Beiträge von Iunia Axilla

    “Urgulania? Urgulaaaaniaaa? Bist du hier irgendwo?“


    Kaum, als Axilla wieder zurück von den Festspielen war, hatte sie beschlossen, Urgulania von ihrer etwas herausgerutschten Einladung zu erzählen. Soviel Zeit bis zum nächsten Tag war ja auch nicht, und im Zweifelsfalle sollte man lieber angreifen als sich zurückziehen und abwarten.
    Also nahm Axilla allen Mut zusammen und suchte ihre Cousine. Den armen Leander hatte sie auch schon losgescheucht. Jetzt musste ihre Cousine nur auch da sein. Ansonsten hatte Axilla wohl ein Problem.

    Einen Moment schwieg Axilla und überlegte. Sie war so felsenfest davon überzeugt, dass ihr Fluch sowieso jeden vertreiben würde, dass sie sich nie wirklich Gedanken darum gemacht hatte, was wäre, wenn nicht. Aber Severus schaute so zuversichtlich drein, und offenbar hatte er schon Erfahrung mit Flüchen. Wenn er schon bei seiner Besatzung ein paar gebrochen hatte, vielleicht konnte er diesen auch überwinden.
    Und das wiederum warf nun ernste Fragen auf. Er wollte mit Urgulania sprechen, damit sie sich öfter sehen konnten. Wenn er den Fluch wirklich überwinden konnte, dann war das etwas ernstes. Er fand sie hübsch, er mochte sie. Wollte sie das? Es war schwer, so ernsthaft darüber nachzudenken, denn Axilla war vieles, aber nicht berechnend. Eigentlich entschied sie alles aus dem Bauch heraus, nur der war im Moment völlig durcheinander.


    “Wir sollten weitergehen. Also, den Hügel hoch. Wir stehen hier schon so lange und das sieht komisch aus“, wechselte Axilla das Thema, wie immer, wenn ihr ein anderes Thema im Moment Kopfschmerzen bereitete. Dennoch bekam Severus statt einem geschauspielerten Lächeln zu ihren Worten einen entschuldigenden Blick, der sehr ehrlich gemeint war. Sie war ihm dankbar für seine Worte und seine Art, und es tat ihr leid, dass sie nicht gleich eine Antwort parat hatte.
    Sie ging ein paar Schritte und wartete dann, damit er sich ihr anschloss. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich wieder bei ihm einhaken sollte oder besser nicht. Vom Gefühl her wollte sie es gerne, aber sie traute sich nicht, weil sie sich doch mehr als nur ein wenig seltsam verhalten hatte. Also wartete sie, ob er vielleicht eine wie auch immer geartete Initiative ergreifen würde und überlegte derweil, was sie ihm nun als Antwort auf seine Frage sagen sollte.

    Ein bisschen erschrocken zuckte Axilla zusammen, als sie so plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter fühlte. Sie hatte eher erwartet, dass sich Severus umdrehen würde und schnurstracks einen möglichst großen Abstand zwischen sie und sich bringen wollte. Aber er war da, und meinte todernst, dass er den Fluch brechen wollte. Sie wischte sich die ihr so peinlichen Tränen hastig mit dem Handrücken aus den Augen, blieb aber von ihm abgewendet. Sie wollte nicht, dass er doch noch irgendwo eine Träne sah, oder glänzende Augen.
    “Du hältst mich nicht für verrückt?“ fragte sie unsicher und lugte dabei nur so halb über ihre Schulter zurück zu ihm. Doch der kurze Blick auf ihn gab ihr den Eindruck, er meinte seine Worte wirklich ernst. Und wenn er ernst meinte, dass er daran glaubte, dass sie verflucht war, dann meinte er auch ernst, dass er den Fluch brechen wollte. Und das wiederum bedeutete, er meinte ernst, dass er bei ihr sein wollte.
    Noch einmal schaute Axilla über ihre Schulter zurück, diesmal aber etwas länger. Wieso wollte er sie kennen lernen? Sie hatte so viele Fehler, soviel Chaos. Wenn sie sich selbst hätte beschreiben müssen, hätte das wenig liebenswert geklungen. Und doch berührte er sie und wollte bei ihr sein. Und er hatte wundervoll graue Augen.

    Panik stieg in Axilla auf. Wie sollte sie das erklären? Er würde sie doch für verrückt halten, wenn er das nicht jetzt schon tat. Sie suchte nach einer Antwort, schaute hilfesuchend herum, aber weder die Bäume noch das Gras hatten eine vernünftige Antwort gnädigerweise auf sich draufgeschrieben. Und auch kein Gott verwandelte sie just gerade jetzt in Wind, so dass sie einfach verschwinden konnte, wie sie es am liebsten würde.
    “Ich…“ Sie machte mit den Händen eine hilflose Geste. Sie wollte ja so unbedingt es ihm verständlich machen, aber dann würde er sie für verrückt halten, ganz sicher! “Es ist, dass ich… Wie sollte sie ihm das nur begreiflich machen? Und wenn er es verstand, dann würde er ja bestimmt auch gehen! Die Welt schien über Axilla mit einem Mal einzubrechen, als all das, was sie sonst einfach überspielte, auf sie einzuprügeln schien.
    “Jeder, den ich mag, geht weg oder stirbt! Jeder! Ich…“ Und jetzt weinte sie, und weil sie sich dafür schämte, drehte sie sich ruckartig von ihm weg, damit er es nicht sah. Sie wollte doch so gerne ruhig und vornehm und matronenhaft sein, wie es eine römische Frau sein sollte. Nicht so ein emotionsgeladenes Häuflein Elend, das alles kaputt machte! Bestimmt mochte er sie jetzt auch schon nicht mehr. Sie war verrückt, ganz bestimmt. Wer mochte schon Verrückte?
    "Ich bin verflucht..." weinte sie noch leise und wollte am liebsten im Boden unter ihr versinken.

    “Ja, das ist eine große Ehre“, antwortete Axilla auf seinen Versuch, sie aufzuheitern. Es war eine große Ehre, für das Imperium sterben zu dürfen. Ein ehrenvoller Tod, ohne Makel. Ihr Vater hatte es ihr auch so beigebracht. Die Hügel Roms waren schon immer auf den Knochen der Iunier errichtet gewesen, seit der Republik. Auch wenn das Ende derselben für die Iunier nicht gerade ruhmreich war, dank Marcus Iunius Brutus.
    Sie war noch ganz in Gedanken, als Severus sie für sie plötzlich herumdrehte und ihr in die Augen schaute. Und was er dann sagte, ließ Axilla einen Moment völlig sprachlos einfach da stehen.
    Er… wollte…sie….sehen…. die Worte tropften zäh wie Honig in Axillas Bewusstsein und es dauerte eine ganze Weile, bis so etwas wie Erkenntnis in ihren Augen dämmerte, und noch länger, bis diese einem ehrlichen Schreck wich. Er wollte sie näher kennen lernen! Und dafür Urgulanias Einverständnis!
    Aber der Fluch! Axilla wollte doch nicht, dass er so schnell schon wieder ging! Etwas betreten sah sie weg und rang nach einer richtigen Antwort. Das war wieder so eine Situation, wo sie am liebsten einfach weggelaufen wäre. In ihren Beinen fühlte sie schon so ein Zucken, oder war es doch nur ein Zittern? Sie suchte nach einer Antwort, fand aber nur laufend neue Fragen. Hatte sie etwas falsch gemacht? War das Einhaken schuld, war es zu schnell gewesen? Oder war es etwas anderes, das sie getan hatte? Sie wollte doch, dass er blieb! Er sollte nicht gehen!
    “Ich will nicht, dass du weggehst“, kam es schließlich ziemlich zusammenhanglos aus Axilla heraus, ehe sie merkte, was sie da sagte. Peinlich berührt ging sie noch einen Schritt von Severus weg, vielleicht würde das den Fluch ja abhalten. Zumindest brachte es ihr etwas mehr Ruhe, die durcheinanderpurzelnden Gedanken zu ordnen.
    “Ich… ich meine… also…. Ich wollte sagen… weißt du, also…es ist heute so schön, und…ich mag dich, und… NEIN! Also, das mein ich nicht. Also, ich will sagen, dass…also, doch schon, ja, aber wenn… dann gehst du und…“
    Axilla merkte, dass sie gleich weinen würde. Hier, auf halbwegs offener Straße, so man den Weg den Hügel hinauf so bezeichnen wollte. Das wollte sie nicht, das gehörte sich nicht. Das machte eine römische Frau unter gar keinen Umständen. Und sie wollte sich auch gefühlsmäßig gar nicht so vor Severus echauffieren. Aber die Situation war ihr mit seiner Anfrage völlig über den Kopf gewachsen und sie wollte nur noch in Sicherheit fliehen. Das Problem war nur, es gab keinen Ort, der Sicherheit versprach, und so wusste sie gar nicht, wohin sie hätte fliehen sollen und stand stattdessen stammelnd und zitternd einfach da, während sie eine Antwort suchte, die schlichtweg richtig war.
    Sie wollte ja, dass Severus mit Urgulania vielleicht sprach und wollte gerne viel Zeit mit ihm verbringen. Aber dann würde er weggehen, davon war sie felsenfest überzeugt, und das wollte sie unter allen Umständen vermeiden. Denn es stimmte, sie mochte ihn wohl gern, so man das nach der kurzen Zeit sagen konnte.

    Schweigend hörta Axilla ihm zu, wie er von seiner Verwandschaft redete. Es musste toll sein, so viele Verwandte zu haben und so viele zu kennen. Auch der Zusammenhalt erweckte bei ihr ein Gefühl, das man wohl auch als Neid hätte umschreiben können. Oh, sie unterstellte ihren Verwandten nichts schlechtes und würde niemals etwas anderes sagen. Vor allem Urgulania war bei ihr von jedweder Kritik ausgenommen. Aber dennoch glaubte sie nicht, dass sie auch so einfach zu ihren Verwandten gehen konnte. Alles, was sie hörte, war eigentlich, dass sie auf den Ruf der Gens doch mehr achten solle und sich etwas schicklicher benehmen solle und dergleichen.
    Daher erweckte Severus’ Kommentar mit dem ersten Consul Roms ein zwiegespaltenes Lächeln bei Axilla. Ja, darauf konnte man als Gens durchaus stolz sein. Das war etwas wichtiges, was einem niemand nehmen konnte. Aber es war auch manchmal eine ganz grässliche Bürde, wenn man dem damit verbundenen Anspruch auch gerecht werden wollte. Und es wie Axilla einfach nicht schaffte.
    “Wir waren es mal. Jetzt nicht mehr…“ Axilla beobachtete einen Vogel, der vorbeiflog, und sah ihm ein wenig sehnsüchtig hinterher. Es war eine Taube. Sie flog immer höher in den blauen Himmel, bis sie schließlich nur noch ein kleiner Punkt im nirgendwo war. Axilla lehnte im gehen ihren Kopf leicht an Severus Arm und begann etwas abwesend von ihrer Famlie zu erzählen.
    “Ich kenn viele aus meiner Familie nur vom Hörensagen. Weißt du, meine Mutter war immer sehr krank und konnte nicht reisen, und wir wohnten etwas außerhalb von Taracco und…
    In meinem Teil der Familie waren alle Männer Soldaten. Mein Vater hatte noch fünf Brüder. Er war der zweitgeborene. Mein Onkel Lucullus und Onkel Decula fielen in Parthia. Macro war bei den Cohortes Urbanae und wurde da im Dienst getötet. Serenus fiel im Dienst für die Legio I. Onkel Varus starb vor nicht ganz einem Jahr hier in Nikopolis an einer Krankheit. Und Vater fiel….“

    Axilla konnte den Satz nicht beenden und richtete sich wieder gerader auf, rückte etwas von Severus ab. Nein, sie wollte nicht über ihren Vater sprechen. Lieber schnell weitererzählen.
    “Aus dem Zweig, aus dem auch Silanus stammt, der jetzt Präfekt der Ala in Confluentes ist, gab es auch noch einen Soldaten….Valentius. Silanus Bruder. Er starb nach seiner Rückkehr vom Feldzug mit dem großen Decimus Maximus an einer Wunde, die sich wohl noch entzündet hatte, soweit ich weiß.
    Dann gibt es noch den dritten Zweig meiner Familie. Da gab es Zissou… der wurde in Rom am Markt erstochen… Soweit ich weiß, war er Priester. Und Iunia Attica, sie war am Kaiserhof tätig, bevor sie nach Ägypten kam. Irgendein procurator. Sie ist gestorben, zusammen mit meiner Cousine Alba und Varilla, kurz nach meiner Ankunft. Sie hatten eine Reise nach Süden zu den Katarakten gemacht und wurden überfallen.“

    Ja, bislang hatte Axilla nur einen lebenden Verwandten erwähnt, und der war weit weg.
    “Ich habe noch zwei Cousins – also echte, dritten Grades - in Rom, Regulus und Merula. Merula ist soweit ich weiß auch Priester, und damit wohl der einzige Nicht-Soldat in meinem Zweig der Familie. Vielleicht ist das auch besser… Und natürlich Urgulania, sie wohnt ja mit mir in der Casa und passt auf mich auf. Ich kann hier ja nicht allein bleiben, so unverheiratet und so. Sie ist Exegetes für die Stadt.“
    Die Erwähnung ihrer Cousine brachte das erste Lächeln wieder zurück auf Axillas Gesicht. Sie liebte ihre Cousine wirklich sehr und verehrte sie für ihre Selbstsicherheit und Gewandtheit.


    Von Narcissas Zweig der Familie wusste Axilla nichts, ebenso wenig wie von ihrem neuen Verwandten Brutus, der von Silanus in die gens aufgenommen worden war. Folglich konnte sie darüber auch nichts erzählen.


    “So gesehen gibt es wohl nicht mehr so viele Iunier…“ gestand Axilla etwas kleinlaut ein. Und besondere Positionen hatte auch keiner, wie etwa Senator. Wobei Präfekt der Ala ja nicht nichts war und Exegetes hier in Alexandria auch etwas wichtiges war. Dennoch hätte sie lieber mehr angegeben mit ihrer Verwandtschaft.

    Er fand sie wohl wirklich hübsch! Sie hatte ihren Kommentar einfach nur gedankenlos dahingesagt, ohne Hintergedanken oder gar, um nach Komplimenten zu fischen, und trotzdem bekam sie eines. Schon wieder.
    Und er sah sie die ganze Zeit über an. Sie gingen langsam zu dem Weg, der hinauf zum Paneion ging, aber trotzdem sah er die ganze Zeit zu ihr herunter. Axilla bemerkte ja nicht viel im Allgemeinen, aber das bemerkte sie schon. Vor allem wie er sie ansah…


    Ein ganz merkwürdiges Gefühl begann sich in ihr breitzumachen. Und je länger sie darüber nachdachte, was es war, umso klarer wurde ihr, dass sie Angst hatte. Ja, richtige, profunde Angst. Nicht vor ihm, das sicher nicht. Sie griff seinen Arm beim Gehen etwas fester und kam ihm daher auch etwas näher, genoss es auch richtig. Sie vermisste dieses beschützte Gefühl in der Nähe eines Mannes und genoss seine Nähe daher jetzt besonders.
    Aber sie hatte Angst vor dem Fluch. Was, wenn er sich in sie verliebte? Und sie sich in ihn? Dann würde er weggehen. Alle gingen dann weg. Jeder Mann, für den sie Gefühle hatte, selbst egal, welche. Ihr Vater war gestorben. Silanus war gegangen, erst nach Rom, und dann schließlich ans andere Ende der Welt, nach Confluentes. Dann Timos, den sie seitdem auch nur ein, zwei Mal gesehen hatte und der sie nicht einmal besucht hatte, als sie krank war. Zuletzt selbst Rufus, mit dem sie eigentlich nur befreundet hatte. Severus war Nauarchos, der nur auf sein Schiff wartete. Ganz sicher würde er fortsegeln, sobald sie irgendwelche Gefühle für ihn entwickelte. Ganz bestimmt. Und sie wollte nicht, dass er wegging.
    Pluto musste viel Spaß haben, sie mit diesem Fluch so zu belasten! Und dabei wusste Axilla nichtmal, was sie dem Gott getan haben könnte. Oder Venus, oder irgendeiner Gottheit.


    So wurde sie etwas schweigsamer und auch etwas bedrückter, während sie so sich auf den Weg machten. Es dauerte eine Weile, bis sie merkte, dass sie gar nichts mehr sagte. Aber was sollte sie dazu eigentlich genau sagen? Severus würde sie für verrückt halten, und abgesehen davon konnte sie es ihm sowieso nicht sagen. Sie konnte ihm ja nicht einfach unterstellen, er würde für sie Zuneigung empfinden. Nein, das ging gar nicht.


    “Hast du eigentlich eine große Familie?“ fragte sie also, um überhaupt irgendwas zu sagen. Sie konnte ihn ja nicht jetzt fortan anschweigen, nur weil er sie ansah.

    “Ja, das solltest du“, antwortete Axilla schnell und ohne darüber nachzudenken auf seinen Vorschlag mit der Einladung. Sie würde sich dieses Haus wohl wirklich gerne mal anschauen, und für gute Geschichten konnte sie sich noch immer begeistern. Vor allem bei so netter Gesellschaft, denn sie fing an, Severus richtig gern zu haben. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als das, wenn man den schwärmerisch-verzückten Blick bedachte, mit dem sie ihn immer mehr bedachte, ohne auch darüber nachzudenken.


    Bevor Axilla auch nur realisiert hatte, dass sie etwas gesagt hatte, was bestenfalls unüberlegt und schlimmstenfalls unschicklich für eine unverheiratete, römische Frau war, drehte sich das Gespräch auch schon um die Vögel im Käfig und Axilla schaute skeptisch zu den gefiederten Gesellen.
    “Und wie kriegt man sie dann wieder von dem Baum runter, wenn sie da festgeklebt sind? Man kann sie ja nicht einfach runterreißen, dann gehen ja ihre Füße kaputt?“
    Was in der Welt der Vogelfänger wohl kein wirklicher Hinderungsgrund war, es nicht doch genau so zu machen, aber bei Axilla einige Fragen aufwarf. Immerhin wollte man die Tiere doch herzeigen, und verletzt waren sie sicher nicht so schön und so wertvoll wie unverletzt.


    Bei Severus’ Kommentar zu dem Opfern musste Axilla wirklich offen lächeln. Er sah das ganze sehr pragmatisch, wenn er selbst das gesunkene Schiff schon als Opfer für Neptun ansah, und auch jetzt hier nicht direkt begierig darauf schien, dem Gott viele Gaben darzubringen, nur weil man sich den Tiergarten und die Umgebung bei seinem Tempel angeschaut hatte.
    “Nun, ich eigentlich schon. Mein Hauslehrer hat immer gemeint, eigentlich hätte ich als Dryade geboren werden sollen, nur die Parzen hätten da eine Kleinigkeit bei meiner Geburt verwechselt.“
    Eigentlich hatte er Eichhörnchen gesagt, aber Dryade klang einfach besser und erfüllte denselben Zweck.
    “Daher mag ich Fauna und Faunus eigentlich besonders. Aber weißt du was?“ Und wieder ohne darüber nachzudenken hakte sie sich einfach bei ihm ein. Erst, als ihr Arm schon an seinem lag, merkte sie, dass soviel Nähe und Körperkontakt vielleicht unpassend waren und schaute etwas erschrocken und entschuldigend hoch, und auch das Lächeln wich einem sehr unsicheren Ausdruck. Aber jetzt konnte sie ihn nicht einfach so loslassen, und weiterreden musste sie ja auch, sonst gab ihr Satz keinen Sinn.
    “Ähm, also… ich opfere ihm später. Er wird deshalb sicher nicht böse sein. Aber vielleicht sollten wir langsam hinaufgehen, sonst siehst du ja gar nichts mehr von der Aussicht.“
    Ihren Arm hatte Axilla während des Redens wieder soweit gelockert, dass er ihr seinen Arm ohne weiteres ganz leicht entziehen konnte, ohne dass es nach einer Abweisung ausgesehen hätte. Sie wusste, sie hatte das nicht tun dürfen und war daher jetzt auch sehr verlegen über die Situation, die sie herbeigeführt hatte. Sie sollte wirklich besser wieder mehr denken, schalt sie sich.

    “Ja, ich wohne in Basileia. Mein Cousin Iunius Silanus hat es gekauft, als er hier bei der Legion noch Tribun war. Inzwischen ist er Präfekt der Ala II, vielleicht hast du die Acta gelesen. Naja, und meine Cousine und ich wohnen nun da, auch wenn das Haus für zwei Frauen allein eigentlich fürchterlich groß ist.“
    Wieder lachte Axilla ein wenig. Ihr Haus war wirklich schon fast dekadent groß. Aber früher hatte es auch viel mehr Menschen beherbergt. Ihre Gedanken glitten kurz ab an ihren Onkel Varus, den jüngsten Bruder ihres Vaters, und auch an ihre Cousinen Varilia, Attica und Alba, die früher auch alle hier gewohnt hatten und verstorben waren. Ihr Blick wurde dadurch traurig und wehmütig, und wie immer, wenn das passierte, redete Axilla einfach weiter.
    “Vielleicht, wenn du jetzt länger in Alexandria bleibst, lohnt sich das mit dem Ausbauen. Auch wenn es jetzt schön abenteuerlich klingt.“ Axilla mochte Abenteuer, ihr Leben erschien ihr bisweilen so langweilig. Auch wenn ein Lagerhaus nicht standesgemäß war, so war es doch nicht das übliche, langweilige.
    Sie kamen an eine große Voliere mit vielen, weißen Vögeln darin, die alle wild durcheinander hüpften und tschirpten. Axilla sah dem wilden Treiben einen Augenblick begeistert zu und schenkte daraufhin Severus ein Lächeln, welches nur kindliche Verzückung zustande bringen konnte.
    “Die sind herrlich, oder? Wie sie die nur gefangen haben, wenn die immer so wild durcheinanderhüpfen?“
    Sie strahlte Severus geradezu an, und im Hintergrund fiel ihr Blick auf das Paneion, das sich in seinem Rücken auf dem Hügel erhob. Kurz prüfte sie den Sonnenstand. Vielleicht noch etwas früh, um hinaufzugehen, wenn sie den Sonnenuntergang sehen wollten. Aber vielleicht, wenn sie langsam gingen. Oder er wollte sicher den Tempel auch besuchen, wenn man schonmal da war.
    “Wir sollten noch vielleicht einen kleinen Opferkuchen für Faunus kaufen, bevor wir hochgehen, was meinst du?“ fragte sie etwas naiv. Ihr selber lag ja nicht besonders viel am Opfern, wobei sie für ihren Lieblingsgott da auch mal eine Ausnahme machte. Aber sie hatte keine Ahnung, wie der Octavier zu der ganzen Sache stand.

    Langsam fühlte sich Axilla richtig schlecht. Verdammt, warum war Gastgeben so schwierig? Eigentlich wollte sie doch nur alles richtig machen, vor allem bei einem Gesandten aus Rom. Da wollte sie die Familie durch ihre schusselige Art ja nicht blamieren. Aber ihren kleinen Rückzieher hatte Imperiosus nun schon als gänzliche Ablehnung verstanden. Ach verdammt, war Diplomatie schwer! Definitiv nichts für so direkte Persönchen wie Axilla.
    “Nein, ich wollte ja nicht sagen… also…“
    Verdammt, wie rettete sie das jetzt, dass weder Urgulania ihr den Kopf abreißen, noch Imperiosus sich zurückgewiesen fühlen würde? Warum nur schlitterte sie immer in solche Situationen, von denen sie keine Ahnung hatte? Irgendein Gott hatte sicher grade einen Heidenspaß.
    “Wie wäre es, wenn du morgen zum Essen kommst?“, schlug sie also einfach ins Blaue vor. Dann konnte sie Urgulania vorwarnen, und es war trotzdem zeitnah! Ja, der Einfall war geradezu genial! Das könnte klappen!
    “Dann kann die Küche sich auch vorbereiten, und so. Und meine Cousine ist dann auch sicher daheim, und… also, wenn es dir recht ist morgen.“

    In römischer Schminke sind Teile von Tollkirsche (Belladonna) enthalten, was aphrodisierend wirken sollte (Macht ja auch die Pupillen schön groß).
    Daneben berauschte man sich unter anderem durch das Einatmen der Dämpfe von Thymian (jaja, böse Küchengewürze) und "makedonischem Kraut" (Petersilie, ob mans glaubt, oder nicht).
    Daneben halt noch das, was du schon aufgezählt hast und bestimmt jede Menge anderer Pflanzenmittelchen.


    Soweit ich weiß, war Opiumrauchen bei den Griechen als medizinische Behandlung anerkannt. Da gibts einige Forschungsberichte aus der Zeit (und viel früherer Zeit, Opium kannten auch schon die ganz alten Ägypter), bei welchen Leiden man Opium zur Heilung verabreichen sollte etc. etc..


    Ich denke, bei den Römern war das insoweit gesellschaftlich akzeptiert, solange man nicht auf offener Straße herumgetorkelt ist und losgesabbert hat, weil man stoned war. Aber in den heimischen vier Wänden oder bei religiösem Tamtam... Aber da kann sicher wer anderes genaueres zu sagen :D

    “Ja, vielleicht reisen wir einmal zusammen. Aber sag dann nicht, ich hätte dich wegen meiner Seekrankheit nicht gewarnt“, scherzte Axilla lachend, als Severus sie völlig überrumpelte. Ihr Lachen verklang und sie sah einen Moment lang nur perplex zu dem Octavier hinüber. Er sah weg nach seinem Kompliment, direkt danach aber wieder zu ihr.
    “Dann… findest du mich hübsch?“ fragte sie einmal etwas verwirrt nach, ehe nun sie ganz verlegen den Blick senkte und schnell weiter redete, ehe Severus auf ihre alberne Frage noch tatsächlich antworten würde. Einfach Themenwechsel.
    “Mein Vater war ja bei der Legion und war auch immer sehr viel unterwegs. Wenn er heimkam, hat er immer gemeint, dass es dort am schönsten ist und er am liebsten nie wieder weg wollte. Aber ich glaube, wenn man ihn dann gerufen hat, war er gar nicht so traurig, wieder irgendwohin ziehen zu müssen. Auch wenn ich glaube, dass er es geliebt hat, zuhause zu sein, glaube ich, dass das Reisen einfach auch in seinem Blut war. Manche Menschen darf man nicht an einen Ort binden, dann verlieren sie etwas. Nicht?“
    Schüchtern sah sie wieder zu ihm auf. Er fand sie hübsch! Sie musste bei dem Gedanken daran lächeln, auch wenn sie sich bewusst war, dass sie ein wenig rot geworden war auf den Wangen. Sie fühlte sich ganz leicht und herrlich verwirrt. Und Severus hatte wirklich wundervoll graue Augen, wie sie beim Hineinschauen feststellte.
    Sie merkte, dass sie vielleicht ein wenig zu lang hinein sah, und senkte wieder den Blick, plapperte munter weiter, um davon abzulenken.
    “Und du wohnst im Brucheion?“
    Die Basileia war vermutlich zu teuer, auch wenn Axilla keine Ahnung hatte, wie viel Geld so ein Kapitän wohl verdiente. Im Delte wohnten hauptsächlich Juden, wobei es da auch einige schöne Flecken gab, wo man auch als Römer wohl wohnen konnte. Nur Rhakotis war so eine Sache für sich, wo man die bewohnbaren Ecken manchmal wirklich suchen musste.

    Sim-Off:

    Ups, total vergessen


    Axilla war sehr versucht, zu sagen, dass das auch später ginge. VIEL später, um genau zu sein. Hauptsache so spät, dass sie Anthi nicht noch versehentlich über den Weg lief. Aber Nikolaos wollte die Urkunde haben, und zwar nicht erst viel später.
    “Ich würde die Urkunde schon gleich wieder mitnehmen müssen. Ich kann ja nicht einfach sagen, dass ich sie dagelassen habe.“
    Axilla kaute ein wenig auf der Unterlippe herum und redete dann einfach weiter, während sie nachgrübelte.
    “Naja, im Gymnasion geht das eher schwerer mit einfach losziehen und was machen. Ist ja was anderes als der Markt. Und wenn man da so durch die Reihen derjenigen schlendert, die man so verwaltet, dann fällt das ganz genau auf, wenn man da als Frau etwas länger guckt.“
    Sie zwinkerte Emilia kurz verschmitzt zu. Da fast alle Athleten nackt trainierten, fiel da eine Frau dann ganz besonders auf. Und wenn sie da die Sportler genauer unter die Lupe nehmen würde, fiele das noch viel, viel mehr auf. Nein, nein, Axilla lief meistens durchs Gymnasion und schaute dabei auffällig nirgendwohin, um ja nicht unauffällig irgendwohin zu schauen.
    “Aber dafür schnauzt mich wohl eher seltener jemand an, weil er mit Zöllen oder Steuern nicht einverstanden ist.“

    Wenn man es genau nahm, hatte Axilla ihn gar nicht eingeladen, aber das konnte sie ihm doch jetzt so nicht sagen? Eigentlich wollte sie genau das Gegenteil ausdrücken, nämlich das er ihre ersten Worte nicht als Einladung hatte auffassen sollen. Aber das war wohl gründlich nach Hinten losgegangen.
    Urgulania wird mich umbringen!


    Hilfesuchend schaute Axilla kurz zu Nikolaos, aber sie war sich nicht sicher, ob der Gymnasiarchos überhaupt irgendwas von ihrem Gespräch mitbekommen hatte. Was machte sie denn dann jetzt nur? Sie konnte den Gesandten ja auf keinen Fall einfach wieder ausladen? Aber irgendwas musste sie ja sagen.
    Sie sah sehr unsicher zu ihm, spielte ein wenig mit ihren Händen und suchte nach den passenden Worten. Sie wollte doch so gerne diplomatisch sein und ihrer Familie Ehre machen.
    “Aber vielleicht sollten wir das ein wenig verschieben. Ich meine, die Köchin ist wirklich gut, aber ich weiß gar nicht, ob Urgulania heute daheim speist, und… ich sollte einen Gast ja richtig bewirten können. Also, so unvorbereitet kann ich nicht versprechen, dass alles …ähm… perfekt ist.“
    Urgulania würde sie immer noch köpfen. Egal, was besseres fiel Axilla beim besten Willen nicht ein. Hoffentlich war er jetzt nicht wieder so nett und sagte, es machte ihm nichts aus! Wobei… dann hätte Axilla schon eine Entschuldigung, wenn das Essen in einer Katastrophe enden würde. Und wenn sie so an die letzten Essen im Hause Iunia zurückdachte, dann war das nicht unwahrscheinlich.

    “Ach, das ist nur die Straße hinunter und dann links. Aber zur Sicherheit kannst du mir ja auch einfach folgen“, neckte sie ihn und merkte erst hinterher, was sie da eigentlich grade gesagt hatte. Ihre Augen wurden ganz groß und ihr Mund stand für einen Augenblick etwas undamenhaft erschrocken offen, ehe sie mit leichter Röte auf den Wangen schnell ergiebigst den Boden betrachtete und zu retten versuchte, was zu retten war.
    “Ähm, ich meine natürlich… also, ich wohne ja in Basileia, und am Abend muss ich ja heim und… also, ich meinte nicht, dass du… also eine Einladung… also, ich würde dich schon einladen, aber da müsste ich erst meine Cousine fragen. Also, zum Essen mein ich, ganz normal… also, nicht dass du denkst, ich hätte jetzt was anderes gedacht.. es ist nur… ich…. Äääh… Oh, der nächste Künstler ist dran.“
    Scheinbar hoch konzentriert schaute Axilla zur Orchestra, wo der nächste Musiker sein Lied vortragen wollte und ließ ihren Blick geradezu eisern nach vorn gerichtet. Nur nicht zu Imperiosus rüberschauen! Sie würde rot anlaufen wie eine Erdbeere. Manchmal war ihr Mundwerk ja aber auch furchtbar schnell!

    Offensichtlich nahm er ihr ihre Neugier nicht krumm, denn lächelnd beantwortete er ihre Frage. Axilla hing geradezu an seinen Lippen. All die Orte, die er aufzählte, die kannte sie höchstens von der Landkarte. Und so auf Anhieb wusste sie nicht einmal zu sagen, wo was jetzt genau lag. Sie schaute nur verträumt und ein wenig neidisch zu ihm auf und ließ sich von seiner Begeisterung anstecken. Als er endete, seufzte sie fast ein wenig wehmütig einmal auf, und lächelte dann verlegen.
    “Es muss wirklich sehr schön sein, wenn man reisen kann, wohin man will. So viele Orte zu sehen, das muss doch ein unglaubliches Abenteuer sein.
    Wenn ich ein Mann wäre…“
    Axilla stockte kurz und sah fast schon erschrocken drein. Das hatte sie gar nicht sagen wollen, aber jetzt war es schon zu spät. Sie sah zu Boden, räusperte sich, und schaute dann wieder sehr interessiert auf den Weg. “Also, ich meine, rein theoretisch… natürlich geht das nicht und als Frau schon zweimal nicht… also… ich würde mir auch die Welt ansehen. Ich würde dann alles gerne einmal sehen. Die Säulen des Hercules, oder die vielen Inseln Griechenlands. Und die ganzen Tiere des Ostens…“
    Ein wenig Wehmut klang aus ihrer stimme, und so schlenderte Axilla etwas weiter, um es zu verbergen, und lächelte leicht vor sich hin. Ja, wenn sie ein Mann wäre, dann wäre vieles anders. Wenn…


    “Und bleibst du nun eine Weile in Alexandria, oder fährst du bald schon wieder weiter?“ fragte sie schnell weiter nach, ehe Severus noch zu viel Zeit hatte, über ihre Worte zu grübeln.

    Mal ein bisschen Ägypten, auch wenns schwer ist, weil SimOff mehr Zeit dazwischenliegt als SimOn:


    ANTE DIEM XI KAL APR DCCCLIX A.U.C. (22.3.2009/106 n.Chr.)
    Der Tribunus Augusticlavus Caius Furius Helios wird in Rhakotis erschlagen. Ein aufgebrachter Mob an Menschen begleitet einen Trupp der Stadtwache, der die Leiche bergen will, bis vor die Tore der Basileia.
    Dort kommt es zum Aufstand des Mobs, der von der Stadtwache allerdings zurückgedrängt wird, während die Legion das Tor schützt.



    ANTE DIEM X KAL MAI DCCCLIX A.U.C. (22.4.2009/106 n.Chr.)
    Die Batoideia läuft am Hafen von Alexandria ein. Ein Aufrührer am Hafen stachelt die noch immer angespannte niedere Schicht der Bevölkerung an, das Schiff mit Steinen zu bewerfen. Die Situation eskaliert, die Mitglieder der Classis werden entwaffnet und niedergerungen. Die Legion schreitet ein und zerschlägt den Mob.
    Marcus Achilleos, der ebenfalls blutig eingeschritten ist und einige Männer des Mobs getötet hatte, wird vor Ort festgenommen zum Verhör.




    So, dann haben wir mal die Aufstände. Wenn noch wer namentlich erwähnt werden will, kann er das ja in einem Nebensatz reinfriemeln :)

    Von denen wir ja auch so viele haben und um welchen Posten sich bei den Wahlen so gerissen wird...


    Tut mir leid, ich finde ich, dass man das nicht koppeln sollte. Zum einen aus den Gründen, die Lando schon genannt hat. Wir haben noch nichtmal alle Stellen innerhalb einer Provinz überall besetzt. Natürlich ist es besser, wenn die, die eine Stelle besetzen, sich aktiv einbringen und nicht nur die Zeit absitzen und warten, dass etwas passiert.
    Aber wenn du alle entlassen willst aus allen Ämtern, die SimOff wenig oder gar nichts machen bislang, dann haste bald nur noch eine Handvoll Stellen besetzt. Dann kannste auch gleich die Provinzen dichtmachen und nur noch Italia auflassen, damit wenigstens halbwegs eine Beamtenschaft da ist.


    Ein anderer Grund ist, dann du dann einen Teil der Spielerschaft davon ausschließt, da was zu machen. Klar kann man sagen, dass man auch helfen kann, wenn man es nicht muss. Aber warum sollte ich jemandem seine Arbeit abnehmen, wenn der, wie du so schön sagtest, dafür bezahlt wird?
    Aber sämtliche Frauen haben normalerweise keine höheren Ämter inne. (Die paar Stellen, auf denen weibliche ID's sitzen (was eh ahistorisch, aber dadurch besser spielbar ist) kannste ja echt vergessen). Sklaven haben keine höheren Ämter inne. Peregrini haben keine höheren Ämter inne.
    Wenn du jetzt also die Arbeit nur auf die Chars aufteilst, die männliche Römer im Cursus Honorum spielen, dort ein Amt bekleiden und dabei auch noch so aktiv sind, dass es nirgends aufgrund von Stress oder sonstigem Mal hängt, dann... viel Glück. Tut mir leid, ich find das alles andere als realisierbar und übermäßig kontraproduktiv.

    Noch ein Kompliment. Er fand sie bezaubernd. Nicht nervtötend, vorlaut, naiv, gedankenlos oder unstet. Nein, bezaubernd. Axilla musste wieder schüchtern lächeln, obwohl sie das eigentlich nicht tun sollte.
    “Die Katarakte wären aber ein wenig weit weg“, meinte sie also und sah vielleicht etwas schelmisch zu Imperiosus auf. Die hatte er in seiner Führung auch bestimmt nicht mit eingeplant, aber es passte gerade so schön und gab ihr kurz Zeit, darüber nachzudenken.
    Nun, er war ein Abgesandter aus Rom, hatte wohl einen renommierten Posten inne. Axilla hatte keine Ahnung von anderen Gentes, aber zumindest hatte sie in den letzten Ausgaben der Acta nichts an Klatsch über die seine gelesen, also konnte es so schlimm nicht sein. Und es war ja auch nur ein Spaziergang, damit er die Stadt kennenlernte. Das war doch sicher nichts schlimmes. Da konnte auch ihre Cousine sicher nichts dran auszusetzen haben.
    Außerdem genoss sie die Komplimente. Auch wenn sie sie ziemlich verlegen machten.


    “Aber ich könnte dich ein wenig durchs Brucheion führen, wenn du magst.“

    Freudig lächelte Axilla, die die darin verborgene Anspielung überhaupt gar nicht wahrnahm.
    “Oh, das ist schön. Dir wird Aegyptus sicher gefallen. Am Anfang ist alles so anders und verwirrend, aber es ist wirklich atemberaubend schön hier. Vom Paneion kann man über die ganze Stadt bis hinunter zum Hafen schauen. Oh, und der Fremdenmarkt ist wirklich großartig, da gibt es wirklich alles, und es kommen so viele Händler aus anderen Ländern. Und im Museion gibt es so viele Schriftrollen, die kann ein Mensch alleine gar nicht alle lesen.
    Und wenn du eine größere Reise machen willst, über den Fluss zu den Katarakten, da gibt es viel zu sehen! Wusstest du, dass es im Nil eine Insel gibt, auf dem ein Tempel steht, der TAUSEND Jahre alt sein soll?“
    plapperte Axilla losgelöst einfach auf Imperiosus ein und merkte erst, wie viel sie geredet hatte, als ein anderer Sitznachbar sie mit missbilligendem Blick anschaute. Verlegen senkte sie den Blick und kaute sich auf der Unterlippe herum.
    “Entschuldigung, manchmal ist mein Mund einfach zu schnell“, entschuldigte sie sich noch schnell. Sie wollte den armen Abgesandten ja eigentlich gar nicht so in Beschlag nehmen. Er sollte ja die Spiele genießen können.