Sein Versprechen stimmte Axilla etwas gnädiger, wenngleich seine Erklärung bei ihr einen etwas fragenden Gesichtsausdruck hinterließ. Zwei Tage Enthaltsamkeit führten gleich zu so einem Ergebnis? Was würde wohl in der Woche passieren, in der Axilla blutete? Axilla hatte durchaus Gefallen an Sex, selbst an viel Sex, aber zum einen ging Qualität über Quantität, und zum anderen war auch der willigste Körper irgendwann einmal einfach wund. Sollte diese Erklärung also Torquatus' Ernst sein und dieser Zustand so dauerhaft sein, würde Axilla einige Zeit dafür aufwenden, eine unfruchtbare, junge Sklavin zu suchen, die für sie einspringen konnte, wenn Axilla mal doch keine Lust hatte.
Das Kompliment schließlich ließ sie wissend lächeln. “Schmeichler“, meinte sie amüsiert und spritzte ganz leicht mit ein wenig Wasser in seine Richtung. Axilla war sich durchaus der Tatsache bewusst, dass sie nach landläufigen Maßstäben als schön galt. Aber sie war ganz sicher nicht die schönste Frau im Imperium, ja, noch nicht einmal in Roma. Vielleicht war sie das einmal gewesen, als sie jung gewesen war. Bevor Atticus geboren worden war. Damals war sie schlank wie eine Gerte gewesen, ihr Bauch flach und hart, ihre Brüste zwei feste, kleine Knospen und ihre Haut komplett ohne den kleinsten Makel. Jetzt war sie über dreißig und hatte zwei Kinder geboren. Ihre Hüfte war etwas breiter, ihr Bauch zwar immer noch flach, aber weicher, ihre Brüste größer und definitiv nicht mehr so straff wie früher und wenn sie in etwas weniger vorteilhaftem Licht ihre Haut untersuchen würde, fände sich definitiv der ein oder andere kleine Riss von der Schwangerschaft.
Dass er lieber ins triclinum gehen wollte, nahm Axilla ebenfalls mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis. Im Grunde waren sie hier ja gerade eben erst fünf Minuten im Balneum. Man konnte sagen, sie waren nicht einmal richtig nass. Für diese kurze Zeit in Kauf genommen zu haben, dass ihre kunstvolle Frisur sich im Wasserdampf aufgelöst hatte und nun an ihr klebte, war eine weniger erfreuliche Erkenntnis. Aber vermutlich waren die Einzelheiten des Ehevertrages im Triclinum tatsächlich besser zu verhandeln, insbesondere, sollte etwas schriftlich gemacht werden. Und für die Sklaven war es definitiv so einfacher, für sie aufzuwarten.
“Na gut“, zuckte Axilla also die Schultern und begab sich zu der Stelle am Becken, wo die Stufen nach draußen führten. “Der Mantel“, wies sie – überflüssiger Weise – Corinna an. Diese hüllte ihre Herrin in einen Bademantel aus weicher Wolle und legte für Torquatus auch ein großes Handtuch bereit. Axilla setzte sich auf die kleine, steinerne Bank im Balneum und zog sich ihre Sandalae wieder an. Das Kleid wieder anzuziehen kam ihr albern vor. Der Bademantel war genauso praktisch wie verheißungsvoll und für das Abendessen definitiv warm genug.
“Stört es dich, schon beim Essen über den Ehevertrag zu reden?“ wechselte Axilla dann auch sogleich das Thema. Eigentlich sprach man während des Essens nicht über geschäftliches, aber Axilla fand diese Anstandsregel reichlich albern und war da doch eher von praktischer Natur. Über das Wetter konnte sie noch häufig genug reden.