Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    http://imageshack.us/a/img809/4583/richter4k.jpg Mamercus Apustius Gratus
    Ne bis in idem. Die Worte hallten bei Apustius noch ein paar Augenblicke nach, bis er sich abrupt ins hier und jetzt zurückrief und sich erhob. "Vielen Dank. Die Iudices werden sich nun zur Beratung zurückziehen. Die Verhandlung wird bis zum morgigen Tage vertagt."


    Damit war der heutige Verhandlungstag endlich abgeschlossen und die Herren Richter zogen sich zurück, um gemeinsam zu beraten - vermutlich bei einem ordentlichen Essen - und das Urteil festzulegen.



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    Am folgenden Tag fanden sich die Beteiligten wieder in der Aula zusammen, um den Urteilsspruch zu erwarten. Apustius und die anderen beiden Iudices ließen ein bisschen auf sich warten, bis der Raum gefüllt war, dann wurde die Sitzung eröffnet. Ohne große Umschweife kam der Iudex Prior dann auch zur Urteilsverkündung:


    "Hiermit ergeht im Prozess Civitas Mogontiacum versus die Peregrini Philonicus, gen. Manceps, Silus, Paulinus und Scipio sowie Germar, Sohn des Ratbod, gen. Hermipus und den Civis Servius Vipstanus Saloninus folgendes Urteil:


    In der Anklage gegen Philonicus, Silus, Paulinus und Scipio erkennt das Iudicium die Angeklagten für schuldig wegen Verwirklichung der §§ 86 (2), 48 (2) des Codex Iuridicalis. Ihnen wird eine Geldstrafe von jeweils 800 Sesterzen auferlegt.
    Das Iudicium folgt damit der Ansicht der Verteidigung, dass § 104 (2) des Codex Iuridicalis vorliegend nicht als erfüllt angesehen werden kann. Es ist nicht erwiesen, dass die drei Genannten eine dauerhafte Vereinigung zur Begehung von Straftaten jeglicher Art gründeten beziehungsweise einer solchen angehörten. Vielmehr handelten sie als Teil einer Bande im Sinne des § 86 (2) CodIur. Es ist als erwiesen anzusehen, dass die Angeklagten sich zur fortgesetzten Begehung jedenfalls von Diebstählen zusammentaten.
    Das Iudicium folgt dagegen nicht der Behauptung der Verteidigung, die Beteiligung der Peregrinen Paulinus und Scipio sei nicht bewiesen. Wenn sie zwar nicht bei der Wegnahme des Geldes am besagten Tag anwesend waren, so trugen sie doch jedenfalls zur Wegschaffung und damit zum endgültigen Entzug der Sachherrschaft der Civitas über das Geld bei und sind somit genauso Diebe im Sinne des CodIur wie ihre Kameraden.


    In der Anklage gegen Germar erkennt das Iudicium den Angeklagten für schuldig wegen Verwirklichung der §§ 86 (2), 48 (2); 108 (2) des Codex Iuridicalis. Ihm wird eine Geldstrafe von 1500 Sesterzen auferlegt.
    Das Iudicium sieht es als erwiesen an, dass Germar in Mittäterschaft mit den bereits genannten Angeklagten im Sinne der Anklage gehandelt hat. Es folgt damit aber auch dem Vorbringen der Verteidigung, wonach auch Germar § 104 (2) aus oben genannten Gründen nicht verwirklicht hat.
    Was den Vorwurf der Bestechung angeht, so ist für das Iudicium nicht ersichtlich, warum der - tatsächlich bedauerliche und rügenswerte - Leichtsinn der Civitas Mogontiacum hinsichtlich der Sicherung ihres Vermögens die Schwere der Strafe für Germar beeinflussen sollte.


    In der Anklage gegen Servius Vipstanus Saloninus erkennt das Iudicium den Angeklagten für schuldig wegen Verwirklichung des §, 115 des Codex Iuridicalis. Ihm wird eine Geldstrafe von 1000 Sesterzen auferlegt.
    Das Iudicium folgt damit dem Votrag der Verteidigung in ihrer Erklärung, § 113 sei nicht einschlägig. Vipstanus hat sich bestechen lassen. Nicht jedoch ist erwiesen, dass er seine Amtsgewalt als Scriba dahingehend missbrauchte, Dritte in ihren Rechten zu schädigen. Die Voraussetzungen des § 113 sind dahingehend nicht ausreichend bewiesen. Keinen Abbruch tut dieser Umstand jedoch der Notwendigkeit der Höchststraße für die Verwirklichung von § 115. Es ist ein schändliches Vergehen, das Vertrauen des eigenen Arbeitgebers derart zu brechen, von Dieben Bestechungsgelder entgegenzunehmen zur Schädigung der eigenen Civitas."


    Der Iudex Prior Mamercus Apustius Gratus sah mit gewichtigem Blick von den Angeklagten zum Kläger und ließ dann noch die Reaktionen der Corona auf sich wirken, bevor er schließlich erklärte: "Die Geldstrafen können auf Antrag der Civitas gemäß § 53 (5), (4) CodIur in Ableistung des Opus Publicum umgewandelt werden. Für Den Civis Vipstanus ist dahingehend § 53 (6) CodIur zu beachten."


    Ein letzter Blick in die Runde, dann: "Haben die Parteien noch etwas zu sagen?"

    Octavena war wirklich ein Augenschmaus. Die Kette vervollkommnete ihre Erscheinung und Witjon konnte einen Moment lang einfach gar nichts sagen. Als Athicus sich aus dem Staub gemacht hatte und Octavena sich bedankte, fand er auch langsam seine Sprache wieder. "Ein Traum", lächelte er und trank dann bereitwillig mit dem Hausherrn auf die Gastfreundschaft und die Gäste und überhaupt freute er sich, dass er einfach trinken konnte. Sein Magen konnte etwas zur Beruhigung vertragen, auch wenn jetzt, nachdem er und sein Sohn in der Runde angekommen und die Geschenke losgeworden waren, sich etwas Erleichterung einstellte.


    Dennoch reagierte Witjon auf die Frage des Veterans nach seiner Legion mit leichtem Bedauern. "Ach, nein. Wir haben leider keine weiteren Nachrichten mehr erhalten." Das Warten war immer noch nicht zur Gewohnheit geworden. Um das Bedauern zu überspielen, nahm sich Witjon schnell etwas vom Wein, als er das Mulsum geleert hatte, und probierte davon. "Mhm, das ist ein guter Wein. Woher ist der?"

    Witjon hatte sich kurz beim Scriba angemeldet und war sodann zügig vorgelassen worden, als er den Grund seines Kommens genannt hatte. Als er das Officium des Duumvirs Turius betrat, unterließ er sämtliche Floskelei und warf dem Stadtoberen abfällig das Schreiben auf den Tisch, das Asius geschickt hatte.


    "Duumvir, das hier solltest du dir ansehen", sagte er nur in deutlich frustriertem Tonfall und ließ sich plumpsend auf einem Stuhl nieder.



    Procurator Civitatium
    Numerius Duccius Marsus
    Casa Ducia
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Salve Numerius Duccius Marsus,


    Ich schreibe dir aus dem Flottenstützpunkt der classis Misenensis in Misenum um mein plötzliches Verschwinden zu erklären. Ich habe mich wie du weißt zum Magister Vici wählen lassen. Mein Ziel war es, eine kleine Karriere in der Stadtverwaltung zu beginnen. Leider ist mir dabei ein Fehler unterlaufen, genau genommen sogar zwei. Ich habe bei der Anmeldung im Büro des Duumvir beim Scriba Pacatus nicht angegeben, dass ich den Cursus Res Vulgares nicht abgelegt habe. Ohne diese Ausbildung darf ich meines Wissens gar nicht zur Wahl antreten, was mir damals nicht klar war. Ich befürchte also, dass meine Wahl, aufgrund dieses formellen Fehlers ungültig ist. Darüber hinaus habe ich erfahren, dass man ohne diesen Kurs selbst gar nicht stimmberechtigt ist. Zum Wahltermin wusste ich das nicht, und habe daher damals meine Stimme abgegeben. Um allen Beteiligten, also dem Scriba, den Wahlhelfern, dir Patron, dem Duumvir und letztlich mir Unannehmlichkeiten zu ersparen, dachte ich, dass es besser sei Mogontiacum zu verlassen. Ein öffentlicher Skandal bleibt der Stadt so erspart.
    Ich beabsichtig der Flotte in Misenum beizutreten, um dann eines Tages ehrenvoll nach Mogontiacum zurückzukehren.
    Ich weiss natürlich, dass du unter diesen Umständen kein Interesse daran haben kannst, weiter mein Patron zu sein.
    Vale,


    Asius
    ~~Magister Vici Mogontiacum~~
    [Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]


    "Recht so, wenn Germanicus nicht will, hat er Pecht gehabt. Darüber hinaus haben wir ja auch noch Marcus Vinicius Lucianus", rief Witjon den Versammelten in Erinnerung. Mit einem Achselzucken und Bedauern im Blick fügte er aber hinzu: "Allerdings habe ich auch von ihm lange nichts mehr gehört. Ich befürchte Schlimmes, aber vielleicht kommt unser Heer ja noch rechtzeitig, um ihn den Fängen des Vesculariers zu entreißen..."


    Und während Witjon schon auf andere Wortmeldungen warten wollte, fiel ihm noch etwas anderes ein: "Ach, und wenn es mit der Unterbringung im Vorfeld schon Probleme geben sollte: Mein Vetter Titus Duccius Vala wird gern bereit sein, die Gesandtschaft unterzubringen. Er wird als einer der gewichtigeren Akteure der Schlacht bei Vicetia - und hoffentlich auch der Einnahme Roms - in genügender Hinsicht ausgestattet sein, um entsprechende Möglichkeiten zu bieten. Nur für den Fall, dass unsere Stadtpatrone sich von Beginn an nicht sonderlich gastfreundschaftlich zeigen sollten." Ein Brief im Vorfeld sollte diese Frage schnell klären können, das war den Duumvirn wohl bewusst, dachte sich Witjon.


    Sim-Off:

    PN ist raus. Ansonsten gibt's den Text auch hier einzusehen.

    Es war so wie Massula es sich dachte. Witjon atmete erleichtert auf, als Petronius die Gesandtschaft ansprach und hätte beinahe laut gejubelt, als der Domitius sich bereit erklärte, die Lex selbst noch einmal in Augenschein zu nehmen.


    "Deine Bereitschaft ist sehr löblich, Domitius", honorierte er dies zunächst. "Und solange es nur um die Form geht, bleiben uns offenbar die hässlichen Diskussionen erspart." Er grinste, wurde dann aber wieder ernst, als er auf Petronius' Vorschlag einging.


    "Was den Patron Germanicus angeht, möchte ich an dieser Stelle Bedenken äußern. Ich erinnere mich noch an das letzte Mal, als wir ihn um Unterstützung für die damals ausgefertigte Lex Civitatis baten. Duumvir Turius, du warst damals auch dabei. Er zeigte sich nicht sonderlich hilfsbereit und kehrte letztlich sogleich zu seiner Familie nach Gallia Narbonensis zurück. Zudem hörte ich aus sicherer Quelle aus Rom, dass auch darauf folgend keine Finger des Senators krumm wurden im Bestreben um Gewinn für unsere Civitas, egal in welcher Form."

    Witjon stimmte achselzuckend zu. Ihm war ja auch daran gelegen, diesen verschollenen Klienten wiederzufinden, tot oder lebendig. Hauptsache, man bekam Klarheit über seinen Vergleich. Vielleicht sollte er seinen Sohn einfach mal auf Erforschungstour durch die Tavernen Mogontiacums schicken. Der kannte sich da bestens aus und hatte sicherlich ein paar Bekannte, bei denen er sich mal umhören konnte. Mit diesem Gedanken beschäftigt, verließ er den Saal, nachdem die Sitzung geschlossen worden war.

    Witjon nahm das Schreiben wortlos nickend entgegen, wunderte sich allerdings innerlich sehr, von Asius zu hören. Seine Verwunderung wurde immer größer, je näher er dem Ende des Briefes kam. Zum Schluss zeichnete völliges Unverständnis Witjons Blick aus. Was war das denn für ein Murks? Witjon zweifelte in diesem Moment stark an der Richtigkeit der Entscheidung, diesen Mann zum Klienten zu nehmen. Er las den Brief noch einmal, wodurch sich seine Verwunderung langsam in Ärger wandelte. Asius hatte offensichtlich nichts verstanden. Und dazu: Wo hatte er überhaupt diese Informationen über eine angebliche Falschheit der Wahl her? Alles Quark, entschied Witjon und erhob sich. Er musste ein Wörtchen mit dem Duumvir wechseln.

    Witjon erwiderte Octavenas Lächeln, wurde jedoch von Crispus' Zwischenfrage davon abgehalten, ihr noch weitere bedeutungslose Nettigkeiten zu sagen, die er zwar so meinte, deren Inhalt die Petronia sich aber höchstwahrscheinlich auch so denken konnte. War doch klar, dass er sich auch freute.
    "Das haben wir", bestätigte er deshalb gleich die Annahme des Hausherrn. "Auf dem Forum, kürzlich. Ich war auf der Suche nach einer gute Stute für unsere Pferdezucht, äh danke." Er kam gerne der Aufforderung nach sich zu setzen, wobei er es insgeheim bedauerte nicht direkt neben Octavena Platz nehmen zu dürfen. Aber da war Crispus offensichtlich zu traditionell römisch, als dass er außerhalb der Norm handelte. Das machte ihn zumindest berechenbar, was Witjon wiederum positiv aufnahm. "Also jedenfalls haben wir uns sehr gut unterhalten", erzählte Witjon weiter, während sie auf das Essen warteten. "Und festgestellt, dass unser letztes Treffen auf den Feierlichkeiten zu den Ludi Florales schon viel zu lange her war. Umso schöner, dass wir heute wieder bei euch zu Gast sein dürfen."
    An dieser Stelle gab er seinem Sohn einen Wink. "Und als Zeichen unserer Dankbarkeit habe ich auch eine Kleinigkeit mitgebracht. Caius, sei so gut." Unter Römern nannte Witjon seinen Sohn bei seinem lateinischen Praenomen, um nicht zu sehr durch germanische Namen zu verwirren.


    "Für dich, Pontifex, ein Weinkelch. Er zeigt Motive aus dem Leben meines Volkes. Die Jagd, Ackerbau, der Kampf Mann gegen Mann. Als Verdeutlichung der Wurzeln der Menschen hier, denen du als Pontifex den göttlichen Willen näher bringst." Der Weinkelch, den Audaod in einem Beutel mit sich getragen hatte, war teils aus Messing gefertigt, das die Motive zeigte und an hervorgehobenen Stellen versilbert. Insgesamt kein günstiges Geschenk, aber auch nicht zu übertrieben. Witjon wollte nicht zu früh zu dick auftragen.


    "Für deinen Sohn habe ich hier einen Gürtel aus dem Leder eines Ebers. Auf der Innenseite ist ein Phallus eingebrannt, auf dass die Casa Petronia bald viele Enkelkinder zu sehen bekommt." Er nahm den Gürtel von Audaod entgegen und reichte ihm Lucius mit einem schalkhaften Blitzen in den Augen. Das Zeichen der Fruchtbarkeit hatte Witjon tatsächlich nur mit bester Absicht einbrennen lassen, nicht als Hohn oder Spott. Er wünschte Lucius einfach viele Bälger. Die Gürtelschnalle war wie der Weinkelch versilbert.


    "Und zu guter Letzt soll natürlich auch die Dame des Hauses ein Präsent erhalten. Petronia, dir kommt dieses schöne Stück zu." Das Stück, was Audaod nun aus seinem Beutel holte, war - wie sollte es anders sein - Schmuck. Eine Kette, um genau zu sein. Sie war schmal und darob dezent gehalten und hatte die Form einer Blätterranke, die sich um den Hals der Trägerin windet. Und sie war im Gegensatz zu den anderen Geschenken vergoldet. "Als Ausdruck meiner Wertschätzung", kommentierte Witjon. "Wo ist denn dieser Diener, der dich letztens auf dem Forum begleitet hat? Der könnte sich jetzt mal nützlich machen", grinste er daraufhin, denn irgendwer musste Octavena die Kette ja um den Hals legen. Witjon selbst traute sich das nicht in der Sorge dem Hausherrn da vielleicht ein bisschen zu weit zu gehen. Wenn sie schon nicht nebeneinander auf den Clinen liegen durften, war Crispus in anderen Dingen womöglich auch so streng.


    Und dann wurde er auch auf den Mulsum aufmerksam, der gereicht wurde. Er nahm einen Becher entgegen. Dass das Getränk aus dem Kontingent seines eigenen Handelskonsortiums stammte, erkannte Witjon allerdings nicht sofort. Er erhob erstmal den Becher und sagte: "Auf die petronische Gastfreundschaft!"


    "Wunderbar", kommentierte Witjon zunächst Crispus' Bereitschaft ihm seine Nicht einmal richtig vorzustellen. Noch besser wurde es daraufhin, als der Petronier erklärte, Octavena habe ihn - Witjon - nett gefunden. Das klang ja schonmal ganz verheißungsvoll. Falls eine Ehe zustande käme, wäre es zumindest keine rein politisch motivierte, in der man nur nebeneinander statt miteinander lebte. Aber dazu musste es ja erst einmal kommen. "Das klingt doch gut. Ich bin sicher, wir werden uns gut verstehen."


    Und während Audaod und Lucius sich nicht sonderlich gesprächig zeigten, unterhielten Witjon und Crispus sich noch einige Zeit über dies und das, plauderten über Tagespolitik oder Frauen im Allgemeinen und taten sich an den servierten Speisen gütlich. Als die Tauben und der Lauch-Linsen-Topf geleert waren, kamen nämlich zum Abschluss süße Honigteilchen mit Apel- und Nussstücken auf den Tisch. Zwar war es nicht immer einfach, Obst über den Winter hinweg zu konservieren, aber da lieferte der viele Schnee gute Möglichkeiten. Und obendrein hatten die Römer auch so manche Möglichkeit gefunden, indem sie häufigstens in Öl einzulegen pflegten. Witjon jedenfalls schmeckte das Gebäck sehr. So verging der Abend, in dessen Verlauf auch noch der ein oder andere Met getrunken wurde, bis die beiden Petronier sich schließlich verabschiedeten und den Heimweg antraten.


    Sim-Off:

    In Anbetracht eurer Abwesenheit bis April ziehe ich hier mal lieber einen Schlussstrich, bevor die Sache im Sande verläuft. ;)
    Rekonstruktions-Edit: Das könnten wir ja theoretisch hier noch weiter führen, aber wir haben ja bereits einen aktuelleren Thread offen. Ich denke, da machen wir dann einfach mal weiter.

    Oh. Witjon sah kam für einen Moment ins Stocken. An die Möglichkeit, dass Asius schlichtweg etwas zugestoßen sein könnte, war er wirklich nicht gekommen, auch wenn dies wohl wahrscheinlicher wäre als eine überstürzte Flucht vor der Verantwortung. "Dies sollte man wohl fürwahr in Erwägung ziehen", dachte Witjon laut und erklärte dann: "Ich werde dahingehend Nachforschungen anstellen und den Duumvirn unverzüglich Bericht erstatten, wenn ich neue Erkenntnisse sammele."

    Witjon ließ sich gern ins Triclinium führen, wo sein Sohn und er bereits erwartet wurden. "Salvete", grüßte er die Anwesenden und reichte dann dem Hausherrn die Hand zum Gruß. "Petronius, danke für die Einladung. Es ist schön, wieder Gast in deinem Haus sein zu dürfen." Darauf gefolgt schüttelte er Lucius' Hand, wohingegen zu guter Letzt Octavena in den Genuss von Witjons Aufmerksamkeit kam. "Deine Prognose hat sich bewahrheitet, werte Petronia", sagte er mit einem Schmunzeln. "So schnell sehen wir uns wieder."

    Während in der Küche Köstlichkeiten bereitet wurden, stellten Leif und Thorgall die Möbel des Kaminzimmers um. Sämtliche Sessel wurden entfernt und statt dessen die Hocker und Stühle der Casa zusammengetragen sowie die Liegen, die sonst beim Empfang von römischen Gästen aufgestellt wurden. Im Kamin wurde ein ordentliches Feuer entfacht und Würzwein, Met und Bier wurden bereitgestellt. Jetzt war alles bereit für ein ordentliches Festmahl.


    Es waren alle beisammen, die der Sippe nahe standen beziehungsweise in der Casa oder der Hros arbeiteten und so täglich mit den Ducciern zu tun hatten. Albin und Marga, Hartwigs halbe Brut, namentlich Thorgall und Lanthilda und natürlich auch Leif und seine Frau Ida mit ihren Kindern. Pepino sprang ebenfalls zwischen den Feiernden umher. Sie hatten sich irgendwo im Kaminzimmer niedergelassen und unterhielten sich bereits fröhlich, als Witjon mit Audaod zusammen unter Margas strengen Blicken das Essen hereinbrachten.


    "Bona Saturnalia!" wünschte Witjon fröhlich und stellte eine Platte mit Hähnchenbollen und Flügeln auf den Tisch. "Lasst es euch so richtig schmecken." Er trug die Filzkappe und bediente traditionsgemäß sein Gesinde. Wenn diese auch keine Sklaven im römischen Sinne waren, so fühlte Witjon sich dennoch in der Pflicht, ihnen für ihre täglichen Dienste wenigstens gestenhaft etwas zurückzugeben. Als das Essen komplett aufgetischt war, erhoben sie alle die Becher und stießen miteinander an.
    "Auf eine fröhliche Woche! Und auf alle, die nicht bei uns sein können. Mögen die Götter über sie wachen!"

    Die Duccier feiert bereits seit vielen Jahren die Saturnalien nach römischem Ritus, auch wenn jedenfalls die älteren Bewohner der Casa noch immer skeptisch gegenüber den römischen Bräuchen waren oder nur halbherzig teilnahmen. Besonders Albin und Marga zählten zu dieser Fraktion, die lieber ihren vollen Elan in die germanischen Traditionen legten und deshalb diverse römische Feiertage manchmal gar nicht begingen. Was natürlich nicht hieß, dass sie sich nicht genauso aufopferungsvoll wie sonst an den Vorbereitungsarbeiten beteiligten, wenn auch mit gelegentlichem Murren und Meckern. Aber das waren die Söhne und Töchter Wolfriks ja von Albin sowieso gewöhnt und von Marga erwartete man geradezu, dass sie giftige Kommentare losließ, wenn ihr etwas nicht passte.


    Am ersten Tag der Saturnalienwoche jedenfalls hatte die komplette - momentan in Mogontiacum anwesende - Sippschaft das Balneum belagert und auch das Gesinde hatte lange und ausgiebig die Freuden des beheizten Beckens genießen dürfen, wie es die römische Tradition vorschrieb. Anschließend hatte Witjon das obligatorische Ferkel geopfert. Als Kompromiss war dies jedoch nicht am Hausaltar geschehen, sondern im Garten am moosbewachsenen Gebetsfelsen. Anschließend gab es ein opulentes Frühstücks-Mittagsessen, bei dessen Vorbereitung alle mithalfen. Sogar Witjon arbeitete ausnahmsweise in der Küche mit, wobei er sich nicht zuletzt Ärger mit Marga einhandelte, als er beinahe eine würzige Soße für die gebratenen Hähnchen hatte anbrennen lassen (das Mahl war wirklich recht opulent für duccische Verhältnisse, wo doch sonst häufig noch recht bäuerlich gekocht wurde).

    Witjon sagte zunächst nichts. Er wollte nicht mehr an der Lex Municipalis herumdoktern, das konnten andere tun. Aber zur Gesandtschaft musste er später wohl noch etwas sagen. Das konnte jedoch warten, solange noch das Vorliegen von Änderungswünschen zur Debatte stand. Offensichtlich hatte Massula da noch etwas auf dem Herzen, das er aber nicht jetzt gleich hervorbringen wollte. Witjon schmeckte es eigentlich nicht, diesen Punkt auf eine spätere Sitzung zu verschieben, aber er hatte auch keine Lust, jetzt gleich wieder mit einer Gegenrede loszuschlagen.

    Witjon staunte nicht schlecht. Mit etwas weniger Selbstbeherrschung wäre ihm wohl die Kinnlade auf den Tisch geklappt. Er wechselte ein paar Worte mit seinen Sitznachbarn und wartete dann ab, ob sich jemand zur Sachlage meldete, aber das war nicht der Fall. Auch Crispus ließ sich mit einer Antwort Zeit. Witjon konnte nicht warten. Er erbat das Wort und richtete mit erstaunter Miene seine Worte an die Decuriones.


    "Hoher Duumvir, ich bin höchst erstaunt. Asius ist mein Klient. Warum weiß ich nichts von der Entlassung aus dem Tempeldienst? Ebenso erstaunt es mich, dass er sein Amt als Magister Vici derart vernachlässigt. Meine Herren, ich hatte Asius für einen ehrgeizigen jungen Mann gehalten, der seine Verantwortung wahrzunehmen imstande ist. Aber offensichtlich habe ich mich diesbezüglich geirrt."


    Er sah bestürzt drein. "Ich bitte um Verzeihung, aber auch als sein Patron kann ich über den Verbleib von Asius nichts berichten, denn ich selbst habe keine Nachricht von ihm erhalten und ihn auch schon seit einiger Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich fürchte unter diesen Umständen lässt sich mein Patronat nicht fortsetzen..."


    Das ließ er so im Raum stehen und hoffte, dass der Pontifex vielleicht etwas Licht in die Sache bringen konnte.

    Es klopfte an der Tür des Domus der Petronier. Draußen standen Witjon und sein Sohn Audaod und wechselten gespannt Blicke. Witjon war ein kleines bisschen nervös, Audaod dagegen wirkte entspannt. Der alte petronische Veteran hatte sie beide eingeladen, anlässlich der Floralia an der Cena teilzunehmen. Witjon wusste, dass es nicht um die Floralia ging, sondern um Octavena. Er hatte sich schick gemacht und zeigte, dass er ein Mann von Stand und darob eine gute Partie war. Das musste auch Petronius Crispus wissen. Immerhin war Witjon langjähriger Duumvir gewesen, Eques Imperii, lokales Schwergewicht im Kaufmannsgeschäft und Procurator Civitatium. Und er war reich, zumindest im mogontinischen Vergleich. Mit dem Vermögen eines Senators konnte er es natürlich dennoch nicht aufnehmen. Und trotz alledem: Witjon hatte ein flaues Gefühl im Magen. Heute ging es hoffentlich ans Eingemachte, wurden die Gespräche hoffentlich konkreter. Vielleicht ließ sich ja auch gleich eine feste Abmachung treffen. Witjon hatte sich bereits einige Gedanken gemacht über die Konditionen einer Heirat und hatte auch seinen Sohn eingeweiht, damit dieser im Notfall Unachtsamkeiten korrigieren konnte. Das traute Witjon ihm schon zu. Gespannt harrte er nun dem Verlauf dieses Abends.


    Sim-Off:

    Ich weiß, es ist erst der 01.05., aber über zeitliche Flexibilität können wir hier im IR ja immer großzügig hinwegsehen. Ich hab grad einfach die Freizeit, hier schon anzufangen. :D

    Das Täubchen war köstlich. Fett lief ihm über's Kinn in den Bart, was er sich mit dem Handrücken abwischte. Petronia Octavena, Witjon erinnerte sich. Erst war er etwas überrascht über das was der Pontifex da über einen Leibdiener erzählte. War es nicht üblich, dass Frauen sich Dienerinnen leisteten? Dann versicherte Crispus jedoch, dass Octavena ein anständiges Mädchen sei, was Witjon mit einem Achselzucken akzeptierte. Er widmete sich in der Zwischenzeit einer Schale Lauch-Linsen, die er mit Genuss auslöffelte.


    Und dann leitete der Veteran mit einem Schmunzler über den armen Diener das Gespräch auf die offensichtliche Ehegattensuche. War das nicht schon Thema bei den Ludi Florales gewesen? Offenbar war noch kein geeigneter Mann gefunden worden. Witjon sperrte die Lauscher auf. "Nun..." begann er vorsichtig. Er wollte nicht gleich zu deutliches Interesse zeigen. "Wenn du möchtest, kannst du sie ja einmal zur Cena herbringen. Dann könnte man sich ja einmal etwas besser vorstellen als das auf den Ludi Florales möglich war." Während er sich einen Schenkel von der Taube abriss, sah er sein Gegenüber erwartungsvoll an. Octavena war jung, schön. Und sie war eine Petronia. Da boten sich doch gewisse Möglichkeiten. Politisch wie auch geschäftlich.

    Mit säuerlicher Miene erwartete Lucius seinen warmen Met, während die Alten bereits zu diskutieren begannen. Als sein Getränk dann endlich ankam, staunte er nicht schlecht - und zwar aus zwei Gründen: Zum einen, weil er keinen warmen Met hatte, wofür offensichtlich Callistus zuständig war, der ihm zuzwinkerte - ob das eine billige Anmache war, um sich bei ihm einzuschleimen? Der zweite Grund aber war, dass aufgewärmtes Bier widerlich schmeckte. Wie konnte so ein köstliches Gebräu durch so wenig Temperatur nur so verdorben werden?


    Aber er musste durch - und vielleicht half es ja wirklich gegen den Schnupfen. Also nahm er einen großen Schluck, bekämpfte einen angewiderten Gesichtsausdruck und sah zu, wie sein Vater sich über den Tisch ziehen ließ. Im Gegensatz zu diesem wusste Lucius nämlich, dass fünfzehn Sesterzen der staatlich festgesetzte Preis war, womit ein Vertrag eigentlich nur bedeutete, dass die Duccier Abnahmesicherheit hatten, während dieselbe Ware auf dem Markt sicherlich auch billiger zu haben war. Trotzdem wurde ihm auch klar, dass Feilschen eine ziemlich dämliche Einrichtung war - wie er wusste, hatten beide in der Regel ein Limit und bewegten sich von lächerlichen Preisen aus darauf zu - hier etwa von zehn zu siebzehn Sesterzen. Dann mussten beide Seiten irgendwelche Vorwände finden, warum ihr Preis gerechtfertigt war, aber trotzdem Entgegenkommen zeigen, sodass man am Ende - je nach Redegewandtheit der Seiten - in der Mitte zusammenkam. Dass nun aber das Erfinden von Vorwänden und das Schauspielern über den Ausgang entscheiden konnte, war völlig irrational...


    Zum Glück endete die Farce bald und sie kamen auf Plaudereien zu sprechen. Natürlich beteiligte Lucius sich nicht, aber was er hörte, genügte ihm schon - peinlich, wie der Alte Octavena da anpries wie ein Stück Vieh! Er hoffte nur, dass Marsus auch Interesse hatte, dann war er sie endlich los!

    Octavenas Berührung hinterließ ein Kribbeln auf Witjons Fingern. "Danke. Das will ich doch schwer hoffen", sagte er und dachte sogleich an die Abmachung mit Octavenas Onkel, dass es in Kürze wohl zu einer gemeinsamen Cena kommen würde, bei der es noch einmal Gelegenheit zum besseren Kennenlernen und vielleicht schon zu anfäglichen Eheverhandlungen geben würde. "Ich freue mich bereits auf unser nächstes Zusammentreffen." Und damit war es dann auch mal gut, befand Witjon, weshalb er ein letztes "Vale" aussprach und sich dann zum Gehen wandte, wobei er auch ihrem Diener kurz zunickte. Auf dem Weg zur Regia würde er jedenfalls Octavenas Lächeln noch einige Zeit vor Augen haben.