Axilla wusste, dass Seiana keinen Kontakt mehr gehabt hatte, weil sie das nicht mehr wollte. Archias hätte das wohl sehr gerne gewollt. Und im Grunde war Axilla ja sogar recht froh gewesen, dass die Decima ihn da vor die Tür gesetzt hatte. Welche Frau wollte schon gerne, dass ihr Kerl sich mit der Exfreundin traf? Und das auch noch alleine? Axilla hatte Archias früher zwar getraut, aber es war ein Unterschied zwischen Vertrauen und Vertrauen. Und Axilla wusste auch, wie Männer waren. Ihr hätte es auch nie etwas ausgemacht, wenn er sich eine Sklavin oder eine Lupa ab und zu genommen hätte. Aber eine andere Frau aus einer einflussreichen Familie... das war was anderes. Bei Archias schon zweimal.
Mittlerweile allerdings, trotz Archias' Abschiedsworten, war sie da nicht mehr so sicher, ob sie wirklich froh sein sollte, dass es so gekommen war. Es hätte ihr wohl viel Kummer erspart, wenn es anders gewesen wäre. Und sie müsste sich nun nicht damit beschäftigen, warum ihr Mann sich vom tarpejischen Felsen geworfen hatte anstatt sich wie ein ordentlicher Römer im Bad die Pulsadern aufzuschneiden. Wenn man denn schon Selbstmord beging. Warum er es überhaupt getan hatte, verstand Axilla ja nach wie vor sowieso nicht. Es war so... so... unlogisch. Selbst emotional war es vollkommen unlogisch. Aber nungut, es brachte auch nichts, darüber nachzudenken.
Als Seiana meinte, ihre Sklaven würden vor der Casa warten, war Axilla kurz verwundert. Araros hatte weiter gedacht, als sie selber. Sie wusste zwar nicht, warum Seiana hier war, aber an ein Attentat glaubte sie auch nicht so wirklich. Gut, sie wusste auch nicht, mit was für Sklaven sie angekommen war. Dennoch gab sie einem Sklaven einen Wink. “Bitte einmal Wasser für unseren Gast. Und Araros soll die Sklaven bitte in die Küche bringen und ihnen auch etwas zu trinken anbieten.“
Der Sklave nickte und eilte davon, kurze Zeit später hatte die Decima auch schon ihr gewünschtes Getränk. “Es ehrt dich, dass du wegen der Kondolenz hierher gekommen bist...“ fing Axilla wieder vorsichtig an. Sie wusste nicht so recht, was sie mit der Decima denn nun genau anfangen sollte. Aber wenn die Sklaven hereinkommen sollten, ließ das ja darauf deuten, dass Seiana mit einem längeren Gespräch rechnete.