Beiträge von Silko

    "Normalerweise gerne, aber du solltest erst Lando fragen ob er mir das gestattet, denn ich bin ja für den Schutz der Familie und der Casa zuständig."


    Silko überlegte kurz.


    "Wenn wir gehen sollten wir auch Speere mitnehmen, die sind noch besser für Eber geeignet als Pfeil und Bogen."

    Offensichtlich schien der erste Schuss doch kein Zufall gewesen zu sein.
    "Du bist wirklich ein ausgezeichneter Schütze.", sagte Silko anerkennend.


    Er nahm den in angebotenen Bogen und prüfte ihn. Dieser war aus sehr gutem Material, lag angenehm in der Hand und war deutlich straffer gespannt als die Übungsbogen.


    Silko legte den Pfeil auf die Sehne und spannte den Bogen. Er konzentrierte sich auf seine Atmung, zielte kurz und lies los. Der Pfeil zischte von der Sehne und schlug genau neben Phelans erstem Schuss ein, so dass dieser nun in die Zange genommen wurde.


    "Du hast recht gehabt, mit diesem Bogen geht es wirklich besser."

    Silko betrachtete den Bettler noch kurz und ging dann zurück in die Casa. Wer war er, wenn er einen versehrten Mann vertrieb? Den hatten die Götter offensichtlich schon genug gebeutelt.

    Silko erreichte die Ecke und sah wie sich der Bettler ganz langsam davon machte. Offensichtlich hatte er ihm unrecht getan, denn der Bettler musste wohl einen Klumpfuß oder so etwas haben. Also blieb er an der Ecke stehen und ließ dem Störenfried Zeit sich langsam zu entfernen.

    Der Bettler war nicht mehr da wo er vorhin war. Aber das hieß nicht, dass er auch wirklich weg war, schließlich schien er auf Albin schon nicht gehört zu haben. Also beschloss er genau nachzuschauen Als er sich umschaute, bemerkte er den Bettler einige Meter von sich entfernt hinter einer Ecke hervorlinsen. Silko blickte ihn böse an, legte seine Hände auf seine Säbel und bewegte sich langsam auf ihn zu. Langsam genug um ihm eine Flucht zu ermöglichen und hoffte dass möge reichen um ihn zu vertreiben.

    "Entschuldige das ich so laut gerufen habe. Ich wollte Dich nur fragen was ich machen soll. Vor dem Haus habe ich gerade einen Bettler gesehen und ihm nahe gelegt sich zu entfernen. Was mache ich denn falls er das nicht macht? Ich weis nicht genau wie die Gesetze hier in Mogontiacum sind und was ich in diesem Fall als Sklave darf und was nicht."

    Silko machte seinen mittlerweile zur Gewonheit gewordenen Wachgang um nach dem Rechten zu sehen. Als er den Platz vor dem Gartentor überprüfte und auch die darn grenzende Straße, fiel ihm ein Bettler auf der anderen Straßenseite auf. Der Hüne musterte den Bettler: Er schien trotz seiner Position ungewöhnlich groß zu sein, fast so groß wie er.


    Silko ging auf ihn zu. "He da, du solltest Dir einen anderen Platz zum Betteln suchen," sagte er mit seiner dunklen Stimme, "Du scheinst mir groß genug zu sein um einer richtigen Arbeit nachzugehen. Ich komme nachher nochmal hier vorbei, wenn du dann noch nicht weg bist, werde ich Dich entfernen."


    Silkos Stimme lies keinen Zweifel daran aufkommen dass er es damit ernst meinte. Er ging einige Schritte rückwärts und drehte sich dann um, und verschwand wieder in den Garten.

    "Nun ich sagte, dass man von uns sagt wir könnten das...also ich habe das noch nicht geschafft", Silko zwinkerte Phelan zu, "aber ich war ja auch kein hauptberuflicher Schütze. Auch das Schießen vom Pferd ist nur Übung. Ich benutze gerne Deinen Bogen, aber zuerst zeigst du mir mal, dass Dein erster Schuss kein Glückstreffer war." Mit diesen Worten gab er den Bogen gerade wieder zurück.

    Silko bemerkte Arbjons kritischen Blick in Richtung Decke.


    "Solange man sich göttergefällig verhält sind sie immer bei einem, ob sie nun ihren Blick darauf gerichtet haben oder nicht. Weist du, ich bin der Ansicht dass die Götter für jeden von uns eine Rolle zugedacht haben, welche sich im laufe des Lebens ändern kann. Solange man diese so gut es geht erfüllt, ehält man ihre Gnade. Darum bin ich auch nicht Gram jetzt ein Sklave zu sein, denn ich bin mir sicher wenn ich meine Arbeit so gut mache wie ich kann, wird mir das Glück hold sein. Sei es nun im Leben, oder danach wenn meine Seele in die Duat reist und Anubis und die anderen Richter der Ma'at über mich richten."


    Der Hüne schloss die Augen und genoss das warme Wasser.

    "Hervorragender Schuss!", Silko nickte anerkennend.
    "Nun das Schießen mit dem Bogen hat in Nubien eine lange Tradition. Die Ägypter fürchten unsere Bogenschützen schon immer, denn man sagt dass sie genau genug schießen um ein Auge zu treffen. Ich hab von klein auf mit dem Bogen trainiert und war ein durchaus beachtlicher Schütze, auch vom Pferd aus. Bei welchem Anlass ich geschossen habe? Nun bei der Antilopenjagd und natürlich in der Schlacht.
    Da ich das jetzt wieder üben kann, werde ich sicher bald wieder ein guter Schütze sein. Allerdings haben mir die Bögen hier nicht genug Spannkraft."


    Silko nahm einen neuen Pfeil, spannte den Bogen bis dieser fast zu zerbersten drohte, zielte und jagte den Pfeil zwischen seinen ersten und den Pfeil Phelans.
    Der Schus war besser, aber nicht so gut wie der von Phelan.

    "Da hast du recht. Die Frauen bilden immer den Mittelpunkt eines jeden Hauses und wir Männer sind dort eigentlich nur geduldet. Deswegen sehen sie uns meist auch lieber im Garten als beim Schneiden von Käsewürfeln."


    Nun musste auch Silko lachen.

    "Den Stammbaum in der Eingangshalle habe bisher gar nicht gesehen. Das mit euren Problemen hat mir Lando schon erzählt. Es war eine weise Entscheidung von ihm besser für den Schutz der Familie zu sorgen. Dass ihr sowohl von Römern als auch von Germanen bedroht werdet, stellt fast jeder eine potentielle Gefahr dar. Es wird wirklich Zeit, das Waffentraining regemäßig abzuhalten."


    Auch Silko nahm noch einen Schluck.


    "Ich habe bereits gemerkt, dass dieses Haus von mindestens einer Göttin wohlwollend gesehen wird. Darüber bin ich sehr froh und wenn ich mir die Bewohner so anschaue muss ich sagen, dass ich wirklich Glück gehabt habe hier zu landen. Nun gilt es dieses Glück zurückzuzahlen. Sowohl Euch, als auch den Göttern"

    Silko spannte erstmal den Bogen. Er war ihm etwas zu weich, aber das war eigentlich kein Problem. Er nahm also einen Pfeil, spannte den Bogen, zielte kurz und traf die markierte Zielfläche. Zwar nicht in die Mitte, aber auch nicht weit außen. Es war ein guter, aber kein überragender Schuss.
    "Man merkt, dass ich schon einige Jahre nicht mehr geschossen habe.", meinte er trocken.

    "Wärmer? Das ist gar kein Audruck. Selbst im Winter wird es tagsüber nicht so kalt wie hier im Sommer. Dafür sind die Nächte bei uns meistens sehr kalt. Das liegt daran, dass Ra in Nubien deutlich näher ist als hier, wo keiner an ihn glaubt.


    Nun sind wir auch bei Deiner zweiten Frage nach unseren Göttern. Ich glaube neben Ra besonders an die Götter Anhor, Anubis, Bastet, Sachmet, Dedwen, Isis und Apedemak, aber es gibt noch eine Vielzahl weiterer Götter. An viele davon glauben auch die Ägypter, an manche aber auch nicht. Und selbst das ist bei uns regional unterschiedlich. So glaubt man im Süden Nubiens etwa nicht an Ra sondern an einen anderen Sonnengott."


    Silko nahm einen Schluck Wasser, denn er war das viele reden nicht gewohnt.


    "Nun meine Ausbildung begann sehr früh im Alter von sieben Jahren, denn meine Eltern hatten mich für eine Karriere in der Armee vorgesehen. Also bekam ich einen Privatlehrer.Mit ihm trainierte ich rund zehn Jahre, denn es war es nicht üblich mit gewöhnlichen Soldaten, die ohne Stand waren, zu verkehren. Er lehrte mich den Umgang mit den Säbeln, mit dem Bogen und dem Speer. Im Alter von 18 Jahren übernahm ich dann das Komando über eine kleinen Einheit, die die südlichen Grenzen Nubiens gegen die Äthiopier sichern sollten. Drei Jahre später gerieten wir in einen Hinterhalt. Es war ein schreckliches Gemetzel. Ich überlebte schwer verletzt und wurde so in die Sklaverei verschleppt. Über Ägypten, Rom und Lugdunum kam ich dann hier her."


    Silko starrte an die Wand, doch sein Blick schweifte in die Ferne. Er dachte an eine Frau und beschloss das Thema zu wechseln.


    "Was kannst du mir über die Familie erzählen? Besonders interessieren mich Dagny und Eila, denn auf sie werde ich wohl am Meisten aufpassen müssen. Aber auch die Verwicklungen der Bewohner untereinander sind interessant. Wer ist wessen Schwester und dergleichen. Bisher weis ich eigentlich nur, dass du und Witjon Brüder seid."

    "Nun ich habe Dich ja bisher nur im Training gesehen. Wie gut ein Kämpfer wirklich ist, erweist sich erst in einem Kampf auf Leben und Tod. Aber bei unserem Probekampf habe ich gemerkt, dass du von deiner Kampftechnik so weit bist, dass wohl nur ein schmutziger Trick oder die Ausdauer den Kampf hätte entscheiden können. Aber ich denke du warst doch sicher schon in Kampfeinsätzen und weist das selber. Das ich auch einem römischen Bürger nicht nach dem Mund rede wenn es um dieses Thema geht, dürftest du ja schon bei Witjon gemerkt haben.


    Über Nubien gibt es viel zu erzählen...was möchtest du denn wissen?"

    Silko wusste nicht so ganz, warum Marga so lachte aber das war ihm egal, denn glückliche Köchinnen machen meist gutes Essen.
    Also zwinkerte er Sveija zu und stopfte sich einen Käsewürfel in den Mund.

    Silko überlegte kurz.
    "Du bist ein guter Lehrer. In der kurzen Zeit die du hier bist macht es wenig Sinn jeden nach seinen Bedürfnissen zu unterrichten und ich sehe, dass sich etwa Witjon schon verbessert hat, zumal er die wichtigste Lektion heute schon verstanden hat. Aber langfristig werde ich versuchen jeden nach seinen Bedürfnissen zu unterrichten. Eine Frau etwa muss anders trainieren und kämpfen als ein Mann.


    Deine Unterweisungsmethoden sind mir nicht fremd, denn dazu bin ich schon zu lange im römischen Reich. Mein Vorbesitzer wohnte in Lugdunum. Allerdings wird in Nubien etwa schon anders trainiert. Unsere Übungswaffen waren zum Beispiel komplett aus Holz und damit nicht ganz so schwer wie die hier. So war der Beginn des Trainings für die Anfänger leichter. Gerade für Dagny und Eila wäre das eine gute Lösung. Außerdem ist bei uns das Training nur morgends und abends möglich, weil es sonst zu heiß wird...


    Dein Kampfstil gefällt mir gut. Die Legionäre die ich bisher kennengelernt habe, haben alle gleich gekämpft und waren sehr berechenbar. Du allerdings kombinierst sehr geschickt mit Manövern, wie ich sie bei den Langobarden gesehen habe und bist daher schwer auszurechnen."