Beiträge von Cadmus Sicanus

    Cadmus überlegte einige Zeit und wog die Möglichkeiten gegeneinander ab. Zum einen sollte er das Schreiben persönlich überbringen, zum anderen sollte es seinen Empfänger so schnell als möglich erreichen.


    Sicanus entschied sich letztlich das Schreiben seinem Gegenüber zu übergeben. Der Mann erschien im vertrauenswürdig und
    die Angelegenheit erschien von solcher Dringlichkeit, dass eine weitere Verzögerung nicht im Interesse seines dominus lag.


    Sicanus überreichte das versiegelte Schreiben

    Sim-Off:

    Siehe Cubiculum Callidus, Seite 4, Beitrag vom 20.04.2008, 16.33 Uhr

    dem Verwalter.


    Nachdem Sicanus seine Aufgabe erfüllt hatte. Verneigte er sich knapp und fuhr fort.


    „Ich möchte Deine kostbare Zeit nicht länger in Beschlag nehmen. Bitte übergebe dieses Schreiben versiegelt und unversehrt an Deinen dominus, sobald dieser nach Rom zurückgekehrt ist. Ich danke Dir!“

    Sicanus folgte dem Ianitor zu einem Arbeitszimmer in der Casa. Dort angekommen, wartete Sicanus bis ihn der Ianitor angemeldet hatte und man ihm den Zutritt gestattete. Als man ihn in das Zimmer bat, grüßte Sicanus den Mann hinter dem Schreibtisch:

    „Salve! Bitte verzeih’ mein unangemeldetes Eindringen, es war nicht meine Absicht Dich zu stören!“


    …entschuldigte sich Sicanus. Der Mann erschien ihm hektisch, Sicanus hoffte, dass er ihn nicht bei einer wichtigen Angelegenheit störte.


    „Ich komme im Auftrag des Marcus Aelius Callidus. Mein dominus hat mich damit beauftragt, Deinem Herrn ein Schreiben zu überbringen. Meine Anweisung lautet, dass Schreiben nur ihm persönlich zu übergeben. Doch der Ianitor hat mich darüber informiert, dass der Praefectus Praetorio derzeit nicht in Rom weilt. Deshalb habe ich darum gebeten, zu Dir gebracht zu werden. Womöglich gelingt es gemeinsam, eine Lösung für dieses Problem zu finden.“


    Sicanus hoffte den Mann nicht verärgert zu haben. In jedem anderen Fall hätte Sicanus einfach abgewartet, bis der Empfänger nach Rom zurückgekehrt wäre und hätte das Schreiben einfach später übergeben. Doch diese Angelegenheit duldete keinen Aufschub und so hoffte Sicanus, dass der Verwalter ihm in dieser Angelegenheit weiterhelfen konnte.

    Die neue Situation stellte Sicanus in der Tat vor ein Problem. Zum einen hatte der dominus ihn darauf hingewiesen, dass das Schreiben äußerst dringlich war und daher dem Praefectus Praetorio so schnell als möglich zu überbringen war. Andererseits hatte man ihm aber auch aufgetragen, das Schreiben dem Praefectus nur persönlich zu übergeben. Sicanus steckte in einer Zwickmühle…Nach einiger Zeit des Überlegens antwortete er schließlich:


    „Mein dominus hat mich damit beauftragt, die Schriftrolle persönlich zu übergeben. Es ist mir nicht gestattet, die Dokumente an einen Dritten zu übergeben. Doch hat mein Herr mich auch auf die Dringlichkeit des Schreibens hingewiesen. Ich würde daher sehr gern Dein Angebot annehmen und mit dem Verwalter deines dominus sprechen wollen, womöglich gelingt es uns ja eine Lösung für diese heikle Situation zu finden.“

    Als der Ianitor Sicanus die Tür geöffnet und ihm nach seinem Begehr gefragt hatte, antwortete Sicanus pflichtgemäß:


    „Salve! Mein Name ist Cadmus Sicanus – Scriba Personalis des Marcus Aelius Callidus. Ich bin hier auf Geheiß meines dominus, um ein Schreiben zu überbringen, welches ich dem Gaius Caecilius Crassus persönlich überreichen soll. Ferner hat mich mein Herr damit beauftragt, bei dem Caecilius Crassus in einer geschäftlichen Angelegenheit vorzusprechen.“

    Sicanus hatte die ganze Nacht über die Papyri des Marcus Aelius Callidus ausführlich studiert und sich mit allen Einzelheiten der Betriebe des dominus vertraut gemacht. Sicanus bemerkte gar nicht, wie schnell die Zeit vergangen war. Als er wieder aufblickte, graute bereits der Morgen.


    Er war noch immer aufgeregt, so dass er die Müdigkeit gar nicht spürte. Er wollte den Auftrag des Herrn so schnell als möglich ausführen. Und so legte er die neue Tunika und Toga an, welche ihm der Herr hatte bereit legen lassen.


    Nachdem Sicanus seine Kleidung überprüft hatte und sicher war, dass die Toga ordnungsgemäß saß, nahm er das versiegelte Pergament an sich, welches ihm der dominus anvertraut hatte. Er sollte es dem Gaius Caecilius Crassus persönlich und unversehrt überbringen. Sicanus verstaute das Pergament sicher und unscheinbar in der sinus seiner Toga, so dass Passanten nicht sehen konnten, dass er ein Schreiben bei sich trug.


    Nachdem Sicanus sich sicher war, dass er nichts übersehen, nichts vergessen hatte, machte er sich auf den Weg zur Casa Caecilia.


    Dort angelangt, klopfte er an der porta und wartete geduldig auf Einlass.

    Nachdem der dominus keine weiteren Anweisungen für Sicanus bereithielt, folgte er dem Sklaven in sein neues Arbeitszimmer. Sicanus begann sofort mit der Durchsicht der Papyri. Es dauerte einige Stunden und als Sicanus alle Unterlagen durchgesehen hatte, war Helios bereits zu Poseidon hinabgestiegen.


    Sicanus hatte einige Anmerkungen zu den Unterlagen, welche er dem dominus mitteilen wollte, bevor er die Verhandlungen mit den Lieferanten aufnahm. Da es aber bereits spät geworden war und der Herr sich sicherlich schon zurückgezogen hatte, entschied sich Sicanus seine Anmerkungen niederzuschreiben. Als er hiermit fertig war, übergab er das Pergament einem Sklaven – er sollte es dem dominus übergeben, sobald dieser die Zeit finden würde, sich dieser Angelegenheit anzunehmen.


    Sicanus würde die Nacht indes nutzen, um eine Strategie für die anstehenden Verhandlungen zu erarbeiten. Denn die Verhandlungen würden sich zweifelsohne schwierig gestalten…


    […]


    Ein Sklave klopfte an der Tür, welche zu den Privatgemächern des Marcus Aelius Callidus führte. Er war gekommen, um ein Schreiben des Cadmus Sicanus zu übergeben.

    Sicanus nahm die versiegelte Schriftrolle entgegen. Er würde sie noch heute dem Empfänger überbringen.


    „Selbstverständlich Herr! Ich werde mich nun zurückziehen und mit der Arbeit beginnen. Sobald ich zurückkehre, werde ich Dir Bericht erstatten. Vale dominus!“


    Sicanus verneigte sich knapp und wartete darauf, dass der dominus ihm die Erlaubnis gab, sich zu entfernen. Dann würde er dem Sklaven in sein neues Arbeitszimmer folgen und mit der Durchsicht der Papyri beginnen

    Sicanus nahm die Papyri entgegen.


    „Hab Dank dominus! Wenn Du keine weiteren Anweisungen für mich hast, will ich Dich nicht länger Deiner Zeit berauben. Ich werde sofort mit der Durchsicht der Pergamente beginnen. Wenn ich alle Papyri studiert habe, werde ich Dir die Unterlagen unverzüglich zurückgeben. Anschließend werde ich mich dann umgehend meinen eigentlichen Aufgaben widmen. Dominus, kann einer Deiner Sklaven mich zu einem kleinem Arbeitszimmer geleiten, in welchem ich die Bestandsaufnahme vornehmen kann?“


    Sicanus hoffte, dass sein Ansinnen nicht zu forsch erschien. Er wollte das Gespräch keinesfalls unterbrechen. Doch ist Zeit bekanntlich Geld und in diesem Fall war es immerhin das Geld des Herrn. Sicanus wollte deshalb nicht länger die wertvolle Zeit des dominus vergeuden und umgehend mit der Erfüllung seiner Pflichten beginnen. Er wollte dem dominus beweisen, dass er sich auf seinen neuen scriba verlassen konnte.

    Sicanus folgte aufmerksam den Worten des dominus. Seine erste Aufgabe sollte also im Aufsuchen eines Marmorhändlers und im Akquirieren eines verlässlichen Holzlieferanten liegen. Noch hatte Sicanus keinen Einblick in die Unternehmungen des dominus. Doch ohne einen Überblick über die Betriebe des dominus konnte Sicanus die vor ihm liegende Aufgabe nicht erfüllen. Um die anstehenden Verhandlungen effektiv und zum Wohle des Herrn führen zu können, musste er wissen, wofür der Herr die Rohstoffe benötigte und welche Mengen er davon brauchte. Sicanus musste wissen, welche Produkte der Herr, zu welchen Preisen feilbietet. Nur so wäre es ihm möglich, die maximal tragbaren Rohstoffkosten berechnen und die entsprechenden Preisverhandlungen effizient führen zu können.


    „Dominus, mit Freude werde ich diese Aufgaben übernehmen. Doch bevor ich die Verhandlungen beginnen kann, benötige ich einen Überblick über Deine Betriebe. Ich muss wissen, welche Produkte Deine Betriebe herstellen. Auch muss ich wissen, ob diese Produkte anderen Deiner Betrieben als Rohstoffe zur Verfügung gestellt werden oder ob sie auf dem mercatus feilgeboten werden. Und wen ja, so muss ich wissen, zu welchen Preisen sie angeboten werden.“


    Sicanus wollte nicht respektlos erscheinen und so fügte er erklärend hinzu:


    „Ich benötige dieses Wissen, um mir eine Vorstellung von dem Umfang der benötigten Holz- und Marmorlieferungen machen und die maximal vertretbaren Rohstoffkosten berechnen zu können. Wenn der dominus mir die notwendigen Unterlagen aushändigen könnte, könnte ich mit der Durchsicht der Pergamente beginnen. Wenn ich die notwendigen Infomationen zusammengetragen habe, werde ich mich sofort auf den Weg machen. Nach Abschluss der Verhandlungen werde ich Dir Bericht erstatten, dominus.“

    Sicanus nahm den Beutel entgegen. Für einen Augenblick starrte er auf seine rechte Hand, in welcher er den Beutel hielt. Sicanus hatte nie zuvor so viele Münzen in der Hand gehalten. Es fühlte sich so schwer an... Dann wanderte sein Blick unwillkürlich zu dem Beistelltisch mit der – hochwertigen und wahrscheinlich nicht gerade preisgünstigen – Kleidung. Es dauerte einige Sekunden, bis Sicanus die Großzügigkeit des dominus realisierte. In Syracusae hatte man ihm ein solches Vertrauen nie entgegengebracht. Seinen Lohn hatte er stets nach getaner Arbeit erhalten und Kleidung musste er stets von seinem Lohn erwerben. Er blickte auf und sah den dominus an:


    „Dominus…hab Dank für Dein Vertrauen. Ich werde Dich nicht enttäuschen! Doch sag, welche Aufgabe darf ich für Dich erfüllen?"

    Auf dem Weg zu dem cubiculum des dominus kamen Alcaeus und Sicanus an einer griechischen Statue vorbei. Sicanus erkannte das Bildnis – seine Mutter hatte ihm früher von dieser Begebenheit berichtet. Auch wenn Sicanus nicht viel Zeit hatte, um das Bildnis genauer zu betrachten, so war er sich doch sicher, dass es die Nymphe Daphne zeigte, als sie vor dem liebestrunkenen Apollon floh.


    Als sie das cubiculum des Marcus Aelius Callidus erreichten, erwartete dieser Sicanus bereits. Sicanus verneigte sich.


    „Salve dominus!“


    Dass der dominus ihn bereits erwartet hatte, war Sicanus unangenehm. Ein guter Diener trifft vor seinem Herren ein, damit dieser gerade nicht warten muss. Sicanus würde sich dies merken und künftig noch früher eintreffen. Dennoch versuchte er seine Scham nicht gar zu offensichtlich zur Schau zu tragen. Dieses Maß an Emotionalität wäre kaum angemessen gewesen. So verneigte er sich knapp und fuhr mit klarer Stimme fort:


    „Verzeih meine Verspätung dominus, Du musstest warten. Sei versichert, dieser Fehler wird sich nicht wiederholen. Wie kann ich Dir zu Diensten sein, Herr?“

    Als Alcaeus die Tür öffnete, erkannte Sicanus ihn wieder. Sicanus freute sich über die Begrüßung. Nur selten wurde er – als einfacher peregrinus – in Roma so freundlich empfangen. Dennoch übte sich Sicanus, seinem Naturell entsprechend, in Zurückhaltung und versuchte, sich seine aufrichtige Freude nicht anmerken zu lassen. Er lächelte zurückhaltend und antwortete:


    „Salvete! Hab Dank für den freundlichen Empfang.“


    Dann folgte Sicanus Alcaeus, welcher ihm den Weg zum cubiculum des dominus wies.

    Noch bevor Helios aus den Untiefen der Meere emporstieg, erreichte Sicanus die kaiserliche Torwache. Nun würde sich zeigen, ob der Miles gestern Abend recht hatte oder ob nun ganz plötzlich doch weitere Formalien zu beachten waren.


    Sicanus meldete sich bei dem wachhabenden Miles. Anschließend wartete er, bis man sich seiner annehmen würde – ein inzwischen vertrautes Prozedere für den Peregrinus…

    Nachdem Sicanus den Palatinus verlassen und den Tiber überquert hatte, kehrte er wieder in der kleinen Taverne ein. Eurydice hatte ihn bereits erwartet und ein spärliches Mahl aus Brot, Olivenöl und Wasser vorbereitet. Sicanus berichtete Eurydice von den Geschehnissen auf dem Palatinus und dem großzügigen Angebot des Marcus Aelius Callidus. Eurydice dankte Zeus für diese Wendung, endlich könnten sie diese Taverne verlassen und ihr neues Leben in Roma beginnen.


    In der folgenden Nacht gingen Sicanus viele Dinge durch den Kopf, zu viele. Als der Morgen graute und es Zeit war aufzubrechen, hatte Sicanus kaum geschlafen. Doch erstaunlicherweise war er nicht müde. Bevor er in Richtung Palatinus aufbrach, nahm er noch ein gründliches Bad – auch wenn der Wirt ihm das wieder extra berechnen würde. Die domus Aeliana machte auf Sicanus einen überaus gepflegten und vornehmen Eindruck, das schloss selbst die Sklaven ein. Man würde wohl kaum Verständnis aufbringen, wenn Sicanus diese Pflege vermissen ließe.


    Wenig später brach Sicanus in Richtung Palatinus auf. Nicht mehr lang und Helios würde in seinem Sonnenwagen emporsteigen. Sicanus beeilte sich, denn er wollte die domus Aeliana erreichen bevor Helios den Tag erhellte.

    Als Sicanus an der Reihe war, grüßte er den Praetorianer:


    „Salve Miles, ich stehe ab dem heutigen Tage im Dienste des Marcus Aelius Callidus und werde in dieser Funktion fast jeden Tag die Torwache passieren. Mein dominus wird die entsprechenden Nachweise sicher in den Räumlichkeiten der Palastwache hinterlegen lassen. Ich bin hier, damit sie mein Gesicht zuordnen können und später keine Missverständnisse auftreten. Gibt es etwaige Formalitäten, welche ich zu beachten habe?“


    Den unglückseelischen Zwischenfall vor ein paar Tagen hatte Sicanus nicht vergessen. Er wollte auf keinen Fall, dass sich ein derartiger Vorfall wiederholt. Er suchte die Palastwache deshalb bereits am Vorabend seines Dienstantrittes auf, damit bereits jetzt alle eventuellen Fragen ausgeräumt und alle Formalitäten erledigt werden konnten.

    Nachdem Sicanus die domus Aeliana verlassen hatte, wandte er sich wieder Richtung Torwache.


    Der dominus würde zweifellos dafür Sorge tragen, dass die Palastwache über Sicanus Anstellung informiert wird. Doch Sicanus wollte nichts dem Zufall überlassen. Und so wollte er sichergehen, dass die Praetorianer seinem Namen morgen auch noch sein Gesicht zuordnen konnten. Also meldete er sich kurz bei dem diensthabenden Praetorianer und wartete anschließend geduldig, bis dieser die Zeit finden würde, um sich seiner anzunehmen.

    Da der Herr offenbar keine weiteren Anweisungen für Sicanus zu haben schien, beschloss er, ihn nicht länger aufzuhalten. Mehr für sich als für den dominus wiederholte er:


    „Ich werde mich nun zurückziehen und in den frühen Morgenstunden zurückkehren, dominus. Vale!“


    Sicanus verneigte sich knapp und wandte sich wieder Richtung porta.

    Sim-Off:

    Kein Problem. Das RPG rennt uns ja nicht weg.^^


    Abermals war Sicanus von dem Aelier verblüfft. In Syracusae hatte es den Regionarius kaum interessiert, wie es den Familien seiner Bediensteten ergeht; geschweige denn, dass er sich um ihre Kleidung oder Ernährung gesorgt hätte.


    „Ich danke Dir für Deine Großzügigkeit, dominus! Ich werde in den frühen Morgenstunden zurückkehren, um mich mit meinen neuen Aufgaben vertraut zu machen. Nach der Unterweisung werde ich mich dann unverzüglich meinen neuen Aufgaben widmen. Was meine Schwester Eurydice betrifft, so muss ich gestehen, dass sie, seit unserer Ankunft, keiner Tätigkeit nachgeht. In Syracusae diente sie im Apollonion auf Ortygia. Doch hier – in Roma – gibt es verständlicherweise nur wenig Bedarf für hellenische Dienerinnen des Apollo. Ich sorge daher für ihren Unterhalt. Und dank Deiner großzügigen Entlohnung, brauchen wir uns um unser täglich Brot nicht zu sorgen, Herr.“


    Sicanus verneigte sich knapp.


    „Dominus, ich habe bereits zu viel Deiner wertvollen Zeit geraubt, verzeih! Wenn es Dir beliebt, werde ich mich nun zurückziehen und morgen wiederkehren?“