Ein Brief war gekommen aus Germania. Zunächst hatte Axilla noch geglaubt, dass Rufus ihr wieder zurückgeschrieben hätte, allerdings hatte sie dann das Siegel gesehen mit dem Blitz der Iunier. Er war von Silanus.
Aufgeregt war sie damit in ihr Schlafzimmer gelaufen und hatte sich aufs Bett gelegt. Es dauerte eine Weile, bis sie sich traute, das Wachssiegel wirklich zu zerbrechen. Sie hatte sich schon damit abgefunden gehabt, nie mehr von ihm zu hören, in der festen Überzeugung, er wäre ihr auf ewig böse und gram. Aber da war nun der Brief, er hatte geschrieben. Vielleicht verstieß er sie auch aus der gens, aber er hatte ihr geschrieben.
Ganz vorsichtig brach Axilla das Siegelwachs auf und entrollte das Papyrus. Ihre Augen flogen nur so über die Zeilen. Er entschuldigte sich, es war keine Absicht gewesen, schrieb er. Vielleicht war er ja doch gar nicht so wütend mit ihr?
Doch dann kamen ein paar Merkwürdigkeiten. Verwandte aus Achaia. Ahja. Und wieso sollte Silanus sie mit nach Germania nehmen? Axilla hatte noch nicht einmal gewusst, dass sie da überhaupt Verwandte hatte. Das musste ja dann wirklich sehr weit verwandt sein.
Und dann schrieb Silanus was von einer Aufnahme in die Gens. Nun, natürlich durfte er sowas machen, und Axilla hatte auch bestimmt nichts gegen Peregrini. Aber bei dem Namen runzelte sie doch etwas die Stirn. Warum bei allen Namen hatte er sich Brutus genannt? Wenn sie es sich selbst aussuchen durfte, würde sie sich sicher nicht „Dummkopf“ rufen lassen wollen. Und es gab ja nun schon zwei sehr berühmte Iunii Bruti, die beide auf ihre Art und Weise unsterblich in der Geschichte wurden, beidesmal durch das Blut eines anderen. Axilla wusste nicht so recht, ob ihr das wirklich gefallen sollte.
Der nächste Abschnitt war eher etwas langweilig. Sie sollte opfern für jemanden, den sie nicht kannte. Da hatte Axilla eine bessere Idee, die sie auch umsetzen würde. Opfern war nicht ihre Sache, und wenn der Kerl durch Ägypten gekommen war und nichtmal hallo gesagt hatte, würde sie das auf ihre Art in die Hand nehmen.
Dann schließlich kam der letzte Absatz, und jetzt wurde Axilla doch ziemlich komisch zumute. Frieden mit den Göttern finden deswegen… oha. Das war etwas, über das Axilla noch nichtmal so wirklich nachdenken wollte. Sie legte den Brief beiseite und drehte sich auf den Rücken, starrte hoch zur Decke.
Irgendwie ein seltsames Gefühl, dass es nun so geendet hatte. Irgendwie so… leer.
Nach einer Weile kam Leander in das Zimmer herein, ohne irgendeine besondere Aufgabe zu haben. Axilla war ihm ja irgendwie dankbar, dass er in regelmäßigen Abständen einfach mal nach ihr schaute. Aber er war auch der einzige, der das durfte.
Und sie brauchte Ablenkung. Also schickte sie ihn gleich wieder los, ihr ihr Schreibzeug zu holen. Sie würde einen Brief schreiben, um sich abzulenken.