Beiträge von Appius Decimus Drusus

    Drusus hatte es sich auf seinem Lager ein wenig bequem gemacht als er einen Schlag gegen die Tür hörte.


    Unmutig, weil in seiner Ruhe gestört, stand er auf, öffnete und schon fiel ihm ein unbekannter miles vor die Füße. Dann sah er Brutus, der sich wie ein Berserker gegen weitere milites wehrte, nicht ohne ihnen vorher einige Blessuren beigebracht zu haben.


    Ohne lange zu fackeln langte er nach dem vollen Wassereimer, der neben der Tür stand, rief


    "Brutus, paß` auf!"


    und schon schoß ein Schwall Wasser durch die Luft und traf genau diejenigen, die er treffen sollte und die damit nicht gerechnet hatten.


    "Und nichts wie rein in die gute Stube!"


    Drusus wartete auf Brutus. Für das kommende Treffen hatte er bereits zwei Prügel, die auf ihren Einsatz warteten, gefunden

    Drusus, wie immer linker Flügelmann, stand in der vorderen Reihe und hielt seinen Schild, so wie er es gelernt hatte, mit dem oberen Rand vor seine Nase, daß seine Augen darüber hinwegsehen konnten.


    Seine Kameraden gruppierten sich entsprechend der Anweisung des centurio mehr schlecht als recht und brachten eine Formation zustande, die bei mehrmaligem Hinsehen tatsächlich einer testudo ähnelte.


    Die vom centurio vorgegebene Zeit konnte bei ihrem ersten Versuch nicht eingehalten werden.

    Drusus hatte es leicht: er mußte sich nur die zwei daneben geschossenen Pfeile suchen, die restlichen acht steckten noch immer im Schwarzen der Scheibe.


    Nach einer kurzen Prüfung und für gut befundenen Windrichtung und dem Vorsatz, daß dieses Mal alle Pfeile ihr Ziel treffen mußten, legte er wieder den ersten Pfeil ein und spannte die Sehne.


    Nochmals das Ziel anvisiert und schon flog der Pfeil


    ... in das Schwarze der Scheibe.


    Pfeil auf Pfeil flog seinem Ziel entgegen.


    Drusus sah zu dem centurio. War er dieses Mal mit der Leistung zufriedengestellt?

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus
    "Los, los! Nehmt euch Pfeil und Bogen und schießt, ihr Waschlappen!", brüllte der Iulier ungewohnt ungeduldig.


    Fast ungläubig sah Drusus den centurio an. War das nun ein Befehl oder die Aufforderung oder Einladung zu irgendeinem Tun?


    Der optio gab klare Befehle, die keiner Überlegung bedurften. Sollte sich das mit oder durch die Beförderung geändert haben? Vielleicht sollte es so sein, war wahrscheinlich nur eine Frage der Gewöhnung!


    Drusus stellte seine Überlegungen ein, griff sich Pfeil und Bogen, legte den Pfeil ein, spannte die Sehne


    ... und schon flog der Pfeil


    ... Treffer! Weitere folgten.


    Von zehn verschossenen Pfeilen hatten acht das Schwarze in der Scheine getroffen.

    Nicht schlecht, verhöhnte sich Drusus selbst, erst einige Tage beim Militär, kaum seine Klamotten empfangen, schon gar nicht im contubernium eingewöhnt, zum Pulskochen verdonnert und dann gleich eine Stubenkontrolle, oh tempora, oh mores!


    So breitete er sämtliche Utensilien in der Reihenfolge, wie er sie auf der Rüstkammer empfangen hatte, sorgfältig auf seinem Lager aus: lorica, galea, tunica, caligae, palium, Halstuch, Feldflasche, Topf, cingulum, sarcina, gladius und die 2 pila.


    Er streifte die Schutzhülle von seinem scutum und legte sie ordentlich gefaltet daneben.


    Die crista hatte er ordentlich gekämmt und dann gebürstet. Vorsichtig legte er sie auf die Ausrüstungsgegenstände.


    Dann machte er dem centurio Meldung:


    "Probatus Decimus fertig zur Kontrolle der Ausrüstung, centurio".

    Drusus hatte bei den Erläuterungen des centurio genau hingehört.


    Jawohl, sagte er zu sich selbst, im Grunde genommen gibt es dem nichts hinzuzufügen. Man muß nur noch treffen!


    Ihn juckte es bereits in den Fingern. Es war zwar schon einigen Wochen her, daß er mit Pfeil und Bogen geschossen und auch getroffen hatte, aber er war sich trotzdem sicher, diese Waffen treffsicher anwenden zu können.


    Und so wartete er weiter auf das Kommando des centurio, Pfeil und Bogen aufzunehmen.

    Drusus trat in der schon gewohnten Weise an.


    Die betonte Lautstärke des centurio - sollte sie eine Warnung sein?


    Drusus sah die Kisten mit den Bögen, Pfeilen und Köchern, die die legionarii heranschleppten.


    Der Umgang mit Pfeil und Bogen war ihm vertraut. Sein älterer Bruder hatte es ihm beigebracht und auch später hatte er die Übung nicht verloren.


    Drusus wollte sich Pfeile und einen Bogen holen. Gerade noch rechtzetig kam im zum Bewußtsein, daß er beim Militär war und daß da ohne Befehl nichts ging.


    So wartete er auf das Kommando des centurio.

    Daß das Pilenwerfen mit dem scutum keine Glanzleistung war, dessen war sich Drusus bewußt. Aber als noch in den Kinderschuhen steckender, seine Grundausbildung absolvierender und sich nach den konkreten Erklärungen seines Ausbilders richtender probatus vertrat er die Auffassung, daß noch kein Meister vom Himmel gefallen war und demzufolge die Wirkung einer guten Ausbildung etwas länger dauert.


    Das hinderte ihn jedoch nicht daran, sich nach dem Abite noch einmal umzudrehen und vor seinem Vorgesetzten Haltung anzunehmen.


    "Probatus Drusus bittet um die Erlaubnis seinem Ausbilder zur Beförderung zum centurio gratulieren zu dürfen."

    Drusus hatte weitere Würfe mit dem pilum gemeistert. Jedesmal ein Treffer, zwar nicht immer in die Mitte, aber jedes Mal auf die Strohpuppe.


    Aber nun am anderen Arm das scutum.


    Das schwere Gewicht machte ihm zu schaffen, konnte er den linken Arm damit doch nicht so einfach wie gewohnt weit ausstrecken. Entsprechend kläglich fielen auch hier wieder die ersten Versuche aus.


    Aber schon bald zeigte sich, was die Übung ausmachte und es dauerte nicht lange und seine pila fanden auch mit dem scutum ihr Ziel.

    Mit einem Anschein von Dankbarkeit drückte Drusus die Hand des legionarius.


    "Danke für den Willkomm, Probus. Um ehrlich zu sein, mir war, trotz des guten puls von Brutus, regelrecht flau im Magen geworden, als ich dich hereinkommen sah.


    Dieses dummme Ereignis am Tor war gerademal die Folge dessen, wenn man allzuviel darauf hört, was einem Gediente sagen. Hätte ich meinen Mund gehalten ... aber zum Glück vergißt auch du den Zwischenfall.


    Ich bin froh, mit dir und Brutus in einem contubernium zu sein. Euere Hilfe und Unterstützung ist für mich als Neuling unentbehrlich."

    Für Drusus war es eine Selbstverständlichkeit, daß der optio die Strohpuppe traf.


    Er tat wie ihm geheißen, versuchte den schrägen Winkel, ging sicherheitshalber zwei Schritte zurück, nahm Anlauf, zielte und warf das pilum in Richtung der Strohpuppe.


    Das pilum verfehlte sein Ziel und sauste rechts an der Strohpuppe vorbei.


    Enttäuscht versuchte es Drusus mit dem zweiten pilum, der wieder rechts an der Strohpuppe vorbeiflog.


    Der dritte Versuch traf sein Ziel in der Brustgegend. Auch beim vierten Mal landete das pilum in der Mitte der Strohpuppe.


    Drusus hatte sich eingeworfen und war sich sicher, den Dreh des Werfens herauszuhaben.


    Die weiteren Würfe waren, abgesehen von ein paar Fehlwürfen, erfolgreich.


    Und wieder war das Urteil des optio gefragt.

    Zerknirscht sah Drusus den legionarius an.


    "Das war der civis Decimus Drusus, der sich erdreistete, einem Angehörigen der legio Belehrungen erteilen zu wollen. Hierzu möchte ich anbringen, daß er vor seinem Eintritt in die Armee von seinem Cousin, der in der LEG I TRAIANA diente, darüber informiert worden war, daß er sich als Zivilist nie alleine, sondern nur in Begleitung eines Militärs, in einem castrum bewegen dürfe.


    Vor dir steht der probatus Decimus Drusus, der sich für dieses Benehmen entschuldigt, legionarius."


    Drusus stand noch in seiner angedeudeten Grundstellung und wartete auf das, was sich der legionarius für dieses Fehlverhalten nun einfallen lassen würde.

    Drusus hatte gerade sein Essen beendet als er angesprochen wurde.


    Er sah auf,


    ... das war doch, das ist doch, das auch noch! ...


    dann schoß er hoch und versuchte eine militärische Meldung:


    "Probatus Appius Decimus Drusus. Ich bin erst seit kurzem in der legio und wurde diesem contubernium zugeteilt, legionarius."

    Drusus hatte den Ausführungen des optio aufmerksam zugehört und so fiel es ihm nicht schwer, diese zusammenfassend wiederzugeben:


    "Das pilum ist ein aus einem als Griff dienenden langen Holzschaft und einer äußerst langen Eisenspitze bestehender Wurfspeer. Seine Spitze ist sehr klein im Gegensatz zu dem außergewöhnlich langen aus ungehärtetem Eisen bestehenden und sehr biegsamen Verbindungsstück zwischen Schaft und Spitze.


    Bei gezieltem Wurf bleibt das pilum im Schild des Gegners stecken, wodurch der Schild unbrauchbar wird und somit der Gegner seiner Deckung beraubt wird."

    Drusus stand noch in der Grundstellung als sich sein erster Gegner beim Ringen, der Stinker, zu ihm gesellte.


    "Du hast doch nichts dagegen, dein Gegner zu sein?"


    "Im Gegenteil, wir haben uns ja fast schon aufeinander "eingekämpft",


    anwortete Drusus sichtlich erfreut, denn auf dessen Reaktionen hatte er sich schon beim Ringen eingestellt und wußte wie er ihnen kontern konnte.


    "Also, der Kampf beginnt!"


    Er fixierte seinen Gegner, sah eine Blöße und zielte über den oberen Schildrand auf dessen Gesicht und Hals.


    "Im Ernstfall hättest du keine Chance! Und weiter!"


    Den nächsten Anlauf seines Gegners parierte Drusus am unteren Schildrand vorbei und zielte auf dessen Oberschenkel.


    "Wäre bestimmt nicht tödlich, aber du wärst kampfunfähig.


    Die beiden gingen wieder aufeinander los. Drusus konnte sich nur mit Mühe der nun wütenden Attacken seines Gegners erwehren, indem er am rechten Schildrand vorbei auf dessen ungeschützte Flanke zielte.


    "Könnte wieder tödlich sein,"


    resümierte Drusus,


    "aber bewerten muß der optio."

    "Was habe ich dir gesagt?"


    grinste Drusus,


    "es ist nun mal so, daß ein jeder alles ißt, vorausgesetzt, er weiß nicht, was er wirklich ißt. Wie hat ein weiser Mann einmal gesagt: Mundus vult decipi (*). Und wie man sieht, er hatte recht. Und außerdem, wer weiß, was wir in einem Ernstfall essen werden, wenn wir so richtig Hunger haben!


    Aber wie dem auch sei: dein Puls war sehr gut!"


    Und gerade deswegen hielt Drusus noch einmal seine Holzschale hin.


    Sim-Off:

    (*) Die Welt will getäuscht werden!

    Endlich ließ der optio das Ringen einstellen. Das Herumgrapschen an den schweißgebadeten Körpern hatte Drusus angewidert. Alles, selbst im Schlamm herumsulen, nur nicht Ringen!


    Jetzt ging es aber wieder ans Marschieren. Drusus fand sich wieder als linker Flügelmann in der ersten Reihe. Er sah seinen rechten Nebenmann an.


    "Richte dich nach nach mir, mit dem linken Fuß anmarschieren, dann die Linie halten, auf "Los" marschieren wir an. Sag`s weiter durch!"


    Pergite aequatis passibus


    "Los!"


    ... und dann marschierten sie, die ersten vier, in einer Linie, die nicht nur wie eine aussah, sondern auch eine war.


    Fehlt nur noch ein Lied dachte Drusus.

    Zitat

    Original von Faustus Duccius Brutus
    "Du bist ja mal leicht zufriedenzustellen. Vor ein Paar Wochen hatten wir nen Puls. Hmm. Das war in meiner ersten Woche. Der war lecker."


    Zugegeben: Der Puls, den Drusus serviert bekam, war nicht schlecht, er hätte besser sein können, aber auch schlechter. Kurzum ...


    "Und weil dein Puls so gut ist, bitte noch eine Portion. Und übrigens: selbst auf die Gefahr hin, daß du hier eine Ratte mitgekocht hast, das ist Nebensache. Es kommt immer darauf an, wie etwas zubereitet ist. Und dann kannst auch du nicht mehr unterscheiden, ob ein Hase oder eine Katze verspeist wird."


    Genüßlich verspeiste Drusus eine weitere Portion Puls.