Beiträge von Silko

    "Bald halbieren sich die Probleme wohl sowieso. Aber das mit den Frauen ist schon komisch: So viele Schwierigkeiten sie auch machen, so wenig Spaß macht das Leben ohne sie. Wie sieht es denn bei Dir aus mit der Liebe?"


    Jetzt wollte er dem Ganzen mal auf den Zahn fühlen.

    Silko lachte.
    "Glaube mir, wenn du den beiden Schönheiten mit einer Legion beikommen willst, von denen jeder Legionär schon Monate nicht mehr bei einer anständigen Frau gelegen hat, wirst du wenig Chancen haben! Nichts untergräbt die Disziplin mehr als Weiber und Alkohol."


    Sprachs und nahm noch einen Schluck.


    Der Nubier musste schmunzeln: Auf was für Ideen Witjon immer kam. Und dieser Quatschkopf war jetzt Magistratus. Hoffentlich würde er sich seinen Humor bewahren können.

    Silko verneigte sich:
    "Ich freue mich sehr Deine Bekanntschaft zu machen."


    Eine hübsche junge Frau hatte Witjon sich da angelacht, und weltgewandt war sie offenbar auch. Normalerweise schauten ihn gerade die Frauen mit großen Augen an, oder hatten gar Angst vor ihm. Diese hier aber schien schon weit rumgekommen zu sein, denn seine massige Gestalt, seine Größe und seine Hautfarbe schienen sie nicht negativ zu beeindrucken oder zu erschrecken.

    "Da hast du wohl recht. Mir läuft sie auch nur sehr selten über den Weg. Ich frage mich, wie ich auf sie aufpassen soll, wenn ich nichts von ihr weis, und vor allem nicht weis wo sie ist. Auf junge Frauen in dem Alter aufzupassen ist schwieriger als einen Sack Flöhe zu hüten. Also ich Dagny und Eila das erste mal seh, wusste ich gleich was mir hier blüht."


    Silko nahm sich noch ein Stück Brot mit reichlich Tunke.

    "Es würde mich nicht wundern, wenn sich Dagny bei ihrem Gemahl gut durchsetzen wird. Umso wertvoller würde eine solche Hochzeit für die Familie sein. Ich habe schon öfter erlebt, wie Frauen ihre Männer geschickter führten, als das ein Centurio bei seinen Truppen vermag."


    Silko musste schmunzeln.


    "Das siehst du ja bei Marga. Ohne sie würde in der Casa wohl alles zusammenbrechen. Und wie sieht es bei Landos Schwester aus? Plant sie auch zu heiraten?"

    "Harlif ist Duumvir?"
    Verwundert zog Silko eine Augenbraue nach oben.


    "Ich kann ihn nicht leiden. Er macht mir einen unehrenhaften Eindruck. Du hast ja gesehen, wie er sich vor Dagny auf den Boden geschmissen hat. Sowas macht kein Mann der einen Funken Stolz im Leib hat. Zumindest nicht in der Anwesenheit anderer Männer. Außerdem ist er mir beim Walburg-Fest negativ aufgefallen."


    Er überlegte kurz und nahm dabei einen Schluck Met.


    "Du solltest nicht so negativ über Dagny reden: Sie ist jung und wird einen Mann eines Tages sicher sehr glücklich machen. Mich würde es nicht freuen, wenn sie Harlif heiraten würde, aber für die Gens wäre eine solche Heirat sicherlich wertvoll und daher äußerst sinnvoll."

    Silko hörte gespannt zu. Böse Geister konnten selbst dem erfahrendsten Krieger Angst einjagen.
    "Das wird ein böser Dschin gewesen sein. In meiner Kultur nennt man diese bösen Geister Ifrit. Es kommt immer wieder vor, dass diese die Gestalt von Tieren annehmen. Aber immerhin wart ihr genug Leute auf der Jagd. Da wäre ich gerne dabei gewesen. Einen Ifrit zu töten ist zwar eine sehr gefährliche Tat, aber dadurch auch sehr ehrenvoll.
    Passiert es Phelan öfter, dass er einfach umfällt? Das könnte sehr gefährlich werden, auf seinem Weg nach Rom."

    Als Witjon ihn heranwinkte kam Silko näher. Da er Abstand hielt hatte er nicht gehört, was sie gesprochen hatten. Weil eine junge Dame anwesend war, die nicht zur Familie gehörte, schlug er einen förmlicheren Ton als gewöhnlich an: "Entschuldige Herr, ich wollte dein Gespräch nicht stören." Er nickte der jungen Dame freundlich zu. "Aber ich wollte mich von Dir verabschieden und eine gute Reise nach Confluentes wünschen. In meinem Heimatland gilt es als schlechtes Omen sich nicht zu verabschieden. Da ich nicht wollte, dass Deine Reise unter einem solch schlechten Omen beginnt, habe ich mich beeilt Dich noch vor dem Tor einzuholen." Seine tiefe Stimme dröhnte in der Ruhe des frühen Morgens, wurde aber von seinem perfekten Latein ein wenig abgemildert.


    So würde er normal nicht mit Witjon reden, allerdings ging es darum in der Öffentlichkeit die Ordnung zu wahren und da würde ein so freundschaftliches Verhältniss zwischen einem Civis und einem Sklaven doch sehr merkwürdig wirken...

    Das waren ja tolle Neuigkeiten. Solche spontanen Aktionen ließen wohl jeden Leibwächter graue Haare bekommen. "Einen von einem Dschin besessenen Wolf? Das musst du mir genauer erzählen!" Da er nun auf eine lange Ausführung hoffte, stopfter sich Silko erstmal reichlich Brot und Tunke in den Mund.

    "Würde ich auch so machen. Ein Gladius wäre zu auffällig, und damit würde Dich auch jeder für wehrhaft halten."


    Silko merkte, dass dieses Thema erschöpft war, also fing er ein neues an:
    "Erzähl mir doch etwas über Lando, Dagny und Ayla. Das sind ja dann wohl die Einzigen auf die ich noch aufpassen muss, wenn du weg bist."

    Witjon schien ihn gesehen zu haben, denn Leute mit seiner Statur und seiner Hautfarbe gab es nur sehr wenige bis gar keine anderen in Mogontiacum. Also wollte er offensichtlich nicht gestört werden und so ging er einfach weiter hinter den Beiden her. Sie schienen sich gut zu verstehen. Armer Witjon: Gerade entdeckt er solch eine schöne Blume und schon musste er die Stadt verlassen. Da kam ihm sein eigenes Schicksal in Gedanken und auf einmal schien der Duccier doch ein gutes Los gezogen zu haben.


    So in Gedanken folgte er den Beiden weiter, ohne etwas zu sagen.

    Silko hatte erwartet, dass sich Witjon darüber noch keine Gedanken gemacht hatte. Alllerdings fand er die Antwort sehr beruhigend. Klar, Arbjon war bis vor kurzem bei der Ala gewesen...Silko konnte nicht einschätzen, wie die Verhältnisse zwischen Duumvir und Praefectus waren, aber das sollte Witjon sicher besser wissen als er.


    "Deine Fähigkeiten könnten dir sicher schon jetzt gute Dienste leisten, denn es könnte gut sein, dass Dich ein Gegner unterschätzt. Hast du denn vor eine Waffe mit zu nehmen?"

    Ach Silko nahm noch etwas Brot mit Tunke. "Das hört sich interessant aber auch gefährlich an. Woher nimmst du die Sicherheit, dass dich ein ertappter Duumvir nicht einfach verschwinden lässt?"

    Es hatte also geklappt, das Thema schnell vom Armdrücken weg zu bekommen. "Du wirst auch befördert? Glückwunsch! Ich sehe ich wurde von einer ehrgeizigen Familie gekauft, Isis ist den Ducciern offenbar wohlgesonnen. Was genau macht denn ein Magistratus? Wenn das so weitergeht, muss ich bald nur noch Albin vor Marga beschützen." Silko musste grinsen. Die Vorstellung wie Marga mit dem Nudelholz hinter Albin herrannte war aber auch zu komisch. "Und wie weit ist Confluentes von Moguntiacum entfernt?"

    Er nahm das Bier entgegen. "Auf Deine Gesundheit!" prostete Silko ihm zu und leere den Krug in einem Zug. "Aber jetzt erzähl mal: Was machst du eigentlich so als Schreiber?"

    Witjon wollte den Sieg, also gab ihm Silko diesen auch. Er wehrte sich noch kurz, ließ aber dann seinen Arm auf die Tischplatte drücken. Den Duccier gewinnen zu lassen hatte gleich mehrere Vorteile: Erstens würde es das Selbstvertrauen des Schreibers stärken, und zweitens hatten sie jetzt keine Scherereien mehr mit dem Wirt, wenn Witjon das gewonnene Bier verzehrte. Außerdem hatte es sich Witjon mit seinem Willen und seinem Mut, auch gegen vermeindlich stärkere Gegner anzutreten, wirklich verdient.


    Silko erhob sich und schaute böse in die Runde. Dann streckte er Witjon die Hand entgegen: "Ich gratuliere Dir!".

    Als Silko bei seinem ersten frühmorgendlichen Rundgang erfahren hatte, dass Witjon nach Confluentes aufgebrochen war, ohne sich zu verabschieden machte er sich sogleich schnell auf den Weg zum Stadttor. Eine Frechheit war das: Da hätte er ja heute die ganzen Gerätschaften zum Training umsonst in den Garten geräumt. Zwar war er nicht wirklich sauer, aber er wollte sich do ebenso von ihm verabschieden, wie kurz zuvor von Arbjon und Phelan.


    Mit seinen großen Schritten durchquerte er schnell die noch wie leergefegten Straßen Mogontiacums und sah Witjon auch bald mit seinem Pferd. Neben ihm ging eine hübsche junge Frau, die sich mit ihm zu unterhalten schien. Der dunkelhäutige Hüne näherte sich den Beiden auf etwa zehn Meter, sagte aber nichts, denn er wollte sie nicht bei ihrem Gespräch stören.

    Silko bemerkte, wie der junge Duccier sich abmühte. Trotzdem gelang es ihm nicht, den Hünen wirklich in Bedrängnis zu bringen. Der Nubier war beeindruckt von Witjons Wille. Also beschloss er ihm die Chance zum Sieg zu geben: Er ließ zurückdrängen bis circa einen Spann vor der Tischplatte. Nun würde sich herausstellen, ob der Germane den Sieg wirklich wollte oder nicht. Hier war Silko in der ungünstigeren, weil kräftezehrenderen Position.

    Dieser setzte sich gegenüber und zwinkerte seinem Schützling zu. Bei ihm würde der Trick nicht wirken. Nur wusste Silko gar nicht, ob er gewinnen wollte, denn Bier mochte er nicht besonders...


    Sie gingen in Startposition und der Schiedsrichter gab das Signal. Silko ließ es entspannt angehen und hielt einfach mal Witjons Druck stand. Dass der junge Duccier so gut wie keine Pause hatte, spielte ihm zusätzlich in die Karten.