Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    Saftladen. Witjon zog die Augenbrauen hoch. Ai ai ai, da hatte wirklich jemand einen quer sitzen. Massula überrumpelte Witjon erstmal mit seinen Beschwerden.


    "Äh", stockte der Procurator Civitatium zunächst. "Augenblick", ersuchte er Bedenkzeit. Er versuchte sich an damals zu erinnern und durchwühlte sein siebgleiches Hirn nach Brauchbarem. Währenddessen bot Massula ihm einen Platz an. "Ah, richtig. Calvus, such mal im Archiv nach der Acta Diurna aus der Zeit. Wenn wir hier schon keine offiziellen Schreiben wiederfinden, steht vielleicht etwas in diesem Nachrichtenwisch."


    Dann setzte er sich auch und hörte sich weiter an, was Massula zu maulen hatte. Hauptsächlich schien er Zweifel an seiner eigenen Erinnerungsfähigkeit zu haben. Witjon grübelte ein paar Sekunden, während er sich in einer unbewussten Geste des Nachdenkens über das bärtige Kinn fuhr.
    "Naja...die Provincia Germania ist ja damals per Lex abgeschafft worden. Beziehungsweise, nein: Es wurde doch diese Lex Provincialis erlassen. Auf deren Grundlage haben die Civitates ja nun ihre ganzen umfangreicheren Aufgaben bekommen. Aber es gab da auch noch zwei oder drei andere Decreta. Vom Princeps und vom Senat, meine ich." Er runzelte die Stirn, während er sich die Verordnungen ins Gedächtnis zu rufen versuchte. "Ja, da war was. Ich glaube die Provinz wurde per Decretum aufgeteilt. Und zwar ist die jetzige Provincia Germania Superior auf dem Territorium der ehemaligen Regio Germania Superior errichtet worden, die der ehemaligen großen Provincia Germania untergeordnet war."


    Calvus kam bald wieder, die entsprechende Ausgabe der Acta herumwedelnd. "Danke, Calvus. Massula, da siehst du's. Schau, hier." Er reichte dem Princeps Praetorii das Blatt. Da stand es klar und deutlich. Das brachte hoffentlich Licht ins Reformdunkel.

    Octavena wirkte glücklich. Das stimmte Witjon umso fröhlicher, denn er stellte fest, dass diese Ehe mit einer nicht unbedingt geringen Wahrscheinlich nicht lediglich als reine Zweckheirat und völlig emotionslos (oder gar voller Streit und Ärgernissen) vonstatten gehen könnte.


    Ein prüfender Blick ging hinunter zu Octavenas Kleidsaum. Er zuckte ebenfalls mit den Schultern. "Ein bisschen Schwund ist immer", witzelte er und hätte dann vielleicht noch irgendetwas anderes gesagt, aber das war nicht mehr möglich. Denn nun war es für das Brautpaar an der Zeit, Glückwünsche entgegen zu nehmen. Schon stand der erste Gratulant bei ihnen und das Händeschütteln und Umarmen ging los.

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Mögen unsere und eure Götter mit euch sein! Viele Kinder und viel Segen auf eurem Haus wünsche ich euch! Talassio!"


    Natürlich war Marcus der erste, der dem Brautpaar gratulierte, da er den beiden Glücklichen am nächsten stand. Witjon drückte Octavenas Onkel herzlich und zeigte ein breites Grinsen.


    "Ich danke dir, Marcus", sagte Witjon und erwiderte dann den Hochzeitsruf: "Talassio!" Er hielt den Pontifex noch einen Augenblick an der Schulter fest, um ihm seinen Dank auszusprechen: "Danke auch nochmal für deine Bereitschaft, das Opfer durchzuführen. Es ehrt mich, dass der Pontifex höchstpersönlich die Götter für uns beide" - er wies überflüssigerweise auf Octavena und sich - "angerufen hat." Und mit schmunzelnd setzte er noch nach: "Lass dir gleich ein besonders großes Stück Fleisch geben" Dann entließ er Marcus, um die Glückwünsche der anderen Gäste zu empfangen.



    Zitat

    Original von Titus Matinius Pacatus
    "Nehmt einen Wunsch aus dem Parterre von Mogontiacum, dem Vicus Navaliorum entgegen: Ich wünsche Euch, dass Ihr Euch immer wohl miteinander fühlt! Mögen die Götter Euch das gewähren!"


    Er lachte: "Es hat ja schon den ganzen Tag so ausgesehen, als hätten die Götter meinen Wunsch vorausgeahnt und ihr Wohlwollen über Euch ausgeschüttet."


    Als einer der nächsten Gäste trat ein Mann vor, dessen Name Witjon erst nach einem Moment des Schlussfolgerns einfiel. Er überbrachte offiziell Glückwünsche aus dem Vicus Navaliorum, also war er Magister Vicus. Aber welcher von den beiden? Dann machte es klick.


    "Magister Vici Matinius, herzlichen Dank." Mit einem Blick auf Octavena sagte er weiter: "Ich bin mir sicher, dass wir uns miteinander sehr wohl fühlen werden." Dabei legte er den Arm um seine Frau und lächelte ihr selbstsicher zu.
    "Sehr schön jedenfalls, dass du es einrichten konntest. Die Götter haben heute wirklich Gefallen an uns gefunden. Ich bin froh, dass ich mich gegen die Toga entschieden habe, sonst würde ich jetzt wohl schon schwimmen." Er grinste, während er dem Mann die Hand schüttelte. "Ich hoffe dir gefällt es bisher auch bei uns. Gleich beginnt auch endlich der lockere Teil der Hochzeit, dann gibt es endlich etwas zwischen die Beißer."

    Der frisch verheiratete Sippenführer der Söhne Wolfriks war heute etwas abgelenkt. Es war die erste Sitzung seit seiner Vermählung und Witjon musste ständig an seine Frau denken. Gedankenversunken spielte er an seinem Ehering herum, den er nun rund um die Uhr trug. Nur mit halbem Ohr bekam er mit, dass es der matinische Magister Vici aus Navaliorum um das Wort bat. Erst als sein Sitznachbar Witjon anstupste und ihm einen tadelnden Blick zuwarf, richtete der Duccius seine Aufmerksamkeit auf den Redner.

    Witjon kam mit Calvus und den beiden Briefen in Massulas Büro und fand dort auch gleich Decula vor. Der Junge war ja nun Tiro des Domitiers, natürlich musste er hier sein. Witjon bedachte Massula mit einem vorsichtigen Blick und versuchte sich langsam an das Ärgernis heranzutasten.


    "Massula, Calvus sagte mir du könntest Hilfe brauchen mit diesen Anweisungen hier..."

    Quaestor Appius Icilius Cotta


    Procurator Civitatium N. Duccius Marsus s.


    Quaestor Icilius, ich erwarte dich zu einem Gespräch in meinen Räumlichkeiten in der Regia. Es geht um Versäumnisse deiner Amtsvorgänger hinsichtlich der Einstellung oder Ausbildung von Agrimensores für die Belange der Civitas Mogontiacum. Ich erwarte dich in zwei Tagen bei mir.



    Witjon hob neugierig die Augenbrauen. Massula, der sonst so gutmütige Brummel, hatte sich auf die Eiche respektive Palme bringen lassen. Von einem Kanzleifutzi! Beim Gedanken daran musste Witjon schmunzeln.


    "Na gut, ich komm' mal lieber mit 'rüber", gab Witjon nach und erhob sich ächzend von seinem Stuhl. "Nach dir", sagte er und schob den Scriba quasi aus seinem Officium, um den Princeps Praetorii zu besuchen.

    Äh, wie jetzt? Was hatte der Schnauzbart da gerade gemurmelt? Der Krieg war vorbei und ein neuer Kaiser herrschte in Rom? Das waren ja tolle Neuigkeiten! Wie konnten die denn überhört werden?
    "Vivat Imperator Cornelius Palma!", schloss Witjon sich den Jubelrufen an. Eine Welle der Euphorie brandete durch die Reihen des Ordo Decurionum. Auch wenn einige der älteren Herren immer noch nicht richtig mitbekommen hatten was los war, schien die Freude über einen günstigen Ausgang für Palma, den die Provinz immerhin unterstützt hatte, zu überwiegen. Der Jubel verflog allerdings wieder recht schnell, als der Pontifex die Diskussion zurück auf die drögen Themen lenkte, die das eigentliche Programm dieser Sitzung verkörperten.


    Witjon beugte sich zu Massula rüber, als dieser ihm etwas zuraunte. "Da sagst du was. Natürlich haben wir da noch was übrig!" Er nickte und lehnte sich dann wieder zurück, während Massula auf Marcus' Fragen einging. Witjon meldete sich daraufhin auch: "Allerdings. Die Freya Mercurioque hat noch ein größeres Kontingent an Bernstein auf Lager. Daraus stelle ich gern die besagte Kiste zur Verfügung. Und Pelze haben wir ja auch im Angebot. Falls sich da also nicht genügend finden, stelle ich mich ebenfalls gern zur Komplettierung der Geschenke zur Verfügung."

    Es war geschafft. Octavena und Witjon hatten mit dem Sprung über das Feuer ihre Vermählung vollendet. Jetzt mussten sie wohl oder übel die Glückwünsche der Familie, Freunde und politischen Verbündeten entgegen nehmen. Witjon hielt seine Frau noch einen Moment lang im Arm, solange es ging. Denn jetzt mussten Hände geschüttelt, Gäste umarmt und Glückwünsche entgegen genommen werden. Witjon erhaschte schon einen Blick auf seine flennende Mutter, die sich einen Weg durch die Gäste bahnte. Ebenso kamen die strahlenden Gesichter seiner Freunde in Sicht und allen voran würde wohl der Onkel der Braut gratulieren wollen, der ja ganz in der Nähe im Ritualkreis stand.

    Das Wetter und die Aufregung hatten dafür gesorgt, dass es Witjon warm geworden war. Er fürchtete schon, dass deshalb Octavena Probleme haben würde, den Ring an seine leicht schweißfeuchten Finger zu stecken. Aber es ging alles glatt und Witjon konnte erleichtert und glücklich feststellen, dass sie nun endlich am Ende der Zeremonie angekommen waren. Sein Nacken kribbelte wohlig, als die zarten Finger seiner Frau Witjons Hand berührten und mit einem Mal überströmte den Bräutigam eine Flut des Glücks.
    "Das werde ich", raunte er Octavena ins Ohr und zog sie mit sanftem Druck zu sich heran um sie daraufhin erneut zu küssen.


    Nach einem kurzen und innigen Blick in ihre Augen wandte er sich dann zum Feuer um, auf das er auch Octavenas Aufmerksamkeit lenkte. Dort wartete es auf sie, knackend, flackernd. Die Flammen, die Tod und Leben zugleich bedeuteten. Witjon nahm Octavena an der Hand und drückte diese nochmal leicht zum Zeichen, dass er bereit war. Witjon folgte gern den Ritualen seiner Ahnen. Und nach diesem war es brauch, dass beide Eheleute Hand in Hand über das Feuer sprangen. Ihre Kleidung würde wohl leichten Schaden nehmen, aber das gehörte dazu.


    Als Witjon sich vergewissert hatte, dass Octavena bereit war, nahmen sie beide so viel Anlauf wie es die wenigen Schritte bis zum Feuer erlaubten. Der Feuerschein kam gefährlich nahe, doch dann verschwand er aus Witjons Blickfeld, als das Brautpaar den Absprung schaffte. Es wurde kurz heiß an Witjons Peripherie, aber auf der anderen Seite angekommen stellte er keine fatalen Brandschäden fest bis auf etwas Ruß am Schuh. Er trug immerhin auch eine Hose, im Gegensatz zu Octavena.


    "HA!", rief er aus. Alle Aufregung war von ihm abgefallen. Witjon hielt noch immer Octavenas Hand. Er drückte seiner Braut noch einmal einen Kuss auf die Lippen. "Geschafft", grinste er und fügte fröhlich hinzu: "Willkommen in der Familie."

    "Na, wenn Massula das meint...", meinte Witjon und nahm schulterzuckend die Schreiben entgegen. "Was für'n Varenus?", schob er sogleich noch eine Frage nach, bevor er den Namen als dem Absender zugehörig erkannte und abwinkte: "Aaah, der Varenus. Endlich Post von der Kanzlei, das ist ja schön zu sehen. Dann lass mal sehen..."


    Mal stirnrunzelnd, mal offensichtlich verblüfft überflog der Procurator Civitatium die Schreiben. Als er die Papyri sinken ließ, warf er Calvus einen grimmigen Blick zu. "Na klar, da kommt einmal Post von den Sesselpupsern in Rom und schon im Gepäck haben sie säckeweise Arbeit mitgeschickt." Etwas freundlicher sagte fügte er aber an: "Naja, immerhin sollen unsere Soldaten bald zurückkehren. Ist ja schonmal 'was. Inklusive neuem Legatus Legionis UND Legatus Augusti Pro Praetore. Mensch, kommt jetzt der große Umbruch?"


    Er merkte, dass er ein bisschen mehr mit sich selbst als mit dem Scriba quatschte und musste grinsen. "Äh, naja. Richte Massula bitte meinen Dank aus für's Informieren. Braucht er von mir irgendetwas wegen dieser Finanzberichte?"


    Nebenbei nahm Witjon mit Freuden zur Kenntnis, dass Vala offensichtlich auch nicht ohne Vorteile aus diesem Krieg hervorgegangen war, denn die Kanzlei hatte ihn auf dem Schirm und...moment...Kandidat für den Aedilis Plebis? Das hieß doch...Vala musste bereits zum Senator ernannt worden sein! Das war ja grandios! Irre! Der reine Wahnsinn! Witjon entgleisten kurz die Gesichtszüge, als er sich nochmal hastig das Schreiben schnappte und die entsprechende Zeile überflog. Als er sicher war, dass er das auch so gelesen hatte, wie er es verstanden hatte, grinste Witjon nur noch. So ein altes Schlitzohr. Vala hatte es tatsächlich endlich zum Senator gebracht. Wodan sei Dank!


    Dann fiel Witjon aber noch eine andere Sache auf, die ihn stutzen ließ. "Äh...ach, Calvus. Hast du das hier bemerkt?" Er deutete auf die Stelle im zweiten Schreiben. "Der Typ von der Kanzlei schreibt da etwas von der 'Regio' Germania Superior. Die gibt's aber schon längst nicht mehr. Vielleicht solltet ihr da nochmal genau nachhaken, was der wirklich hören will. Nicht, dass Massula sich am Ende zu viel Arbeit macht..."

    Witjon nahm seinerseits das Schwert von Octavena entgegen, wobei er die Gelegenheit, dabei ihre Hände wieder berühren zu können, den Nornen dankend wahr nahm. Einen Augenblick dauerte es dann, bis er das Schwert an seinem Gürtel befestigt hatte. Schwer hing es an seiner linken Seite und es fühlte sich ungewohnt an. Das letzte mal als Witjon eine Klinge getragen hatte, war auf einer absolut verrückten Reise nach Germania Magna gewesen. Damals war er bedeutend jünger und wesentlich naiver sowie lebensunerfahrener gewesen. Aber das lag weit zurück und heute war Witjon tagtäglich nur noch mit Schreibfeder und Griffel bewaffnet, während er seiner Arbeit in der Regia nachging. Und das war auch gut so angesichts der vielzähligen Gefahren, denen man in Germania Magna begegnen konnte.


    Letztlich schüttelte Witjon derlei Gedanken schnell ab, um zu dem Teil überzugehen, der von den erfolgten Zeremonien am deutlichsten für alle Außenstehenden zukünftig Witjons und Octavenas Vermählung sichtbar machen würde. Witjon nahm Octavenas Hand, deren weiche Haut zu fühlen er sogleich genoss. Neben ihm hatte sich nun Naha postiert, die mit unergründlichem Gesichtsausdruck ein Tuch aufschlug, in dem sich ein goldener Ring befunden hatte. Witjon nahm das Kleinod, das er in der Goldschmiede seiner Sippe von seinem treuen Handwerker Brix hatte fertigen lassen. Sein Blick fand Octavenas Augen, als er ihr den Ring an den Finger steckte, begleitet von den folgenden Worten: "Trage diesen Ring als Zeichen unserer Zweisamkeit. So wie das Gold dem Menschen Reichtum bringt, so bringst du den Reichtum deines Wesens in mein Leben."
    Während nun Octavena ihrem Gatten den Ring anstecken würde, brannte bereits ein Feuer im Ritualkreis, das leise vor sich hin knackte und den Geruch verbrannten Holzes verströmte. Die Sonne war bereits weit gewandert, auch wenn es noch drei oder vier Stunden bis zum Sonnenuntergang dauern würde. Ein Specht hämmerte mit seinem Schnabel auf eine Baumrinde ein und das leise Schluchzen einiger anwesender Damen mischte sich ebenfalls in diese Geräuschkulisse. Gebannt harrte die Festgesellschaft des Abschlusses der Zeremonie.

    Der Bräutigam durfte seine Braut jetzt küssen. Der Glückliche. Witjon nickte leicht und schmunzelte. Ha, da hatte einer ja wirklich das große Los gezogen. So eine schöne junge Frau, und nett war sie auch noch! Und laut ihrem Onkel war sie auch für die Haushaltsführung zu gebrauchen, etc. pp.


    Die Erkenntnis traf ihn wie der Schlag. Das war ja er, Witjon! Instinktiv näherte er sich seiner Braut...ach was, seiner Frau! Und küsste sie. Erst etwas zögerlich drückte er seine Lippen auf die ihren. Gütige Freya, wie gut sie dabei schmeckte! Witjons Kuss wurde leidenschaftlicher, während er ihren Duft langsam einsog und sich fragte, wie er es zu diesem Glück gebracht hatte. Waren die Nornen tatsächlich solche Fans seiner Person? Er drückte Octavena an sich und ließ erst von ihren Lippen ab, als er sich sicher war diesen einzigartigen Moment bis ans Maximum in die Länge gezogen zu haben.


    Leider und viel zu früh löste sich das Brautpaar wieder voneinander, denn jetzt gab es ja noch weiteres Programm zu überstehen. Schwert, dachte Witjon stumpf, während er seine Gattin - das Wort ließ er sich erstmal gedanklich auf der Zunge zergehen - verliebt ansah.


    Ein grinsender Audaod stand bereits mit einem Sax bereit, das er in beiden Händen haltend seinem Vater darreichte. Es war dasjenige Schwert, das Witjons Vater gehört hatte und das sein Bruder Arbjon einst in Mogontiacum gelassen hatte, da er in seinem Dienst dafür keine Verwendung finden konnte. Das Sax war nicht perfekt in Schuss, aber gepflegt genug um es einer Festgesellschaft vorzeigen zu können. In dieser Funktion also nahm Witjon es auch von seinem Sohn entgegen, freilich nicht ohne sich dabei ein schelmisches Schmunzeln verkneifen zu können. Derart mit Schwert und Lächeln bewaffnet wandte er sich nun wieder seiner Frau - Frau, Weib, Gattin: Witjon konnte es immer noch nicht ganz glauben! - zu und machte weiter im Text:


    "Geliebte Ehefrau, mein Glück, meine Freude. Dir will ich dieses Schwert überreichen, mein Eigen, als Zeichen meiner Wertschätzung und meines Glaubens an unser gemeinsames Glück." Womit er ihr das Schwert reichte und daraufhin das ihrige entgegennehmen würde.

    Mich hat das RL momentan leider ziemlich lahm gelegt. Unter der Woche geht Abends meist nicht mehr viel, erst recht nicht bei dieser tropischen Luftfeuchtigkeit... :rolleyes:


    Vielleicht finde ich Samstag und Sonntag mal ein, zwei Stunden Zeit. Und dann kommt schon wieder der Wochenalltag...

    Witjon verfolgte mit wachsender Aufregung, wie erst der Gode und später der Pontifex ihre Anrufungen, Gebete und Opfer vollzogen. Er nahm erleichtert zur Kenntnis, dass der Wille der Götter seiner Vermählung mit Octavena offenbar nicht entgegen stand. In seinem Rücken spürte er die Blicke der Gäste. Sie waren Verwandte, Freunde, politische Verbündete. Witjon wusste, dass es viele waren, auf die er sich vollends verlassen konnte und das machte ihn stolz und glücklich. Als Marcus schließlich geendet hatte - der Gestank verbrennender Organe hatte sich unangenehm in Witjons Nase festgesetzt - war es nun an Witjon, weiterzumachen.


    Braut und Bräutigam traten nun bis auf einen Schritt Entfernung aufeinander zu und reichten sich die Hände, die sie über Kreuz verschränkten. Der Gode bedeckte die Hände mit einem strahlend weißen Tuch und schmückte Witjon und Octavena mit jeweils einer Blütenkrone. Thorger nickte den beiden aufmunternd zu und trat dann zur Seite. Es folgten nun die Treueschwüre, den Braut und Bräutigam sich gaben.


    Dies war der Moment, in dem ein jeder Junggeselle zögerte, um sich der schönen freien und womöglich zügellosen Zeit ohne Hausdrachen zu erinnern. Witjon aber hatte dies schon hinter sich. Er erinnerte sich nur zu gut an sein Junggesellendasein. Viel besser aber stand ihm noch seine gemeinsame Zeit mit Callista im Gedächtnis. Beim Gedanken an sie erschien es ihm plötzlich unangemessen, dass seine ganze Aufmerksamkeit nicht bei seiner neuen Anverlobten war. Sich innerlich zur Disziplin rufend löste Witjon also räuspernd den Kloß in seinem Hals und versuchte sich die Worte vor Augen zu halten, die er sich als Schwur für Octavena überlegt hatte.


    "Midgard ist groß", begann Witjon zögerlich und, wie er schnell feststellte, viel zu leise, denn einige Leute reckten die Hälse um besser zu verstehen was er sagte. "Midgard ist groß", wiederholte er also lauter und deutlicher. "Und die Nornen weben die Schicksalsfäden manchmal in seltsamen Formen. Und überall in den Landen der Menschen lauern Übel und Schrecken. Mann und Frau beschreiten den Weg, den die Parzen in dieser Welt ihnen zu gehen vorgeben. Doch es kommt der Tag, an dem sich die Fäden von Mann und Frau kreuzen."


    Wo Witjon zuvor noch in einem Anflug totaler Nervosität auf seine respektive Octavenas Hände hinuntergesehen hatte, hob er nun den Blick. Er suchte die Augen seiner Braut und stockte einen Moment, als sich ihre Blicke trafen.


    "So auch heute", brachte er dann hervor, den Blickkontakt zu Octavena weiter haltend. "Denn die oberirdischen und unterirdischen Götter und alle Geister dieser und jener Welt und die Ahnen aus alten und jüngeren Zeiten sind meine Zeugen, dass jene Frau meinen Weg gekreuzt hat. Jene Frau, deren Lebensfaden fortan mit dem meinen verwoben sein wird. Diese Frau bist du, Octavena, Tochter der Petronii, und mit dir werde ich meinen Lebensweg beschreiten; und ich werde es mit Freude im Herzen und großem Stolz tun."


    Das Tuch über ihren Händen verdeckte naturgemäß den Blick der versammelten Gäste, der ihnen sonst verriete, dass Witons Nervosität, die sich zuvor in einem lockeren Griff und gelegentlichen fahrigen Bewegungen der Finger geäußert hatte, in Sicherheit umgeschlagen war. Jetzt, da diese ersten Worte mit Bestimmtheit ausgesprochen waren, fühlte er sich am richtigen Platz. Da, wo zuvor leichte Unsicherheit geherrscht hatte, war nun Überzeugung eingekehrt. Sein Händedruck war fest und sicher und er ließ Octavena spüren, dass er seine Worte auch so meinte, wie er sie sagte.


    "Mit Freude will ich, Witjon, und mit der Kraft der Götter und der Stärkung der Geisterwesen und mit der Sicherheit meiner Ahnen, an deiner Seite gehen und stehen. Kein Übel oder Schrecken soll dich behelligen. Ich werde dir Stütze sein in Zeiten der Unsicherheit, werde dir Schutz bieten in Zeiten der Gefahr, werde dir Hilfe sein in Zeiten der Not, auf dass kein Jammern und Weinen dein Herz trübe. In Zeiten der Freude aber und des Glücks will ich ebenso mit dir über seltsam gewobenen Pfade der Nornen wandeln und mit dir lachen und scherzen, auf dass dein Lächeln Midgard zum strahlen bringe."


    Hier musste er schlucken. Gleichzeitig lächelte er seine Braut an. Es war ein aufrichtiges Lächeln, denn Witjon wollte wirklich, dass es so sein würde wie er es beschrieb.


    "Voller Stolz will ich mit dir teilen, Octavena, alles was das Leben mir bringt. Und komme Sturm, so werde ich dir Kraft sein wie Donar es den Menschen ist, dass du den Wogen widerstehest. Und komme Streit und Krieg, so werde ich dir Schwert und Schild sein wie Taiwaz es den Menschen ist, dass dir kein Leid geschehe. Und stehst du am Scheideweg, so werde ich dir weisen Rat geben wie Wodan es den Menschen tut, auf dass du immer auf rechten Pfaden wandelst."


    Ab hier machte Witjon ein ernstes Gesicht. Jetzt galt es.


    "Dein Mann will ich sein, Octavena, wie du meine Frau sein willst. Und nichts soll zwischen uns kommen, denn wir stehen vereint. Dich will ich ewig ehren. Dir soll mein Respekt sein und meine Achtung und meine Treue auf immer. Im Zeichen der Freya wird unsere Zweisamkeit stehen und unter Friggs Zeichen werden unsere Kinder geboren werden, denn unser Blut soll eins sein."


    Ja, schoss es Witjon in den Kopf, das klingt einfach richtig.


    "Das schwöre ich, Witjon, Sohn des Evax, so wie ich hier vor dir stehe. Dich will ich lieben. Und weder mögen uns Unbill trennen noch Missgunst uns entzweien, denn ich werde dir ein liebender Mann sein und alles was mein ist, soll auch dein sein, auf dass es dir an nichts fehle.
    Das schwöre ich, Witjon, Sohn des Evax, und dies tue ich freien Willens und ohne Zwang. Das schwöre ich, vor Göttern und Menschen, denn ich bin der Mann, der dich liebt."


    Für die Römer mochten Witjons Worte teilweise überaus emotional, gar schnulzig rüberkommen. Er selbst jedoch wusste, dass es so sein sollte. Denn unter Germanen bedeutete der Treueschwur mehr als nur das Einverständnis zur Ehe, wie es unter Römern so schlicht und manchmal vorschnell gegeben wurde. Nein, er war sich sicher. So, wie Lando damals sicher gewesen war, war Witjon sich jetzt sicher, dass er diese Frau, die er an den Händen hielt, zu seinem Eheweib nehmen wollte. Und das hatte er auch so gesagt.


    Heimlich holte Witjon nun erstmal Luft und versuchte seine stete Aufregung zu dämmen, während er erwartungsvoll dessen harrte, was Octavena nun erwidern würde.

    Ah, der Tabellarius hatte offensichtlich gut gefrühstückt und nichts Böses quer sitzen. Witjon überging die kleine Schmeichelei mit einer wegwerfenden Handbewegung und registrierte dann zufrieden, dass sein Auftrag schnell zur Kenntnis genommen wurde.


    "Ach, danke. Wenn du nur den Brief losschickst, bin ich schon glücklich und zufrieden", ließ er den Mann wissen. "Ich vertraue dir da auch ohne Quittung."

    Auf dem morgendlichen Weg in sein eigenes Officium in der Regia machte Witjon einen Schlenker in die Poststelle des Cursus Publicus. "Schönen guten Morgen", grüßte er den Tabellarius Dispositus und platzierte sodann seinen Brief auf dessen Pult. "Ich hätte da eine Sendung nach Rom, wenn du so freundlich wärst." Ein Schmunzeln begleitete diese höchst höfliche Anfrage, das aus Witjons bester Laune an diesem sonnigen warmen Sommertag herrühren musste. "Dies bitte von der duccischen Wertkarte abzuziehen."


    T. Duccius Vala
    Castra Praetoria
    Roma | Italia



    Heilsa Alrik,


    mit Spannung erwartete ich deine Briefe und mit großer Freude las ich, was du mir zu berichten hattest. Es ist ein großes Glück, dass euer Feldzug siegreich beendet werden konnte und dass zudem von allen mitgezogenen Verwandten und Freunden alle wohlauf sind. Lass mich wissen, wenn ihre Rückkehr ansteht.
    Die Ala II Numidia ist, zu deiner Information, übrigens schon in ihr Castell zurückgekehrt.


    Mit Überraschung vernehme ich, dass Dagmar in Begleitung ihrer Kinder die Reise nach Mogontiacum aufnehmen will. Eine weitere glückliche Fügung oder Folge deines Geschicks? Ich will beides gern glauben. Die Nornen scheinen uns jedenfalls wohlgesonnen.


    Bei allen guten Nachrichten erlangte mich jedoch leider keine Kunde über den Verbleib meines Bruders. Alrik, kannst du irgendwie in Erfahrung bringen, wohin es Arbjon verschlagen hat? Ist er bei Vicetia gegen eure Linie gezogen? Ich hege die Hoffnung, sein Dienst als Praetorianer möge ihn in irgendeinen entlegenen Winkel des Reiches verschlagen haben, wo er nur Akten wälzt und seine Rückkehr erhofft, aber die Sorge bleibt. Ich opfere Taiwaz für sein Wohl. Bitte, solltest du ihn je treffen, heiße ihn mir zu schreiben und unterstütze ihn wo du kannst.


    Abseits dieser Wehmut kann ich weiters Gutes berichten aus Mogontiacum, denn ich habe mich verlobt. Eine Petronia Octavena ist mir versprochen, jung und schön. Aber ihr Liebreiz ist, verständlich, nur schönes Beiwerk, denn diese Heirat festigt auch meine Stellung im Ordo Decurionum gegen jene Verächtlichen, die unserer Sippe gegenüber schon seit Landos ersten Tagen in der civitalen Politik feindlich gesonnen sind. Marcus Petronius Crispus, ihr Onkel, war einst mein Widersacher. Jetzt sind wir Verbündete. Du siehst also, unsere Stellung in Mogontiacum ist stärker denn je. Ich hoffe, dass du deine eigene in Rom ebenso wirst kräftigen können. Dass du den Auftrieb eures Sieges wohl nutzen kannst und musst, werde ich dir nicht erklären müssen.


    Zum Schluss noch eine Bitte: Berichte mir bitte vom Schicksal meines Patrons Marcus Vinicius Lucianus. Ich weiß, dass er proskribiert war, doch seit jener Bekanntmachung hörte ich nichts mehr über ihn. Hat er die Verfolgung durch Vescularius überstanden? Wurde er verbannt? Wenn er zwar nicht häufig besonders fürsorglich gegenüber seinem Klienten war, so wüsste ich doch gern über seinen Verbleib.



    Til ars ok frisar,



    [Blockierte Grafik: http://666kb.com/i/cb91v4i28va434o99.png]


    Casa Duccia| Mogontiacum | Germania


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelwachs.png]

    So, ich war letzten Sonntag nun auch drin und fand es tatsächlich sehr informativ und bisweilen spannend. Für meinen Geschmack könnte die Ausstellung zwar noch ein paar ausführlichere Hintergrundinformationen bieten, insbesondere was die Hintergründe diverser zitierter Gesetze angeht.


    Aber es war auf jeden Fall toll zu sehen, wie die damals benutzten Gerätschaften so in Erscheinung traten und was für Gefahren im Speziellen auf die Menschen lauerten. Ich muss schon sagen, das Römische Reich war tatsächlich ein verdammt gefährliches Pflaster. Ich würde sagen: Messer schärfen, Knüppel zücken, Raubzug starten! :]
    Den Begleitband zur Ausstellung werde ich mir dann wohl auch noch besorgen, der sieht wirklich lohnenswert aus.


    Achja, Bonn ist übrigens ganz im Gegenteil ein sehr nettes Fleckchen. Neben der Ausstellung lohnt sich also auch noch ein kleiner Bummel durch die Stadt, gerade bei dem jetzigen Wetter. :D
    Ich sehe grad, das hab ich oben schonmal geschrieben. Macht ja nix, doppelt hält besser.

    http://img.photobucket.com/albums/v477/skreet/Ildrun.jpg Ildrun war über alle Maßen glücklich. Die Mutter des duccischen Sippenführers war vor zwei Tagen mit dem Reisewagen aus dem Oppidum Brogilus hergekommen, um die zweite Hochzeit ihres Sohnes mitzuerleben. Trotz ihres mittlerweile für antike Verhältnisse recht hohen Alters hatte sie die Anstrengung einer Reise noch einmal auf sich genommen. Und wurde nach ihrem ersten Eindruck dafür belohnt. Nicht nur, dass ihr Sohn endlich wieder heiratete. Er nahm sich auch noch eine junge und gesunde Frau und - soweit sie das bisher richtig verstanden hatte - löste mit dieser Heirat auch noch ein politisches Problem. Ildrun war stolz, und das nicht zu knapp.


    "Ist das nicht großartig? Witjon heiratet. Und diesmal ganz ohne irgendwelche verrückten Räubereien."


    Sie saß auf einem gepolsterten Stuhl in der Nähe der Terasse und hatte von hier aus einen guten Überblick über die sich versammelnde Festgesellschaft. Neben ihr standen ihre beiden Töchter Albit und Uhti. Deren Kinder turnten auch irgendwo in der Gegend herum und auch deren beiden Ehemänner standen irgendwo bei den anderen Kerlen und zischten sich bereits das erste oder zweite Bier.


    http://img.photobucket.com/albums/v477/skreet/Albit.jpg "Es ist wirklich schön, ihn so zu sehen. Hoffen wir, dass diese Petronia ihn länger glücklich machen wird als Callista." Es war unverkennbar, dass Albit den Tod der ersten Gattin ihres Bruders sehr bedauerte. Sie selbst hatte ja am eigenen Leibe erlebt, welche Kraft eine Geburt einem abverlangte. Und Albit hatte ihrem Mann nicht nur ein Kind geschenkt, sondern vier! Uhti war ebenfalls bereits Mutter und das zweite Balg war auf dem Weg, wenn man das auch noch nicht so deutlich erkennen konnte.


    "Hach, ich wünschte nur, Arbjon könnte jetzt hier sein", fing Ildrun dann plötzlich zu jammern an. Albit rollte mit den Augen.
    "Mutter, ihm geht es bestimmt gut."
    "Wir haben schon so lange nichts mehr von ihm gehört. Hach, wo er nur sein mag? Es heißt, bei Vicetia - wo auch immer das sein mag - gab es eine Schlacht. Bei Teiwaz, ich hoffe er war nicht dabei... Frigg, hab' Gnade mit einer bangenden Mutter!"
    "Norditalia", präzisierte die ältere der beiden Schwestern den Schlachtort, um dann tadelnd fortzufahren: "Mutter, dein Sohn heiratet! Du solltest glücklich sein und dich für ihn freuen!"
    Ildrun hob ihren traurigen Blick, der beim Anblick des duccischen Sippenführers sogleich wieder fröhlich glitzerte.
    "Hach, mein Täubchen...du hast ja recht. Frigg ist gütig, dass ich das heute noch erleben darf..."