Beiträge von Appius Decimus Drusus

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus
    "Willst du es dir nicht noch einmal überlegen, Probatus? 'Ne Nacht drüber schlafen?", fragte Drusus.


    Erstaunt sah Drusus seinen Vorgesetzten an. Auf so einen Ton war er nicht gefaßt.


    Er hatte das Gefühl, daß diese Frage ehrlich und wohlwollend gemeint war, fast so, als spräche ein Vater mit seinem Sohn.


    Und da fiel es Drusus wie Schuppen von den Augen. Was wollte er überhaupt? Wie konnte er sich so gehen lassen! Letzten Endes hatte er sich vor dem centurio derart blamiert, daß er sich am liebsten irgendwohin verkrochen hätte.


    Hatte er es nötig, sich auf der einen Seite auf seine gens und seinen Onkel zu berufen und auf der anderen Seite den Beleidigten zu spielen und sich diese Blamage einzuhandeln? Ihm blieb nur zu hoffen, daß sein vorgebrachter Unsinn in der habitatio seines centurio keine weiteren Folgen hatte.


    Nun stand er vor seinem Vorgesetzten wie ein Häuflein Elend. Er riß sich zusammen und erwiderte:


    "Du hast Recht. Ich will eine Nacht darüber schlafen. Ich bitte morgen wieder vorstellig werden und abtreten zu dürfen, centurio."

    Drusus warf Brutus einen ahnungsvollen Blick zu. Die Art, wie sich der centurio gab, verhieß nichts Gutes und er hatte ein schlechtes Gewissen.


    Er schoß von seiner Pritsche hoch und baute sich eiligst und vorschriftsmäßig vor seinem Vorgesetzten auf.


    "Probatus Decimus zur Stelle, centurio."

    ... und so traten sie am nächsten Morgen an.


    Schwimmen stand an. Das wiederum war eine der Disziplinen, die Drusus mit am besten lag. Hier konnte er den Dienst mit dem Vergnügen vereinbaren.


    Mit einem Mal waren Drusus` Gedanken wieder bei Aeala. Da hatte ihm das Schwimmen, das er seit seiner Kindheit beherrschte, nichts genützt. Er verwarf weitere Gedanken und widmete sich der Überlegung, wie es mit den anderen probati aussah. Wieviele konnten überhaupt schwimmen?

    Drusus hatte den an einen Vortrag heranreichenden Ausführungen des contubernalis aufmerksam zugehört.


    Er hatte es gewußt und nun kam die Bestätigung auf andere Art: Der heruntergespielte Zwischenfall am Tor hing nach und so würde es auch bleiben!


    Ob das auf Dauer gut gehen wird? Mit dieser Frage wollte sich Drusus nach seiner ersten Wache beschäftigen.


    Er machte sich für den Wachdienst fertig und winkte den Kameraden zu:


    "Valete. Ich schiebe erst mal meine Wache und dann sehen wir weiter!"


    Dann verließ er die Unterkünfte.

    Drusus stand noch immer in Grundstellung. Ein movemini kam dem centurio nicht über die Lippen.


    Trotzdem brachte es der probatus fertig innerhalb der Grundstellung Haltung anzunehmen. Und so sah er seinem Vorgesetzten in die Augen.


    "Ich bin Appius Decimus Drusus, Neffe des römischen Senators Maximus Decimus Meridius, des ehemaligen Kommandeurs dieser Legion und Statthalters dieser Provinz und des Triumphators über Sertorius.


    Er entsprach meinem Wunsch in "seine" Legion einzutreten und empfahl mich dem legatus legionis. Somit bin ich nicht nur meiner gens, sondern vor allem meinem Onkel gegenüber verpflichtet.


    Seinem Vertrauen, das er in mich setzte, habe ich durch den Vorfall mit diesem decurio - meines Wissens ist sein Name Primus - nicht entsprochen, da dieser decurio bereits ein Urteil über mich gefällt hat.


    Da mein Fehlverhalten bereits bis zum legatus durchgedrungen ist, dürfte die Unterrichtung meines Onkels bereits auf dem Weg nach Rom sein.


    Über den Vorfall als solchen bitte ich Dich, mich nicht äußern zu müssen. Du holst Dir aller Wahrscheinlichkeit den Bericht dieses decurio ein. Gegen diesen steht dann der des probatus. Und der hat kein Anrecht auf Glaubwürdigkeit.


    Somit wiederhole ich meine Bitte an Dich: Erwirke mir einen Rapport beim legatus legionis."

    Ohne Umschweife begann Drusus.


    "Durch die meines Erachtens, ungerechtfertigte und der Lage keineswegs angepaßte Behandlung eines decurio wurde ich in demütigender Weise bloßgestellt.


    Um diese Schande nicht auf mir sitzen zu lassen und um meiner gens keine weiteren Unannehmlichkeiten zuzufügen bleibt mir keine andere Wahl als die Armee zu verlassen.


    Ich bitte Dich mir einen Rapport beim legatus legionis zu erwirken. Vielleicht gewährt er mir eine ehrenvolle Entlassung, centurio."

    "Es geht hier nicht um eine Nachtwache,"


    erwiderte Drusus,


    "mir geht es darum, diesem centurio, der, wie es scheint, mit unserer Sprache Schwierigkeiten (*) zu haben scheint, zu beweisen, daß selbst der imaginäre Dreck eines gladius nicht immer den erhofften Erfolg hat. Soll er seine Nachtwache haben! Beim nächsten Mal sind eben die Latrinen dran! Was soll`s? Mir war von vorneherein klar, daß er mich auffallen lassen wollte. Und den Gefallen tat ich ihm! Nur mit der erwarteten Reaktion meinerseits schien es nicht zu klappen!"



    Sim-Off:

    (*)

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus
    "Vale Milites!", verbaschiedete sich Drusus von seinem ehemaligen Contubernium.


    "Valete milites" wollte er wohl sagen! ;)

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus
    "Was gibt's, Probatus?", fragte der Centurio gespannt.


    Nachdem Drusus die Tür hinter sich geschlossen hatte, nahm er Grundstellung ein.


    "Probatus Decimus. Mir ist bewußt, daß ich nicht befugt bin, Deine Zeit in Anspruch nehmen zu wollen.


    Aber Du bist mein direkter Vorgesetzter, an den ich mich zu wenden habe.


    Deshalb bitte ich um die Erlaubnis, an Dich mit einer Bitte herantreten zu dürfen, centurio."

    Drusus und die anderen probati versuchten nun einen Keil, so wie es der centurio beschrieben hatte, zu bilden.


    Er stellte sich in der ersten Reihe in der Mitte ganz vorne hin. Die anderen probati aus seiner Reihe gingen jeweils nach links und rechts zur Seite und marschierten zügig, und wirklich zügig, zur letzten Reihe. Sie schlossen auf und bildeten neue Reihen.


    In der zweiten Reihe gingen alle, bis auf die zwei am mittigsten stehenden probati zur Seite, marschierten zügig in die letzte Reihe und schlossen dort mit neuen Reihen auf.


    So ging es Reihe um Reihe weiter. Der Keil wurde von der Spitze bis zur letzten Reihe hin immer breiter..


    So wurde aus der Ausgangsformation ...


    V V V V V V V V
    V V V V V V V V
    V V V V V V V V
    V V V V V V V V
    V V V V V V V V
    V V V V V V V V
    V V V V V V V V
    V V V V V V V V
    V V V V V V V V
    V V V V V V V V


    ... ein fast lehrbuchmäßiger Keil


    V V V V V V V V V V V V
    _V V V V V V V V V V V
    __V V V V V V V V V V
    ___V V V V V V V V V
    ____V V V V V V V V
    _____V V V V V V V
    ______V V V V V V
    _______V V V V V
    ________V V V V
    _________V V V
    __________V V
    ___________V

    Ohne jegliche Regung ließ Cursor die Beanstandung des centurio über sich ergehen.


    Er hatte damit gerechnet und wäre überrascht gewesen, wenn es anders gekommen wäre.


    Wie war das doch gleich? Wenn der Himmel grün war ... dann war er eben grün! So hatten sie gesagt!


    Also: Wenn sein gladius völlig verdreckt war, dann war er eben völlig verdreckt! Was sollte da eine fadenscheinigung zu nichts führende erklärende Entschuldigung? Er sollte auffallen ... und das tat er!


    Drusus stand noch immer in Grundstellung und erwiderte:


    "Ich habe keine Erklärung für meinen völlig verdreckten gladius und bitte um Einteilung zur Nachtwache, centurio."

    Zitat

    Original von Tiberius Iulius Drusus
    "Stimmt das?" Fragend blickte der Iulier erst zu Primus und dann zu Decimus Drusus und wieder zurück


    Drusus nahm Haltung an.


    "Das stimmt und ich habe dem nichts hinzuzufügen, centurio,"


    anwortete er wie in Trance abber dennoch wahrheitsgemäß.


    Die Worte des decurio hatten sein Selbstbewußtsein derart erschüttert, daß sich seine Gedanken nur noch auf die ihn betreffenden Folgen konzentrierten.

    Drusus lugte über sein scutum hinweg.


    Was trieb denn der centurio? Sammelt Steine? Wieso das denn?


    *** Pong***Pong***Pong


    Nun wußte er es!


    "Paßt auf! Unser centurio übt sich im Steinewerfen! Deckung halten! Es darf kein einziger Stein durchkommen!"


    Und wieder krachten die Steine auf die scuta.


    Aber nicht alle Steine des centurio trafen und von denen, die es trotzdem taten, durchbrach keiner einziger die gute Deckung der probati.

    Drusus kniete nieder und rammte sein scutum in den Boden um ihm so einen festen Halt zu geben. Seine Nebenmänner, in der Zwischenzeit wußte ein jeder, wohin er gehörte und welchen Platz er einzunehmen hatte, taten es ihm gleich.


    Die zweite Reihe stellte ihre scuta auf die der ersten Reihe.


    In Gedanken stellte sich Drusus einen Reiterangriff vor und sinnierte:


    Reiterei kann nur dem gefährlich werden, der sich nicht zu schützen weiß. So beeindruckend und furchteinflößend eine Reiterformation auch erscheinen mag, wenn sie auf einen zu reitet, so daß die Erde bebt, so einfach ist es, diese aufzuhalten... wenn man es denn kann.


    Um so verheerender sind die Folgen, wenn man es nicht kann. Ein erfolgreicher Angriff sprengt jede Formation, Ordnung und Disziplin lösen sich in Rauch auf und wenn es überhaupt zum Kampf kommt, dann zu einem unübersichtlichen Handgemenge, Mann gegen Mann. Im schlimmsten Fall ergreifen Männer die Flucht.


    Drusus sah nach rechts: die scuta standen in einer Reihe; er sah nach oben: die Abdeckung war gut ... soweit sein Urteil.

    Drusus hatte sich alles gut überlegt. Die Entscheidung war ihm nicht leicht, aber auch nicht schwer gefallen. Doch um sein Gesicht zu wahren konnte er nicht anders, er mußte so handeln und das nicht nur in seinem eigenen Interesse.


    Vorschriftmäßig adjustiert machte er sich auf den Weg zur habitatio centurionis.


    Und übrigens, nun fing er schon mit sich selbst zu reden an, warum hast du die Zeichen der Götter am Tor mißachtet?


    Kurze Zeit später erreichte er sein Ziel und wandte sich an den Wachposten:


    "Probatus Appius Decimus Drusus, ich bitte den centurio in einer wichtigen privaten Angelegenheit sprechen zu dürfen."

    Nachdenklich, aber keineswegs seiner guten Laune beraubt, antwortete Drusus:


    "Ich wollte dir helfen, kam aber nicht einmal dazu. Dann mischte sich dieser decurio mit seinem Reiteraufgebot ein, so, als wäre eine Revolte im Gange, und fühlte sich bemüßigt, aus welchem Grund auch immer, mich wie einen Schwerverbrecher zu behandeln und mir Belehrungen und Maßregeln zu erteilen. Das Beste war, wie er von meinen angeblichen Ambitionen, zur Reiterei zu gehen, anfing. Muß ein Hellseher sein und mehr wissen als ich!


    Wenn nichts sicher ist, aber eines ist sicher: In dem seiner Truppe ist für mich kein Platz! Eingebildet bin ich selbst, dazu benötige ich die nicht!


    Aber ich habe jetzt keine Zeit mehr, ich will mal sehen, ob ich irgendwo die Regeln von Kaiser Trajan, von denen der decurio sprach und mir nach ihnen zu handeln empfahl, auftreiben kann."


    Damit wandte sich Drusus zum Gehen.

    Kopfschüttelnd sah Drusus dem davonreitenden decurio nach. Mag sein, daß er in manchem recht hatte. Im Grunde genommen war es jedoch eine Frage der Auslegung.


    Aber woher wollte der von seinen Ambitionen wissen?


    Drusus hatte sich bisher niemandem gegenüber wegen seiner Pläne geäußert! Und ob er überhaupt zu den equites wollte? Darüber hatte er bisher nicht nachgedacht und nach dem Erlebten würde sich eine diesbezügliche Erörterung aller Wahrscheinlichkeit nicht stellen.


    Gedankenverloren strebte Drusus den Unterkünften zu.

    Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus
    ...nun? Decimus Drusus,...und bedenke was du von dir gibst!...ich kenne deine Ambitionen!


    Drusus mußte grinsen; aber nur innerlich. Die Lage in der er sich befand wirkte etwas grotesk: Einige milites, die ihre Meinungsverschiedenheiten auf ihre Weise bereinigen wollten und dann ein Reiteraufgebot - er sah noch einmal hin - das sogar ein decurio selbst befehligte und der auch noch seine Ambitionen zu kennen glaubte!


    Als Mittelpunkt der Pferde kam sich Drusus wie ein Sieger vor. Eine derartige Vorstellung, die ihm da geboten wurde, konnte ihn, der mit Pferden aufgewachsen war und mit ihnen umzugehen wußte, nicht beeindrucken.


    Er nahm Grundstellung ein und wandte sich an den decurio:


    "Einer meiner contubernales wurde von fünf milites aus dem contuberium VI in widerlicher Art beleidigt. Gegen diese ging er, als auch noch seine Mutter beleidgt wurde, handgreiflich vor. Ich war im Begriff ihm zu helfen, dann kamst du mit deinen equites, decurio."

    Drusus stand sowohl in Grundstellung als auch in Erwartung der Kontrolle seiner Ausrüstungsgegenstände.


    Er war gelassen und gab sich keinen Illusionen hin, diese Kontrolle ohne Beanstandungen zu überstehen.


    Von anderen, die sich bereits vor ihm in dieser Situation befunden hatten, wußte er, daß es geradezu obligatorisch war, einen Neuling auffallen zu lassen.


    Einen Anlaß gab es immer! Schließlich war er beim Militär. Und wenn der Himmel grün war ... dann war er eben grün!

    Drusus stand noch immer mit dem Prügel in der Hand, sah Brutus in voller Aktion und war gerade im Begriff einzugreifen als nach ihm gerufen wurde.


    Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus
    Probatus Appius Decimus Drusus,...zu mir!


    Er kannte die Stimme nicht. Wer sollte da etwas von ihm?


    Er ließ seinen Prügel fallen, rannte hinaus und sah nur noch die Reiter und den decurio.


    "Probatus Appius Decimus Drusus zur Stelle, decurio."

    Daß die erste testudo alles andere war als das was sie werden sollte war nicht verwunderlich.


    Es war den probati nicht zu verdenken; woher sollten sie auch wissen, wohin sie sich stellen und dann ihre scuta entsprechend halten mußten.


    Aber nach einigen Versuchen und mit der Übung wußte ein jeder seinen Platz und vor allem die Richtung, in die er sein scutum zu halten hatten.


    Drusus sah gerade noch, wie sich der centurio drehte, einige Schritte zurückging und einen Anlauf nahm ...


    "Paßt auf! Der decurio von oben! Scuta über den Köpfen festhalten!"


    ... da krachte er schon auf die dichte Reihe der scuta, die ihm nach oben entgegengehalten wurden.