“Na, ich weiß nicht. Wusstest du, dass die Ägypter glauben, dass sie von einem Krokodil gefressen werden, wenn sie tot sind und im Leben böse waren?“
Axilla hatte schon hunderte Geschichten hier mittlerweile aufgeschnappt, auch wenn sie sie allesamt fröhlich vermischte und verwechselte und manchmal nichtmal wusste, wo sie die Geschichte nun herhatte. “Dann müssen die das ja schon für sehr gefährlich halten. Aber die halten auch Katzen für Götter, von daher darf man das vielleicht auch nicht so ernst nehmen.“
Axilla zuckte leichthin mit den Schultern und setzte sich mit Rufus in Bewegung, um Helios’ Spur zu folgen. Viele Ägypter kannte sie nicht. Eigentlich war Cleonymus der einzige, den sie von einem längeren Gespräch und nicht nur vom Markt her kannte, wenn man es genau nahm. Und der hatte noch nie zu einem Hund oder einer Katze gebetet. Zumindest nicht, wenn sie dabei war. Allerdings glaubte Axilla auch nicht, dass die ägyptischen Götter mehr machten als die römischen, von daher war es ihr im Grunde auch egal. Sie selbst betete und opferte ja auch nur zu sehr ausgewählten Anlässen, wie den Parentalia oder wie heute an ihrem Geburtstag. Als ihre Mutter krank wurde, hatte sie oft geopfert, und nichts war passiert. Warum also sollte sie dann nun den Göttern mehr opfern, wenn sie ja doch nicht halfen, wenn man mal wirklich etwas brauchte?
Sie gingen nebeneinander her, der Spur des Pferdes folgend. Langsam wurde es wieder wärmer, und überall wuchs schon wieder der erste Weizen und kam grün durch den noch feuchten Schlamm der Überschwemmung hindurch. So sah das Land richtig fruchtbar aus, und doch vermisste Axilla die Blumen, die um diese Zeit in Hispania geblüht hatten.
“Das mit der Cena wird schon. Zur Not wird Leander sich schon eine Ausrede für mich einfallen lassen. Er ist wirklich sehr treu und aufopfernd.“
Sie mochte ihren Sklaven wirklich gern. Als sie ihre Worte aber hörte, fiel ihr wieder ein, dass es eigentlich unangebracht war, einen solchen so zu loben. Als Sklave hatte er ja schließlich treu, gehorsam und aufopfernd zu sein. Kurz sah sie deshalb fast erschrocken zu Rufus hinüber. “Ähm, ich meine, er ist wirklich ein vertrauenswürdiger Sklave.“
Das klang jetzt vielleicht nicht viel besser, aber ein ganz klein wenig. Vielleicht sollte sie lieber das Thema wechseln.
“Wie ist eigentlich der Frühling in Germania so? Blühen dann viele Blumen? Oder geht das gar nicht wegen dem vielen Wald?“
Auf dunklem Waldboden, der im Schatten lag, blühte ja doch eher selten etwas. Und Axillas Vorstellung von Germania war eigentlich die eines einzigen, riesigen, großen, grünen Waldes. Wenn nicht grade mannshoher Schnee lag, versteht sich.