Beiträge von Iunia Axilla

    Leander musste lachen, als er die Erklärung hörte. “Ja, kann sein, dass er das irgendwie in den falschen Hals gekriegt hat.“
    Unten zog der Hund noch immer seine Kreise und fing wieder an, zu kläffen. “Wir sollten vielleicht weiter, bevor das Herrchen dieses Zerberusnachkommens noch aufkreuzt. Der schien mir nicht ganz glücklich.“ Leander lächelte, was durch die zerbeulte Nase einen reichlich schiefen Eindruck hinterließ. Er schwang sich also über die Mauer und ließ sich auf der anderen Seite nach unten. Viel andere Möglichkeiten hatten sie ja sowieso nicht. Unten angekommen musste er auch gleich mal den schaden an seiner Tunika betrachten. “Na klasse. Dabei wollte ich's doch eigentlich wärmer.“ Aber der Tonfall ließ nicht vermuten, dass Leander wirklich böse darüber wäre. Überhaupt war er selten wirklich wütend.


    “Dann seid ihr also auch schon in Rom? Ging ja schnell. Und wiedermal merkt man, wie klein die Welt doch ist.“ Leander scherzte recht gelassen vor sich hin. Von der Kleinigkeit ließ er sich doch nicht die Laune verderben.



    LEIBSKLAVE - IUNIA AXILLA

    Das kennenlernen war wohl eher weniger das Problem. “Naja, ich glaub, die Männer haben Angst vor mir...“ murmelte sie kaum verständlich vor sich hin. Sie hatte ja durchaus schon einige kennengelernt, die akzeptabel gewesen wären, aber gefragt hatte sie deshalb noch lange keiner. Vermutlich, weil sie einfach sie war, und damit einfach nicht im Geringsten so, wie eine gute Ehefrau zu sein hätte.


    Aber das andere Thema war ja ohnehin viel interessanter. Serrana druckste ein wenig herum und lief an wie ein Nachtschattengewächs, das erst in knapp 1500 Jahren in diesen Gefilden bekannt werden sollte. Axilla musste grinsen. “Du glaubst? Du...“
    Erst da bemerkte sie, dass ja noch Sklaven auch hier waren, und sie wusste ja nicht, wie verschwiegen die waren. Und Axilla war doch so neugierig!
    “Ähm, wir brauchen euch jetzt nicht. Kommt doch in einer Stunde wieder, bitte?“ sah sie die Sklaven fragend an. Die reagierten nach einem kurzen Blick auf den Wunsch und verließen das Bad, während Axilla mit Serrana zurückblieb.


    Kaum, dass der letzte den Raum verlassen hatte, rückte Axilla näher und setzte sich direkt neben Serrana im Wasser auf ihre Knie, die Cousine neugierig anstrahlend.
    “Ist er nett? Erzähl schon, wie ist er so? Axilla war wirklich furchtbar neugierig.

    Leander fühlte, wie der Hund nach der Tunika schnappte und sie beide von der Mauer wieder zu reißen drohte, und panisch klammerte sich am Mauersims fest und zog sich mit Katanders Hilfe das letzte Stück nach oben. Einen Moment starrte er nur nach unten, wie der Köter seine Beute wild hin und her schlug, über den Boden schleifte und dabei bedrohlich knurrte.
    “Isis und Serapis, der kommt direkt aus der Unterwelt“ meinte er nur etwas zittrig, ehe sich so langsam das Hochgefühl durch den Adrenalinrausch breit machte. Sie lebten noch! Sie waren entkommen! Gut, sie bluteten beide etwas und hatten einige Schrammen, aber sie waren noch in einem Stück. Er grinste, merkte aber gleich, dass das eine weniger gute Idee war, als sich die Haut über seiner Nase unangenehm zu spannen schien. Vorsichtig griff er danach. “Kssssssh, oh nein...“ jammerte er ein wenig. Das fühlte sich nicht so gut an.
    Er blickte wieder zu Katander auf, der auch aussah, als hätte er sich als Faustkämpfer versucht. Naja, hatte er ja auch, irgendwie. Wieder musste er etwas grinsen.
    “Wie, ich? Mitprügeln? Ich doch nicht! Weißt du überhaupt, was da auf mich zukommt, wenn ich heimkomme?“ Irgendwie mochte sich aber Angst in seiner Stimme nicht gegen das Grinsen durchsetzen. “Sie wird mich verbinden! Das ist schlimmer als Folter, ich sag's dir.“
    “Eigentlich wollte ich nur was zum Anziehen kaufen. Und 'irgendwas schönes' für Axilla.“
    So langsam ließ die Anspannung nach und Leander atmete erstmal tief durch. Dann musste er wieder kichern. “Das glaubt mir keiner, wenn ich das erzähle. Was hast du eigentlich angestellt, dass die so wütend auf dich waren?“



    LEIBSKLAVE - IUNIA AXILLA

    Axilla würde ihn umbringen! Katender zerrte ihn im Laufen halb in eine Seitengasse, als Leander gerade Mal die Rüstungen erspäht hatte und schon beinahe in die Urbaner reingelaufen wäre. Sie liefen die Straße entlang, schauten hinter sich, aber die Uniformierten hatten sie wohl nicht gesehen. Und Leander konnte nur eines denken: Axilla würde ihn ja so umbringen. Halt, nein, schlimmer! Sie würde ihn verbinden! Und vielleicht würde sie sich so um ihn sorgen, dass sie selber etwas kochen würde! Oh Götter... bitte, lasst die Nase nicht gebrochen sein...


    Doch der Hund ließ sich nicht so einfach abschütteln, und gerade, als Leander sich entspannen und langsamer laufen wollte, sah er das graue Ungetüm, wie es in die Gasse einbog und auf sie zuhetzte. Mit einem erschreckten “Haaaah!“ stürzte er mit Katander weiter und wurde dabei immer schneller.
    Leander hatte nichts gegen Hunde. Zumindest nichts wirksames. Und er hing nunmal an seinem Hinterteil, das der Köter mit herausgehängter Zunge hungrig zu betrachten schien. Er legte noch etwas an Geschwindigkeit zu und war plötzlich allein. Verwirrt blickte er über die Schulter und sah Katander da liegen.
    “Was machst du denn da? Komm“, zerrte er ihn wieder auf die Füße. Das Vieh hatte sie ja fast! Kurzerhand zerrte Leander den verquollenen anderen mit sich – bis direkt vor ds Ende der Gasse mit einer sehr dekorativen Mauer. Hier hatten sich ein paar richtige Künstler verewigt. Neben diversen überdimensionierten Geschlechtsteilen waren auch ein paar nette Sprüche zu lesen. „Lieber in der Kaiserin als Imperator“ stand direkt auf Augenhöhe.
    Leander schaute hoch und fackelte nicht lang. “Komm, Räuberleiter“ japste er nur atemlos und hektisch und hielt dem anderen schon die Hände hin, damit er schnell hochkletterte, bevor diverse Körperteile doch als Mittagessen noch dienten.



    LEIBSKLAVE - IUNIA AXILLA

    Er duckte sich zwar, aber der Kerl traf ihm trotzdem ziemlich fies am Ohr. Leander schüttelte sich und merkte erst da, dass er plötzlich auf allen Vieren auf dem Boden hockte und so ein komisches Dröhnen im Kopf hatte. Hatten die hier irgendwo Elefanten auf dem Markt? Hörte sich fast so an.
    Er schaute auf und sah den Dicken Kerl vor ihm tanzen. Naja, zumindest sahen die Pirouetten fast so aus, die er vollführte, um Katander in seinem Rücken zu Fassen zu bekommen. Der rief irgendwas und hämmerte auf den Riesen ein, während Leander noch damit beschäftigt war, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Er rappelte sich einmal auf und ging dann torkelnd gleich wieder in die Knie. Dabei stellte er fest, dass unter dem Tisch von dem Amphorenhändler ein ziemlich großer Hund grade schlief und just in dem Moment missmutig die Augen öffnete, als er selber so dekorativ auf Augenhöhe davor kniete. Er hörte viel eher das Knurren als das Scheppern hinter ihm und bekam auch nur die Drohung so halb mit. Auf einmal war da Katanders Arm, der ihn auf die Beine zog, als auch schon der Hund unter dem Tisch hervorgekläfft kam.
    Leander stolperte rücklings weg von den Zähnen und riss Katander dabei mit sich mit, landete – schon wieder – in den Schals und beschwor damit eine weitere Tirade wüster Beschimpfungen auf sich und den andere. Die Straßengrabenmischung von Hund wollte sich aber nicht so leicht zufrieden geben und setzte nach, ignorierte dabei die Kette, mit der sie an den Verkaufsstand gebunden war, und ruckte so kräftig schnappend dagegen. Die Amphoren schepperten gegeneinander, fielen aber nicht um.


    Leander wühlte sich aus den Schals, schnappte Katander beim Arm und lief einfach los, weg von dem Hund. Die Urbanen hatte er noch nichtmal bemerkt, und die schienen ihm auch weitaus ungefährlicher als das grauhaarige Monster aus Muskelmasse und Zähnen.
    “Da lang“, meinte er nur verschreckt und zog Leander mit sich. Hinter sich hörte er nur noch ein Rumsen und Scheppern, als der Tisch nochmal so zum Wackeln gebracht wurde, und das Gezeter eines sehr wütenden Besitzers.



    LEIBSKLAVE - IUNIA AXILLA

    Axilla konnte bei dem Thema wirklich absolut nicht mitreden. Sie hatte nie eine Großmutter gehabt, und sie war vollkommen anders aufgewachsen. Irgendwie... freier, wie sie mit einem seltsamen Anflug von Selbsterkenntnis bemerkte. Zwar hatten ihr Lehrer und ihre Mutter immer versucht, ihr Vorschriften zu machen, aber sobald ihr Vater dann daheim war, war das sowieso alles unwichtig gewesen. Dann war sie ohnehin nur an sienen Lippen gehangen und ihm hinterhergelaufen wie ein Hündchen. Und in der Zeit, in der er nicht da war, hatte sie sich ebenso wie der Wildfang benommen, den er an ihr so gerne mochte. Und nach seinem Tod, als Mutter krank war, war es auch wieder anders gewesen. Aber wirklich eine Person, auf die sie hatte hören müssen, weil sie so übermächtig über ihr war, das hatte Axilla nie gehabt. Bei Urgulania war das in gewisser Weise so, aber selbst da hatte sie ihre Freiheiten, die sie sich einfach herausnahm, ohne auch nur darüber nachzudenken. Genausogut hätte man dem Wind einen Befehl erteilen können wie ihr.
    “Hmmhmm“ machte Axilla also nur unbestimmt, weil sie wirklich nicht wusste, was sie dazu hätte sagen sollen oder können.


    Doch dann kam das Thema ziemlich schnell auf etwas weitaus interessanteres. Unbeabsichtigt hatte Axilla wohl den Anstoß gegeben, aber nun waren sie beim Thema: Männer. Auch wenn Axilla herrlich verpeilt meistens war, die Röte im Gesicht der Cousine hatte sie gesehen, und sie lächelte wie eine Füchsin, die einen Hasenbau entdeckt hatte.
    “Naja, ich hab nicht vor, noch erhöhte Steuern zu zahlen, wenn ich mit zwanzig noch immer unverheiratet bin.“ Axilla wusste zwar nicht, wer sowas nachprüfte, aber es galt doch zumindest als sehr unschicklich, so alt und noch kinderlos und unverheiratet zu sein. Eigentlich hätte sie ja schon vier Jahre verheiratet sein sollen. Aber naja, das Leben kam halt anders, wie man dachte.


    Doch dann wurde Axilla nochmal überrascht. “Mein Traummann?“ echote sie ein bisschen perplex, ehe sie mal so wirklich darüber nachdachte. “Öhm, ich weiß nicht. Er muss standesgemäß sein. Und häßlich oder grob darf er nicht sein. Oder arm. Und er muss erlauben, dass Vater in den Totenkult meiner Söhne aufgenommen wird.“ Letzter Punkt war eigentlich der einzig wichtige für Axilla. Ihr Vater hatte keine Söhne, die seinem Genius gedachten, die ihn an den Totenfesten ehrten und anriefen. Seine Seele sollte im Elysium gut verpflegt werden und nicht verschwinden im Nichts des Vergessens. Das war für sie das einzige, das wirklich von großer Bedeutung war und wo Axilla einmal religiös und abergläubisch war.
    “Ich weiß nicht, ob ich von mehr träumen soll. Es heißt ja immer, man sollte besser nicht in seinen Mann verliebt sein...“ Axilla planschte wieder etwas verlegen im Wasser herum. Auch wenn das ganz bodenständig klang, es wühlte sie doch recht auf. Sie wusste, dass das die Antwort war, die sie geben sollte, und auch das, wonach sie sich letztendlich würde richten müssen. Und trotzdem war da dieses kleine Stimmchen, das das Gefühl des Verliebtseins kannte und genoss und nicht darauf verzichten mochte.
    “Warst du schonmal verliebt?“ fragte Axilla also plötzlich und sah die Cousine erst fragend, und dann lächelnd an. Sie wäre vorhin doch nicht rot geworden, wenn es da niemanden gäbe, oder doch?

    Da stand er nun, auf dem Markt, und hatte keine Ahnung, wo er genau hinsollte. Das hatte man davon, wenn man eine Herrin hatte, die nicht genau wusste, was sie wollte, aber genau wusste, dass sie es brauchte. Dass Leander selber nicht länger als sie in der Stadt war, zählte wohl wenig. Aber nungut, er war hier, und sollte warme Sachen kaufen. Für sich. Und Axilla „was schönes“ mitbringen. Ja, bitte, was war denn „was schönes“?


    Gut, er stiefelte also über den Markt nach dem ominösen Schönen, fror dabei erbärmlich – wie konnten die Römer das nur aushalten? - und versuchte, allen Ärger zu vermeiden. So hielt er sich auch aus dem Streit raus, der hier offensichtlich entstanden war. Da waren zwei große Kerle, die offenbar viel Spaß damit hatten, einen anderen zu prügeln. Gut, nicht Leanders Problem, dachte sich der Sklave und versuchte grade, unauffällig an ihnen vorbei zu dem Stand mit den bunten Schals zu kommen, als ihm jemand vor die Füße kullerte. Instinktiv schaute der Grieche runter, sah ein weindurchnässtes Gesicht, dass schon den einen oder anderen Schlag abbekommen hatte, und hörte auch schon seinen Namen rufen. Moment mal, kannte er den Typen?
    Leander brauchte eine Schrecksekunde, um das zusammengekrümmte etwas zu identifizieren. War das nicht...? Doch, das war! Name vergessen im Moment, aber das war der Sklave von dem Aelier, der seine Herrin... besucht hatte.
    “Hey, lasst ihn in Ruhe!“ eilte Leander seinem Kollegen zur Hilfe und zerrte den dicken Treter von der am Boden liegenden Gestalt zurück. Schlechte Idee, wie sich herausstellte, denn der andere drehte sich einfach um und verpasste nun Leander den Kinnhaken, der wohl eigentlich Katander gegolten hätte. Der Grieche schmeckte Blut. Hatte er sich auf die Zunge gebissen, oder blutete seine Nase?
    Er sah noch einmal mit großen Augen auf den Kerl, als auch schon die zweite Faust hinterherkam. Axilla wird mich umbringen... schoss ihm noch durch den Kopf, als er versuchte, so gut wie möglich auszuweichen.




    LEIBSKLAVE - IUNIA AXILLA

    Axilla wusste gar nicht, dass sie Verbindungen zur Gens Germanica hatten. Naja, rein rechtlich waren sie ja dadurch nicht verwandt, galt Verwandtschaft doch nur über die väterliche Linie. Aber trotzdem war das durchaus interessant, denn soviel hatte sie dank Urgulania und Nikolaos von Politik gelernt: Wenn man einmal eine Verbindung zu jemandem hatte, konnte man die auch nach Jahren leichter wieder aufleben lassen, als eine völlig neue zu erschaffen. Nicht das Axilla zum einen oder anderen auch nur ansatzweise in der Lage gewesen wäre.
    “Naja, ich weiß ja nicht, ob du dich von ihr in rechtlichen Dingen auch vertreten lassen möchtest...“, kommentierte Axilla die Aussage mit dem Tutor etwas ausweichend. Sie hatte keine Ahnung von Großmüttern, sie hatte ihre nie gekannt. Und so direkt nachfragen, ob Serrana nun sui iuris war oder doch irgendwie unter der großmütterlichen Fuchtel stand, wollte sie jetzt auch nicht, irgendwie erschien ihr das unverschämt. Und ganz ab und zu hatte sie ja doch sowas wie Anstandsgefühl.


    Doch zum Glück wechselte Serrana das Thema und bohrte auch nicht weiter wegen Silanus nach. Axilla war soewieso der Auffassung, dass nach der doch recht peinlichen Begrüßung jeder ihr an der Stirn müsse ablesen können, was passiert war. Natürlich war das Blödsinn, aber das hieß ja nicht, dass sie sich nicht trotzdem so fühlte.


    “Ich bin 17. Ich werd 18 im Frühjahr,“ antwortete sie also leichthin, ehe sich wieder dieses beständig schlechte Gewissen meldete. Sie sah etwas verlegen fast schon drein, als sie sich ihrer Cousine zuwandte. “Ich weiß, ich sollte eigentlich auch heiraten. Aber in Ägypten gibt es wirklich nur Peregrini und Soldaten“ Sie machte eine etwas hilflose Handgeste. “Und... naja, es hat sich halt ncihts passendes ergeben. Soll ja auch angemessen sein, und so...“
    Wieder planschte Axilla etwas unruhig mit dem Wasser, weil sie verlegen war, ehe sie sich von einer auf die andere Sekunde mit einem strahlenden Lächeln wieder gefangen hatte. “Und du? Wie alt bist du? Und nachdem die eine Hochzeit geplatzt ist... weißt du schon, was du machen willst?“

    “Oh ja, das ist sie“ bestätigte Axilla etwas schwärmerisch und lauschte dann ihrer Cousine.


    “Ach, deine Großmutter ist auch hier?“ fragte sie gleich etwas überrascht. Es hatte ja so geklungen, als wäre Serrana durchaus etwas weiter weggelaufen. Aber so, wie es sich jetzt anhörte, konnte die Großmutter so fern ja nicht sein. Und es überraschte sie, dass die beiden Frauen dann noch solchen Kontakt pflegten. Kurz musste Axilla überlegen, ob Serrana jetzt eigentlich wie sie auch sui iuris war oder nicht.
    “Hast du eigentlich einen Tutor?“ fragte sie daher, ohne darüber nachzudenken. Silanus war ja ihr Tutor gewesen, bis er sie emanzipiert hatte, so dass sie jetzt in sämtlichen Belangen sui iuris war und für sich selbst entscheiden und sprechen konnte. Eigentlich ein wunder, dass sie das noch nicht in Schwierigkeiten gebracht hatte.


    “Oh, das Gefühl kenn ich aber auch. Mein Lehrer früher hat immer gemeint, ich würde soviel Chaos in mir tragen, dass es ein Wunder ist, dass ich als Mensch geboren wurde und nicht gleich als Eichhörnchen.“ Axilla lächelte etwas verlegen. Sie wusste ja um ihre Fehler, aber sie musste sie der Cousine ja nicht gleich vollständig auf die Nase binden.


    Allerdings lenkte ihre Cousine das Gesprächsthema geschickt auf Silanus, und jetzt war es Axilla, die sich in der Defensive fühlte. Warum fragte sie denn ausgerechnet nach Silanus? Bestimmt, weil sie vorhin so seltsam reagiert hatten.
    “Ähm, ja, genau. Er war Tribunus augusticlavius bei der Legio dort. Aber dann wurde er ja befördert zum Präfekt der Ala in Germania und ist vor über einem halben Jahr dann dorthin gegangen.“
    Während sie erzählte, schaute sie Serrana nicht an. Sie planschte ein wenig im Wasser herum und versuchte, möglichst unauffällig dabei zu sein. Schließlich wollte sie weder sich noch Silanus verraten, auch nicht der Familie gegenüber.

    Axilla bemühte sich wirklich, nicht zu zittern, aber ihr war einfach wirklich, wirklich kalt, und die Seide ihres Kleides hielt nunmal nicht wirklich warm. Daher war das Angebot von Serrana wirklich willkommen. Und die Idee mit dem Bad klang, als wäre sie ihr von den Göttern eingegeben worden.
    “Ohja, baden klingt herrlich. Fast 3 Wochen auf einem Schiff, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie das ist.“ Kurz schüttelte es Axilla etwas übertrieben und mehr, als sie wollte. Nicht, dass es wirklich so furchtbar gewesen wäre, aber sie war auch schon in Ostia sehr froh über die Therme gewesen. Auf einem Schiff konnte man eben nicht täglich seinen Körper im Balneum pflegen. Da war das Angebot nun nach der Zeit schon ein klein wenig Luxus.
    “Und danke für das Angebot mit den Kleidern. Ich werd mich dann die nächsten Tage auf den Märkten etwas auch umschauen, ich will dir ja nicht deine Kleider abtragen.“ Und Geld hatte Axilla wenigstens, ihre Färberei lief doch sehr gut, und selbst der Weber lief nicht allzu schlecht.

    Nachdem sie jetzt in Rom angekommen war, in der Casa Iunia ein schönes Zimmer hatte und sich soweit von der Seefahrt erholt hatte – nur nach dem Aufstehen, wenn sie vom Schiff geträumt hatte, war ihr immernoch verdammt schlecht, selbst nach 4 Tagen - , dass sie vorzeigbar war, wollte Axilla natürlich ihr Versprechen wahr machen und den Senator besuchen kommen. Allerdings hatte sie sich überzeugen lassen, dass man nicht einfach durch halb Rom ging und bei einem Senator vorbeischneite, sondern einen ordentlichen Termin vorher ausmachte.
    Also hatte Axilla in ihrer Weisheit beschlossen, einen Sklaven zu schicken, und da Leander sich in Rom noch nicht auskannte, ihn mitzuschicken, damit er sich auch gleich alles ansehen konnte.
    So kam also das Gespann von 2 Sklaven beim Haus der Decimer an.
    “Das ist es?“ fragte Leander sicherheitshalber noch einmal nach, und sein Kollege nickte. Leander ging also zu der Türe und klopfte kräftig an, um für seine Herrin den Termin mit ihrem eigentlichen Gastgeber auszumachen.

    Axilla hatte keine Ahnung, zu welcher Gens 'Großvater Lento' denn gehörte, und warum Serranas Vater da als schlechte Partie hätte gelten sollen. Sie waren immerhin Iunii, und auch wenn sie keinen hohen Ämter im Moment für sich verbuchen konnten, so war es doch immerhin ein sehr alter und sehr großer Name. Sie hatten die Republik gegründet! Und sie waren lange Zeit eine patrizische gens gewesen, das musste doch etwas wert sein. Und so schlechte Partien waren sie nun auch wieder nicht gewesen, Vater und seine Brüder. Alles waren vielversprechende junge Männer ihrerzeit gewesen. Was daran nun so unpassend sein sollte, dass man kein gutes Haar daran lassen konnte? Axilla verstand es nicht.


    Aber bevor Axilla da weiter darüber nachdenken konnte, kam das Gespräch eben auf Ägypten, und dann war diese ganze verzwickte Situation sowieso vergessen. Je mehr Axilla plapperte, umso weniger dachte sie nach. Ein Zustand, den sie nur allzusehr selbst begrüßte, denn nachdenken brachte auch ihre Gedanken zu häufig auf schwermütige Themen, gerade jetzt, wo Silanus quasi nebenan war und sein Zimmer bezog.
    “Urgulania? Sie ist toll. Also, ich muss ja zugeben, am Anfang hatte ich fast Angst vor ihr. Sie ist so... so...“ Axillas Hände fingen an, mitzusprechen, als könne sie das passende Wort so leichter greifen. “Sie ist einfach toll. So redegewandt und selbstsicher. In ihrer Nähe verhalten sich immer alle ganz brav und manierlich, weil sie diesen Blick so gut kann. Du weißt schon, diesen 'Du weißt, was du falsch gemacht hast und solltest dich schämen, eine Dame so zu behandeln'-Blick. Aber nicht böse dabei, mmhmmh, sondern charmant und... ach... Aber du wirst sie dann sicher kennenlernen und verstehen, was ich meine.“
    Wenn Axilla von ihrer Cousine sprach, dann leuchteten ihre Augen dabei. Sie bewunderte Urgulania wirklich, war sie doch all das, was Axilla nicht war. Axilla war wild und gedankenverloren und verspielt und alles in allem wandelndes Chaos. Urgulania war dahingehend dann eher das Gegenteil zu Chaos, war eher Kosmos, Ordnung, Ruhe, Ausgeglichenheit. All das, was Axilla anstrebte.


    Als Serrana von ihrer Priesterinnen-Ausbildung zuende erzählt hatte, spritzte Axilla einmal verspielt etwas Wasser in ihre Richtung und kicherte dabei ein wenig. “Du schaust gar nicht so ernst aus. Und, macht es dir Spaß? Ich könnte mir das für mich gar nicht vorstellen.“
    Nicht zuletzt, nachdem sie nach dem Tod ihrer Mutter beschlossen hatte, keinem Gott mehr als absolut und unbedingt notwendig zu opfern. Die hörten einem ja so oder so nicht zu. Den Ahnen opferte und gedachte sie, natürlich, aber die Götter und sie... das war etwas anderes. Daher konnte sie sich auch nicht vorstellen, Priesterin zu werden. Selbst wenn ihr etwas leichtlebiger Lebenswandel dem nicht so oder so im Wege stehen würde.

    Vor einer Hochzeit abgehauen? Einerseits konnte Axilla das ja schon verstehen. Wenn der Mann wirklich so schlimm war, wie der Großvater gedacht hatte, dann war das wohl verständlich. Aber andererseits... Axilla wusste nicht, ob sie einen standesgemäßen Antrag ablehnen würde. Sie hatte den von Silanus abgelehnt, weil das für den Ruf ihrer Familie einen herben Schlag bedeutet hätte. Aber einen annehmbaren von einem Mann mit dem entsprechenden stand und genügend Geld, der ihr auch erlauben würde, ihren Vater in den Totenkult der Kinder zu integrieren...? Das war eine andere Sache, die Axilla auch noch bevorstand. Und dass das noch bevorstand, versetzte Axilla ein mulmiges Gefühl – entweder das, oder ihr war wirklich schlechter, als sie gedacht hatte.


    “Welcher Großvater eigentlich? Unserer, oder der Vater deiner Mutter?“
    Axilla hatte ihren eigenen Großvater nie kennengelernt. Sie wusste so aus dem Kopf nichtmal, wann der gestorben war, sie wusste nur, er war tot. Sie fragte deshalb rein aus Neugier, und um von dem Thema ein wenig abzulenken.


    Zum Glück aber lenkte Serrana noch weiter ab und kam auf Ägypten zu sprechen. Jetzt lächelte Axilla ehrlich – auch wenn es sehr viel Übung bedurfte, den Unterschied zu ihrem unehrlichen Lächeln zu sehen. Vermutlich konnte das gerade Mal Leander, und auch da war sich Axilla nicht sicher.
    “Oh ja, Ägypten ist wirklich toll. Es ist so... anders Also, ich weiß ja gar nicht, wie Rom ist, aber alle sagen, Alexandria ist anders. Da ist es so... ich weiß nicht, es ist schwer zu beschreiben. Das Leben dort hat eine eigene Zeit, die Leute nehmen sich Zeit. Die Griechen sind sowieso lustig. Zu bunt, zu laut, zu groß gibt es bei ihnen glaube ich nicht. Alles muss immer noch bombastischer sein als das, was vorher war. Das ist... als würde man die ganze Zeit mit Faunen spielen.“ Besser konnte Axilla es einfach nicht erklären. Dieses Flaire, das Leben dort, das musste man erlebt haben, sonst konnte man es nicht vergleichen. Natürlich war nicht alles so rosarot, wie Axilla es malte, allerdings vergaß die Iunia die schlechten Seiten zu gerne bei allem und jedem.
    Axilla stellte ihren Becher weg, als ihr eine Idee kam. “Weißt du was? Ich fahr ja im Frühjahr oder Sommer wieder zurück. Dann komm doch einfach mit? Urgulania wird sich sicher freuen! Kennst du sie eigentlich? Unsere Groß...Schwager...Cousine? Oder so. Sie hat mich damals in Ägypten begrüßt, und ich war jetzt das letzte Jahr fast allein mit ihr in Alexandria. Sie ist in der Politik, kannst du dir das vorstellen? Exegetes! Das ist sowas wie ein Pontifex... oder so ähnlich. Sie hat die Übersicht über die Tempel.
    Und das sag ich dir, die Griechen können Tempel bauen! Das Paneion ist eine riesige Anlage! Da gibt es einen großen Tierpark, und ein Botanikum, und ganz oben auf dem Hügel, von dem aus man dann gaaaanz weit ins Land sehen kann, steht dann das Heiligtum für Faunus. Und das ist ncihtmal der Hauptgott der Stadt. Die sind wirklich... hui...“

    Axilla plapperte und plapperte einfach immer weiter und merkte nichtmal, wie sie von einem Thema zum nächsten und weiter sprang. Sie erzählte einfach gerne von Ägypten. Irgendwie hatte sie sich in das Land und die Menschen dort verliebt.
    “Und vielleicht darf ich bei Nikolaos auch als Scriba dann weitermachen. Kannst du dir das vorstellen? Ich bin richtiger Scriba, vom Prosekoui... vom höchsten Tier im Museion, der auch gleichzeitig Gymnasiarchos ist. Das ist in etwa... puh, schwer zu beschreiben. Der ist für die Ausbildung der jungen Leute verantwortlich und hat die Aufsicht darüber, wer Bürger der Stadt ist und wer nicht und sowas.“
    In einer kurzen Atempause schaute Axilla zu ihrer Cousine und lächelte diese einfach an. Dass sie Serrana zugetextet haben könnte, kam ihr auch jetzt noch nicht in den Sinn. “Hast du eigentlich irgendeine Arbeit oder etwas, womit du dir die Zeit vertreibst?“

    Axilla nickte nur, noch immer verlegen wegen der Berührung von gerade eben, und schaute ein Stückweit den Weg in die Stadt hinauf. Sie hatte keine Ahnung, wo sie lang mussten. Wäre sie alleine, wäre ihr Ausflug nach Rom jetzt wahrscheinlich erstmal zu ende, bis ihr einfallen würde, nach einem Fuhrmann oder ähnlichem zu fragen. Doch im Moment dachte sie nicht daran und bemerkte nur, dass es hier irgendwie kalt war. Vor allem, wenn man nur eine einfache, dünne Tunika trug.


    “Ähm, ja. Und wie funktioniert das jetzt mit den Truhen?“ Die Matrosen sahen nicht so aus, als würden sie ihnen die Gepäckstücke bis zum Gasthaus hinterhertragen. Überhaupt war es schon ein wneig komisch, wie Axilla fand, wie sie alles abfertigten und abluden. Sollten sie zum Besitzer des Schiffes nicht ein bisschen netter eigentlich sein? Immerhin bezahlte er ja ihre Arbeit, sogesehen. Doch im Moment schien ihn keiner weiter als nötig zu beachten.

    Axilla hörte der Erzählung ihrer Cousine zu, während sie sich weiter genüsslich zurücklehnte und die Augen wieder für einen Moment schloss. So langsam kroch die Wärme in ihren Körper, entspannte die Muskeln und hinterließ dieses herrlich schläfrig erschöpfte Gefühl. Dazu noch der Duft, der durch die feuchte Luft schwebte, von Blumenölen und ein paar Kräutern... Axilla merkte, wie müde sie doch eigentlich war, und wie wenig sie auf dem Schiff doch geschlafen hatte wegen der ganzen Übelkeit.


    “Wieso musstest du von zuhause weg?“ fragte sie so fast im Halbschlaf, aber trotzdem interessiert, ohne darüber nachzudenken. Dass Serranas Vater tot war wusste Axilla ja. Aber deshalb musste man ja normalerweise nicht gleich von zuhause weg. Und so, wie Serrana es gesagt hatte, klang es doch ein bisschen ernster.


    Doch dann kam die Cousine auf das leidige Thema von Axillas eigener Vergangenheit zu sprechen, und mit einem leisen Räuspern setzte sich die Iunia doch wieder gerade hin und versuchte, möglichst wach zu sein.
    “Öhm, nein. Hrrm, also, Vater hatte ein kleines Landgut damals für meine Mutter und sich erstanden. Es liegt etwas außerhalb von Tarraco. Nichts besonderes, ein paar Felder, ein kleiner Weinberg, dessen Wein man niemandem anbieten sollte, mit dem man keinen Krieg anfangen will, ein paar Wildpferde, die ab und an mal vorbeischauten, und viel Wald. Aber nachdem Vater gefallen war, wurde Mutter immer kranker, und als sie schließlich gestorben war, musste ich das Haus und alles verkaufen. Wir hatten ein paar Schulden, und ich wollte die Sklaven freilassen, und... naja, dann bin ich nach Alexandria zu Silanus. Das ist jetzt... uff... eineinhalb Jahre müsste das her sein.“
    Axilla schaute beim erzählen auf die Lichtreflexe auf der Wasseroberfläche. Diese leicht hypnotische Bewegung der Lichtpunkte half ihr, ihren Geist von der schrecklichen Wahrheit abzulenken, so dass es fast unbekümmert klang, als sie erzählte. Ja, jetzt am Ende lachte sie sogar und plapperte fröhlich weiter. “Im ersten Sommer in Alexandria hab ich geglaubt, ich würde vor Hitze sterben. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich daran je gewöhnen würde. Und schau jetzt mal! Sitz ich hier mit dir bei einem heißen Bad, damit ich nicht friere, und dabei ist es noch nichtmal so richtig kalt.“ Lachend schüttelte sie den Kopf und drehte sich danach nach den Kelchen um, ließ eine Sklavin etwas Saft einschenken. Eigentlich war sie nicht wirklich durstig, aber das Trinken gab ihr ein bisschen das Gefühl, sich zu verstecken, so dass ihre Cousine nichts merkte.

    Neeeeeiiiin! 8o


    Ich möchte an dieser Stelle nochmal sagen, dass es mir immer ein sehr großes Vergnügen war, mit einer so wundervoll gespielten Matrone simmen gedurft zu haben, und dass Axilla ganz furchtbar um ihre Cousine und ihr großes Idol trauern wird.

    Hieß das, der Boden schwankte gar nicht? Das war auf der einen Seite natürlich beruhigend, auf der anderen Seite wiederum aber auch nicht. Denn wenn der Boden nicht schwankte, war es wirklich sie, die sehr undamenhaft ins Torkeln geraten war.
    “Wirklich?“ fragte sie noch etwas zweifelnd und sah zu Imperiosus hinüber. Erst da bemerkte sie, dass sie sich immernoch an ihm festhielt, eine Hand auf seiner Schulter, die andere an seiner Brust, und dass das sicher auch nicht so ganz geplant war. Beinahe erschrocken ließ sie ihn los und lächelte entschuldigend, sie wollte ihm ja nicht zu nahe treten. “Reflex...“ versuchte sie eine kleine Erklärung als Entschuldigung und wandte sich gleich ab, denn so blass, wie sie aufgrund der Übelkeit momentan war, sah man ihre roten Wangen wohl doch sehr deutlich.


    Leander ging es auch nicht besser, als er auf den Pier getreten war. Der Grieche stolperte und fiel erstmal auf die Knie, ehe er sich wieder hochrappelte und hinter seiner Herrin hertorkelte, das Gepäck scharf im Auge behaltend.
    “Gibt es hier wohl ein Gasthaus mit Therme oder ähnliches? Ich möchte wirklich lieber erst geradeaus laufen können, bevor ich den Senator besuche.“
    Bei den Göttern, ihr war schwindelig.

    Oh, das Wasser war wunderbar warm. Mit einem leises Seufzen ließ sich Axilla tiefer sinken, bis ihr Mund schob von Wasser bedeckt war und ihre Nasenspitze gerade so eben noch aus der Oberfläche herausschaute. Ihr langes Haar sog sich angenehm voll und zog so schwer ihren Kopf leicht in den Nacken. Verträumt ließ Axilla es zu und schloss einen Moment einfach genießerisch die Augen, ehe die stimme ihrer Cousine sie wieder zurück aus dieser kleinen, mit Duftwasser durchtränkten Traumwelt holte.
    “Saft vielleicht nachher. Ich und Wein... das ist keine gute Kombination.“
    Bei Silanus im Bad hatte sie davor Wein getrunken, als sie Timos getroffen hatte, hatte sie Wein getrunken, selbst bei Archias hatte sie Wein getrunken. Bei Serrana bestand zwar wohl eher weniger die Gefahr, dass sie beide dann zusammen in einem Cubiculum verschwinden würden, aber bevor Axilla das Schicksal noch herausforderte – immerhin sollte man niemals nie sagen, auch wenn Axilla ganz eindeutig Männer bevorzugte – ließ man es besser gleich bleiben. Und wenn sie sich richtig erinnerte, hatte sie auch Wein getrunken, als sie seinerzeit Marcus Achilleos in Grund und Boden gebrüllt hatte.... Nein, Wein und sie waren definitiv keine Freunde.


    Noch einmal tauchte sie spielerisch leicht unter und schob sich beim Auftauchen die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ohja, Baden war einfach etwas herrliches. Auch wenn sie jetzt schon wieder das Gefühl hatte, dass um sie herum alles sich bewegte, was ihrem Magen einfach nicht gefallen wollte, war es dennoch entspannend.
    “Ohja, das Zimmer ist schön. Wirklich.“
    Axilla beobachtete ihre Cousine kurz aus dem Augenwinkel. Irgendwie wirkte sie so angespannt. Meistens war Axilla ja auch irgendwie überdreht und bemüht, aber bei sich selbst bemerkte sie das natürlich nicht. Bei Serrana nun aber irgendwie schon. Fragend legte sie leicht den Kopf schief.
    “Wohnst du hier jetzt eigentlich ganz alleine in dem großen Haus?“ fragte sie dann plötzlich, weil es ihr gerade so durch den Sinn gegangen war. Von Regulus hatte Axilla schon ewig nichts mehr gehört, und sie meinte auch, der wäre in Mantua gewesen. Und Merula war ja nun auch in Alexandria. Genau genommen hatte Axilla nicht die geringste Ahnung, ob sie sonst noch Verwandte in Rom hatte.

    Atmen... das Geheimnis bestand darin, einfach immer weiterzuatmen, so dass man der Übelkeit keine Gelegenheit gab, sich zu entfalten. Und so stand Axilla auch da und konzentrierte sich aufs atmen, während sich ihre Hände langsam aber sicher in die Reling krallten.
    “Häh?“ antwortete sie also im ersten Augenblick nur auf Pompeius Frage, weil sie sie gar nicht richtig mitbekommen hatte. In Gedanken war sie schon an Land gegangen, was jetzt den Göttern sei dank endlich möglich war.
    “Oh, meine Familie... meine Familie hat eine Casa in der Stadt, aber.. ich würd da lieber erst morgen hin.“
    Axilla ging über den wackelig ausschauenden Steg zum Kai und hätte sich beinahe hingelegt, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Entweder war das ein ganz schlimmer Fluch, oder der Boden hüpfte auf und ab. Sie kam sich vor, als wäre sie besoffen, und um nicht umzukippen hielt sie sich kurzerhand in Ermangelung besserer Möglichkeiten an ihrem Gastgeber fest. “Der Boden bewegt sich“ meinte sie halb fragend, halb zweifelnd und versuchte, ihr Gleichgewicht in Ordnung zu bringen. Einige Matrosen lachten, aber auch sie hatten einen etwas torkelnd wirkenden Gang, wenn sie den steinernen Pier betraten.