Beiträge von Iunia Axilla

    “Was bedeutet dein Name eigentlich?“ Axilla suchte gerade eine Schriftrolle, von der sie sicher war, dass sie in diesem Regal sein musste. Über den Punischen Krieg war sie. Allerdings hatte sie keine Ahnung mehr, von wem der Text stammte, was die Suche etwas schwieriger machte. Und etwas länger dauernd. Also brauchte sie nebenher etwas Unterhaltung, worunter Malachi nun eben zu leiden hatte.


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    Jener machte sich auf Bitte seiner Herrin ebenfalls auf die Suche nach besagter Schriftrolle. Dass er nicht richtig lesen konnte, störte die Iunia dabei scheinbar weniger. Er solle 'halt mal schauen', hatte sie gesagt. Also schaute er halt mal.
    “Es bedeutet 'Mein Engel'“ antwortete der große Gladiator, der in dieser Umgebung irgendwie fehl am Platz wirkte.


    Axilla sah an dem Regal vorbei hin zu Malachi, als er ein Wort benutzte, was ihr nicht geläufig war. “Was ist ein Engel?“ Fragend sah sie zu ihm herüber und ließ ihre Hände wie in der Bewegung erstarrt auf den Schriftrollen ruhen.
    Malachi sah einen Moment auf und überlegte, ehe er zu einer Erklärung ansetzt. “Mein Gott erschuf Engel vor den Menschen, damit sie ihm Dienen und ihn anbeten. Sie überbringen seine Botschaften an die Menschen und bestrafen diejenigen, die es verdient haben, in seinem Namen.“
    Axilla hörte sich die Erklärung an und nickte dann, als sie glaubte, zu verstehen. “Also sowas wie ein Soldat?“
    Malachi verzog kurz ganz leicht das Gesicht. Das erste mal, dass Axilla sowas bei ihm sah. Sonst blieb er immer so ruhig. Sie fand das fast interessanter als seine Antwort. “Nicht ganz. Aber es ist nicht allzu weit davon entfernt.“
    Axilla strahlte Malachi an. Also doch ein Soldat. Der Gedanke gefiel ihr. Wenngleich ein etwas mürrischer Soldat. “Malachi? Magst du in der Culina mal nachfragen, wie lange das Essen noch braucht? Ich bekomm langsam Hunger.“ Außerdem war der Jude beim Suchen keine große Hilfe.
    “Ja, domina“, nickte er aber nur sehr humorlos und ohne, dass Axilla auch nur ein klein bisschen hätte bemerken können, ob er wirklich erleichtert wäre oder einfach nur ihrem Befehl folgte. Er ging einfach wie ein braver Soldat aus der Bibliothek und ließ Axilla damit allein. Sie sah ihm kurz nach, lächelte leicht und schüttelte den Kopf. Irgendwann würde er schon noch aufweichen. Vielleicht. Und wenn nicht, dann ärgerte sie ihn einfach weiterhin mit der Suche nach Büchern.


    Sie suchte noch ein wenig in den unteren Regalen, wurde aber nicht fündig. Folglich musste die Rolle ja in einem der höheren Regale liegen. Zumindest war Axilla zu dieser Überzeugung gelangt, und kurzerhand stieg sie auf den kleinen Hocker, der hier neben dem Regal stand. Irgendwo war auch eine richtige Trittleiter, aber Axilla wollte die nicht herräumen. Der Hocker reichte ihr. Und als der schließlich nicht mehr reichte, stieg sie mit einem Fuß auf ein Regalbrett und hielt sich am Schrank fest, um sich kurz hochzuziehen und die staubigen Schriftrollen, die ganz oben auf lagen, zu untersuchen. Irgendwo musste der Text ja sein.


    Und just da bat Araros den Duccier in die Bibliothek, nicht ahnend, dass seine Herrin gerade eine Kletterpartie vollführte, bei der jedes Palmäffchen applaudieren würde.
    Axilla hörte nur die Schritte und dachte, Malachi wäre zurück. Ohne sich umzudrehen und noch ehe Araros seine Sprache wiederfinden konnte, fragte sie auch schon gleich. "Und, wann gibt's Essen?"

    “Ein Freund... Er kennt Caius schon so lange...“ Und er hatte mit ihr geschlafen. Axilla wusste noch immer nicht so recht, ob er sie überhaupt leiden konnte oder doch nicht. Im Moment war alles so fürchterlich durcheinander. So sehr, dass Axilla noch nicht einmal bemerkte, dass ihre jetzige Erklärung nicht wirklich sinniger war als die letzte. “Er wird sich um die Beerdigung kümmern. Ich... ich kann das nicht. Ich... ich versteh das nicht...“
    Axilla verstand nicht, warum Archias jetzt tot war. Es gab so überhaupt keinen Grund dafür. So absolut gar keinen. Sie verstand es nicht. Was war nur in ihm vorgegangen, als er das getan hatte?
    Serrana berührte sie ganz leicht, und doch erschreckte Axilla bei der Berührung und zuckte merklich unter der Hand der Cousine zusammen. Sie fühlte sich heiß an, brennend heiß, obwohl sie vermutlich nicht wärmer oder kälter war als die Hand jedes anderen. Einzig Axillas Haut war noch immer weiß, blutleer und fürchterlich kalt. Und sie sagte etwas von Crios. Von besser gehen. “Besser?“ fragte Axilla tonlos und sah Serrana an. Einen Moment lang blickte sie nur vor sich hin, dann verfiel sie in ein trauriges Lachen, das gräßlich hysterisch klang. Vermutlich war sie das auch in diesem Moment, bis sie schließlich die Knie anzog, die Füße auf die Bank stellte und den Kopf an den Knien vergrub, die Hände schützend drum herum geschlossen. Und zum ersten Mal nach Archias Tod weinte sie. Aber nicht um ihn. Nicht einmal um die schöne Zeit. Nur aus Verzweiflung. Besser werden... wie sollte es denn besser werden. “Jeder um mich herum stirbt. Wie soll das besser werden?“ weinte sie verzweifelt. Selbst Serrana sagte, sie starb. Bald war sie wieder allein. Ganz allein. Weil jeder, der ihr mal etwas bedeutet hatte, tot oder auf dem besten Weg dahin war, und selbst die, die ihr nur Nahe waren, entgingen diesem Schicksal nicht. “Ich bin verflucht“, heulte sie weiter in ihre Knie, ohne dass der Fluss an Tränen auch nur irgendwie besser wurde.

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    Der Novicus hörte ihm nur zu und sagte nichts. Keine Fragen, keine Kommentare, gar nichts. Nicht dass Malachi darüber erfreut wäre. Aber er war auch nicht traurig deswegen. Im Grunde war er nicht einmal richtig überrascht. Die meisten Neulinge fragten zwar alles mögliche. Ob es Möglichkeiten gab, zu fliehen. Das war bei den unfreiwilligen Gladiatoren mit die erste Frage. Das war auch der Teil, der am häufigsten starb. Gefolgt von dem Teil, der sich hier freiwillig gemeldet hatte, um die Familie zu ernähren, aber nicht bedacht hatte, wie hart es wirklich sein konnte. Man hatte die beste Verpflegung und die gebildetsten Ärzte, eine tolle Ausbildung... aber das musste man auch erst einmal alles bewältigen. Hinzu kam der Schmerz, von der Familie getrennt zu sein, die Ungewissheit, ob sie bei einem bleiben würden, die Ungewissheit, wie lange man sie versorgen konnte. Zu viel Druck für viele.
    Aber Shayan fragte nichts, er dachte nur still über alles nach, was Malachi zu sagen hatte. Beinahe konnte man es in seinem Geist rattern hören, so angestrengt schien er dem Wortschwall des Älteren zu folgen. Vermutlich hatte auch er sein Leben sich anders vorgestellt. Aber wer hatte das nicht? Hätte man Malachi vor zehn Jahren gefragt, wie er sich die Zukunft vorgestellt hätte, hätte er wohl geantwortet, dass er Ziegen hüten würde, wie sein Vater und sein Großvater und der Vater seines Großvaters es auch schon getan hatten. Aber es war eben anders gekommen.


    Malachi zog sich eine einfach gewebte Tunika über. Nichts besonderes, nur guter, fester Stoff, der nicht kratzte. Dazu einen einfachen, schmucklosen Gürtel, und fertig war er. Den Dank des Parthers kommentierte er nur mit einem kurzen Nicken zum Zeichen, dass er es gehört hatte. Was sollte er auch schon groß dazu sagen? 'Bitte, freut mich, dass dir meine Darstellung gefallen hat'? Oder 'Der Kampf war sehr amüsant'? Malachi fand, dass es rein gar nichts zu sagen gab. Es hatte stattgefunden, weil es notwendig war. So einfach war die Sache.
    “Deine Kleidung liegt wohl noch bei der Rüstkammer. Ich werde dich dorthin begleiten, ab da übernimmt einer der Angestellten und führt dich zu deiner Herrin.“ Malachi konnte ihn nicht unbeaufsichtigt hier herumlaufen lassen. Erst recht nicht, wenn nur Rebecca hier war. Die konnte sich nicht wehren – abgesehen davon, dass sie sich ohnehin nie gegen irgenetwas wehrte.


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    Wie große Brüder eben sind... Axilla konnte nur etwas befangen lächeln. Sie hatte keine Ahnung, wie ein großer Bruder so war. Oder ein kleiner. Oder eine Schwester. Sie hatte keine Geschwister. Keine, die die ersten vier Wochen überlebt hätten. Keine, an die sie sich bewusst erinnern würde. Zum Glück aber redete die Flavia gleich weiter und fragte nach Iudaea.
    “Ja, ich glaub, die kommen da her. Die sind ja irgend so eine jüdische Sekte... wobei die glaub ich auch nur einen Gott haben... Wobei die Juden noch gehen. In Alexandria gab es ja auch jede Menge davon, aber die halten sich zurück. Die Spinner, die diesem Zimmermann folgen, die sind viel nervtötender. Du glaubst gar nicht, was man da in Alexandria für Graffitti zu lesen bekam, wenn man so durch die Stadt getingelt ist.“ Axilla verstellte ihre Stimme, so dass es halb drohend, halb lächerlich klang. “Das Ende ist nah! Bekennet!“ Danach musste sie kichern. “Wenn du mich fragst, die haben nicht mehr alle Amphoren im Regal.“


    Als Nigrina dann erzählte, was sie mit ihrem Sklaven vorhatte, ließ Axilla sie erstmal reden. Was die Flavia dann auch ausgiebig tat. Axilla verkniff sich den Kommentar, dass ihr Sklave vielleicht etwas alt war, um in der Arena Karriere zu machen. Man musste sich ja nicht gleich zu Beginn eines Gespräches unbeliebt machen. Außerdem schien die Flavia ja ganz nett zu sein. Sie fragte zumindest nicht dauernd nach ihrer Trauerkleidung oder sah sie mit diesem Blick an, als ob Axilla gefälligst trauriger zu sein hätte, weil der Anstand das verlange.
    “Naja, ich finde es ganz hilfreich, wenn es ihm auch gefällt. Dann macht er es freiwillig, und ich muss es nicht bestimmen.“ Sie konnte nicht zugeben, dass sie es nicht machen würde, wenn sie das Gefühl hätte, Malachi wollte das nicht. Wobei sie sich da auch nicht sicher war, ob er es wirklich wollte oder nur keinen Einspruch erhob. “Und Malachi soll eigentlich auch nur mein Custos Corporis sein. Man braucht ja einen, die Stadt ist ja gefährlich.“ Kurz huschte etwas Wehmut über Axillas Gesicht, als sie sich an Leander erinnert fühlte. Aber sie hatte es gleich im Griff. “Aber in der Arena lass ich ihn nicht mehr kämpfen. Glaub ich zumindest.“ Das letzte fügte sie mit einem Lachen an. Wenn Malachi unbedingt wollen würde, würde sie es ihm schon erlauben. Auch wenn sie vermutlich furchtbare Angst um ihn haben würde. Auf der anderen Seite, sie wäre schon stolz auf ihn, wenn er kämpfen würde.

    Rücklings an Seneca geklammert stand Axilla da und starrte mit schreckgeweiteten Augen einfach nur auf das Tuch, das gnädigerweise wieder zurück über den Körper gefallen war. Das einzige Geräusch, das sie für einige Momente hörte, war ihr eigener, rasender Herzschlag, der alles andere zu übertönen schien wie eine gewaltige Kriegstrommel. Erst nach und nach drangen auch weitere Geräusche wieder an ihr Ohr, als ihr Puls sich verlangsamte und ihr Atem auch ruhiger wurde. Lediglich ihr Blick blieb vor Schreck geweitet, so dass das Weiße ihrer Augen grell hervorzustechen schien.
    Es waren noch weitere Leute gekommen. Ein Urbaner, der irgendwas von Festnahme faselte und dann davon, dass nichts dieses Haus verlassen dürfte. Sie sah etwas verwirrt zu dem Mann hin. Sie hatte ihn noch nie in ihrem Leben gesehen, aber Centho schien ihn zu kennen. Er nannte ihn zumindest beim Namen. “Aber ihm gehört doch gar nicht alles hier“, gab sie wenig produktiv zu Protokoll. Allerdings war sie insgesamt gerade als wenig produktiv einzustufen. Noch immer war ihre Haut käseweiß, und der Ausdruck der Verständnislosigkeit wollte einfach nicht aus ihrem Gesicht mehr weichen.
    Sie sah beiseite und entdeckte Imperiosus. Auch ein Freund von Archias. So viele Freunde, die ihren Weg hierher gefunden hatten. Ihr blick blieb hilfesuchend auf ihm kleben. Sie verstand das alles hier nicht mehr. Ihr Mann, von dem sie sich noch vor wenigen stunden hatte scheiden lassen wollen, war tot, und nun sollte er verhaftet werden und sein Besitz beschlagnahmt werden. Und was war mit ihr? Wurde sie nun auch verhaftet?
    “Was hat er getan?“, fragte sie niemand bestimmtes im Raum. Sie verstand es nicht. War Archias in irgendwelche kriminellen Machenschaften verwickelt, von denen sie nichts gewusst hatte? Hatte er etwas gesagt oder getan, was er nicht hätte tun sollen? Sie verstand es nicht.

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    Und Araros öffnete die Tür, an der es eben geklopft hatte. Nicht einmal, nicht zweimal, sondern dreimal, mit einem ganz normal klingenden Bumm. Und vor ihm stand ein bekanntes Gesicht, oder aufgrund des Größenunterschiedes eher ein bekannter Brustkorb.
    “Salve, Duccius. Du möchtest zu domina Iunia Axilla?“ Die letzten Male hatte der Duccier das gewollt, also fand Araros die Frage durchaus gerechtfertigt. Das übliche 'Du wünscht' schien allein schon aufgrund der Tatsache, dass das Domus Iuniana nicht allzu viele Einwohner hatte, schon eher übertrieben.

    Wenn Axilla traurig wirkte, dann tat sie dies nicht bewusst. Im Grunde war sie nicht traurig. Nicht wirklich. Fassungslos, ja. Durcheinander, ja. Planlos, ja. Vielleicht sogar wütend und entsetzt, wenngleich sie das recht gut unter Kontrolle hatte. Aber traurig war sie nicht im eigentlichen Sinne. Sicher, sie vermisste die schöne Zeit, die sie mit Archias gehabt hatte, aber die hatte sie auch vermisst, als er noch gelebt hatte. Von daher war sie nicht trauriger als noch vor zwei Wochen. Sie trug lediglich traurigere Kleidung.
    “Nein, natürlich nicht. Möchtest du dich nicht setzen? Und kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Wasser, Wein, einen Saft?“ Irgendwann lernte auch der Untalentierteste die grundsätzlichen Floskeln eine Begrüßung. Selbst Axilla hatte diese Formeln mittlerweile drauf und bot dem Tiberier freundlich einen Platz an.

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    Malachi kannte mindestens zehn Mitbrüder, die in diesem Augenblick in schallendes Gelächter ausgebrochen wären. Er wollte den Eid nicht leisten, wenn er davon nicht überzeugt war. Als ob er eine Wahl hätte! Man leistete den Eid, oder aber man hoffte, dass man wieder verkauft und nicht verfüttert wurde. So einfach war es. Einige sprachen auch nur die Worte und suchten die erstbeste Gelegenheit, ihr Wort zu brechen. Aber sprechen musste man sie, ob nun aus vollem Herzen oder nur, weil man mehr Angst vor dem hatte, was passierte, wenn man sie nicht sprach als vor dem, was passierte, wenn man sie sprach.
    Malachi selbst allerdings wusch sich nur ruhig weiter, während er dem Parther zuhörte. “Dann hast du ein Problem. Der Lanista wird nicht mit dir reden. Er ist nicht unser Freund, er ist nicht unser Rabbi... oder wie auch immer du weise Männer nennen magst. Aber er ist auch nicht unser Feind. Er ist ein vernünftiger Mann und er weiß, dass wir ihm mehr Geld einbringen, wenn wir lange leben. Er tut was nötig ist, um uns zu disziplinieren. Er hat keine Gnade mit den Schwachen. Er hat kein Problem damit, uns in die Arenen zu schicken. Aber er ist nicht herzlos. Wir müssen nur sehr selten gegeneinander kämpfen, und keiner mehr als vier Mal in einem Jahr. Und er hält die Preise für große Schlachten sehr hoch, so dass es unwahrscheinlich ist, dass wir auf der geplanten Verliererseite landen.“
    Malachi war an und für sich nicht sehr gesprächig, und dieses Frage-Antwort-Spiel war auch nicht wirklich nach seinem Geschmack. Also beschränkte er sich auf das nötigste, ohne etwas zu beschönigen. Auch wenn das schon bedeutete, dass er wahnsinnig viel reden musste, was er eigentlich nicht wollte.
    “Die Ausbildung ist hart. Sie werden dir rudus am Anfang geben. Holzschwerter, die zweimal so schwer sind wie deine richtigen Schwerter. Mit denen wirst du üben, bis dir die Muskeln brennen. Deine Brüder werden dich verspotten für deine Spielzeugwaffen, bis du sie töten willst. Die Trainer werden dich üben lassen, bis du sie töten willst. Wenn du nicht gut und nicht schnell genug bist, werden sie dich schlagen. Entweder du brichst, du rastest aus, oder du stehst es durch.
    Danach wirst du Tiro. Du bekommst deine Zeichen und darfst dich Bruder nennen. Du bekommst richtige Waffen zum üben. Und du wirst üben, bis jeder Hieb mechanisch erfolgt. Du wirst die Sprache lernen, die Regeln der Arena. Die Zeichen, wann du schlagen darfst, wann nicht. Wann du angreifen darfst, wann nicht. Du wirst üben, zu töten, und du wirst üben, in den Tod zu gehen. Ruhig wirst du Stunden damit verbringen zu knien, während wieder und wieder eine Klinge deinen Hals berührt und du nie weißt, ob sie dich dieses Mal nicht doch tötet.“

    Malachi mochte es nicht, so viel zu reden. Er war fertig damit, sich zu waschen und verließ das Becken mit dem warmen Wasser, um noch in eines mit kaltem zu steigen, um den Körper noch etwas auszukühlen.
    “Irgendwann gibt es ein großes Essen vor einem Arenatag. Es wird gefeiert und gelacht und getanzt, vielleicht schickt der Lanista auch eine der Frauen zu dir in die Kammer. Aber noch vor der sechsten Nachtstunde wirst du dich schlafen legen, aber nicht schlafen können. Am nächsten Tag gehst du in die Arena, um einen anderen Tiro zu töten. Er hat dir nichts getan, du hasst ihn nicht, du kennst ihn nicht einmal. Doch entweder, du tötest ihn, oder er tötet dich. Weil die Zuschauer das so wollen. Wenn du den Tag überlebst, kommst du wieder zurück hierher. Die Brüder, die es nicht geschafft haben, werden gewaschen, gesalbt und verbrannt oder vergraben, je nachdem.“ Er hatte seine Brüder darum gebeten, ihn zu begraben und Steine auf sein Grab zu legen. Anderen Schmuck brauchte er nicht. Er war Jude, er brauchte seinen Körper. Er konnte nur hoffen, dass Gott ihm verzieh, dass er diesen mit Mustern hatte verzieren lassen. “Und doch wirst du froh sein, dass du noch lebst. Es wird nicht gejubelt werden, es wird nicht gefeiert werden, aber du wirst es in den Gesichtern sehen. Und dann bist du ein Bruder, mit dem man sich unterhält. Bei dem man wissen will, woher er kommt, ob er Familie hatte. Ob er eine neue gründen will.“ Vorher fragte keiner. Man freundete sich nicht mit Neulingen an. Es starben zu viele. Entweder, sie rasteten aus, weil sie die Gewissheit nicht ertragen konnten, dass sie sterben würden, oder aber sie brachen in sich zusammen und ließen sich bei der ersten Gelegenheit töten. Einige hatten sie auch schon tot in der Zelle gefunden, mit der Decke aufgehängt oder mit einer Steinscherbe die Pulsadern geöffnet. Wenn ein Mann den ersten Tag in der Arena hinter sich hatte, die johlende Masse, den blutigen Sand, wenn er anfing, zu verstehen, DANN beschäftigte man sich mehr mit ihm. Vorher verstand er einfach noch nicht genug. Verstand nicht, warum man nicht sein Freund sein wollte. Verstand nicht, warum man den letzten Abend vor der Arena feierte. Hinterher war es anders.
    “Und als Lohn erhältst du ein Dach über dem Kopf, ein eigenes Bett, drei Mahlzeiten am Tag, das beste Training, die besten Medici, Masseure für deine Muskeln, die Möglichkeit, eine Familie zu versorgen, Geschenke von Bewunderern, die dir niemand nehmen darf, obwohl du ein Sklave bist. Du erhältst freie Zeit, die du nutzen kannst um zu lesen oder um dich zu vergnügen. Du musst dir um nichts sorgen machen, was die Zeit zwischen den kämpfen angeht, denn du wirst besser versorgt als die meisten Arbeiter da draußen.“
    Malachi war fertig und stieg nun endgültig aus dem Bad. Rebecca kam mit einem großen Handtuch, das sie ihm reichte und ihm auch gleich half, sich die Beine abzutrocknen, wie sie es auch bei Shayan tun würde – allerdings mit etwas weniger Elan.

    “Ich glaube schon“ war die einfache und verwirrte Antwort auf Serranas Frage. Was es wirklich passiert? Axilla glaubte schon. Sie hatte die Bilder im Kopf. Sie hatte es gesehen. Archias war tot. Sie wusste es. Aber war es wirklich passiert? Ganz sicher war sie sich nicht. Aber sie glaubte schon.
    Sie blickte runter auf ihre Hand, streckte die Finger aus und zählte sie im Geist. Fünf Finger ihrer rechten Hand. Die waren doch wirklich. Die hatten das Tuch angehoben. Sie hatte den Stoff damit gefühlt. Und auch jetzt fühlte sie die Finger zittern, obwohl die Sonne schien. Es musste also passiert sein.
    Axilla starrte kurz noch auf die Hand, dann hob sie wieder ihren Blick zu Serrana. Sie wusste nicht, was sie zu ihr sagen wollte. Da war... nichts. Kein Spott, kein Misstrauen, weder ein beißender Kommentar noch eine flehende Bitte. Da war einfach... nichts. Wie bei einer Marionette, deren Fäden durchtrennt worden waren und die sich nun nicht mehr bewegen konnte. “Er hat sich vom Tarpejischen Felsen gestürzt und ich weiß nicht, warum“ erzählte Axilla in einer Tonlage, als würde sie von einem Traum kurz nach dem Aufwachen erzählen. “Das haben die Prätorianer gesagt. Und Piso hat geweint... Er wollte nicht, dass ich das Tuch anhebe, aber ich habs trotzdem getan...“ Ein Schütteln erfasste ihren Körper, als die Bilder kurz kamen, obwohl sie die Augen nicht geschlossen hatte. “Das hätte ich nicht tun sollen...“ murmelte sie mehr zu sich und starrte wieder etwas verloren vor sich hin. Vielleicht träumte sie ja doch.

    Im Krieg? Axilla sah sich den Mann an. Der Parthien-Feldzug war ja schon eine ganze Weile her. Was hatte der Mann in der Zwischenzeit wohl gemacht? Denn nur durch stete Übung erhielt man die nötige Stärke. Hatte zumindest ihr Vater immer gesagt, vor allem dann, wenn ihre Mutter sich beschwert hatte, warum er sie schon wieder verließ und zu seinen Legionen zurück ging. Abgesehen davon, dass er wohl kaum einen Befehl hätte verweigern konnte, hatte er immer gemeint, er brauche die Übung, sonst würde er fett und faul werden.
    Fett und faul sah nun aber der Parther nicht gerade aus. Eigentlich war er gut durchtrainiert und einigermaßen schnuckelig. Gut, sogar überdurchschnittlich schnuckelig. Und die Erklärung kam auch gleich hinterher, dass er von der Grenze kam. War vermutlich bei einem Spähtrupp gewesen und gefangen worden, mutmaßte Axilla. Oder aber, er war wirklich schon mehrere Jahre Sklave und hatte sich einfach gut gehalten.
    “Ah, dann hast du einen sehr großzügigen Bruder“ , meinte Axilla lächelnd zu der Sache mit dem Geschenk. Sie hatte ja keinen Bruder, der ihr etwas hätte schenken können.
    “Malachi kommt ursprünglich aus Iudaea. Aus Caesarea, um genau zu sein.“ So genau hatte sich Axilla noch gar nicht mit ihm unterhalten, über das wie und warum er nun Gladiator war. Vielleicht musste sie das mal nachholen. Das einzige Problem war nur, dass Malachi so ruhig war. Da wusste Axilla gar nicht so recht, wie sie ihn überhaupt fragen sollte. “Und ich hab ihn erst vorigen Monat gekauft, also wirklich noch nicht lange. Ich lass ihn dreimal die Woche hier trainieren. Ich glaube, es gefällt ihm. Und es hält ihn in Form. Sollte er ja als Custos Corporis sein, nicht?“ Wieder ein unschuldiges Lächeln, das so gar nicht zu der Trauerkleidung passen woltle. “Und deiner? Soll er in der Arena kämpfen?“


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    Der Parther schloss zu Malachi auf und betrat mit ihm das Bad. Ganz kurz blieb er im Eingangsbereich stehen und sah sich um. Vielleicht hatte er noch nie ein Balneum gesehen, oder zumindest kein so großes. Aber immerhin lebten hier nicht nur die Gladiatoren (die ja auch schon nicht wenige waren). Hinzu kamen noch die Doctores Thraecis und die Doctores Dimachaeri, die Medici, die Masseure, die Köche, die Sklaven des Ludus, die Sklaven einzelner Gladiatoren (ja, es gab durchaus Gladiatoren, die selbst Sklaven waren und dennoch welche besaßen), Frauen... Da brauchte man schon ein etwas größeres Bad.
    Rebecca war gerade im Bad und lächelte ihn wie jedes Mal an, als er eintrat und sich gänzlich entblößte, ehe er sich außerhalb der Becken an einer großen, marmornen Waschschüssel den Staub von der Haut wusch. Sie war Sklavin des Ludus. Ab und an bekam einer der Gladiatoren sie „zur Entspannung“. Aber sie lächelte nur Malachi so an. Und er mochte sie. Er hatte sie gern. Dennoch zuckte er nie auch nur mit einer Miene. Ab und zu sah er ihr länger nach, wie auch in diesem Moment, aber sonst nichts. Es war nicht gut. Er war dem Tod geweiht und das war nicht das, was er wollte. Und auch nicht das, was er ihr antun wollte.
    “Kommt darauf an, weswegen“, beantwortete er die Frage des Parthers, während er sich Wasser auf seinen Nacken mit der Hand schaufelte und darüber rieb. Auf dem Boden unter ihm bildete sich eine sandige Pfütze, während das Wasser an ihm herablief. “Es gibt hier eine sehr einfache Hierarchie. Novici wie du sprechen am Anfang erst einmal gar nicht. Wenn du das Grundtraining geschafft hast, wirst du Tiro. Tirones Gladiator. Dann erhältst du sowas.“ Malachi streckte seinen Arm zu dem Parther, damit er die Tätowierung darauf sehen konnte. Ein paar einfache Muster, sowohl an Malachis Armen, als auch an seinen Beinen. “Tut ziemlich weh.“ Wurde ja auch teilweise mit einem Brenneisen gemacht. “Dann kannst du mit den Doctores sprechen, wobei du erst deine Brüder fragen solltest. Und wenn die sagen, dass der Lanista darüber befinden muss, dann kannst du mit ihm sprechen, ja.“ Es war wie in jeder disziplinierten Struktur: Man konnte nicht einfach ein paar Stufen überspringen und direkt zum Chef rennen. Es gab einen Dienstweg, der eingehalten wurde. Ausnahmen gab es nur in wenigen Sonderfällen.


    Malachi war soweit mit seiner Grundreinigung zufrieden und stieg in das warme Wasser des Beckens. Rebecca kam sofort heran und reichte ihm ein Tuch, damit er sich den Schweiß besser von der Haut reiben konnte. Sie hatte auch eine Bürste mit weichen Borsten in der Hand, wie jedes Mal, aber wie jedes Mal, schüttelte Malachi einfach nur kurz den Kopf und mit diesem leicht enttäuschten Lächeln ging sie wieder beiseite zu ihren Seifen, Salben und Töpfchen, über die sie wachte.
    “Wieso, was willst du vom Lanista?“ Malachi benutzte das Tuch, um sich die Arme abzureiben. In dem warmen Wasser hatte er gleich das Gefühl, dass der Schweiß hinfortgespült wurde. Und dennoch konnte er nicht so wirklich entspannen und nicht so wirklich sich darüber freuen.

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    Sie gingen zu der Rüstkammer, immer beobachtet von strengen Augen. Malachi war schon lange genug hier, als dass ihm Vertrauen entgegen gebracht wurde. Aber Shayan war neu. Er war Sklave, und bewaffnet. Niemand kannte ihn, seine Treue stand noch zum Beweis offen. Der einzige Grund, warum er eine scharfe Waffe erhalten hatte, war, weil der Lanista es so angegeben hatte für diese Übung. Aber niemand ließ einen Neuen mit scharfen Waffen unbeaufsichtigt. Sie waren eine Gefahr für die Trainer und für die anderen Gladiatoren, denn viele ertrugen den Druck einfach nicht.
    Malachi war es im Grunde fast gleichgültig. Er hatte zwar keine Todessehnsucht, aber wenn es sein Schicksal war, so zu sterben, dann war dem so. Auch wenn er nicht leichtsinnig war, und auch, wenn er dem Neuling ebensowenig vertraute wie die anderen, ging er voraus bis zu dem gut verschlossenen Raum, um den beiden Angestellten des Ludus dort sein Schwert und seine Rüstung zu übergeben. Der Helm war nach der Waffe das erste, das er übergab. Er öffnete gerade die Verschnürung seiner Manica auf der Innenseite seines rechten Armes, als er die Frage des Parthers hörte.
    “Ich, Malachi, Sohn des Baruch, schwöre hiermit meine Treue gegenüber dem Ludus Dacicus. Ich werde jedem Befehl Folge leisten, ohne ihn in Frage zu stellen oder zu zögern.“ Der Verschluss war offen und er ließ sich dabei helfen, die Rüstung abzunehmen, ohne dass sie auf den Boden fiel.
    “Ich schwöre, mein Leben in Ehre, Würde und ohne Klagen zu führen. Ich schwöre, keine Angst zu zeigen.“ Nun folgten die ocreae an den Beinen, die er ebenfalls abgab, so dass er letzten Endes nur im Lendenschurz dastand.
    “Die Gladiatoren des Ludus Dacicus sind meine Brüder, und wie solche werde ich sie behandeln. Ich werde sie mit Achtung und Respekt behandeln und ihnen nicht vorsätzlich schaden. Wenn sie gestorben sind, werde ich dafür Sorge tragen, dass sie ein anständiges Begräbnis erhalten und ihre Familien, so es in meiner Macht steht, versorgt sind.
    Doch sollte ich ihnen in der Arena gegenüber stehen, werde ich dennoch mit all meinem Können und meinem Geschick gegen sie kämpfen, selbst wenn das heißt, sie zu töten.“
    Zwar hatten bei weitem nicht alle Gladiatoren eine Frau und Kinder, aber doch einige. Üblicherweise erhielten die vom Lanista die Gage für zwei Auftritte, wenn ein Gladiator starb, damit sie erst einmal über die Runden kamen. Der Gladiator selber erhielt wie viele Sklaven in Rom auch einen Anteil seiner Gage als Peculium. Rechtlich gesehen Geld des Lanistas, aber faktisch Geld des Gladiators, von dem sich einige vergnügten, andere eben eine Familie versorgten.
    “Der Lanista sei für mich wie ein Vater. Ich werde ihm gehorchen und seine Entscheidungen nicht in Frage stellen.
    Sollte ich die Erwartungen, die an mich gestellt werden, nicht erfüllen, so schwöre ich, jede Strafe hinzunehmen, sei es durch Schlagen, durch Feuer oder durch das Schwert. Selbst meinen Tod werde ich in Würde hinnehmen, ohne mich zu beklagen.“

    Malachi sah nun Shayan an, ohne erkennbare Regungen im Gesicht, sondern nur mit der Ruhe und Würde, von der er die ganze Zeit sprach. “Sollte ich meinen Schwur brechen, so mögen Götter und Menschen mich jagen und töten und mein Name auf alle Zeit vergessen sein, denn verflucht sei der, der seine Brüder verrät.“
    Erst jetzt zeigte sich so etwas wie der kurze Anflug eines Lächelns auf Malachis Gesicht, wenn auch nur ganz kurz und nicht wirklich ausgereift, für die, die ihn kannten, aber schon fast herzlich. “Diesen Schwur meine ich. Der einzige, der zählt, nachdem du hier aufgenommen wirst.“
    Malachi gab dem Angestellten noch ein kleines Nicken und machte sich dann auf in Richtung Balneum, um sich den Schweiß von der Haut zu waschen. Hygiene gehörte auch mit zu den Dingen, auf die hier streng geachtet wurde. Nicht auszudenken, wenn ein Gladiator krank wurde und damit ausfiel. “Wenn deine Herrin dich zurück erwartet, dort geht es hinauf zur Tribüne. Wenn nicht... ich geh mich waschen.“ Es war nicht wirklich eine Einladung, mehr eine Ansage. Aber viel mehr gab es zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht zu sagen.



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    Oben auf der Tribüne unterdessen hatte Axilla mitangesehen, wie Malachi und Nigrinas Sklave die Arena verlassen hatten. Sie hörte nur beiläufig dem Lanista zu, da dieser mit Nigrina sprach.
    “Sobald die Verträge unterschieben und von deinem Tutor abgesegnet sind, lässt sich dies einrichten. Ich werde meinem Scriba entsprechende Termine mit angeben, wenn ich ihn zu dir schicke. Wenn die Damen mich dann entschuldigen würden, solcherlei Verträge wollen vorbereitet sein und noch andere Geschäfte harren meiner Aufmerksamkeit. Flavia, Iunia, es war mir ein Vergnügen.“
    Auch wenn die Worte des Iuventiers freundlich waren, seine Miene war so unbeweglich wie eh und je. Er erhob sich, verneigte sich leicht vor den Damen und machte sich dann mangels Widerspruch auf in sein officium.
    Axilla wandte sich dann ganz der Flavia zu und rückte jetzt auch etwas auf, ohne ihr jedoch zu nah auf die Pelle zu rücken. “Danke dir. Malachi ist hier jetzt seit zwei Jahren. Wenn der Lanista mich nicht angeschwindelt hat.“ Den letzten Satz sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln, von dem sie nicht ganz sicher war, ob es angebracht war. “Aber dein Sklave sah auch schon ganz gut aus. Fehlt ein bisschen die Übung, aber er hat schöne Muskeln und ein gutes Gleichgewicht.“ Den anderen Sklaven zu loben konnte auch nichts schaden. “Hast du ihn schon lange?“

    Sie wusste nicht, wie sie heimgekommen war. Irgendwie war alles wie ein unwirklicher Traum, aus dem sie einfach nicht erwachen konnte. Gerade eben noch hatte sie sich mit ihrer Scheidung befasst und jetzt... jetzt war sie Witwe. Und dazwischen war ein Loch, das sie nicht so wirklich erfassen konnte. Ein großes Loch. Doch dieses war nicht etwa leer, nein, es war angefüllt mit jeder Menge Bilder. Mit Prätorianern, mit Piso mit seinen rotgeheulten Augen. Mit der Bahre und dem, was darunter lag. Vor allem mit dem, was darunter lag.
    Ein Schauer ging durch ihren Körper. Noch war es Sommer, dennoch fröstelte es Axilla, während sie im Garten saß und vor sich hinstarrte. Sie wusste nichtmal, wie sie hierher gekommen war. Hatte Malachi sie hergebracht? Oder Seneca? War sie selber hierher gegangen? Sie wusste es nicht. Sie starrte einfach nur vor sich hin ins Gras zu ihren Füßen. Aber selbst das nahm sie nicht wirklich wahr. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, ja selbst, wenn sie nur blinzelte, sah sie wieder den zerschmetterten Körper vor sich, die herausragenden Knochen, das verdrehte Fleisch, die zermalmten Züge. Sie bekam es nicht aus ihrem Geist, und doch konnte sie auch jetzt nicht einmal darüber weinen. Warum? hatte Piso sie gefragt. Diese Frage hallte durch ihre Gedanken, ohne eine vernünftige Resonanz zu erzeugen. Sie verstand es nicht. Sie verstand es einfach nicht.


    Eine Stimme schreckte sie aus ihren Gedanken. Jemand sagte ihren Namen. Verwirrt schreckte sie hoch und drehte sich herum. Da stand Serrana mit geröteten Augen. Einen Moment sah Axilla wie durch sie hindurch, ehe sich so etwas wie Erkenntnis in ihren Augen breit machte. “Serrana?“, fragte sie etwas verwirrt und blinzelte dann einmal. Seltsam, in diesem Moment beschäftigte Axilla einzig die Frage, warum Serrana geweint hatte, sie selbst aber nicht.

    Seiana überlegte etwas. Ihre anderen Antworten kamen schneller, aber für einen Moment zögerte sie. Lange genug, als dass Axilla es bemerkte. Und lange genug, um die gerade etwas abgeflaute Nervosität wieder aufkeimen zu lassen. Vielleicht überlegte sie ja dasselbe wie Axilla? Vielleicht wollte sie ja gerne, dass es zu einer Aussöhnung kam, jetzt, wo er tot war? Vielleicht, ja ganz vielleicht, konnte sie ihr vergeben? Vielleicht war sie ja doch nicht so ein Eisklumpen? Vielleicht...
    Nun, vielleicht aber auch nicht. Seiana sagte, sie habe keine weiteren Fragen und merkte nur an, dass Axilla in den nächsten Tagen in der Acta vorbeisehen sollte. “Sobald die Beerdigung vorbei ist, werde ich es einrichten.“ Davor würde sie sich wohl kaum lange genug frei nehmen können, um das vernünftig durchführen zu können. Vor allem würde es davor auch ein sehr seltsames Licht auf sie werfen. Seltsamer als das, das Archias' Tod schon allein aufwarf.
    “Dann danke ich dir für deinen Besuch, dein Angebot und dein Beileid. Ich denke, wir sehen uns dann bisweilen im Domus der Acta.“ Wenn es sonst nichts mehr zu bereden gab, konnte man sich verabschieden. Axilla komplementierte Seiana zwar bei weitem nicht hinaus, aber sie wollte sie auch nicht aufhalten, wenn sie gehen wollte, und signalisierte so auf freundliche Art, dass eine Verabschiedung jetzt möglich war. Ein wenig hatte sie ja doch gelernt

    Axilla schüttelte einfach den Kopf. “Nein, das ist nicht nötig. Ich vertrau deinem Wort.“
    Abgesehen davon, dass es ihr sowieso nicht so wichtig war, den Schreibtisch im Haus der Acta zu haben, sondern viel wichtiger, weiterhin Artikel schreiben zu dürfen. Und das durfte sie. Dafür genügte die mündliche Zusage, dafür brauchte sie nicht extra ein schriftliches Abkommen.
    "Gibt es noch etwas, das du besprechen möchtest?" fragte Axilla schließlich noch mit freundlichem Tonfall, wenngleich ihr ihre Verwunderung doch noch anzumerken war. So richtig fassen konnte sie es nicht, was geschehen war.

    Irgendwie konnte Axilla noch immer nicht fassen, dass das gerade passierte. Saß da wirklich Decima Seiana und bat sie, Subauctor der Acta zu werden? So richtig offiziell. Diese Szene hatte etwas so surreales, dass nur der beginnende Schmerz in Axillas Unterlippe ihr bewusst machte, dass sie wirklich nicht träumte. Von allen Dingen, die sie je vorausgeplant oder vorhergesehen hatte, war von dieser Sache nicht einmal die Möglichkeit in ihrem Kopf gewesen. Nicht nach dem letzten Gespräch, das sie beide gehabt hatten.
    Axilla überlegte, ob dies der passende Zeitpunkt für eine weitere Entschuldigung wäre. Vielleicht, wenn sie schon bereit war, mit ihr zu reden, ja vielleicht war sie dann auch bereit, ihr zu verzeihen? Oder zumindest, ihre Entschuldigung anzunehmen. Archias war tot, der Grund für ihre Differenz würde bald verbrannt sein. Vielleicht... Axilla sah kurz auf, ließ es dann aber bleiben. Fortuna sollte man nicht herausfordern.


    “Nein, keine weiteren Fragen. Erhalte ich dann einen Vertrag, oder genügt dieses mündliche Abkommen?“ Gut, das war doch nochmal eine Frage, aber die letzte, die wichtig war.

    Axilla merkte nicht wirklich, wie ungeduldig die Decima wurde, während sie überlegte. Und wenn sie es gewusst hätte, hätte sie vermutlich äußerst kontraproduktiv nur umso intensiver überlegt, was sie tun sollte. Und so dauerte es ja schon eine ganze Weile, bis sie endlich etwas gesagt hatte.
    Seiana hingegen antwortete wiederum recht schnell und klärte Axilla darüber auf, wie das ganze geschehen würde. Ein Schreibtisch im Haus, und ab und zu sollte sie vorbeikommen. Sich austauschen mit den anderen Schreibern. Das würde helfen. Axilla erwähnte jetzt besser nicht, dass sie ihre Artikel meist im Garten schrieb, an die Statue eines Satyrn oder aber den großen Baum gelehnt, die barfußen Füße lässig übereinander geschlagen und einen Grashalm im Mundwinkel. Oder aber im Fenster sitzend und auf den Regen starrend, der so nah auf das Dach prasselte, dass sie nur den Arm ausstrecken musste, um ihn zu fühlen. Oder aber, wenn sie richtig wütend war und dann einfach im Atrium die nächstbeste Säule als Schreibstütze missbrauchte und eine Wachstafel malträtierte. Das war in diesem Moment wohl sehr unklug.
    Axilla biss nur weiter auf ihrer Unterlippe herum und nickte dann langsam. “Wenn ich nicht die nötige Zeit aufbringen kann, würde ich kündigen.“ Man machte eine Sache nicht nur halb. Man machte sie ganz oder gar nicht. Halbe Sachen waren nie gut, sie verbrauchten nur zuviele Ressourcen und brachten nichts ein. Nein, wenn, dann würde Axilla es so machen, dass sie entweder für beides Zeit hatte oder aber bei der Acta kündigte. Sofern sie überhaupt eine andere Stelle bekäme.
    “Und die Vergütung bleibt gleich? Pro eingereichtem Artikel, der veröffentlicht wird?“

    Einer der Prätorianer beantwortete Axillas Frage. Unter dem Tarpejischen Felsen hatten sie ihn gefunden? Ihr Verstand weigerte sich einen Moment lang, die volle Tragweite dieser Worte zu verstehen. Sie wollte nicht verstehen, dass ihr Mann sich dort hinuntergestürzt haben musste. Dort, wo man Verbrecher wegen ihrer Untreue hinrichtete. Hochverräter warf man vom Felsen. Sklaven, die ihre Herren erschlagen hatten. Inzuchttäter, die die Pax Deorum durch ihr Treiben in Gefahr gebracht hatten. Gesindel der übelsten Art, so verdammenswert, dass man sich ihrer Namen nicht erinnern sollte. Und nun ihr Mann? Ihr Verstand weigerte sich schlicht, diesen Gedanken zu diesem Zeitpunkt weiter zu verfolgen.


    Axilla wusste nicht, was ihr mehr Angst machte: Die Wachen um sie herum, der verhüllte Körper, oder Piso, der so völlig aufgelöst auf sie zukam und sie an den Schultern packte. Ihr Körper versteifte sich instinktiv bei der Berührung, aber sie wich nicht zurück. Sie war ein Soldatenkind. Ein Soldat wich nicht aus Angst zurück. Und auch sie blieb wie festgewurzelt an Ort und Stelle stehen, während Piso sie aus rotgeweinten Augen so verzweifelt ansah und sie fragte, wieso das passiert sei.
    “Ich weiß es nicht“, stammelte sie leise und sah Piso ängstlich an. Sie hatte sich entschieden, dass er ihr wohl am meisten Angst im Moment machte, denn durch seine Berührung war er schreckliche Realität, während das andere noch wie im Traum hinter einer Wand der Unwirklichkeit war. Das konnte ihr Verstand verleugnen, aber ihn, direkt vor sich, das konnte ihr Verstand nicht ignorieren. Er tat ihr weh mit seinen Händen an ihren Schultern, so fest wie er griff, aber sie beklagte sich nicht. Sie blieb einfach nur stehen und sah zu ihm auf.
    Nach dem Gespräch vor dieser vermaledeiten Cena war sie sich eigentlich sicher gewesen, dass Piso sie nicht leiden konnte. Immerhin hatte er ihr damals schwere Vorwürfe gemacht und sie so sauer gemacht, dass sie den Raum verlassen hatte. Abgesehen davon, dass sie ohnehin kein unbefangenes Verhältnis hatten, nachdem er sie abgefüllt und abgeschleppt hatte. Und jetzt hielt er sich an ihr fest und sagte ihr noch, sie solle nicht das Tuch anheben.
    Er begrüßte einen Iulier, und Axilla wandte sich auch leicht um. Sie sah Centho da stehen. Seit der Cena hatte sie ihn auch nicht mehr gesehen, aber sie wusste, dass er mit archias befreundet gewesen war. Erstaunlich, dachte sie noch mit einem Hauch von Verwunderung, wie schnell sich die Nachricht von seinem Tod doch herumgesprochen hat. Sie selbst hatte es eben erst erfahren, und doch war schon der erste seiner Freunde hier. Nun, vielleicht hatte er auch einen persönlichen Brief bekommen? Piso war ja auch schon hier.
    Sie sagte nichts und ging nur einen weiteren schritt auf die Bahre zu. Sie sollte das Tuch nicht abheben. Es sei entsetzlich. Axilla stand da und schaute auf das Tuch. Darunter musste Archias liegen. Es sah merkwürdig aus. Unförmig. Musste es ja auch sein, wenn er vom Tarpejischen Felsen gesprungen war. Sie blickte wie ein Schlafwandler einfach nur auf das Tuch.


    Die Aussage 'Kein Mensch wäre so dumm, so etwas zu tun' stimmt nicht. Irgend jemand wäre immer so dumm, etwas wirklich Dummes zu tun - nur um zu sehen, ob es möglich wäre. Wenn du in einer versteckten Höhle einen Schalter anbringst und ein Schild aufhängst 'ENDE-DER-WELT-SCHALTER. BITTE NICHT DRÜCKEN', hätte das Schild nicht einmal Zeit zu trocknen.*
    Und auch Axilla hörte nicht auf die gut gemeinte Warnung von Piso. Wie automatisch wanderte ihre Hand zu einer Ecke des Tuches, und sie hob es soweit an, um darunter schauen zu können. Das erste, was sie sah, war ein vorstehender Knochen, der sich seinen Weg durch Fleisch und Kleidung gebahnt hatte und grotesk und weiß gegen die rote Umgebung um ihn herum herausstach. Erschrocken ließ sie das Tuch fallen und machte doch einen Schritt rücklings, stieß mit ihrem Cousin zusammen, an dem sie sich erschrocken und mit klopfendem Herzen festhielt. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen und ihr war entsetzlich schlecht. Sie zitterte am ganzen Körper. Was hatte er nur getan?!


    Was hatte er nur getan...


    Sim-Off:

    *Terry Pratchet (wer auch sonst? :D )

    Axilla war sich nichtmal sicher, ob sie beide überhaupt irgendeine Basis miteinander hatten. An eine Arbeitsbasis konnte sie da nicht einmal denken. Sie wusste immer noch nicht, was Seiana damit bezwecken wollte, und ein kleines, warnendes Stimmchen wurde immer lauter. Nicht ganz so laut wie das Atmen-Stimmchen, aber immerhin. Vor allem, da Seiana wieder wütender zu werden schien, denn ihre Stimme war nicht mehr so ruhig und gelassen wie eben, ebensowenig ihre Augen.
    Axilla biss sich kurz auf der Unterlippe herum. Was würde es bedeuten, wenn sie annahm? Was, wenn sie ablehnte? Eigentlich mochte sie es, immer wieder einen Artikel zu schreiben. Wenn ihr denn was brauchbares einfiel. Sie fühlte sich dann wichtig, weil sie etwas zur Information ihrer Mitmenschen beitrug. Wenn sie annahm, dann war das offiziell, nicht mehr so anonym.
    Und wenn sie ablehnte? Vermutlich würde Seiana sie dann auch gar nichts mehr schreiben lassen. Vermutlich wäre das ein Schlag ins Gesicht der Auctrix. Ein weiterer, immerhin hatte Axilla ihr den verlobten ausgespannt, selbst wenn sie das nie beabsichtigt hatte. Es war nunmal passiert, und Axilla konnte es ja sogar verstehen, dass Seiana sie deshalb nicht mochte. Obwohl sie sich entschuldigt hatte. Obwohl es ihr wirklich leid tat. Jetzt sogar fast noch mehr als früher. Wäre sie nicht gewesen, wer weiß, vielleicht wäre Archias mit Seiana glücklicher gewesen und wäre dann nicht vom Felsen gesprungen? Wer wusste das schon zu sagen?


    Axilla überlegte ein wenig und blickte immer wieder unsicher auf. “Wird diese Arbeit auch möglich sein, wenn ich eine andere Stelle annehme? Ich muss dazu nicht ins Domus der Acta, oder?“ Axilla hatte keine Ahnung, wie das genau funktionieren würde. Sie wollte im Grunde annehmen – allein schon, weil sie sich nicht traute, abzulehnen. Aber das wollte sie zumindest noch fragen.

    Axilla hatte noch immer ihre Artiken in den Händen und blätterte diese durch. Das schien alles so lange her zu sein, dass sie diese geschrieben hatte. Als wäre es ein anderer Mensch gewesen, der diese geschrieben hatte. Inzwischen war so vieles passiert, und damit meinte sie nicht nur den Freitod ihres Ehemannes. Auch, wenn sie nie so genau gewusst hatte, was sie tun sollte, es hatte eine Richtung gegeben. Im Moment fühlte sie sich reichlich orientierungslos. Sie hatte noch keine Ahnung, was sie tun sollte, jetzt als Witwe mit nichtmal zwanzig Jahren. Hätte sie sich scheiden lassen, hätte es einen Plan gegeben. Zum Prätor gehen und dafür sorgen, dass sie ihre Mitgift wiederbekam. Für die eigene Sicherheit sorgen. Absicherung bei der Gens einholen, damit alle sie unterstützten. Und jetzt? Sie hatte keinen Plan. Sie wusste ja noch nichtmal, warum Archias sich das Leben genommen hatte.


    Die Decima fing an, zu reden. “Ja, das habe ich bereits gehört. Meine Glückwünsche hierzu.“ Axilla interessierte sich zwar nicht sonderlich dafür, aber wenn der Auctor der Acta wechselte, bekam man das ja nun doch mit.
    Seiana sprach weiter und Axilla sah verwundert auf. Sie war hier, um sie für ihre Artikel zu loben? Axilla saß einen Moment ganz erstarrt da und vergaß sogar, zu atmen. Sie musste sich verhört haben! Aber sie konnte sich nicht verhört haben, denn Seiana sprach noch immer weiter und wollte ihre Versicherung, dass sie auch jetzt noch schreiben würde. Mit Seiana als Auctrix. Axilla hatte ja schon darüber nachgedacht, als sie gehört hatte, wer nun Chef der Acta war. Sie hatte schon überlegt, ob sie vielleicht, wenn sie denn mal die Idee für einen Artikel hatte, diesen ganz anonym abgeben konnte. Einfach bei der Acta durch einen Sklaven abgeben lassen, ohne Namen und alles. Denn eigentlich war sie nach dem Gespräch mit der Decima vor vielen Monaten der Überzeugung, dass Seiana sie nur dann nochmal sehen wollte, wenn sie Axilla erwürgen würde.
    Und es kam noch besser! Sie lobte nicht nur und fragte nach weiteren Artikeln. Nein, sie fragte, ob Axilla bei der Acta arbeiten wollte. Arbeiten. Bei der Acta. Als Subauctrix. So richtig. So richtig richtig. Atmen! kam irgendwo ein Stimmchen in ihrem Geist, und sie merkte, dass Luftholen doch lebensnotwendig sein könnte, ehe man äußerst unvorteilhaft noch in Ohnmacht fiel. “Ähm...“, machte sie erst einmal rhetorisch defizient und ordnete nochmal die Artikel, um sie der Decima zurückzureichen. Sie musste ihre Gedanken erst einmal einen Moment sammeln, ehe sie darauf vernünftig antworten konnte.
    “Das... ist ein großzügiges Angebot. Ich meine... bist du sicher, dass du das möchtest?“ Axilla schaute ein wenig zweifelnd aus der Wäsche. Irgendwie ging das nicht in ihren Kopf, wie die Situation damals und die Situation jetzt zusammenpassten.

    Ach, Seiana wusste davon noch gar nichts? Das relativierte dann natürlich wieder Axillas Theorie, denn was die Decima nicht wusste, konnte sie auch nicht besprechen wollen. “Ja, der Präfectus Urbi hat Haftbefehl gegen ihn erlassen.“*
    Axilla hielt sich hier knapp, was Informationen anbelangte. Sie wollte über Archias nicht schlecht reden. Sie wollte gar nicht über die Sache so genau reden. Es war ihr auch so schon reichlich unangenehm, dass diese überhaupt stattgefunden hatte, da musste sie nicht noch lange darüber reden.


    Und sie musste es auch gar nicht, denn Seiana reichte an sie ein paar Papyri. Teilweise waren die ganz schön alt, über ein halbes Jahr bei manchen, bei anderen nur wenige Wochen. Axilla bekam mit einem Mal ein ganz flaues Gefühl im Magen. “Ja, das hab ich geschrieben. Was ist damit?“ Hatte sie etwas angestellt? Das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen, ein Teil davon war ja auch abgedruckt und veröffentlicht worden, wenngleich nicht unter ihrem Namen, sondern anonym, wie sie gebeten hatte. Die Acta würde nichts abdrucken, was nicht korrekt war, denn immerhin haftete der Auctor für das Blatt und musste sich vor dem Senat dafür verantworten.



    Sim-Off:

    *Da das aber noch nicht ausgespielt ist und ich nicht weiß, was da noch kommt oder auch nicht, hier nur ganz kurz. Ich nehme an, dass da noch einiges ausgespielt werden wird :D

    “Nein, nicht direkt. Nur ein wenig herrichten, mehr nicht.“ Axilla war noch immer nervös und unsicher, aber so langsam bekam sie das Gefühl in den Griff. Sie fühlte sich nicht mehr ganz so gelähmt und erinnerte sich wieder an die Dinge, die ihr im Laufe der Jahre beigebracht worden waren. Naja, zumindest, was versucht worden war, ihr beizubringen.


    Dass Seiana nicht nur wegen der Trauer hier war, war nun nicht so überraschend, dass es Axilla die Sprache verschlagen hätte. Vielmehr bestätigte das eigentlich nur ihre Vermutung, dass da doch mehr sein musste. Und dass die Decima sich setzen wollte, unterstrich es nur noch mehr. Es schien wirklich ein längeres Gespräch zu werden, wenn Seiana die Sklaven untergebracht wissen wollte und sich setzen wollte. Ein kleine Welle neuer Panik stieg in Axilla auf, aber sie kämpfte sie tapfer nieder. Nur nicht aus dem Konzept bringen lassen!
    … nun müsste Axilla nur noch wissen, welches Konzept das überhaupt wäre, und alles wäre in Butter...
    “Sicher, gern.“ Axilla war über sich selbst überrascht, wie unbeteiligt ihre Stimme klingen konnte. Sie fühlte sich wie zum zerreißen gespannt und musste sich nach dem Setzen nochmal kurz ein wenig aufrichten, um ihr Kleid in einer nervösen Geste glattzustreichen. Sie hasste es, dass sie nicht wusste, wohin mit ihren Händen! Also legte sie diese einfach gefaltet in den Schoß. “Wenn es um die Beschlagnahmung von Archias Sachen geht, da kann ich dir fürchte ich nicht helfen...“ riet Axilla einfach mal ins Blaue drauflos. Aber das wäre ein Thema, was längerer Erörterung vielleicht bedurft hätte und war damit auf ihrer Liste der möglichen Gesprächspunkte ganz oben.