http://www.kulueke.net/pics/ir…rmanen-maenner-alt/18.jpgDie Rache konnte so kompliziert sein. Noch während Herge seiner Rache entgegenwankte, bekam er ein Problem. Er hatte kein Feuer! Herge schimpfte sich einen besoffenen Narren und hatte Recht damit. Ärgerlich latschte er über die schneematschige Straße dahin zurück, wo er dem Nachtwächter über den Weg gelaufen war. Irgendwo musste dieser Hampelmann doch sein. Herge sah sich um, links, rechts. Hörte er da Schritte?
"He, ich hab dir doch gesagt du sollst die Biege machen!", herrschte der Gesuchte Herge einige Schritte entfernt an.
"Ah, da biste ja", antwortete dieser und machte ein paar unsichere Schritte auf den Nachtwächter zu. "Isch hätt' da mal ne Frage...", sprach's, machte einen Satz und überraschte den Nachtwächter mit einer unerwarteten Schnelligkeit, die nur ein Besoffener mit der Willenskraft eines Augustus entwickeln kann. Entsprechend der körperlichen Fähigkeiten eines Besoffenen wies die Attacke, die Herge gegen den Nachtwächter fuhr, jedoch wenig Präzision und noch viel weniger Geschick auf. Herge hatte einfach Glück, denn er stolperte, fiel quasi in den Nachtwächter hinein und stieß den armen Kerl zu Boden, wo er - mit dem Kopf wohl auf das Straßenpflaster aufgeschlagen - kurzzeitig bewusstlos liegen blieb.
Herge war ebenfalls am Boden gelandet. Und neben ihm...war das Licht. Das FEUER! Er grabschte nach der Fackel, rappelte sich auf und starrte sekundenlang völlig verloren auf die flackernde Lichtquelle, bis ihm einfiel was er überhaupt vorgehabt hatte. Feuer. Rache. Duccii.
Jetzt war der Moment gekommen, in dem sich sein wirrer Geist jeder Faser seines weintrunkenen Körpers bemächtigte. Der eisige Nachtwind, die zerschlissenen Schuhe, der verfilzte Bart, nichts von alledem war mehr wichtig, nichts interessierte Herge mehr. Einzig diese Casa, dieses Symbol seines Niedergangs, hatte er vor Augen - vor seinem inneren Auge -, während er vorwärts stolperte.
Und dann tauchte die Casa Duccia auch in seinem (glasigen) Blick auf. Die Fackel in der Rechten begann Herge nun zu rennen. Vor ihm lag die Mauer, die das Anwesen der Duccii umschloss. Entlang dieser Mauer rannte Herge schnaufend, immer darauf bedacht die Flamme nicht zu löschen. Gleich war es so weit, gleich konnte er Rache nehmen. Da war das Tor, das auf den Hof führte! Herge jubilierte innerlich bereits, als er das Tor erreichte. Er warf die Fackel in den Hof und wuchtete sich unter einiger Anstrengung über das Tor...
...nur um auf der anderen Seite wie ein totes Walross hinzuknallen und scnaufend liegen zu bleiben. Bei Donars Hammer, war ihm plötzlich schlecht. Einem kurzen lauten Erbrechen folgte friedliche Stille, als Herge rücklings liegend in eine tiefe suffbedingte Bewusstlosigkeit entglitt...