Am liebsten hätte Axilla Seiana in diesem Moment umarmt. Sie war halt ganz römische Matrona und wusste, wie man in so einer Situation weiter machte. Ein ganz klein wneig erinnerte sie Axilla da an Urgulania, die ja auch immer streng und erhaben gewirkt hatte, und trotzdem eine wunderschöne und gewandte Frau gewesen war.
Den Hinweis mit den wenigen Aeliern nahm Axilla daher nicht übel. Nein, sie versuchte sogar, nicht allzu rot dabei zu werden. Nichtmal vier Tage war es her, dass sie sich genau darüber mit Archias unterhalten hatte, und gerade schwirrte es ihr wieder im Kopf herum. Es gab wenige Aelii, ebenso gab es wenig Iunii. Nicht nur in Rom, sondern überhaupt. Wenn sie sich zusammentäten, wären sie nicht mehr ganz so wenige. Tja, aber das war nur ein 'Was wäre wenn', und Axilla war fast schon froh, dass Seiana schnell fragte, wie sie und Vala sich denn kennen gelernt hatten.
Kurz schaute sie zu ihrem Hünen hinauf, und mit etwas Glück würde man das zarte rosa ihrer Wangen auf diesen Blick zurückführen, ehe sie ihr Lächeln wiederfand und sich plappernderweise an die Decima wandte.
“Naja, ich hatte ein wenig Heimweh. Also, nach Ägypten. Und deshalb hab ich mich dazu entschlossen, mal ein wenig spazieren zu gehen, um mich abzulenken. Ich bin also zum Tiberhafen gegangen, eher zufällig, und hab den Schiffen beim Entladen des Korns zugeschaut.“
Wieder ein Blick zu Vala, begleitet von einem Lächeln. “Naja, und auf einmal macht es laut 'Platsch' und ich hör nur jemanden schimpfen.“ Fast schüchtern lächelte sie zu Vala hoch, ehe sie sich wieder Seiana zuwandte. Zu Archias schaute sie nicht, aus Angst, sie würde dann das Lächeln nicht beibehalten können. Und auch, wenn Axilla ein Schussel war, sie besaß doch ein gewisses Maß an Anstand. Und bei einer Hochzeit, bei der sie zumal nur Gast war, herumzustehen und Archias bedrückt anzuschauen, wo dessen Verlobte auch noch direkt daneben stand, gehörte sicher nicht zum guten Ton. Nein, heute sollten alle fröhlich sein und leichtherzig.
“Naja, nachdem er dann wieder aus dem Wasser heraus war, kamen wir ins Gespräch. Und ihm ist aufgefallen, dass ich so ganz ohne Begleitung in dieser Gegend... naja, nichts verloren habe. Also war er so nett, mich heimzubegleiten. Und dabei hat sich herausgestellt, dass er ein Verwandter von Duccius Rufus ist. Ich weiß nicht, ob ihr ihn noch kennt, er war auch in Ägypten eine Weile. Du müsstest ihn doch kennen, Caius?“ Verdammt, jetzt war es ihr doch herausgerutscht. Egal, schnell weiterreden, hatte keiner gehört. “Er war doch auch beim Cursus Publikus während der Zeit, nicht? Naja, und Duccius Rufus und ich haben ja seit seiner Zeit in Ägypten eine Geschäftsbeziehung. Und deshalb wollte ich mich erst recht nochmal für die nette Hilfe von Vala bedanken. Ich meine, welcher Mann hilft schon einfach so einer fremden Frau, von der er grade mal den Namen weiß?“
Wieder ein kleiner Blick zu ihm hinauf. Das war ein ziemlich grober Abriss dessen, was geschehen war, und ließ einige essentielle Stellen aus. Zum Beispiel, dass sie und Vala sich eigentlich jedesmal, wenn sie sich sahen, gestritten hatten. Recht heftig sogar, zumindest beim ersten Mal. Aber Axilla blendete das vollkommen aus. Sie war zum einen nicht nachtragend, und zum anderen war Valas Charme überwältigend genug, um sie das völlig vergessen zu lassen.
Nur kurz schaute sie zu Archias immer wieder, wenn sie dachte, dass niemand sie gerade beobachtete. Irgendwie hatte sie ein schlechtes Gewissen, auch wenn sie sich sagte, dass sie keines haben musste. Immerhin heiratete er bald eine wirklich wundervolle Frau. Da sollte er sich ja eigentlich für sie freuen, dass sie auch einen wundervollen Mann gefunden hatte. Gut, der machte keine Anstalten, sie heiraten zu wollen, und Axilla versuchte nichtmal, diese Richtung zu forcieren, aber dennoch.