Beiträge von Iunia Axilla

    Wollt auch keiner denk ich unterstellen. Und ich denk, müssen sich auch nicht alle nun gegenseitig mit Glacéhandschuhen anfassen.
    Aber ich denke, es war richtig, dass Nikolaos es mal in aller Deutlichkeit auch ausgesprochen hat.
    Hat ja niemand was gegen ein wenig Action und auch mal nen mutigen Vorstoß. Aber das am Hafen war einfach übers Ziel hinaus.
    (Vor allem, da keiner auch richtig gelesen zu haben scheint. Beispielsweise kann das gar nicht am selben Tag wie das am Tor gewesen sein. Da sitzt Axilla nämlich eigentlich noch in der Vorhalle zum Präfekten rum und wartet darauf, Nikolaos am Tor retten zu dürfen. Auch wenn es sich verlaufen hat und wohl unsinnig wär, anch so langer Zeit jetzt noch hervorzukramen oder alle Posts jetzt abzuändern. Zeit ist hier ja ohnehin recht flexibel ;) )


    Also nicht falsch verstehen. Ich hab weder was gegen Intrigen, noch was gegen mal ein paar Unruhen etc. Immerhin ist Alexandria auch eine Provinz, wo Kulturen aufeinandertreffen und als zweitgrößte Stadt des Imperiums natürlich nicht völlig ungefährlich. Allein schon wegen der Masse an Leuten.
    Aber bitte nicht so unkoordiniert und nicht, ohne die Beteiligten auch mal zu fragen. Ich wär auch lieber nicht Zeuge dabei, aber ich nehms jetzt einfach mal als Chance für interessantes Rollenspiel ;) Muss ja nicht immer alles geplant sein, sonst wärs ja auch langweilig.


    Also, auf weiterhin schönes Zusammenspiel

    “Ja doch, ja doch, immer mit der Ruhe...“ ließ sich Leucos' Stimme von Innen vernehmen. Der alte Mann machte sich in seinem gewohnt ruhigen Tempo auf zur Tür, an die so laut gepocht worden war. Das war aber in letzter Zeit auch viel Verkehr hier! Da kam ein alter Sklave ja gar nicht mehr zur Ruhe.


    Er öffnete die Tür und sah sich einem Römer gegenüber. Da Leucos aber unheimlich schlecht darin war, zu unterscheiden, welcher Römer zu welcher Schicht gehörte, verzichtete er dieses Mal aufs Raten und entschied sich für eine neutrale Formulierung.
    “Du wünscht, Herr?“

    Wenn ich darf: Es geht nciht nur den Pyrtanen auf den Keks. Es gibt durchaus auch Teile der römischen gesellschaft, die es nicht lustig finden.


    Der letzte Aufstand am Hafen geht zum Teil auf meine Kappe, das ist mir bewusst und ich denke, ich habe mich an entsprechenden Stellen auch schon ausgeheult deswegen.
    Es war in diesem Maße weder geplant und beabsichtigt, es hätte eigentlich ein wenig gemaule und eine FRIEDLICHE Auflösung geben sollen. Doch leider ist das in Alexandria im Moment wohl nciht möglich und ein paar maulende Hafenarbeiter werden schnell zu flammenwerfenden Elitekämpfern mutiert.
    Ich fand das ganz und gar niht lustig, vor allem da kein einziger sich die Mühe gemacht hat, zu fragen, ob er meine NPC's so puschen oder umbringen darf.


    Eigentlich können alle Beteiligten sehr froh sein, dass Axilla als Charakter sehr lieb und treuherzig ist und nicht durchtrieben und ich SimOn und SimOff gut trennen kann. (Ja, ich bin immernoch unzufrieden, dass es dazu gekommen ist)


    Von daher begrüße ich diesen Schritt von Nikolaos sehr und hoffe, dass es in ALexandria auch bald wieder mehr gibt als Mord und Totschlag. Gibt durchaus genügend andere Intrigen, und die wundervoll gespielten Gegensätze von Römern und Griechen (An dieser Stelle auch mal ein großes Lob an Terentius Cyprianus, der wirklich mein Lieblingsantagonist in Alexandria im Moment ist) bieten viele Möglichkeiten, ohne dass man gleich irgendwen umbringen muss, udn sei es ein NPC

    Der Präfekt? Meinte er nun Corvus oder Cyprianus? Nun, er war Soldat, da meinte er sicher seinen Legionspräfekten, und nicht den praefectus aegypti. Warum der hier auch nicht einfach Legat heißen konnte, wie überall anders auch?
    Aber da stellte sich die Frage, woher wusste Terentius Cyprianus davon? Axilla war ja im allgemeinen nicht paranoid veranlagt, insgesamt ging sie sehr sorglos – um nicht zu sagen gedankenlos – durch die Gegend, aber nun fragte sie sich schon kurz, ob der Präfekt ihre Familie wohl beobachten ließ. Vielleicht hatte Urgulania ja recht mit dem, was sie vermutete?
    Doch dann fiel ihr eine viel bessere Erklärung ein. Der Soldat, der sie unter seinen Schutz gestellt hatte! Der hatte bestimmt gemeldet, dass sie bei dem Schiff gewesen war. Alte Petze, aber als Soldat war es wohl seine Pflicht gewesen. Und sie wusste noch nichtmal seinen Namen, den hatte sie schon wieder vergessen. Axilla vergaß gerne Namen, vor allem, wenn sie sie nur einmal kurz und dann nie wieder hörte.


    “Ähm, ich weiß nicht. Was wäre denn etwas Auffälliges?
    Da waren halt ein paar Männer, hauptsächlich Packer für Schiffsladungen und sowas. Die haben gemault und ein paar Steine geworfen. Aber eigentlich hätten die von der Classis damit ja fertig werden müssen. Keine Ahnung, wie die das geschafft haben. Also, die Männer zu entwaffnen. Ich meine, das waren ja auch nicht viele, vielleicht zwanzig Leute oder so. Also die Steinewerfer.
    Aber dann… ähm…“

    Axilla schuate etwas ertappt zu Boden. Dann war Marcus Achilleos in die nun bewaffneten Hafenarbeiter hineingestürmt und hatte zu kämpfen angefangen. Aber das konnte sie ja so nicht erzählen! Auch wenn es wahr war. Aber das war ja ein Freund der Familie, er war sogar hier zum Essen gewesen. Da konnte sie ihm doch nicht so in den Rücken fallen? Auch wenn es nicht richtig war, was er getan hatte. Zumindest fand Axilla es nicht richtig. Das war kein anständiger Kampf gewesen, das war ein Abschlachten gewesen. Und auch, wenn man sowas zur Demoralisierung eines Feindes auch mal als Soldat tun musste, wie die Iunia durchaus verstand, so galt diese Regel hier doch nicht. Die Alexandriner waren nicht die Feinde, und Marcus Achilleos war kein Soldat des Imperiums. Folglich hatte er dazu nicht das Recht gehabt.
    Aber dennoch war er Gast ihres Hauses gewesen. Axilla meinte, zu ahnen, dass er und Urgulania sich gern hatten, vielleicht sogar mehr. Natürlich noch im anständigen und sittlichen Rahmen. Da konnte sie das nicht einfach erzählen.
    “Ähm.. also… so genau hab ich das ja auch alles gar nicht sehen können, und dann bin ich ja auch schon in die Taue gestoßen worden und dann kam ja auch schon die Legion und die Angreifer, die bis dahin nicht schon abgehauen sind, sind dann geflüchtet.“


    Vielleicht etwas wirr und durcheinander, aber der Decurio würde ja wohl fragen, wenn er twas genauer wissen wollte.

    Es war schon abend, als Axilla wieder zu sich kam. Ihr körper kribbelte und juckte von der Salbe, und sie hatte einen Geschmack im Mund, als hätte sich eine Maus zum Sterben ihr auf die Zunge gelegt. Sie schlug die Augen nur ganz leicht auf und versuchte, sich aufzusetzen, und sofort war jemand an ihrer Seite und setzte ihr einen Becher mit sehr stark verdünntem Wein an die Lippen.
    Das Schlucken funktionierte nicht so richtig, und Axilla musste beim Trinken husten, so dass sie sprudelnd kleine Weintropfen auf ihrem Helfer verteilte. Noch hustend ließ sie sich wieder zurück auf ihr Kissen sinken und sah sich schlaftrunken um, was denn hier los war. Noch immer spukten Bilder von Nymphen, Faunen, Harpyien, Centauren und allerlei anderer Geister in ihrem Kopf herum, dennoch fühlte sie sich merkwürdig klar.
    [size=6]“Was ist…“[/size] Ihre Stimme kam nur als heiseres Rascheln hervor, und sie räusperte sich noch ein paar Mal, um sie wiederzufinden. “Was ist passiert? Wieso bin ich so eingewickelt?“
    Das Licht blendete noch immer in ihren Augen und ihr Kopf fühlte sich leicht und schwer zugleich an. Es dauerte also eine Weile, bis sie Leander erkannte.
    “Du bist krank, Herrin. Du hattest Fieber und hast gehustet, und wir haben einen Arzt kommen lassen. Der hat dich behandelt und sagt, dass es nun wieder besser werden wird. Er kommt morgen noch mal wieder und meinte, wir sollen Isis und Asklepios opfern. Ich habe schon zwei weiße Kaninchen besorgt, die wir opfern können, und…“
    “Nein…“ Axilla schüttelte schwach den Kopf. Sie wollte kein Opfer, und sie wollte keine Medizin und keinen Arzt.
    Fieber. Husten. Das kannte sie schon. Ihre Mutter hatte jahrelang Husten gehabt, lange Fieber, das sie von innen heraus aufgefressen hatte. Axilla hatte Zeit ihres Lebens dabei zugesehen, wie die Mutter immer weniger und weniger wurde, bis sie schließlich auch Blut gehustet hatte. Von da an war es dann schnell gegangen, nicht einmal zwei Jahre hatte ihre Mutter dann mehr gelebt, bis sie schließlich dann als Schatten eines Menschen gestorben war. Und da hatte kein Opfer, kein Flehen und keine Medizin geholfen.
    Axilla hatte damals für sich eine Entscheidung getroffen. Wenn die Götter die Opfer ignorierten, dann ignorierte sie die Götter. Sie würde ihnen nicht opfern, um dann doch nur wieder verlacht zu werden. Wenn es die Götter gab, machten sie sich nichts aus den Menschen. Sie versprachen und stellten in Aussicht, aber sie gaben nicht. Und wenn doch, dann nur, um es später umso erbarmungsloser wieder wegzunehmen. Nein, Axilla würde sicher nicht opfern.
    Sie würde sowieso sterben. Ihre Mutter war gestorben, und nun bekam sie dieselbe Krankheit. Ganz gewiss war es so. Oh, Axilla wollte nicht sterben, sie hatte furchtbare Ângst davor. Aber die Gewissheit, mit der sie das zu Wissen glaubte, gab ihr eine seltsame Ruhe. Genug, um Leander das Wort abzuschneiden.
    “Ich verbiete es, hörst du? Du wirst die Kaninchen nicht opfern. Nicht dafür.“
    Leander starrte seine Herrin etwas fassungslos an. “Aber, Herrin, du willst doch wieder gesund…“
    “Gnaaa! Ich hab nein gesagt, und ich mein es auch so. Und Arzt will ich auch keinen. Lass mich einfach hier allein…“
    Axilla schaute in Richtung Fenster und hinaus. Eigentlich ein schöner Tag draußen. Ihr Blick glitt etwas tiefer und der Truhe, in der Schwert und Rüstung ihres Vaters lagen. Ein Plan begann sich in ihrem Kopf zu formen. Sie wollte nicht so lange wie ihre Mutter dahinsiechen, bis sie zu schwach war, sich gegen eine Behandlung zu wehren. Das wollte sie nicht mitmachen.


    Leander erwiderte nichts, ließ Axilla aber auch nicht allein. Er setzte sich einfach in den Korbsessel neben ihrem Bett und ließ seine Herrin vor sich hin dösen. Auch wenn sie offenkundig wohl sterben wollte, würde er sie nicht einfach so ihrem Selbst überlassen. Die Kaninchen waren ohnehin schon auf dem Weg zum Isistempel und würden dort geopfert werden. Und den Arzt würde er auch wieder vorlassen, selbst wenn seine Herrin ihn deshalb schlagen lassen würde. Auch wenn er nicht glaubte, dass Axilla eine strafe gegen einen Sklaven wegen so etwas verhängen würde.

    “Ähm, ja, er ist mein Cousin. Aber wie lang er genau nun in Nikopolis war, weiß ich gar nicht. Aber bestimmt über ein halbes Jahr. Naja, so lange ist das ja auch nicht...“
    Vor allem nicht gemessen an der doch recht langen Dienstzeit, die ein Soldat üblicherweise zu leisten hatte. Und ein wenig war Axilla schon verwirrt, dass der Decimer das nicht wusste. Immerhin war das hier ja eigentlich technisch gesehen das Haus von Silanus, und wenn sie hier wohnte und denselben Gensnamen trug, lag nahe, dass sie verwandt waren.
    Aber vielleicht war er nur auch etwas verwirrt? Wobei sich Axilla die Worte Verwirrung und Soldat nicht wirklich in einem Satz vorstellen konnte. Für sie war ein Soldat auch trotz der ganzen Ereignisse immernoch eine Person, zu der man aufschauen konnte und die wusste, was zu tun war. Dieses Bild war einfach ganz tief in ihr, das konnte nicht so einfach erschüttert werden.


    Doch dann kam der Decurio wieder auf seinen Auftrag zu sprechen. Dass er gleich Verständnis wegen ihrer Krankheit einräumte, machte Axilla ein wenig stutzig. Normalerweise hätte er doch eher etwas gegenteiliges sagen sollen, dass sie sich auf jeden Fall erinnern sollte oder so etwas? Immerhin war es wohl sein Auftrag, sie zu verhören. Warum also war er so nett?
    “Ich weiß nicht so recht. Woher weißt du überhaupt... also, ich meine... dass ich da am Hafen war?“
    Wenn er es wusste, könnte Urgulania es auch wissen. Und das bedeutete möglichen Ärger, den sich Axilla gerne ersparen würde.
    Aber andererseits konnte sie auch nicht lügen. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit waren zwei Grundtugenden, nur durch sie verstand man, was Respekt wirklich bedeutete. So hatte sie es gelernt, und ein Feigling wollte sie nicht sein. Nicht so offensichtlich zumindest. Das kam ihr doch falsch vor. Sie würde zu dem stehen, was sie getan hatte – immerhin war es ja auch nichts verwerfliches oder verbotenes gewesen.
    “Und ich weiß ja noch gar nicht, was du wissen willst, da kann ich ja nicht wissen, ob ich mich erinnere?“
    Nein, er war nun die ganze Zeit so nett und höflich zu ihr gewesen, da wollte sie es wenigstens versuchen. “Nicht, dass du noch Ärger kriegst, weil ich es nichtmal versuchen wollte.“

    Er schaute sie die ganze Zeit an. Axilla bemerkte das wohl, und war deshalb ein bisschen verunsichert. Sah sie wirklich so schlecht aus? Sie war ja noch nicht lange wieder auf den Beinen, vielleicht sah sie wirklich noch krank aus. Oder fand er sie wirklich hässlich?
    Nervös kaute sie sich ein wenig auf der Unterlippe herum, merkte aber schnell, dass Cursor das ja auch sehen konnte und das vielleicht auch nicht gerade gewandt wirken mochte. Entschuldigend lächelte sie ihm zu und versteckte sich dann halb hinter ihrem Becher, indem sie einen großen Schluck nahm, als sie ihm zuhörte.
    Er hatte ganz blaue Augen, die ihren Bewegungen zu folgen schienen. Er sah nicht wirklich angewidert dabei aus, aber was war es dann? Hatte sie irgendwo einen Fleck? Axilla widerstand dem Drang, an sich runterzuschauen und nachzusehen, wenn auch nur knapp. Sie wollte ja auch nicht, dass er merkte, dass sie es gemerkt hatte. Er wollte aber auch nicht, dass er merkte, dass sie es bemerkt hatte, aber so tat, als hätte sie nichts bemerkt. Ihre Gedanken fingen irgendwie an, sich im Kreis zu drehen, und sie schüttelte kurz leicht den Kopf, um das Chaos zu beseitigen.
    “Oh, das ist ja dann doch schon sehr lange. Ich bin erst seit einem Jahr hier. Also, ungefähr. Ein bisschen weniger ist es, glaub ich. Komisch, dass wir uns noch nie über den Weg gelaufen sind.
    Wobei… die Wachen am Tor, das sind legionarii und keine equetes, oder? Sonst seh ich ja auch nicht so viele Militärs in Alexandria, und nach Nikopolis durfte ich ja nie. Silanus… ähm, also mein Cousin Iunius Silanus, war da zwar tribunus augusticlavus, aber er meinte, das wär kein Ort für ein Mädchen, ihn zu besuchen.“
    Womit er vermutlich auch Recht gehabt hatte.
    Axilla plapperte einfach vor sich hin, um ihre Nervosität zu überspielen und schaute immer wieder unauffällig, ob Cursor noch schaute. Jedes Mal fühlte sie sich wieder etwas mehr erwischt und schaute immer unauffälliger dann weg, bis sich schließlich sogar eine sanfte Röte auf ihren Wangen spiegelte und sie den Blick ziemlich interessiert auf ihrem Becher behielt.
    Sie könnte sich selbst wirklich ohrfeigen. Der Decurio würde sie doch sicher für ein einfältiges Huhn halten, ganz sicher. Oder….?
    Sie schaute noch einmal auf, in seine Augen, und biss sich dabei etwas verlegen wieder auf die Unterlippe. Nein, das konnte nicht sein. Sie sah heute wirklich fürchterlich aus! Nein, das war es sicher nicht.

    Leander nickte nur und schaute abwechselnd von Axilla zu Ánthimos und zurück.
    “Nein, Herr. Wir werden alles machen, wie du es sagtest, Herr.“
    Leander zog noch einen Beutel hervor und gab Ànthimos die Bezahlung, die er ihm schuldig war. Axilla vertraute ihm ja so sehr, dass er von ihr neben dem Geld, das er für sich bekam, auch ihres jederzeit nehmen durfte, wenn etwas anstand. Und das hier war definitiv so ein Fall, wo sie nichts dagegen hätte, wenn er den Iatros bezahlte.


    Sim-Off:

    Wisim ;)

    Wieder kamen die beiden Sklavinnen zur Hilfe und taten nach Anweisung, was der Arzt ihnen anschickte. Die ganze Zeit über murmelte Axilla unverständliche Dinge, meistens ging es um irgendwelche Fabelwesen. Ein paar Mal viel das Wort “allein“, aber wirklich zusammenhängend war kein Satz und nichts ergab Sinn.
    Allerdings war ihr Körper doch sehr entkräftet und im allgemeinen war Axilla ein Fliegengewicht, so dass es keinerlei Problem bedeutete, sie zurechtzurücken, damit Salbe und sämtliche Wickel angebracht werden konnten.
    Eingewickelt schließlich wie die alten Pharaonen in ihren Gräbern lag Axilla schließlich da und atmete etwas flach, aber doch regelmäßig. Irgendwann zwischen der Behandlung war sie wohl in richtigen schlaf hinübergedämmert, denn sie hatte aufgehört, zu murmeln und ihre Augen waren geschlossen.


    Leander kam zu Anthimos und schaute dem Iatros etwas besorgt über die Schulter. “Gibt es sonst noch etwas, das wir tun könnten? Ein Opfer an Asklepios vielleicht?“
    Opfer halfen häufig, und Leander kannte eigentlich keinen Arzt, der da nicht einen passenden Geist oder Gott hatte, den man Milde stimmen konnte, damit er bei der Heilung half.

    “Natürlich…. Disziplin und Ordnung, nicht?“
    Axilla kannte die Gründe, warum man Befehle nicht in Frage stellte, nur zu gut. Ihr Vater hatte ihr viel beigebracht, was ein Mädchen nun nicht üblicherweise wusste, dabei eben auch die Gründe, warum die römische Legion so erfolgreich war im Vergleich mit anderen Armeen.
    Sie lächelte ein wenig entschuldigend. “Mein Vater war auch beim Militär. Tribun…“
    Ihr Blick wurde kurz etwas glasig, als schweife er in weite Ferne, ehe sie noch mal etwas verlegen Cursor zulächelte. Axillas Vater war sicher nicht für dieses Gespräch geeignet. Vor allem, da sie sich nicht so gerne erinnerte, weil dann der Schmerz so nah war. Also fragte sie lieber schnell weiter, um dem Decimer keine Gelegenheit zu geben, darauf einzugehen.
    “Und du bist schon lange hier stationiert, oder bist du mit dem Präfekten mitgekommen?“
    Das war ja gerade mal ein halbes Jahr her, dass Cyprianus gekommen war, und einige Kommandanten nahmen gerne einen Teil ihrer Offiziere mit sich. Ein Decurio war nun zwar nicht die höchste Ebene des Militärs, aber immerhin besser als ein einfacher Legionarius oder Eques. Außerdem lenkte die frage noch weiter ab und brachte das Gespräch weg von den Dingen, die Axilla am liebsten vergessen würde.

    “Oh…“ war das erste, was Axilla dazu einfiel. Also doch das am Hafen. Sie drehte etwas verlegen ihren Becher in den Händen und ging ein paar Schritte zum nächsten Korbsessel. Das würde wohl ein längeres Gespräch werden und auch ein ernsteres, da wollte sie lieber sitzen.
    “Vom praefectus legionis der 22igsten also? Das ist doch Terentius Cyprianus, richtig? Sollte das nicht eigentlich der Statthalter untersuchen lassen, Germanicus Corvus?“ versuchte Axilla erstmal ein wenig auszuweichen. Dass der Terentier das alles untersuchte, würde Urgulania sicher interessieren. Allerdings musste sie ihr dnn gegenüber ja auch zugeben, dass sie da am Hafen gewesen war. Schwierige Situation.
    Also tat Axilla das, was sie immer machte, wenn ihr ein Thema nicht so ganz behagte, und sie wich ein wenig aus. Ganz das Thema zu wechseln war hier wohl etwas fehl am Platz, auch wenn die Versuchung dazu sehr groß war.
    Sie setzte sich also in ihren Korbsessel und zog instinktiv die Knie an, merkte dann aber, wie sie dasaß und nahm sie wieder runter, um vornehm und gerade dazusitzen. Cursor schenkte sie ein entschuldigendes Lächeln und bemerkte dann noch eine kleine Unaufmerksamkeit von ihr.
    “Oh, wo bleiben nur meine Manieren? Setz dich doch, bitte!“ wies sie ihm mit einer Handbewegung die Kline direkt vis-a-vis zu ihr an. Sie sollte ihre Verplantheit vielleicht besser in den Griff bekommen. Da war der Decimer so nett zu ihr und erkundigte sich nach ihrem Befinden, anstatt einfach seinen Befehl auszuführen, und sie war so ein Trampel. Sie bekam fast ein schlechtes Gewissen.

    Sie traten hinaus und Axilla hielt sich dicht bei Nikolaos. Nicht so dicht, dass sie einander berührten, aber doch so sehr, dass sich dieses kleine Sicherheitsgefühl einstellte, nicht allein zu sein. Nach den jüngsten Ereignissen und der eindringlichen Warnung von Urgulania, nicht mehr allein herumzulaufen, hatte sich in Axilla ein bislang unbekanntes Gefühl breitgemacht: Sie fühlte sich verunsichert. Und in sich selbst fand Axilla dieses Mal keine Sicherheit. Daher war ihr jeder willkommen, der ihr den Eindruck von Sicherheit vermitteln konnte, so auch der redegewandte Nikolaos.
    “Ja, aber Urgulania ist ja sowieso… also, ich meine, ich finde es bewundernswert, wie sie ist. Sie ist immer so selbstsicher und gewandt und ruhig und erhaben. So wie eine Römerin ja auch sein sollte.“ Nicht so wie ich schwang dabei unausgesprochen mit, aber das wollte Axilla so nicht laut eingestehen. “Und sie ist ja auch Exegetes und war Eutheniarche. Ich meine… könntest du dir mich als Eutheniarche vorstellen?“ Axilla lachte leichthin. Nein, da würde wohl Rom dann verhungern, wenn sie das machen würde. Außerdem, wer sollte sie denn wählen? Sie hatte ja wirklich nichts vorzuweisen, was das rechtfertigen würde. Auch wenn Ánthimos das auch mal scherzhalber vorgeschlagen hatte.


    Sie gingen noch ein wenig, und Nikolaos fragte nach einer Zeichnung mit einem Esel. Axilla drehte sich um die eigene Achse, auch wenn das nicht gerade unauffällig war, um sich danach umzudrehen. In diesem ganzen Gewirr nahm sie solche Kleinigkeiten meistens gar nicht mehr auf. Das Auge sah das, was es sehen wollte, auch wenn ihr Vater ihr eigentlich beigebracht hatte, eben diesen Fehler nicht zu begehen. Doch im Moment wollte sie ja auch mögliche Probleme gar nicht bewusst wahrnehmen, sie hatte so schon genug Sorgen.
    “Die da hinten? Hmmm…“
    Axilla überlegte, was der Künstler damit wohl ausdrücken mochte. Caius war ja nun wirklich ein Allerweltsname. Dachte er also an einen bestimmten Caius oder wollte er andeuten, dass alle Römer heimlich Anhänger dieses komischen Propheten aus Nazareth wären. Christianer oder so ähnlich nannten sich diese Leute, die Axilla allerdings doch recht suspekt waren.
    “Was ist damit?“ fragte sie ganz naiv bei Nikolaos nach. Er würde sich ja schon was dabei denken, wenn er sie darauf aufmerksam machte.

    „Du siehst sehr schlecht aus“ gehörte nun nicht unbedingt zu den Sätzen, die eine Frau gerne hörte. Axilla bildete da auch keine Ausnahme. Sie stockte verunsichert und sah ein wenig betroffen kurz zu Boden, bis ihr wieder einfiel, dass er wohl sah, dass sie krank gewesen war und nicht ihr Aussehen als solches gemeint hatte. Axilla fand sich selbst zwar nicht hübsch – welche Frau tat das schon? – aber hässlich war sie ja auch nicht.
    “Ähm, nein, du hast doch sicher viel zu tun, da musst du nicht extra wegen mir wiederkommen. Ich war nur letzte Woche ein bisschen krank.“ Die Untertreibung des Jahrhunderts, aber Axilla wollte ja nicht schwach erscheinen. “Steckt mir wohl noch ein wenig in den Knochen. Aber mir geht es gut. Wirklich, ich bin schon wieder gesund. Bin nur in den Regen gekommen und hab mich erkältet. Klingt fast verrückt, wo es hier so selten regnet und so warm ist, aber so wars.“
    Axilla zuckte leicht die Schultern und plapperte einfach ein wenig weiter, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
    “Und in Tarraco, wo es jede zweite Woche regnete, war ich immer gesund wie ein Pferd. Schon seltsam, oder?“
    Ihr Sklave kam mit den Getränken wieder. Er schenkte sowohl seiner Herrin als auch dem Gast aus einem Tonkrug einen Becher süßen Saft ein und trat dann mitsamt dem Krug in den Hintergrund, damit er bei Bedarf nachschenken konnte, aber ansonsten beim Gespräch nicht störte.
    Axilla nahm auch schon gleich einen kleinen Schluck und lächelte Cursor schüchtern an. Hoffentlich hielt er sie nicht für einfältig, weil sie so viel redete.

    “Gut, dann… Leander, bringst du etwas Saft?“ schickte Axilla den Sklaven kurz los. Eigentlich wäre Wein ja besser, im allgemeinen galt das ja als Zeichen guter Gastfreundschaft. Aber Axilla vertrug ihn nun mal nicht. Das erste Mal, als sie in Ägypten Wein getrunken hatte, war im Bad mit Silanus gewesen, und das zweite Mal mit Timos auf dem Markt. Wenn sie eines daraus gelernt hatte, dann, dass sie besser keinen Wein trinken sollte, wenn sie danach ihren Verstand noch benutzen wollte.
    “Ich finde den Wein bei dieser Hitze so schwer, und Saft kann man schneller trinken“, versuchte sie eine plausible Ausrede für ihre Entscheidung zu finden und lächelte etwas entschuldigend.


    So richtig wusste sie nicht, was sie jetzt machen sollte. Der Decurio, wie er sich vorstellte, hatte nichts weiter gesagt, und sie nur angelächelt. So schlimm konnte es wohl nicht werden, denn er sah dabei jetzt nicht irgendwie schadenfroh oder hintertrieben für sie aus. Überhaupt erschien er ihr recht nett zu sein, so wie er sich ihr gegenüber benahm.
    “Decurio… Dann bist du bei der Reiterei? Gleich hier in Nikopolis?“ versuchte sie also einfach ein Gespräch anzufangen, bis Leander mit den Getränken wieder da war. Auf die Idee, zu fragen, was ihn hergeführt hatte, kam sie dabei gar nicht.

    Aufgrund der jüngsten Vorfälle und der deshalb folgenden Einweisung durch seine beiden Herrinnen war Leucos ein wenig misstrauisch. Daher unterließ er es, den Decurio gleich hereinzubitten.
    “Warte bitte einen Moment.“ Und schon war die Tür wieder zu.


    Es dauerte einige Minuten, bis Leucos die Türe wieder öffnete. Freundlich verneigte er sich vor dem Soldaten.
    “Die Herrin wird euch im Tablinum empfangen. Folgt mir bitte.“

    Fieberhaft hatte Axilla überlegt, was los sein könnte, dass ein Decurio sie sprechen wollte. Eigentlich kam ja nur der Vorfall am Hafen in Frage, oder eben, Urgulania hatte recht und Terentius Cyprianus plante etwas. Egal welche Möglichkeit es war, Axilla könnte Schwierigkeiten bekommen.
    Oder auch nicht! Vielleicht war es ja auch ganz was anderes. Nervös lief sie ein wenig auf und ab, bis sie die Schritte auf dem Weg hörte und kurz noch einmal nach ihren hochgesteckten Haaren fühlte. Aber es saß noch alles. Sie hoffte nur, sie sah schon wieder kräftig aus. Die Krankheit letzte Woche hatte sie doch ziemlich geschlaucht. Auch wenn es ihr nun wieder besser ging.


    Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, als Cursor eintrat. Überhaupt musste sie ehrlich lächeln, als sie ihn sah. Sie mochte einfach Soldaten, da konnte sie einfach nicht anders, und dieses eine Mal war sie sehr froh darum, denn die Nervosität verflog doch zusehens.
    “Salve, Decurio. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Wein, oder lieber einen Fruchtsaft? Draußen ist es heute wieder sehr heiß.“

    Sofort gab Leander wieder einen Wink und ein Bursche hetzte runter in die Küche, um Mörser und Stößel herbeizuholen. Alles, was der Iatros brauchte, würde ihm selbstverständlich gebracht werden.
    Die Sklavinnen hatten das durchgeschwitzte Nachtgewand zum Waschen zusammen mit einem guten Teil des Bettzeuges mitgenommen, daher waren sie nun nicht da und Leander musste tatsächlich selbst auch zum Bett kommen. Er nahm den Lappen, tunkte ihn sorgfältig immer wieder in die Schüssel mit Wasser, wrang ihn aus und tupfte damit seine Herrin vorsichtig ab. Sie versuchte, sich wegzudrehen, was ihr allerdings nicht so ganz gelang und sie schließlich auch aufgab. Ihr glasiger Blick blickte nur noch in weite Ferne und sie ließ stumm und nur leise wimmernd alles über sich ergehen.


    Der Bursche kam mit dem Mörser wieder rasch herbei. Als er ihn übergab, blickte er einmal auf Axillas nackten Körper und handelte sich dafür einen kräftigen Erinnerungsschlag gegen den Hinterkopf von Leander ein. Mit eingezogenem Kopf und entschuldigendem Blick verzog er sich wieder weg vom Bett in den Hintergrund um auf weitere Aufträge zu warten – und vielleicht noch ein bisschen zu sehen.

    Leander schluckte einmal, als er hörte, er solle Axilla ausziehen. Auch wenn er die Herrin liebte, wollte er nichts riskieren und rief vorsichtshalber nach zwei Sklavinnen, die das erledigten. Nicht, dass er noch Schwierigkeiten bekam.
    Die beiden Sklavinnen versuchten so vorsichtig wie möglich Axilla von dem durchgeschwitzten dünnen Nachthemd zu befreien, aber sie stöhnte bei jeder Berührung auf und zuckte zusammen, so dass es doch etwas länger dauerte. Schließlich lag sie zitternd im Bett auf der Seite, die Knie leicht angezogen, als wäre ihr furchtbar kalt.


    Dämonen hatten ihr ihre Kleidung geklaut. Dämonen mit schrillen Stimmen. “Herrin“, kreischten sie und schlugen nach ihr mit klauenbewehrten Füßen. Es brannte, wenn sie sie berührten, aber sie konnte diese Harpyien nicht abwehren. Als sie von ihr abließen, lag sie nackt auf einem Untergrund, der zu schwanken schien. War sie im Wasser? Sie wusste es nicht. Sie zog sich zusammen, ihr war so kalt. Und um sie herum waren dröhnende Schatten und dumpfe Geräusche.
    “Vater, hilf mir…“, wimmerte sie leise.

    Wie immer dauerte es einen Moment, bis sich der alte Leucos aus seinem bequemen Stuhl gequält und zur Türe aufgemacht hatte. In seinem Alter hatte man eben für alles Zeit und keine Eile mehr, auch nicht bei kräftig angeklopften Türen.
    So schlurfte er den kleinen Weg von dem Zimmer neben der Porta zu eben jener und öffnete den Hauseingang ruhig und gelassen.
    Ein kurzer Blick auf den Klopfenden, und in bestem Latein stellte der alte Sklave seine Frage.
    “Salve, Legionarius. Was wünscht du?“