Beiträge von Silko

    Silko legte ihr seine Pranke sanft auf die Schulter.
    "Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin da. Ich verspreche dir, dass dich niemand mehr entführen wird. Ich werde auf dich aufpassen und niemand wird dir mehr Schmerzen zufügen, dafür sorge ich."


    Der Nubier hatte immernoch ein schlechtes gewissen, schließlich wurde die arme Magd an dem Tag entführt, als er mit Eila nach Rom geritten war. Vielleicht hätte er sie deutlich schneller finden können, oder gar die Entführung direkt verhindern. Schließlich war Silko ja für die Sicherheit der weiblichen Familienmitglieder zuständig. Wenn er eines tages herausfinden würde, wer das gewesen war, würde es für den schmerzlich werden, das hatte er sich geschworen...

    Natürlich sah Silko mehr als sie. Er achtete ja auch auf völlig andere Dinge. Es gehörte zu seinen Aufgaben die Leute um sie herum genau zu beobachten, und abzuschätzen was diese dachten und fühlten. Und begehren war nun wirklich einfach zu sehen.


    Silko zwinkerte Eila zurück und nickte leicht.


    "Das schaffen wir schon. Wenn ich dir helfen kann, sagst du mir einfach Bescheid. Und wenn du dem Duumvir mal ein Buch an den Kopf werfen willst, werd ich dir nicht einmal böse sein." Eine kleine Spitze musste doch noch sein, damit sie wusste, dass Silko diesen Vorfall noch nicht vergessen hatte.

    "Nun ich habe einige gesehen, die gerne deine Verehrer gewesen wären. Neben den ganzen Männern auf den Straßen Roms fallen mir vor allem der Praetorianer ein, der dich zusammen mit Arbjon bei den Prudentieren beschützt hat und dann dein Besucher, mit dem du ausreiten wolltest. Ich sehe meistens, was die Menschen denken, und gerade bei Männern ist es gut zu sehen, was sie von einer Frau denken und du brauchst dir über mangende Verehrer sicher keine Gedanken zu machen."


    Auch Silko musste grinsen. Wenn sie nur nicht so kratzbürstig und stolz wäre, oder nicht mit Büchern um sich schmeißen würde, wäre sie wohl längst verheiratet. Aber vielleicht war sie auch einfach zu sehr Landos Schwester, als dass das ein Mann würde ertragen können.


    "Du bist für dein Alter erstaunlich weise, junge Frau. Wenn du jetzt noch ab und an lernst dein Temperament zu zügeln, wirst du sehr schnell die Frau in der Casa sein und den Wirrköpfen da drinnen die Leviten lesen. Glaub mir, sie werden es dir danken."


    Silko lächelte gutmütig und aufrichtig. Er würde sie unterstützen, wo er nur konnte, auch wenn er nur ein Sklave war.

    "An sich ist die Idee ganz gut, allerdings wird es so ganz sicher nicht biegsamer und zweitens wird das Leder wohl von den Mäusen zerfressen werden, wenn es so gut nach Speck riecht."


    Dabei war die Antwort ja schon relativ einfach. Und das mit den Mäusen würde wohl kein Problem werden, schließlich würde es hier bald genug Katzen geben.



    "Also entweder gehst du damit in die Küche und wartest, bis es wärmer und somit biegsamer ist, oder du lässt es jemanden machen, der etwas mehr Kraft hat als du."

    Nach seiner Ankunft hatte sich Silko Sorgen gemacht, weil die kleine schwarze Katze, die er als Opfer an Bastet immer gefüttert hatte, verschwunden gewesen war. Er hatte sie auf dem ganzen Anwesen gesucht und dann nach zwei Tagen im Stall der Stuten und Fohlen gefunden. Die namenlose Katze hatte offenbar gefühlt, dass in diesem Stall Mütter und ihre Kinder in Sicherheit waren, und hatte sich einen Strohstapel als Gebutsstätte für ihre Jungen ausgesucht. Die Katzenmutter hatte den ihr bekannten Nubier in ihren Nähe akzeptiert und nun machte Silko ihr jeden Tag eine Schale voll mit Stutenmilch und brachte sie ihr und ihren fünf kleinen weiß-schwarz gefleckten Nachkommen.


    So betrat er auch heute mit einer leeren Schale in der Hand den Stutenstall und staunte nicht schlecht, als Sontje ein Stück Leder mit einer Speckschwarte einrieb. Er räusperte sich kurz, bevor er sie ansprach.


    "Darf ich dich fragen, was du da machst? Ich glaube nicht, dass das Leder den Geschmack zu würdigen weis.", entgegnete er ihr völlig ernst, wenn auch durchaus nicht ernst gemeint.

    Silko legte Witjon seine Pranke auf die Schulter und zog ihn langsam aber bestimmt hinter sich. Es war bei solchen Situationen ganz sicher nicht seine Aufgabe hinter seinem Herrn zu stehen, wenn von vorne ein Angriff drohte. Eine Waffe war zwar nicht zu sehen, aber der Nubier legte trotzdem seine rechte Hand auf einen seiner zwei Säbel.



    "Leg dich auf den Boden und mach deine Hände hinter den Rücken. Wenn deine Geschichte stimmt, wird dir nichts passieren"
    , brummte seine tiefe Stimme. Er machte sich auf einen Ausfall des Eindringlings gefasst, auch wenn das hier sehr auswegslos erschien. denn an Silko und Witjon würde er ganz sicher nicht vorbeikommen.

    "Sicher gibt es welche mit hellerer Haut als meine, aber viele davon stammen aus Verbindungen zwischen unserem Volk und den Ägyptern. Bei den reinen Nubiern gibt es sogar viele die noch dunkler sind als ich. Gerade bei Frauen wird eine sehr dunkle Haut geschätzt. Entweder eine sehr dunkle wie Ebenholz, oder eine sehr helle wie Elfenbein. Deswegen habe ich mir gleich gedacht, dass ich wohl viel zu tun bekomme lästige Verehrer abzuwehren, als ich Dagny und dich das erste mal gesehen habe."


    Silko schaute in den dunklen garten. Er wollte Eila nicht direkt anschauen, schließlich wollte er sie nicht beschämen.


    "Aber es stimmt, gerade die Duccier sind schon relativ dunkel was die Haarfarbe betrifft. Nur Ragin, die Zwillinge und du sehen wie die typischen Germanen aus, wobei keiner von euch vieren wiederum dem Bild eines hünenhaften und muskulösen Barbaren mit Tierfellen entspricht. Wie selten doch die Menschen den Vorurteilen in die Karten spielen..."

    Auch Silko begrüßte die beiden neu angekommenen Damen. Aquilia kannte er ja schon, und er mochte sie. Natürlich stellte er sich dann auch Crispina als der Custos Corporis der Duccier vor.


    "Ich? Nein, lieber nicht! Dafür stehe ich diesem Brauch wohl ein wenig zu kritisch gegenüber. Vielleicht sollte man einen einheimischen Sklaven nehmen und keinen großen schwarzen Fremdländer wie mich."


    Außerdem wollte er nachher noch das Lupanar aufsuchen und dort das Geld seines Herrn sinnvoll investieren.


    "Nun das mit dem unscheinbar wird mir nicht gelingen, und das mit dem nüchtern wohl auch nicht.", er grinste breit. "Dafür ist dieser Met einfach zu lecker. Aber vielleicht hat ja die verehrte Petronia Crispina einen Vorschlag wer Saturnalienfürst werden könnte.", startete Silko einen versuch die dame in das Gespräch mit einzubauen.

    "Bei uns gibt es nur sehr sehr selten Schnee und es gilt als Strafe der Götter, wenn mal welcher fällt. Aber ich kann mich nicht erinnern in Meroe jemals welchen gesehen zu haben. Ich habe meinen ersten Schnee in Lugdunum gesehen, bei meinem früheren Herrn."


    Er lachte als Eila das erzählte. Dann begann er:

    "Zuerst habe ich das Land das die Römer Germanien nennen gehasst. Unendliche raue und tiefe Wälder. Schnee fällt vom Himmel und bedeckt monatelang den ganzen Boden. Ra ist weit weg und nur im Hochsommer wird es einmal halbwegs warm. Dazu noch die Menschen die hier leben: Wilde Barbaren, die Felle tragen und eine Haut wie Elfenbein und Haare wie Stroh haben. Das waren meine ersten Eindrücke von euch und eurem Land hatte. Aber diese haben sich doch sehr geändert. Ihr seid nicht besser oder schlechter als wir, ihr seid nur anders und euer Land hat auf seine rauhe Art auch etwas sehr schönes an sich. Auch wenn ich mich nie an diese furchtbare Kälte und diese dunklen Tage gewöhnen werde."

    Silko hatte die Idee von Phelan absolut bescheuert gefunden. Und dann hatte er sich auch noch vor Witjon verbergen müssen. Warum, wussten sicherlich nur die komischen römischen Götter! Dann hatte er aber nicht aufgepasst und auf einmal war er den beiden zu nahe gekommen und Witjon hatte ihn bemerkt. Na besonders traurig war Silko darüber nicht, hatte der Schwachsinn dann jetzt endlich ein Ende. Aber offenbar schien das Phelan gerade zu passen. Also ritt er auf die beiden zu. Verdammte Kälte!


    Vor ihnen lag ein übel zugerichtete Hirsch. In diesem Moment war Silko froh zwei Speere und einen Bogen mitgenommen zu haben.


    Er stieg von seinem Pferd ab und besah sich das genauer. "Unschöne Sache.", war das Einzige was von ihm zu hören war.

    Silko war sofort aus dem Bett gesprungen, als er den Schrei hörte. Er merkte schnell, dass es sich um Sveija handelte, die da schrie. In letzter Zeit hatte sie häufiger im Schlaf geschrien, aber so starkk war es noch nicht gewesen. Also entzündete der Nubier schnell eine Öllampe und ging zu ihr um sie beruhigen. Am Bett angekommen ging er in die Hocke und redete ihr beruhigend mit seiner tiefen und momentan erstaunlich sanften Stimme zu. "Psssst Sveija, ruhig, du hast nur geträumt. Keine Angst, du bist hier in Sicherheit. Ich bin ja da, keine Angst." Sanft legte er ihr seine Hand auf den Rücken und strich ihr beruhigend über den Rücken, wie man es bei einem Kind normal machte. "Ich bin ja da und pass auf dich auf. Keine Angst, Silko ist ja da."

    Silko nickte wissend. "Ich weis dass es eine Strafe ist. Aber es ist auch eine Prüfung und es ergibt jetzt schon einen Sinn." Ihren Ellenbogenstoß erwiederte er mit einem gutmütigen Umpf und erwiederte dann: "Ich habe großes Glück zu euch gekommen zu sein. Ihr seid wie eine Familie zu mir, und es fällt mir zunehmend schwer mich als Sklave zu fühlen. Das ist auch wieder eine Prüfung."


    Auf ihre zweite Frage hätte er beinahe mit die Richtigen geantwortet.


    "Auch bei uns gibt es viele Götter, wie auch bei euch. Man kann nicht alle mit der Gleichen hingabe verehren. Ich verehre besonders Ra, Anhor, Anubis, Bastet, Sachmet und Dedwen. Ra ist die Sonne und von eurem Land hier ist er weit entfernt. In Rom war er näher als hier aber in Meroe ist er noch viel näher. Anhor ist der Gott des Krieges und der Jagd. Er erlegt seine Beute mit dem Speer und verteidigt Ra gegen dessen Feinde. Er ist der Mann von Sachmet. Sachmet ist eine Löwin. Sie steht für Krieg wie ihr Mann aber auch für Heilung. Sie ist die Schwester und die dunklere Seite von Bastet und beide sind sie die Töchter des Ra. Bastet ist die Göttin der Katzen, der Fruchtbarkeit, der Liebe und sie beschützt die Schwangeren. Außerdem ist sie auch Göttin der Freude, des Tanzes, der Musik und der Feste. Sie ist auch hier oft anzutreffen und euer Haus ist mit vielen Katzen gesegnet, dass ist ein gutes Omen. Ich habe eine Statuette von ihr und ihrer Schwester geschnitzt und bete dort für euch und für mich. Anubis ist der Gott des Todes. Er hat einen Schakalkopf und ist einer der Richter im Ma'at. Das ist das Totengericht, das entscheidet, was nach deinem Tode mit dir geschehen wird. Ich hoffe ich kann meine Waage wieder ins Gleichgewicht bringen, bevor ich sterbe. Dedwen hingegen ist der Gott des Reichtums und der Stadtgott von Meroe meiner Heimatstadt."


    Er hatte mal nur die für ihn wichtigsten aufgezählt, aber er freute sich sehr, dass sich Eila dafür interessierte.

    "Reatinus, Bashir, ich freue mich eure Bekanntschaft zu machen. Ich verstehe die Saturnalien allgemein nicht. Was soll es bringen an einem Tag so zu tun als seien Herr und Sklave gleichgestellt? Natürlich kann man da besser feiern, aber im Endeffekt ist doch alles so wie immer. Auch an den Saturnalien sind wir beide Sklaven und ihr beide unsere Herren. So haben es die Götter bestimmt, und so ist es richtig. Also bin ich auch eher dafür sich an den Saturnalien gleichberechtigt zu verhalten. Von meinem Herrn bedient zu werden würde sich einfach falsch anfühlen."


    Er verstand nicht wie die Römer es feiern konnten so zu tun als wären alle gleich, wo sie es doch selbst in der Hand hatten, ihre Sklaven von dem Los der Sklaverei zu befreien. Aber es war wohl eher so: War man als Sklave gut genug, würden die Herren schon die Einsicht erhalten und einen frei lassen. Sobald sich sein Ma'at wieder ausgeglichen hatte, würde das der Fall sein, da war er sich sicher.



    "Sicher würdest du einen guten Rex Bibendi abgeben, aber wäre das nicht eher ein Amt für einen Sklaven? Also ich würde Bashir meine Stimme geben."
    , antwortete er auf Reatinus' scherzhafte Frage.

    Silko musste grinsen, als er sah wie Sontje sich mit dem Übungsgladius abmühte. Natürlich war es schwerer als ein normales Gladius, aber wie die junge Germanin versuchte es in die Höhe zu heben, konnte man meinen sie würde versuchen einen Baum zu heben.



    "Ich glaube bei dir sollten wir erstmal mit einem Holzschwert und ohne Schild anfangen."
    , brummt er gutmütig. "Aber normal wird sich vorher noch anständig warmgelaufen."

    Silko wäre beinahe von Ragin über den Haufen gerannt worden. Doch er konnte dem zwerg nicht wirklich böse sein. Irgendwie war es schade, dass er nach Alexandria ging, denn aus dem hätte man sicher noch was machen können.


    Dann hörte er eine fremde Stimme aus dem Kaminzimmer und da musste er natürlich nachschauen. Natürlich erkannte er sofort, dass es sich um einen germanen handeln musste. Den Dialekt konnte er aber nur schlecht einordnen.


    So stellte er sich in den Türrahmen und beobachtete die Szenerie. Der Germane hatte rote Haare, war relativ schmal und etwas kleiner als Silko. Aber es schien sich um einen krieger zu handeln. Er stellte Phelan viele Fragen, deren Sinn sich dem Nubier noch nicht erschlossen. Der Priester hatte ihn noch nicht bemerkt, also blieb er einfach mal da stehen und hörte weiter zu. Vielleicht würde er ja doch noch gebraucht.

    Silko hörte ein Geräusch aus dem Officium. Er war ein wenig verwundert, dachte er doch Lando wäre außer Haus. Nun, da man bei seinem Herrn nie wusste wo er gerade war, eine Eigenheit die dem armen Custos Corpris gar nicht gefiel, klopfte er an die Tür. Er wollte noch was mit ihm besprechen, und wenn er das jetzt tun konnte, dann würde er nicht mehr länger daran denken müssen...

    Silko freute sich, dass er Eila offenbar aufheitern konnte. Als sie auf ihn zu sprechen kam, verdunkelte sich seine Miene aber etwas.


    "Ich werde hier sehr gut behandelt, besser als es mein Stand normal gebietet, und ich fühle mich wohl bei euch. Aber als Sklave wird es mir nie bestimmt sein wirklich glücklich zu sein. Allerdings ist das ja auch nicht der Sinn. Es ist eine Strafe meiner Götter und ich werde sie so gut es geht erfüllen."


    Er hatte keine Frau und keine kinder und es sah nicht so aus, als würde sich das ändern. In Rom hatte er ein wenig Hoffnung gehabt...aber sie war mittlerweile gestorben.

    Silko wehtre Witjona Schläge mühelos ab. Sie waren relativ vorhersehbar, aber im Vergleich zu früher deutlich fester. Das bisschen Speck, dass der jetzige Duumvir angesetzt hatte, schien ihm ganz gut zu tun.


    "Ich bin also fett geworden?", fragte er keuchend, aber dabei schmunzelnd. Nun ging er zum Angriff über und drängte Witjon ein wenig in die Defensive. Dann hörte er Phelan und machte einen Schritt zurück, blieb aber verteidigungsbereit. "Heilsa, Phelan. Offenbar scheinen Priester bis in den Mittag zu schlafen, wenn wir dich geweckt haben. Magst du nicht lieber mitmachen als dich zu beschweren?"

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus


    Silko hatte sich ein Brot mit dickem und warmen Schinken geholt. Als er so über das Fest wandelte und in der anderen Hand einen Gwürzwein trug, sah er Witjon mit zwei anderen Kerlen am Festzelt stehen. Kurzerhand gesellte er sich dazu, und bekam noch die letzten Worte von Reatinus mit.


    "Salve Marsus, Da hst du wirklich ein schönes Fest organisiert!" Demonstrativ wurde der letzte Rest des Schinkenbrotes verspeist. Dann stellte er sich den beien anderen vor: "Ich bin Silko, der Custos Corporis der Familie Duccia." Er nickte den beiden zu. Sie beide schienen Soldaten zu sein, auch wenn er den einen als Sklave einschätzte.


    "Wie wird man denn dieser Rex Bibendi?"