Und wieder einmal klopfte es an die große Tür, zu der sich der alte Leucos brav und pflichtschuldig aufmachte. In gemütlichem Tempo, versteht sich. So langsam wurde es wieder heiß, da musste man sich nicht mehr hetzen als unbedingt nötig.
So kam der alte Grieche nach einer kurzen Zeit auch bei der Tür an und öffnete diese, um nachzusehen. Er blickte erstmal nur auf eine sehr breite Brust und wusste schon, wer da war, noch ehe er den Blick zu dem wesentlich größeren Griechen hochgeführt hatte.
“Chaire, Iatros“, begrüßte Leucos den Gast, machte aber keine Anstalten, die Tür weiter zu öffnen.
Auch wenn Axilla krank war, hatte sie es sehr genau verstanden, sich auszudrücken. Und eine der zwar in beleidigtem Eifer gesprochenen Anweisungen hieß Der kommt nicht mehr ins Haus! Und so wurde er auch nicht sofort hereingebeten wie das letzte Mal.
“Was kann ich für dich tun?“ Es tat gut, in der eigenen Muttersprache zu reden. Wobei das ja nicht ganz stimmte, seine Mutter hatte dorisch gesprochen, aber das war schon so lange her…
Beiträge von Iunia Axilla
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Abergläubig und empfindlich. Erst stellte er sie aufgrund ihres Glaubens als Vertragspartner in Frage, aber wenn sie den Spieß auch nur ein wenig umdrehte, war er eingeschnappt. Würde es ihren Kopf nicht zum Bersten bringen, Axilla hätte den Kopf geschüttelt.
Und dann wurde er nur immer noch beleidigender. Er hatte also was besseres zu tun? Fein. Er würde Urgulania petzen gehen? Auch fein. Aber den Teil mit der Haftung verstand sie nicht ganz. Seit wann haftete ein Arzt für die Behandlung? Das wär ja ganz was neues. Es starben jeden Tag hunderte, weil der Arzt etwas neues ausprobierte, und kein Hahn krähte danach. Wer sollte ihn denn dafür haftbar machen? Wer sollte ihn anklagen? Und weswegen denn? Weil er ihr helfen wollte und es nicht geklappt hatte? Das war ja nicht so, als würde er ihr einen Dolch zwischen die Rippen jagen.
Manchmal hatte Anthi schon verrückte Einfälle.“Helfen… Hast du auch geschworen, alle zu beleidigen, nur weil du sie nicht leiden kannst?“ Sie schnaubte einmal, noch immer beleidigt von der Art und Weise, wie er sie schon die ganze Zeit behandelte. Er hatte nicht den mindesten Respekt für sie, und das war etwas, mit dem Axilla nicht umgehen konnte. Schon gar nicht, wenn ihr alles weh tat und sie sich nicht richtig wehren konnte.
“Mach, was du willst…“ meinte sie noch ohne ihn anzusehen. Ihr war es wirklich egal. Sollte er es doch Urgulania petzen, dass sie nicht alles getan hatte, was er wollte, wenn er meinte. -
“Na, was denn sonst?“ meinte Axilla ehrlich verwirrt auf Anthis Einwurf, Götter seien keine Handelspartner. Was sollten sie denn sonst bitte sein? Immerhin hatte der römische Staat sogar einen Vertrag mit den Göttern geschlossen, und nun besänftigte vor allem der Kaiser die Gottheiten durch die korrekte Abfolge der Feiertage mit dem ganzen Brimborium drumherum. Die Römer ehrten und opferten den Göttern, und diese hielten dafür den göttlichen Frieden und ließen dem Staat nicht ihren göttlichen Zorn zuteil werden. In Axillas Augen – und auch denen vieler anderer Römer – war das ein rein logisches Geschäft. Man musste nicht hingebungsvoll Gebete plärren und sich einer Gottheit ganz verschreiben, das war vollkommen unwichtig. Solange man die Rituale nur richtig vollzog, war alles in Ordnung. Man musste noch nicht einmal an den Gott besonders glauben, dem man opferte, das war überhaupt nicht nötig.
So schaute Axilla reichlich verwirrt zu Anthimos. Die meisten griechischen Philosophen schlugen eher den Weg ein, beweisen zu wollen, dass die Götter gar nicht existierten oder nur als kosmische Phänomene und nicht in ihrer vielfachen Gestalt. Axilla bezweifelte ja nichtmal die Existenz der Götter, für sie waren die Götter sehr wohl existent. Sie bezweifelte nur die Nützlichkeit der Rituale.
Aber Ánthimos war wohl ein Eiferer. So wie er sich gab, war er das wohl ganz bestimmt. Axilla wusste nicht, ob sie ihn beneiden oder bemitleiden sollte. Ihr fehlte jedes Gefühl für religiöse Hingabe vollkommen. Als Kind hatte sie es einst besessen, aber das war schon lange her. Sie erinnerte sich nicht einmal mehr richtig daran, wie es gewesen war.
“Du bist doch wohl nicht abergläubisch?“
Diese kleine Stichelei konnte sie sich jetzt trotzdem nicht verkneifen. Nachdem er so gemein zu ihr wegen Timos war, musste er das jetzt abkönnen. Einen Kommentar, dass die Christen diesen aufopferungsvollen Glauben an ihre Gottheit predigten, verkniff sie sich aber dann doch noch im letzten Moment.Und dann wollte er, dass sie sich auszog, machte sie auch noch ganz dezent darauf aufmerksam, dass er sie schon nackt gesehen hatte und absolut kein Interesse an ihr hatte. Jetzt schmollte Axilla wirklich und stieß ein beleidigtes Schmollen aus. Demontrativ wandte sie ihm die kalte Schulter zu.
Da konnte er ja gleich sagen, er fand sie hässlich. Das kränkte Axilla nun wirklich. Nicht, dass es ihr lieber gewesen wäre, wenn er sie am liebsten ins Bett gedrückt hätte, aber so waren seine Worte für sie sehr beleidigend.
Erst hatte Rufus sie schon abgewiesen, von dem sie wusste, dass er sie hübsch fand, und nun kam Ánthimos an und sagte ihr mehr oder minder, dass sie sexuell absolut reizlos war. Sehr schön. Konnte er doch ihren – wohlgemerkt noch immer in einer Tunika steckenden – Rücken untersuchen, wenn er lustig war. Sie würde nicht mehr mit ihm reden. Jetzt schmollte sie. -
Würde das ihre Kopfschmerzen nicht so sehr verschlimmern, hätte Axilla bei Anthis Worten die Augen verdreht. Er hörte ihr absolut nicht zu und war sturer als jeder Esel.
“Als ob sich die Götter auch nur ein wenig darum scheren, wer ihnen was opfert und was er dafür von ihnen will. Vor allem die beiden, die immer versprechen und versprechen und so wenig halten.
Nein, der ganze verlogene Haufen kann mir gestohlen bleiben. Ich opfere ihnen nichts. Wenn sie sich nicht an Verträge halten, warum sollte ich?“
Dass ihre zugegebenermaßen nicht sehr hohe Meinung über Götter eigentlich nichts war, worüber man sprechen sollte, kam Axilla nicht in den sinn. Sie dämmerte schon wieder in einen fiebrigen Halbschlaf hinüber und der Kopfschmerz machte sie unempfänglich für milde Worte und diplomatische Formulierungen – sofern sie sich derer im gesunden Zustand je bemächtigte.“Von 10 Drachmen kann sich eine Familie eine Woche lang Brot kaufen. Das zahl ich nicht.“
So, und jetzt würde er sie hoffentlich endlich in Ruhe sterben lassen. So fies wollte Axilla ja eigentlich gar nicht sein, aber sie hatte schon so viel Leid für sich behalten, bei dieser Sache konnten mal ein paar andere ruhig mit ihr mitleiden. Und sie war ohnehin davon überzeugt, dass Ánthimos sie nicht leiden mochte, nach dem, was er ihr alles vor wenigen Augenblicken noch gesagt hatte. -
Ach, er hörte einfach nicht zu. Warum nur glaubte er ihr nicht einfach und ließ sie in Würde sterben? Dann wäre wenigstens alles vorbei und sie würde niemandem mehr Schwierigkeiten bereiten. Und der Fluch wäre auch vorüber, so dass die Männer, die sie liebte, nicht mehr flüchten oder sterben mussten.
Axilla seufzte und drehte den Kopf wieder von Anthi weg, um vor sich hin zu starren. Ihr Blick war fiebrig leer und irgendwie, als hätte sie aufgegeben. Nicht so lebenssprühend wie sonst.
“Ich brauch aber jetzt keinen Arzt. Ich brauch einen Freund, der für mich ein Opfer bringt, damit Pluto mich gnädig aufnimmt, und sonst nichts.“
Ja, Axilla brauchte eigentlich wirklich einen Freund. Sie vermisste Rufus im Moment sehr. Sie hätte sich wirklich gerne noch mit ihm unterhalten, einfach so. Und sie vermisste Umarmungen und kleine Gesten, die für die meisten so selbstverständlich waren.
Und nicht zuletzt vermisste sie auch noch Dinge, die sie nicht vermissen sollte. Seit einem halben Jahr hatte kein Mann sie mehr zärtlich berührt, und Axilla hätte nie gedacht, dass ihr das so fehlen könnte, aber das tat es. Vielleicht war es wirklich besser, wenn sie da Timos nichtmehr wiedersah, ehe sie starb. Der konnte sich wahrscheinlich ohnehin etwas schöneres vorstellen, als mit einer Frau zu schlafen, die schon halbtot war.Axilla schaute wieder zu Ánthimos zurück, der nicht so aussah, als würde er einfach so aufgeben und damit zugeben, dass er vielleicht doch unrecht hatte. Erschöpft atmete sie einmal seufzend und sah ihn einfach nur fast mitleidig an. Eigentlich wollte sie ja nicht, dass er am Ende noch deshalb enttäuscht war, aber das würde er wohl sein.
“Ich kann dich aber wohl nicht davon abbringen, Arzt zu sein, oder? Was soll das ganze den kosten, was du mit mir machen willst?“
Wenn sie ihm einfach sagte, dass sie ihm nichts zahlte, vielleicht ließ er sie dann sterben und hörte auf damit, ihr zu sagen, dass er sie heilen könnte. -
Axilla musste Schlucken, als sie hörte, dass es doch so viel kosten würde. Allerdings verstand sie das mit der Adresse nicht so ganz. Irgendwie mussten doch auch die anderen Aushänge aus anderen Provinzen an die Anschlagetafeln kommen, und die Acta verteilte sich ja auch nicht von allein. Daher war der Cursus Publicus ja doch für das Ausbringen von sowas zuständig, wenn sie sich nicht täuschte, aber sie wollte weder vorlaut sein noch besserwisserisch.
“Ähm, soviel Geld hab ich nicht mit. Ich hab nur 3 Aurei mit.
Immerhin gab es im Imperium weit mehr große Städte als 30 Stück. Allein die ganzen griechischen Städte, dann die großen Städte in Italia, die ganzen größeren Stationen in Palästina und alle Städte in Hispania. Da kam schon was zusammen. Und sie schleppte hier ja nicht die halbe Stadtkasse mit. Dass das SO teuer würde, hätte sie ja nicht geglaubt.
“Kann man da keinen Rabatt aushandeln?“
Immerhin war hier Ägypten. Hier gab es auf alles, was man kaufte, Rabatt, weil jeder verhandelte. Das gehörte fast schon dazu, manche Händler wären richtig böse, würde man nicht versuchen, sie runterzuhandeln. Auch wenn der Cursus Publicus kein Basarstand am Xenai Agorai war. Versuchen konnte man es ja mal.
“Ich meine, ihr macht doch eh auf dem Weg überall halt, oder nicht? Und du würdest mir wirklich einen riesigen Gefallen tun.“
Axilla schaute ihn auf diese Art und Weise an, die man in späteren Jahrhunderten wohl als Lolita-Blick bezeichnen würde: Unschuldig und verführerisch zugleich. Vielleicht half das ja. Und zur Not bezahlte sie für so viele Briefe, wie sie Geld mithatte.Sim-Off: 60 Sesterzen unterwegs für unsere schönen 6 Städte
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Leander kam mit den drei Briefen seiner Herrin zum Cursus Publicus. Da er jeden zweiten Tag herkam, gab er mit routinierter Gelassenheit die Post weiter, erkundigte sich noch nach Briefen für die Casa Iunia, bezahlte und ging schließlich wieder, nachdem die Briefe angenommen worden waren.
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Lucius Iunius Silanus
praefectus alae
Confluentes
Regio GermaniaSalve Lucius,
auf meinen letzten Brief hast du nicht geantwortet, und ich denke, ich habe verstanden. Ich habe vom Ianitor in Rom Nachricht erhalten, dass er ihn weitergeleitet hat, aber erst, nachdem ich aus der Acta schon erfahren habe, wohin es dich verschlagen hat.
Ich wünsche dir alles Glück der Welt und hoffe, du bist zufrieden, wo du jetzt bist. Dass ich immer nur das Beste für dich gewünscht und gewollt habe, das musst du mir glauben. Und ich bin das nun mal nicht für dich, und ich hoffe, du kannst es mir daher verzeihen irgendwann.
Ich werde dir nicht mehr schreiben. Ich will dich nicht belästigen, und deine Reaktion zeigt mir, dass es das wohl für dich ist.
Ich hoffe, du wirst eines Tages vielleicht ohne Wut an mich denken können und mir verzeihen, was ich getan und was ich gesagt habe. Bis dahin werde ich einfach warten und dich nicht weiter bedrängen.Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt.
Deine Cousine
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L. Iunius Merula
Casa Iunia Merula
MisenumSalve Cousin,
Du hast Recht, im ersten Moment musste ich wirklich überlegen, wer mir da schreibt. Ich weiß gar nicht, ob wir beide uns persönlich kennen. Wenn ja, ist es lange her, obwohl wir doch wirklich Cousin und Cousine sind.
Ich bin die Tochter deines Onkels Atticus Iunius Cassiodor, dem älteren Bruder deines Vaters. Wie du vielleicht weißt, war meine Mutter immer schwer krank bis sie zuletzt vor zwei Jahren verstarb, so dass ich hierher zur familia gekommen bin. Deshalb waren wir nicht oft zu Besuch in der Stadt Tarraco selbst, obwohl unsere kleine Villa nur wenige Meilen außerhalb lag. Ich kann mich nicht so genau erinnern, ob du und dein Vater uns nicht einmal besucht haben, als wir Kinder waren. An Regulus, unseren anderen Cousin, den Sohn von Lucullus, an den kann ich mich noch gut erinnern. Du kennst ihn doch auch? Nachdem sein Vater gefallen war, kam er da nicht sogar zu dir und deinem Vater? Ich bin mir nicht mehr sicher.Nun, wie dem auch sei, es freut mich, von dir zu hören, und ich würde mich sehr freuen, wenn du uns einmal in Alexandria besuchen kämest. Auch wenn es hier mit den Tempeln anders ist als in der Heimat, verwalten das doch die Griechen, und die Zeiten im Moment hier in dieser wirklich wunderschönen Stadt nicht gerade einfach. Wenn du die Acta liest, hast du bestimmt auch von den leichten Unruhen hier gelesen und wirst verstehen, was ich meine.
Nun, so viele von unserer Familie gibt es eigentlich gar nicht mehr. Unser Teil der Familie hat ja wenig Glück mit dem Militär. Unsere Väter und deren Brüder sind alle gestorben im Dienst für das Imperium. Während unsere beiden Väter gefallen sind, war dem jüngsten Sprössling von Großvater Publius Iunius Varus dieses Schicksal nicht vergönnt. Unser gemeinsamer Onkel Marcus Iunius Varus wurde hier in Nikopolis leider schwer krank und Verstarb in der Krankenstube des Kastells vor einem halben Jahr in etwa.
Aber auch anderen Teilen unserer Familie brachte Aegyptus kein Glück. Nachdem Iunia Alba bereits kurz nach ihrer Ankunft schwer erkrankte und verstarb, machten sich unsere Cousinen Varilla und Attica auf einen Ausflug, um sich das Land anzusehen. Obwohl sie in einer bewachten Karawane reisten, fielen sie einem Überfall zum Opfer und verstarben kurz nach Onkel Varus.
Doch gibt es auch glückliches zu berichten. Unsere Cousine Urgulania ist hier in der Stadt zur Exegetes gewählt worden. Das ist sowas wie die oberste Tempelaufsicht, auch wenn sie selbst dadurch keine Priesterin ist. Aber dennoch ist es ein wichtiges Amt der Stadt. Vielleicht schreibt sie dir ja auch noch selbst einen Brief und erklärt es etwas genauer, um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, was genau sie da macht.
Ich selber bin Scriba personalis beim Gymnasiarchos der Stadt. (Das ist derjenige,d er für die Ausbildung der Bürger der Stadt zuständig ist.) Ich bin ganz glücklich, hatte ich eigentlich nicht damit gerechnet, dass jemand ein 17-jähriges, unverheiratetes Mädchen einstellen würde. Aber Alexandria ist vielleicht wirklich so dekadent, wie es immer heißt – obwohl ich mich hier durchaus sehr wohl und erfrischend unterhalten fühle. Und ich will mich sicher nicht über die Möglichkeiten, die ich hier habe, beklagen.Unser gemeinsamer Cousin Silanus, dem dieses Haus hier eigentlich gehört, wohnt nicht mehr in Ägypten. Er wurde zum Präfekten der Ala bestellt und ist nun in Confluentes. Er hatte wohl noch keine Zeit, von dort zu schreiben, oder sein Brief ging unter. Auf jeden Fall weiß ich nicht, wie es ihm dort ergeht, aber ich hoffe, gut.
Im Grunde war das auch schon die ganze Familie. Zumindest alles, was mir bekannt ist.
Ich habe mich über deinen Brief sehr gefreut, vielleicht können wir einander ja nun öfter schreiben? Ich fände das sehr schön, zumal wir ja so nah miteinander verwandt sind.
Mit den liebsten Grüßen der Welt!
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Duccius Rufus
Mogontiacum
Regio GermaniaSalve Ragin! Oder eigentlich sollte ich besser sagen, Chaire!
Endlich hab ich die Zeit gefunden, dir zu schreiben. Schließlich will ich mein Versprechen doch halten und dich nicht zu lange warten lassen.
Ich hoffe, du hast die Reise zurück gut überstanden und nicht zu viele Fische bei der Überfahrt gefüttert. Ich habe mir sagen lassen, dass das Meer ruhig gewesen sein soll, aber ich war ja nicht da. Und auch ein ruhiges Meer kann ganz schön schaukeln, wie ich selber weiß.Wie waren die Hochzeiten? Sind deine Vettern zufrieden mit ihren Ehefrauen? Sie sind doch schon verheiratet nun, oder täusche ich mich? Vielleicht bin ich ja auch zu schnell und zu ungeduldig, aber ich wollte dir einfach schon schreiben.
Hier in Alexandria war nach deiner Abreise verdammt viel los. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was alles passiert ist! Da war zunächst einmal der Tag, an dem sie den toten Tribunen in Rhakotis gefunden haben. Ich weiß gar nicht, ob du da noch hier warst oder schon weg, deshalb erzähl ich es einfach schnell noch einmal. Also, sie haben ihn gefunden und seinen toten Körper bis vor die Basileia geschleift! Kannst du dir das vorstellen? Schrecklich, oder? Die Soldaten haben alles abgeriegelt, aber stell dir vor: Sie wollten Nikolaos nicht in die Basileia lassen. Ich durfte durchgehen und bin dann gleich zur Regia gerannt, um dem Statthalter bescheid zu geben und ihn zu bitten, dass er Nikolaos hereinlässt. Immerhin wohnt er ja auch da und ist Gymnasiarchos. Aber ich bin nicht durchgekommen. Im Officium sitzt so ein ganz aufgeblasener Wichtigtuer, der mich nicht durchgelassen hat. Prudentius Scipio heißt er, fürchterlicher Mensch. Der erste Soldat, den ich nicht leiden mag.
Stimmt nicht, der zweite, aber das ist eine lange Geschichte, die möchte ich nicht in einen Brief schrieben. Wer weiß schon, wer alles mitliest?
Ja, als der Aufstand dann vorbei war, war ein paar Tage ganz komische Stimmung in der Stadt. Ich war dann grade auf dem Xenai Agorai – ich musste doch noch eine neue Tunika kaufen, weil die alte war ja doch ein bisschen sehr schmutzig und gerissen, du weißt ja noch. Und als ich da also einkaufen will, fangen plötzlich so ein paar Tölpel an, Steine nach einem Schiff der Classis zu werfen. An und für sich nicht so dramatisch, hätte man meiner Meinung nach einfach auflösen können. Aber irgendwie ist das furchtbar eskaliert, und die Soldaten der Classis haben sich einfach entwaffenen lassen. Und dann kam es noch schlimmer als …eine Person zwischen die Angreifer gefahren ist und sie mit einem Schwert niedergemetzelt hat. Der Mann hat sogar einen geköpft! Kannst du dir das vorstellen? Dabei waren es doch nur Hafenarbeiter.
Es war schrecklich, sag ich dir. Ich hab noch versucht, was zu machen, aber ich wurde in einen Stapel Taue geschubbst, und als ich wieder herauskam, war alles dann schon vorbei. Die Legion hat den Berserker festgenommen und ich wurde heimgeschickt. Erst viel später ist noch jemand gekommen, um meine Aussage aufzunehmen. Aber da war ich zum Glück noch ein bisschen krank, so wie jetzt, so dass er mir geglaubt hat, dass ich nichts weiß. Am Ende bekommt Urgulania noch mit, wo ich war, und dann macht sie sich noch mehr Sorgen!
Ich darf jetzt schon nur noch aus dem Haus, wenn Leander mich begleitet. Das allerdings nicht wegen der Aufstände, oder nur zum Teil deswegen. Meine Familie hat sich wohl einen neuen Feind geschaffen, weil wir mit den Griechen hier so gut auskommen. Das gefällt dieser Person wohl nicht, und Urgulania fürchtet, er könnte mir etwas tun, wenn ich unvorsichtig bin. Ich hab da zwar keine Angst, ich weiß mich schon zu wehren, aber um sie zu beruhigen mach ich es halt so, wie sie es möchte.Für meinen nächsten Brief habe ich mir schon eine Überraschung für dich ausgedacht. Was es ist, wird nicht verraten! Aber so kannst du dich schonmal freuen. Ich denke, es wird dir gefallen.
Grüße auch deine Verwandten von mir, auch wenn sie mich nicht kennen.
Chaire!
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Lucius Iunius Silanus
praefectus alae
Confluentes
Regio GermaniaSalve Lucius,
auf meinen letzten Brief hast du nicht geantwortet, und ich denke, ich habe verstanden. Ich habe vom Ianitor in Rom Nachricht erhalten, dass er ihn weitergeleitet hat, aber erst, nachdem ich aus der Acta schon erfahren habe, wohin es dich verschlagen hat.
Ich wünsche dir alles Glück der Welt und hoffe, du bist zufrieden, wo du jetzt bist. Dass ich immer nur das Beste für dich gewünscht und gewollt habe, das musst du mir glauben. Und ich bin das nun mal nicht für dich, und ich hoffe, du kannst es mir daher verzeihen irgendwann.
Ich werde dir nicht mehr schreiben. Ich will dich nicht belästigen, und deine Reaktion zeigt mir, dass es das wohl für dich ist.
Ich hoffe, du wirst eines Tages vielleicht ohne Wut an mich denken können und mir verzeihen, was ich getan und was ich gesagt habe. Bis dahin werde ich einfach warten und dich nicht weiter bedrängen.Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt.
Deine Cousine
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Axilla legte die Feder beiseite und las sich den letzten Brief noch mal sehr genua durch. Ihre fröhliche Stimmung, die sie anfangs noch gehabt hatte, war verflogen und machte einem dumpfen Gefühl in der Bauchgegend Platz. Gerne hätte sie nun jemanden um sich gehabt, der sie einfach in den Arm genommen hätte, aber da war niemand. Sie war allein hier drin, wie sie eigentlich die ganze Zeit allein war.
Aber es nützte ja alles nichts. Das, was sie wollte, bekam sie ja ohnehin nicht. Was nützte es also, sich danach zu sehnen?
Sie atmete einmal tief durch und rief dann nach Leander, damit er ihre Briefe zur Post tragen würde. -
Das nächste Blatt wurde hergenommen, und Axilla legte sich den Brief ihres Vetters daneben, um noch einmal zu sehen, was er überhaupt alles geschrieben hatte.
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L. Iunius Merula
Casa Iunia Merula
MisenumSalve Cousin,
Du hast Recht, im ersten Moment musste ich wirklich überlegen, wer mir da schreibt. Ich weiß gar nicht, ob wir beide uns persönlich kennen. Wenn ja, ist es lange her, obwohl wir doch wirklich Cousin und Cousine sind.
Ich bin die Tochter deines Onkels Atticus Iunius Cassiodor, dem älteren Bruder deines Vaters. Wie du vielleicht weißt, war meine Mutter immer schwer krank bis sie zuletzt vor zwei Jahren verstarb, so dass ich hierher zur familia gekommen bin. Deshalb waren wir nicht oft zu Besuch in der Stadt Tarraco selbst, obwohl unsere kleine Villa nur wenige Meilen außerhalb lag. Ich kann mich nicht so genau erinnern, ob du und dein Vater uns nicht einmal besucht haben, als wir Kinder waren. An Regulus, unseren anderen Cousin, den Sohn von Lucullus, an den kann ich mich noch gut erinnern. Du kennst ihn doch auch? Nachdem sein Vater gefallen war, kam er da nicht sogar zu dir und deinem Vater? Ich bin mir nicht mehr sicher.Nun, wie dem auch sei, es freut mich, von dir zu hören, und ich würde mich sehr freuen, wenn du uns einmal in Alexandria besuchen kämest. Auch wenn es hier mit den Tempeln anders ist als in der Heimat, verwalten das doch die Griechen, und die Zeiten im Moment hier in dieser wirklich wunderschönen Stadt nicht gerade einfach. Wenn du die Acta liest, hast du bestimmt auch von den leichten Unruhen hier gelesen und wirst verstehen, was ich meine.
Nun, so viele von unserer Familie gibt es eigentlich gar nicht mehr. Unser Teil der Familie hat ja wenig Glück mit dem Militär. Unsere Väter und deren Brüder sind alle gestorben im Dienst für das Imperium. Während unsere beiden Väter gefallen sind, war dem jüngsten Sprössling von Großvater Publius Iunius Varus dieses Schicksal nicht vergönnt. Unser gemeinsamer Onkel Marcus Iunius Varus wurde hier in Nikopolis leider schwer krank und Verstarb in der Krankenstube des Kastells vor einem halben Jahr in etwa.
Aber auch anderen Teilen unserer Familie brachte Aegyptus kein Glück. Nachdem Iunia Alba bereits kurz nach ihrer Ankunft schwer erkrankte und verstarb, machten sich unsere Cousinen Varilla und Attica auf einen Ausflug, um sich das Land anzusehen. Obwohl sie in einer bewachten Karawane reisten, fielen sie einem Überfall zum Opfer und verstarben kurz nach Onkel Varus.
Doch gibt es auch glückliches zu berichten. Unsere Cousine Urgulania ist hier in der Stadt zur Exegetes gewählt worden. Das ist sowas wie die oberste Tempelaufsicht, auch wenn sie selbst dadurch keine Priesterin ist. Aber dennoch ist es ein wichtiges Amt der Stadt. Vielleicht schreibt sie dir ja auch noch selbst einen Brief und erklärt es etwas genauer, um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, was genau sie da macht.
Ich selber bin Scriba personalis beim Gymnasiarchos der Stadt. (Das ist derjenige,d er für die Ausbildung der Bürger der Stadt zuständig ist.) Ich bin ganz glücklich, hatte ich eigentlich nicht damit gerechnet, dass jemand ein 17-jähriges, unverheiratetes Mädchen einstellen würde. Aber Alexandria ist vielleicht wirklich so dekadent, wie es immer heißt – obwohl ich mich hier durchaus sehr wohl und erfrischend unterhalten fühle. Und ich will mich sicher nicht über die Möglichkeiten, die ich hier habe, beklagen.Unser gemeinsamer Cousin Silanus, dem dieses Haus hier eigentlich gehört, wohnt nicht mehr in Ägypten. Er wurde zum Präfekten der Ala bestellt und ist nun in Confluentes. Er hatte wohl noch keine Zeit, von dort zu schreiben, oder sein Brief ging unter. Auf jeden Fall weiß ich nicht, wie es ihm dort ergeht, aber ich hoffe, gut.
Im Grunde war das auch schon die ganze Familie. Zumindest alles, was mir bekannt ist.
Ich habe mich über deinen Brief sehr gefreut, vielleicht können wir einander ja nun öfter schreiben? Ich fände das sehr schön, zumal wir ja so nah miteinander verwandt sind.
Mit den liebsten Grüßen der Welt!
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So, war ja doch nicht so schwer wie gedacht. Fehlte nur noch ein Brief, vor dem sich Axilla eigentlich lieber drücken wollte.
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Langsam ging es ihr besser. Die Krankheit ging tatsächlich zurück, und allmählich glaubte Axilla selbst wieder daran, dass sie wohl wirklich nur eine normale Erkältung gehabt hatte und nicht sterben würde. Aber so gesund, um zu Nikolaos zum arbeiten zu gehen war sie nun auch wieder nicht. Vor allem würde sich der Keryke wahrscheinlich bedanken, wenn sie hustend in seinem Vorzimmer herumsaß.
Also hatte sie eine ganze Menge Zeit, und die nutzte Axilla für all das, was sie schon lange vor sich herschob. Dazu gehörte vor allem die ganzen Briefe, die sie schon längst geschrieben haben wollte.
Dafür hatte sie sich in Silanus altes Officium begeben. Nun, da ihr Cousin nicht mehr da war, war der Raum ungenutzt. Allerdings war dort noch immer ein schöner, großer Schreibtisch und ein bequemer Stuhl und man hatte seine Ruhe, um isch zu konzentrieren.So hatte sich Axilla mit Papier und Tinte und einer neuen, frisch angespitzten Gänsefeder bewaffnet und hierher gekommen, um alles der Reihe nach zu beantworten.
Als erstes war der Brief an Rufus an der Reihe. Ganz einfach aus dem Grund, da ihr das den meisten Spaß machen würde, und warum sich nicht gleich das lustige herausnehmen? Das unangenehmere konnte man ja dann hinterher viel besser verschieben.So nahm sie ein frisches Blatt und fing an, geschäftig zu schreiben.
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Duccius Rufus
Mogontiacum
Regio GermaniaSalve Ragin! Oder eigentlich sollte ich besser sagen, Chaire!
Endlich hab ich die Zeit gefunden, dir zu schreiben. Schließlich will ich mein Versprechen doch halten und dich nicht zu lange warten lassen.
Ich hoffe, du hast die Reise zurück gut überstanden und nicht zu viele Fische bei der Überfahrt gefüttert. Ich habe mir sagen lassen, dass das Meer ruhig gewesen sein soll, aber ich war ja nicht da. Und auch ein ruhiges Meer kann ganz schön schaukeln, wie ich selber weiß.Wie waren die Hochzeiten? Sind deine Vettern zufrieden mit ihren Ehefrauen? Sie sind doch schon verheiratet nun, oder täusche ich mich? Vielleicht bin ich ja auch zu schnell und zu ungeduldig, aber ich wollte dir einfach schon schreiben.
Hier in Alexandria war nach deiner Abreise verdammt viel los. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was alles passiert ist! Da war zunächst einmal der Tag, an dem sie den toten Tribunen in Rhakotis gefunden haben. Ich weiß gar nicht, ob du da noch hier warst oder schon weg, deshalb erzähl ich es einfach schnell noch einmal. Also, sie haben ihn gefunden und seinen toten Körper bis vor die Basileia geschleift! Kannst du dir das vorstellen? Schrecklich, oder? Die Soldaten haben alles abgeriegelt, aber stell dir vor: Sie wollten Nikolaos nicht in die Basileia lassen. Ich durfte durchgehen und bin dann gleich zur Regia gerannt, um dem Statthalter bescheid zu geben und ihn zu bitten, dass er Nikolaos hereinlässt. Immerhin wohnt er ja auch da und ist Gymnasiarchos. Aber ich bin nicht durchgekommen. Im Officium sitzt so ein ganz aufgeblasener Wichtigtuer, der mich nicht durchgelassen hat. Prudentius Scipio heißt er, fürchterlicher Mensch. Der erste Soldat, den ich nicht leiden mag.
Stimmt nicht, der zweite, aber das ist eine lange Geschichte, die möchte ich nicht in einen Brief schrieben. Wer weiß schon, wer alles mitliest?
Ja, als der Aufstand dann vorbei war, war ein paar Tage ganz komische Stimmung in der Stadt. Ich war dann grade auf dem Xenai Agorai – ich musste doch noch eine neue Tunika kaufen, weil die alte war ja doch ein bisschen sehr schmutzig und gerissen, du weißt ja noch. Und als ich da also einkaufen will, fangen plötzlich so ein paar Tölpel an, Steine nach einem Schiff der Classis zu werfen. An und für sich nicht so dramatisch, hätte man meiner Meinung nach einfach auflösen können. Aber irgendwie ist das furchtbar eskaliert, und die Soldaten der Classis haben sich einfach entwaffenen lassen. Und dann kam es noch schlimmer als …
Axilla setzte kurz die Feder ab, so dass ein kleiner Tintenfleck auf dem Papier sich sammelte. Sie wollte keine Namen schreiben, sonst war womöglich noch beim Cursus Publicus jemand zu aufmerksam und las das noch, und dann gab es Ärger.
eine Person zwischen die Angreifer gefahren ist und sie mit einem Schwert niedergemetzelt hat. Der Mann hat sogar einen geköpft! Kannst du dir das vorstellen? Dabei waren es doch nur Hafenarbeiter.
Es war schrecklich, sag ich dir. Ich hab noch versucht, was zu machen, aber ich wurde in einen Stapel Taue geschubbst, und als ich wieder herauskam, war alles dann schon vorbei. Die Legion hat den Berserker festgenommen und ich wurde heimgeschickt. Erst viel später ist noch jemand gekommen, um meine Aussage aufzunehmen. Aber da war ich zum Glück noch ein bisschen krank, so wie jetzt, so dass er mir geglaubt hat, dass ich nichts weiß. Am Ende bekommt Urgulania noch mit, wo ich war, und dann macht sie sich noch mehr Sorgen!
Ich darf jetzt schon nur noch aus dem Haus, wenn Leander mich begleitet. Das allerdings nicht wegen der Aufstände, oder nur zum Teil deswegen. Meine Familie hat sich wohl einen neuen Feind geschaffen, weil wir mit den Griechen hier so gut auskommen. Das gefällt dieser Person wohl nicht, und Urgulania fürchtet, er könnte mir etwas tun, wenn ich unvorsichtig bin. Ich hab da zwar keine Angst, ich weiß mich schon zu wehren, aber um sie zu beruhigen mach ich es halt so, wie sie es möchte.Für meinen nächsten Brief habe ich mir schon eine Überraschung für dich ausgedacht. Was es ist, wird nicht verraten! Aber so kannst du dich schonmal freuen. Ich denke, es wird dir gefallen.
Grüße auch deine Verwandten von mir, auch wenn sie mich nicht kennen.
Chaire!
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Puh, das war geschafft. Nun die anderen zwei, die noch ausstanden.
Axilla legte den ersten Brief zum Trocknen vorsichtig weg und machte sich an die anderen beiden. -
Begleitet von zwei Gymnasionssklaven kam Axilla zum Cursus Publicus, um die Briefe für die Provinzen herzubringen. Der Weg war zwar nicht weit, aber die paar Schritte taten ihr ausgesprochen gut, also ging sie selber. Hauptsache mal ein wenig unterwegs sein, und sei es nur zur Post.
“Salve. Ich hätte hier ein paar Briefe. Die müssten in die größten Städte aller Provinzen als Aushang.“
Hoffentlich hatte sie genügend Abschriften erstellt. Immerhin gab es im Imperium Romanum verdammt viele große Städte.Neujahrsagon für alle in Alexandreia
Zur Feier des Neujahres* findet im Monat Thot in Alexandreia ein Agon statt. Athleten, aber auch Künstler - Dichter, Sänger, Kitharöden- aus allen Poleis und Ethnien lädt die Polis Alexandreia herzlich ein, teilzunehmen.
Unterschiedliche Disziplinen gibt es und viele Preise: So könnt ihr euch im Fünfkampf messen, im Ringkampf, im Hoplitenlauf und anderen Dingen auf der einen, in Oden und Hymnen auf Hermes und auf Herakles und freier Dichtung auf der anderen. Auch Schauspieler und Chöre sind willkommen, ihre Werke im großen Theater aufzuführen. Allen Teilnehmern wird freie Unterkunft und freie Verköstigung gewährt.
Wer sich nicht messen möchte, aber den Wettstreiten beiwohnen, der ist ebenso herzlich eingeladen. Wein und Brot wird im Überfluß vorhanden sein. Alexandreia bietet, als eine der gastfreundlichsten Städte der Oikumene, nicht nur gute und günstige Gasthäuser sondern auch allerlei anderer Zerstreuung. Nutzt das Agon für eine Reise zur Perle des Mittelmeeres!
Um die Sicherheit braucht ihr euch nicht zu sorgen: Stadtwache und Legion haben die Lage unter ihrer Kontrolle. So werden die Spiele mit Sicherheit ein Fest des Friedens und der Freundschaft der Ethnien.
Diese Ankündigung läßt noch Fragen bei euch offen? Dann wendet euch an den Kosmetes oder an den Gymnasiarchos der Polis Alexandreia.
Sim-Off: *Das Neujahrsfest der Griechen in Alexandreia ist eigentlich eher Ende Juni, aber wir ziehen es auf nächste Woche vor. Die Zeiteinteilung indes handhaben wir flexibel: Mit jedem einzelnen der Wettkämpfen wird begonnen, wenn genug Teilnehmer dort sind ;). So habt ihr auf jeden Fall noch genug Zeit, anzureisen.
Die Sieger der musischen Wettkämpfe werden SimOn von Preisrichtern ermittelt.
Die Athleten sollten sich vorher per Pn beim Kosmetes Cleonymus melden.
“Könnt ihr die überall dann als Aushang anbringen? Und wie viel macht das dann?“
Vielleicht gab es für solcherlei Aushänge ja Massenrabatt. -
Neujahrsagon für alle in Alexandreia
Zur Feier des Neujahres* findet im Monat Thot in Alexandreia ein Agon statt. Athleten, aber auch Künstler - Dichter, Sänger, Kitharöden- aus allen Poleis und Ethnien lädt die Polis Alexandreia herzlich ein, teilzunehmen.
Unterschiedliche Disziplinen gibt es und viele Preise: So könnt ihr euch im Fünfkampf messen, im Ringkampf, im Hoplitenlauf und anderen Dingen auf der einen, in Oden und Hymnen auf Hermes und auf Herakles und freier Dichtung auf der anderen. Auch Schauspieler und Chöre sind willkommen, ihre Werke im großen Theater aufzuführen. Allen Teilnehmern wird freie Unterkunft und freie Verköstigung gewährt.
Wer sich nicht messen möchte, aber den Wettstreiten beiwohnen, der ist ebenso herzlich eingeladen. Wein und Brot wird im Überfluß vorhanden sein. Alexandreia bietet, als eine der gastfreundlichsten Städte der Oikumene, nicht nur gute und günstige Gasthäuser sondern auch allerlei anderer Zerstreuung. Nutzt das Agon für eine Reise zur Perle des Mittelmeeres!
Um die Sicherheit braucht ihr euch nicht zu sorgen: Stadtwache und Legion haben die Lage unter ihrer Kontrolle. So werden die Spiele mit Sicherheit ein Fest des Friedens und der Freundschaft der Ethnien.
Diese Ankündigung läßt noch Fragen bei euch offen? Dann wendet euch an den Kosmetes oder an den Gymnasiarchos der Polis Alexandreia.
Sim-Off: *Das Neujahrsfest der Griechen in Alexandreia ist eigentlich eher Ende Juni, aber wir ziehen es auf nächste Woche vor. Die Zeiteinteilung indes handhaben wir flexibel: Mit jedem einzelnen der Wettkämpfen wird begonnen, wenn genug Teilnehmer dort sind ;). So habt ihr auf jeden Fall noch genug Zeit, anzureisen.
Die Sieger der musischen Wettkämpfe werden SimOn von Preisrichtern ermittelt.
Die Athleten sollten sich vorher per Pn beim Kosmetes Cleonymus melden.
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Nach der Arbeit auf dem Nachhauseweg machte Axilla noch einen kleinen Abstecher zur Regia, um den am Mittag für Nikolaos geschriebenen Brief zu überbringen. Da es ja fast um die Ecke lag, machte sie das persönlich und übergab am Eingang den Brief einem Bediensteten, damit er ihn überbringen konnte.
Ehrenwerter Eparchos, Stellvertreter des göttlichen Basileus,
im Namen der Polis Alexandreia ist es mir eine Freude, dich als Ehrengast zu einem Agon zur Feier des Neujahrsfestes* einzuladen. Wenn du nichts dagegen hast, kann im Rahmen dieser Veranstaltung auch die Statue zum Dank für deine Verdienste um die Polis enthüllt werden. Ich - und wir alle - hoffen darauf, dass du kommen kannst*² und kommen möchtest. Auch laden wir dich herzlich ein, deine hochverehrte Gemahlin, deine übrige Hausgemeinschaft, dein Gefolge und weitere Gäste deiner Wahl mitzubringen.
Dich grüßt und dir wünscht hochachtungsvoll Segen
Nikolaos, der Gymnasiarchos.
Sim-Off: * Das wäre eigentlich Ende der vorletzten Juniwoche, aber wir ziehen das etwas vor auf nächstes Wochenende. Hinziehen kann es sich die ganze nächste Woche.
*² Ich weiß, wie es gerade um deine Rl-Freizeit bestellt ist. Du könntest hinzustoßen und mitschreiben, wann du möchtest. Wenn du gar nicht kannst, dann wird Corvus auch als "unpässlich" entschuldigt ;).
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Sim-Off: Komm aus der Ecke und hör auf mit dem Schämen. Hab doch schon so oft gesagt, dass es mir ums Spiel und nicht ums Geld geht
Axilla hörte ihren Namen und schreckte fast ein wenig hoch. In letzter Zeit träumte sie bei der Arbeit immer mehr, war abgelenkt und überlegte so vor sich hin. Die ganzen Hilfsschreiber machten schließlich die meiste Arbeit, im Grunde genommen saß sie meistens nur dekorativ herum und wartete, ob doch jemand vorbeikam. Aber auf der anderen Seite war sie ja auch nicht undankbar über eben jenen Umstand, schwer arbeiten wollte sie ja auch nicht. Außerdem war sie ja eine Frau, da musste sie froh sein, dass Nikolaos sie überhaupt eingestellt hatte.
So aber kam ihr die Arbeit, die der Gymnasiarchos für sie hatte, auch sehr gelegen, riss es sie doch ein wenig aus ihren Träumereien und gab ihr etwas zu tun. Jetzt, wo sie nicht mehr alleine durch die Stadt streifen durfte, war ihr häufig fad und sie fühlte sich unausgeglichen, da kam jede Beschäftigung gerade recht.
“Natürlich. Ich mach das sofort“, flötete sie also Nikolaos geradezu begeistert entgegen und nahm die Wachstafeln an sich. Neugierig, wie sie war, überflog sie auch gleich ihren Inhalt.
“Oh, Wettkämpfe. Und in alle Provinzen? Dann kommen sicher viele Leute, da werden die Gasthäuser sich freuen.
Machen da Ánthimos und Penelope auch mit? Ähm, also... Bantotakis, die beiden mein ich.“
Das waren der einzige Sportler und die einzige Musikerin, die Axilla kannte, auch wenn es in Alexandria natürlich sehr viel mehr gab. Aber neugierig, wie sie war, plapperte sie mal wieder erst, ehe sie nachgedacht hatte, und bereute gleich darauf schon die Frage. Sicher kannte Nikolaos nicht jeden einzelnen Teilnehmer, vor allem, da erst die Ankündigung ausgehangen wurde. -
Die ganze Zeit Zeit über war Axilla auf der Seite liegen geblieben, Anthi die kalte Schulter wortwörtlich zugewandt, und hatte nur immer wieder gehustet. Ansonsten hatte ihr Gesicht einen verbissenen und trotzigen Ausdruck, während sie sich in Schonhaltung einigelte.
Leander, der heute wohl einen sehr schlechten tag hatte, versuchte einmal, sie aus ihrer Lethargie zu holen, indem er sich so vor ihr Bett kniete, dass ihr Blick auf ihn fiel. Aber sie starrte ihn nur bitterböse an.
“Geh, und nimm auch die anderen mit…“ kam der ungewohnt hart klingende Befehl über Axillas Lippen, und Leander nickte nur stumm und gab auch den anderen Sklaven Zeichen, sie sollten sich mit ihm zurückziehen.
Axilla wartete, bis sie das Geräusch der Türe hörte, ehe sie sich leicht umdrehte und auch Ánthimos mit eben jenem Blick bedachte, der wohl tödlicher nicht hätte sein können.
“Mein Vetter… mein toller Vetter… ja, ganz toller Vetter. Was weißt du denn schon von meiner Familie? Oder von mir? Hm?“
Axilla war einfach nur wütend, auf alles und jeden, aber vor allem auf diesen Griechen hier, der scheinbar alles besser wusste und doch absolut gar nichts wusste. Sie sollte ihm die Diagnose über ihren Zustand überlassen? Wie sollte er da irgendetwas fassen, wo er doch ihr Wesen niemals fassen konnte? Wie wollte er da wissen, was ihr Körper brauchte, Museion hin oder her?
“Du weißt gar nichts von mir, Ánthimos.“
Es war nicht einmal böse gesprochen, es war eine ganz nüchterne Feststellung. Axilla ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken, hielt sich dabei hustend die Rippen, die ihr bei jedem Keuchen zu bersten schienen. Sie blickte Anthi einfach an mit einem Blick, der irgendwo zwischen Resignation, Zorn und Trotz lag. Sie war es leid, die fröhliche Maske aufzusetzen und so zu tun, als wäre nichts und als wäre die Welt in Ordnung. Sie war es so leid, ihr Leid nicht zu zeigen. Sie würde sterben, egal was er auch meinte, da hatte es keinen Sinn, jetzt tapfer zu lächeln.
“Mein Körper braucht gar nichts, höchstens ein Gift, damit er nicht so leiden muss.“
Sie sah kurz zu Anthi auf, und der Blick ihrer Augen veränderte sich leicht. Als Arzt hatte er Zugang zu Gift und hätte ihr wohl ein schmerzloses geben können. Aber sicher würde er das nicht tun. Ihre Stimme wurde langsam, fast leiernd, und sehr ruhig.
“Und zu Timos… hab ich dir je Grund gegeben, mir nicht zu trauen? War ich unehrlich oder treulos? Es ist nun wie lange her? Ein halbes Jahr? Hast du irgendwelche Klagen gehört? Auch nur eine kleine?
Axillas Blick glitt zum Fenster und von dort in den Garten.
“Du bist ungerecht, Ánthimos. Dein Bruder hat mich mitgenommen, nicht ich ihn, und ich habe alles getan, ihn zu schützen danach. Und trotzdem behandelst du mich, als wolle ich euch etwas antun.
Wusstest du, dass Urgulania befürchtet, Terentius Cyprianus könnte mir etwas antun, um sich an ihr zu rächen? Weil wir Iunier so gut mit den Griechen zusammen wirken? Und doch meinst du, ich könnte ihm etwas verraten?“
Ihre Gedanken drehten sich immer mehr, weshalb sie vom hundertsten ins Tausendste kam, ohne dass es wirklich flüssige Übergänge gegeben hätte. Und ihr Kopf dröhnte so sehr vom Fieber, dass Axilla nur die Augen schloss, als könne sie den Schmerz damit mit aussperren.
Am liebsten wollte sie alles aussperren. Sie fühlte sich so unendlich einsam, da war es nur eine Frage der Ordnung, auch allein sein zu wollen. Allein war die Einsamkeit besser zu ertragen, fand Axilla. -
Als Anthi ihr den Becher so entgegenstreckte und ihr Befahl, schaute Axilla ganz verwirrt zu ihm hoch und nahm den Becher erstmal an sich. Allerdings trank sie nicht, sie war über den Tonfall viel zu verwirrt.
Und dann machte sich Ánthimos auch noch über sie lustig! Sie merkte, wie sie deswegen böse auf ihn wurde. Sogar sehr. Erst befahl er ihr, und dann verspottete er sie auch noch. Doch dann kam wirklich die Krönung des ganzen, als er ihr eröffnete, dass er Timos selbst dann nichts sagen würde, wenn er dürfte. Und die ganzen Frauennamen die er aufzählte machten die Sache nicht besser. Das war fast, als wollte er ihr absichtlich weh tun.
Axilla hielt sich an dem Becher so sehr fest, dass ihre Knöchel unter der Haut weiß hervortraten und schaute Anthi trotzig an. So war das also. Er hielt sich und die seinen wohl für etwas besseres! Und sie hatte gedacht, sie hätten Freunde sein können. Axilla gab eigentlich nichts auf Gerede und war von Vorurteilen frei, aber in diesem Moment konnte sie sich nicht erwehren und musste denken, dass die Römer vielleicht doch recht hatten und die Griechen selbstverliebte Gockel waren, die ihren Stand nicht kannten. Zumindest manche von ihnen.
Anstatt ihm zu antworten, wie sie sich fühlte – das Kopfweh nahm gerade wieder rapide zu, da ihr Blutdruck und damit ihr Fieber gestiegen waren – warf sie ihm mit einer trotzigen Bewegung den Becher zielsicher gegen die Brust. Zugegeben ein nahes und breites Ziel, und eigentlich hatte sie auf seinen Kopf gezielt, aber es gab ihr ein wenig trotzige Genugtuung, ihn überhaupt getroffen zu haben.
Sie war wütend, und wie schon einmal, wenn sie wütend war, überlegte sie gar nicht erst lange, sondern schrie einfach das heraus, was ihr in den Sinn kam. Oder sie versuchte es, mit der verstopften Nase und dem Husten war es mehr ein heiseres Japsen, immer wieder durchbrochen von Hustenattacken.
“Behandel mich nicht wie ein Kind! Ich bin eine erwachsene Frau, und ich verlange Respekt! Hältst du dich denn für was Besseres, dass du mir sowas sagen darfst? Dein Bruder ist auch erwachsen, der kann auch für sich selbst entscheiden, was er möchte. Du bist der jüngere!
Ich hab gedacht, dass wir vielleicht nicht Freunde sind, aber dass du mich wenigstens ein bisschen magst. Aber du machst dich nur lustig über mich. Reicht es dir nicht, dass ich sterbe? Musst du mich auch noch demütigen? Ich wollt doch nur ein bisschen Hoffnung, dass ich Timos nicht egal bin, und du…
Wieso ich denke, dass ich sterbe? Ich weiß es! Mutter war jahrelang krank, hatte jahrelang diesen Husten und Fieber! Und auch da ist ein Arzt gekommen und hat gesagt, in einer Woche sei sie wieder gesund, wenn sie nur dieses Mittel nehme und an jenen Gott opfern würde. Und? Sie wurde nicht gesund, sie wurde nur immer kränker und kränker und egal, wie viel ich geopfert habe, egal wie sehr ich mich gekümmert hab, sie ist tot! Und ich will nicht auch jahrelang vor mich hinvegetieren, bis ich nur noch ein Schatten bin!“
Axillas Lunge brannte von der vielen Anstrengung und sie musste so sehr husten, dass sie sich auf die Seite rollen musste und sich den Bauch hielt. Sie fühlte sich ganz schrecklich, aber vor allem fühlte sie sich im Moment wieder so einsam wie schon seit langem nicht mehr. -
Ihr Schwierigkeiten bereiten? Sie hatte das eigentlich eher andersherum gedacht, dass er einem wütenden Tribun oder eben seinem Präfekten entgegentreten musste und keine Ergebnisse vorzuweisen hatte. Dass sie selber wegen dem Tag am Hafen von öffentlicher Seite Probleme bekommen könnte, daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Da hatte sie viel eher Angst gehabt, Urgulania könnte etwas wissen und ihr die Hölle heiß machen, weil sie so leichtsinnig gewesen war.
Trotzdem war sie nicht froh, dass der Decurio jetzt schon ging. Es war schön gewesen, ihn dazuhaben. Irgendwie zumindest. Axilla mochte einfach Soldaten.“Oh, du belästigst mich ganz und gar nicht.“
Axilla stand langsam auf und sah den Decurio kurz einfach nur stumm an, bis ihr einfiel, dass sie vielleicht ein bisschen mehr sagen sollte.
“Es war mir eine Freude, dich meinen Gast zu nennen, auch wenn der Umstand, wie es dazu kam, etwas unglücklich war.“
Ja, das klang richtig gut! Gastgeben war vielleicht doch gar nicht so schwer, wenn man sich ein wenig anstrengte. Zumindest lief Cursor nicht wütend raus, also konnte sie sich nicht zu trampelig angestellt haben.
“Ich habe mich auf jeden Fall gefreut, dich kennen zu lernen. Vale, Decimus Cursor.“
Mit dem Abschluss war sie nicht wirklich zufrieden, aber sie konnte ihn ja schlecht noch mal einladen. Wie würde das denn aussehen? Vor allem, da er ja Soldat war. -
Er sah sie immer noch an. Axilla hatte es aufgegeben, unauffällig wegzusehen und sah ihn stattdessen jetzt auch einfach offen an. Sie erwischte sich dabei, dass sie sich mehr fragte, ob er sie wohl hübsch fand, als wirklich an die Sache am Hafen zu denken. Dabei sollte sie ja eigentlich viel eher darauf aufpassen, was sie so sagte, immerhin war es wichtig. Außerdem war Cursor Decurio, da war es eigentlich egal, ob er sie anschaute, weil er sie hübsch fand oder nicht. Er würde wohl noch eine ganze Weile lang Soldat sein, also sollte sie in die Richtung als anständiges Mädchen gar nicht weiterdenken.
Das Problem war nur, Axilla wusste, dass sie nicht unbedingt anständig war…
“Nun, der, der die Fackel geworfen hat, der ist schon tot. Der ist da am Hafen gestorben. Wer damit angefangen hat, das hab ich nicht gesehen, ich hab das erst gemerkt, als die Leute sich schon vor dem Schiff versammelt haben. Das waren hauptsächlich irgendwelche Packer und Arbeiter.“
Hatte sie das nicht schon gesagt? Sie wollte sich ja auch nicht dauernd nur wiederholen.
Etwas verlegen kratzte sich Axilla am Arm. Sie würde viel lieber über irgendwas anderes sprechen als über den tag am Hafen. Allerdings wusste sie nicht, worüber sie mit Decimus Cursor sonst hätte sprechen können.
“Ich hoffe, du kriegst keine Schwierigkeiten, wenn da nichts bei rauskommt, weil ich mich nicht so erinnere?“
Sie wollte ja auch nicht, dass er Probleme bekam, denn er konnte da ja auch nichts dafür. -
Axilla nahm den Becher erstmal lustlos entgegen, machte aber keine Anstalten, irgendwas zu trinken. Woher wollte denn bitteschön Ánthimos wissen, was sie tun musste? Sterben konnte man auch, ohne vorher ordentlich Wasser getrunken zu haben. Doch als sie ihm dann zuhörte, blickte sie ganz verwundert auf. Er war gestern schon hier gewesen? Und er war ARZT?
Warum nur wusste sie von all dem nichts? Ein bitterböser Blick traf Leander, der ganz geschäftig etwas auf dem Tisch aufzuräumen anfing und ansonsten so tat, als wisse er von nichts. Vor allem, hatte sie nicht gesagt, dass sie keinen Arzt sehen wollte? Hörte denn keiner auf sie?
Andererseits passte das wieder ins Bild. Dass Silanus nun der Präfekt der Ala in Germania war, hatte sie ja auch erst aus der Acta erfahren. Wieso sollte sie also erfahren, dass Ánthimos Iatros ist? Redete ja nie jemand mit ihr und klärte sie auf. Dabei war sie gar nicht so dumm, wie alle sie hielten. Sie konnte es nur nie zeigen, was sie alles konnte, das war auch schon alles.
Aber im Grunde war das jetzt alles sowieso unwichtig geworden. Sie hatte schlimmen Husten und Fieber, bald würde sie auch Blut spucken und nicht mehr aufstehen können. Sie wusste es.“Wie soll es mir schon gehen? Ich hab mich damit abgefunden, dass ich sterbe. Deshalb brauchst du dich auch eigentlich gar nicht bemühen.“
Den Becher stellte sie unangetastet auf ihr Nachttischchen und ließ sich wieder schlapp in die Kissen zurücksinken. Ihr wäre lieber gewesen, Timos hätte ihn geschickt.
“Dann weiß Timos gar nichts davon?“ fragte sie noch einmal nach. Sie war sich nicht sicher, ob sie das gut oder schlecht finden sollte. -
Als sie die kühle Hand auf ihrer Stirn fühlte, wachte Axilla sofort aus ihrem dösenden Halbschlaf auf. Ihre Sklaven berührten sie nicht einfach so ungefragt, und im ersten Moment dachte sie, Urgulania wäre hereingekommen. Doch dann erkannte sie Ánthimos und schaute ihn ganz verwirrt an. Was machte er in ihrem Cubiculum? Und wer hatte ihn reingelassen? Und warum?
Und sie trug doch grade nur eine wirklich dünne Tunika, die Bandagen hatte sie sich abnehmen lassen. Auch wenn Leander herumgejammert hatte deswegen.
“Ánthimos, was machst du denn hier?“
Auf seltsame Art erinnerte sie die Situation an den Morgen, als sie aus Timos' Zimmer gekommen war, ebenfalls nur mit einer dünnen Tunika bedeckt und etwas wackelig auf den Beinen. Sie setzte sich auf, und ihr wurde schwindelig dabei, so dass sie die Augen zukniff und sich ächzend abstützte. In ihrem Kopf drehte sich noch alles und ihre Nase saß vollkommen zu. Durch das ständige durch den Mund atmen fühlte sich ihre Zunge ganz pelzig an. Und sie schmeckte nichts, absolut gar nichts. Deshalb aß sie auch nichts, das Frühstück stand noch immer unangetastet auf dem Tischchen neben dem Bett.
Als sie richtig saß, musste sie erst einmal husten, so dass es ihren schwachen Körper richtig durchschüttelte. Es hörte sich ein wenig rasselnd an.
“Komm lieber nicht so nahe, ich bin krank. Ich... egal.“
Sie wollte ihn nicht damit belasten, dass sie sterben würde. Er würde es noch früh genug erfahren, wenn er es nicht ohnehin schon in ihren fiebrig glasigen Augen sah.
“Was machst du hier? Hat Timos dich geschickt?“
Kurz glomm so etwas wie eine kleine Hoffnung in ihr auf. Sie hatte Timos seit Anthis Hochzeit nicht mehr gesehen. Er war jetzt Strategos, wusste sie. Aber sie hatten sich nie mehr getroffen. Natürlich war das für sie beide besser, aber grade jetzt hätte sie ihn wirklich gern noch einmal gesehen und mit ihm einmal noch richtig gesprochen über alles, was gewesen war. Und es wäre ein schönes Gefühl, zu wissen, dass es jemanden gab, der einen liebte. Axilla kannte das Gefühl nicht mehr und sehnte sich danach.