"Ich kümmere mich drum," nahm er Elfledas nett gesagte Anweisung entgegen. Der Ordo war wahrhaftig viel zu lange schon nicht mehr zusammengekommen. Ihre darauffolgende Frage ließ Witjon schmunzeln. "Wenn sie einmal auf den Geschmack gekommen sind, bestimmt. Aber ich habe noch nicht so viele Römer kennen gelernt, die Bier einem guten Wein wirklich vorziehen würden." Ein Schulterzucken drückte in etwa aus, wie schade er das fand. Oder eben nicht. Selber schuld. Dass Elfleda mit ihrer Frage eine etwas andere Absicht hatte, als etwas über die Trinkgewohnheiten der Römer zu erfahren, nämlich vielmehr auf ihr eigenes Befinden nach dem anstehenden Mahl anspielte, kam ihm nicht in den Sinn.
Der seltsame Moment, kurz gefüllt von Dankbarkeit und Melancholie, wurde von Albin unterbrochen, bevor Witjon es weiterführendes sagen konnte. Blitzschnell setzte er eine freundliche Miene auf und wandte sich zu den Gästen um. Albin stellte die Römer vor, was ihm mit einem knappen Nicken gedankt wurde. "Salvete," begrüßte er das Paar. "Und herzlich willkommen im Haus meiner Sippe." Er sprach wohlbedacht Lateinisch, auch wenn Calvena sie in der Sprache seiner Ahnen grüßte. Er unterdrückte ein amüsiertes Lächeln ob dieses oft gesehenen Versuchs des Entgegenkommens von römischer Seite, was ihm viel zu häufig in seinen Ohren lächerlich klang. Notiert wurde es dennoch als freundliche Geste, die zum Gesamtbild des gelieferten Ersteindrucks hinzugefügt wurde. Valerian hatte er ja schon kennen gelernt, den er nun mit einem kräftigen Händedruck noch einmal willkommen hieß. Calvenas Hand erfuhr einen sanfteren Händedruck und erhielt ein breites Lächeln. "Calvena, es ist mir wahrhaftig eine große Freude eine so reizende Frau in der Casa Duccia begrüßen zu dürfen." Und an Valerian gewandt fuhr er fort mit seinen Schmeicheleien. "Valerian, die Götter müssen dich lieben, dass sie dir diese Frau geschenkt haben." Oder hassen, denn von gemeinsamen Kindern hatte er noch kein Wörtchen vernommen. Ebensowenig konnte man an Calvenas Bauch Anzeichen von Schwangerschaft erkennen. Und wieso bei Loki der Quintilius überhaupt nach Mogontiacum versetzt wurde, wollte er am besten erst gar nicht wissen, denn niemand kam hier wirklich freiwillig her, wenn er in Rom etwas aus sich machen konnte.
Freilich behielt er seine Gedanken für sich, die er hinter einem flüchtigen Grinsen zu verstecken wusste. Es war zwar eine Zeit der Trauer, doch man sollte von den Duccii dennoch nicht als leidselige Jammerlappen reden. Er wies auf Elfleda, als er weitersprach. "Danke für die Glückwünsche. Trotz des vergangenen harten Schicksalsschlags ist das Haus voller Freude über das neu geborene Leben. Calvena, darf ich dir Elfleda vorstellen, meine Schwägerin." Er adressierte konkret die Ehefrau des Quintilius, denn dieser hatte die Mattiakerin ja bereits kennen gelernt.
Während Elfleda nun kurz Gelegenheit hatte, ein paar Worte zu wechseln, ließ Witjon beiläufig seinen Blick schweifen. Valerian hatte wahrlich einen guten Geschmack bewiesen, als er seine Frau ausgesucht hatte. Hoffentlich hatte er dabei jedoch nicht nur auf Schönheit, sondern auch auf die Kröten geachtet. Anders als die beiden römischen Gäste waren ihre Gastgeber in germanischer Art gekleidet. Witjon trug Hemd und Hose, beide aus guten Stoffen gefertigt. Die Hose zierte ein Gürtel mit einer Silberschnalle, die einen Wolfskopf als Symbol zeigte. Einzig die Hausschuhe, römischen Haussandalen nachempfunden, trug er an den sonst an warmen Tagen meist nackten Füßen. Witjons Haare hatten weiterhin mehr Freiheit als früher und wuchsen kräftig. Er war es leid, sich römisch zu geben, nur weil er einen römischen Namen trug. So wie sein Haupthaar spross auch sein Bart, jedoch kontrolliert. Einmal die Woche ließ er sich den Vollbart von Lanthilda stilgerecht kürzen. Witjon fühlte sich wohl und auch einige junge Damen aus germanischem Hause hatten bereits des öfteren ein Auge auf den adretten jungen Mann geworfen.
Nicht, dass sie das nicht schon vorher getan hätten, wo er sein Haar römisch kurz trug und sich zu rasieren pflegte.