Beiträge von Iunia Axilla

    “Ach, wer weiß, vielleicht hättest du dann für mich getanzt und ein wenig musiziert?“ Es war ja nicht so, dass Faune ausschließlich den Nymphen nachstellten, um mit ihnen zu kopulieren. Den Geschichten nach feierten sie ja auch ganze Nächte hindurch mit verzaubernder Musik, und das hier war vielleicht kein mystisches Fest im Wald, aber doch immerhin eine Festivität. Da wäre ein musizierender und tanzender Patrizier sicher ein Hingucker gewesen.
    Bei seinen Schmeicheleien musste Axilla ein wenig lachen. Sie konnte es nicht unterdrücken, und so kicherte sie ein wenig vor sich hin. “Das ist aber auch wirklich ein sehr schöner Busch, den ihr hier habt, das musst du zugeben.“ Sie hatte keine Ahnung, was für eine Pflanze das war, geschweige denn, wie sie hieß. Aber sie war wirklich hübsch und blühte, selbst jetzt im Herbst.


    Doch dann war Flaccus mit einem mal ganz gefangen, als sie Alexandria erwähnte. Er selbst sagte nur wenig zu Athen, nur dass er dort wohl nicht herstamme, sondern nur gewohnt hatte. Ein wenig erinnerte sie das an sie selbst, stammte sie doch auch nicht aus Alexandria.
    “Oh, was willst du denn wissen?“ fragte sie offen und ebenfalls deutlich gelöster als noch vor Augenblicken. Axilla LIEBTE Alexandria. Sie war dort nur zwei Jahre gewesen, und dennoch fühlte sie sich mit der Stadt, dem Land, den Menschen dort immer verbunden. Und das würde wohl auch immer so bleiben. “Vielleicht sollte ich mit dem Paneion anfangen?“ setzte sie gleich wieder etwas neckischer hinzu, ehe er antworten konnte. Das Heiligtum von Pan und Dionysos war sicherlich etwas, das am ehesten zu ihrem bisherigen Gespräch passte. “Es ist wirklich wunderschön. Es erhebt sich über die Stadt wie ein grüner Berg. Oben drauf steht das Heiligtum des Pan, ein ganz kleiner Tempel, fast nur das Kultbild und ein kleiner Altar. Aber es ist wirklich wunderschön und passt zu ihm. Und die Aussicht! Du kannst die ganze Stadt überblicken, bis weit hinaus aufs Meer! Und wenn du in die andere Richtung siehst, ins Land, dann siehst du den Lacus Maetoris und den Nil, wo alles so sattes Grün ist, und weiter nach Osten, wo die Wüste beginnt, verschwimmt der Blick in der Hitze, und auf dem Boden spiegelt sich der Himmel und du siehst Berge, obwohl sie Meilen entfernt sind...“ Axilla merkte, wie sie in sehnsüchtiges Schwärmen verfiel und lächelte verlegen, blickte zu Boden. “Und am Fuß des Berges ist der Park. Tausend Pflanzen, eine bunter als die andere. Orchideen von solcher Schönheit, wie ich sie noch nirgends gesehen habe. Und ein Tierpark mit wilden Tieren. Dort hatten sie einen Elefanten, und eine Giraffe, ein paar Löwen, Hyänen.. andere, von denen ich keinen Namen weiß.
    Wenn die Sonne untergeht, verwandelt sie das alles in sattes Gold, als würde für einen Augenblick alles von Midas berührt. Und dann, wenn es dunkel ist, werden an allen Wegen dort Fackeln angezündet. Feuerspeier treten auf und andere Schausteller. Ich meine, sie sind infam, das ganz ohne Frage, aber... wenn sie tanzen und jonglieren, das ist wirklich, als würde man kurz einen Blick nach Arkadien werfen dürfen.“
    Das verlegene Lächeln wurde immer stärker. “Ich weiß, das klingt albern. Aber es ist wirklich wunderschön dort.“


    Und dann wurde sie unterbrochen. Gerade, als sie versuchte, sich wieder etwas weniger schwärmerisch zu geben, kam Piso herüber gewankt. Wortwörtlich, denn er hatte wohl ordentlich Wein getrunken. Und er war aggressiv dabei. Er trat direkt auf sie zu, lallte sie anklagend an. “Du bist betrunken“, wich sie angeekelt einen kleinen Schritt beiseite, als er ihr seinen schalen Atem ins Gesicht hauchte. Und sie verstand nicht ganz, was er hatte. Archias war schon eine Ewigkeit tot und unter der Erde. Sollte sie Zeit ihres Lebens nun ihm nachtrauern, nur weil er sich ohne Grund vom Tarpejischen Felsen geschmissen hatte? Weshalb war Piso ihr so böse? Sie verstand es nicht ganz, hatte noch nie verstanden, was er an ihr auszusetzen hatte. Um sie – vor ihrer Ehe – betrunken zu machen und in sein Bett zu zerren, war sie gut genug gewesen. Aber nicht als Frau seines Freundes. Und jetzt das hier! Sie verstand es nicht, aber es war ihr unendlich peinlich.
    Nachdem Piso also weitergetorkelt war, nachdem er ihr Aussehen runtergeputzt hatte, blieb sie nur da stehen und drehte etwas verlegen den Becher in ihren Händen. Sie holte zweimal Luft, um etwas zu sagen, aber irgendwie fiel ihr nichts ein. Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit, und sie fühlte sich wieder klein und nichtig und fehl am Platz. Nichts mehr von der lockeren Fröhlichkeit von gerade eben, auch wenn sie versuchte, ihr Lächeln zu behalten. “Ich... es tut mir leid, das war...“ Sie hatte keine Erklärung. Sie konnte nur hoffen, dass Flaccus nun nicht von ihr so angewidert war, wie es sein Vetter ganz offensichtlich war.

    Auch wenn sie die letzten Prozesstage nicht anwesend war und den Verlauf verfolgt hatte, heute am letzten Tag sah Axilla doch vorbei. Immerhin ging es um den Patron ihres Vetters Silanus. Den Mann, ohne den sie nicht nach Rom gekommen wäre, und ohne den sie das alles, was passiert war, nie erlebt hätte. Auch wenn Axilla nicht wusste, ob das gut oder schlecht war. Vielleicht wäre in Ägypten Urgulania dann nicht ermordet worden. Vielleicht hätte sie in Alexandria einen fähigeren Arzt gefunden, und die Abtreibung hätte funktioniert. Oder aber, sie hätte das Kind heimlich und gesund bekommen. Auf jeden Fall hätte sie nicht Archias geheiratet, und vielleicht wäre er noch am Leben...
    Nur als 'was wäre wenn' nützte nichts, die Dinge waren geschehen. Ebenso wie die Dinge geschehen waren, die nun zur Anklage von Decimus Livianus geführt hatten. Axilla nahm also im Zuschauerraum Platz und sah sich das ganze Spektakel erst einmal an.
    “Kaum zu glauben“, unterhielt sich eine Frau direkt neben ihr mit ihrer Sitznachbarin, und ihre Neugier nur unzureichend versteckend lauschte Axilla ein wenig dem Gespräch. “Sieh sie dir an, Vindulla. Senatoren, Großverdiener, in Collegien oder beim Militär. Und was sag ich dir: alle unverheiratet!
    “Ja, wirklich, Gemina, man müsste denken, dass sich die Damen darum reißen müssten. Wenn ich nicht schon so gut verheiratet wäre...“ “Na, und jünger, Vindulla, die brauchen Erben...““Na, was soll das denn jetzt heißen, meine Teuerste? Ich bin 29! Ich kann noch bestimmt einen Erben produzieren!“ “So meinte ich das gar nicht. Aber gegen eine fünfzehnjährige Jungfrau kommen wir beide wohl nicht mehr an.“ “Ja, aber dafür haben wir Erfahrung, Gemina. Stell unser Licht mal nicht unter den Scheffel! Nun, wo war ich? Achja, also, wenn mein Mann nicht so verflixt reich wäre, ich würde mich ja sofort dem Prätor an den Hals werfen!“ “Der Ärmste.“ “Was war das?“ “Hm, was meinst du? Nun, also ich weiß nicht. Meinst du nicht, der Decimus wär die bessere Partie?“ “Na, komm, also hör mal! Senator, Prätor, Quindecemvir... was will ich denn da mit einem Eques?““Also, bitte, Vindulla, du denkst ja auch nur von der hora sexta bis meridies! Geld, meine Liebe, Geld! So ein anständiger Ritter verdient das Dreifache von deinem ollen Senator! Noch dazu ist er ein Decimer.“ “Geld, Geld... Wer welches HAT muss keines VERDIENEN. Außerdem können sich die Senatoren sicher nicht beklagen. Und was es bringt, Decimer zu sein, sieht man hier doch: Nichts!“ “Na, na, unterschätz das mal nicht. Du denkst wieder zu kurz. Schau dir doch an, wo überall Decimer sind.“ “Na, wo denn?“ “Muss ich dir wirklich alles haarklein erklären, damit du es verstehst? Livianus hat die Legio in Germania, dieser Magnus hat die Classis, in Ägypten sitzt der Sohn von Livianus in der Legio, und die Acta haben sie jetzt ja auch unterwandert! Gut, Mattiacus müsste vielleicht schnell aus Rom flüchten, was dann ärgerlich wäre. Einen Hausstand auflösen und zu verreisen ist immer so nervenaufreibend...“ “Auflösen? Wovon sprichst du überhaupt?“ “Ich geb's auf...“


    Axilla sah zu den beiden Männern, über die ihre Sitznachbarinnen so fleißig diskutiert hatten. Wenn man das alles so erzählt bekam, war es wirklich ein Wunder, dass die noch nicht vergeben waren. Auch wenn Axilla eigentlich gekommen war, um sich die Schlussworte zur Verhandlung anzuhören, irgendwie war diese Fragestellung doch zugegebenermaßen interessanter als die Frage, wieviel Strafe Livianus zahlen würde müssen. Oder eben auch nicht, je nach Urteil. Wenn Axilla gewusst hätte, dass bei solchen Verhandlungen solch interessante Gesprächsthemen nebenzu getätigt wurden und nicht nur der reine Verlauf mitangehört wurde, sie wäre vielleicht doch schon früher gekommen. Sie hatte gedacht, sowas sei langweilig, aber mit dem ganzen Klatsch drumherum war es wirklich interessant. Sie besah sich die beiden Männer nochmal hier aus dem Zuschauerraum. Schnuckelig waren sie ja auch irgendwie, wenn auch schon etwas älter. Wirklich ein Wunder. Vielleicht sollte sie mal einen Artikel darüber schreiben, was denn da los war mit Roms Männerwelt. Oder besser, der Damenwelt.

    Eigentlich hatte Axilla gar nicht auf eine Vorstellung hinaus wollen. Im Grunde hätten sie ruhig weiter einfach herumalbern können. Aber so wusste sie wenigstens, wer das hier vor ihr war. Sie wollte gerade etwas zu seinen angesprochenen Manieren sagen, als er ihre Hand ergiff und einen Kuss auf die Finger hauchte. Was immer sie hatte sagen wollen, es war wie weggeblasen, und sie brauchte einen Moment, um sich zu fangen. Zeit, die Flaccus dazu nutzte, ein wenig von sich zu erzählen und sie nach ihrem Namen zu fragen.
    “Und ich hatte schon Hoffnung, vielleicht doch einem verkleideten Faun gegenüber zu stehen und keinem gewöhnlichen Sterblichen“, rettete sie sich kurz noch einmal in das kleine Spiel. “Und wer sagt dir denn, dass ich keine bin?“
    Sie drehte sich nur ganz leicht von ihm weg, nicht wirklich, aber doch so weit, dass sie im Profil zu ihm stand. Der Handkuss eben war doch etwas plötzlich gewesen, und auch, wenn Axilla sich gern neckisch gab und meist auch recht burschikos war, das war doch ein wenig seltsam. In Momenten wie diesen merkte sie halt doch, dass sie fernab von gesellschaftlichen Anlässen groß geworden war. In der Villa rustica hatte ihr niemand einen Handkuss gegeben, wenn sie mit aufgeschrappten Knien vom Wald zurückgekommen war, noch irgendwo Blätter im wilden Haar. Ihre Mutter hatte höchstens geschimpft, und dabei wieder einen Hustenanfall bekommen. Ihr Vater hatte sie in seine Welt entführt, die der Soldaten und der Schlachtpläne. Und nun wusste Axilla viel besser, wie man Steine aus Pferdehufen kratzte oder Splitter aus Händen zog, ja selbst, wie man ein Schwert hielt, es pflegte und eine Rüstung bei einem Mann an- und auszog, als wie man mit einem Handkuss umging. Und so konnte sie ihn auch jetzt einen Moment nicht direkt ansehen und versteckte sich einfach hinter der Maske, die sie eben so spielerisch aufgebaut hatte.
    “Ich bin Iunia Axilla. Und ich bin schon etwas länger in Rom, aber dennoch das erste Mal hier bei den Flaviern zu Gast. Nigrina hat mich eingeladen.“ Wie und wo sie sie kennengelernt hatte, erzählte Axilla lieber nicht. Feine Damen hatten wohl nichts bei Gladiatoren zu suchen, und Axilla wollte weder die frisch Verlobte noch sich selbst bloßstellen. “Davor wohnte ich bei meinen Verwandten in Alexandria. Und du stammst aus Athen?“ Irgendwas unverfängliches brauchte sie zum Nachfragen, als sie sich lächelnd ihm wieder etwas mehr zuwandte. Nachdem die erste Verwunderung überwunden war, hatte sie wieder genug Sicherheit, ihn direkt anzusehen. Und mehr noch, ihn anzulächeln. Sie fühlte sich gerade reichlich albern, dass sie sich von so einer Kleinigkeit so aus dem Takt hatte bringen lassen, aber vielleicht bemerkte er es ja auch gar nicht.

    Er war nett. Axilla musste sich gar nicht anstrengen, um zu lächeln, sie lächelte einfach so. Es schien ihr schon sehr lange her, dass jemand sie so angesprochen hatte. Um genau zu sein müsste sie wirklich überlegen, wann das denn das letzte Mal so gewesen war, so auf diese Weise. Vermutlich war das Vala bei seinem unfreiwilligem Bad im Hafen. Und davor... da musste sie wirklich überlegen. Der Kapitän, den Nikolaos anheuern wollte? Axilla wusste nicht einmal mehr so genau, wie der denn geheißen hatte. In jedem Fall tat es gut, solche Worte mal wieder zu hören. Und es war ja auch nichts dabei, oder?
    Ein wenig schüchtern wendete Axilla leicht ihren Kopf beim Lächeln weg und blickte einmal unauffällig zu Vala hinüber. Und seiner Begleiterin. Die so perfekt aussah. So hübsch. So edel. Und er hielt sie... Nein, sie hatte ganz sicher das recht, hier auch ein wenig neckisch zu sein und sich daran zu erfreuen. Wenn er sie nicht bemerkte, war das ja schließlich sein Pech und nicht ihre Schuld, und überhaupt war der Unbekannte hier vor ihr nett und charmant und witzig und Patrizier! So!


    Nachdem also dieser kleine innere Disput durch ein Machtwort innerhalb einer Sekunde entschieden wurde, fehlte nur die passende Antwort auf seine Feststellung. “Vielleicht gibt es ja auch nur eine wie mich?“ warf sie kokett in den Raum und stahlte ihn geradezu an. Bestimmt gab es auf dieser Feier zumindest keine wie sie, denn sie hatte sich ja gerade deshalb so angezogen. Elegant waren hier wohl alle, vermutlich die meisten der Matronen, und wohl auch besser als sie es gekonnt hätte. Daher, wollte sie sich zeigen, musste sie anders punkten. Und zumindest einer schien sie bemerkt zu haben, wenn auch sonst niemand.
    Dabei hatte ihr Gesprächspartner recht. Eigentlich gab es keine Dryades ohne Baum. Wenn ihr alter Baum starb, mussten sie einen neuen suchen, sonst starben auch sie. So wurde es erzählt, so fand man es in zahllosen Freskenmalereien. Axilla dachte kurz darüber nach, und dabei wanderten ihre Gedanken unweigerlich zu ihrem Baum. Denn ja, sie hatte einen gehabt, damals auf dem Hof der Villa rustica nahe Tarraco. Mit diesem Baum war sie so verwoben gewesen, dass ihr Vater sie schon immer Eichhörnchen genannt hatte. Fast immer saß sie auf diesem Baum, wenn er heimgekommen war, hatte ihn von dort schon auf eine Meile erspäht, in der freudigen Erwartung seiner Ankunft. Dort war sie immer glücklich gewesen, dort gab es keine Sorgen und keine Gedanken. Und wenn ihr Vater dann da war, dann war es perfekt gewesen. Wenn Axilla so gerade darüber nachdachte, dann war es auch nicht der Baum, an dem ihr Leben so gehangen hatte.


    Ihr Lächeln hatte sich kurz in wehmütiger Erinnerung verloren, während ihr Blick einen Moment in weiter Ferne verweilt war. Ertappt blickte sie wieder zu dem Unbekannten auf und schenkte ihm dieses Kleinmädchenlächeln, bei dem nichtmal ein Fels ihr ernsthaft noch böse sein konnte. “Und nicht alle Bäume sind aus Holz“, meinte sie nur mysteriös, als wäre das eine Erklärung für den kurzen Moment der Unachtsamkeit. Sie lächelte zwar wieder, aber diesmal erreichte es ihre Augen nicht mehr.
    “Und was ist mit dir?“

    Gut, sie hatte richtig verstanden, was ihre Aufgabe wäre. Nicht noch irgendwelche Sondersachen, von denen sie keine Ahnung hatte, sondern einfach wirklich nur Korrekturlesen. Inhaltlich wie rechtschreiberisch. Das war machbar. Axilla war doch ein wenig erleichtert.
    Und noch viel erleichterter war sie, als Seiana das Ende des Gesprächs einläutete. Naja... zumindest etwa drei Sekunden lang. Solange brauchte es nämlich, bis sie die Tafel an sich genommen hatte und anfing, zu lesen. Sie war schon aufgestanden, wollte eigentlich möglichst schnell raus, aber als ihre Augen über die Zeilen huschten, setzte sie sich doch noch einmal kurz hin, ohne darüber nachzudenken.
    Als Seiana vorhin gesagt hatte, Aurelius Corvinus stünde der Acta nicht mehr zur Verfügung, hatte sich Axilla nichts gedacht. Oder schon, aber etwas harmloses. Dass er einfach keine Zeit mehr hatte, so als Senator und Pontifex und Ehemann und Patrizier und weißdergeieralles. Dass er schlicht keine Lust mehr hatte, sich mit der Acta zu beschäftigen. Dass er verreiste. Irgend sowas. Aber doch nicht, dass er TOT war! “Dann bleib ich ihm die rosa Orchidee wohl schuldig...“, murmelte sie kurz vor sich hin, ehe sie merkte, dass sie ja noch immer in Seianas Officium war und nicht auf dem Weg nach draußen. Ein Umstand, den es sofort zu korrigieren galt.
    “Ich geb es dann weiter. Wird alles erledigt.“ Axilla winkte noch einmal mit einer knappen Geste mit der Wachstafel und machte sich dann auch flugs auf den Weg raus aus dem Officium, ehe die Chance vertan war und sie sich weiterhin fragen musste, warum Seiana sie so taxierte und etwas von ihr zu erwarten schien.

    Ein Reiter näherte sich der kaiserlichen Villa. Vor einigen Tagen hatte er den Auftrag bekommen, einen Brief zu überbringen. Zwar war diese Reise ein wenig weiter und an einen etwas ungewöhnlicheren Adressaten als normalerweise, aber dafür war die Bezahlung auch etwas großzügiger als gewöhnlicherweise. Und so hielt er bei den Prätorianerposten an und sah zu ihnen herunter.
    “Salve. Ich soll hier einen Brief abgeben. Private Korrespondenz für den Kaiser. Darf ich es einem seiner Scribae oder vergleichbarem übergeben? Ich bräuchte eine Bestätigung, dass ich es übergeben habe.“ Kurz gesagt einen Stempel auf einer Wachstafel. Aber die Prätorianer würden sicher häufiger Boten hier haben. Der Kaiser bekam bestimmt Berge von Post.


    Ad
    Lucius Iunius Merula
    Casa Iunia
    Basileia
    Alexandria – Aegyptus


    Oh Lucius,


    entschuldige, dass ich dir erst jetzt antworte, aber irgendwie hab ich in dem ganzen Tumult ganz vergessen, dir zu schreiben.
    Ja, es ist wahr. Aelius Archias ist tot, und nicht nur das, er hat sich vom Tarpejischen Felsen gestürzt! Stell dir das vor, von dem Fels, wo Eidbrecher, Verräter und Inzesttäter gestürzt werden, da hat er sich selbst hinuntergeworfen! Und ich weiß nicht einmal, wieso das so ist. Ich verstehe es nicht! Ich möchte ja gern glauben, dass er vielleicht doch gestürzt wurde, aber er hat ein Testament kurz vor seinem Tod verfasst mit eigener Hand. Ich kenne seine Handschrift, es ist die seine. Das würde doch niemand tun, der ermordet wird, oder?
    Das Gerede war schrecklich. Ich weiß gar nicht, wie ich das erklären hätte sollen, also hab ich es auch gar nicht erst versucht. Überhaupt hab ich mich sehr zurückgezogen, bin auch aus dem Palast gleich ausgezogen. Aber ich kann mich hier nicht ewig verstecken, ich glaube, das wäre falsch. Daher hab ich erstmal eine Einladung bei den Flaviern zu einer Sponsalienfeier angenommen. Ich denke, ich sollte mich mehr zeigen, damit nicht der Eindruck entsteht, ich hätte am Ende was damit zu tun.
    Oh, es ist einfach alles so schrecklich. Wir konnten seine Leiche nicht einmal richtig aufbahren, weil er so zertrümmert wurde bei dem Sturz. Du magst dir das gar nicht vorstellen. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich es manchmal noch immer vor mir, wie die Knochen durch seine Haut gestochen sind. Ein Tuch verhüllte ihn also, auch bei der Verbrennung noch.
    Aber das schlimmste weißt du ja noch gar nicht! Der Präfectus Urbi hat seinen Besitz beschlagnahmt. Obwohl er tot ist! Kannst du dir das vorstellen? Alles beschlagnahmt. Auch das Erbe. Einfach alles. Ich hab keine Ahnung, wie das zusammenhängt, die Acta hat da schon spekuliert. Ich weiß es einfach nicht, und ich bin mir auch nicht sicher, was ich da tun soll. Das ist alles so groß und verwirrend.


    Aber nicht alles ist schrecklich. Wir haben ein wenig Zuwachs bekommen. Aulus Iunius Seneca, der Neffe von Silanus, ist auch in Rom. Er hat mir viel geholfen auch in letzter Zeit. Ich denke, es ist gut, dass auch ein männlicher Iunier wieder in Rom ist. Er ist bei den Cohortes Urbanae und daher viel dort in der Castra und wenig hier im haus, aber doch häufig genug.
    Und ich bin nun Lectrix bei der Acta. Frag mich nicht, wie das kam. Decima Seiana – ja, die ehemalige Verlobte von Aelius Archias – hat mich nach dessen Tod gefragt, ob ich in der Acta arbeiten möchte. Erst als Schreiberin, und jetzt als Lectrix. Ich versteh es noch nicht so ganz, aber ich bin über die Ablenkung von diesem ganzen Durcheinander froh und nehm das bisschen Glück dankbar an.


    Dass Urgulanias Mord immer noch nicht aufgeklärt ist, finde ich furchtbar. Es ist fast, als wollte der Terentier uns verhöhnen, indem er nicht einmal ein Bauernopfer bringt. Kannst du dich da nicht vielleicht an Cleonymus wenden? Er kannte Urgulania auch, und soweit ich das beurteilen kann, hatte er sie auch gern. Vielleicht kann er etwas tun? Ich kann ihn in einem Schreiben auch selbst bitten, wenn du meinst, dass das mehr bringt?
    Achja, falls du mit ihm sprichst, ich hatte ihn darum gebeten, ein Bild und eine Orchidee aus dem Paneion zu schicken. Falls er das noch nicht getan hat, kannst du ihm ausrichten, dass es sich erledigt hatte? Der Mann, für den beides bestimmt war, hat seinem Leben ebenfalls ein Ende bereitet, wenn auch nicht ganz so verwirrend spektakulär. Falls er schon tätig geworden ist, freu ich mich natürlich auch.


    Ich hoffe, du passt gut auf dich auf, lieber Cousin. Wir Iunier scheinen Fortuna ernsthaft verärgert zu haben. Ich werde erst noch in Rom bleiben, so dass wir uns so schnell wohl nicht wieder sehen. Aber ich hoffe, dass wir das noch gesund und munter werden, wenn dieses ganze Unglück überstanden ist.


    Vale


    [Blockierte Grafik: http://img509.imageshack.us/img509/3392/axillaunterschrph0.gif]


    Sim-Off:

    Wertkarte Iunia bitte

    Man musste nicht unbedingt die Empathie eines übermenschlichen Wesens besitzen, um zu merken, dass Seiana Axilla nicht leiden konnte. Und die Iunia war alles andere als ein Holzklotz, was sowas anging, von daher bemühte sie sich, jedes Gespräch möglichst kurz zu halten. Sie hatte nach wie vor keine Ahnung, warum Seiana sie überhaupt hier angestellt hatte, und im Grunde wollte sie das nicht einmal so dringend herausfinden. Nur machte es diese Begegnungen unheimlicher. Es war fast, als würde Seiana die ganze Zeit auf etwas bestimmtes lauern, was Axilla tun sollte. Nur hatte sie keine Ahnung, was das denn sein sollte. Sollte sie sich doch nochmal entschuldigen wegen Archias? Sie hatte es nun schon zwei Mal versucht, und jedesmal hatte Seiana abweisend reagiert.Und Axilla konnte sich schöneres vorstellen, als ein drittes Mal wegen etwas angefaucht zu werden, was nun schon ein Jahr fast zurücklag und wofür sie ja nichtmal so wirklich was konnte. Sie hatte Archias immer wieder gesagt, er solle Seiana trotzdem heiraten. Nur er wollte nicht. Und dass die keinen anderen Mann inzwischen hatte, das war auch nicht Axillas Schuld. Von daher verdrängte sie aufkeimende Schuldgefühle hinter einer Mauer von rechtschaffenen Ausreden und bemühte sich, hier nur schnell wieder weg zu kommen.
    “Ich lese die Artikel vor der Veröffentlichung Korrektur, editiere Rechtschreibfehler und bei schwerwiegenden inhaltlichen Problemen wie Kritik am Senat oder sowas frag ich dich. Richtig?“ Axilla war zwar naiv, aber nicht doof. Sie würde das schon hinbekommen, da hatte sie wenig Bedenken. Sie hatte größere, was passieren würde, wenn doch irgendein Senator einen Scriba suchen würde oder eine vergleichbare Position frei werden würde. Denn nach wie vor galt für Axilla, dass sie eigentlich gerne wieder eine ähnliche Stellung hätte wie damals in Alexandria. Nur sprach sie das an dieser Stelle nicht aus.

    Sie könnte einfach zu ihm rübergehen. Wenn sie einfach nicht wartete, dass er sie bemerkte, sondern zu ihm rüberging... ein kleines Gespräch anfing... Oh, salve, hab dich gar nicht bemerkt... ich will ja nicht fragen, was dir passiert ist, aber... oh, und reizende Begleitung, die du mitgebracht hast, kennen wir uns?... nein?...ich? Oh, nein, ich bin allein hier, bin ja Witwe... aber sind ja viele vielversprechende Herren da... bist doch nicht eifersüchtig, oder?... ja, schönes Paar, gute Verbindung. Ich kenn ja Flavia Nigrina, und...


    Natürlich ging Axilla nicht zu Vala und fing auch kein Gespräch an. Zuerst sagte sie sich, dass sie das Gespräch mit dem Aurelier nicht stören wollte. Dann, dass sie die Gastgeber nicht stören wollte – auch wenn das eine alberne Ausrede war, da überall kleine Gespräche weitergingen. Sie stand nur da und machte sich Mut, um letztendlich doch nicht die paar Schritte noch zu machen, als sie angesprochen wurde.
    Ihr Vater hatte ihr immer und immer und immer wieder eingebläut, dass bei Erschrecken nichts schlimmer und tödlicher war als totales Erstarren. Wenn man schon nicht die Ruhe bewahren konnte, war Wut immernoch besser, als total zu verkrampfen wie ein erschrecktes Reh. Und dennoch reagierte Axilla gerade so, wie sie nicht hätte reagieren sollen – und weswegen sie sofort ein schlechtes Gewissen entwickelte – als sie unbekannterweise einfach angesprochen wurde. Aber es war in diesem Zusammenhang vielleicht gar nicht zu schlimm, blieb sie doch nach Außen hin unbeweglich stehen und hörte erst einmal, was der Mann ihr sagte, ohne zusammenzuzucken wie ein Lamm bei Donner. Einzig ihre Pupillen mochten ihr kurzes Erschrecken verraten, verwandelten sie das Grün doch in schreckgeweitetes Schwarz, ehe sie sich wieder normalisierten.
    Axilla löste ihren Blick nun gänzlich von Vala und seiner Begleiterin und besah sich den jungen Mann, der zu ihr getreten war. Etwa in ihrem Alter, braune Augen, und er sah sie direkt an.
    Was hatte er gesagt? Baum? Axilla rettete sich in ein offenes und ein wenig schüchternes Lächeln. Los, sei originell! gebot sie sich selber, als sie den Blick wieder zu ihm hob und ihn ein wenig neckisch fast anschaute. “Wenn ich das verrate, ist es ja kein Geheimnis mehr.“ Sie drehte sich ihm nun ganz zu. Kurz klackten ihre Fingernägel auf dem Metall des Bechers in ihren Händen, als sie ihre Nervosität zu überspielen suchte mit einer kleinen Geste. Sie musste zu Flaccus aufschauen, denn er war größer als sie. Und ein kurzer, unauffälliger Blick an ihm hinab verriet ihr, dass er Patrizier war. “Und wer sagt, dass ich überhaupt einen Baum habe, den ich fragen muss?“ Vielleicht ein bisschen sehr frech, aber Axilla schlug das Herz noch immer bis zum Hals. Irgendwie musste sie das überspielen.

    Das war jetzt etwas viel Information auf einen Haufen. Axilla war immernoch in der grüblerischen Betrachtung der Wachstafel gefangen, als Seiana schon Anfang, von Umstrukturierung in der Acta zu reden. Nur mit halbem Ohr zuhörend erschreckte es sie dann doch ziemlich, als die Decima plötzlich meinte, sie solle Lectrix werden.
    “Hm?“ war der verwirrte wie sinnlose erste Kommentar zu der Sachlage, als Axilla sich blinzelnd von der Tafel losriss und Seiana nur fragend anschaute. Hatte sie gerade eben wirklich gesagt, sie wolle Lectrix werden? Sie?
    “Ähm, ich...“ Das war mindestens genauso sinnig wie ihre erste Erwiderung, aber Axilla war perplex. Ihre Gedanken kreisten eben noch um die Frage, warum Aurelius Corvinus plötzlich keine Lust mehr zu haben schien, als sie sich im nächsten Moment schon mit der eigenen Beförderung befassen mussten. Und das alles vor dem Hintergrund, dass das da ihr gegenüber Seiana war.
    Axilla schluckte und wünschte sich, sie hätte doch den Wein genommen, dann hätte sie jetzt einen kräftigen Schluck zur Beruhigung nehmen können. So aber musste sie ihre Gedanken anders zur Ordnung bringen. Sie schob Seiana die Wachstafel wieder zurück und sammelte sich kurz, ehe sie antwortete.
    “Das ist eine ziemliche Überraschung. Entschuldige bitte, das musste ich erstmal... verdauen. Ich, also, ich würde gern. Zur Probe, natürlich.“ So wirklich fassen konnte Axilla es noch nicht. Und daher konnte sie sich auch noch nicht so wirklich freuen. In ihrem Kopf kreiste unablässig eine Frage: Warum ich?

    Axilla kratzte sich einmal verlegen am Unterarm. Sie fühlte sich unwohl in Seianas Nähe. Sie hatte auch jetzt Monate nach Archias Tod noch immer so ein leichtes Schuldgefühl, weil dieser ja ursprünglich mit ihr verlobt gewesen war. Und so ganz wurde sie das einfach nicht los. Nur entschuldigen konnte sie sich auch nicht. Sie hatte es ja schon zwei Mal versucht! Für ein drittes Mal brachte sie nicht den Mut auf. Und hier im Haus der Acta, wo jemand mithören könnte, schon zweimal nicht.
    So also ging sie richtig in den Raum, schloss leise die Tür hinter sich. Sie hatte noch immer nicht wirklich eine Ahnung, weswegen sie hier war, und ihre Phantasie begann, sich immer schrecklichere Gründe auszumalen. Gut, Seiana würde sie wohl nicht anschnauzen. Sie hatte eigentlich noch nie so wirklich laut gebrüllt. Aber leise war sie auch viel unheimlicher.
    “Nein, ich will nichts trinken, danke.“ Axilla setzte sich einfach auf den angebotenen Platz und sah Seiana etwas fragend und unsicher an. “Was gibt es denn?“ fragte sie dann doch direkt, allen Mut zusammenkratzend. Sie mochte die Situation im Moment nicht. Unsicherheit vertrug sie nicht besonders gut.

    Nichts ahnend betrat Axilla das Domus der Acta. Inzwischen war sie schon einige Male hier gewesen, hatte das ein oder andere geschrieben oder zumindest bei der Recherche geholfen und sich den Kollegen vorgestellt. Noch immer fühlte es sich sehr komisch an, weil es im Grunde nicht das war, wovon sie überzeugt war, es gut zu können. Das, was sie für Nikolaos in Alexandria getan hatte, das war etwas gewesen, in das sie sich hineingefunden hatte. Das sie gelernt hatte, zu tun. Die Arbeit hier in der Acta war da noch ein wenig von entfernt. Vor allem, da sie nichtmal so recht wusste, was sie da tat. Sie schnappte Gerüchte auf und gab die weiter. Ob das wirklich so wichtig war, wusste sie nicht. Es fehlte einfach dieses Gefühl, dieses 'ich mache etwas wichtiges, weil ein anderer dadurch weniger zu tun hat'-Gefühl. Oder auch dieses 'Das Imperium braucht das'-Gefühl. Oder einfach nur das 'ich bin nicht egoistisch'-Gefühl.
    Von daher war ihre Arbeitsmoral sehr ambivalent, und die meiste Zeit vertrödelte sie doch irgendwie mit nichtstun. Was nicht weiter schlimm war, schließlich wurde sie für Artikel bezahlt und nicht fürs Däumchen drehen und dasitzen und auf Inspiration warten. Trotzdem hatte Axilla ein sehr, sehr, SEHR ungutes Gefühl, als einer der Sklaven meinte, die Auctrix wolle mit ihr reden. Mit etwas schlechtem Gewissen und klopfendem Herzen also machte sich Axilla auf den Weg in das Officium von Seiana und klopfte an. Nach der obligatorischen Eintrittserlaubnis betrat sie es auch schon und blieb erstmal wie ein verschrecktes Reh in der Tür stehen. “Du wolltest mich sprechen?“ Sie hoffte, ihre Stimme wäre nicht ganz so unsicher, wie sie sich fühlte, aber Axillas schauspielerische Leistungsfähigkeit kam nur sporadisch zum Vorschein. Sicher, wie gut sie heute war, war sie nicht.

    Ich nehm mal an, es geht hier vor allem um das SimOn im Spiel und weniger um die tatsächlichen historischen Gegebenheiten? (Wenn es doch um letzteres geht, ignorier meine Antwort, die bezieht sich auf das Spiel)


    Also, erstmal: Du kannst auch als römischer Bürger in Alexandria wohnen. Tun auch einige Guckst du hier. Aber in Alexandria musst du nicht römischer Bürger sein, um was erreichen zu können. Ich mach hier mal an dieser Stelle ein wenig Werbung für die Provinz, die die einzige ist, wo man als Peregriner ohne Probleme in die Stadtverwaltung etc. kann. Denn der Großteil der Menschen in ALexandria war Griechen, gefolgt von Juden und Ägyptern, und dann erst kamen prozentual gesehen die Römer.
    Wenn du also Peregrinus bleiben möchtest (denn für deine Idee bietet sich das meiner Ansicht nach eher an. Dann hast du keine Gens, die sich erst mit der Idee eines Christen in den eigenen Reihen anfreunden muss (wobei das auch sehr viel Spielpotential bietet), sondern kannst das für dich machen, wie du willst. Das musst du entscheiden, wo da dein Schwerpunkt liegt: Familienanbindung oder Freiheit), dann würde ich dir empfehlen, die Ephebia zu machen. Ist sozusagen eine Prüfung, ob du Bürger der Stadt Alexandria sein kannst. SimOff (also außerhalb des SPielgeschehens) heißt das, du kriegst (ich glaube) 10 Fragen zugeschickt und hast 1 Woche Zeit, die zu beantworten. Mit ein wenig Lesearbeit und der guten alten Freundin Wikipedia geht das aber sehr gut.
    Wenn du die Ephebia hast, dann hast du innerhalb von Alexandria das aktive wie passive Wahlrecht.



    So, dann noch was zu den Christen: Also, wirklich verfolgt werden sie nicht. Aber sie werden im allgemeinen verlacht und verspottet, weil ihre Religion so anders ist. Und man sieht sie durchaus auch als Gefährdung der Pax Deorum, weil sie sich so beharrlich weigern, die Existenz der Götter anzuerkennen. Und - noch schlimmer für den aufrechten Römer - die Göttlichkeit der Kaiser. Misstrauisch ist man auch, weil die Religion vor allem bei Sklaven sehr beliebt ist, die ja vom römischen Selbstverständnis her noch ncihtmal so wirklich Menschen sind, geschweige denn so eine Entscheidung einfach ohne Einverständnis ihres Herrn treffen können. Sklaven haben ja eigentlich wie jedes andere Hausmitglied den Hausgöttern und den Ahnen zu opfern, und nciht so einem Zimmermannshansel, der auch noch Aufwiegler war ;) Aber du musst jetzt nicht gleich befürchten, auf Sicht abgeführt und an den nächsten Löwen verfüttert zu werden. (Gut, aktuell ist in Italia die Pax Deorum gestört, da ist die Gefahr wohl etwas gestiegen :D Aber im Allgemeinen gilt: Solange du es nicht schreiend auf dem Marktplatz verkündest und alle aufforderst, die Tempel niederzubrennen, sondern dich bedeckt hältst, ist alles im Grünen Bereich)


    In Alexandria gibts jetzt in Bezug auf Christentum einen "kleinen" Sonderstatus, denn dort ist die jüdische (und damit auch die christliche) Gemeinde sehr groß. Zwar schaut man auch da, dass die Christen keine höheren Ämter innehaben, denn die Religion der Griechen unterscheidet sich nur unwesentlich von der der Römer, allerdings lässt man die Christen in ihrem Viertel (was das "Delta" wäre) weitestgehend in Ruhe. Man weiß, da gibt es Christen, aber solange die brav Steuern zahlen und ihre Lehren nicht zu heftig verbreiten, toleriert man sie eben. Vor allem wegen ihrer Anzahl :D



    Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Ansonsten frag ruhig weiter, hier beißt keiner :D

    Irgendwen musste sie doch kennen...
    Axilla sah sich unauffällig um, mittlerweile einen Weinkelch in der Hand. Getrunken hatte sie nichts, er diente eigentlich nur dazu, dass sie sich an irgendwas festhalten konnte und ihre Hände etwas zu tun hatten. Aber sie kannte hier niemanden. Nichtmal Piso sah sie, an den sie sich hätte hängen können, um so erstmal Anschluss zu haben. Aber hier liefen Senatoren herum... und noch mehr Senatoren... und noch mehr Senatoren... Axilla glaubte, sie hatte noch nie so viele fette, rote Streifen auf einem Haufen gesehen. Allerdings war das auch nicht weiter schwer, da es weder auf dem Landgut in Hispania noch in Alexandria Senatoren gegeben hatte. Eigentlich kannte sie nur zwei, Decimus Livianus und Aelius Quarto. Ersterer war in Germania und letzterer bei seinem Bruder. Oder anders ausgedrückt: Niemand bekanntes war hier. So wirklich gar niemand. Und sie traute sich nicht, einfach irgendwen anzusprechen und ein Gespräch anzufangen.
    So stand sie ähnlich einer Statue – schön anzuschauen, aber reichlich stumm – erstmal nur da und überlegte, wie sie vielleicht doch mit irgendwem ins Gespräch kommen konnte. Immerhin war sie ja deshalb hier so hergekommen. Hätte sie nur stumm herumstehen wollen, hätte sie auch in unauffälligem Schwarz gehen können, von oben bis unten in festen Stoff gewickelt.


    Und dann kam doch jemand, den sie erkannte. Egal, wie er lief, egal, wie er aussah, Axilla erkannte ihn gleich, und sie erschreckte sich. Der Weinkelch rutschte ein wenig in ihrer Hand und wäre ihr beinahe entglitten, aber gerade noch rechtzeitig packte sie wieder zu, so dass sie nur ein paar Tropfen auf den Boden verschüttete, die ihr über die Hand liefen. Das Weinglas erschrocken weghaltend und an sich herunterschauend stellte sie glücklicherweise fest, dass sie sich nicht bekleckert hatte, und auch gleich war ein Sklave bereit, der ihr ein weiches Tuch für ihre Hand reichte. Das gemurmelte “Danke“ hatte ein kurzes Aufblicken des Mannes zur Folge, der irgendwie auch leicht verwirrt schien, aber sofort war er auch Wortlos wieder verschwunden mitsamt dem Tuch, das ihren Fauxpas einfach weggewischt hatte.
    Es war keine wirklich lange Unterbrechung gewesen, aber lange genug, dass Axilla Vala in der langsam größer werdenden Menge erst wieder suchen musste. Einen Augenblick glaubte sie schon, sie hätte sich geirrt, ihr Wunsch, jemand bekanntes zu sehen sei einfach so groß gewesen, dass ihre Augen ihr einen Streich gespielt hätten. Aber schon eine Sekunde später sah sie den dunklen Stock, und dann auch den Mann, der sich darauf stützte. Er stand da und sah aus, als hätte er Schmerzen. Und etliche, rote Striemen zeigten auch, wo diese herrühren mochten. Was war passiert? Was war da geschehen? Und wieso wusste sie nichts davon? Ohne darüber nachzudenken, wo der Duccier gerade war - nämlich bei dem baldigen Verlobten, den Axilla noch nichtmal so richtig begrüßt hatte bislang – machte Axilla ein paar Schritte auf ihn zu. Sie wollte ihn fragen, was passiert war, wollte sich versichern, dass alles in Ordnung war. Sie wollte... sie hatte keine Ahnung, aber sie wollte hier nicht herumstehen und nichts tun.
    Doch kaum zwei Schritte weit gelangte sie, da sah sie SIE. Sie hatte ihre Hand ganz leicht an Vala gelegt in diesem Moment. Und sie stand neben ihm. Sie lächelte zwar den Aurelier an, aber so, wie sie da stand, wie sie neben Vala stand... er war mit ihr hergekommen. Sie begleitete ihn. Sie war bei ihm, obwohl er aussah, als wäre er gerade vom Schlachtfeld gekommen, nur notdürftig zusammengeflickt. Ihr Vater hatte auch viele Narben gehabt von den vielen Schlachten, aber keine solchen. Und auch allesamt nie so frisch, wenn er nach Hause gekommen war. Axillas Schritt stockte, und einen Moment wusste sie nicht, was sie denken sollte. Oder fühlen. Da war so eine kalte Hand um ihren Magen. Sie besah sich die Frau noch ein wenig näher. Sie war hübsch. Oder nein, sie war wunderschön. Ihr Haar... sicher hatte das Stunden gedauert. Axilla kam ihre im Moment geradezu lächerlich vor. Genauso das Kleid. Angesichts der Art, wie sie ihres trug, so hoheitsvoll und nobel, kam sich Axilla fast schäbig dagegen vor. Ihr Kleid war aus der besten Seide, die es in Alexandria gegeben hatte, von Urgulanias Näherinnen in endloser Kleinarbeit vernäht und angepasst worden, bis jeder Stich unsichtbar und perfekt war. Und doch kam sich Axilla gerade albern darin vor. Ihr Schmuck zu blass. Ihr Auftreten zu ärmlich.
    War Vala wirklich mit dieser Frau hier? Du bist eine Iunia! Dein Kleid ist aus der teuersten Seide! Diese Farbe bekommt man hier in Rom nicht einmal, denn du hast den Stoff selbst färben lassen! Deine Familiengeschichte reicht bis in die Gründungszeit von Rom zurück und ist gespickt mit Senatoren und Konsuln! ermahnte sie sich in Gedanken und nahm den Kopf wieder stolz etwas höher. Sie musste sich nicht verstecken. Wenn Vala mit dieser Frau hier war, dann... dann war das eben so. Was machte das schon? Sie waren ja nur Freunde. Das hatte sie auch Archias immer gesagt. Vala war ein ehrenvoller Mann, natürlich konnte er da auch eine Frau aus der Nobilitas auf so eine Feier begleiten. Denn da war sich Axilla dann doch ziemlich sicher, dass die unbekannte Frau die Einladung wohl erhalten hatte, so wie sie damals die von Tiberia Septima und Aurelius Ursus, und ihn nur als Begleitung mitnahm.
    Und da sie nur Freunde waren, konnte sie ihn ja auch gleich fragen, was los war. Ganz unverbindlich. Und... unverbindlich eben! Sie nahm einen kleinen Schluck Wein, auch wenn sie wusste, wie dumm diese Idee war. Bacchus liebte sie ein wenig zu sehr, auch wenn sie dem Gott nicht so zugetan war. Und dann trat sie in die Nähe, so dass Vala sie bemerken würde, wenn er den Kopf hob, aber nicht so nah, als dass sie einfach in das Gespräch geplatzt wäre. Wobei vermutlich jeder halbwegs aufmerksame Beobachter ihr Hinzutreten durchaus auch bemerken würde, unauffällig war sie ja nicht gerade.

    http://www.imperiumromanum.net/cms.php?a=v&p=26


    Da du dich im Spiel (SimOn) auch auf mehreren Zeitebenen fortbewegen kannst, kannst du auch in beiden Einrichtungen gleichzeitig Kurse machen. Das musst du nur selber wissen, wie viel Zeit du aufbringen kannst, ob du das denn auch wirklich gleichzeitig machen willst.


    Da du Civis bist, kostet der erste Cursus Res Vulgares dich nichts. Diese werden immer regelmäßig durchgeführt, den letzten hast du jetzt knapp verpasst, der war letzte Woche. Der nächste wird wohl in ca. 2 Monaten dann stattfinden. Da einfach dann anmelden, wenn die Kurse verkündet werden.


    Weiterführende Kurse (Cursus Continuus) kosten beim ersten Kurs 500 Sesterzen, aber du hast da sicher einen reichen Verwandten, der dich sponsorn kann. Ich bin mir grad aktuell nicht sicher, ob man für einen CC erst einen bestandenen CRV machen muss, aber das kann dir sicher auch jemand beantworten.

    Es hatte im Grunde nur zwei Möglichkeiten gegeben, wie Axilla mit dieser Einladung hätte umgehen können. Nungut, eigentlich drei, aber die, dass sie sie ausschlug, war eigentlich keine Möglichkeit, die in Frage gekommen wäre. Folglich blieben nur zwei Möglichkeiten übrig. Sie wusste, dass sie nichts dagegen tun konnte, dass die Leute über den Tod ihres Mannes redeten. Sie wusste, dass sie an der Art oder gar an dem Ort seines Dahinscheidens nichts ändern konnte. Sie wusste, dass es auch Gerede gab wegen den beschlagnahmten Besitztümern ihres Mannes. Das waren die Sachen, an denen sie nicht das geringste ändern konnte, egal was sie machte. Also blieben folgende zwei Möglichkeiten: Sie konnte sich verstecken. Möglichst unauffällig und in Trauerkleidung auf diese Feier huschen, nur hier und da hallo sagen und versuchen, möglichst unbemerkt das ganze durchzustehen, ohne dass jemand Notiz von ihr nahm. Das war die eine Möglichkeit.


    Axilla hatte sich für die zweite entschieden.
    Malachi, selbst ziemlich opulent ausstaffiert, hatte sie bis zur Villa Flavia begleitet und wartete nun bei den übrigen Sklaven. Axilla war sich sicher, dass er hier in guten Händen war, und auch, dass er nichts anstellen würde. Sie selbst ließ sich ins Tablinum führen. Bevor sie letztendlich eintrat, atmete sie noch einmal kurz durch. Jetzt gab es kein Zurück mehr.


    Ihr Kleid war aus feiner, ägyptischer Seide gefertigt und von sanftem Grün. Jedoch war es nicht nach römischer, matronenhafter Art hoch geschlossen, sondern in der durchaus modisch begehrten Art eines griechischen Chitons aus Alexandria geschnitten. Das wiederum hieß, dass es ein freizügiges Dekolleté besaß, und auch, dass es an ihrer linken Seite einen Schlitz bis hinauf zu ihrem Po hatte, der allerdings nur beim Gehen sich öffnete und so einen kurzen Blick auf ihre glatten Beine freigab. Doch damit nicht genug. Axilla wusste, dass dahin wohl der ein oder andere Blick wandern würde, also hatte sie extra am gestrigen Tag eine Frau mit Henna kommen lassen und diese recht üppig dafür entlohnt, ihr ein Muster ähnlich einer Efeuranke auf die Haut zu zaubern. Von ihren Knöcheln aufwärts wand sich so eine feine Ranke angedeuteter Blätter und verschwand irgendwo unter dem Kleid, dem Betrachter einige Phantasien überlassend, wo sie wohl enden mochte. Passend dazu waren auch in ihrem Haar ein paar winzige, goldene Blätter in Form des immergrünen Efeus eingeflochten, verbunden durch feine, goldene Bänder. Ein guter Teil ihrer Haare fiel lockig über ihren Rücken hinunter, während der Rest sehr modisch so zusammengesteckt war. Dazu noch eine feine, goldene Kette mit grünen Steinen um den Hals, ein passender Gürtel, und feine Leder-Sandalae, die sie so als halbe Nymphe diesen Raum betreten ließen.


    Einen Augenblick hielt sie die Luft an und bekämpfte jeden Fluchtreflex, als sie merkte, dass sie bemerkt worden war. Vielleicht wäre still, leise und unauffällig doch die passendere Wahl gewesen, aber nun war es zu spät. Und, bei den Göttern, wenn sie sich schon das Maul über sie zerreißen wollen würden, sollten sie etwas als Anlass haben, an dem Axilla auch schuld war! Sie schluckte also ihre Nervosität hinunter und ging zu der Person, von der sie annahm, dass sie ihr Gastgeber war. Sie kannte ja im Grunde genommen niemanden hier im Raum, noch nicht einmal vom Sehen. Aber bei dem älteren Herrn standen mal mehrere Personen zur Begrüßung, also schickte sie einfach ein strahlendes und vielleicht etwas betörendes Lächeln in diese Richtung. Darauf, etwas zu sagen, verzichtete sie lieber im Moment, ehe sie doch den Falschen begrüßte.

    Ein Bad? Was sollte das nützen? Würde sie damit ihre Gedanken betäuben können? Oder die Bilder? Würde sie im Wasser Antworten finden? Axilla war nicht nach baden. Im Grunde war ihr trotz aller Müdigkeit auch nicht nach schlafen. Ihr war nach Laufen. Einfach nur rennen, bis der Schlag ihres Herzens alles übertönte. Laufen, bis die Muskeln mehr brannten als jeder andere Schmerz. Laufen, bis ihr ihre brennende Lunge keine Wahl ließ, als gleichmäßig zu atmen oder zu ersticken. Und während dieser ganzen Zeit einen großen Abstand zu bringen zwischen sich und dem allem hier. Einfach nur weit weg, wo sie sich dann nicht einsam zu fühlen hatte, sondern schlicht allein. Wo sie sich auch keine Gedanken machen musste, was sie machen sollte, weil es ganz weit weg war. Wo keine Fragen kamen. Ja, danach war Axilla.
    Aber Serrana fragte sie nach dem hier und jetzt, und wohin hätte sie auch nun laufen können? Die Stadt war um sie herum, nicht offenes Feld und Wald. Sie war kein Kind mehr, das einfach flüchten konnte. Sie war eine erwachsene Frau. Sie konnte nicht weglaufen. Sie wusste sowieso nicht, wohin. “Nein, ich... ich lass meine Sachen aus dem Palast hierher holen. Ich geh da nicht hin zurück.“ Dieses Haus hier war wenigstens ein wenig Freiheit für sie, ein wenig Abgeschiedenheit und ein Rahmen, den sie überschauen konnte. Der Palast, das war für sie nur ein Platz, an dem sie unter Beobachtung stand. Und was wollte sie dort überhaupt? Dort hatte sie nichts verloren.
    “Ich weiß nicht, ich... muss das die nächsten Tage sehen“, antwortete Axilla noch auf die zweite Frage. Ämter, Papiere... sie wusste nicht, ob sie da noch irgendwas brauchte. Im Moment wuchs ihr das alles einfach nur über den Kopf, und sie hatte keine Ahnung, was da noch auf sie zukam. “Piso wollte sich um alles kümmern. Ich... geh jetzt ins Bett.“ Axilla wusste einfach nicht, was sie sonst machen sollte. Es war einfach alles gerade nur zu viel und zu groß. Sie ging an Serrana vorbei zur Tür. Kurz blieb sie noch einmal stehen, zögerte. Ein Gefühl überkam sie, als müsse sie sich bei der Cousine bedanken, für den Beistand eben. Als solle sie etwas sagen. Und ein Teil von ihr wusste auch, dass dies ein gewaltiger Schritt in die eigentlich richtige Richtung gewesen wäre. Es hätte sie näher zusammen gebracht, oder zumindest die Kluft zwischen ihnen beiden verkleinert. Sie wusste das. Aber sie konnte einfach auch nicht ganz aus ihrer Haut. Nach kurzem zögern also ging sie ins Haus und nahm ihr schlechtes Gewissen dabei mit, ohne etwas noch zu sagen.