So spontan gab Feles‘ Kopf niemanden her, der mehr Arbeit haben sollte, als der Hausaufseher, wenigstens wenn er geradlinig dieselben Aufgaben hatte, wie ein Gladiatorenaufseher. Es sei denn natürlich, in dieser Villa liefen nichts als brave flauschige Frühlingslämmchen herum, die alle von selber taten, was von ihnen verlangt wurde. Feles‘ Stirn kräuselte sich bei dieser etwas schwerverdaulichen Vorstellung, die so gar nicht ihrer Welt entsprach. Aber das war im Grunde nicht ihr Faß Wein, ihrer Meinung nach lag ihr Arbeitsbereich im genauen Gegenteil von Ruhe und Ordnung. Vielleicht meinte Alexandros ja auch sie wenn er von Leuten sprach, die es schwerer hatten als er. Da hatte sie jedenfalls gar nichts gegen, für den maiordomus-Posten war sie definitiv nicht ruhig genug, in mehrerer Hinsicht.
Im Folgenden setzte sich ein sehr breites Grinsen auf ihr Gesicht und blieb dort auch eine ganze Weile fest haften. Es nahm sogar noch zu und nahm einen rein gierigen Ausdruck an, als etwas Essbares in den Wahrnehmungskreis einiger Sinnesorgane drang und fast genauso schnell wieder verschwand. Eigentlich konnte nicht einmal ein Geschmack die Zeit gefunden haben, sich auf ihrer Zunge zu entfalten, so schnell und restlos verschlang sie das ihr angebotene Essen, ohne sich groß mit Zeitverschwendungen wie dem Kauen abzugeben. Anschließend leckte sie sich genüßlich die Finger, ehe sie den Becher Wasser mit zwei großen Schlucken hinunterstürzte. Alles in allem mochte es einiges länger gedauert haben, die Mahlzeit so anzurichten, als von Feles vernichtet zu werden.
„Aaaaah“, hallte es anschließend genüßlich durch das Atrium, ehe die Gladiatorin sich die Lippen leckte und einen leicht glasigen Blick bekam. Sie war nicht wirklich satt, aber dieser Zustand war auch schwer zu erreichen, immerhin hatte ihr Magen erst einmal wieder eine Beschäftigung.
„Das war gut... bißchen wenig, aber gut. Erstaunlich unverdorben und frisch. Mein Bauch wird gar nicht wissen, wie ihm geschieht.“
Etwas abwesend lächelnd patschte sich Feles noch einmal über ihren nun sehr verschwiegenen körpermittigen Essensverwerter.
„Ich hab ja auch nix gegen reine Kleidung, nur bei mir bleibt die eben nicht lange so schön rein. Andererseits sieht es hier auch weitaus feiner aus als bei mir zu Hause. Man erkennt die Farbe der Wände und des Bodens und so... und diese Teile HABEN tatsächlich auch eine Farbe! Mannmannmann.... und was ist hier sonst so los? Hab mich immer gefragt, was in den Villen alles abläuft. Bei all dem vielen Platz und so. Da gehen ja einige wilde Gerüchte um.“
Beiträge von Feles
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Von dem griechischen Kauderwelsch das in Richtung Küche gerufen wurde, erkannte Feles gerade genug um es als Griechisch zu interpretieren. Obwohl es auch Ägyptisch hätte sein können. Oder Persisch. Oder ein gräßlich germanischer Akzent. Da sie den Grundrißplan der Villa überhaupt noch nicht kannte wußte sie nicht einmal, daß Alexandros sich zur Küche wandte, aber erfreulicherweise klärte man die Gladiatorin gleich anschließend auf und stiftete sie dadurch zu einem breiten Grinsen an. Da man ihr im Laufe ihres neunzehnjährigen Lebens irgendwann auch einmal mitgeteilt hatte, daß Menschenfleisch einige böse Krankheiten in sich versteckt haben konnte, fand sie die folgende Information ebenfalls ziemlich positiv. Ihre Hand klopfte beruhigend auf ihre Magenpartie. Kleinigkeiten wie Waschen und Umziehen waren dann schon weit weniger wichtig und mußten sich anfangs mit einem knappen Nicken zufriedengeben.
„Meine Rüstung hab‘ ich dabei und der Rest---- der wird sowieso wieder dreckig“, gab Feles nur gut gelaunt zurück und zupfte demonstrativ und probeweise an ihrem zerrissenen Saum, von dem sich sofort ein weiterer grober Faden löste. Kleidung und Feles war sowieso ein Thema für sich, das in ihrem bisherigen Leben noch nie eine übermäßig gewaltige Rolle gespielt hatte. Solange die Stoffbahnen sie nicht behinderten, wars in Ordnung. Der Rest war ihr meistens egal.
„Ein Kriegsveteran, aha.... dafür sah er aber noch irre jung aus irgendwie..“, grübelte Feles laut vor sich hin und versuchte, das Abbild ihres Herrn vor ihr geistiges Auge zu zerren. Das Ergebnis war grob, sehr grob. Auf jeden Fall stellte Feles sich unter ‚Veteran‘ so spontan einen alten Knacker mit zig Narben und schlecht verheilten Brüchen vor, der humpelte, zitterte, beim Essen kleckerte und nicht mehr als zehn Stück Resthaar auf seinem Schädel besaß, der taub und verrunzelt war und den Kindern seine Kriegserlebnisse erzählte, wenn sie nicht schnell genug fliehen konnten. Sie konnte sich nicht wirklich an irgendein körperliches, auffälliges Zipperlein erinnern, aber wie schon gesagt gab ihre Erinnerung auch nach einigem Geschüttele nicht allzuviel Brauchbares her.
„Also BIST du der Aufseher!“ flog Feles lieber zum nächsten Thema, ähnlich enthusiastisch wie beim Thema Mahlzeiten. Als Nächstes patschte ihre Hand mitfühlend bis schmerzhaft auf die Schulter des vermeintlichen Aufsehers.
„Keine leichte Aufgabe. Vor allem weil man selbst immer so vorbildhaft sein muß. Das wär ja gar nix für mich. Man weiß ja auch nie, was man ins Haus kriegt. Titus hält von Sauberkeit bei seinen Sklaven ja auch gar nix. Wenn ich nicht so robust wäre, hätte ich mich bestimmt schon zweiunddreißigmal angesteckt. Der---- Hausherr hier weiß wirklich, für was er sein Geld rauswirft! Respekt!!“
Ein kameradschaftlicher, kräftiger Klaps folgte, während Feles‘ Hirn gerade völlig damit aufgefüllt war, auf den Namen ihres neuen Herrn zu kommen. -
Feles‘ Finger, deren Nägel notgedrungen immer kürzer und unansehnlicher aussahen als sie es persönlich gerne gehabt hätte, fummelten und wuselten noch ein kurzes Weilchen an dem schwarzen Metallklumpen neben ihr herum, ehe sie fürs Erste das Interesse daran verloren. Diese harten unbiegsamen Rüstungen hatten ihr nie wirklich zugesagt, ebensowenig wie diese komische, aber anscheinend typisch römische Art des Kampfes, wenn sich einfach alle hinter ihren dicken Schilden versteckten und die Wege breittrampelten wie ein überdimensionaler metallischer Tausendfüßler. Dann schon lieber die Arena, dort gab es ziemlich wenige Verstecke.
Alexandros hatte in seiner Antwort gleich zwei Zauberwörter benutzt, ‚Feinde‘ und ‚Essen‘, auf die Feles hundertmal mehr ansprang als auf irgendwelche fremden klobigen Rüstungen.
„Die Zahl der Feinde reicht nie aus!“ gab die Gladiatorin zusammen mit einer wegwerfenden Handbewegung zurück, die sie auch gleich noch nutzte, um sich wieder am Kopf zu kratzen. Außerdem störte sie der freie Fall ihrer schwarzen Mähne so langsam, es wurde Zeit, einige Hochsteckarbeiten zu leisten, um nicht dauernd Strähnen vor den Augen hängen zu haben.
„Am Besten sagst du mir einfach, wo sie wohnen und ich kümmere mich darum--- nach dem Essen.“
Sogleich gab ihr Magen ein zustimmendes Knurren von sich und erntete dafür ein kurzes Klopfen mit der flachen Hand.
„Das Essen reicht bei mir auch nie aus. Wenn die Gerüchte stimmen und Titus seine Sklaven mit den Überresten der verreckten Sklaven füttert, scheint er nicht viel Ausschußware zu haben.“
Feles runzelte noch einmal die Stirn nach dieser etwas holprigen Logik, fand aber sehr schnell zu den wichtigen Dingen des Gesprächs zurück.
„Also das war ein Jawollja, ich kann auf jeden Fall Essen vertragen, wie eigentlich immer. Gibt’s hier auch wen, mit dem ich trainieren kann? Jemanden, der was aushält und austeilen kann, keine solchen Schmetterlinge wie diese beiden eben.“
Mit einem mitleidigen Augenaufschlag zuckte Feles kurz mit einer Schulter und umfasste dann den Sack hinter ihr aufbruchbereit fester.
„Was ist denn eigentlich ein majodomus? Kann sein, dass ichs schon mal gehört und wieder vergessen hab. Bist du sowas wie der Aufseher?“ -
Die Erwähnung des Hackfleischs hatte einen Nebeneffekt. Feles spürte mit einem Mal ein immenses Loch in ihrem Bauch. Man erlebte sie zwar selten einmal richtig und ordentlich satt, was ganz einfach daran lag, dass Gladiatoren keine bodenlosen Fässer mit Essbarem zu Verfügung standen, aber besagtes Loch hatte inzwischen ein Ausmaß erreicht, dass es nötig machte, bald einzugreifen. Davon zeugte ebenfalls das ordentliche Grollen, das durch das fast leere Atrium hallte und von prinzipieller Unterversorgung berichtete. Feles selbst verfiel kurz in ungewohntes Schweigen und ging in sich, um festzustellen, dass sie sich noch in einem auszuhaltenden Zustand befand, wer sie je mit einer auch größeren Wildkatze um eine Rinderhälfte hatte kämpfen sehen, bekam eine Ahnung davon, wie der nicht mehr auszuhaltende Zustand aussehen konnte.
So zerstörte das schwarze Loch zu dem ihr Magen werden konnte noch nicht die neugierige gute Laune auf ihrem Gesicht, die nicht zuletzt die Mitlieferung ihrer Waffen und ihrer Rüstung dorthin gepfiffen hatte. Den Sack, gefüllt mit ihrem heiligsten Eigentum, zog sie nun hinter sich her über den blankpolierten Boden und bereicherte dadurch ihr Magenknurren mit gelegentlichem Klirren und Schaben.
Zurück aus ihrem inneren hungrigen Ich tanzten ihre grünen Katzenaugen munter über die wenigen Füllgegenstände des Atriums, das so aber wenigstens sehr viel Platz für Übungskämpfe aller Art bot. Durch die schwarze Rüstung angelockt zeichnete sich ein wüster Schlenker in ihre ansonsten recht gerade Laufrichtung ein, wohingegen die Marmorstatue keinen Augenblick lang die Aufmerksamkeit der Gladiatorin ihr eigen nennen konnte. Feles schnupperte an dem schwarzen Metall, als läge dahinter ein Mittagessen verborgen, um danach die Finger bei der Erkundung zu Hilfe zu nehmen. Mit ein Grund, weswegen sie die Frage ihres Begleiters erst ein Weilchen später beantwortete, nachdem auch das letzte Echo längst den großen Raum verlassen hatte.
„Hö? Mein Name?“
Mit überraschungsgroßen Augen schaute sie zurück zu ihrer Führungspersönlichkeit, ehe sie anscheinend etwas wie Verständnis fand und einen befremdlichen Laut ausstieß, der sehr kehlig klang und auch aus dieser Halsregion zu stammen schien, für dessen makellose Übersetzung in die gewöhnlichen Stimmungsäußerungen eines Menschen man die Ursprungsperson aber anscheinend besser kennen mußte.
„Aaaaach, ich verstehe, du kommst nicht oft in den Circus, was?“
Mit siegessicherem Grinsen und funkelnden Augen nahm Feles eine sicherlich oft geübte, kämpferische Pose ein, die in blutüberströmtem rüstungsmäßigem Aufzug sicherlich Wirkung gezeigt hätte, nun aufgrund des abgerissenen Tunikaüberrests aber ein wenig---- anders wirkte. Wobei die Gladiatorin persönlich nicht unschuldig an eben diesem zerrissenem Zustand war, das Klamottending war ihr um die Beine herum einfach zu lang gewesen und so hatte sie mit einem entschlossenen und das Ganze aufmotzenden Ruck den billigen Stoff ein gutes Stück gekürzt, bis der fädenziehende Saum sich irgendwo zwischen den Knien und zu verhüllenden Körperteilen befand. Für eine bessere Verarbeitung hatte ihr die Handlungsfreiheit gefehlt.
„Mein Name ist Feles, die Katze, die Blutige Klaue, der Samtpfotige Tod, die Schwarze Wildkatze, die Tanzende, Schattenblut, Spielerin, Mitternachtstanz oder Botin des Zwielichts, je nachdem, wie ich gerade auftrete, wie ich siege, oder welche Waffe ich wähle.“
Kurz pochte Feles‘ Fingerknöchel gegen das geschwärzte Metall der Rüstung und erzeugte so einen dumpfen Klang im hohlen Inneren.
„Also, ich hoffe dein Herr hat ordentlich viele Feinde, damit ich nicht aus der Übung komme! Wie heißt du eigentlich?" -
Trotz Feles‘ körperlichem Übergriff auf das Gesäß ihres Vordermanns blieb dessen Reaktion ---- enttäuschend passiv. Die schmalen Augenbrauen der Gladiatorin hoben sich und verliehen ihr erneut einen Ausdruck herbsten Unverständnisses. Daheim im Kreise kerniger Kämpfer und kontroverser Konflikte wäre Mann herumgewirbelt und hätte ihr eine gelangt, daß es selbst ihren toten Ahnen noch in den Ohren gebimmelt hätte. Da war Feuer, da war Leidenschaft, Energie, Stärke, Streitlust!!! Da kochte die Luft, da bebte die Erde!!!!
Starci hier schien es nicht im Geringsten in der Hose zu jucken, ob man ihm an privater Stelle zu nahe kam. Beben tat hier gar nichts, höchstens ab und an ein Nasenflügel, wenn ihm eine Fliege zu nahe kam. Ihre alte Truppe hatte anscheinend doch recht gehabt mit der Meinung, daß man die wahren Männer Roms nur innerhalb des Circus Maximus‘ fände, wo sie wenigstens halbwegs ehrenvoll den brennenden Sand mit ihrem Blut kühlten. Schließlich besuchten die ganzen reichen Damen sicherlich nicht die Gesellschaft der Gladiatoren, weil ihre eigenen Männer es ihnen so toll besorgen konnten.
Feles‘ Verstand ratterte weiter so vor sich hin, wie ein verlorengegangenes Rad nach einer Streitwagenkarambolage. Für ihre Verhältnisse geradezu spektakulär weit. Wenn also alle Frauen Roms ihre Ehemänner mit Gladiatorenliebhabern betrogen, dann war Starcis traurige Reaktion vielleicht sogar irgendwie logisch. Dann mußten eigentlich alle Männer Roms ziemlich mieslaunig sein. Ganz besonders in unmittelbarer Gesellschaft einer Gladiatorin! Feles fiel es wie ein ganzer Fischteich von den Augen. Hörte sie da nicht das leise, schwermütige Flüstern Starcis an ihr Ohr dringen? Etwas von seinen Eltern? Hatte etwa schon seine Mutter seinen Vater mit einem dieser starken, männlichen, markanten, moschusduftigen (direkte Nähe zum Löwenkäfig konnte wirklich vorteilhaft sein) Gladiatoren betrogen?
Die komplette Kaufabwicklung mußte samt und sonders ohne Feles‘ Aufmerksamkeit auskommen, da das kleine, rumpelnde Rädchen inzwischen sehr, sehr weit fortgerollt war, ehe es, wie alle seine Geschwister zuvor, gnadenlos in einen tiefen schwarzen Abgrund fiel.
„Deine Frau liebt dich ganz sicher, auch wenn sie sich mit einem Gladiatoren vergnügt“, gab Feles deswegen lebensberatend von sich, nachdem sich Starcis Hand an ihren eisenhart durchtrainierten Sitzmuskel verirrt hatte ---- aus purem Gram, sehr wahrscheinlich.
„Du brauchst einfach ein bißchen mehr Pfeffer in deinem Hackfleisch! Dann passiert dir sowas nicht!“ folgte noch sehr viel optimistischer, ja antreibender, ehe man sie leider auch schon in dieses unbekannte Heim dirigierte. Zu gerne hätte sie dem armen Kerl noch ein paar Tipps mehr aus erster Hand, quasi aus dem Feindeslager, ins Ohr geflüstert, aber vor seinem Kumpel Matsch war ihm das vielleicht auch etwas unangenehm. -
Offensichtlich erregte ihr Anblick gleich die nötige Menge Furcht und Respekt in diesem Haushalt, wie sie anhand der Reaktion des unschuldigen kleinen Ianitors feststellen durfte. Obwohl sie mit den Aufgaben eines Ianitors nicht sehr vertraut war. Wohl kannte sie Tavernentürsteher, die darauf achteten, dass nicht allerhand feiermuffliges Gesocks die hohen, weingetränkten Tische und Sitzgelegenheiten des noblen Anwesens besudelten. Da es sich bei solchen eindrucksvollen Gestalten gerne auch einmal um freigelassene Gladiatoren handelte, hatte man ihr selten einmal den Eintritt verwehrt. Diese Türsteher waren beim Anblick der Neuankömmlinge aber kaum einmal zusammengezuckt. Vielleicht auch, weil die Funktion der Nerven an einigen Körperstellen im Laufe ihrer Karrieren unschön demoliert worden waren. Dinge wie Schreckhaftigkeit bekam die Außenwelt so gar nicht mehr mit und diese Männer machten eben jenen eiskalt abgebrühten Eindruck, den ihr Boss sich wünschte.
Feles kam gerade mal dazu, ihre gefesselten Hände zu heben und ihr Grinsen noch breiter werden zu lassen, um dem verschreckten Wesen zuzuwinken, da war der possierliche Ianitor auch schon wieder in seinen Bau verschwunden. Etwas ratlos ließ die Gladiatorin ihre Hände wieder sinken, allerdings nur ein Stückchen, da sie sie bald darauf wieder benötigte, um sich am Kopf zu kratzen. So ausgiebig, dass sie sich bei Ankunft des zweiten Herrn erfreulicherweise schon in der richtigen Haltung befand und gleich winken konnte. Plus dem Bonus einer Antwort.
„Wir sind zu dritt“, erwiderte sie mit schlachtmesserscharfem Schlußforderungsvermögen, obwohl es ihr schon etwas komisch vorkam, dass der Mann diese Frage nicht für sich selbst beantworten konnte. -
„Doch ey, ehrlich, mitn bißchen mehr Training könnt man aus euch richtig brauchbare Kämpferjungens machen“, versicherte Feles nicht zum ersten Mal auf dem einigen sicher sehr lang erscheinenden Weg gen Ablieferungsort. Ihr Tonfall schwankte dabei irgendwo zwischen der Gutmütigkeit einer Mutter im Zwiegespräch mit ihrem zu oft beim Wickeln auf den Boden getitschten Säugling und der freundlichen aber sinnlosen Aufmunterung eines Truppenführers, der seine Schäfchen gerade in den sicheren Tod trieb, sie aber wenigstens mit einem Lächeln vor Plutos Pforten auftauchen lassen wollte. Ein ähnliches Grinsen blitzte abwechselnd zu „Starcis“ Hinterkopf und zu „Matsch“ hinauf, während sie sich nicht zum ersten Mal ihren eigenen schwarzhaarigen Kopf kratzte. Die Lippe hatte ihre Blutung leider weitgehend eingestellt. Einzig ein paar sonnengetrocknete Spuren verteilten sich noch auf Feles‘ Kinn, ebenso wie auf ihrem Handrücken. Im Großen und Ganzen wirkte sie zwischen Titus‘ Personal wie ein kleines Kannibalenmädchen nach einem Kindergeburtstagsbesuch. Hin und wieder fand ihre kleine rosa Zunge noch einen Blutrest im Mundwinkel und schleckte ihn auf wie ein Milchbartüberbleibsel.
„Aber Starci, dein Arsch sieht ziemlich gut aus“, gab sie schließlich noch fachfräulich kund und legte den Kopf mit prüfendem Blick zur Seite, ehe sie sich soweit ihre Verschnürung es zuließ nach vorne beugte und mit einer Geste, die wohl eine Art Anerkennung sein sollte, besagtem ziemlich gut aussehendem Arsch einen Schlag verpasste, wie ihn für gewöhnlich die Hinterteile diverser leichter Damen zu spüren bekamen. -
Da man Kleinigkeiten wie ‚Feingefühl‘ in Feles‘ geradlinigem Charakter furchtbar vergeblich suchte, bemerkte sie Titus‘ lawinenartiges Stimmungstief überhaupt nicht. Egal, ob ihr eigenes Gebrüll diese rasante Talfahrt hervorgerufen hatte. Schließlich schmeckte sie auch gerade ihr eigenes Blut und in einem solchen Zustand durfte man erst recht keine Höhenflüge in einem Gebiet erwarten, das irgendwie mit Denkprozessen in Zusammenhang stand. Oder andere Sinne außer ihrem Geschmackssinn erforderlich machte. Wollte man also Feles‘ Persönlichkeit, die in einem Anflug unglaublicher Freundlichkeit wie nur der Verantwortliche sie hervorbringen kann als ‚geradlinig‘ bezeichnet wurde, noch spartanischer und einfacher stricken, so füge man nur eine kleine Menge Blut hinzu. Und stelle man vorher sicher, dass die Ex-Galdiatorin die Befehle ‚töten‘ oder ‚nicht töten‘ oder ‚Lass sofort die beiden Hälften von dem Mann los‘ trotz des rot vernebelten Allgemeinzustandes noch hören kann.
Nun war man also versteigert worden, weil es eben noch andere Interessenten gab als jene, die das Konzept eines Leibwächters noch nicht so ganz für sich entdeckt hatten. Feles‘ Argumentationsvermögen hatte eh ein wenig an Tauglichkeit eingebüßt, mit jeder Bewegung ihrer Zunge über die munter blutende Oberlippe ein klein bißchen mehr. So groß war der Unterschied zwischen ‚töten‘ und ‚nicht töten‘ eigentlich auch gar nicht mehr. Wenigstens merkte Feles‘ Zunge ---- hachnein, ihr VERSTAND natürlich --- wenigstens merkte Feles‘ Verstand ---- klingt komisch, ist aber so ----- dass es offensichtlich zu einer erneuten Standortänderung kam, einem Umzug zu ihrem neuen Heim, das es zu verteidigen galt. Zunge und Geschmacksknospen voll mit süßlich metallischem Geschmack war das nicht ganz so einfach zu erkennen. Aber sie war ziemlich zufrieden mit sich. Zwar hätte sie gerne noch etwas mehr ihres Könnens gezeigt ---- unsagbar sehrsehr gerne ---- aber wenn es dem Käufer genügte, hatte er wohl einen Blick für verborgenes Potential. Oder nur Mitleid mit diesen armen beiden Kerlen links und rechts neben der Gladiatorin. Letzteres war eigentlich wahrscheinlicher. -
Die Bemerkung, die von Meister Vierhundert Sesterzen nach der eigentlich noch sehr kleinen Demonstration kämpferischer Fähigkeiten folgte, biß sich ganz heftig mit Feles‘ logischem Verständnis. Es würde nicht das erste, und sehr sehr sicher nicht das letzte Mal sein, dass sich der Verstand der kleinen Sklavin gegenüber äußeren Einflüssen querstellte und hartnäckig wie effektiv verkeilte. Ihre grün-braunen Augen wurden erst groß, ehe sie sich zusammen mit einem Kräuseln der Nase wieder verengten und die Sklavin insgesamt wie eine Statue der Göttin der Verwirrung wirkte. Schmeicheleien aus anderen Richtungen wie „2000 Sesterzen“ oder auch „Bestie“ landeten erst einmal ebenso in der Wartewanderschleife wie zwei übellaunige Wächter neben ihr. Weswegen sie auch die Ohrfeige voll abbekam, die sie allerdings ebensowenig beeindruckte wie die wütenden Worte des Händlers. Sie schüttelte nur wiederum leicht den Kopf, als wollte sie eine lästige Fliege vertreiben, und spuckte etwas Blut von ihrer aufgeplatzten Unterlippe auf die hölzerne Bühne, ehe ihr verständnisloser Blick den des ersten Bieters wieder suchte und fand.
„Heyheyhey, MO(!)ment, ja? Was heißt’n hier mindert den Preis? Stell‘ dir mal vor, du bist wo unterwegs und wirst überfallen und zählst auf mich weil du dem Titus geglaubt hast und ich brings nicht und du gehst drauf. Nur weil du die Katze im Sack gekauft hast.“
Ein passenderer Vergleich als gedacht, wie Feles in der kurzen Pause der Erkenntnis danach bemerkte. Außerdem gefiel ihr ihre eigene, felsenharte Logik so gut, dass sie gleich danach wieder triumphierend grinste, was mit den blutverschmierten Zähnen eine ganze eigene Wirkung besaß.
„Also kanns dir doch nur recht sein, wenn ich den Jungs hier ein bißchen weh tue damit sie mir ein bißchen wehtun --- oder naja, es versuchen. Doof rumstehen und sich versteigern lassen kann ja jeder blöde Ochse.“
Natürlich würde sie ihre Talente auch weitaus lieber im Circus Maximus unter Beweis stellen, da, wo sie hingehörten, aber diese Aussicht machte eher einen düsteren Eindruck. -
Ja, um den Händler zu zitieren, wer konnte da schon nein sagen? Wer konnte nein sagen, und es nicht fürchterlich bereuen? Andererseits hatte man die Hände des „kleinen Biestes“ bereits gefesselt, so dass die Reue wahrscheinlich weniger fürchterlich ausgefallen wäre. So sah sich Feles eben wegen dieser Fesseln arg eingeschränkt in einem Moment, in dem man doch eigentlich zeigen sollte, was in einem steckt. Im Grunde war so eine Versteigerung einem Gladiatorenkampf nicht unähnlich, wenn man davon absah, dass eine Versteigerung derbe langweilig war, wenn sie so ablief, wie sie für gewöhnlich ablief --- wie sie gerade aktuell ablief. Für den Verkauf einer ollen Statue war das alles sicherlich ganz nett, aber wenn man sie schon als kampferfahrenes Leibwächter-Biest anpries, wäre da nicht eigentlich eine klitzekleine Demonstration angebracht? Gut, ihre Beinarbeit könnte sie zeigen, ein paar kleine Tritte oder etwas in der Art. Wenn sie schon nicht ein bißchen Blut vergießen durfte, nur ein wenig, nur um zu zeigen, dass sie damit absolut kein Problem hatte --- sie hatte schon öfters gemerkt, dass man sie im Ruhe und Frieden-Status, der selten genug vorkam, mit Vorliebe unterschätzte, wenn man sie nicht schon einmal kämpfen gesehen hatte. Gut, viel anderes als kämpfen konnte sie nicht, aber diese hohe Schule war auch schon angesehen genug in ihren Augen. Hoffentlich kam sie zu jemandem, der drei- bis viermal die Woche von einem Trupp Schläger angegriffen wurde. Mindestens. Andererseits wusste sie nicht recht, wie sie die übrigen fünf.... äh.... den Rest der Wochentage verbringen sollte, also wäre es sicherlich am allerbesten, wenn die neue Herrschaft tagtäglich auf dem Hin- und Rückweg zur Arbeit durch ein feindliches, menschenverachtendes Territorium schleichen mußte, bewohnt von allerlei Kannibalen, Raubtieren, Medusen, Tierkreuzungen, Schwiegermüttern und Sklavenaufständen. Nur keine falsche Bescheidenheit.
Diese Fesselungen waren verzwirbelte falsche Bescheidenheiten. Jede Oma könnte so als Kämpferin verscherbelt werden. Außerdem mußte Feles schon viel zu lange viel zu still stehen, wenn man das unruhige Muskelzucken und Hüpfen denn so nennen wollte. Und dann vierhundert Sesterzen... VIERHUNDERT SES... gut, eigentlich war es Feles relativ wurscht, wieviel Münzen man für sie zu Boden klimperte, solange sie nur an einem Ort landete, wo man ihre Qualitäten zu schätzen wußte. Die Qualitäten, die weit weit fort von Fesseln lagen. Mistdinger dämliche, ganz besonders, wenn sie ihre alte Rückennarbe gerade so herzerweichend juckte, dass sie sich am liebsten wie ein Wildschwein an einem Baum gescheuert hätte --- ganz und gar unkatzenhaft.
Dennoch, es wurde Zeit. Zeit zu zeigen, was man konnte. Darum ging es schließlich bei so einer Sklavenauktion oder? Ha, wie dumm von ihr, deswegen hatte dieser schlaue Händler ganz sicher auch die beiden Männer neben sie gestellt. Zu Demonstrationszwecken. Das hätte er ihr aber auch gleich sagen können!
Feles‘ kleine aber fiese Gestalt straffte sich noch etwas stärker, als es sowieso ihre Grundstellung war. Ihre Augen wanderten erst links, dann rechts von ihr an den beiden derzeit auf nichts als kaputtbare Gebilde aus Fleisch und Knochen reduzierte Körper hoch, ehe sie mit Sommertagsstrahlen nach vorne und in die Menge blickte, die sich dort vom bissigen Winterwind gebeutelt abzeichnete und der es garantiert sehr nach ein wenig Aktion gelüstete. Es waren Römer, nach was sollte es sie sonst gelüsten?
Nach einem kurzen Blinzeln folgte zunächst ein schneller, zielgerichteter Tritt schräg unter die ungeschützte Kniescheibe des Fleischhaufens rechts von ihr, der „Kniescheiben-Heuler“ wie man ihn im Fachjargon der Gladiatoren-Baracken immer wieder gerne nannte. Gut, die Kniescheibe sprang nicht jedesmal entsprechend heraus, und auch die Heulerei hielt sich bei kernigen Kerlen in Grenzen, aber Feles gefiel diese ihre Schöpfung tadellos. Ähnlich wie das, was sie kurz danach für ihre linke Seite bereithielt, der sie ganz einfach ihren Kopf von unten mit Schwung gegen das markante Kinn rammte, was ihr selbst zwar einige Sterne vom Himmel vor Augen führte, ihrem Grinsen aber keinen Abbruch tat. Schmerz gehörte zum Job und zeigte, dass der „Kinnknacker“ erfolgreich getroffen hatte. Wenn das die Menge nicht begeisterte, was dann?
Gegen den einsetzenden Sternenregen schüttelte sie kurz den Kopf, dessen Haare entgegen der üblichen Vorliebe dabei frei und strubbelig durch die Gegend flogen. Natürlich sollte sie in erster Linie die schmerzbehafteten und sicherlich rachfreudigen Gestalten neben sich beachten, aber dazu liebte sie das Publikum einfach zu sehr.
„Ich kann noch mehr zeigen, sagt nur, was ihr sehen wollt!“ Interaktion mit dem Publikum war wichtig, nur so füllte man seine Anhängerkurve. -
Najö, ich dachte halt es wäre nie verkehrt, sich gut mit seinem Sklavenhändler zu stellen, wäre ja tragisch, wenn dir die rechte Motivation bei der Arbeit fehlen würde.^^
Ich kraul mich dann mal durch die Regeln und folge dem Osterhasen und... bin allgemein dann wohl erst mal beschäftigt.
Danke fein.
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Guten Morgen Römer und, öhm... Andersorientierte. Nicht böse gemeint, mir fehlt nur gerade der passende Ausdruck.
Okay, ich würde gerne diesen kleinen Char hier anmelden. Mal sehen, inwiefern sich meine Vorstellungskraft noch an die Realität anpasst. Ich stelle mich wahrscheinlich besser schon mal auf Schnipseleien und Änderungen ein, Erfahrung macht klug.Fein. Feles heißt Feles weil dies das Wort war, das mir vom Online-Deutsch-Latein-Wörterbuch präsentiert wurde, als ich nach der Übersetzung für ‚Katze‘ suchte. Ich persönlich kann kein Latein und versuche das hier möglichst zu vertuschen. Also... ihr habt nichts gelesen. *unschuldige Handbewegung mach* Falls die Übersetzung nicht stimmt und die Peinlichkeit einer Korrektur geringer ist als die Demütigung, auf ewig mit einem falschen Namen hier herumzutollen, klärt mich bitte auf.
Feles war bislang im Sklavenstatus als Gladiatorin tätig, wo sie vornehmlich auf Schnelligkeit und Geschick als auf Stärke zählt und einen ganz respektablen Ruf vorweisen kann. Ihr Herr, für den sie des Öfteren auch als vorzeigbare Leibwächterin tätig war, ist kürzlich verstorben und dessen schrecklich pazifistische Erben haben keine Verwendung für sie, ergo wird sie dem örtlichen Sklavenhändler zugefallen sein. Ich würde sie gern weiterhin als Gladiatorin kämpfen lassen wollen, weil dies ihre Leidenschaft ist und sie abgesehen davon für nicht allzu viele andere Dinge zu gebrauchen ist. Ihr Väterchen – im gleichen Berufszweig tätig bis jener ihm das Ende brachte, und noch ein wenig tiefer in mittelöstlichen Wurzeln versunken – hat sie von klein auf ausgebildet, weswegen andere Dinge und Lerninhalte selbstredend zurückstecken mussten. Wenn man sie also nicht gerade als prominente Leibwache mitnimmt oder im Schlafzimmer auf Blutergüsse und Bisse steht, ist Feles im Allgemeinen eher ein Luxusgut denn ein Gebrauchsgegenstand. Auch wenn sie es gut meint und eigentlich immer fröhlich lächelt und lacht, sind ihre Umgangsformen schon einmal ein wenig rau und ungeschliffen, wie sie vermutlich zwangsläufig werden, wenn man größtenteils unter kräftigen Kerlen, Verletzungen und wenig bis gar keiner weiblicher Zuwendung aufwächst. Womit sie persönlich aber gar keine Probleme hat. Überhaupt ist sie ziemlich unkompliziert, wenn man ihr ihre Keilereien lässt. Und kein allzu sensibles Gemüt hat. Und ihre Waffen nicht anrührt.... Naja, jedenfalls nicht allzu oft.Ansonsten.... öh... wär’s das denke ich erst einmal grob, reicht vermutlich auch schon... um mich abzulehnen.^^ Falls alles glatt gehen sollte, dürfte ich wohl dem werten Sklavenhändler noch einige Infos mehr ins Öhrchen flüstern, über die ich mir erst noch nähere Gedanken machen muss. Also über die Infos, nicht über des Sklavenhändlers Öhrchen, die aber mit Sicherheit überaus anmutig geformt sind.
Auf jeden Fall schon mal Danke für die Aufmerksamkeit.Ansonsten noch für’s Protokoll:
Name: Feles (sie hat auch noch einen anderen, weniger auf ihre Laufbahn hindeutenden Namen, aber den hat’s ziemlich in die Vergessenheit verschlagen)
Stand: Servus / Gladiatorin
Wohnort: Roma
Besitzer: Ti. Tra. (Trulala) aka Titus Tranquillus*mauz*
Feles