“Oh, Dominus, verzeih, dass ich dich nicht erkannt habe“, sofort verneigte sich Leucos – wenn auch nicht tief, sonst fuhr es ihm wieder ins Kreuz, und das wollte ja keiner.
“Ja, die Herrin Axilla freut sich sicher, dass du es so schnell einrichten konntest. Komm doch bitte herein.“ Er trat einen Schritt zurück, so dass Merula eintreten konnte. Sofort scheuchte Leucos einen anderen Sklavin, Axilla von der Ankunft des Verwandten zu unterrichten, während er gemächlich und schlurfend den Gast ins Tablinum führte
Beiträge von Iunia Axilla
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Sofort war Axilla eiligen Schrittes ins Tablinum gerannt, als ihr der Sklave gesagt hatte, dass Merula da war und von Leucos ins Tablinum geführt wurde. Das Buch, das sie eigentlich grade gelesen hatte, lag vor lauter Hektik am Ende im Hausgang und wurde von einem eifrigen Sklaven wieder zurück geräumt.
Im Tablinum war sie noch vor dem alten Griechen, so dass sie sehen konnte, wie Merula hereinkam. Das also war ihr Cousin? Sie hatte ihn, soweit sie wusste, nur einmal gesehen, als sie vielleicht fünf Jahre alt war. Und seit damals waren sie beide “etwas“ älter geworden. So schaute sie ihn im ersten Moment mit einer Mischung aus Neugier und Unsicherheit gespannt an, als er eintrat.
“Merula?“, fragte sie etwas schüchtern lächelnd. Auch wenn er ja so angekündigt worden war und folglich niemand anderes sein konnte. -
Und auch diesmal dauerte es wieder eine Weile, bis Leucos zur Tür geschlurft war und diese öffnete. Da er natürlich nicht wusste, wie Merula aussah oder wer er war, war siene Miene so neutral wie immer. Lediglich erkannte er ihn als Römer.
“Salve, Herr. Was wünscht du?“ -
Sim-Off: Ich Trottel hatte die WiSim vergessen. Jetzt aber
Ob sie so nervig sein konnte wie Liaras oder nicht, vermochte Axilla nicht zu sagen. Sie nahm es erstmal als Kompliment und als Einverständnis und lächelte Imperiosus glücklich an. Überhaupt lächelte sie am heutigen Abend mehr, als sie erwartet hätte. Gastgeben hatte sie sich eigentlich schwieriger vorgestellt, aber scheinbar war es doch gar nicht so schwierig. Entweder das, oder Urgulania war nur zu nett, sie mit Blicken zu verunsichern, wenn sie etwas falsch machte, und Imperiosus dann zu nett, etwas zu sagen.
Doch sowas wollte Axilla gar nicht denken, also war sie einfach zufrieden damit, dass sie wohl Gesellschaft haben würde. Sie hoffte nur, sie würde sich auf See nicht zu sehr blamieren.
“Du müsstest dann nur sagen, wann du wieder aufbrechen willst nach Rom. Ich will ja nicht, dass du am Ende noch meinetwegen in Verzug kommst.“
Jetzt durfte Urgulania nur nicht widersprechen, und es wäre alles geklärt. Sie würde Rom sehen!Anscheinend schien es ihrem Gast auch zu schmecken, und nachdem also diese Befürchtung genommen wurde und damit die letzte Anspannung von Axilla abfiel, hatte sie auch endlich selbst wieder Appetit und aß, wenn auch etwas zurückhaltend.
“Mmmhmm, das sind aber Linsen. Die bauen die Ägypter hier an, also neben dem Getreide für Rom. Schmeckt aber ganz gut, find ich.
Als ich das erste Mal was einheimisches gegessen hab – also, das war am Xenai... ähm, am Fremdenmarkt, da hab ich gedacht, ich muss gleich Feuer spucken. Manche Sachen sehen so harmlos aus, und sind dann verteufelt scharf. Aber dann freut es mich, dass es dir schmeckt und nicht zu scharf geworden ist.“ -
Am liebsten hätte Axilla gesagt, dass sie gleich mitkommen würde und somit die Nachricht wohl hinfällig wäre. Aber dann hatte Merula am Ende doch keine Zeit, und das wäre ärgerlich. Also kaute Axilla kurz auf der Lippe, wie sie es immer tat, wenn sie überlegte.
“Ja, also wenn er möchte, würde ich mich freuen, mich heute mit ihm zu treffen. Entweder, dass er hierher kommt, das würde mich freuen. Oder aber ich treffe mich mit ihm im Brucheion, wenn ihm das geschickter ist.“ -
Merula war Stationarius? Was war dann mit Aelius Archias? Der war doch wohl nicht etwa abgereist, ohne sich zu verabschieden? Nun, egal, das musste Axilla später rausfinden. Jetzt musste sie erstmal ihren Cousin begrüßen.
“Gut, ich such nur schnell meine Palla und...“
Leucos räusperte sich geräuschvoll. “Die Herrin will allein in ein Gasthaus gehen?“ fragte er mit diesem belehrenden Unterton eines alten Mannes ganz beiläufig, und Axilla verstummte und hielt mitten in der Bewegung an. Daran hatte sie ja gar nicht gedacht. “Hm, stimmt...“ meinte sie etwas missmutig. Ganz allein als junge Römerin in ein Gasthaus gehen war wohl nicht so gut.
“Ah, jetzt weiß ich!“ meinte sie nach etwa fünfsekündiger Bedenkzeit dann triumphierend! “Ich nehm einfach dich und Leander mit! Dann kann ja keiner was sgaen.“
“Miiich? Herrin, bitte, ich bin bald siebzig! Ich muss nicht in ein Gasthaus...“
Axilla verdrehte kurz übertrieben die Augen. “Gut, dann nur Leander.... oder Merula kommt her?“
Bei den letzten Worten sah sie den Boten, den ihr Verwandter geschickt hatte, erwartungsvoll an. “Hätte er denn jetzt gleich Zeit?“ -
Sie konnte bei ihm mitfahren? Sie musste nicht erst tagelang am Hafen suchen, bis ein geeigneter Kapitän gefunden war, dem man sich anvertrauen konnte und bei dem man nicht fürchten musste, bei der nächstbesten Insel an Piraten verkauft zu werden? Sie konnte ganz – man mochte fast sagen hochoffiziell – mit einem kaiserlichen Gesandten reisen? (Dass Imperiosus ja nur Gesandter der Kanzlei war, wusste Axilla ja nicht.) Auch wenn der liebe Senator schon gemient hatte,d ass r die Kosten dafür tragen würde, war es so natürlich um einiges praktischer. Und da konnte ja wirklich niemand nein dazu sagen!
“Wirklich?“ platzte es also freudig aus Axilla heraus, ehe sie sich wieder fing. Sie wollte nicht nachher noch einen Vortrag zum Thema dignitas bekommen, nur weil sie ihre Leidenschaften nicht im Zaum halten konnte. “Ähm, ich meine, das wäre... phantastisch. Also, wenn es dir wirklich nichts ausmachen würde. Denn ich fürchte, auf See bin ich vielleicht nicht ganz so gute Gesellschaft. Ich... ähm... bin ja nur einmal mit einem Schiff gereist, und das war... nicht so toll.“
Diesmal wollte sie ihrem Gesprächspartner nicht gleich auf die Nase binden, dass sie vermutlich die meiste Zeit über der Reling hängen würde, um sich zu übergeben. Wankende Untergründe mochten zwar ganz abenteuerlich sein, aber nichts für Axillas Magen.Der zweite Gang wurde auch schon aufgetragen. Diesmal gab es zwar vertrautes, aber mit der einheimischen Küche verwachsen. So gab es gebratenes Hühnchen, das aber gut mit Gewürzen abgerieben war . Dazu gab es die hier beinahe überall anzutreffenden roten Linsen in einer scharfen Sauce, und mild gedämpftes Gemüse. Natürlich auch wieder Brot und das nie zu vergessende Garum, nur für den Fall, dass es Imperiosus doch nicht schmecken würde. Axilla wollte ja nicht, dass er ihr hier verhungerte.
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“Na, da bist du auf jeden Fall schon weiter gereist als ich“ meinte Axilla fröhlich und überlegte, ob sie den zweiten Gang gleich schon hinterherbringen lassen sollte. Aber vermutlich war es besser, noch zu warten, sonst glaubte Imperiosus noch am Ende, sie wolle ihn nur schnell abfüllen und dann rauswerfen oder so.
“Wenn du mal etwas wirklich wunderschönes hier von Ägypten sehen willst, musst du vor Sonnenaufgang aufs Paneion gehen und dann dort zuschauen, wie sie aufsteigt. Nach Süden siehst du an einem klaren Morgen meilenweit, und die Wüste sieht wunderschön aus, wenn sie sich langsam verfärbt“, schwärmte Axilla ihrem Gast vor, bevor sie merkte wie albern romantisch verklärt das ganze klang und wie wenig erwachsen.
Leicht verlegen räusperte sie sich kurz, nahm einen großen Schluck Saft – zum Glück hatte Imperiosus oder Urgulania nicht mit ihr anstoßen wollen, so fiel es nicht weiter auf, dass sie gar keinen Wein trank – und versuchte, ihre Wangen vom Rotwerden abzuhalten.
Sie kramte in ihren Gedanken nach einer Ablenkung, als ihr schließlich etwas einfiel. Fast mit einem kleinen Hüpfer schon richtete sie sich wieder gerader auf und war wieder ganz aufgedreht.
“Oh, das habe ich ganz vergessen, zu erzählen. Ich hab einen Brief von Senator Decimus Livianus gekriegt“, meinte sie, mehr an Urgulania gewandt, ehe sie sich zu Imperiosus drehte, damit dieser sich nicht ausgeschlossen fühlte. “...also der Senator ist Patron von meinem Cousin Iunius Silanus, der jetzt in Germania der Präfekt der Ala ist.
Ähm, auf jeden Fall hat er sich sehr über meinen Brief zu seiner sicheren Heimkehr wohl gefreut und mich nach Rom eingeladen. So seh ich vielleicht doch noch ein bisschen was von der Welt. Also, wenn ich die Einladung annehmen kann.“
Der letzte Satz war schon fast eine Frage in Urgulanias Richtung. -
Na, das klang doch weitaus weniger ruinös für den Ruf seiner Herrin. Da war der alte Sklave gleich um einiges versöhnlicher.
“Gut, ich werde fragen. Warte hier.“
Und schwupps, war die Tür auch schon wieder zu.Eine ganze Weile passierte nichts, bis die Tür schließlich regelrecht aufgerissen wurde, und Celsa keinem alten Sklaven, sondern einer aufgeregten, jungen Iunia gegenüberstand, die ihn ansah, als wolle sie ihn gleich umknuddeln.
“Mein Cousin Merula schickt dich? Er ist hier in Alexandria? Wo ist er denn, warum ist er nicht selber gekommen?“ überschüttete sie ihn gleich mit vor Freude und Aufregung leuchtenden Augen, und dabei war es Axilla auch ganz gleich, dass es hier am Hauseingang direkt war. -
“Wirklich? In Reich schwärmt man vom Essen in Alexandria?“ fragte Axilla neugierig und ohne darüber nachzudenken. Sie war in ihrem Leben noch nirgendwo wirklich gewesen. Aufgewachsen war sie auf dem kleinen Landgut außerhalb von Tarraco, und selbst die Stadt hatte sie eigentlich nie wirklich gesehen. Und dann war sie direkt hierher nach Alexandria gekommen, das zwar eine ganze Welt für sich war, aber eben doch nur eine Stadt. Daher war für Axilla sehr faszinierend, zu hören, was irgendwo anders so alles geredet wurde.
Sie nahm sich etwas Brot, ein hartgekochtes Ei und etwas von der scharfen, roten Tunke. Am Anfang hatte sie noch beinahe Feuer gespuckt, wenn sie so etwas gegessen hatte, aber nach nun über einem Jahr hier im Süden hatte sie sich an scharf gewürztes Essen gewöhnt.
“Bist du denn schon so viel gereist für die Kanzlei? Wo warst du schon überall?“ Jemandem zuzuhören, der gereist war, war fast so, als würde man selber verreisen.
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Leucos hörte sich alles an und nickte zu den Worten von Celsa, wie alte Männer nunmal zu Nicken pflegten, wenn sie einem zuhörten. Erst ganz gegen Ende schien er sich vor Schreck an der eigenen Spucke verschluckt zu haben schien und Celsa einen Moment verwirrt anschaute.
“Du meinst, dass sie zu ihm in die Taverne kommen soll?“
Leucos kannte seine Herrin und wusste, sie würde das glatt machen. Aber wie sah das denn aus, wenn eine Dame jemanden in einer Taverne besuchen kam! Da fragte er lieber nochmal nach. -
Axilla hätte gerne etwas so Kluges von sich gegeben wie Urgulania, aber über ihre Lippen kam eigentlich nur ein glückliches Jauchzen, als sie die Bestätigung ihrer Cousine hörte, dass die Kette ihr stand. In jugendlichem Übermut tippelte sie schnell ein paar Schritte beiseite zu dem flachen Becken, das man mit viel Phantasie als Teich verschreien wollte – immerhin schwammen ganze drei Fische darin – und schaute einmal in die spiegelnde Oberfläche. Schade, dass sie für eine ausgiebige Betrachtung keine Zeit hatte, sonst hätte sie sich nur zu gern auf den Bauch gelegt und Narziss gleich ihr Spiegelbild eingehend betrachtet.
Allerdings war sie ja Gastgeberin, und so begnügte sie sich mit einem vergnüglichen Blick und drehte sich wieder schwungvoll und lächelnd ihrem Gast zu. Dieser verneigte sich gerade mit einer charmanten Bemerkung, worauf Axilla wieder kein ebenso charmantes Geplänkel einfallen wollte – sie musste das Gastgeben wirklich noch üben, und schickte dann seinen Sklaven weg.“Aber setzt euch doch. Imperiosus, bitte“ deutete sie etwas verlegen lächelnd auf die Kline, die bei den Korbsesseln stand. Nachdem Urgulania sie beim letzten Essen mit so einem bösen Blick bedacht hatte, weil sie sich auch auf eine Kline wie ein Mann gelegt hatte, wollte sie heute alles richtig machen.
Sie selbst nahm dann in einem Sessel Platz und widerstand dem Drang, die Knie dabei anzuziehen und die Füße auf die Sitzfläche zu stellen. Sie würde heute hoffentlich nicht gefressen werden und brauchte daher diese Schutzhaltung nicht. Außerdem war sie auf der anderen Seite sowieso überglücklich über das Geschenk und damit viel zu ausgelassen, um sich ernste Sorgen mehr zu machen.
“Ich hoffe, du magst die hiesige Küche? Auf dem Markt bekommt man leider nicht alles, was es wohl in Rom gibt.“ Und wovon Axilla nicht die geringste Ahnung hatte, sie war noch nie in Rom. “Aber ein paar Dinge gibt es wohl überall.“
Und die Sklaven Tischen eine schöne Platte mit Brot, Eiern und dem allgegenwärtigen Garum auf, nebst einiger anderen Tunken in verschiedenen Farben.Sim-Off: WiSim
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Mit viel Rücksicht auf seine alten Beine wiederum ließ sich Leucos wie meistens etwas Zeit, um von seinem Zimmer zur Porta zu gelangen und eben jene zu öffnen. Den Ankömmling betrachtete er einen Moment und schätzte ab, ob er ihn kannte oder nicht. Siene Augen waren auch schonmal besser gewesen, aber den da kannte er nicht. Und an jemand in diesem Alter würde er sich auf jeden Fall erinnern!
Also meinte er, nach einer kurzen Denkpause etwas altersmürrisch: “Was kann ich für dich tun?“ -
Na, vielleicht war er durch ihre vorlaute Art doch nicht so erschreckt, wie Axilla schon befürchtet hatte. Er lenkte gleich ein, als er merkte, dass es ihr wirklcih leid tat, und wechselte dann das Thema, ehe das Schweigen zwischen ihnen beiden zu groß wurde.
Natürlich bemerkte Axilla den plötzlichen Themenwechsel. Auch wenn sie selbst in einem normalen Gespräch meist etwa 20 Mal das Thema wechselte, weil sie auf irgendwas nicht antworten wollte, hieß das nicht, dass sie unaufmerksam war. Aber sie war Severus mehr als dankbar dafür und schaute auch gleich wieder neugierig, als wäre nichts gewesen, zu ihm zurück.
“Die Punier? Das waren doch die mit den Elefanten?“ Wer könnte schon Hannibal vergessen? Es gab heute noch Schauergeschichten, die man mit Vorliebe kleinen Kindern erzählte. Wenn Axilla eine Weile Bedenkzeit hatte, würde ihr sogar bestimmt die ein oder andere Schlacht aus den punischen Kriegen einfallen, aber nicht jetzt so auf Anhieb. Ihre Leidenschaft galt mehr dem Alexanderfeldzug, sofern ein Mädchen für sowas eine Leidenschaft aufbringen durfte.
“Und hatten sie gute Schiffe, oder solche Barken wie die Ägypter hier?“ Die Schiffe der Einheimischen waren für den Binnenverkehr auf dem Nil geschaffen und dafür auch ganz brauchbar. Allerdings auf dem Meer sahen sie eher aus wie Nußschalen, die bei der nächsten Welle kentern würden. -
Dem Meister des "Ich hab da ne Idee" und dem Herrn von "Wollen wir wetten...?" wünsch ich alles Liebe und Gute zum Geburtstag. Feier schön
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Na, als Rohstoffproduzent kommt bei dir auch der Geldsegen noch an. Wenn alle Waren weg sind, können alle nachproduzieren, und dafür brauchen sie dann jede Menge Rohstoffe
Kommt also in zweiter Instanz dann auch noch bei uns an, daher danke ich mal artig für das Ankurbeln der WiSim -
Der Sklave kam zu Axilla und überreichte ihr ein Päckchen. Auf den ersten, neugierigen Griff fühlte es sich wie etwas weiches an. Neugierig sah Axilla auf das schöne Paket und das hübsche Band und war schon ganz aufgeregt, was es wohl sein mochte. Allerdings wollte sie nicht zu gierig oder zu vorschnell erscheinen, und so widerstand sie dem Drang, es wie ein Kind freudig aufzureißen und einfach nachzuschauen, was wohl darin wär. Wenn auch nur knapp.
Stattdessen lächelte sie jetzt schon vor aufgeregter Vorfreude und schaute kurz unsicher zwischen Urgulania und Imperiosus hin und her, ehe sie bemüht langsam das Band öffnete und das Papier aufschlug.
Zum Vorschein kam minzgrüne Seide, fein schillernd im abendlichen Sonnenschein. An sich schon ein sehr kostbares Geschenk, aber was darauf lag, war noch um ein vielfaches kostbarer. Axilla merkte, dass sie kurz die Luft angehalten hatte, als sie es sah. Da war eine Kette! Ein wunderschönes Schmuckstück mit ganz feinen Gliedern, und in ihrer Mitte eine größere Plakette mit dem Lorbeerkranz und dem Blitz der Iunier. Ein kleiner, jauchzender Schrei kam über ihre Lippen, als sie ganz aufgeregt Urgulania das Schmuckstück zeigte.
Freudestrahlend sah sie zu Imperiosus auf, und kurz zuckte ihr Körper schon, als wolle sie ihn wirklich umarmen. Aber sie beherrschte sich grade so eben und drehte sich stattdessen einmal voller Überschwang in schneller Pirouette auf dem Fußballen im Kreis.“Die ist wunderschön!“ meinte sie in Ermangelung eines irgendwie zurückhaltenderen Kommentars und legte sie einmal um den schlanken Hals. Schade, dass hier im Garten keine Spiegel waren. Axilla hätte sich zu gerne selbst gesehen, auch wenn man das im Spiegel ja nie so genau hätte sehen können.
“Wie seh ich aus?“ fragte sie also Urgulania und Imperiosus und lächelte dabei noch immer vollkommen hin und weg. -
Auch wenn es albern war, Axilla fühlte fast sowas wie Stolz, dass sie das bezaubernde Kompliment nur für sich alleine vorhin bekommen hatte und Urgulania nicht ein ebensolches. Natürlich würde sie sowas niemals laut sagen, aber ein klein wenig streichelte es doch ihr Selbstbewusstsein.
Vermutlich war sie deshalb nun etwas tollkühner geworden und brachte sich von sich aus ins Gespräch ein. Normalerweise hätte sie jetzt still schweigend dagestanden und Urgulania das Feld überlassen, unabhängig von der getroffenen Vereinbahrung, sie solle das ganze Essen organisieren und auch als Gastgeberin fungieren. Doch jetzt war ihr Mut geweckt, also lächelte Axilla völlig frei von Hintergedanken.
“Oh, wenn das hier so wäre, müssten wir wohl weitaus besorgter sein.“
Ja, eine Anspielung auf die eigene Geschichte, die mit der des Vorfahren von Pompeius doch sehr verknüpft war, war vielleicht nicht unbedingt taktisch klug und auch irgendwie makaber, aber Axilla dachte sich einfach nichts dabei.Nur jetzt war die Iunierin ein wenig unsicher, wie sie weitermachen sollte. Eigentlich hätte sie ja ihre Aufforderung, dass sich alle hinsetzten, noch mal ausgesprochen und versucht, sowas wie charmantes Geplänkel anzufangen – was dabei herausgekommen wäre, mal dahingestellt. Aber Imperiosus hatte etwas von Geschenken gesagt, und vielleicht wollte er die ja erst übergeben. Axilla hatte keine Ahnung, wie da die richtige Reihenfolge war. Wenn sie daheim Besuch gehabt hatten, dann war das zumeist ein Soldat aus der Einheit ihres Vaters gewesen, wenn überhaupt.
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Und da war Urgulania ja auch schon. Axilla strahlte die Cousine an, als wolle sie sagen „Schau her, er ist noch nicht schreiend weggerannt. Es klappt!“ Und Axilla fand, Urgulania sah toll aus. Dagegen fühlte sie sich fast schon viel zu wenig herausgeputzt, aber gegen ihre Cousine konnten ihrer Meinung nach sowieso nur die allerwenigsten Frauen bestehen.
“Da ist sie ja auch schon. Urgulania, darf ich dir unseren Gast vorstellen? Gaius Pompeius Imperiosus, der Gesandte aus Rom.“
Und mit beinahe sowas wie einem kleinen Hüpfer – aber nur beinahe – drehte sie sich zu Imperiosus um und machte freudestrahlend weiter. “Pompeius Imperiosus, das ist meine Cousine Iunia Urgulania, Exegete und Archepyrtane dieser Stadt.“ -
Bei dem Wort „Geschenke“ wurde Axilla wie wohl alle jungen Damen ihres Alters kurz hellhörig, aber sie konnte sich grade noch beherrschen, nicht danach zu fragen. Auch wenn sie jetzt natürlich gespannt war, ob sie ein Geschenk bekommen würde und was es wohl sein mochte. Nachdem ihr Geburtstag im April schon heimlich, still und leise vorbeigegangen war, war das fast sowas wie eine nachgeholte Feier. Außer, dass sie noch immer fürchtete, dass es katastrophal werden würde.
“Oh, ich bin mir sicher, sie kommt auch gleich.“
Axilla schielte noch einmal zu dem Leibsklaven und kaute sich dabei unbewusst leicht auf der Unterlippe herum. Als sie es bemerkte, schaute sie kurz ertappt beiseite und versuchte, es zu überspielen.
“Willst du dich solange schon setzen?“ deutete Axilla auf die Klinen und Korbsessel, die um den hergebrachten Tisch standen.