Natürlich war es dummes Zeug, was Axilla redete. Aber ein 'Du hast recht, aber meine Meinung gefällt mir besser' klang bei weitem nicht so gut. Außerdem hätte Axilla dann eingestehen müssen, dass sie etwas unrechtes getan hatte. Zu dieser Selbstdiagnose zu kommen lag aber außerhalb ihrer kritischen Kapazitäten.
“Natürlich nicht! Als ob die Götter nichts besseres zu tun hätten...“ Axillas Meinung zu den Göttern war eben keine besonders hohe. Zum Glück war das in der römischen Welt auch nicht weiter von Belang, ging es doch eher um die richtige Durchführung denn um irgendwelche Inbrunst.
Bei den folgenden Worten knurrte Axilla einmal wütend, weil sie gar nicht wusste, was sie da hätte sagen sollen. Die meisten Männer erkannten den Unterschied doch nichtmal, wenn man sich nicht bescheuert anstellte. Grade bei arrangierten Ehen mit älteren Herren war es doch so, dass diese diese Feinheit meist verlernt hatten, da sie ihre Bedürfnisse ohnehin meist an sich wehrenden Sklavinnen stillten. Die Aussicht auf so eine Ehe war zwar alles andere als berauschend, aber die musste nicht besonders lange halten. Axilla würde wohl nie eine univira werden, aber das nahm sie nicht so ernst. Solange sie nur irgendwann einen Sohn hatte, der das Erbe ihres Vaters antreten konnte... das war ihr höchstes Ziel.
Dennoch stapfte sie wütend einmal hin und her, ballte die Hände drohend zu Fäusten und mahlte mit den Zähnen aufeinander. Woher sie wusste, dass sie nicht unfruchtbar war? “Es ist noch da!“ maulte sie kurz und stapfte dann weiter, drehte sich von Serrana weg und blieb mit dem Rücken zu ihr stehen. So, jetzt war es raus. Jetzt konnte die Cousine denken, was immer sie wollte.
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Sie überlegte, ob sie dabei sein wollte, wenn er es Silanus sagte. Sie war sich nicht sicher, aber vermutlich war das das beste, wenn sie dabei anwesend war und so gleich alles schnell geklärt war. “Wie du magst. Vielleicht geht es einfacher, wenn cih dabei bin? Aber das ist ja eigentlich mehr was, was Männer ausmachen, oder?“ Axilla war noch nie verlobt gewesen und kannte auch niemanden so wirklich. Nun, außer Serrana, aber bei der hatte Sedulus ja auch Silanus gefragt, bevor sie es offiziell gemacht haben. Und Axilla hatte sich darüber trotz allem nie so wirklich Gedanken gemacht, da sie mit einem 'mich will doch keiner' im Kopf durch die Gegend gelaufen war. Und jetzt war das alles ein wenig plötzlich und überraschend.
Von der Idee mit Seiana hielt Archias aber reichlich wenig. Das wollte er allein machen, und Axilla verstand es ja auch. Das war etwas, das Stolz und Ehre verlangten, aber... sie hatte wirklich ein unheimlich schlechtes Gewissen der Decima gegenüber. Wenn sie das nicht jetzt gleich vom Tisch bringen konnte, weil das sonst die virtus von Archias verletzt hätte, musste sie es auf jeden Fall aber später noch machen. Sie wollte nicht, dass Seiana das falsche von ihr dachte. Axilla wollte keinen Streit. Auch wenn Seiana ihr das wohl höchstwahrscheinlich nicht verzeihen würde. Aber es war ja nicht mit Absicht gewesen!
“Gut, dann machst du das. Aber... ich meine... meinst du wirklich, dass du deshalb Ärger kriegst? Also, mit Quarto, und... deinen Eltern...“ Das ganze wurde schon wieder so groß und so schwierig, dass Axilla am liebsten davor flüchten wollte. Es war ja nicht nur so, dass sie und Archias sich einigen mussten. Was, wenn sein Vater nein sagte? Soweit sie wusste, war Archias zwar von der patria potestas befreit, aber.... man hörte ja trotzdem auf den eigenen Vater. Und wenn der sie nun nicht mochte? Immerhin war sie bei weitem nicht so perfekt wie Seiana, und ihre Familie auch nicht unbedingt einflussreich.Der Kuss war schön, und Axilla schmiegte sich mehr gegen Archias, genoss es, wie er sie dabei leicht an sich zog, wie sie fühlte, dass er mehr wollte. Nur leider beendete er genau dann den Kuss und fragte sie nochmal nach ihren Gefühlen. Sie hielt in der Bewegung, ihn küssen zu wollen, inne, und sah kurz zu ihm auf. “Ich... weiß es nicht. Ich fühl mich nicht wirklich anders als damals. Aber...“ Wie sollte sie das erklären? “Du liebst Seiana. Oder... hast geliebt?“ Liebte er Seiana noch? Konnte man denn aufhören, jemanden zu lieben? Axilla wusste das nicht, das war ziemlich schwierig. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie Silanus nicht mehr liebte, aber rückblickend war sie sich auch nicht sicher, ob sie das denn jemals wirklich getan hatte, oder ob sie nicht nur in ihn verliebt gewesen war. Und das war ein Unterschied, wie sie jetzt wusste.
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“So hörte es sich aber an!“, kam postwendend als erste, giftige Antwort auf Serranas Verteidigung. Natürlich hatte sie nicht gesagt, das sie Axilla für eine Schlampe hielt, der unterschwellige Vorwurf war aber bei Axilla genau so angekommen, als hätte sie eben jenes gesagt. Und das ließ sich Axilla natürlich nicht sagen! Sie wusste um ihre Fehler, aber für sie wäre es kein Weltuntergang gewesen, dass sie keine Jungfrau mehr war. Natürlich war es ehrenvoller, wenn eine Frau sich für ihren ersten Mann aufsparte, aber in einer Gesellschaft, wo man sich einfach und unbürokratisch auch scheiden lassen konnte, und Ehen je nach den politischen Gegebenheiten auch mal schnell neu geschlossen wurden, war das nun wirklich nichts so überwältigend schlechtes. Also nahm Axilla das auch nicht so schwer. Solange eine uneheliche Beziehung nicht aufflog, war es eigentlich egal. Und solange niemand schwanger wurde...
“Ich kann noch Kinder kriegen...“, murmelte Axilla mehr als Erwiderung auf Serranas Vorwürfe. So hatte sie sich das Gespräch sicher nicht vorgestellt, als sie vor einigen Momenten noch hier hergekommen war. Wenn sie das gewusst hätte, wär sie wohl auch nicht gekommen. Problembewältigung war nicht unbedingt Axillas Stärke.
“Und überhaupt“, versuchte sie abzulenken, um auf die Fragen nicht antworten zu müssen, “man kann sich doch nicht immer mit einem 'was wäre, wenn' aufhalten. Ich kann auch aus der Tür gehen und von einem herabfallenden Dachziegel erschlagen werden. Oder von einem Räuber erstochen werden. Ich könnte beim Gang über den Markt verschleppt und vergewaltigt werden. Soll ich jetzt gar nicht mehr aus dem Haus gehen, weil das passieren könnte? Oh, aber im Haus bleiben geht auch nicht, denn die können einstürzen.“ Nun, dieses vielleicht nicht, aber in der Subura stürzte andauernd irgendwo eine Insula ein, weil sie mit zu dünnen Ziegeln zusammengebaut worden war. “Man kann nicht in Angst leben. Also versuch nicht, mir welche einzureden.“
So, die Arme noch vor der Brust verschränkt, machte Axilla ihren Standpunkt wohl deutlich klar. Aber sie sah es auch gar nicht ein, sich da von Serrana irgendwelche Vorwürfe machen zu lassen. Die wusste ja gar nicht, was alles geschehen war, und Axilla wollte es ihr sicher auch nicht haarklein erklären. -
[Blockierte Grafik: http://img39.imageshack.us/img39/9646/araros.jpg]
Schon beim Blick durch die kleine Klappe hätte Araros heulen mögen. NOCH mehr Blumen? Und was für ein gewaltiger Strauß gleich wieder! Sie hatten doch schon gar keine Vasen mehr übrig, wo man die Blumen hätte hinstellen können! Nachdem nun eine Woche Ruhe gewesen war und die ersten Blumen schon fast verblüht waren, hatte der Ianitor gehofft, damit diese Blütenschwemme überstanden zu haben, aber nein, da war auch schon der nächste Strauß! So langsam musste der flamen der Flora ja wirklich hier auftauchen, wenn das so weiterging.
Leicht gereizt öffnete Araros die Tür und wollte den vermeintlichen Blumenboten schon anzetern, als er sich gewahr wurde, dass das da vor ihm ein Patrizier war. Zum Glück gewöhnte man sich als Ianitor recht schnell an, die Leute von unten nach oben abzumustern, um eventuelle Zeichen frühzeitig zu erkennen. So konnte er seine Worte gerade noch herunterschlucken, als er den patrizischen Halbmond bemerkt hatte. Nur zu wem wollte der denn? Vor allem mit den Blumen?
Hach, was waren das doch schöne Zeiten früher gewesen, als nur ein weibliches Wesen im Haus gelebt hatte und nicht derer zwei! Und noch dazu so jung...
“Salve, Herr? Du wünscht?“ fragte Araros formvollendet höflich und wartete auf Antwort. -
An vielen Dingen, die ihr gefielen, war aber eine ganze Menge falsch. Was genau hierbei anders war, wusste Axilla nicht, aber sie fühlte sich im Moment zu müde, um darüber nachzudenken, und es war ein viel zu schönes Gefühl, von Archias gedrückt zu werden, um es in Frage zu stellen. Sie kuschelte sich nur mehr in seine Arme und fand noch ein wenig mehr Ruhe.
Dann schaute Archias sie an und fragte nochmal, ob sie ihn wollte. Einen Moment zögerte Axilla, traute sich nicht, etwas zu sagen. Ihr Blick schweifte ins Nichts, während sie überlegte. Ihr Kopf lag noch immer so auf seiner Schulter, dass sie sein Herz hören konnte. Wollte sie?
Etwas zögerlich und schüchtern nickte sie, ohne etwas zu sagen. Sie schaute wieder hoch zu ihm, und nickte nochmal. Ja, sie wollte. Sie wollte gerne. Wenn sie bei ihm sein konnte, wollte sie das wirklich gerne. Wenn er sie bei sich haben wollte, wirklich sie, dann wollte sie das gerne.
Und auf seine nächste Frage schüttelte sie nur ebenso stumm den Kopf. Warum sollte ihr sein Alter etwas ausmachen? Bis jetzt hatte es ihr ja auch nichts ausgemacht. Und er war zwar älter als sie, aber so richtig alt war er ja auch nicht. Zumindest benahm er sich nicht alt, und Männer waren ja eh immer etwas älter als ihre Frauen. Oh, Götter, allein das Wort zu denken ließ Axilla wieder schwindelig werden. Sie seine Frau? War das wirklich eben passiert? Träumte sie das nicht vielleicht doch?Ein wahrer Redeschwall ging auf Axilla ein, als Archias freudestrahlend Pläne zu schmieden anfing. Ihr Zimmer direkt nebenan, und ein Bettchen für das Kind. Das vielleicht nicht lange leben würde, oder krank sein würde. Oder dumm. Axilla krampfte sich eine Spur zusammen in seinen Armen und bekam seine Frage nur so halb mit. “Fragen? Ich... nein, ich bin sui iuris, und es gibt keine tutela, die man beachten müsste. Aber du solltest es vielleicht Silanus sagen...“ Ja, das sollte er machen, dann musste sie sich nicht vor ihren Cousin stellen und das machen. Das war vielleicht besser, wenn er das machte, so von Mann zu Mann.
Sie war noch immer sehr durcheinander, so dass sie seinen Stimmungsumschwung erst mitbekam, als er so zerknirscht dreinschaute und Seiana erwähnte. Die hatte Axilla für einen Moment ganz vergessen. “Sie wird sehr böse sein, oder?“ Axilla kam sich gerade unglaublich schuldig vor. Wäre sie nicht gewesen, hätte sie in Ägypten besser 'nein' gesagt, dann würden sie und Archias in einigen Wochen heiraten. Wäre sie nicht auch nach Rom gereist und nochmal zu ihm gelaufen, vermutlich auch. Ja, wahrscheinlich selbst jetzt, wenn sie nein gesagt hätte und ihn zurückgewiesen hätte... Sie fühlte sich mehr als nur schuldig. “Soll ich es ihr vielleicht erklären? Ich... ich wollte ihr ja nicht weh tun.“ Fragend schaute Axilla in Archis Augen und wusste immernoch nicht so recht, was eigentlich gerade passiert war.Nur ganz langsam kam die Freude durch dieses Chaos an Gefühlen an die Oberfläche, während sie ihn so anschaute. Er wollte wirklich bei ihr sein. Er wollte, dass sie bei ihm war. Er wollte mit ihr Kinder haben. Und trotz des schlechten Gewissens musste Axilla bei diesen Gedanken ganz leicht lächeln. “Caius? Was ich dir... in Alexandria gesagt habe... das stimmt nicht. Ich...“
Es war so zerbrechlich und zart, diese Erkenntnis, und Axilla fühlte sich noch immer so durcheinander und trampelig. Sie wollte es nicht kaputt machen, indem sie es leichtfertig sagte. Statt dessen beugte sie sich leicht vor, stupste Archias' große Nase mit ihrer etwas beiseite und küsste ihn ganz vorsichtig und sanft. -
Nein, Axilla verstand ihn nicht. Nicht wirklich. Er liebte doch Seiana, das konnte doch nicht einfach so weg sein? Und wenn man jemanden liebte, so richtig liebte, dann kam man sich in dessen Gegenwart doch nicht doof vor? Oder kantig?
Er drängte sie aber zum Glück nicht weiter und stattdessen nahm Archias sie endlich richtig in die Arme und zog sie auf seinen Schoß. Axilla flüchtete sich leicht in die Umarmung, bettete ihren mit Watte gefüllten Kopf auf seiner Schulter und machte die Augen zu. Sein Herz schlug so schön kräftig und gleichmäßig, und sie mochte dieses Geräusch so sehr. Es war so unendlich beruhigend in seinen armen zu sein und einfach diesem Geräusch zu lauschen. Das war Sicherheit ohne Erwartungen, und Axilla brauchte das so sehr.
Dennoch hörte sie Archias zu, als er von Vala zu sprechen anfing. Er hatte ihm die Schüssel übergekippt, weil sie ihn verliebt angeschaut hatte, er sie aber nicht? Das war der Grund? Weil Vala sie nicht liebte, hatte Archias so reagiert und es sich deshalb mit den Aureliern verscherzt?
Axilla kuschelte sich nur stumm an ihn, ließ die Augen geschlossen, als sie seinen Atem an ihrem Ohr fühlte. Ganz leise, ganz sacht, flüsterte er mit ihr. Was wollte sie? Sie nahm ein paar mittlerweile wieder ruhige Atemzüge, ohne sich sonst zu bewegen, und lauschte seinem Herzen, atmete seinen Duft, genoss seine Wärme.
“Das hier..., flüsterte sie als Antwort und legte ganz sanft eine Hand auf seine Brust. Die Augen ließ sie geschlossen, weil sie sich einbildete, so besser sein Herz zu hören. “Ich will hier bei dir sein, jetzt, in deinen Armen. Ich will deinem Herz zuhören. Ich will nicht nachdenken, ob etwas falsch ist.“
Blinzelnd öffnete sie die Augen und bewegte leicht den Kopf, um Archias in die Augen zu sehen. “Und ich hab so viel Angst, es kaputt zu machen, weil ich es zu sehr will.“ -
Je mehr Serrana sich aufregte, umso mehr geriet Axilla selber in Rage. Was war denn nur los, dass alle Welt auf einmal meinte, ihr Ratschläge erteilen zu müssen, was sie tun und was sie lassen sollte? Das war verdammtnocheins ihr Körper, über den alle fröhlich redeten, als wäre er Gemeineigentum und jeder könne darüber bestimmen, was das beste wäre. Und solange das Kind in ihrem Körper steckte, konnte sie damit tun und lassen, was auch immer sie wollte! So!
Dass Serrana sie für ein Flittchen hielt, tat aber weh, und Axilla stand demonstrativ auf, um ein paar Schritte von ihr wegzugehen, als sie sich wieder zu ihr setzte. Sowas ließ sich Axilla nicht sagen, von niemandem. Auch – oder vielleicht erst recht nicht – von ihrer Cousine. “Nein, ich steig nicht mit jedem Kerl ins Bett, der mir über den Weg läuft“, schnappte sie ungehalten und wandte sich gerade schon schmollend ab, als Serrana auf Vala zu sprechen kam. Da drehte sie sich doch nochmal um und schaute verwirrt. “Vala? Du... du denkst, Vala wäre? Götter, nein! Vala hat nie auch nur versucht, mich zu drängen.... also, wirklich, Serrana! Du solltest dich echt was schämen, so von ihm zu denken! Hat er dir denn irgendwas getan, dass du...? Also wirklich! Vala ist der ehrbarste und aufrechteste junge Mann, den ich kenne, und er würde niemals etwas so niederträchtiges tun, wie du es vorhin angedeutet hast. Nie!“ Und damit spielte Axilla auf die Unterstellung mit der Vergewaltigung an, die wirklich schon sehr unerhört in ihren Augen war. “Er hat mich immer sehr nett und tugendhaft behandelt. Und mit dem hier...“ Hierbei wanderte eine Hand auf ihren Bauch und blieb dort liegen “...hat er überhaupt nichts zu tun.“So, nachdem das geklärt war, soltle Axilla vielleicht mal noch ein paar Dinge klarstellen, hatte sie das Gefühl. “Und was hätte ich denn anders machen sollen? Es gibt in dem Fall nur zwei Möglichkeiten, und das Kind zu bekommen war definitiv keine Option. Dann wäre ich wirklich als Flittchen verschrien, wenn das rauskäme... Und jetzt ist es sowieso egal, was gewesen wäre wenn...“
Dank Crios wusste Axilla ja schon, dass es nicht funktioniert hatte. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, was Archias am nächsten Tag dazu sagen würde... -
Archias kam zu ihr wie ein großer Hund und legte seinen Kopf auf ihre Knie. Sie fühlte sich so durcheinander, dass sie ihn einfach gewähren ließ und auch nicht widersprach, als er redete. Es gab immernoch keinen Sinn. Es konnte einfach nicht sein. Sie hatte sich doch damit abgefunden, dass es anders war. Und das, was sie fühlte, wenn sie bei ihm war, das war doch... das war doch eine Ausnahme! Das war doch nichts, was so sein sollte, und das war nichts, was sie kannte.
Er setzte sich neben sie und redete weiter. Axilla starrte vor sich hin und wandte erst bei dem Wort 'tief' ihren Blick ihm zu, um ihm in die Augen zu schauen. Er freute sich auf das Kind? Das Kind, das sie hatte umbringen wollen? Bei dem sie sich überlegt hatte, wie sie es jetzt noch töten konnte? Ob sie es im Wald aussetzen sollte, wenn es auf der Welt war, sofern es da überhaupt lebte? Auf das freute er sich? Wirklich?Es war so einfach. Axilla traute sich gar nicht, etwas zu sagen, weil es so einfach aussah. Und die einfachen Dinge waren im Endeffekt nie einfach. Und nie richtig. “Ich weiß nicht?“, meinte sie ängstlich und sah Archias dabei schüchtern an. Ganz vorsichtig griff sie nach seiner Hand, und sie wusste, dass er fühlen konnte, dass sie zitterte. “Ich meine... du weißt, wie ich bin. Und... was ich getan hab, und... ich bin keine so gute Frau, Caius. Ich meine... Seiana ist perfekt, und... ich bin es nicht. Ich meine...“
Sie zitterte noch ein wenig mehr. Ihr Kopf war wie leer und alle Pläne, die sie gemacht hatte, jede Ausflucht, die sie sich zurechtgelegt hatte, um das Kind eben nicht zu bekommen und sich eben nicht zu sehr auf die Beziehung mit Archias einzulassen, waren einfach weg. Trotzdem war da jetzt kein Loch in ihr, mehr so etwas wie Watte, die ihr jemand in den Kopf gepackt hatte und die alles auspolsterte.
“Ich glaube gar nicht, dass die Götter irgendwelche Pläne mit den Menschen haben... ich meine, warum sollten sie...? Ich....“
Axilla fasste sich mit der freien Hand an den Kopf, der so leer war, ohne seine Hand mit der anderen loszulassen. Ganz langsam ließ sie sich gegen ihn sinken und parkte den sich hohl anfühlenden Kopf auf seiner Schulter. Sie nahm einen unsicheren Atemnzug und schloss die Augen. Das fühlte sich so gut an, und Axilla hatte solche Angst davor, es einfach zu greifen.
“Caius, jeder, den ich liebe, jeder, geht weg und stirbt. Ich hab Angst, weil ich will nicht, dass du stirbst. Ich will...“ sie machte eine unsichere Bewegung mit der Hand, weil ihr die Worte fehlten. Sie wusste nichtmal, ob es die richtigen Worte gab, die das ausdrücken konnten, was sie gerade fühlte, ihre Furcht, ihre Wünsche. “Ich kann jetzt nicht nachdenken. Das ist alles so viel und so groß. Kannst du mich nicht einfach festhalten?“ Axilla hatte das Gefühl, in einem Meer aus Fragen zu schwimmen, nur rettende Antworten waren weit und breit nicht in Sicht. Das war einfach alles ein wenig viel für einen Moment. -
Erschrocken schrie Axilla einmal kurz auf, als er sie hochhob und herumwirbelte. Als er sie dann wieder absetzte, sah sie nur verwirrt hoch in sein strahlendes Gesicht und irgendwas in ihrem Gehirn verhakte sich andauernd, wie ein mechanisches Rad, bei dem ein paar Zähne abgebrochen wahren. Sie starrte nur zu ihm hoch, und starrte, und starrte. Und dann zitterte sie am ganzen Körper und taumelte etwas rückwärts. Wortlos setzte sie sich aufs Bett, und sah zu ihm hoch. Hatte er ihr gerade einen Antrag gemacht? Das konnte nicht stimmen. Das passte nicht. Das konnte einfach nicht passiert sein. War sie verrückt? Träumte sie gerade? Wenn ja, dann war es der verwirrendste Traum, den sie je gehabt hatte.
“Aber... du liebst Seiana... ihr seid verlobt....“, stammelte sie nur und wusste gar nicht, was sie sonst noch sagen sollte. Es dauerte einen Augenblick, bis ein Gedanke es tatsächlich schaffte, in ihr Bewusstsein durchzusickern, und sie sah Archias unendlich schuldbewusst an. “Du... du musst das nicht machen. Also, deswegen. Wenn... also, wenn du Angst hast, dass... also, ich meine.... wenn du das Kind willst... also, ich meine... du musst mich deswegen nicht heiraten. Also, ich meine... ich will, dass du mit der Frau zusammen bist, die du liebst, und... also... du musst das wirklich nicht.“ Axilla verstand es nicht. Irgendwie drehten sich ihre Gedanken total im Kreis, und sie verstand es einfach nicht. -
Er hielt sie fest und Axilla war kurz davor, ihm diesmal richtig eine reinzuhauen, damit er sie losließ. Sie heulte, und sie hasste es, wenn sie heulte. Sie hatte ihre Emotionen nicht so unter Kontrolle, wie sie es gerne hätte, und sie hasste es, wenn sie sich so gehen ließ. Vor allem, wenn sie nicht wollte, dass jemand das mitbekam, wie es ihr ging. Und im Moment wollte sie das bei Archias ganz sicher nicht.
So aber zog und wand sie nur einmal ihr Handgelenk und gab dann auf, sich zu befreien. Den Unterton in seiner Stimme hörte sie gar nicht, sie versuchte nur gerade, sich selbst zu beruhigen und nicht der Versuchung zu erliegen, ihm wie ein Kind auf die Brust zu trommeln. Warum hatte er sie überhaupt zu sich gezogen?
“Ja, es ist von dir, du großer Holzkopf!“ schimpfte sie nur ungehalten und gab dann gänzlich auf, sich zu befreien. Ihre freie Hand bedeckte ihre Augen, weil sie nicht wollte, dass er sie jetzt weinen sah. “Lässt du mich jetzt gehen?“ fragte sie, nachdem losreißen ja nicht so geklappt hatte und sie auch keine Lust mehr hatte, noch weiter zu streiten. Es tat nur so unendlich weh, dass er ihr nicht glaubte und ihr die Sache mit Piso vorwarf. Und Vala. Und dabei gar nicht wusste, was in ihr eigentlich vorging. -
Auf seine gemurmelten Einwände wusste Axilla nichts zu sagen. Archias wirkte irgendwie abwesend und in Gedanken. Bestimmt dachte er an Seiana, vermutete Axilla, und daher sagte sie nichts. Vielleicht fasste er ja doch nochmal den Mut, zu ihr zu gehen. Sie war doch so gut für ihn! Und so schwer es Axilla auch fiel, sie wollte, dass er glücklich werden würde. Und Seiana war so perfekt, da musste er das einfach werden. Trotz allem, was war. Auch, wenn das bedeutete, dass das mit ihnen endgültig ein Ende hatte, und Axilla daran nichtmal denken wollte. Aber ihr schlechtes Gewissen war größer.
Dann aber stellte er jene in ihren Augen gemeine Frage, und gerade, als Axilla aufstand, bückte er sich nach einer Feder und sprach sie leise an. Obwohl Axilla in ihrem Stolz gekränkt war, blieb sie stehen, und hörte ihm zu. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, so konnte er die einzelne Träne nicht sehen, die ihr nun doch entkommen war, die sie sich aber nicht wegzuwischen traute, weil er es dann bemerken würde. Sie blieb stumm, auch wenn er gemein war. Er erwähnte Piso, und Axilla wurde wütend. Was hatte der ihm erzählt? Sicher nicht, dass sie sturztrunken war, als er sie einfach ins Bett geschleppt hatte. Auch, wenn Axilla überrascht war, dass er es wusste, die Wut überwog.
Dennoch rührte sie sich nicht. Erst, als er ihr noch viel Spaß auf ihrer Hochzeit mit Vala wünschte, drehte sie sich wütend um. So schnell konnte sie selbst nichtmal was dagegen unternehmen, wie sie ihm von Wut getrieben eine knallte. Eigentlich hasste Axilla es, wenn sie sich doch wie ein Mädchen benahm, aber sie schlug ihn mit der flachen Hand auf die Wange, das es einmal knallte. Zum Glück, denn eigentlich hatte sie gelernt, wenn schon zuhauen, dann mit der Faust...
“Du Idiot!“ brüllte sie ihn erstmal an und weitere Tränen flossen. Aber das war ihr jetzt egal. Das hatte weh getan, und zwar verdammt weh. Sie schubste ihn noch einmal, um nicht in Versuchung zu geraten, zu nah bei ihm zu sein.
“Wie ich mir sicher sein kann? Du bist ein Hornochse! Als Piso mich abgefüllt und abgeschleppt hat, hab ich schon seit 6 Wochen keine Blutung mehr gehabt! Reicht dir das als Sicherheit? Was willst du überhaupt? Ich hab doch gesagt, du musst dir darum keine Gedanken machen, ich mach das schon. Und jetzt stellst du dich hier hin und tust so, als hätt ich von dir verlangt, es anzuerkennen! Und als nächstes schlägst du noch vor, ich soll's dem einzigen Kerl unterschieben, der absolut gar nichts falsches getan und sich nicht eine Sekunde unehrenhaft mir gegenüber verhalten hat!“
Axilla war so wütend, dass ihr ganzer Körper zitterte. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr jemand so weh tun könnte wie Archias in diesem Moment. Vor allem hätte sie das von ihm nicht gedacht, und sie verstand es auch nicht. Was hatte sie ihm denn getan?
Die Wut wich langsam einer Art Verzweiflung, und Axilla merkte, dass sie noch immer dastand. “Was hab ich dir denn getan, dass du mich so behandelst? Was? Du liebst Seiana, und ich hab das akzeptiert. Ich hab von dir nie was verlangt, was du mir nicht geben kannst, und nichtmal jetzt verlang ich von dir sowas. Und du... du....“
Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht und schaute kurz an ihm vorbei. Ihre Palla lag noch auf der Stuhllehne, und so stapfte sie an ihm vorbei, um die zu holen. Bestimmt warf er sie ohnehin gleich gänzlich raus, da wollte sie hier nichts zurücklassen. -
Sie hatte Vala so angehimmelt? Aber sie hatte doch überhaupt nichts gesagt, und bei dem Gespräch kam sie über ein 'Salve' ja nichtmal wirklich hinaus! Verlegen kratzte Axilla sich am Arm und überlegte, was sie denn gemacht hatte, dass Archias nun so wütend auf sie war. Sie war doch nur dagestanden und hatte ihn begrüßt, und hatte erzählt, wie nett und fruenldich Vala war, dass er sie heimgebracht hatte. Was war daran so falsch gewesen?
Ihre Rückfrage mit der Drohung winkte er einfach ab, und Axilla ließ es gut sein. Archias hatte Vala immerhin eine Schüssel mit Süßspeise über den Kopf gekippt, da waren sicher böse Worte gefallen. Aber welche denn genau, das wollte Axilla vielleicht lieber gar nicht wissen, nachdem sie das Ende des Wortwechsels schon mitgehört hatte. Und noch immer war es irgendwie seltsam, wenn sie daran dachte, wie sehr Archias sie verteidigt hatte. Vor allem, gegen wen.“Warum sollte ich nur nett sein wollen? Du bist mein bester Freund. Wenn ich dir nicht meine wahre Meinung sagen kann, wem dann?“ Axilla sah Archias kurz von der Seite an. Er machte sich so viel kleiner, als er eigentlich war. Wenn er sich sehen könnte, wie sie ihn sah... Nun, aber es war nicht an ihr, ihm das zu sagen. Das war etwas, das seine Frau machen sollte, und auch, wenn Archias sich mit Seiana gestritten hatte, ihretwegen, so rückte der Hochzeitstermin doch näher, und Axilla sollte sich damit abfinden und sich zurücknehmen. Zumindest es versuchen.
Allerdings waren diese Gedanken ohnehin obsolet, als Archias plötzlich aufsprang und wie ein Löwe im Colloseumskäfig herumlief und sich dabei die Haare raufte. Axilla verstand gar nicht, was er auf einmal hatte. Oder... vielleicht hatte er sie vorhin nicht richtig verstanden? Dass er es erst jetzt realisierte? Und deshalb so geschockt war?
Axilla fühlte sich gleich noch ein wenig schlechter und machte sich noch ein wenig kleiner, so dass ihre Nasenspitze nichtmal mehr über die Knie guckte. “Crios hat es mir gestern gesagt, dass es noch da ist. Es ist wohl schon so groß, dass man es hätte sehen müssen, wenn es herausen wäre. Und wenn es tot wäre in mir, dann wär ich auch tot. Also lebt es noch.“
Was meinte er mit 'Wenn es meins wäre'? Es war doch seins! Dachte er etwa, es wäre von Vala? War er deshalb so schlecht auf den Germanen zu sprechen? Wie kam er denn auf DIE blöde Idee? “Aber es ist doch deins! Ich meine... glaubst du mir das nicht?“ Au, das tat weh. Das tat sehr weh. Axilla hatte so viel Mut gebraucht, um es ihm überhaupt zu sagen, und jetzt glaubte er ihr nicht? Das tat wirklich weh. Sie zögerte noch einen kurzen Moment, dann stand sie auf. “Vielleicht geh ich besser“, beschloss sie und machte Anstalten, eben jenes zu tun. Sie ertrug ja viel, aber dass er ihr das nicht glaubte, das tat weh. -
Oh neeee, nicht der auch noch! Da hättest du früher dran denken sollen..., äffte sie ihn in Gedanken nach und sah ihn nur noch wütender an. Ja, sie hätte da dran denken sollen, aber sie hatte nunmal nicht daran gedacht. Und nun hatte sie den Salat! Crios sollte nicht denken, dass sie sich deswegen nicht schon selbst Vorwürfe ohne Ende machte. Da musste er nicht auch noch daherkommen mit seiner ärztlichen Weisheit und sie niedermachen.
Axilla mochte Ärzte nicht, hatte sie nie gemocht. Ihre Erfahrung mit den Iatroi war, dass diese nur furchtbar viel Geld kostete, im Endeffekt aber nichts ausrichten konnten. Sie hatte jahrelang mit angesehen, wie ihre Mutter immer kränker und dünner wurde, hatte über Jahre hinweg die horrenden Rechnungen bezahlt. Und dieses tief eingebrannte Wissen verschwand nicht einfach, sondern war immer latent da, um in ausgesprochen unvorteilhaften Augenblicken zum Vorschein zu kommen. So wie jetzt gerade, wo Crios sie noch obendrein verspottete.
Als sich Crios also wieder beruhigt hatte, drehte Axilla erst richtig auf. Sie funkelte ihn an mit einem Blick, der mehr als deutlich sagte, er solle ja weg von ihr bleiben. “Oh, deine großherzigen Worte kannst du dir sparen! Angst brauchst du mir auch keine mehr machen, die hab ich auch ohne dich genug. Und von deinen Vorwürfen kannst du mich auch verschonen, die stehen dir nämlich definitiv nicht zu!“ schnappte sie erstmal und drehte sich dann demonstrativ von ihm ab, um ihn nicht mehr sehen zu müssen. “Geh einfach“, maulte sie noch hinterher, ohne auch nur eine Zuckung in seine Richtung zu machen. -
Seine Freundin angebaggert? Irgendwie klang das seltsam für Axilla. Fast so, als ob... aber das war so ja nicht. Er liebte Seiana, hatte er immer gesagt, und sie hatten gemeinsam gesagt, dass sie füreinander eben jene Gefühle nicht hegten. Warum also sollte er eifersüchtig sein? “Naja, nicht so mit diesen Worten. Aber du kannst ja sagen, dass du überreagiert hast und dich für die Unfreundlichkeit entschuldigen magst? Vielleicht schenkst du auch irgendwas besonders Ausgefallenes noch nachträglich nochmal zu Hochzeit, so als Wiedergutmachung?“
Bestimmt konnten sie ihm dann nicht böse sein.Als das Gespräch aber bei Vala angelangt war, war er schon wieder so furchtbar eifersüchtig. Er versuchte nichtmal, irgendwie anders rüberzukommen, er war eifersüchtig. Ganz eindeutig. Und Axilla begann, sich langsam noch viel kleiner und viel schlechter zu fühlen. Vor allem, da Archias ihr so vehemente Vorwürfe machte.
“Aber so guck ich doch gar nicht...“ war ihre gemurmelte, schwache Verteidigung. Was so interessant an Vala war, das wollte sie lieber nicht sagen. Vor allem, da sie sich selbst einen Teil davon nie eingestehen würde. Für sie war er einfach sehr faszinierend und mehr als nur ein wenig anziehend.
“Drohungen?“, fragte sie noch etwas kleinlaut und verwirrt und hatte keine Ahnung, was Archias da eben meinte. Vala hatte doch niemandem gedroht? Warum sollte er?Aber zum Glück war das Thema gleich bei Seiana, und Axillas mulmiges Gefühl nahm noch weiter zu. Er war am Anfang verliebt gewesen? Was hieß denn das jetzt? Er liebte Seiana doch noch immer?!
“Ähm, ja, natürlich. Warum sollte ich das sonst sagen?“, meinte sie noch immer reichlich verwirrt auf seine frage und sah ihn dabei ehrlich an. Sie musste nicht erst schauspielern, dass sie keine Ahnung hatte, warum er da fragte, denn sie hatte keine. Wenn sie das nicht ernst meinen würde, hätte sie das nicht gesagt. Axilla war niemand, der jemand anderem schmeichelte, um ihm zu schmeicheln. Und sie sah Archias wirklich so und konnte daher nicht verstehen, warum Seiana ihn nicht würde haben wollen.Einzig Archias Reaktion auf die Nachricht mit dem Kind fiel dann doch etwas seltsam aus und Axilla nahm es als Anklage. Äußerst schuldbewusst senkte sie den Blick und zog instinktig die Beine wieder hoch aufs Bett, damit sie ihre Knie umarmen konnte und so in Schutzpostion ein wenig in sich selbst versank. “Ich weiß ja auch nicht, wie das passieren konnte! Ich meine, es hätte eigentlich tot sein müssen! Ich weiß nicht, warum es noch da ist.“ Sie jammerte, und dabei hasste sie es, zu jammern. Axilla nahm einen Atemzug und versuchte, sich zusammenzureißen. Sie wollte keinesfalls wieder losheulen.
“Und ich hab mir einfach gedacht, ich gen dann, wenn man es sehen würde, aufs Land, und... mal schauen. Ich meine, vielleicht will es ja jemand, oder... ich weiß es doch nicht...“ Natürlich hätte Axilla auch Silanus um Hilfe bitten können, dass dieser seine Kontakte spielen ließ, so dass das Kind irgendwo unterkam. So es denn überhaupt nach der Geburt lebensfähig war. Aber das wollte sie noch viel mehr vermeiden als sie diese Situation hier und jetzt hatte vermeiden wollen. -
Ein bisschen verständnislos schaute Axilla zu ihrer Cousine, als diese sich auf einmal so aufregte. “Na, wie ich's gesagt habe...“ war ihre erste, verwirrte Erklärung, aber Serrana schnitt ihr auch schon das Wort ab mit ihrer beinahe verzweifelt klingenden Frage. So wie sie das sagte, konnte man ja fast glauben, sie hätte ein kleines, lebendiges, atmendes Kind eigenhändig erwürgt! Sie hatte doch nur eines abgetrieben! Naja, versucht, aber selbst wenn, da war doch nichts dabei! Diese ganze Ansicht, dass Kinder vor ihrer Namensgebung, also am 8. oder 9. Tag nach der Geburt, einen eigenen Genius, eine Seele, besaßen, das war christliches Geschwafel, was ja sowieso niemand ernst nahm. Vor allem bei der ohnehin schon enormen Kindersterblichkeitsrate. Warum Serrana da so wütend wurde, verstand Axilla wirklich beim besten Willen nicht.
“Natürlich war das Absicht, was denn sonst...?“ fragte sie also mehr als verwirrt und konnte die Reaktion ihrer Cousine nichtmal im Ansatz nachvollziehen. “Hätt ichs denn einfach bekommen sollen?“ Gut, die Frage war vielleicht etwas überflüssig, vor allem, da das Kind noch da war, aber dennoch. Serrana fing ja schon beinahe an, so wirres Zeug wie Crios zu reden. Axilla saß einfach nur da und glotzte auf die sich echauffierende Serrana wie ein Kalb auf den Mond.
Als Serrana sie dann aber angriff, weil sie an die Schwangerschaft vorher hätte denken müssen, reagierte Axilla dann doch etwas eingeschnappt. Serrana hatte zwar recht, aber das war ja noch lange kein Grund, das auch so zu sagen! Vor allem mit dieser Anklage darin! Axilla wusste ja, dass es falsch war, aber... sie war ja nicht absichtlich schwanger geworden! Eine beißende Antwort lag ihr schon auf der Zunge, als Serrana plötzlich anfing, von Vergewaltigung zu reden.
“Verge...? Nein. Nein! Also... er hätte nie... also, wirklich, Serrana, was denkst du nur? Denkst du, ich wär mit ihm noch befreundet, wenn er...? Also, bitte!“ Wie konnte sie nur so von archias denken? Wobei, Moment! Wusste sie denn überhaupt, dass es Archias war? Skeptisch schaute Axilla Serrana an und zog dabei eine Augenbraue fragend nach oben. “Wen meinst du denn überhaupt?“ fragte sie nochmal nach. Immerhin war Vergewaltigung ein wirklich schlimmer Vorwurf. Und grade von einer Iunia würde man in so einem Falle durchaus einen ehrenvollen Selbstmord erwarten, nachdem die ehrenwerte Lukrezia mit dieser Tat quasi die Gens weltberühmt gemacht hatte. -
Noch immer sah Axilla nach oben, so dass sie von dem entgeisterten Gesichtsausdruck nur die Hälfte mitbekam. Erst, als Serrana das Kind ansprach, seufzte Axilla einmal leise und wandte ihren Blick der Cousine zu. Unbewusst wanderte eine ihrer Hände zu ihrem Bauch und legte sich dort ganz sanft hin, als wolle sie es abschirmen. Denn dass es noch d war, wusste Axilla ja inzwischen...
“Naja, es war ja nicht geplant, dass es so schlimm wird. Ich meine... das hätte eigentlich gar nicht so sehr bluten sollen.“ Es fiel Axilla schwer, mit Serrana darüber zu sprechen. Aber auf die Idee, Serrana könne noch gar nicht wissen, dass dieser Abbruch absichtlich geschehen war, kam sie nicht. Also redete sie ganz normal, wenngleich etwas beschämt nuschelnd. “Und natürlich hab ich mich geschämt. Ich meine... ich hab keinen Mann, nicht einmal einen Verlobten... Du weißt ja, wie die Leute reden. Und was hätte ich denn sagen sollen? Nein, es ging ja gar nicht anders.“
Axilla sah wieder beiseite und betrachtete das vorsichtig herausblitzende Grün in einem nahen Beet. Sie hatte keine Ahnung, was dort für Blumen gepflanzt waren, und noch war nicht zu erkennen, was es werden würde.
“Und du un Sedulus... das hätte ja auch für euch Gerede bedeutet, und das wollte ich erst recht nicht. Habt ihr jetzt schon einen Termin?“ Dass sie verlobt waren und Sedulus bei Silanus sogar um Erlaubnis gefragt hatte, hatte Axilla inzwischen mitbekommen. So groß war das Haus nicht, und nicht jeden Tag angelte sich eine Iunia einen Senator. -
Er zog sie leicht mit sich zum Bett, und Axillas Nervosität wuchs schon wieder sprunghaft an. Er würde doch nicht...? Nein, tat er auch nicht, er setzte sich nur und zog sie so mit sich, dass sie sich neben ihn setzte. Aber nicht mehr.
“Naja, schlecht wäre es nicht. Ich denke, du hast schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen, und... ich meine, es war ja eigentlich eine Hochzeitsfeierlichkeit... ich hab mich auch schon entschuldigt.“ Axilla würde Archias nicht zwingen oder ihn überreden, aber wenn er so wie jetzt ihren Rat hören wollte, bekam er den natürlich. Und der hieß, sich zu entschuldigen und eventuelle Wogen zu glätten.Dann aber kam ohnehin das Thema auf Vala und Archias reagierte schon erwartet ungehalten. Axilla fühlte sich schlecht, aber sie konnte seine Worte so nicht stehen lassen. “Bitte, Caius, er ist wirklich kein schlechter Mensch. Wenn du ihn besser kennen würdest... Er ist wirklich ein sehr freundlicher und ehrenhafter Mann, und er wird ja nicht immer Scriba sein.“ Axilla erinnerte sich an das Gespräch mit Vala. Er hatte gemeint, er würde größeres leisten als die anderen Duccier vor ihm, und Axilla hatte ihm geglaubt.
Zu dem, ob er gutaussehend war, sagte Axilla nichts. Sie fand, das gehörte jetzt nicht hierhin. Und natürlich fand sie ihn sehr gutaussehend! Er hatte alles, was sie an einem Mann anziehend fand! Er war groß, kräftig, hatte gekämpft, war zwar nicht wirklich muskulös, sondern eher drahtig, aber das machte nichts. Und er hatte herrlich graue Augen, die so selbstsicher schauen konnten, dass man selbst dabei ganz sicher wurde. Eigentlich sollte Axilla mehr für ihn fühlen als nur Schmetterlinge und Verlangen, aber für Freundschaft kannte sie ihn zu wenig.
Aber das alles hätte sie Archias nie sagen können, er hätte es falsch verstanden. Und vor allem wollte sie ihn nicht verletzen, denn dafür hatte sie ihn viel zu gern. Er war nicht so perfekt, aber genau das mochte sie an ihm ja gerade. Aber das konnte sie so nicht sagen, das hörte sich albern an.Aber warum er das mit Seiana nicht versuchen wollte, das konnte Axilla nicht verstehen. Wie konnte sie so perfekt sein, dass Archias nicht glücklich werden würde? War das nicht ein Widerspruch in sich? Wenn jemand perfekt war, dann musste man doch glücklich werden, oder nicht? Und warum sollte Archias das nicht verdient haben? “Warum sollst du sie nicht verdient haben? Du bist doch so... du bist der liebste Mensch, den ich kenne, und witzig und einfühlsam und trotzdem stark und... und ich meine, deine Familie ist ja auch sehr edel, und angesehen, und... warum solltest du es nicht verdient haben?“ Aus Axillas Warte aus gesehen hatte er sehr wohl jemand so perfekten wie Seiana verdient. Da verstand Axilla das einfach nicht. Er liebte die Decima doch? Er hatte sie die ganze Zeit geliebt? Und jetzt?
Er kam in ihren Redeschwall, als sie unsicher versuchte, ihm klar zu machen, dass er keine Verantwortlichkeit für das Kind hatte, aber er ließ sie reden. Erst danach sah er sie böse an und fragte nochmal scharf nach. Axilla wurde noch ein bisschen kleiner. Ihr war es ja so schon peinlich, aber jetzt so direkt neben ihm dieses Geständnis machen zu müssen war schon sehr hart für sie. Am liebsten hätte sie einfach das Thema gewechselt und abgelenkt, aber das ging jetzt nicht. Sie hatte es ihm schließlich versprochen.
“Doch, Rom ist toll, aber wie sähe das denn aus? Ich meine, ich kann hier ja nicht mit Babybauch dann herumlaufen. Was würden die Leute sagen? Ich mein, vielleicht verlier ich es ja schon vorher, Crios meinte, es wird ohnehin wohl sehr klein sein wegen... du weißt schon. Ich weiß ja auch nicht, warum das nicht geklappt hat. Aber... du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Auf dem Land kennt mich keiner, und... da wird das schon irgendwie gehen für zwei, drei Monate, und dann kann ich ja wiederkommen.“ -
Tja, das wäre auch zu schön gewesen, wenn Romana es einfach überhört hätte. Natürlich kam sie auf Vala zu sprechen, und Axilla musste sich erst einmal in ein etwas verlegenes Lächeln retten, dass dann ziemlich erschreckt wurde, als die Claudia fragte, ob sie mit Vala denn verheiratet sie. “Was? Nein, nichts dergleichen. Wir sind nur miteinander bekannt, aber nicht verlobt oder gar verheiratet. Nein, ich kenn die gens nur schon sehr lange und... naja, er hat mich begleitet.“ Natürlich wusste Axilla, wie das aussah, und insgeheim war ihr das ja auch nicht unrecht. Gewesen. Oder noch immer. Ach, sie wusste es einfach nicht. Zwei Seelen wohnten, ach, in ihrer Brust, die eine wollt' sich von der andren trennen.
“Und... ähm, ja, das mit der Süßspeise, das war er...“ Zwar brannte so ein kleines Stimmchen in Axilla darauf, es sofort zu erklären und so weitere Nachfragen im Keim zu ersticken, aber der Rest von ihr hatte sich dazu entschlossen, vielleicht lieber erstmal die Klappe zu halten und weiter zu hoffen, dass das Thema nicht gar so interessant war, wie es war. Wahrscheinlich würde in zwei Wochen ohnehin alles haarklein in der Acta nachzulesen sein. Wann passierte schonmal sowas?Als Romana nach Leander fragte, nickte Axilla erfreut und sah ebenfalls zu dem Griechen, der gerade ein Meisterbild davon abgab, möglichst nichtssagend dazustehen. Natürlich aber sah Axilla auch den abschätzenden Blick von Romana und irgendwie regte sich in ihr ein kleiner Besitzanspruch. Das war ihr Leander. Und auch, wenn ihr Vertrauensverhältnis einen leichten Knacks hatte, und Romana sollte nichtmal daran denken, nach ihm zu fragen. Egal, welche Fehler er auch hatte, er war in den nunmehr bald 2 Jahren zu Axillas engstem Vertrauten geworden, und nur, weil er einen Fehler begangen hatte, warf sie doch nicht die ganze Freundschaft über Bord.
Aber Romana sagte auch gar nichts weiter zu dem Griechen und beschränkte sich statt dessen auf einen leichten Scherz, den Axilla ebenfalls mit einem Grinsen quittierte. Welche Frau würde sowas dummes denn auch schon machen?Auch, wenn Romana das Wort gräßlich falsch aussprach, verzichtete Axilla darauf, sie zu berichtigen. Kein Mensch mag Klugscheißer, dachte sie sich nur. “Ja, sie stand dem Pyrtaneion vor und hatte das Amt des Exegetes. Das ist sowas ähnliches wie ein Pontifex... glaub ich.“ So genau hatte sich Axilla weder mit den römischen noch mit den alexandrinischen Ämtern je beschäftigt, als dass sie da nun genau sagen könnte, was welchem Amt entsprach.
Als Romana so von den Göttern zu schwärmen begann, zog Axilla leicht eine Augenbraue hoch, riss sich aber zusammen und sagte ncihts. Im Grunde sah sie die Götter eher als einen Haufen Kinder, die sich um einen Ameisenhaufen versammelt hatten und fröhlich darin herumstocherten. Und die Menschen waren Ameisen und fragten sich, was sie denn getan hatten, dass die Götter sie so straften. Nur ab und an sah so ein Kind mal eine Ameise und entschloss sich dazu, sie nicht mit dem Pieksestock zu zerquetschen, sondern zur Abwechslung mal ein paar Krümelchen Nahrung hinzustreuen, und die brave Ameise lobte ihr Glück. Nun, aber im Grunde tat sie dasselbe auch bei Pluto und sie war froh, dass er das Opfer angenommen hatte und hoffte nun auf ihre paar Krümelchen vom großen Gott.Dass sie einander beim Cognomen nun nannten, zauberte aber sogleich ein Lächeln wieder auf das Gesicht der Iunia, das mochte auch nicht das ärgerliche Thema über den Streit in den Thermen gänzlich wegwischen. Wenn Axilla sich gemerkt hätte, welche der beiden alten Ziegen – bei dem Gedanken an dieses Wort musste sie unwillkürlich kurz ins nahe Gatter schauen – nun die Aelia gewesen war und welches die Decima, könnte sie wohl intelligenter antworten. Aber Axilla hatte ja alles von diesen beiden Frauen vergessen außer den Gesichtern. Und die würde sie sich sicher merken!
“Na, dumm und stur trifft es denke ich ganz gut, wenn man die beiden beschreiben wollte. Aber wir sollten uns von so alten Weibern eigentlich gar nicht ärgern lassen.“
Nun, die Dickere der beiden Unruhestifterinnen war vielleicht noch nicht gar so alt gewesen, aber die halb verhungerte war sicher schon weit über 30 gewesen und damit aus Sicht der 17jährigen Axilla kurz vorm Alterstod. Überhaupt kannte Axilla eigentlich keine wirklich alte Frau. Ihre Mutter war auch im Alter von 30 Jahren gestorben und war bei ihrem Tod auch so ausgemergelt dünn gewesen... Sie schob hastig den Gedanken beiseite und schaute wieder zu den Ziegen.
“Wieviel Zeit hast du denn, um dir die ganzen Ziegen anzusehen?“ griff sie das ganz alte Thema nochmal auf, um die Sache mit den Thermen nun ruhen zu lassen. -
Er lachte! Axilla hatte keine Ahnung, warum er jetzt lachte. Sie fand die ganze Situation vieles, aber sicher nicht amüsant. Ihr war eher nach heulen zumute, was sie ja auch zum Teil tat. Axilla konnte sich nur an ihn klammern und versuchen, zu verstehen, was daran so amüsant war.
Dann hörte er doch wieder auf und sah sie an, begann zu reden, von Seiana und der Hochzeit. Ob es wirklich besser war, wie es jetzt war, wusste Axilla nicht. Sie verstand nicht ganz, was er meinte. Er liebte Seiana doch? Was redete er dann, dass es so besser war? Sie verstand es einfach nicht. Irgendwo war da ein tiefes, schwarzes Loch in ihrem Kopf, in das diese ganzen Informationen einfach hineinfielen, ohne vorher Sinn zu ergeben.
“Es ist so. Jeder, der...“ Weiter kam sie mit ihrer gemurmelten Erklärung zu ihrem Unglück nicht, denn da küsste Archias sie auch schon ganz vorsichtig. Einen Herzschlag lang hielt Axilla einfach nur wie versteinert still, dann küsste sie ihn zurück. Sie wollte ihn doch auch! Sie wollte bei ihm sein, auch wenn es nicht ging. Auch wenn er eine andere eigentlich liebte! Aber in diesem kurzen Moment war es wieder so, dass sie das ganze einfach ausblendete und einfach nur genoss, dass er für sie da war und sie küsste.Als der Kuss dann endete, waren die Worte, die sie sagen hatte wollen, wie weggeblasen. Sie hörte ihm zu, was er sagte, und stellte sich wieder auf ihre eigenen Füße richtig hin. Dennoch hielt sie sich weiterhin leicht an ihm fest und sah einfach zu ihm hoch. “Nein... also ja, er hat es mir gesagt. Also, Senator Aurelius hat gesagt, dass Seiana seine Klientin ist. Wir haben uns noch ein bisschen unterhalten.“
Noch immer konnte Axilla es nicht wirklich glauben, dass er meinte, er und Seiana würden nicht heiraten. Aber sie war doch so perfekt! Sie war hübsch und gebildet und ruhig und edel und aus guter Familie und im richtigen Alter und Archias liebte sie.... Wieso ging das denn jetzt nicht mehr? Er war Aelier, da würde sie doch sicher... selbst wenn sie von dem zwischen Archias und Axilla wusste, das hieß doch nichts! Viele Männer hatten Geliebte, selbst während der Ehe. Und er war mit dem Kaiser verwandt, da war er doch trotz allem eine sehr gute Partie? Sie konnte es nicht so ganz greifen.
Aber die Gedanken daran waren auch erstmal vergessen, als Archias auf Vala zu sprechen kam und sie dabei so eindringlich ansah. Einen Augenblick lang hielt Axilla dem Blick stand, dann senkte sie beschämt den Blick und trat einen winzigen Schritt vor Archias zurück. Es fühlte sich falsch an, in seinen Armen dabei zu stehen. Sie wischte sich die versiegten Tränen kurz vom Gesicht und kratzte sich verlegen am Unterarm.
“Red' nicht so schlecht von ihm, bitte. Er ist ein sehr netter und ehrenhafter junger Mann, und ich kenn seine Familie jetzt schon eine ganze Weile. Ich meine... er sieht ja auch gut aus, und... also...“ Es kam Axilla falsch vor, davon zu reden, zumindest mit Archias. Was sollte sie ihm sagen? Dass sie ihn begehrte, seit sie ihn das erste Mal da am Hafen gesehen hatte? Dass es vielleicht keine wirkliche Liebe, aber doch zumindest genug Leidenschaft war, dass sie sich Hoffnung machen konnte? Dass er ja auch keine schlechte Partie wäre und sie hoffte, dass er dasselbe auch von ihr sagen würde?
“Ich meine... wenn du zu Seiana gehst, sie vergibt dir doch sicher. Ich meine.... wie könnte sie nicht? Das war doch nur, weil du....“ Ja, warum hatte er das getan? Axilla sah kurz zu ihm hoch und suchte nach der Antwort, die sie eigentlich schon wusste, die sie sich aber nicht traute, einzugestehen. Dann aber wandte sie den Kopf wieder dem Boden zu und zuckte etwas resignierend mit den Schultern. “Und jetzt ist es ja ohnehin egal. Ich meine, Crios hat es mir gestern gesagt, bei der Hochzeit wusste ich es noch nicht. Aber jetzt muss ich sowieso erstmal warten, bis es... vorbei ist. Ich meine... also... du musst da gar nichts machen. Ich geh einfach aufs Land oder so, wenn man anfängt, es zu sehen. Das merkt bestimmt keiner. Und solang ist es ja sowieso egal, weil ja auch gar nichts weiter passieren kann, und... ich will ja auch nicht so richtig...“
Ihr fielen diese Worte viel schwerer als alles andere. Bestimmt hasste Archias sie jetzt, für alles, was sie getan hatte. Aber sie wollte doch auch nur ein kleines bisschen Glück. So wie er es mit Seiana hatte. Oder auch nicht. Sie verstand es immer noch nicht wirklich. -
Das war schon wieder etwas, was Axilla nicht hören wollte. Unwillig schnaubte sie und ruckte etwas von Crios weg. Kurz mahlten ihre Zähne aufeinander, dann funkelte sie ihn wieder wütend an. “Gut, dann sag mir doch, was ich machen soll, hm? Mich Monatelang schonen und dabei gleichzeitig verheimlichen, was mit mir los ist, damit ja keiner was mitkriegt, um dann ein Kind auf die Welt zu bringen, was ich nicht will und das vermutlich verkrüppelt ist und so klein, dass es nicht lange leben wird? Wie grausam bist du? Und wenn es rauskommt, weißt du, was dann los ist?“
Axilla gab einen abfälligen Laut von sich und sah wieder trotzig demonstativ weg. Crios hatte ja wirklich leicht reden! Und Axilla konnte und wollte ihm nicht glauben, was das anging. Die meisten Fehlgeburten verliefen genau so wie normale Geburten, nur dass das Kind eben tot zur Welt kam. Das Risiko für eine normale Geburt war auch nicht kleiner, da konnte er lange auf sie einreden und ihr das weismachen wollen. Axilla wollte ihm da gar nicht zuhören, und deshalb stellte sie jetzt erstmal auf stur.