Die Männer saßen zusammen und aßen und tranken. Und sie würfelten und gewannen oder verloren und fluchten und frohlockten. Und sie warteten und horchten und schreckten auf, wenn der nächste fiese Fluch aus Elfledas hübschem Mund hervorbrach. Und sie warteten und tranken und warteten und entleerten ihre Blasen - gemeinsam, selbstverständlich im Weitpinkelwettbewerb - und sie tranken weiter. Witjon hielt sich halbwegs zurück, denn er wollte als Sippenoberhaupt in diesem wichtigen Augenblick nicht völlig blau sein. Es ging um Leben und Tod. Um neues Leben und um weiteren Tod. Zwischendurch legten sie eine Pause ein, eine Gebetspause. Sie stellten sich um den Küchenstich, vergossen ihr Bier auf dem Boden - zumindest so viel wie sie wieder problemlos aufwischen konnten - und Witjon sprach ein Stoßgebet an Frigg und Freya und alle göttlichen Gestalten droben in den übermenschlichen Gefilden. Und dann spielten und warteten und tranken sie weiter. Sie machten Späße und verfielen in berührende Erinnerungen. Sie dachten an Abenteuer und Gefahren und scherzten über lustige Geschichten. Die ganze Zeit begleitete sie das dumpfe Schreien, das durch die Deckenbalken zu ihnen durchdrang.
Und dann wurde es plötzlich still.
"Hört ihr das?" fragte Witjon in die Runde. Er erntete verwirrte Blicke und stellte fest: "Stille." Sie horchten in die Stille hinein, um sicherzugehen, dass die Geburt vorüber war. Und sie horchten gespannt darauf, ob das schrille Plärren eines Neugeborenen erklingen würde. Nichts war zu hören. Da erhob Witjon sich so hastig, dass sein Stuhl nach hinten wegkippte. Er wollte lossprinten, da hörte er erneut das schmerzerfüllte Stöhnen. Was war da nur los? Witjon setzte sich wieder und verlor eine weitere Runde im Würfelspiel, dann war plötzlich wieder Stille. "Was bei Freyas göttlichen Titten ist da oben denn los?" Fragte er in die Runde, als plötzlich das helle Schreien erklang, das sie so lange ersehnt hatten. "Endlich!" rief er erleichtert aus und diesmal stürmte er die Stufen hinauf zu Elfledas Gemach.
Vor der Tür hielt er kurz inne und atmete tief durch. Dann öffnete er und trat ein. Er sah Elfleda, die ihr Kind im Arm hielt. Welch erleichternder Anblick. Alle Last fiel von Witjon ab in diesem Moment und er atmete tief ein und aus. Dann ging er langsam auf die zweifache Mutter zu, wobei er ein breites Lächeln zeigte wie schon lange nicht mehr. "Meinen Glückwunsch, Elfleda. Ist es ein Sohn?" Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante, um das Kind näher zu betrachten. Wahrhaft, ein prächtiges Balg hatte sie da geworfen. Er betete, dass das neue Leben die ersten Wochen und Monate überstehen würde.