Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Hungaricus zögerte einen Moment und schien sich seine Worte zurechtzulegen, bevor er dann sein Familienbewusstsein thematisierte. Witjon wunderte sich zunächst, nickte daraufhin jedoch bedächtig, als er zu erkennen ahnte worauf der Vinicius hinaus wollte. Der Statthalter bot ihm seine Unterstützung im Fall der Fälle an. Witjon unterdrückte ein erleichtertes Seufzen ob der Klarstellung, dass damit kein Patronatsverhältnis gemeint war. Das war gut, denn Witjon sah keinen Nutzen mehr darin sich einem Mann zu unterstellen, der womöglich in wenigen Jahren wieder irgendwo andershin in einen anderen Winkel des Reiches beordert wurde. Und überhaupt, als Klient hatte man doch nur mehr Stress als nötig.


    "Vinicius, du bist ein redlicher Mann. Deine Solidarität gegenüber meiner Familie ehrt dich. Ich danke dir dafür", sagte Witjon in bedächtigem Ton, der nicht schwülstig oder ergeben klang. "Ich denke ein offizielles Patronatsverhältnis wird dafür nicht nötig sein. Du kannst dir im Gegenzug der Loyalität der Meinen sicher sein, nicht zuletzt steht ja bereits ein duccischer Senator in deiner Klientel." Er machte eine ernste Miene und fügte eine persönliche Einschätzung an: "Ich bin mir sicher, dass du die Lücke, die dein ehrbarer Bruder hinterlassen hat, nur zum Besten ausfüllen wirst." Und damit war es dann aber auch genug der Schmeicheleien.

    "Das werden wir dann ja sehen", erwiderte Witjon leichthin auf Dagmars Warnung. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihm auf die Nerven gehen würde. "Besser Schmeichler als Schleimer", konterte er daraufhin noch und nickte anschließend ob der Zusage, die Dagmar zu seinem Vorschlag machte.


    "Hervorragende Idee", lobte Witjon die nächstens aufkommende Idee. "Du könntest ein paar Herren aus dem Ordo Decurionum zusammen mit ihren Frauen einladen...oder ich lade offiziell ein, wie auch immer. Und Octavena und du, ihr kümmert euch darum, dass wir einen schönen Abend zusammen verbringen." Er lächelte aufmunternd. Das klang doch schonmal gar nicht schlecht.
    "Viel Zeit für dich und für deine Kinder", ergänzte Witjon schließlich Dagmars letzten Gedanken. "Wir müssen sie auf jeden Fall bald bei einem ordentlichen Grammaticus unterbringen, wenn sie schon so weit sind. Zumindest Secundus. Soll er vorher nochmal bei Milacorix Unterricht bekommen?"

    http://www.kulueke.net/pics/ir…rmanen-maenner-alt/18.jpgDie Rache konnte so kompliziert sein. Noch während Herge seiner Rache entgegenwankte, bekam er ein Problem. Er hatte kein Feuer! Herge schimpfte sich einen besoffenen Narren und hatte Recht damit. Ärgerlich latschte er über die schneematschige Straße dahin zurück, wo er dem Nachtwächter über den Weg gelaufen war. Irgendwo musste dieser Hampelmann doch sein. Herge sah sich um, links, rechts. Hörte er da Schritte?


    "He, ich hab dir doch gesagt du sollst die Biege machen!", herrschte der Gesuchte Herge einige Schritte entfernt an.


    "Ah, da biste ja", antwortete dieser und machte ein paar unsichere Schritte auf den Nachtwächter zu. "Isch hätt' da mal ne Frage...", sprach's, machte einen Satz und überraschte den Nachtwächter mit einer unerwarteten Schnelligkeit, die nur ein Besoffener mit der Willenskraft eines Augustus entwickeln kann. Entsprechend der körperlichen Fähigkeiten eines Besoffenen wies die Attacke, die Herge gegen den Nachtwächter fuhr, jedoch wenig Präzision und noch viel weniger Geschick auf. Herge hatte einfach Glück, denn er stolperte, fiel quasi in den Nachtwächter hinein und stieß den armen Kerl zu Boden, wo er - mit dem Kopf wohl auf das Straßenpflaster aufgeschlagen - kurzzeitig bewusstlos liegen blieb.


    Herge war ebenfalls am Boden gelandet. Und neben ihm...war das Licht. Das FEUER! Er grabschte nach der Fackel, rappelte sich auf und starrte sekundenlang völlig verloren auf die flackernde Lichtquelle, bis ihm einfiel was er überhaupt vorgehabt hatte. Feuer. Rache. Duccii.


    Jetzt war der Moment gekommen, in dem sich sein wirrer Geist jeder Faser seines weintrunkenen Körpers bemächtigte. Der eisige Nachtwind, die zerschlissenen Schuhe, der verfilzte Bart, nichts von alledem war mehr wichtig, nichts interessierte Herge mehr. Einzig diese Casa, dieses Symbol seines Niedergangs, hatte er vor Augen - vor seinem inneren Auge -, während er vorwärts stolperte.


    Und dann tauchte die Casa Duccia auch in seinem (glasigen) Blick auf. Die Fackel in der Rechten begann Herge nun zu rennen. Vor ihm lag die Mauer, die das Anwesen der Duccii umschloss. Entlang dieser Mauer rannte Herge schnaufend, immer darauf bedacht die Flamme nicht zu löschen. Gleich war es so weit, gleich konnte er Rache nehmen. Da war das Tor, das auf den Hof führte! Herge jubilierte innerlich bereits, als er das Tor erreichte. Er warf die Fackel in den Hof und wuchtete sich unter einiger Anstrengung über das Tor...


    ...nur um auf der anderen Seite wie ein totes Walross hinzuknallen und scnaufend liegen zu bleiben. Bei Donars Hammer, war ihm plötzlich schlecht. Einem kurzen lauten Erbrechen folgte friedliche Stille, als Herge rücklings liegend in eine tiefe suffbedingte Bewusstlosigkeit entglitt...

    http://www.kulueke.net/pics/ir…rmanen-maenner-alt/18.jpgAuf seinem Weg durch die nachtgeschwärzten Straßen Mogontiacums kreisten Herges Gedanken um ein einziges Ziel. Es war die Rache, die ihn trieb. Rache verdüsterte sein Herz und trübte seinen - ohnehin vom Wein vernebelten - Geist. Herge wollte es diesen Wolfriksbälgern heimzahlen, so richtig, so dass es weh tat. Er wusste nur noch nicht wie. Taumelnd führten ihn seine Schritte immer näher an die Casa Duccia heran, ohne dass er diese bewusst ansteuerte.


    Akuter Harndrang zwang ihn zu einem Zwischenhalt, den er zum Bepinkeln irgendeiner Hauswand nutzte. In der Ferne kläffte ein Straßenköter. Ächzend raffte Herge sich auf seinen Weg fortzusetzen, die wieder aufflammende Rachsucht zu befriedigen. Wenige Schritte später kam ihm eine leuchtende Gestalt entgegen. Gebannt starrte Herge das Licht an, das auf ihn zu schaukelte.


    "N'abend", knurrte das Licht. "Geh' nach Hause, Mann", forderte das Licht ihn auf.


    Herge wurde klar, dass der Nachtwächter ihn da anblökte. "Schon gut, bin ja schon auf'm Weg...", entgegnete er deshalb genervt und umrundete den Mann mit der Fackel.


    Die Fackel! Herge latschte weiter, den Blick immer noch auf das Licht gerichtet. Das war die Idee. Herge hatte schon einmal erfolgreich mit dem Feuer gespielt. Unter dem kritischen Blick des Nachtwächters stapfte er davon, sich der Casa Duccia stetig nähernd. In dieser Nacht sollte er seine Rache bekommen. Und die Duccii würden untergehen.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…rmanen-maenner-alt/18.jpgDer Wein hinterließ einen sauren Geschmack auf der Zunge des Mannes, der in einer Spelunke seine Frustration zu ertränken versuchte. Herge, Sohn des Balduin war seit jenen schicksalshaften Tagen völlig abgehalftert. Damals war es ihm wie die einzig sinnvolle Möglichkeit vorgekommen, sich der im Aufsteigen begriffenen Duccii zu entledigen. Feuer und Schwert, das war seine Devise gewesen. Herge war für das Feuer zuständig und damit erfolgreich gewesen, indem er das Handelshaus dieses Lando abgefackelt hatte.


    Doch Tudicius Pudens, dieser dämliche Affe, hatte seinen Teil mit dem Schwert völlig versaut. Lando war gefallen, ganz entgegen des Plans. Ebenso wie Pudens sein Leben gelassen hatte. Herge seufzte jämmerlich und trank noch einen weiteren großen Schluck. Und wo war er jetzt? Nach der Flucht vor der befürchteten Rache der Duccii hatte Herge sich irgendwie durchgeschlagen. Er hatte sich als Tagelöhner, Bandit und Dieb über die Zeit gerettet. Aber das war nicht das, was er sich vom Leben erhofft hatte. Deshalb trank Herge. Ständig.


    So auch heute. Sein Schädel war bereits etwas schwer geworden und seine Gedanken einmal mehr in Düsternis abgesunken. Herge war voller Wut und Rachsucht. Auf die Götter. Auf dieses Leben. Und ganz besonders auf diese Duccierhunde, die ihm sein Leben endgültig versaut hatten. Er wollte es ihnen heimzahlen.


    Als Herge spät nachts aus der Spelunke stolperte, pochte in seinem Kopf nur noch ein Gedanke: Vernichtung.

    Lysander


    Lysander betrat die Curia wackeligen Schrittes. Hinter ihm hergetapst kam ein junger Bursche mit einem Stapel Wachstafeln und Papyri unter dem Arm. Sie steuerten die Schreibstube an, die sie betraten um sich anzumelden.


    "Salvete Scribae", grüßte Lysander. "Ich wünsche Titus Matinius Pacatus zu sprechen. Es geht um den baulichen Zustand einiger öffentlicher Gebäude."

    "Der Tag nach den Nundinae...", wiederholte Witjon und schien kurz darüber nachzudenken. "Ja, das klingt vernünftig."


    Während Pacatus mit vollem Mund weiterschwatzte, hörte Witjon erstmal zu und mampfte dabei immer mal wieder nickend seine Stulle. "Was das angeht müssen wir wohl auf die Rückkehr von Pontifex Petronius Crispus warten. Aber ich denke nicht, dass er Einwände hätte." Er trank ebenfalls noch einen Schluck Wein und fügte dann hinzu: "Wirst du den Entwurf noch während deiner Amtszeit im Rat vorstellen?" Pacatus arbeitete ja nun schon eine geraume Weile daran.

    Der Statthalter beendete die Besprechung schließlich und entließ den Princeps Praetorii. Nicht jedoch den Procurator Civitatium, Witjon höchstselbst. Er musste bleiben. Nachdem Massula hinausgegangen war, verblieb Witjon also in gespannter Erwartung dieser privaten Angelegenheit, die der Vinicius noch zu besprechen hatte. Er konnte dabei nicht umhin erwartungsvoll seine Augenbrauen ein Stückchen in die Höhe zu ziehen.

    Witjon schmunzelte zufrieden. "Wunderbar. Du gehst zum Eigentümer des Hauses, in dem die Taberna frei ist und mietest sie an. Dann organisierst du einen zügigen Umzug und die Neueröffnung deines Schusters dort. Vergiss nicht die Kündigung des Mietvertrags deines alten Ladens."


    Er zückte nebenbei eine Wachstafel, auf der noch andere Dinge notiert waren. "Was den Lehrling angeht...mach einfach einen Aushang und lass deinen Schuster sich bei seinen Kumpanen umhören. Da findet sich schon ein fleißiger Bursche, der ein ordentliches Handwerk lernen will."


    Im Anschluss warf er einen Blick auf die soeben gezückte Wachstafel. "Achja, du kannst Rodrik ausrichten, wo er jetzt wieder hier ist, er wird bittesehr die momentan etwas stagnierende Schreinerei wieder auf Vordermann bringen und diesen Zusatzladen, den wir für unseren Goldschmied angemietet haben, mit Leben füllen."

    "Mein Sohn, komm rein", bat Witjon seinen Sohn Audaod freundlich herein, als dieser klopfte und den Kopf zur Tür hereinstreckte. "Es gibt mal wieder lästige Arbeit", eröffnete Witjon das Gespräch und gebot seinem Sohn sich zu setzen. "Wir haben da einen von Eilas Betrieben, den sie - da fortgegangen - nicht mehr verwaltet." Beim Gedanken an den Weggang von Landos Schwester musste Witjon kurz schlucken.


    "Es geht um einen Schuster", kam er schließlich auf den Punkt, nachdem er aufkommende Erinnerungen abzuschütteln imstande war. "Du erinnerst dich, das Ladengeschäft lief noch eine zeitlang nach Eilas Weggang, musste dann aber dicht machen. Da die Ladenfläche aber größer ist als dein jetziges Lokal, solltest du die Chance nutzen und eine kleine Expansion vornehmen."


    Er warf Audaod einen prüfenden Blick zu. "Dein Schuster wirft doch keinen schlechten Gewinn ab, nicht wahr? Wie wäre es, wenn du einen Lehrling einstellst und für ein bisschen mehr Umsatz sorgst? Der Umzug würde dir auch einen besseren Standort einbringen..."

    Unübersehbar wanderten Witjons eine Augenbraue - völlig unkontrollierbar in diesem Augenblick - in die Höhe, während ihre Nachbarbraue das Gegenteil tat. Der Blick, mit dem Sönke somit bedacht wurde, war fragend bis kritisch. Die Frage ob Sönke schon immer so wortkarg gewesen war, beantwortete Witjon sich sehr bald mit einem klaren Ja. Dass der Klient zu viel zu tun gehabt hatte, um seinen Patron aufzusuchen, ließ dieser schließlich gänzlich unkommentiert. Immerhin war Sönke jetzt hier.


    Und so wie sich dieses Gespräch gestaltete, würde Witjon seinem Klienten noch so einiges aus der Nase ziehen müssen, wenn er mehr über Sönkes Erlebnisse auf dem Feldzug erfahren wollte. Vorsichtig bohrte er also mal nach: "Und...würdest du mir von dem Feldzug erzählen? Ich versuche mir immer von eurem Einzug in Rom Vorstellungen zu machen. Wie ist die ewige Stadt?"

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Du hast recht, vor Frühlingsanfang hat es wenig Sinn, sich darum zu kümmern. Und selbstverständlich müssen auch die Civitates für ihre Instandhaltung sorgen. Weswegen sind die Straßen überhaupt in einem schlechten Zustand?


    Und wegen Vesontio... Da warten wir ab, was dein Mann berichtet, wenn er zurück ist. Prinzipiell können wir Geld bereitstellen, einen Aufstand möchte ich auch nicht haben. Allerdings bin ich nicht bereit, die Idiotie einzelner Duumviri zu unterstützen und mich dann auch noch eventuell mit Nachahmern beschäftigen zu müssen.


    Warum? Woher sollte Witjon das wissen? Da stellte der Vinicier eine unerwartete und nicht zu beantwortende Frage.


    "Diese Frage kann ich noch nicht vollständig beantworten. Manche der Civitates geben Flutschäden noch vom letzten Frühjahrshochwasser als Schadensquelle an, manche machen die durchmarschierten Legionen verantwortlich - was natürlich absoluter Quark ist - und andere klagen über abrutschende Fundamente..." Er zuckte mit den Schultern. "Ich würde sagen das ist ein Fall für die Ingenieure, die sich damit auskennen."


    Was Vesontio anging blieb Witjon nicht weiter zu tun als folgsam "Wie du wünschst, Legatus. Ich werde dem Burschen Dampf machen" zu erwidern.

    Witjon hörte interessiert zu, kaute und dachte nach. Pacatus hatte da ja schon so einige Probleme herauskristallisiert, die es zu überwinden galt.

    "Was die Basilika angeht, wird man wohl gleichzeitig eine Gerichtsordnung andenken müssen, um einen Kompromiss zu finden. Einmal die Woche einen Verhandlungstag einzurichten, an dem die Stände draußen bleiben, wäre jedenfalls sinnvoll. Und einen zusätzlichen Tag hält man für andere Gelegenheiten frei. Oder so. Das wäre dann schonmal ein erster Diskussionpunkt für den Ordo Decurionum."


    Witjon schmunzelte. Seit die Gesandtschaft Mogontiacum verlassen hatte, war es im Rat etwas zu still geworden. Diese Marktordnung würde hoffentlich wieder etwas Wind in die schlaffen Honoratiorensegel bringen.


    "Jawoll! Jupiter liebt das Vieh", bekräftigte Witjon den letztgenannten Ausspruch lachend. "Das würde jedenfalls dem dortigen Aedituus die Beschaffung von Opfertieren sehr erleichtern. Andererseits...wie häufig soll der denn stattfinden? Täglich? Wöchentlich? Monatlich? Denn...Dreck und Gestank sind ja ständiger Begleiter des lieben Viehs. Da müssen wir auch bedenken ob das so förderlich für Feiertage und dergleichen ist, die gewiss nicht selten auch Geschehen vor dem Capitolium beinhalten. Da müsste also ständig Mist gekehrt werden."

    "Puh, das ist 'ne gute Frage", erwiderte Witjon ein bisschen ratlos, als Pacatus ihn direkt mal vor ein Problem stellte. Ja, wie sollte man den Unterschied zwischen Markthandel und Kontorhandel treffend bezeichnen? "Vielleicht einfach 'Markt' und in Abgrenzung dazu 'Großhandel'?", überlegte er laut. Das war tatsächlich eine schwierige Frage.


    "Aber grundsätzlich klingt deine Vorgehensweise schonmal sinnvoll. Hast du dir schon Gedanken über Detailfragen gemacht? Gebühren, Verkaufszeiten und solcherlei?"

    Witjon trug heute ganz lässig und absolut unrömisch Hose und Hemd. Es zog ein bisschen im Arbeitszimmer, weshalb er ein Kohlebecken neben dem Schreibtisch stehen hatte und einen Umhang trug. So gab er Sönke dann auch eine eiskalte Hand zum Gruß.


    "Heilsa Sönke. Schön, dass du kommen konntest! Lass mich dich noch einmal herzlich willkommen zurück heißen." Er bot seinem Klienten einen Stuhl und einen Becher heißen Würzwein an. "Ich bin sehr erleichtert, dass du keine Verwundung davongetragen hast." Zumindest keine dauerhaft sichtbare, dachte er bei sich. "Meine Opfer und Bitten an Teiwaz wurden erhört."


    Er rieb sich die Hände und fragte daraufhin: "Freust du dich wieder in Mogontiacum zu sein? Du hast nichts von dir hören lassen seit deiner Rückkehr..." Der Ton, den Witjon dabei wählte ließ keinen Schluss zu auf Verärgerung oder Tadel. Vielmehr könnte man meinen, dass Witjon etwas enttäuscht war.

    Octavenas Reaktion wertete Witjon als positives Zeichen. Wie schon Callista damals schien sie offen für die neuen Erfahrungen zu sein, die sie im duccischen Haushalt erwarteten. Ihr Mann nahm den Faden auf und versuchte das Wichtigste zusammenzufassen: "Sehr gut. Ich denke die meiste Arbeit wirst du mit unserer Sprache haben. Im Haus sprechen wir eigentlich nur die Sprache der Stämme. Soll heißen jeder spricht seinen Dialekt...da müssen wir uns nochmal was überlegen. Vielleicht probierst du einfach mal Ubisch zu lernen? Das ist die Sprache meines Stammes." Die Ubier waren im Rheinland zwar seit Iulius Caesars' Zeiten 'romanisiert', ihre Sprache hatten sie aber behalten. Witjon, der aus dem Oppidum Brogilus kam, gehörte diesem Stamme an. Dabei ging er davon aus, dass er Octavena das schonmal erklärt hatte.


    "Daneben erwarten dich wohl die üblichen Herausforderungen eines Haushalts. Marga gehört die Küche, Lanthilda ist unsere Dienstmagd und hilft dir aus wo du es wünschst. Dann ist da noch Albin, mein Vilicus. Der ist bisweilen etwas grantig, eigentlich aber ein herzensguter Mensch. Wenn du den Laden schmeißen willst, musst du dich mit den dreien auf jeden Fall gut stellen. Am besten du besprichst dich mit ihnen mal in Ruhe, wie hier alles abläuft. Ich selber verliere da manchmal den Überblick." Er zwinkerte Octavena zu. Witjon war zuversichtlich, dass seiner Frau das gelingen würde.

    Es war immer wieder erbaulich zu sehen wie sehr sich die Leute über die Aufnahme in sein Handelskonsortium freuten, dachte Witjon sich in diesem Moment. Dass Pacatus' Miene sogar eine Spur Rührung zeigte, machte Witjon sogar etwas stolz.


    "Nicht wahr?", nahm er das Kompliment über diese eindrucksvolle Urkunde auf. "Bleib doch zum Essen", lud er den neu gewonnenen Klienten und Socius prompt ein. "Marga, unsere Küchenkönigin, wird sicherlich keine Einwände haben. Die macht sowieso immer Essen für die doppelte Personenzahl."


    Und da es eine Selbstverständlichkeit war, dass eine solche Einladung angenommen wurde - manch einer fraß sich derart kostenlos kreuz und quer durch die Triclinien seiner Freunde - blieb Pacatus noch ein paar Stündchen, wurde gut bekocht und durfte sich der vielfältigen Gesellschaft der duccischen Sippe erfreuen. Einen besseren Start in ein Klientelverhältnis gab es doch eigentlich gar nicht...


    Sim-Off:

    Besser ist das. :D

    Witjon schmierte sich noch eine Scheibe Brot, während Dagmar ihre Hoffnung auf Besserung des vorlauten Vetters äußerte. Daraufhin nickte Witjon nur nochmal zustimmend und biss dann herzhaft in die Stulle.


    Dass seine Base nunmehr anbot ihn bei der Besichtigung zu begleiten, überraschte Witjon. Mehr noch, es freute ihn sehr. "Ja gern, ich freue mich immer über Gesellschaft bei der Arbeit. Erst recht über derart angenehme wie die deine", schleimte Witjon ein wenig und verbarg sein breites Grinsen hinter dem Bierhumpen. Als er abgesetzt hatte, fügte er an: "Ich kann übermorgen einige Zeit erübrigen. Nach der Mittagsmahlzeit können wir uns auf den Weg machen, wenn du willst."


    Zum Schluss interessierte ihn dann aber noch etwas Grundlegendes: "Was hast du überhaupt in nächster Zeit so vor? Abgesehen vom Erziehen deiner Bälger meine ich..."