Beiträge von Marcus Didius Falco

    "Setz dich.", entsprach ich seiner Bitte freundlich.


    Der gute Gabriel schien mir nach seiner für ihn wohl recht überraschenden Mitteilung nahezu sprachlos. Etwas was ich nicht oft bei ihm erlebte.


    Ich goß ihm und mir einen Becher Wein ein und schob ihm seinen über den Tisch.


    "Wir können es schon begießen, aber amtlich ist es erst nach Erstellung der entsprechenden Urkunde. Trotzdem, schonmal Prost."


    Ich erhob meinen Becher.


    "Zwei Wünsche knüpfe ich daran, keine Bedingungen. Es soll dein freier Wille sein, meine Vorschläge anzunehmen oder abzulehnen.", sprach ich dann weiter.


    "Zum einen würde ich mich freuen, dich weiterhin als Mitglied unserer Familia zu sehen. Zum anderen hoffe ich, dass du einen Dienst als Vigilus aufnimmst."

    Ich tat noch ein wenig unschlüssig. Schließlich kann man einen Sklaven ja nur einmal frei lassen und deshalb sollte man sich das vorher gut überlegen. ;)


    Natürlich stand mein Entschluß längst fest und Gabriel genoß mein Vertrauen. Außerdem hatte ich einiges mit ihm vor.


    "Gut.", sagte ich schließlich.


    "Ich habe mich entschlossen dir die Freiheit zu gewähren, Gabriel."


    Ihn aufmerksam anschauend wartete ich seine Reaktion ab.

    Eine neue Urne hatte ihren Platz in einer bisher freien Nische der Grabkammer gefunden.


    Was hätte ich dafür gegeben, dass Sinona noch unter den Lebenden weilen würde. Aber gegen die unerbittliche Macht des Schicksals und gegen die Ratschlüsse der Götter sind wir Menschen machtlos.




    Den Masken der Ahnen unserer Familie mich zuwendend begann ich zu sprechen.



    ""Oh, ihr Manen, Geister unserer ruhmreichen Vorfahren!
    Ihr die dabei wart als Rom noch in den Anfängen lag.
    Ihr die dabei wart als Rom größer und stärker wurde.
    Ihr die dabei wart als Rom bereits die mächtigste Stadt des Erdkreises war.


    Oh, ihr Ahnen der Gens Didia, vernehmet meine Worte.


    Höret, was ich euch zu sagen habe.



    Ein ruhmreiches Mitglied unserer ehrwürdigen Gens - die Flaminca Veneris Didia Sinona - ist nun vom Reich der Lebenden in das Reich der Toten übergewechselt.


    Eine große Römerin war Didia Sinona und sie hat unserer Familia große Ehre bereitet.


    Den Göttern hat Sinona gedient Zeit ihres Lebens, dem Imperator und den Menschen.


    Dem Venuskulte im Imperium verhalf sie zu neuem Glanze und den Glauben an die Götter, die bereits ihr verehrtet, diesen Glauben pflanzte sie tiefer in die Herzen der Menschen.


    Für ihre Überzeugungen hat sie gekämpft in ihrem Leben.
    Bei allem was sie tat war sie mit ihrem ganzen Herzen dabei.
    Die Menschen die sie liebte erinnern sich gern ihrer Wärme.


    Eine wunderbare Schwester war sie mir und ihren Schwestern.
    Eine Frau, die ihn wahrhaft und von ganzem Herzen liebte war sie ihrem Verlobten.
    Allen Mitgliedern der Familia war sie eine liebevolle Verwandte und all ihren Freunden eine treue Freundin, auf die man sich stets verlassen konnte.



    Nun ist ihr Weg auf Erden beendet und Didia Sinona ist in eurem Reich.


    Oh, ihr Ahnen der Gens Didia, nehmt Didia Sinona, meine teure Schwester, in eure Mitte auf.


    Heißt Didia Sinonas Seele bei euch Willkommen, auf dass sie den Frieden findet, den sie verdient.


    Geleitet sie wohlwollend durch eure Gefilde und wachet zukünftig gemeinsam mit ihr über das Wohl der Gens Didia.


    Darum bitte ich euch, oh ihr Geister."

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    "Aelia hat sich für ein anderes Leben entschieden und darin kommst du nicht mehr vor Senator Falco, ich möchte dich nurnoch einmal auffordern mein Domus zu verlassen..."


    "Blutsbande halten ein Leben lang, Senator Avarus.", antwortete ich diesem, froh darüber, mich mit meiner Schwester Aelia ausgesöhnt zu haben.


    "Natürlich komme ich deiner freundlichen Aufforderung gern nach."


    Dann wandte ich mich Aelia zu.


    "Vale bene, Schwesterherz. Es war schön dich wieder zu sehen.", sagte ich zu Aelia und umarmte sie zum Abschied.


    "Vale, Senator.", nickte ich Avarus zu und wandte mich zum Gehen.

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    "Ich fürchte Senator Falco ihr habt euch in der Türe geirrt. Verlasst auf der Stelle mein Haus... wie könnt ihr es nur wagen hier herein zu kommen?!"


    "Salve, Senator Avarus.", begrüßte ich ihn mit der mir größtmöglichen Freundlichkeit, welche ich ihm gegenüber aufbringen konnte.


    Seine Verwunderung mich in seinem Hause zu sehen, konnte ich nachvollziehen, hatten wir uns doch auf dem Forum und im Senat oft erbitterte Rededuelle geliefert. Ein Hausverbot hatten wir uns gegenseitig jedoch nie erteilt, so weit ich mich erinnern konnte.


    "Meine leibliche Schwester war so nett mich zu empfangen.", beantwortete ich seine Frage weiterhin freundlich, denn ich war nicht hier um Streit zu suchen.

    Zitat

    Original von Pompeia Drusilla
    "Die Freude, werter Falco, liegt ganz auf meiner Seite."


    Dann suchte ich mir einen Platz von dem ich das Schauspiel besser verfolgen konnte.


    Als ich Drusilla kurz hinterherschaute erhöhte sich meine Vorfreude auf ihren baldigen Besuch in der Casa Didia weiter, denn sie machte auch von hinten gesehen eine wahrhaft gute Figur.


    Mühsam mich von meinen angenehmen Gedanken trennend, begab ich mich zu meinem Platz auf der Ehrentribüne, um von dort weiter die Darbietungen meiner tapferen Vigiles zu verfolgen.

    Zitat

    Original von Germanica Aelia
    Ich konnte nichts dagegen tun, die Tränen flossen von allein.
    "Entschuldige, ich hätte...Ach, Falco...Lass uns..."
    Ich löste mich von ihm und sah ihn fragend an.
    "Lass es uns vergessen. Es... es ist vieles falsch gelaufen. Aber jetzt..."


    "Ja, lass es uns vergessen.", stimmte ich Aelia zu, froh über ihre Worte.


    "Du bist meine Schwester. Nur das zählt..."


    Ein sauberes Tüchlein aus den Falten meines Gewandes hervorholend, trocknete ich ihre Tränen ab.


    "Wir sollten uns freuen..."

    "Ich habe Deine Fragen notiert, werter Meridius. Da ich nicht Praeses des Vereines bin, kann ich auch nicht alleinig für ihn sprechen. Deine Antworten wirst Du bekommen, wenn wir unsere konstituierende Sitzung gehalten haben."


    Ich setzte mich und wollte gerade zu Messalina sagen, er solle doch zum Praetor kandidieren, denn er spiele sich ja schon jetzt als Richter auf, als mir ihr Fehlen in diesen Hallen schmerzlich bewußt wurde und einen Stich durchs Herz gab.

    Gespannt hatte ich die durch Didia Fausta vorgenommene Opferung verfolgt, während der Scheiterhaufen in hellen Flammen stand.


    Faustas Worte...


    Zitat

    Original von Didia Fausta
    "Die Göttin hat das Opfer angenommem."


    ...hörte ich mit großer Erleichterung.


    Die schwarze Ziege hatte ihr Leben gegeben, damit Sinonas Seele ihre Ruhe finden konnte.

    "Mein Imperator, Patres conscriptii, einige Patres Familiae und deren Familienmitglieder haben sich unter dem Motto "Magis prodesse quam praeesse" ("Mehr nützen als herrschen") in der Pars Fidelis zusammengeschlossen um dem Kaiser und Rom zu dienen.


    Verbunden sind wir durch drei Gemeinsamkeiten. Starkes Vertrauen zueinander, jahrzehntelangen Staatsdienst von uns und unseren Ahnen und eine tiefe und bodenlose Liebe zu Rom. Dies alles manifestiert sich in unserer Praeambel zum Regulatorium die ich dem hohen Hause hiermit vorlege."


    Praeambel des Regulatoriums


    Wir, die plebeische Nobilität des Imperium Romanum beschwören hiermit unsere ewige Treue zum Kaiserhause und zum bestehenden Herrschaftssystem. Dies zu unterstützen und in unverbrüchlicher Tradition zu den Taten unserer Vorfahren zu hegen und zu pflegen soll das oberste Ziel all unseren Handelns ausmachen. Wir alle, die wir durch die familiäre Verbundenheit zum Kaiserhause, durch Stellung von Magistraten, gar von Consuln und Censoren, stetig an der Verbesserung der res publica beteiligt waren, geloben eher zu sterben als Schaden am Imperium Romanum, das wir als den besten denkbaren Staat ansehen, zuzulassen.


    "Zu unseren Mitgliedern zählen vorwiegend plebejische Gentes, welche sich allesamt dadurch auszeichnen, dass sie seit vielen Generationen in hohen und höchsten Ämtern des Cursus Honorum ihren Beitrag für ein starkes und mächtiges Rom leisten. Jedoch haben wir auch Patrizier wie die die Aurelier in unseren Reihen, welche ihre Wurzeln und die Tatsache nicht vergessen haben das sie, die einstigen Plebejer, ihren Adel durch treuen Dienste an Rom erworben haben."

    Zitat

    Original von Lucius Aelius Quarto
    “Sie ist nicht frei von Widersprüchen, wie mir scheinen will.“


    "Dann teile Dein Wissen doch mit uns. Da ich die Ehre habe ein Mitglied der Pars Fidelis zu sein, bin ich für deine Anregungen natürlich sehr dankbar, werter Consul."



    Dann wandte ich mich an den Kaiser.


    "Die Socii Maiores, unter ihnen Octavius Victor und ich, würden dir die Partei gerne nach Abschluß unserer jetzigen Gründungsphase vorstellen. Dies wäre dann der geeignete Moment um all deine Fragen zu beantworten. Vielleicht im Rahmen einer Audienz, so du geneigt bist, uns diese zu gewähren."

    Ihr strahlendes Lächeln versprach einiges, dachte ich.


    "Dann wollen wir den beiden mal wünschen, dass sie sich am Ende finden...", sagte ich mit einem Kopfnicken zu Niger und seiner temperamentvollen Angebeteten hin.


    "Bevor sich nun aber die Klatschreporter der Acta Diurna zu fragen beginnen, was der Praefectus Vigilium solange mit einer wunderschönen Frau wie dir, Drusilla, zu bereden hat, werde ich mich wieder meinen Amtspflichten widmen, zumal der Imperator gleich erscheinen wird." , sagte ich, ließ aber Bedauern über das Ende unseres Gespräches in meiner Stimme anklingen.


    Sim-Off:

    Dieses Gespräch fand vor der Ankunft des Kaisers statt.


    "Jedenfalls freue ich mich bereits sehr auf deinen Besuch in der Casa Didia, Drusilla. Es wird sicherlich ein sehr angenehmer Abend werden. Wenn du gestattest, schicke ich eine Sänfte zur Casa Pompeia."


    Die pompa funebris hatte den Verbrennungsplatz vor unserem Familiengrabmal erreicht. Alle Vorbereitungen waren getroffen. Die Sacerdos Veneris Didia Fausta, eine Freundin Sinonas und meine Verwandte, hatte in hingebungsvoller Art und Weise die jetzt noch vor uns liegende Zeremonie perfekt organisiert.



    Dennoch brachte dieser Gedanke keine Linderung des tiefen Schmerzes in meinem Herzen.


    Denn nun war er unwiderruflich gekommen - Der Augenblick des Abschieds von Didia Sinona, meiner geliebten Schwester.



    Hoch oben auf dem rogus, dem Scheiterhaufen, stand die feierlich geschmückte Leichenbahre mit Sinonas Bildnis. Ihre persönlichen Habseligkeiten, ihre Kleider, ihr Schmuck, unsere zahlreichen Geschenke und Opfergaben für sie befanden sich ebenfalls auf dem Scheiterhaufen und würden mitverbrannt werden.


    Die Fackel hielt ich schon in der Hand, mit welcher ich den Scheiterhaufen entzünden würde, wie es meine Pflicht als Pater Familias der Verstorbenen war.


    Da ich wußte wie sehr Sinona ihren Aventurinus geliebt hatte und er sie ebenso, erwies ich ihm die Ehre und überreichte ihm eine weitere Fackel, damit er mit mir gemeinsam den Scheiterhaufen in Brand setzen konnte.


    Ein letzter Blick nach oben auf den Scheiterhaufen, auf die Gesichtszüge und die Gestalt Sinonas, von einem begnadeten Künstler auf dem von ihm geschaffenen Bild eingefangen.


    Dann nickte ich Aventurinus zu.


    Beide gingen wir zu einander entgegengesetzten Stellen des Scheiterhaufens. Dann wandten wir unsere Gesichter ab, so wie es Sitte und Brauch war und hielten unsere gesenkten Fackeln an das Holz des Scheiterhaufens.


    Dieses Holz war gründlich getränkt mit brennbaren Ölen, so das die Flammen von unseren Fackeln sofort übersprangen auf den Scheiterhaufen...

    "Sicherlich schaue ich bald mal wieder herein in dein Officium."


    Der Brief nach Hispania würde nicht der letzte gewesen sein, ahnte ich.


    "Doch nun möchte ich dich nicht länger von deinen Amtsgeschäften abhalten. Vale bene, Lucilla. Man sieht sich.", verabschiedete ich mich mit einem Lächeln.