Beiträge von Iunia Axilla

    Axilla musste ein ganz klein wenig schmunzeln, als Flaccus auf einmal so hochtrabend daherredete. Offenbar war das eine Attitüde unter Künstlern, dass diese sich besonders blumig und metaphorisch ausdrückten, um sich und ihr Publikum in Stimmung zu bringen. Axilla erzählte ihm wohl besser nie, dass sie sicher mehr Soldatenlieder kannte als gehobene Lyrik.
    “Wenn ich mich in einen Lorbeerstrauch verwandle, weißt du es“, neckte sie ihn ein wenig zurück, als die Sklavin auch schon das Instrument anbrachte. Axilla legte sich auf ihrer Kline auf die Seite und stützte den Kopf mit dem Ellbogen auf, so dass sie ganz bequem lauschen konnte, während Flaccus spielte. Und er spielte und sang wirklich gut. Er hatte eine angenehme Singstimme, und die Melodie war auch schön.
    Nur beim Inhalt war Axilla leicht am zweifeln. Niobe, deren Kinder getötet worden waren und die in einen weinenden Stein verwandelt wurde, war ein schwermütiger Anfang. Und Philomene, die von ihrem Schwager vergewaltigt worden war und dann mit ihrer Schwester Prokne dessen Sohn getötet, gekocht und ihm zum Essen vorgesetzt hatte, war auch nicht unbedingt leichter. Das dann als Einleitung eines Liebesgedichtes, was das gesungene wohl war, erschien ihr doch ein wenig... seltsam. Vielleicht merkte Flaccus es an Axillas leicht zweifelndem Gesichtsausdruck, auch wenn sie sich bemühte, weiter zu lächeln. Die Sklavin in jedem Fall schien vollkommen bezaubert. Aber vermutlich wusste die auch nicht, worauf sich die ersten Zeilen des Liedes bezogen. Axilla mochte fröhliche und leichte Themen lieber als dieser Kummer und Schmerz. Vor allem im Moment wollte sie nicht noch an ihren eigenen Kummer und Schmerz erinnert werden und hätte einem fröhlichen, nichtssagenden Lied durchaus etwas abgewinnen können.
    So lächelte sie nur leicht, als Flaccus geendet hatte, und legte sich dann auf den Rücken, um in den Himmel zu schauen. Jetzt im Herbst erschien er ihr besonders blau und weit zu sein. Und sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte.
    “Das Lied war schön. Du singst sehr gut.“ Das war das erste, was ihr einfiel, während sie den Wolkenfreien Himmel so betrachtete. “Aber es ist ein wenig schwermütig, findest du nicht?“ Sie wendete den Kopf und sah zu ihm hinüber.

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    Wie immer war es der mittlerweile in die Jahre gekommene Araros, der die Porta öffnete und erst einmal einen kurzen, abschätzenden Blick auf den Menschen vor eben jener warf. Ein junger Bursche, ein bisschen strubbelig für Araros Geschmack, aber das war ja gerade modern. Pah, die Jugend von heute konnte sich nur nicht vernünftig rasieren, so sah es aus!
    “Du wünscht?“ fragte er den Burschen also, ebenso wie er jeden anderen an der Porta begrüßte.

    Ob sich die Maler beklagen würden, wusste Axilla nicht. Im Endeffekt mussten die doch um so einen einfachen Auftrag auch einmal dankbar sein, zumindest die kleineren unter ihnen, oder die mit weniger Talent. Aber davon hatte Axilla auch keine Ahnung, und im Grunde war es ihr auch recht egal, da sie sich dafür nicht wirklich interessierte. Bilder waren immer so tot, fand sie. Sie umgab sich lieber mit etwas lebendigem.
    Aber natürlich traute sie sich nicht, dem Ädil zu widersprechen. Sie mochte ihre Konzession, und ein Streit über die Gefühle von Malern war ihr die sicher nicht wert.
    “Ich danke dir, dass du mich in Erwägung gezogen hast, Ädil. Sollte dir doch eine Lösung einfallen, würde es mich freuen, von dir zu hören. Vielleicht brauchst du ja doch noch meine Farben.“ Axilla beschenkte den Mann mit ihrem charmantesten Lächeln und stand auf. So wie sie das verstanden hatte, waren sie hier fertig, und Axilla war durchaus froh, [strike]flüchten[/strike] gehen zu können.
    “Mögen sie ebenso an deiner Seite sein und dir helfen, dieses ehrenvolle Amt dieses Jahr gut auszufüllen.“ Noch ein kleines Lächeln, und schon wandte sich die Iunia zum Gehen.


    Lief ja doch besser, als sie befürchtet hatte!

    Ein bisschen skeptisch schaute Axilla schon drein, als Seneca ihr antwortete. Meinte er das denn wirklich ernst? Gut, er hatte es ihr versprechen müssen, aber vielleicht schwindelte er ja trotzdem. Aber was, wenn nicht?
    Axilla begann wieder, ihren Unterarm zu malträtieren und kratzte ein wenig verlegen, während sie Seneca weiter zuhörte. Warum sie ihn das fragte? Wenn sie so schön war, wie er behauptete, warum wollte Vala sie dann nicht? Er hatte sie geküsst, und sie hatte das gewollt, und trotzdem war er zornig auf sie geworden und war gegangen. Und dann, einige Wochen später, auf dem Fest, war er vor ihr davongelaufen. Obwohl sie sich besonders viel Mühe gegeben hatte, hübsch, achwas, umwerfend auszusehen! Sie hatte noch nicht einmal gewusst, dass er auch da sein würde, und wenn sie gewusst hätte, dass er mit einer anderen Frau da hinkommen würde, hätte sie es sich vermutlich auch überlegt.Und er war weggegangen. Hatte gesagt, sie ist niemand. Hatte die Vinicia genau so geküsst, wie er sie geküsst hatte. Ganz genau so!
    Tränen stiegen in Axilla bei der Erinnerung auf, während sie nach einer ausweichenden Antwort suchte. Sie versuchte, sie wegzublinzeln, damit Seneca nichts merkte, aber es gelang nicht ganz In ihren Augen blieb der verräterische Glanz, der sich am äußersten Winkel recht schnell zu einer silbrigen Träne verdichtete. Sie holte Luft, um etwas zu sagen. Irgendeine kleine Lüge, die ihr komisches Verhalten und ihre Frage erklären würde. Doch ihr fiel ncihts ein.
    Sie holte noch einmal Luft, sah beiseite und versuchte, sich unauffällig die Augen zu wischen. Im Grunde wusste sie, dass Seneca sehen musste, dass sie weinte, aber sie redete sich ein, dass sie es unauffällig schaffen würde. Zumindest solange, bis sie wieder zu ihm zurückschaute und der nächste Schwall Tränen aufstieg. Sie zog die Luft kurz und ein wenig schniefend durch die Nase ein.
    “Wenn ich hübsch bin, und... ich stamme aus einer alten Familie. Ich meine, wir sind ja Iunii. Wir haben nur im Moment keinen Senator, aber... das war ja nicht immer so. Und ich meine, es wird doch sicher wieder einen geben, oder? In unserer Familie, mein ich. Ich meine, selbst in die Gens des Kaisers durfte ich einheiraten.“
    Sie sah Seneca flehentlich an, das er bestätigte, was sie sagte. Obwohl ihr in diesem Moment widersinnigerweise lieber wäre, er würde ihr widersprechen.
    “Da müsste es doch für jemanden aus einer kleinen Gens aus Germania eine große Ehre auch sein, oder?“ Sie verstand es einfahc nicht, un je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr tat es wieder weh, und umso mehr flossen wieder die Tränen, die Axilla nicht verstecken konnte.

    Wie geheißen nahm Axilla auf dem einfachen Stuhl Platz. Ihr selber war es bei weitem nicht so unangenehm, wie es scheinbar dem Claudier war. Sie störte sich an der einfachen Ausstattung überhaupt nicht. Sicher, bei einem Patrizier war man mehr Luxus gewohnt, aber der Stuhl erfüllte seinen Zweck und brach nicht zusammen (wobei das auch verwunderlich gewesen wäre, da Axilla vieles war, aber nicht besonders kräftig).
    Sie hörte also zu, was der Ädil zu sagen hatte, und war weder überrascht noch traurig, als er meinte, dass er mit ihr wohl nicht ins Geschäft kommen würde. Ihr war das im Grunde schon klar gewesen, bevor sie gekommen war, und sie war fast froh, dass der Claudier es war, der sagte, das Geschäft käme nicht zustande. Wenn sie ihm expliziter hätte verklickern müssen, dass sie die an sie gerichteten Wünsche nicht erfüllen konnte, das wäre weitaus schwieriger geworden.
    “Naja, vielleicht fragst du mal einen Maler? Die werden ja nicht nur Kunstwerke an die Wände bringen können, sondern auch alles einheitlich streichen?“ Axilla lächelte den Ädil ein wenig aufmunternd an. Irgendwie schien der ihr nämlich nicht ganz zufrieden zu sein, und sie wollte einen guten Eindruck hinterlassen.
    Und genau das war das Problem. Denn sie hatte keine Ahnung, was sie sonst sagen sollte. Sollte sie sich verabschieden oder warten, bis der Ädil das machte? Vielleicht woltle er ja noch was sagen? Aber andererseits, vielleicht auch nicht, jetzt wo klar war, dass sie ihm das gewünschte nicht verkaufen konnte. Sollte sie also irgendwas sagen, oder lieber doch nicht? Unschlüssig kaute sie ein wenig auf der Unterlippe herum, kam aber zu keinem Ergebnis. So blieb sie einfach sitzen und versuchte auffällig unauffällig im Gesicht des Patriziers zu lesen, was sie tun sollte.

    Ja, gut, das konnte Axilla natürlich verstehen. So eine Renovierung war schließlich teuer. Aber wenn er wirklich sparen wollte, würde auch einmal ordentlich durchwischen seinen Zweck erfüllen. Und das wäre ganz umsonst! Aber diesen Gedanken behielt Axilla für sich, sie wollte nicht vorlaut erscheinen. Oder nicht geschäftstüchtig.


    “Sicher, so könnte man es machen, und so wäre es sicher günstiger, nur... du bräuchtest jemanden, der sich darauf versteht, Wandfarbe anzumischen. Weißt du, ein Farbmischer ist kein Maler. Wir stellen die Farbe her. Das ist Pulver. Sehr, sehr hochwertiges Pulver, aber eben nichts, was man in reiner Form an die Wände streichen kann.“
    Vielleicht war das das grundsätzlichste Verständnisproblem, denn immer wieder hatte Axilla schon Anfragen gehabt, sie solle jemandem eine Amphore Farbe für den Anstrich von irgendwas verkaufen. Allerdings würde eine ganze Amphore Farbe dazu ausreichen, mehrere Häuser von oben bis unten komplett zu streichen, wenn man sie den richtig anmischte.
    “Ich würde mich freuen, wenn du gerne Farbe möchtest. Ich kann dir auch sehr gute Ware bieten, falls du hohe Qualität willst. Ich kann dir hochwertiges Drachenblut aus Indien beschaffen. Oder kretischen Purpur. Keltisches Blau. Goldbronze, wenn du möchtest. Mein Farbmischer steht in Alexandria, ich kann dir jede Farbe der gesamten Welt beschaffen, wenn du möchtest. Aber ich muss dir sagen, dass ich keine Ahnung habe, wie ein Maler sie anmischt.“
    Es war wohl besser, den amtierenden Ädil nicht anzulügen, was das betraf. Am Ende entzog er ihr die Konzession, ihre Waren auch nach Rom zu importieren. Und dabei hatte sie damals nicht nur Aurelius Corvinus dafür bequatscht, sondern auch Quintilius Sermo, der Magistrat in Ostia war. Auch wenn das hieß, dass sie hier vielleicht kein Geld verdiente.

    Was so beschwerlich so kurz nach Amtseinführung war, davon hatte Axilla nicht die geringste Ahnung. Sie lächelte einfach nur freundlich und fragte da lieber nicht nochmal nach. Sie hätte dazu ohnehin wenig Gelegenheit gehabt, denn der Ädil – Axilla nahm zumindest an, dass das da vor ihr der Ädil war. In jedem Fall war er Patrizier und alt und Senator – betrat auch sogleich den Raum, um den es anscheinend ging. Axilla ging ihm artig hinterher und musste als erstes gleich einmal niesen.
    “'tschuldigung...“, murmelte sie nur kleinlaut und sah sich erstmal um. So schlimm fand sie es jetzt eigentlich nicht. Müsste nur mal wieder ordentlich geschrubbt werden. Gut, ein bisschen neue Farbe würde das ganze wohnlicher machen, aber es war ja nur ein Officium. Zumindest von ihrem Standpunkt aus gesehen.


    Doch sie hatte nach wie vor das Problem, dem Ädil etwas erklären zu müssen. Wie redete man diesen eigentlich richtig an?
    “Ähm... ich sehe, was du meinst. Und ich könnte dir da sicher auch einige Vorschläge machen, aber... willst du nicht vielleicht lieber einen Architekten damit beauftragen... Ädil Claudius?“ Sie hatte keine Ahnung, ob diese Ansprache richtig war, aber ganz falsch würde es schon nicht sein. “Oder einen Mosaikenleger, ich könnte mir auch gut ein schönes Mosaik hier an dieser Wand vorstellen. Wär auch leichter zu pflegen und würd nicht mehr verlassen mit der Zeit. Ähm, wobei du hier ja nur ein Jahr bleibst, aber so generell mein ich nun.“
    Axilla hoffte, dass sie es gut verpackt hatte. Sie lächelte ihn auf jeden Fall auf die charmanteste Art an, die sie zustande brachte.

    Hallo,


    hmhmhmhmhm.... klingt schonmal durchdacht. Wenn du freigeschaltet bist, meld dich dann mal bei mir per PN, dann besprechen wir das nochmal genauer und sortieren dich irgendwo in unsere Familiengeschichte ein :D


    Bis denne


    Axilla

    Wie was, da will jemand zu mir? :D Da drängel ich mich mal glatt an der Stadtwache vorbei.


    Bevor ich da entscheide, hätte ich da noch ein paar Fragen:


    Wieso willst du zu den Iunii?


    Was hättest du mit dem Charakter vor? Wie alt soll er sein?


    Und: hast du schon Rollenspielerfahrung? Oder anders: Weißt du, wie das hier funktioniert?


    Das wars erstmal. Sicher hab ich wieder irgendwas vergessen, zu fragen, aber das fällt mir schon wieder ein :D


    Bis denne
    Axilla

    Die tabula, die für sie abgegeben worden war, hatte Axilla mit gebracht. Uhrzeit war keine angegeben gewesen, so dass Axilla dachte, dass das wohl nicht so wichtig wäre, so war sie irgendwann im Laufe des Nachmittages eben erschienen. Fachkundiges Personal sollte sie schicken... Sie war selbst gekommen. Ihr Farbmischer stand immerhin in Alexandria, und da war auch folglich ihr ganzes Personal. Aber sie wollte nicht unhöflich zu einem Ädil sein, und war daher zumindest selber einmal erschienen, um sich zu erklären. Sie hatte ja auch gar keine Ahnung, was der neue Ädil nun eigentlich von ihr wollte. Besonders informativ war die Tabula nicht gewesen. Ansicht der Räumlichkeiten, Farbauswahl, Preisabsprachen... das klang eigentlich eher danach, als benötige der Claudier einen Architekten oder Mosaikenleger.
    Dennoch, Axilla war gekommen und fragte sich zum richtigen Officium durch. “Salve. Ich bin Iunia Axilla. Ich glaube, der Aedilis Curulis erwartet mich.“ Sie hielt dem Scriba einfach die Tafel hin, damit er selber lesen konnte.

    Er half ihr? Axilla sah aus ihrer Resignation einen Moment mit leichtem Lächeln auf und fing an, ein wenig zu hoffen. Zumindest bis zu Senecas frage, die sie dann doch etwas kalt erwischte. Ein wenig verlegen kratzte sie sich am Arm und überlegte, was er wohl am ehesten hören wollte.
    “Ähm, ja. Ich meine... mir geht es gut. Ich hab genug Geld, und hier kümmern sich ja auch alle um mich, und so. Und meine Betriebe laufen ja auch gut, ich bin da ja selbstständig, und brauch da jetzt nicht Hilfe. Und wenn mal was ernsteres ist, dann hab ich ja dich.“ Bei dem letzten Satz lächelte sie ihn auf die bezaubernde Art an, wie es eine Frau nur konnte, wenn sie absichtlich jemand bezaubern wollte. Aber Axilla wollte nicht, dass er sich wegen ihr sorgen machte. Ihr ging es ja auch ohne Mann wirklich prima. Und im Moment wollte sie ja auch gar keinen.
    Aber obwohl sie versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, fing ein kleines Gefühl an, in ihr zu nagen. Denn sie konnte sich einreden, was sie wollte, sie wusste, wenn ein bestimmter Mann gekommen wäre, hätte sie ganz und gar nichts dagegen gehabt. Im Gegenteil. Und weil dieser nicht wollte, stellte sich Axilla schon seit einigen Tagen eine Frage, die sich ganz tief in ihre Seele fraß und dort ihre Spuren hinterließ: Warum nicht?


    “Du, Seneca, darf ich dich was fragen? Also, so als Mann? Aber du musst mir versprechen, ehrlich zu sein, also, richtig ehrlich. Ohne Schonung und ohne drumherum zu reden.“ Wieder ein verlegenes Kratzen an ihrem Arm, so dass sich eine rote Stelle bildete. “Bin ich hübsch?“ Vielleicht war sie ja doch häßlich, zumindest für Männer. Sie sagten zwar etwas anderes, aber vielleicht wollten sie nur nett sein. Und das wäre zumindest eine Erklärung, die Axilla verstehen könnte. Die Vinicia nämlich war verdammt hübsch gewesen.

    Er hatte Piso noch nicht singen gehört? Nun, wenn er dann mal in 'das Vergnügen' gekommen war , würde er wissen, wovon Axilla sprach. Vielleicht spielte der Flavier ja einmal wieder auf der Rostra, wobei Flaccus ihn wohl eher hier in der Villa spielen hören würde.
    Axilla aber ging nicht näher darauf ein, sondern war nur froh, dass er das ganze nicht so ernst nahm und auf ihren Themenwechsel einging. Er spielte also Kithara. Axilla selber hatte kein musisches Talent. Ihre Mutter hätte gerne gehabt, dass sie auch Lyra spielen lernt, aber davor hatte sie sich immer sehr erfolgreich gedrückt, und ihr eigener Lehrer Iason hatte es für wichtiger befunden, ihr Mathematik und ein wenig Philosophie beizubringen und daher die Musik, für die sie ohnehin nur wenig Talent aufbrachte, vernachlässigt.


    “Kann man Musik auch nicht mögen?“ fragte sie etwas verschmitzt zurück. Wer keine Musik mochte, war irgendwie kein richtiger Mensch. Es musste ja nicht gleich ein episches Kunstwerk sein, das man mochte, aber jede Amme sang die Kinder in den Schlaf. Überall summte irgendwer bei der Arbeit. Das gehörte einfach irgendwie dazu.
    “Aber ich beschränke mich da eher aufs zuhören. Ich kann nicht spielen oder so. Aber vielleicht kannst du ja mal etwas vorspielen?“

    Ich denk schon, dass man dich mit einer netten, kleinen Meldung an die SL einfach überschreiben kann. Nur wirst du eben nicht automatisch vererbt, weil du keine Erbmasse bist, da dein Besitzer nicht tot ist. Soll heißen: Selber drum kümmern, und nicht warten, dass sich wer drum kümmert.


    Wobei ich nciht weiß, wie das mit "entflohenem Besitz" so ist

    Ein jubelnder Aufschrei ging durch die Menge, der für einige Augenblicke die Musik der tubae und cornua übertönte, die zu einem begleitenden Tusch ausgeholt hatten. Als die Menge sich insoweit beruhigt hatte, als dass er die chance hatte, gehört zu werden, trat der Schiedsrichter an die beiden Gladiatoren mit bewegungsloser Miene Heran.


    “Missio!“ verkündete er donnernd, was von einem erneuten Jubelsturm begleitet wurde.


    Das Schwert verließ Codrus Nacken, und der Gladiator erhob sich. Auch wenn die Seite schmerzte, er verzog keine Miene. Die Leute wollten ihre Helden sehen, keine jammernden Waschlappen, und auch, wenn die Niederlage bitter schmeckte, das hier war glimpflich für ihn ausgegangen. Zumindest, wenn die Wunde sich nicht entzündete. Und so verließ er aufrecht die Arena, während der Schiedsrichter dem jubelnden Publikum den Sieger präsentierte! Wie in späteren Jahrhunderten noch beim Kampfende üblich riss er dessen Schwertarm nach oben, auf dass er sich den Leuten und schließlich in aller ehrerbietigen Dankbarkeit dem Präfectus Urbi präsentierte. Ein Ölzweig als Zeichen seines Sieges wurde überreicht. Der Lorbeer war besonders herausragenden Kämpfen vorbehalten, also solche, die gegen Ende des Tages erwartet wurden. Daneben erhielt er einen kleinen Beutel mit Münzen, wie es Sitte war, denn schließlich wurden Gladiatoren für ihren Auftritt bezahlt.
    Codrus unterdessen verließ die Arena durch das Tor, durch das er die Arena betreten hatte. Er war nicht tot, so dass ihm die Porta Libitinaria erspart blieb, die zum Spoliarium führte. Aber er hatte auch nicht gesiegt. Nur Meletes würde die Arena durch die Porta Sanavivaria verlassen.


    Ich sehe den Hinweis, dass ein wenig mehr Intrige und ein bisschen weniger Wattebausch den Furien ganz gut täte, jetzt nicht als Gemecker an. Insgesamt könnten viele Frauen viel mehr aus ihren Situationen machen, wenn sie sich mal trauen würden, damit zu spielen, was sie können und wen sie kennen. Nur allerdings müssten da die Kerle auch dann mitmachen und nicht durch zig Wände lesen, was ihre herzallerliebste Dame mit ihrem Wimperngeklimper denn nun vorhat.

    Das ominöse an 'Pass auf'-Aufforderungen war, dass sie einem uraltem Naturgesetz folgend immer erst dann erklangen, nachdem man gerade das getan hatte, weshalb man eigentlich hätte aufpassen sollen. So erging es nicht nur unzähligen Leuten, die in späterer Zeit wegen zu hoher Geschwindigkeit von plötzlichen Lichtblitzen, die an die Bestrafung von Iuppiter höchstselbst denken ließen, überrascht wurden, sondern auch kleinen Iuniae, die mit offenem Mund erstmal einen Moment sitzen blieben und überlegten, ob das taube Gefühl auf der Zunge nun gut oder schlecht war.
    Aber Axilla hatte sich nur leicht verbrannt, dennoch beschränkte sie sich erstmal darauf, das Essen anzusehen und vielleicht mit dem Brot hier und da etwas Flüssigkeit aufzutupfen. Seneca erzählte ein wenig, aber nicht ganz so spannend, wie erhofft. Ihrer Meinung nach hätte er es ruhig noch ausschmücken dürfen mit den schrecklichen Wunden, die der andere hatte. Auch wenn Axilla sowas nicht anschauen mochte, anhören war spannend.
    Und dann fragte Seneca nach dem Nachlass ihres Mannes, und Axilla entfuhr ein resignierender Seufzer. “Nein, noch gar nichts. Ich weiß nichtmal, warum Vescularius das Vermögen eingezogen hat. Damals kam ja nur ein Urbaner mitten in die Leichenaufbahrung geplatzt und faselte was von wegen und Beleidigung. Du warst ja dabei. Wirklich erklärt, was los war, hat ja keiner.“ Halb hilflos hob Axilla die Arme, stützte dann ihren Kopf auf den Ellbogen und schnaubte noch einmal resignierend. “Ich hab dem Kaiser einen Brief geschrieben, sogar den Boten selber geschickt und nicht über den Cursus Publicus. Der hat den Brief auch abgegeben. Aber Antwort hab ich keine gekriegt. Vermutlich hat der Kaiser den Brief nichtmal gelesen... der interessiert sich doch eh nicht für mich... ich bin ja niemand....“ Noch ein Atemzug, und der Blick wanderte mehr und mehr ins Nichts. Vala hatte ja recht, sie war niemand. Wer interessierte sich schon für sie? Wenn schon nicht einmal ein Duccius sich mit ihr unterhalten wollte, warum sollte der Kaiser das tun?
    Jetzt reiß dich zusammen, ermahnte sie sich in Gedanken und setzte sich wieder halbwegs gerade hin. Hunger hatte sie gar keinen mehr, aber das Essen dampfte ja auch noch. Von daher konnte sie das ohne Verlegenheit einfach übergehen. “Vielleicht sollte ich mit dem Präfectus Urbi einmal persönlich sprechen, was meinst du? Wenn du nächste Woche Dienst hast, könntest du mich da wohl zu den Scribae durchschleusen, so dass ich einen Termin machen kann?“
    Dass ihre Erbschaft ja bereits beim PU im Gespräch war, konnte Axilla ja nicht wissen.

    Nachdem sie die Einladung erhalten hatte, hatte Axilla lange überlegt. Sehr lange sogar. Und noch viel länger hatte sie gebraucht, um ihre Überlegungen zu einem Entschluss zu führen. Nach Archias' Tod hatte Axilla nicht gedacht, je wieder von irgendeinem Aelier etwas zu hören. Als sie mit ihm verheiratet gewesen war, hatte sie ja schon von ihnen nichts gehört. Archias war mit ihr bis auf zu seinen Eltern nirgends hingegangen, um sie als seine Frau vorzustellen. Erst recht niemandem aus dem kaiserlichen Zweig der Gens. Axilla kannte zwar die Namen, aber sie war nie offiziell vorgestellt worden. Daher war es etwas überraschend, dass sich das nun nach seinem Tod ändern sollte.
    Aber viel schwerer als die Überlegung, ob sie diese Verbindung zu den Aeliern aufrecht erhalten sollte – denn das war ein ganz klares und unmissverständliches JA – war eine andere Frage. Axilla wusste, dass Vala bei den Prudentii wohnte. Und so war die Frage, die es weitaus schwieriger für sie machte, die, ob er auch da sein würde. Ob sie gezwungen wäre, ihn zu sehen, und das in dem Wissen, dass er sie für einen Niemand hielt. Nicht einmal wichtig genug, um mit ihr zu reden. Für diese Entscheidung brauchte Axilla weitaus länger.
    Sie wollte ihn nicht sehen. Zunächst. Sie hatte Angst davor, Angst, wie sie sich fühlen würde, Angst, dass sie doch die Fassung verlieren könnte. Doch irgendwann war ihr Trotz erwacht, erst leise, dann doch mit rechtschaffenem Ärger. Sie war kein Niemand! Und wenn sie ihn auf dieser Feier sehen würde, konnte sie ihm nur zu deutlich zeigen, dass sie kein Niemand war. Und ihn mit kalter Ignoranz strafen, sollte er nun auf einmal doch auf die Idee kommen, sich mit ihr unterhalten zu wollen, anstatt vor ihr zu flüchten. Hah!


    So war Axillas Auftreten mit herrschaftlich noch untertrieben beschrieben. Sie trug ein Kleid aus so fein gesponnener Wolle, dass das Kleid leicht wie Luft wirkte. Es war in einem rötlichen Siena gehalten und floss seidig glatt von ihren Schultern. An den Schultern wurde es von zwei zarten Fibeln in der Form von Weinblättern gehalten, um die Hüfte dazu ein vergoldeter, dünner Gürtel. Um die freien Oberarme trug sie ebenso je rechts und links einen schmalen Reifen aus Gold. Ein gutes hatte der Liebeskummer der letzten Tage, ihre Haut hatte am heutigen Abend eine fast vornehme Blässe.
    Ihr Haar fiel in fließenden Wellen tief ihren Rücken hinunter. In mühevoller, stundenlanger Kleinstarbeit waren in ihr Haar einige Goldfäden eingearbeitet worden, die sich wie feine Haarsträhnen immer wieder einfügten. Ein kleiner Teil der Haare war am Hinterkopf zusammengesteckt. Ein braunrotes Weinblatt wurde von einer unsichtbaren Spange dort gehalten, ebenso wie drei Eicheln und zwei rote Hagebutten. Der Herbst gehörte dem Gott des Weines, und so trug auch Axilla seine Zeichen. Selbst sein Efeu wäre auf ihrem Bein noch ganz leicht an ihrem Bein zu sehen, würde das Kleid das nicht verdecken. Aber das Henna war noch nicht vollständig verblasst seit der Verlobung im Haus der Flavier.


    Jetzt, da Axilla aber den Oecus betrat, war sie doch ein klein wenig nervöser, als sie zugeben wollte. Sie sah, dass schon zwei weitere Damen da waren, und lächelte mit allem Charme, den sie aufbringen konnte, als sie den Raum schließlich richtig betrat. Decima Seiana kannte sie schon, und bei der Schwarzhaarigen war sie sich sicher, sie auch schon einmal gesehen zu haben, sie wusste nur nicht mehr, wo. Folglich blieb nur die blonde Frau als Gastgeberin übrig, denn da war sich Axilla sicher, dass sie noch keine persönliche Bekanntschaft geschlossen hatte.
    “Salvete“, grüßte sie alle Anwesenden, ehe sie sich erst einmal der Aelia zuwandte. “Aelia Vespa, lass mich dir für die Einladung danken. Es ist mir wirklich eine große Freude, an dem Fest teilnehmen zu können.“ Auch wenn diese Freude von wachsender Angst getrübt war, Axilla war davon nichts anzumerken.

    Also, dass eine Frau Decurio werden kann, wäre mir neu. Wenn du dafür einen historischen Beleg (außerhalb von Ägyptens) hättest, wär ich da wirklich sehr interessiert, denn das wär mir absolut nciht geläufig. Und ich hab eigentlich gesucht :D
    Ich kenn das nur in Ägypten (wo es hier in der Simulation ja auch möglich ist), dass Frauen in die Politik konnten und auch Ämter in ihrer Polis innehaben konnten, da die Ptolemäer die alte, ägyptische Gesetzgebung nicht großartig verändert hatten (und die Ägypter Mann und Frau gleichberechtigt sahen, zumindest im Großen und Ganzes).


    Und in den ORDO kann eine Frau auch immer gelangen. Ob Ritter möglich ist oder nicht, weiß ich nicht sicher. Wobei das ja auch ein Titel ist und kein Posten. Ich denk, da muss man nochmal unterscheiden. Auf einem ritterlichen Posten (außerhalb der genannten Betätigungsfelder) hat eine Frau sicher nichts verloren.