Beiträge von Iunia Axilla

    Sim-Off:

    Dieser Eid ist NICHT historisch, sondern selbstgebaut und soll lediglich als Vorlage dienen. Historisch schworen Gladiatoren, ihr Leben in Ehre und Würde zu führen (und zu beenden) und auch Treue untereinander wie gegenüber ihren Herren. Ebenso schworen sie, jede Strafe hinzunehmen. Allerdings habe ich persönlich keine Quelle mit genauem Wortlaut gefunden.


    Ich, <Name>, schwöre hiermit meine Treue gegenüber dem Ludus Magnus. Ich werde jedem Befehl Folge leisten, ohne ihn in Frage zu stellen oder zu zögern. Ich schwöre, mein Leben in Ehre, Würde und ohne Klagen zu führen. Ich schwöre, keine Angst zu zeigen.
    Die Gladiatoren des Ludus Magnus sind meine Brüder, und wie solche werde ich sie behandeln. Ich werde sie mit Achtung und Respekt behandeln und ihnen nicht vorsätzlich schaden. Wenn sie gestorben sind, werde ich dafür Sorge tragen, dass sie ein anständiges Begräbnis erhalten und ihre Familien, so es in meiner Macht steht, versorgt sind.
    Doch sollte ich ihnen in der Arena gegenüber stehen, werde ich dennoch mit all meinem Können und meinem Geschick gegen sie kämpfen, selbst wenn das heißt, sie zu töten.
    Der Lanista sei für mich wie ein Vater. Ich werde ihm gehorchen und seine Entscheidungen nicht in Frage stellen.
    Sollte ich die Erwartungen, die an mich gestellt werden, nicht erfüllen, so schwöre ich, jede Strafe hinzunehmen, sei es durch Schlagen, durch Feuer oder durch das Schwert. Selbst meinen Tod werde ich in Würde hinnehmen, ohne mich zu beklagen.Sollte ich meinen Schwur brechen, so mögen Götter und Menschen mich jagen und töten und mein Name auf alle Zeit vergessen sein, denn verflucht sei der, der seine Brüder verrät.

    Novicus
    Jeder neue Gladiator startete als Novicus. Hier wurde das Grundtraining mit ihm absolviert und er an das Maximum seiner körperlichen Leistungsfähigkeit getrieben, um ihn fit für die Arena zu machen, Trainiert wurde hier mit Holzwaffen, die üblicherweise das doppelte an Gewicht der späteren, richtigen Waffe hatten, um sicherzustellen, dass der Novicus die nötige Kraft aufbringen würde. Scharfe Waffen erhielten sie aus Sicherheitsgründen zu keiner Zeit.


    Tirones Gladiator oder Tiro
    Nach erfolgreicher Grundausbildung folgte der Rang des Tiro. Als Zeichen des Aufstieges wurde der angehende Gladiator häufig tätowiert (stigma), normalerweise auf Armen und Beinen, seltener im Gesicht. Scharfe Waffen wurden auch hier üblicherweise erst zum Kampf in der Arena ausgehändigt.


    Gladiator
    Voll ausgebildeter Gladiator.


    Veteranus
    Gladiator, der schon mehrere Siege eingebracht hat (und damit einen gewissen Wert besitzt)


    (Innerhalb der Gladiatores und Veterani gibt es ebenfalls noch einzelne Unterränge, die sich von primus palus (erster Pfahl) für den besten Kämpfer dann weiter fortsetzten (also secundus palus, tertius palus etc.)


    Daneben gab es noch höhere Ränge, die allerdings üblicherweise nicht in der Arena selbst kämpften:


    Doctor
    Die doctores waren die Trainer der Gladiatoren. Jede Gladiatorenart hatte üblicherweise ihren eigenen Trainer, der üblicherweise selbst früher Gladiator eben dieser Gattung war. Der Trainer für den Retarius beispielsweise wäre dann der doctor retarii.


    Lanista
    In etwa der 'Manager' einer Gruppe von Gladiatoren. Er betreute seine Gruppe an Gladiatoren und stand noch über den Trainern und kümmerte sich auch um die Organisation der Termine für die Arena und der Akquise neuer Gladiatoren. Häufig war der Lanista selbst einmal Gladiator. Doch jeder mit genügend Startkapital konnte sich selbst zum Lanista machen. Es sind auch weibliche Lanisti belegt, wie beispielsweise eine gewisse Hecatea, die auf der Insel Tharsos einen eigenen Ludus besaß.
    Allerdings war der Beruf, nicht zuletzt wegen der horrenden Summen, die Lanisti für den Auftritt ihrer Gladiatoren bei Spielen verlangten, dermaßen in Verruf, dass sie von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen waren.



    Um nicht gänzlich von den Forderungen der Lanisti abhängig zu sein, gab es in Rom schließlich vier staatliche Ludi und höher gestellte (und zur damaligen Zeit fürstlich entlohnte) Posten.


    Procurator
    Die Procuratoren waren Staatsbeamte, die das römische Imperium in Zonen aufgeteilt hatten. Jeder Procurator war in seiner Zone dafür zuständig, neue Talente zu finden und die staatlichen Talentschmieden mit diesen neu ausgehobenen Gladiatoren zu versorgen


    Director
    Die vier großen Ludi Roms (Ludus Magnus, Ludus Dacicus, Ludus Gallicus und Ludus Matutinus) unterstanden einem Director. Dies war ein hoch angesehener politischer Posten, der vor allem sehr gut bezahlt war. Für die directores des Ludus Magnus sind Jahresgehälter von 200.000 Sesterzen überliefert.
    Die directores sorgten dafür, dass Ausbildung und Qualität der Gladiatoren gesichert war. Aufgrund aber üblicherweise fehlender Praxiserfahrung verließen sie sich hierbei wohl auf ihre doctores und waren vor allem verwaltend und vermittelnd tätig.



    Daneben lebten in einem Ludus noch eine Vielzahl anderer Angestellter, wie Medici, Köche, Sklaven, Masseure...

    Genaue Regeln für die Kämpfe lassen sich aus heutiger Sicht nur schwer rekonstruieren. Allerdings gab es derer wohl einige, vor allem, wenn zwei ausgebildete Gladiatoren einander gegenüberstanden.
    Lässt man die Verurteilungen ad gladium beiseite und beschränkt sich auf die Kämpfe zwischen Gladiatoren, so stellt man ein gewisses „Fair Play“-Element fest. Die Kämpfe wurden so gestaltet, dass in etwa zwei gleichstarke Gladiatoren einander gegenüberstanden (nicht zuletzt, um die Kämpfe spannend zu halten). Die verschiedenen Gattungen waren einander genau zugeteilt, so dass meist entweder gleichartige Gladiatoren gegeneinander kämpften, oder aber ein schwer gepanzerter (und damit langsamer) gegen einen leicht gepanzerten (und damit wendigen) Typus.


    Es gab in der Regel 2 Schiedsrichter, die auf die Einhaltung der Regeln achteten. Sie leiteten auch Pausen ein, wenn die Gladiatoren erschöpft waren oder aber sich Riemen an ihrer Ausrüstung lösten. Vor allem aber sorgten sie dafür, dass ein überlegener Gladiator nicht weiter attackierte, wenn sein Kontrahent sich ergab.
    War ein Gladiator unterlegen, streckte er zum Zeichen, dass er aufgab und um Gnade bat, einen Zeigefinger oder legte seine Waffen nieder. Ab diesem Zeitpunkt wendete sich der Schiedsrichter an den Veranstalter (im Colloseum war dies meist der Kaiser) oder aber in weiterer Instanz an das Publikum zum Fällen eines Urteiles. War der Kampf spannend und ausgewogen, wurde häufig begnadigt. Lediglich, wenn den restlichen Tag noch kein Blut geflossen war, wollte das Publikum irgendwann jemanden sterben sehen. Man kann davon ausgehen, dass, wenn ein Gladiator die ersten Kämpfe seiner Karriere überstanden hatte, nur in etwa jeder achte starb.


    Ein Kampf konnte auch durch Schiedsrichterentscheid unentschieden ausgehen, wenn beide Gladiatoren an Können gleich waren und sich gegenseitig nur erschöpften bzw. beide verletzt wurden.

    Es gab kein einheitliches Trainingsprogramm für alle Gladiatoren. Jeder Gladiator wurde zu Beginn seiner Karriere einer ganz bestimmten Gladiatorengattung zugeteilt. Er erhielt einen speziellen Trainer doctor, der ihn und andere, gleichartige Gladiatoren trainierte.
    Schwer gewappnete Gladiatoren waren langsamer und schwerfälliger und hatten damit andere Techniken zu erlernen wie leicht gewappnete, mobile Gladiatoren. Das Training war also abgestimmt auf den jeweiligen Typ.


    Generelle Trainingsmethoden sind aber auch überliefert.
    Trainiert wurde hauptsächlich mit Holzwaffen (lusoria arma), die das doppelte an Gewicht der späteren Metallwaffen aufwiesen. Damit wollte man sicherstellen, dass die Gladiatoren die nötige Kraft aufbringen konnten, zu kämpfen, und zudem verringerte man das Verletzungsrisiko bei allen Beteiligten.
    Als Zielobjekt diente ein großer, hölzerner Pfahl, genannt palus. Jeder Rekrut hatte seinen eigenen, der fest in der Erde verankert war. An diesem konnte der Gladiator besonders Todesstöße trainieren, ohne selbst seine Deckung zu gefährden. Auch übte er hier, mit seiner Waffe zu stechen und sie nicht zu schwingen. Kämpfe in Paaren gegeneinander waren aufgrund des Verletzungsrisikos selten.
    Eine weitere Apparatur war eine Konstruktion auf einem drehbaren Sockel, geformt wie ein Mensch. In der einen Hand hatte diese ein Schild, in der anderen wohl einen Sandsack o.ä.. Ziel war es, den Dummy am Schild zu treffen, ohne selbst von dem Sandsack bei der unausweichlichen Drehbewegung des Apparates getroffen zu werden.


    Ein weiterer, wichtiger Bestandteil des Trainings war es, den Gladiatoren beizubringen, wie sie zu sterben hatten. Dazu musste der Gladiator knien, während ein anderer zum (nicht ausgeführten) Todesstoß ansetzte. Einem Gladiator war es nie erlaubt, Angst zu zeigen, daher würde diese Übung recht häufig trainiert. Der Todesstoß erfolgte von Oben in den Hals oder zwischen die Schulterblätter. Es wurde erwartet, dass der besiegte Gladiator diesen ruhig kniend hinnahm.
    Doch diese Art des ehrenvollen Todes war nur Gladiatoren vorbehalten. Noxii, also verurteilten Verbrechern, wurden im Kampf selbst getötet, ohne Möglichkeit, aufzugeben. Zur Sicherheit wurde diesen noch abschließend von einem als Charon gekleideten Gladiator der Schädel mit einem Hammer oder einer Keule zertrümmert.


    Auch wurde den Gladiatoren die strenge Einhaltung der Regeln innerhalb der Arena beigebracht. Von ihnen wurde auch im Kampf um das eigene Leben immer ehrenvolles und diszipliniertes Handeln verlangt.

    Das Leben der Gladiatoren ist im Wandel der Zeit zu sehen.
    Die ersten Gladiatoren waren Kriegsgefangene, Kriminelle oder Sklaven, die in diese Rolle gezwungen wurden. Häufig waren sie dazu verurteilt, durch das Schwert zu sterben (damnati ad gladium), und konnten ihr Leben durch das Gladiatorendasein damit nur verlängern. Diese Gladiatoren waren immer schwerst bewacht.
    Und durch diesen Ursprung lassen sich auch die unterschiedlichen Arten der Gladiatoren und ihr aussehen erklären, stellten sie doch das dar, was sie häufig waren: Kriegsgefangene. Rom wollte die fremdländischen Kämpfer sehen, von denen sie sonst nur hörten. Doch die Zeiten änderten sich, Kriege gingen vorüber und aus ehemaligen Feinden wurden nicht selten Bürger der Imperiums oder aber Verbündete. Doch den Römern verlangte es nach wie vor nach Gladiatorenspielen.
    Und ab da begann der Wandel für die Gladiatoren. Sie waren nicht mehr nur Kriegsgefangene oder Verurteilte, die man öffentlich auf diese Weise hinrichtete, sie waren Teil der Volksbelustigung. Und als solcher war es auch für den jeweiligen Lanista vorteilhaft, wenn seine Gladiatoren möglichst lange lebten und möglichst viele Kämpfe gewannen. Also investierten sie Zeit und Geld in ihre Gladiatoren, um ihnen bestmögliche Siegchancen zu garantieren.



    Das Leben eines Gladiators war verglichen mit der durchschnittlichen Bevölkerung nicht schlecht. Zwar mangelte es ihm an Freiheit und er hatte kein Recht auf sein Leben, es bestand die Chance, dass er starb. Die Tätowierungen an Armen, Beinen und im Gesicht, die er nach abgeschlossener Grundausbildung erhielt, machten es ihm so gut wie unmöglich, zu fliehen und irgendwo im Imperium unbemerkt unterzutauchen.


    Allerdings gab es auch viele positive Dinge im Leben eines Gladiators.


    Es gab 3 Mahlzeiten am Tag.
    Neue Gladiatoren (Novici) mussten diese üblicherweise schweigend einnehmen, während sie in Ketten gelegt und nur in kleinen Gruppen beisammen waren. Ein hohes Maß an Disziplin wurde von ihnen verlangt, und die Ketten wurden nur zum Training abgenommen. Wenn ein Gladiator allerdings voll ausgebildet war und sich ein gewissen Vertrauen auch erarbeitet hatte, fielen diese Vorschriften auch weg.
    Das Essen war reichhaltig und ausgewogen. Vor allem viel Protein für den Muskelaufbau wurde gereicht. So gab es Fleisch, Fisch, Gemüse, Trockenobst, Käse, Olivenöl, Eier und Brot. Teilweise wurde die Ernährung aber bewusst kohlehydratreich gestaltet, damit die Gladiatoren leichte Fettpolster bildeten, um sich gegen ernsthafte Verletzungen zu schüten.
    Gladiatoren tranken immer nur Wasser, keinen Alkohol.


    Auf tägliche Hygiene wurde sehr geachtet. Angesichts dessen, dass die Männer auf engstem Raum miteinander trainierten und lebten, war Ansteckungsgefahr natürlich sehr groß. Und um im Krankheitsfall möglichst wenig Ausfall zu haben, wurde darauf bestanden, dass sie sich täglich zu waschen hatten. Auch standen sie unter ständiger Betreuung der Medici des jeweiligen Ludus. Zusammen mit der gesunden Ernährung war damit ihr Lebensstandard sicher höher als der der Unterschicht des römischen Volkes.


    Auch wenn Gladiatoren in ihrer gesellschaftlichen Stellung niedriger waren als gewöhnliche Sklaven, durften sich die Siegreichen großer Bewunderung erfreuen. Auch wenn es strengstens verpönt war, mit einem Gladiator zu schlafen, betrachteten viele reiche Frauen sie als DIE Sexobjekte ihrer Zeit. Vor allem die großen Festmähler vor einem Arenatag wurden häufig genutzt, damit diese Frauen ihre Idole kennenlernen konnten und wohl auch kurzen intimen Kontakt haben konnten. Faustina, die Mutter von Kaiser Commodus, soll ihren Sohn mit einem Gladiator gezeugt haben – wobei diese diese Geschichte erfunden haben mag, um noch mehr herauszuragen aus der Masse.
    Ansonsten gab es Sklavinnen, die auf Veranlassung des Lanistas zu den Gladiatoren in die jeweiligen Kammern geschickt wurden. Einige wenige Gladiatoren hatten auch Frauen, vor allem solche, die sich selbst an die Ludi verkauft hatten und eigentlich freie Männer waren (Auctorati).


    Gladiatoren wurden dafür bezahlt, dass sie kämpften. Außerdem durften sie alle Geschenke nach einem Kampf behalten. Obwohl sie Sklaven waren, hatten sie also eigenen Besitz. Einige besaßen sogar eigene Sklaven. Da es also sehr lukrativ war, Gladiator zu sein, und niemand erwartete, dass ein Gladiator mehr als 3-5 Jahre kämpfte, war dies für viele eine willkommene Gelegenheit, ihre Schulden zu tilgen. So verkauften sich viele Bürger selbst an die Gladiatorenschulen. Diese Auctorati mussten ebenso wie jeder Sklave oder Kriegsgefangene dieselben Eide schwören und zusätzlich ein Auctoramentum, einen Vertrag über seine eigene Verknechtung, unterschreiben.
    Die Anzahl derer, die sich als Gladiator meldeten, war zeitweise so groß, dass der Senat dies durch ein Gesetz einschränken musste. Gegen Ende der Republik soll fast die Hälfte der Gladiatoren aus Auctorati bestanden haben.


    Gladiatoren untereinander schlossen sich in in collegia zusammen. Dies war vor allen Dingen der Fall, um ein ordnungsgemäßes Begräbnis für die Gefallenen sicherzustellen, ebenso wie die ausreichende Versorgung der hinterbliebenen. Auch wenn sie in der Arena gezwungen waren, einander auch zu töten, gab es wohl innerhalb eines Ludus enge Freundschaften zwischen den Gladiatoren. Vor allem bei Grabinschriften sieht man Zeugnisse hierfür. So ist bei dem berühmten Gladiator Flamma, dem insgesamt 4 Mal die Freiheit geschenkt worden war und der sich jedes Mal wieder für das Leben als Gladiator entschieden hatte, auf seinem Grabstein in Sizilien zu lesen (hier übersetzt):


    “Flamma, secutor, lebte 30 Jahre, kämpfte 34 mal, siegte davon 21 mal, kämpfte 9 mal unentschieden und wurde 4 mal besiegt. Er war Syrer.


    Delicatus machte dies[en Grabstein] für seinen dahinscheidenden Waffenbruder“


    Allerdings erhielten nur erfolgreiche Gladiatoren solche Grabstätten. Die meisten Gladiatoren starben bei ihren ersten Kämpfen, ehe sie Berühmtheit erlangen konnten, und wurden häufig in Massengräbern dann anonym beigesetzt. Hatten sie hingegen schon einen gewissen Ruf (und entsprechende Fans), konnten sie auch durchaus einen Kampf verlieren und wurden dann vom Publikum begnadigt.

    Insgesamt konnten über 30 verschiedene Arten von Gladiatoren bislang identifiziert werden. Allerdings bekamen die Zuschauer immer nur eine kleine Auswahl zu sehen, und auch die Kampfpaare waren einander nach Art zugeordnet, um ausgeglichene Kämpfe zu erschaffen.


    Einige Arten als Übersicht:


    Leicht bewaffnete Gladiatoren



    Schwer bewaffnete Gladiatoren




    Spezielle Gladiatoren

    Die ersten, dokumentierten Gladiatorenspiele fanden anlässlich der Beerdigung von Decimus Iunius Brutus Pera im Jahr 264 v. Chr. Auf dem Forum Boarum statt. Drei Sklavenpaare, gewählt aus 22 Kriegsgefangenen, kämpften gegeneinander und lockten damit eine größere Menschenansammlung an, um das Schauspiel zu betrachten.
    Nachdem dies den Veranstaltern, den Söhnen von Decimus Iunius Brutus Pera, großen Ruhm einbrachte, folgten bald weitere römische Adelige, die mit diesen als munus (= Dienst, Plural: munera) bezeichneten Vorführungen gleichfalls ihre Verstorbenen ehrten. Da diese Form der Gladiatorenkämpfe neben den Scheiterhaufen abgehalten wurden, nannte man die Gladiatoren auch bustuarii (bustum=Scheiterhaufen). Der römische Historiker Servius schrieb dazu:
    „Es war Brauch, Gefangene auf den Gräbern tapferer Krieger zu opfern; als die Grausamkeit dieser Sitte allen erkenntlich war, beschloss man, Gladiatoren vor den Grabstätten kämpfen zu lassen [...]“


    Da sich diese Spiele immer größerer Beliebtheit erfreuten, wurden sie auch nach und nach immer größer Inszeniert, bis schließlich auch erste Sitztribünen und damit erste Arenen gebaut wurden. Zunächst waren diese aus Holz errichtet. Das erste steinerne Amphitheater zu diesem Zweck war das des Statilius Taurus um 29 v. Chr..
    Auch wurden die Varianten der Kämpfe immer erweitert, um Tierhetzen beispielsweise. Mit neuen, eroberten Völkern kamen dann auch immer weitere Gladiatorenarten hinzu, und ihre ursprüngliche Bedeutung als Spiele zu Ehren der Verstorbenen verblasste immer mehr. Als politisches Instrument wurden sie eingesetzt, oder um die Götter zu erfreuen und zu besänftigen. Sie erfreuten sich sehr großer Beliebtheit im Volk.


    Nur zu Beginn waren es nur Sklaven und gefangene, die man zum Gladiatorendasein zwang. Je weiter allerdings die Spiele sich entwickelten, umso notwendiger gestaltete es sich für die Veranstalter, die Gladiatoren professionell auszubilden. Und dies erforderte besondere Pflege des „Kapitals“, so dass die Versorgung der Gladiatoren sich stetig verbesserte. (Näheres Abschnitt „Leben eines Gladiators“)

    ... wird jemand hier einfach älter. Und daher wünsch ich der lieben, tollen, mich manchmal in den Wahnsinn treibenden, ganz und gar nicht nervenden (es aber trotzdem versuchenden), perfektionistischen, grüblerischen und ganz und gar liebenswerten
    DECIMA SEIANA
    alles Liebe zum Geburtstag. Auch wenn du mich dafür haust, ich verpetz es trotzdem :P


    Also feier schön, Schnuffi, und lass dich reich beschenken.

    Sim-Off:

    Sorry, ganz vergessen


    Im Grunde war nun alles gesagt und getan. Axilla war ihren Weber so gut wie los und würde in einigen Tagen dafür um ein paar Sesterzen reicher sein. Und sie hatte einen Tiberier ein bisschen ärgern können, was ja auch nicht schlecht war.
    “Gibt es sonst noch etwas, das du besprechen möchtest?“ fragte sie noch einmal höflichkeitshalber. Sie wollte den jungen Mann jetzt ja nicht rauswerfen. Aber von ihrer Seite war eigentlich alles gesagt.

    Serrana war mit ihren lauten Überlegungen nicht gerade hilfreich. Mehr so gar nicht hilfreich. Überhaupt und vollkommen unhilfreich, sozusagen. Was nützte es, festzustellen, dass man es nicht verschleiern konnte, und Wahnsinn als Erklärung nicht wirklich gut war? Einzig der Einwurf mit den Nemoralia brachte Axilla dann doch kurz ins Stocken. Ob das wirklich darüber hinwegtäuschen konnte? Würden die Leute darüber das Gerede über Archias vergessen? Es war eine kleine Hoffnung, aber immerhin besser als nichts.
    Axilla behielt einen leicht zweifelnden Gesichtsausdruck bei, wurde aber insgesamt ruhiger. Vielleicht würde ja wirklich Gras über die Sache wachsen. Vielleicht... ja, ganz vielleicht hinterließ es wenigstens auf diesem Gebiet keine bleibenden Spuren. Wenigstens etwas. Die Bilder in ihrem Kopf würde sie wohl nicht so einfach auslöschen können, aber daran dachte sie jetzt einfach am besten auch gar nicht.


    Und dann sagte Serrana etwas, bei dem Axilla erst jetzt auffiel, dass sie es ja gesagt hatte. Wir. Hatte sie das wirklich gesagt? Es war ihr herausgerutscht, sie hatte es nicht absichtlich gemacht. Dennoch ein komisches Gefühl, ein „wir“ von Serrana zu hören. Kein wirklich schlechtes Gefühl, nur verdammt ungewohnt. Irgendwie befremdlich.
    “Ähm, ja“, schloss Axilla nur lahm und reichlich verwirrt und rieb sich daraufhin die Schläfen. Irgendwie war dieser Tag zu viel für sie. So vieles, was sie nicht begreifen konnte, das sie nicht fassen oder erklären konnte. Da war das „wir“ noch mit das kleinste von allem. Und dennoch beschäftigte sie das im Moment fast am meisten.
    “Ich glaube, ich sollte etwas schlafen...“ Eigentlich war es erst Nachmittag und damit viel zu früh, dennoch fühlte sich Axilla wie erschlagen. Und eine bessere Idee hatte sie auch nicht.

    Zitat

    Codex Universalis
    Anhang des Codex Universalis
    Pars Secunda - Lex Mercatus
    § 3 Betriebe
    (5) Senatoren, Mitgliedern des Ordo Senatorius und Patriziern ist es verboten, andere Betriebe zu besitzen als solche, welche der Produktion landwirtschaftlicher Güter und deren Weiterverarbeitung dienen.


    Das ist nun die einzige Einschränkung, die ich kenne. Und Wolle fällt wohl unter landwirtschaftliche Produkte. Steht sogar im schönen Beispiel explizit drin:

    Zitat

    ORIGINAL
    Bleiben wir bei obigem Beispiel und wenden wir Lex Mercatus § 3 Absatz 5 an: Der Patrizier/Senator darf eine Schafzucht besitzen, denn diese ist ein landwirtschaftlicher Betrieb. Der Patrizier/Senator darf ferner eine Spinnerei besitzen um das Produkt der Schafzucht, die Wolle, zu Garn zu verarbeiten.


    Wenn ich jetzt also irgendwas übersehen haben sollte, weshalb ich die eigentlich nicht verkaufen dürfte, wäre ich über Erleuchtung sehr erbaut.

    Einen Augenblick lang starrte Axilla das Taschentuch nur an. Sie wollte von Serrana nichts annehmen. Und erst recht wollte sie kein Taschentuch annehmen. Das würde heißen, dass sie zugab, dass sie weinte. Sie wollte nicht weinen. Trotzig wischte sie ihre Tränen noch einmal mit dem Handrücken weg, ehe sie sich dann doch mit einem zornigen Luftholen das Taschentuch nahm. Es nützte ja nichts. Sie weinte. Und mit dem Taschentuch ging es einfacher. Es war kindisch, es nicht zu nehmen – auch wenn ihre Bewegung, mit der sie es genommen hatte, nicht weniger kindisch gewesen war. Sie wischte sich über die Augen und putzte auch einmal die Nase, ehe sie das Tuch einsteckte. Wenn es gewaschen wäre, würde Serrana es zurückbekommen. Wenns ie es nicht vergaß.
    Ihre Frage brachte Axillas Wut erneut zum hochschießen. Woher sollte sie denn JETZT wissen, was man den Leuten da am besten erzählte? Sie holte Luft, verkrampfte dann aber nur in einer hilflosen Geste die Hände. “Was soll man ihnen schon erzählen können? Er hat sich vom Tarpejischen Felsen gestürzt!“ Resignierend warf sie einmal die Hände nach oben, um die Hoffnungslosigkeit dieser Situation noch zu unterstreichen. Die Leute würden darüber reden. Was sollte sie sagen? 'Mein Mann war verrückt'? Das war auch nicht besser. “Ich weiß es nicht... Kann man da irgendwas sagen? Etwas schlimmeres hätte er kaum machen können... So kann ich doch nirgends mehr hin...“ Selbstmitleid war vielleicht nicht die beste Lösung für diese Situation, aber ein wenig schwelgte Axilla dennoch darin. Axilla lief ein wenig auf und ab, nicht hektisch oder wütend, sondern nur, um etwas Bewegung zu haben und so das Gefühlschaos in geregelte Bahnen zu bekommen und sich selbst zu beruhigen. Sie atmete abschließend einmal ganz tief durch und hielt sich in Denkerpose die Hand an die Stirn, schüttelte schließlich den Kopf. Es nützte alles nichts. “Ach, sollen sie reden. Wir sind Iunii. Wir haben anderes durchgestanden. Das hier wird vorbeigehen...“ Irgendwie. Auch wenn Axilla keine Ahnung hatte, wie. Und vor allem keine Ahnung hatte, wie SIE das machen sollte.

    Ich hätte da auch noch eine Frage:


    Also vorneweg: Ich versteh natürlich, warum man das auf eine Gladiatorenschule konzentrieren möchte, eben damit man da auch ne Übersicht drüber hat und der ganze Verwaltungskram sich möglichst einfach gestaltet.


    Aber jetzt meine Frage: MUSS man das im Ludus Magnus dann machen? Ich frag konkret, weil ich durchaus Interesse hätte, da mit dem NSC-Sklaven, dessen Kauf und Teile der Ausbildung ich schon ausgesimmt habe, mitzumachen, allerdings möchte ich dazu nicht den Ludus wechseln. Historisch gesehen wurden Thraker eben im Ludus Dacicus hauptsächlich ausgebildet, während im Ludus Magnus viel die Gladiatoren ausgebildet wurden, die Pferde gebraucht haben (und damit Platz). (Falls jemand Interesse an einer sehr schön ausgearbeiteten, allerdings englischen Seite über Gladiatoren hat: klick mich, Speziell über die einzelnen, großen Ludi: Klick mich auch )
    Ich hab da nun die letzten Wochen viel recherchiert, und so wichtig sind mir die Werte nun nicht, als dass ich das alles einfach über Bord werfen würde. Dafür hab ich nun schon zu viel Arbeit auch reingesteckt und noch zu viel vor ;)
    Daher die Frage: Ist es auch möglich, dass ich da Werte bekomme, auch wenn ich Ausbildung etc. alles selber beschreibe und nicht das Angebot des Ludus Magnus annehme?

    Amüsiert beobachtete Axilla, wie der Tiberier sie erst aufziehen wollte, um dann selber reichlich hilflos aus der Wäsche zu gucken, weil er sich nicht sicher war, ob das von ihr nun ein Scherz oder doch nicht war. Verschwörerisch sah sie ihn an, und antwortete, wie es jeder Mann vermutlich zutiefst hasste. “Vielleicht.“ Ihre Stimme hatte dabei diesen vielsagenden Unterton, den man auch anschlug, wenn man flirtete, den Axilla aber gerade nur dazu benutzte, um ihn noch ein wenig mehr zu ärgern. Wenn sie schon nicht handeln konnte, wollte sie wenigstens etwas spielen. “Wenn du in einem Monat einen Beschwerdebrief bekommst, weil du es vergessen hast, weißt du es sicher.“ Ihr Lächeln war aber so offen und unschuldig, wie es nur sein konnte, während sie ihn so einen Moment nur ansah, ehe sie lachen musste.
    “Gut, dann mache ich die Urkunde fertig und lasse sie dir von einem Sklaven morgen in die Villa Tiberia bringen. Du kannst ihm dann das Geld gleich mitgeben. Das ummelden beim Ädil machst du dann aber selber.“**
    Axilla wartete, ob er mit diesen Bedingungen so einverstanden war oder ob er noch etwas einzubringen hatte.


    Sim-Off:

    ** Kannst das dann im entsprechend WiSim-Thread einfach melden mit Link auf hier

    Und jetzt weinte sie doch, und Axilla hasste sich dafür. Sie wollte nicht so schwach und jämmerlich und ängstlich sein, nicht so verletzlich. Sie wollte eine römische Matrone sein, wie Urgulania wollte sie sein, und konnte es nicht. Wütend wischte sie immer wieder die Tränen weg und zog die Nase hoch, versuchte, ruhig zu atmen, aber es ging nicht. Immer wieder schüttelte sie den Kopf, als müsse sie die Sache vor sich selbst leugnen. Als müsse sie sich selbst maßregeln, nicht so zu weinen. Aber das gelang nur unzufriedenstellend.
    Serrana redete von ihrem Mann. Ihrem perfekten Germanicus in ihrem perfekten Leben. Der in seiner perfekten Lage ja auch sah, was Archias angerichtet hatte mit seinem Sprung. Axilla drehte kurz den Kopf zu Serrana und blitzte sie verletzt an, enthielt sich aber eines Kommentars. Es hatte ja ohnehin keinen Sinn! Was sollte sie auch sagen? Sedulus hatte ja recht. Es war rücksichtslos von ihm. Es war schrecklich. Ein Glück, dass weder Kaiser noch Quarto in Rom weilten und es daher nicht so mitbekamen und sich dem Spott, der sicher folgen würde, stellen mussten. Was hatte er sich nur dabei gedacht?
    “Doch, er hat mir einen Brief hinterlassen“, meinte sie immernoch zornig und die Tränen nur schwer unter Kontrolle haltend. Immer wieder musste sie doch schniefen, auch wenn sie sich bemühte, es nicht zu tun. “Er hat wirres Zeug geschrieben, dass er mich liebt und jemand ihm alles kaputt machen würde. Irgendwas von einer Sandburg.“ Axilla wusste es auch gar nicht mehr so genau, und den Brief hatte sie auch nicht mehr. Der war wohl im Chaos des Tages verloren gegangen. Und sie winkte auch einfach ab. “Egal...“ sagte sie nur und versuchte damit, sich selbst zu überzeugen, auch wenn ihr das nicht gelang. Es war ihr eben nicht egal. Aber wenn sie noch weiter darüber nachdachte, bekam sie Kopfschmerzen.

    Sicherheitshalber ging Axilla einen Schritt rückwärts, als Serrana sich zur Seite beugte und wohl nur die vorgehaltene Hand verhinderte, dass sie sich das heutige Essen nochmal durch den Kopf gehen ließ. Sie war fest überzeugt, dass ihre Cousine sich gleich übergeben würde, aber der Stolz behielt wohl drinnen, was nicht raus sollte. Trotzdem hielt Axilla den Sicherheitsabstand bei. Auch wenn sie ihr Kind verloren hatte, sie erinnerte sich an die ersten Schwangerschaftsmonate. Selbst wenn sie da gedacht hatte, sie sei nur krank, die Kotzerei würde sie so schnell nicht wieder vergessen.
    Als dann Serranas Erklärung kam, blieb Axillas Gesichtsausdruck reichlich skeptisch. Das wollte sie ihr sagen? Dass Archias es mit ihr lieb gemeint hatte? Und darum machte sie so ein Trara? Oder meinte sie, dass Archias diesen Aufstand gemacht hatte, weil sie das Kind verloren hatte, und das damit also ihre Schuld sei? Die Wut kam wieder hoch bei dem bloßen Gedanken daran.
    “Du, du weißt ja gar nicht, wovon du redest“, schnappte Axilla kurz in dem kläglichen Versuch, sich zu beherrschen. Tränen kamen wieder, und auch die Bilder vom heutigen Morgen, und nun war sie es, der wieder schlecht war. Zornig wischte sie sich mit dem Handrücken einmal über die Augen. Sie würde jetzt nicht wieder losheulen. Sie würde sich beherrschen. Sie würde sich auch nicht übergeben. Sie würde sich einfach von der Wut aufrecht halten lassen und nicht weiter darüber nachdenken. “Was er geliebt hat, war, mich einzusperren und mich rumzukommandieren und mich zu beherrschen. Und das Kind wollte ich eigentlich gar nicht haben. Es ist besser, dass es weg ist.“ Es rannen doch ein paar Tränen, die wieder wütend weggewischt wurden. Axilla wusste, dass ihre Worte nicht wahr waren. Nicht ganz wahr zumindest. Es gab eine Zeit, da hatte sie wirklich und aufrichtig geglaubt, sie würde Archias lieben. Selbst jetzt noch, nach seinem Tod, konnte sie nicht sagen, dass sie ihn nicht zumindest gern hatte. Trotz allem, so paradox es auch war. So wütend sie auch war. Vielleicht weinte sie deshalb auch leise und schniefte leicht durch die Nase in dem versuch, sich selbst zu beruhigen, während sie mit energisch in die Hüften gestemmten Armen da stand und einfach in den Garten schaute. Sie wollte jetzt nicht zu Serrana schauen. Und sie wollte auch nicht traurig sein. “Er hat sogar Vaters Rüstung angezogen, als wär es ein Spielzeug. Er hat mich nie respektiert, und er hat... er hat...“ Die Tränen flossen mehr und schneller. So sehr, dass sie nicht mehr alle wegwischen konnte und der Blick verschwamm, die Stimme brüchig wurde. “...nichtmal jetzt hat er Rücksicht genommen. Warum hat er sich von dem Felsen geworfen?“ Bei der letzten Frage war ihre Stimmlage anders. Nicht Wut war es, die Sprach, sondern dieselbe Verzweiflung wie vom Anfang, nur lauter und tränenreicher. Warum hatte er sich dort hinuntergeschmissen. Axilla wusste es einfach nicht. Sie verstand es einfach nicht, warum er sich umgebracht hatte.

    Gut, der Tiberier ließ vermutlich meistens seine Sklaven auf den Markt. Auf eben jenem hätte Axilla nun etwas von zwanzig Kindern zu hören bekommen, die ja versorgt werden müssten, wovon vierzehn ja kurz vor dem Hungertod stünden und weitere sieben ja schwer krank wären (und ja, dies ergab dann in der Summe plötzlich einundzwanzig Kinder), weshalb es grausam und herzlos von ihr wäre, so einen Preis auch nur zu denken. Zumindest wäre so etwas auf dem Fremdenmarkt in Alexandria geschehen.
    Der Tiberier hingegen meinte nur einfach, es sei zu viel, und er bot ihr stattdessen 200. Axilla sah ihn einen Moment lang an, dann seufzte sie ein wenig resignierend. Eigentlich wollte sie nichtmal unbedingt mehr, nur war da ja dann der ganze Spaß des Handelns raus. Wobei sie auch nicht die Hoffnung hatte, ihn hierbei zu finden, denn der Tiberier schien dafür... zu.... unbedarft. Und wenn sie das von jemandem dachte, mochte das schon was heißen!
    “Sagen wir zweihundertundfünzig und du lädst mich irgendwann mal zu einem Essen ein, wenn die Weberei zu deiner Zufriedenheit läuft.“ Das mit dem Essen war eine spontane Schnappsidee, aber davon hatte Axilla ja häufig welche. Sie dachte sich noch nicht einmal irgendwas dabei und glaubte auch gar nicht, dass diese Einladung je zustande käme. Aber irgendwas musste sie ja sagen, und wenn sie schon nicht in den Genuss einer kleinen Basarverhandlung kam, dann wollte sie den Tiberier wenigstens ein wenig mit einem solchen Vorschlag ärgern. Wenn auch nur kurz.

    Als Nigrina auf Christianer in der Arena zu sprechen kam, verzog Axilla kurz ganz leicht das Gesicht. Sie hatte zwar sicher nichts dagegen, dass Verbrecher hingerichtet wurden. Und wenn die Christianer die Pax Deorum gefährdeten indem sie die Existenz der Götter öffentlich verleugneten, dann war das ein Verbrechen. Auch wenn man sie allgemein meist tolerieren konnte, waren sie auch nicht viel verrückter als andere Sekten, die in Rom ja auch ihren Platz hatten. Insgesamt war die römische Religion ja sehr tolerant. Und Axilla hatte auch ncihts gegen Blut. Nur... “Nunja, ich finde das dann meist etwas unsportlich. Ich meine, natürlich ist es das Ziel, dass sie sterben, aber wenn sie sich nichtmal richtig wehren können ist das... weiß nicht.“ Axilla hatte daran kein Gefallen. Sie ersäufte ja auch keine kleinen Kätzchen zum Spaß, warum also sollte es sie freuen, wenn ein Christianer von einem hungrigen Löwen zerfetzt wurde? Oder von einem Gladiator durch die Arena gejagt wurde? Es widersprach einfach irgendwie ihrer Auffassung von Ehre. Wenn sich die Verurteilten wehren könnten, wär das etwas anderes, aber so abgeschlachtet zu werden war nichts, bei dem Axilla zuschauen musste. So blutrünstig war sie nicht. Sie erkannte die Notwendigkeit dieser Strafe fragenlos an, aber deshalb musste sie die Art und Weise ja nicht begeisternd aufnehmen.


    Dann aber kam das Thema zu weniger erfreulichen Dingen. Nun, an und für sich fand Axilla ihre Betriebe ja schon sehr erfreulich, nur irgendwie fühlte sie sich in diesem Moment der Flavia etwas unterlegen. Sie sprach von Geld, als wäre das sowas wie Luft, was eben um einen rundherum war. Vermutlich, weil die Flavier noch immer sehr reich waren, während Axillas... nunja, es momentan eher weniger war. Und dabei floss in ihren Adern ein sehr altes Blut, das mindestens ebenso nobel war wie das der Flavia. Einzig fehlte es an Senatoren. Und dem Halbmond auf den Schuhen, den ihre Familie vor langer Zeit einmal gehabt hatte. Nunja, zumindest Teile ihrer Familie. Aber Axilla hatte ja noch Hoffnung, dass sich dies noch ändern würde. Eines Tages würden die Iunier sicherlich wieder im strahlenden Licht stehen mit einem Consul, ganz wie es sich gehörte. Nur eben im Moment nicht.
    “Mein Vater und meine Onkel sind alle gefallen. Brüder hab ich nicht.“ Axillas Stimme schwankte irgendwo zwischen Stolz und Scham, denn es war eine große Ehre, für das Imperium zu fallen. Dennoch fühlte sie sich nicht so wirklich gut, zuzugeben, dass ihr keine so einflussreiche Verwandtschaft gegeben war. Aber sie überspielte es mit Selbstsicherheit, die sie gar nicht verspürte. “Aber keine Sorge, meine Familie sorgt gut für mich. Aber so ein Gladiator ist dennoch eine etwas größere Investition und soll sich ja auch auszahlen. Das wär ja, als wenn man einen Zuchthengst kauft, der sich dann ein Bein bei einem Rennen bricht.“ Axilla konnte manchmal schon gut schauspielern. Wenn sie solche Dinge sagte, die sie eigentlich gar nicht genau so meinte. Sie würde Malachi nicht mit einem Pferd vergleichen, innerlich. Aber was sich äußerlich gehörte und was nicht, dafür hatte sie schon zumindest ein Grundgefühl vermittelt bekommen. Und so lächelte sie leichthin und charmant und überspielte die Peinlichkeit des Moments einfach.


    “Nun, im Grunde können wir auch sitzen bleiben, aber wenn du auch gehen möchtest, wär es mir eine Freude, wenn wir ein wenig gemeinsam gehen.“ Axilla hatte es nicht eilig, auch wenn sie nun nach Hause konnten. Aber soviel Römerin war sie dann doch, dass sie nicht auf Malachi Rücksicht nahm, ob er Heim oder sonstwo hin wollte. So schloss sie sich Nigrina an, was auch immer diese bestimmte, und beantwortete deren Frage. “Nein, ich bin in der Nähe von Tarraco geboren. Wir hatten dort ein Landgut, nichts allzu besonderes. Und dort war ich bis vor etwa drei Jahren. Nachdem meine Mutter auch verstorben war, bin ich zu meinen nächsten verwandten gezogen, und die waren in Alexandria. Eine wirklich wundervolle Stadt. Dort kann man viel Spaß haben und viel entdecken, wenn man weiß, wo man hin muss. Und du bist Stadtrömerin?“