Beiträge von Numerius Duccius Marsus

    "So, meine Herren. Es geht weiter!", ließ Witjon nun die Menge wissen, die bereits unruhig wurde. "Jetzt geht es um's ganz Süße. Die Imkerei, Tullia's Mel et fel, für den Honigliebhaber. Einstiegsgebot einhundert Sesterzen!"
    Witjon suchte nach Händen, die sich in die Höhe reckten. "Eure Gebote, bitte."


    Sim-Off:

    Imkerei Tullia´s Mel et fel - Stufe I
    Die Auktion geht bis Dienstag Abend 19:59:59. Alle editierten und später geposteten Gebote sind nicht mehr geltend.

    Es wurde gehandelt, es wurde geboten, es wurde gedrängelt und gebrüllt. Am Ende kristallisierten sich drei Männer heraus, die diesen Hof unbedingt haben wollten.


    "Vierhundertfünfundsechzig Sesterzen. Verkauft an den Mann mit der dunkelgrünen Tunika!", verkündete Witjon schlussendlich und erzeugte bei manchen ein enttäuschtes Seufzen, bei dem einen Glücklichen jedoch ein breites Grinsen.


    "Komm nach vorn. Wie ist dein Name? Publius Volumnius Pacilus? Meinen Glückwunsch. Sei so gut, sprich nun mit unserem hohen Quaestor, er wird mit dir alles Notwendige klären." Der Volumnier bedankte sich artig und schüttelte Witjon fröhlich die Hand, bevor er vom Quaestor auf die Seite genommen hatte, wo ein Schreibpult mit Urkunden et cetera vorbereitet war, an dem nun die Formalitäten erledigt werden konnten.

    "Das ist richtig. Sie bildeten eine Bande zur Begehung dieses Diebstahls", sagte Witjon. "Aber § 104 (2) fordert eine 'Vereinigung, deren Zweck oder deren Tätigkeit darauf gerichtet sind, Straftaten zu begehen'. Hast du deren Vorliegen beweise können? Ich würde sagen: Nein. Wer kann schon sagen, ob sie vor dem Diebstahl der Stadtkasse schon Verbrechen dieser Art begangen haben? Oder ob sie danach noch weitere Straftaten begehen wollten? Deshalb war § 104 (2) in diesem Fall nicht anwendbar, nicht weil die Männer keine Bande begründet haben."


    Witjon hoffte, dass Lucius das nun endlich verstanden hatte. Langsam konnte er nachvollziehen, warum der junge Petronier im Verfahren nicht die beste Figur gemacht hatte, denn offensichtlich hatte er die Tatbestände, die er anwenden wollte, teilweise gar nicht verstanden!


    "Aber genug jetzt von juristischen Streitereien", befand Witjon dann. "Ich möchte die Runde nicht weiter damit langweilen." Er lächelte ungezwungen, wobei er besonders Octavena einen vielsagenden Blick zuwarf. Auch wenn sie nach dem Prozess gefragt hatte, lag es nicht in seinem Interesse den Grund seines Kommens, der in ihrer Person lag, in den Hintergrund zu drängen.
    "Petronia", sprach er sie dann auch direkt an, "du bist ja in Hispania geboren. Tarraco, wenn ich mich nicht irre." Man bekam ja im Gespräch mit seinen Mitdecurionen solche Dinge schonmal mit. "Ich wüsste gern: Wie lebt es sich dort?", fragte er schließlich.

    Volkram der Krämer
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    "So isset", bestätigte der Gefragte Haakons Mutmaßung. "Ech kennt do en par lait", sagte er weiter recht behäbig. Joa", machte er dann, und: "Worum frogst? Willse en groote Fur in Oftrag gewen?" Vielleicht gab es ja eine größere Ladung Waren aus Germania Magna einzuführen. Sklaven, Bernstein, Pelze? Volkram hoffte es inständig, seine Geldbörse brauchte dringend mal einen dicken Bonus.



    Gwinix. Den Namen würde Witjon sich vielleicht merken, wenn er heute nicht zu viel Wein trank oder es nicht noch wesentlich interessantere Themen auf den Tisch schafften. Wovon Witjon ausging. So zum Beispiel dieser Prozess, über dessen Ausgang Lucius letztlich ganz schön herzog.


    Auf Octavenas Frage hin lieferte Witjon dabei zunächst folgende Erklärung: "Die Geldstrafe für Bandendiebstahl beläuft sich pro Person auf maximal 1200 Sesterzen. Soweit ich das erkennen konnte, haben nicht alle Angeklagten die Höchststrafe erhalten. Der Anführer der Bande musste 1500 Sesterzen berappen, seine Gehilfen 700. Nein, 800. Und dieser Scriba, den sie bestochen haben, hat ganze 1000 zu zahlen."


    "Und das Diebesgut, nunja, das belief sich auf insgesamt gut 30.000 Sesterzen", gab Witjon daraufhin zu. Er zuckte mit den Schultern. "Alles in allem irgendwie unzufriedenstellend. Unter Augustus wäre dieses Diebespack bei Ergreifung während des Fortschaffens der Beute noch auf offener Straße erschlagen worden. Ganz und gar rechtmäßig!"


    Schließlich musste Witjon dann noch eine Aussage korrigieren, die Lucius da getätigt hatte: "Aber in dem Punkt, dass diese Männer eine Bande gebildet haben, gebe ich dir Recht. Nur wird Bandendiebstahl ja schon in § 86 (2) des Codex Iuridicalis bestraft, so wie du es richtigerweise beantragt hast. Nur den Bandenbegriff des § 104 (2), der passt in dieser Sache nicht, wie ich finde. Da hat das Iudicium schon ganz richtig entschieden."

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    Thankred nickte beiläufig. Er fand es richtig, dass sie für etwas Sicherheit oder zumindest für ein etwas besseres Gefühl bei den Leuten sorgten. Die Frage war natürlich, ob das auch tatsächlich ein Ergebnis zeigte, dass sie hier patrouillierten. Sie waren zwar zu dritt und bewaffnet, aber gegen größere Räuberbanden oder Plünderer von jenseits des Rheins, die sich ein bisschen Beute und Abenteuer erhofften, konnten sie so ganz gewiss nichts ausrichten. Dennoch, Thankred äußerte seine Bedenken nicht. Der Ordo Decurionum hatte so beschlossen und er erfüllte gerne die daraus resultierende Wehrpflicht für seine Civitas.




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    Guntrich war mit der Antwort des Optios noch nicht zufrieden.


    "Und wonach suchen wir?", fragte er deshalb und warf dem Petronier einen fragenden Blick zu. Auf Schiffen gab es immerhin eine ganze Menge Plunder zu finden. Guntrich durchsuchte dagegen lieber Tavernen nach Mädchen mit prallen Busen und kessen Lippen.





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    Mamercus Apustius Gratus


    Ah, der Petronier beantragte sogleich Opus Publicum und ging sogar so weit, direkt die Versklavung der Verurteilten zu fordern. Apustius sah die Verbrecher an.


    "Meine Herren, ihr habt es gehört. Könnt ihr jetzt schon ausschließen, zur Zahlung der Strafe in der Lage zu sein?"


    Nun erteilte der Iudex Prior den Verurteilten der Reihe nach das Wort, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich vor dem Opus Publicum zu retten.

    Krieg war niemals gut. Zumindest nicht, wenn er auf dem eigenen Territorium stattfand. Und erst recht nicht, wenn Familienangehörige betroffen waren. Aber Witjon hielt dies nicht für ein angemessenes Thema für eine Cena, weshalb er lieber auf den Wein und den Prozess einging.


    "Narbonensis, hmhm. Der gefällt mir. Welcher Händler führt denn den guten Tropfen?" Vielleicht würde Witjon bei demjenigen ja auch mal eine Amphore erwerben, wenn ihm der Sinn danach stand.


    Zum Prozess sagte er: "Dein Sohn war erfolgreich, wie du sicher weißt. Alle Angeklagten wurden verurteilt." Was nach Witjons Einschätzung nicht sonderlich schwer und relativ vorhersehbar gewesen war. Nicht so vorhersehbar war das Ergebnis im Konkreten gewesen. "Leider wurde keine Hinrichtung angeordnet. Ich denke, wir müssen dafür sorgen, dass diese Halunken beim Opus Publikum in der Erzmine oder im Steinbruch landen und da auch nie wieder herauskommen. Solches Gesindel gehört härter bestraft." Leider ließ das Gesetz in Witjons Augen viel zu milde Strafen zu.


    Schließlich wandte er sich an Lucius und sagte: "Meinen Glückwunsch übrigens nochmal. Du hast dich gut geschlagen. Dieser Gorgonius war ein harter Brocken."

    Zwei Wochen lang hatte ein Ausrufer und ein gut sichtbarer Aushang auf dem Forum Mogontiaci die Besichtigungsmöglichkeit derjenigen Betriebe verkündet, die an diesem Tage zur Versteigerung freigegeben waren. Witjon war vom Duumvir zur Organisation und Leitung dieses Verfahrens beauftragt worden und stand deshalb heute in der Markthalle auf einem Podest, vor dem sich eine Menge aus Schaulustigen und Kaufinteressierten versammelt hatte.


    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/15.jpgDer Quaestor Kaeso Lucceius Philonicus stand ebenfalls auf dem Podest, wobei er sich ziemlich überflüssig vorkam. Konnte dieser Duccius nicht allein eine Versteigerung durchführen? Witjon gab dem Mann einen Wink.
    "Quaestor, darf ich bitten?"
    Der Lucceius nickte widerwillig und sah auf eine Wachstafel, bevor er seine Worte an die Menschen richtete. "Silentium! Nach zweiwöchiger Besichtigungsmöglichkeit veräußert die Civitas Mogontiacum vier Betriebe durch Versteigerung. Zum Kauf stehen:
    Ein Geflügelhof, genannt 'Gallinaceus Tullia'. Eine Imkerei, genannt 'Tullia´s Mel et fel'. Die Taberna 'Zum alten Optio' und der Barbier 'Zum schönen Haar'."

    Eigentlich hatte der Vorgänger des Quaestors vorgehabt, bereits im Vorfeld ein oder zwei der Betriebe an den Sohn von Decurio Domitius zu verhökern, aber daraus war wohl irgendwie nichts geworden. Deshalb standen jetzt alle übrig gebliebenen Geschäfte zum Verkauf an die Öffentlichkeit.


    "Vielen Dank, Quaestor Lucceius", schaltete Witjon sich nun wieder ein. "Wir beginnen mit dem Geflügelhof. Ihr hattet alle die Möglichkeit, euch den Hof anzusehen und seine Qualität zu bewerten. Das Einstiegsgebot beläuft sich auf zweihundert Sesterzen."
    Der Geflügelhof war nicht gerade groß zu nennen. Er lag außerhalb der Stadt, verfügte momentan über fünfundzwanzig Hennen und einen stolzen Hahn und über einen noch stolzeren Pächter, der sich um die Tiere kümmerte. Ansonsten war nicht viel wertvolles an dem Hof zu finden.
    "Meine Herren, ich erwarte eure Gebote", verkündete Witjon schließlich und suchte nach Bietern im Pulk.


    Sim-Off:

    Geflügelhof Gallinaceus Tullia - Stufe I
    Die Auktion geht bis Montag Abend 19:59:59. Alle editierten und später geposteten Gebote sind nicht mehr geltend.

    "Wie viele Goldkronen schenkt man als Civitas denn üblicherweise? Und wie darf ich mir diese Schmuckstücke ungefähr vorstellen? Aus purem Gold? Oder mit Edelsteinen besetzt? Werden die einfach später eingeschmolzen, um das Säckelchen des Princeps zu füllen, oder wie?" Mit diesem Brauch konnte Witjon schlichtweg nicht viel anfangen. Hatte man es bei Valerianus damals auch so gehalten? Er wusste es nicht (mehr).


    "Bernstein und Pelze sind ja quasi das Markenzeichen Mogontiacums als wichtigster Handelsknotenpunkt der Provinz am Rhenus. Da könnten wir durchaus eine Ladung bereit machen."


    Und zur Finanzierung hatte er natürlich auch etwas zu sagen: "Ich halte fünfhundert Sesterzen pro Decurio für angemessen zur Finanzierung der Geschenke. Außerdem müssen die Reisekosten einberechnet werden und der Lohn für eine Eskorte. Denn das was wir hier gerade diskutieren, können wir kaum ungeschützt bis nach Rom schaffen, besonders nicht nach diesem Krieg. Wer weiß wie viele verarmte Bauern in Italien gerade auf der Suche nach Beute herumstreunen, weil ihre Felder niedergetrampelt und ihre Höfe angezündet wurden..."

    Die Urteilsverkündung überraschte Witjon nicht wesentlich. Die Argumentation des Gorgoniers war stichhaltig gewesen und hatte viele Schwächen in Lucius' Vortrag geoffenbart. Witjon war zwar kein Meister der Juristerei, aber so viel hatte er auch verstanden: Bandendiebstahl war nicht gleichzusetzen mit der Bildung einer kriminellen Gruppierung unter Waffen. Zumindest nicht unter den Voraussetzungen, die er dem Gesetz entnehmen konnte. Der Iudex Prior und seine Berater sahen das offensichtlich genauso. Insofern war Witjon zufrieden mit dem Urteil, denn es zeigte, dass die hiesigen Richter das Gesetz anzuwenden wussten.
    Auf der anderen Seite war Witjon aber auch ein bisschen unzufrieden mit dem Ergebnis, denn zumindest für diesen Hermipus hätte er sich den Tod durch das Beil gewünscht. Sollte dem Antrag der Civitas auf Umwandlung in Opus Publicum stattgegeben werden, musste Witjon dafür sorgen, dass diese Männer allesamt in Bergwerken oder Minen verrotteten oder verschüttet wurden, das stand fest. Immerhin war die Civitas laut Gesetz für die Art und Weise der Verrichtung des Opus Publicum verantwortlich. Er könnte also durchaus seinen Einfluss im Ordo Decurionum geltend machen und diese Männer in seine eigene Eisenerzmine oder in Petronius' Steinbruch verfrachten lassen. Tödliche unfälle gab es dann schließlich immer und überall...

    http://www.kulueke.net/pics/ir…rmanen-maenner-alt/30.jpg Thankred, der Sohn des Nandrad, war Metzger. Ein ehrlicher Mann, der mit ehrlicher Arbeit gutes Geld verdiente und seine Familie versorgte. Er war heute eingeteilt, mit dem Optio Petronius, dem jungen Petronius, auf Patrouille zu gehen. Und mit ihm ging noch ein Dritter, einer von der verlotterten Bande, die am Hafen aufgegabelt worden war. Der Typ gefiel Thankred überhaupt nicht. Ständig riss er sein Maul auf, provozierte andere und führte sich gegenüber den Leute auf der Straße auf als wäre er der Herrscher über die Civitas - oder zumindest über den Häuserblock. In Gegenwart des Petroniers hielt er allerdings den Rand. Zumindest noch. Denn so viel hatte dieser Drecksack offenbar verstanden: Mit höher Gestellten legte man sich lieber nicht an. Erst recht nicht, wenn derjenige der Sohn eines Decurios war und dazu auch noch selbst im hiesigen Stadtrat einen Sitz hatte. Außerdem hieß es, der junge Petronier konnte ganz schnell sehr unangenehm werden, wenn man ihn verärgerte.
    Thankred jedenfalls hatte ein wachsames Auge auf diesen sogenannten Kameraden, der da neben ihm her marschierte, während sie auf dem Weg zum Vicus Salutaris waren. Für die Funktionsweise der Lastkähne hatte er dabei keinerlei Gedanken übrig. Vielmehr fragte er sich gelegentlich, ob seine beiden Söhne in der Metzgerei wohl klar kam und wie es seinem Weib ging, die ein weiteres Kind von ihm erwartete. Mittlerweile war es das fünfte, denn Thankred hatte auch noch zwei Töchter. Bei dem Gedanken an ihr glockenhelles Lachen lächelte er vor sich hin.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/50.jpg Guntrich bestätigte genau das stereotype Bild, das Lucius Petronius Crispus von Germanen haben musste. Er war laut, soff Bier und Met wie ein schwarzes Loch, suchte stets Streit und hatte einen Bart, wie ihn nur ein Barbar tragen konnte. Und dazu diese merkwürdige Frisur! Während er gelangweilt über die Straße stapfte, sah er sich in der Umgebung nach hübschen Bauerstöchtern um, aber er fand nur ein paar Schafe, alte runzlige Weiber oder fette Tölpel auf ihren Feldern vor. Missmutig zog er Schnodder hoch und rotzte auf die Pflastersteine der Militärstraße. Die Sonne schien gütig auf die drei Männer herab und ein kühler Wind wehte Gerüche vom Rhenus zu ihnen herauf. Guntrich rümpfte die Nase, als ihm zwischenzeitlich die Ausdünstungen der Kanalisation zuteil wurden.
    "Optio, was gibt's in Salutaris zu tun?", fragte er, um sich abzulenken. Sonderlich motiviert klang er dabei nicht. Er war der Miliz nur des sicheren Entgeldes beigetreten und weil er dort ganz offiziell und mit Erlaubnis Waffen tragen durfte.