjon erhob sich von seinem Platz am Schreibtisch und wies auf einen Stuhl. "Nimm doch erstmal Platz", bat er höflich aber bestimmt und reichte dem Petronier kurz die Hand zum Gruß, bevor er sich selbst wieder niederließ.


    "Also nochmal der Reihe nach", ging er dann auf die Anliegen seines Gegenübers ein. "Erstmal die Rechtsfrage. Das Problem des Gerichtsstands ist bekannt, aber noch nicht zufriedenstellend gelöst. Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass es gewohnheitsrechtlich anerkannt ist, dass die Duumvirn selbst vor Ort Recht sprechen dürfen, ohne in Konflikt mit dem Codex Iuridicalis zu geraten."


    Er machte eine Kunstpause, während der er sich im Stuhl zurücklehnte, die Ellenbogen auf die Tischkante stützte und die Finger aneinanderlegte.


    "Erst recht muss dies dann also gelten, wo nun die Lex Municipalis den Duumvirn eben jene Gerichtsbarkeit zubilligt. Da die Lex Municipalis nun vom Imperator abgesegnet ist und zeitlich jünger als der Codex Iuridicus ist, muss die Lex Municipalis als Lex Specialis der Lex Generalis vorgehen."


    Da er fürchtete, den Petronier mit den Rechtsbegriffen zu verwirren, konkretisierte er nochmal: "Sprich: Die Lex Municipalis hat für Mogontiacum Gültigkeit vor dem Codex Iuridicalis, soweit Abweichungen bestehen. Dein Oheim darf somit als Duumvir Recht sprechen. Das ist meine Meinung. Falls Petronius Crispus das nicht reicht, kann ich natürlich eine Anfrage an den Statthalter einreichen."

    Witjon hob ahnungslos die Schultern.


    "Ich weiß es auch nicht genau. Seine Dienerschaft sagte, es wäre ihm von einem Tag auf den anderen plötzlich sehr schlecht gegangen. Der Medicus wusste auch keine Antwort."


    Es war wirklich beklemmend, wie schnell ein allseits beliebter Mensch aus Midgard scheiden konnte. So plötzlich.


    "Die Bestattung findet in wenigen Tagen statt. Massulas Leichnam ist in seinem Haus aufgebahrt, falls du..." Witjon sparte es sich, den Satz zu beenden. Es gab ja eigentlich keine Familienangehörigen, denen man kondolieren könnte, aber vielleicht legte der Statthalter ja dennoch Wert darauf.

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Ich melde mich in der Zeit vom 01. - 09.08. komplett abwesend.


    Mit etwas Verspätung bin ich wieder zurück.


    Edit: Angesichts der Fülle an Beiträgen arbeite ich mich erstmal der Reihe nach durch Mogontiacum. "Von oben nach unten" sozusagen durch sämtliche Threads...

    Witjon zuckte mit den Achseln. "Warum nicht? Da steht ja schon ein Theater. Warum also nicht noch eine Arena daneben hinstellen?" Er schmunzelte lässig. "Da stehen ja jetzt schon etliche Fressbuden und Wettbüros, weil im Theatrum ja auch schonmal Gladiatoren- oder andere Wettkämpfe stattfinden. Das würde sich also gar nicht schlecht ergänzen, oder?"


    Dann hob er aber beruhigend die Hände, den Suppenlöffel dabei in die Höhe gestreckt. "Wobei wir natürlich erstmal die Curia umbauen müssen, bevor wir das nächste teure Bauprojekt angehen. Mein Architekt hat da übrigens mittlerweile schon recht konkrete Pläne ausgearbeitet. Ich denke, ich werde ihn in Kürze mit in die Curia schleppen, um sie dem Ordo Decurionum vorzustellen."

    [WRAPIMG=LEFT]http://www.kulueke.net/pics/ir…-spezielle/nahajugend.png[/WRAPIMG]Naha war einigermaßen baff über das, was Marcellus plötzlich von sich gab. Sie starrte ihren Platznachbarn verblüfft an, bis sie sich darüber bewusst wurde, dass Starren absolut ungebührlich war. Schnell fixierte sie die Kohlsuppe vor sich. Ihre Wangen brannten, das heißt sie wurde vermutlich rot im Gesicht. Wie peinlich. Ärgerlich über sich selbst, weil sie auf so eine plumpe Anmache ansprang, löffelte sie ihre Suppe und war äußerst erleichtert darüber, dass der Hausherr und seine Nichte das Gespräch in völlig andere Bahnen lenkten.


    Witjon konnte sich ein Grinsen nur beinahe verkneifen. Er griff schnell nach seinem Becher und trank einen großen Schluck, um seine Mimik zu verbergen, während Marcellus über seine Herkunft und Beweggründe ausgefragt wurde. Und dann ging es plötzlich um Mogontiacum und sein neues Stadtrecht und mit einem weiteren großen Gedankensprung kamen sie auf die vermeintliche duccische Marktkontrolle zu sprechen.


    "Ach, ganz Mogontiacum weiß doch, dass jeder Pfeffersack jenseits des Rhenus nach meiner Pfeife tanzt", lachte Witjon, winkte dann aber amüsiert ab. "Nein, mal im Ernst. Wenn Mogontiacum noch größer werden soll, müssen wir den Leute mehr bieten als nur Handel. Handel ist wichtig, aber genauso wichtig ist Unterhaltung. Wenn Mogontiacum wachsen soll, müssen wir also dafür sorgen, dass sowohl eine gute Infrastruktur für Kaufleute und Handwerker, als auch eine ausgeprägtere Grundlage für Brot und Spiele vorhanden sind."
    Er machte eine kurze Pause, bevor er letztlich zusammenfasste: "Will sagen, wir brauchen eine starke Verwaltung und ein gut ausgebautes Forum genauso wie ein - ja, warum nicht - ein Amphitheater. Was meint ihr?" Witjon sah die anderen an, gespannt ob sie seine Meinung teilten, oder womöglich Gegenargumente hatten.

    Witjon klopfte an die Tür zum Officium des Legatus Augusti Pro Praetore und trat nach kurzem Warten ein. Er war gefasst, dennoch sah man ihm seine betrübte Laune an.


    "Salve Legatus Vinicius", grüßte er tonlos. "Ich bedaure, dir schlechte Nachrichten bringen zu müssen. Faustus Domitius Massula ist tot." Er schluckte trocken und erläuterte dann: "Er erkrankte überraschend heftig und lag nur wenige Tage danieder, bevor er verstarb."


    Betreten sah er auf seine Füße. Er hasste es, Todesnachrichten überbringen zu müssen.

    Witjon horchte auf. Petronius Crispus brachte schon kurz nach seiner Wahl gleich mal eines der drängendsten Themen auf die Tagesordnung. Besonders mit Blick auf die nächsten Wahlen musste in dieser Amtszeit die Bürgerrechtsfrage geklärt werden.


    Witjon meldete sich zu Wort: "Petronius, ich unterstütze die Gebühr in Höhe von 50 Sesterzen, ebenso den Eid. Zusätzlich schlage ich vor, dass man die Bürgerrechtsverleihung beim Duumvir zu beantragen hat, und zwar erst nachdem man mindestens ein Jahr ohne Unterbrechung in Mogontiacum wohnhaft gewesen ist.
    Außerdem würde ich eine Abgrenzung zu den Milites der Legion und der Auxiliares vornehmen. Ich empfehle, nur ehrenhaft entlassene Veteranen das Municipalbürgerrecht zu verleihen, und zwar nach einer Mindestwohnzeit von nur sechs Monaten im Stadtgebiet."

    Octavena machte ihre Sache gut, fand Witjon. Er betrachtete seine Frau versonnen, während sie das Gebet sprach. Oh Iuno, schenke uns viele gesunde und kluge Kinder, bat Witjon im Stillen. Als Octavena geendet hatte, nickte er ihr mit einem Lächeln zu und sie verließen den Tempel, um draußen am Altar zum blutigen Teil des Opfer überzugehen. Zwei gemietete Musiker begleiteten die Zeremonie mit Flöte und Tamburin, während Witjon nun Weihrauch am Opferaltar ins Kohlegefäß streute.


    "Favete linguis!", rief der Tempelherold und die wenigen Passanten, die schaulustig stehen geblieben waren, verstummten oder gingen weiter ihrer Wege.


    "Ehrwürdige Iuno, dem Weihrauch gleich mögen meine Gebete in deine göttlichen Gefilde emporsteigen und deine Großmut erregen!", begann Witjon das Opfer mit ausgebreiteten Armen, den Blick gen Himmel gerichtet. Daraufhin wusch er nochmal seine Hände, legte Weihrauch nach und weihte schließlich die Ziege durch Übergießen mit Wein. Es folgte die symbolische Entkleidung, indem Witjon mit der flachen Seite des Opfermessers über den Rücken der Ziege strich. Nun konnte er sich an die Göttin wenden:


    "Die Ziege weihen wir, Petronia Octavena und Numerius Duccius Marsus, dir oh strahlende Göttin Iuno! So höre unsere Bitte: Gewähre uns das Glück zahlreicher gesunder und kluger Kinder. Halte deine Hand schützend über meine Frau und gewähre ihr deinen Segen für Schwangerschaften und Geburten.
    Wir bitten dich, oh Beschützerin der Ehefrauen, gewähre uns deine Gunst und die Hilfe deiner göttlichen Diener, auf dass weder Krankheit noch Gebrechen mein Weib im Kindbett hinraffen.
    Oh Iuno, tadellose Göttin von würdevoller Gestalt, höre meine Flehen. Dir bringe ich diese prächtige Ziege dar. Ein Dankopfer verspreche ich dir, wenn du meine Bitte erhörst und bald das erste gesunde Kind zur Welt kommt.
    Oh höchste Göttin Iuni, huldvoll baue ich auf deine großmütigen Hilfe.


    Do ut des."


    Die Worte verhallten auf dem Platz und Witjon veharrte noch einen Augenblick reglos, bevor er das Opfermesser zur Hand nahm und kurzen Prozess mit der Ziege machte, indem er ihr die Kehle aufschlitzte. Unter angsterfülltem Zucken verblutete das Tier, dessen Lebenssaft von den Opferhelfern in einer Schüssel aufgefangen wurde. Witjon hoffte inständig, dass Iuno ihn erhören würde und Octavena leichte Schwangerschaften haben und die erhofften Geburten allesamt überleben würde.

    Naha, von Römern Duccia Sila genannt
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/z-spezielle/nahajugend.png]


    "Salve, Petronius Marcellus", grüßte auch Naha artig, die eigentlich nicht in der rechten Stimmung für eine Familienfeier war. Von Witjon dazu genötigt war sie dennoch der Einladung des Hausherrn gefolgt und nahm deshalb ihren Platz neben dem jüngeren Petronier auf der Liege ein, was eine eher unbewusste Entscheidung war.


    Während sie dann die Schale mit Kohlsuppe entgegennahm, entgingen ihr die Blicke ihres Sitznachbarn freilich nicht. Anders als Witjon, der sogleich in das Gespräch mit Petronius Crispus vertieft war, warf Naha verstohlene Seitenblicke auf Marcellus. Naha löffelte also ihre Suppe und Marcellus tat das genaue Gegenteil. Er glotzte irgendwann nur noch. Naha kam ein schrecklicher Gedanke dabei.
    "Was denn, hab' ich da was im Gesicht?", fragte sie Marcellus schließlich gedämpft, um die beiden Familienoberhäupter im Gespräch nicht zu stören. Sie klang verunsichert, was ihrer Sorge entsprach, dass sie sich unbewusst ein Stück Kohl über die Wange geschmiert haben könne oder etwas vergleichbar peinliches geschehen wäre.



    "Petronius Marcellus, es ist mir eine Freude dich kennen zu lernen", wandte Witjon sich an den jungen Mann, als sie einander von Crispus vorgestellt wurden. Auch die beiden Damen begrüßten Marcellus formvollendet.


    Viel Zeit zum Austausch von Floskeln blieb daraufhin jedoch nicht, denn der Hausherr war offensichtlich hungrig. Witjon ließ sich dankbar mit seiner Frau auf den angewiesenen Liegen nieder, während Naha sich für den Platz neben dem jüngeren der beiden Petronier entschied.


    Das Essen wurde aufgetischt und Petronius Crispus fing eine Unterhaltung mit dem Thema an, das Witjon verständlicherweise nicht in die beste Stimmung versetzte. "Ach, Marcus. Es ist eine Schande, aber von unserem schönen Heim ist kein Stein mehr auf dem anderen geblieben. Alles ist ineinander gestürzt und verkohlt. Uns bleibt nur, den großen Schutthaufen zu beseitigen." Er zog eine Grimasse, bevor er sich der Kohlsuppe widmete. Mit einem amüsierten Seitenblick bedachte er dabei Marcellus, der in eine Anwandlung von Jubel über die Kohlsuppe verfiel, die Witjon einigermaßen deplaziert wirkte.


    An Crispus gewandt fuhr er etwas hoffnungsvoller fort: "Allerdings hat mir ein gewisser Centurio Helvetius von der Legio Secunda bereits seine Hilfe bei den Aufräumarbeiten versprochen. Also, ich meine die Hilfe seiner Centuria." Er grinste schief zwischen zwei Löffeln Suppe. "Da muss ich mal beim Praefectus Castrorum nachhören, ob die Centuria überhaupt entbehrt werden kann, was meinst du?"

    Ein erschütterter Witjon betrat die Casa Matinia, um von seinem Klienten Abschied zu nehmen. Er hatte recht schnell von Pacatus' Tod erfahren und hatte daraufhin zu seiner Bestürzung feststellen müssen, dass er zu dessen Lebzeiten noch nie die Wohnung seines Klienten betreten hatte. Sie hatten sich hauptsächlich in der Curia oder in der Casa Duccia getroffen oder beim Essen in der Stadt. Deshalb war Witjon der Wegbeschreibung des Boten der Todesnachricht gefolgt und fand sich nun in der zugegebenermaßen recht engen und unluxuriösen Behausung seines Klienten wieder.


    Die Klienten und Freunde, Nachbarn und Wähler, die gekommen waren, bildeten eine Gasse, als sie der Ankunft des Patrons gewahr wurden. Witjon durchschritt die Gasse maßvollen Schrittes und verharrte still vor dem aufgebahrten Leichnam. Er bedauerte das Ableben seines Klienten, zumal es auf diese unwürdige Weise geschehen war. Ausgerutscht auf einem Fisch. Witjon unterdrückte ein Kopfschütteln. Er war bestürzt darüber, dass erst kurz zuvor bereits Faustus Domitius Massula verstorben war. Wie konnte es sein, dass Menschen, die er gern hatte, so überstürzt aus seinem Leben wichen?


    Witjon würde Pacatus eine würdige Bestattung ermöglichen, das stand für ihn fest. Als er die Casa Matinia schließlich wieder verließ, hatte er bereits eine Vorstellung der Worte für die Totenrede - die er als Patron des Matiniers halten würde - und die Inschrift des Grabsteins, den er setzen wollte. Entschlossenen Schrittes kehrte er der Casa Matinia den Rücken und machte sich an die Arbeit.