Eine Frau kam aus einem der Gebäude heraus und verbeugte sich vor Axilla. Sie war älter und auch größer als Axilla, und hatte hellere Haut. Ungefähr so wie Rufus, nur ein bisschen gebräunter schon. Die Iunia fand die roten Haare irgendwie lustig, sonst kannte sie nur diese Versuche mit Henna, das Haar rot zu färben, was aber dann viel, viel künstlicher aussah. Dieses Rot erinnerte Axilla eher an einen Eichhörnchenpelz, was der Frau gleich ein paar Sympathiepunkte einbrachte. Nicht, dass die jemand benötigte, da Axilla ohnehin jeden erstmal mochte, bis dieser ihr einen Grund zum Gegenteil gab.
Sie sprach sie alle drei an, und kurz grinste die junge Römerin. Ihre Sklaven wollten ja wahrscheinlich lieber wieder am Gymnasion sein, als eine kleine Rhomäerin, wie sie es nannten, durch die Strassen von Rhakotis zu eskortieren.
“Ähm ja. Also, ich möchte ihn kurz sprechen. Die beiden passen nur auf mich auf. Also, sie passen nicht auf mich auf, sondern halt für mich. Oder so…“
Jetzt hatte sie sich doch glatt selbst kurz verwirrt. Sie schüttelte kurz den Kopf und fuhr dann fort. Da die Sklavin aber so gebeugt dastand, fand Axilla das ganz schön anstrengend. Sie schaute den Menschen gerne in die Augen, auch bei Sklaven wollte sie deren Blick nicht erst vom Boden heben müssen. Und dabei wusste sie ja gar nicht, ob diese junge Frau hier wirklich Sklavin war, denn in dieser ärmlichen Umgebung sahen die meisten Freien auch nicht besser aus, was das rein äußerliche Erscheinungsbild anging. Noch dazu, wo Marcus ja selbst so ein komischer Kauz war, was das Verbeugen anging. Sie erinnerte sich noch zu gut an die Szene im Perystil, wo er vor ihr sogar auf die Knie gefallen war.
Axilla also verbog sich nun ihrerseits leicht, um der Sklavin in die Augen schauen zu können. Sie brauchte einfach Augenkontakt, um vernünftig reden zu können, Rang hin oder her.
“Es geht um etwas, was ich ihm vom Gymnasiarchos ausrichten soll. Ist er denn da? Es ist relativ wichtig.“
Beiträge von Iunia Axilla
-
-
Sie wusste mehr als er? Axilla schaute nicht minder verwirrt zurück zu Archias, als dieser sie so seltsam anschaute. Er hatte doch gerade eben von den Nomaden gesprochen? Naja, vielleicht hatte er sie auch einfach hinter den Packpferden nicht gesehen, die waren ja beladen, dass sie eigentlich hätten umkippen müssen. Aber es war sowieso eigentlich egal, Axilla war einfach nur überglücklich, dass sie mitdurfte. Da hätte man sie anschauen dürfen, wie man wollte, solange sie nur weiterhin mitdurfte und reiten konnte und die Aussicht auf Abenteuer hatte.
Anstelle einer Antwort also erhielt Archias nur das strahlendste Lächeln der Welt. Ein paar Tage oder eine ganze Woche, das war gleich. Die Vorfreude war sowieso das schönste an der ganzen Sache. Ein ganz klein wenig verunsichert war Axilla zwar doch, dass der genaue Weg wohl doch nicht so bekannt war, aber wer wollte schon so kleinlich sein? Der Sklave, der bestimmt genauso sehr lächelte wie sie selbst, schien auch sehr zuversichtlich und hatte offenbar auch Ahnung. Zumindest schien er nicht im mindesten Angst zu haben, also warum sollte Axilla sich wie ein Mädchen anstellen? Ihr Vater hatte schließlich keinen Feigling großgezogen, der beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten den Kopf in den Sand steckte.
Das Gemurre des anderen Sklaven fand Axilla äußerst amüsant und sie versuchte, nicht allzu auffällig zu schmunzeln. Irgendwie war heute alles lustig. Vor allem Leander, der wie ein Sack Weizenkörner auf seiner Stute hockte und dem Tier misstrauische Blicke zuwarf. Axilla würde aber schon auf ihn aufpassen, damit er nicht vom Pferd fiel. Wenn sie ihn schon fast genötigt hatte, seinen bequemen Platz zuhause hier für diese Reise zu verlassen, auch wenn er ein Sklave war, da war sie ihm das wenigstens schuldig.
Archias fragte, ob alle soweit fertig waren, und sie wandte sich wieder ihm zu und verscheuchte die ganzen Gedanken wie lästige Fliegen. Ob sie bereit war? Am liebsten würde sie sofort im gestreckten Galopp los! Aber das würden sie wohl nicht machen, die Reise war ja lang und auch für die Pferde war die Sonne heiß. Axilla nahm also ihre Palla, die bislang nur lässig um ihre Schultern gehangen war, und zog das Tuch so hoch, dass ihr Kopf vor der Sonne geschützt sein würde. Das würde beim reiten wahrscheinlich sowieso wieder zurückfallen und sie würde es vergessen, es wieder hochzuziehen, aber wenigstens den Anschein, sie wüsste, was sie für eine Reise zu tun hatte, würde sie für die erste Meile wohl wahren können.
“Also, ich bin soweit.“ -
Von nicht nur einem, sondern gleich zwei großen Sklaven des Gymnasions flankiert schritt Axilla zum ersten Mal durch die Straßen von Rhakotis. Alles hier roch geradezu nach Abenteuer. Am liebsten hätte Axilla den ein oder anderen Abstecher in die Umgebung gemacht, wo sie schon mal hier war. Das sah alles so ungeordnet und heruntergekommen aus, und die Gestalten am Straßenrand sahen wie Halsabschneider, Räuber und Diebe aus. In ihrer Phantasie beschritt Axilla ein Land voller Gefahren, das nur darauf wartete, von ihr entdeckt zu werden.
Doch blieb sie brav zwischen den beiden Sklaven und folgte ihnen durch das Gewirr der Straßen zu einem ziemlich anders aussehenden Gebäude. Irgendwie passte es hier nicht wirklich rein. Es war zwar aus denselben Steinen erbaut, sah aber irgendwie aus, als hätte jemand das ganze in einer anderen Stadt – oder zumindest einer anderen Gegend dieser Stadt – gebaut und dann einfach hierher verpflanzt. Axilla betrachtete die Anlage etwas skeptisch, als sie sich dem Tor näherte und in jugendlichem Überschwang kräftig anklopfte.Als sie so das Tor berührte, bemerkte sie, dass die Türe offen war. Wer machte denn sowas, noch dazu in dieser Gegend? Axilla hätte einen dicken Riegel an dieser Türe gehabt, aber Marcus war wohl etwas sorgloser als sie. Und da ja schon offen war und sie ja auch nicht zu lange trödeln wollte, trat sie einfach ein.
"Chaiiireee?" rief sie leicht in den Hof, der hinter dem Tor lag. Mit den beiden Sklaven diesmal im Schlepp ging sie fast schon vorsichtig vorwärts und sah sich neugierig um. -
Offenbar sah Nikolaos wirklich eher das Problem in der Beweisbarkeit denn in der moralischen Frage, ob man aus Leid geborene Untätigkeit bestrafen solle. Aber Axilla war schon froh, dass er das ganze wenigstens ein wenig so sah wie sie und sie damit nicht ganz allein stand. Auch wenn sie immer noch ein sehr mulmiges Gefühl hatte.
“Zu seiner Akademie in Rhakotis? Ähm, wenn der Sklave den Weg kennt, natürlich. Ich war da noch nie. Eben weil es keine Gegend für junge Frauen ist.“
Gegen den Begriff Mädchen wehrte sie sich ein wenig. Sie war ja kein Kind mehr, sie war eine erwachsene Frau und eigenen Rechtes, darüber hinaus Inhaberin eines Betriebes und nicht zuletzt sein Scriba. Da verlangte schon allein der Stolz, dass sie sich als Frau bezeichnete.
Axilla stand also auf, um sich dann auch gleich auf den Weg zu machen. Wenn das erledigt wäre, wäre sie dann auch wohl fertig für heute und konnte dann nach Hause. Hoffentlich. -
Beinahe schon hätte Axilla nicht mehr daran geglaubt. Ja, sie war sogar soweit gewesen, Aelius Archias zu unterstellen, dass er sie schlicht und ergreifend vergessen hatte. Aber dann war tatsächlich ein Brief von ihm angekommen, an sie adressiert, und kurze Zeit später hatte ein Freudenschrei durchs halbe Haus gehallt. Er hatte sie nicht vergessen! Seine Einladung stand noch, und sie durfte tatsächlich mitkommen! Zu den Pyramiden! Axilla war so aufgeregt, dass sie den restlichen Tag nur noch geplappert hatte und alle wie wild herumgescheucht hatte.
Natürlich war sie etwas verlegen, als sie dann Urgulania und schließlich auch Nikolaos gesagt hatte, dass sie eben ein Weilchen weg wäre, aber letzten Endes war es ihre Entscheidung und Axilla war ein alter Sturkopf. Wann sonst hatte sie Gelegenheit, zu den Pyramiden zu reisen? Noch dazu mit jemandem aus der Familie des Kaisers, auch wenn das für sie eher fünftrangig war.Axilla hatte sich also Leander geschnappt, damit er sie begleiten würde. Alleine gehen ging ja nun doch wieder nicht, und der Sklave war derjenige, dem sie nun mal am meisten vertraute. Auch wenn er schon bestimmt an die Vierzig war und immer etwas verplant, aber da passte er zu ihr. Und er mochte sie, das wusste Axilla, und sie umgab sich gerne mit Menschen, die sie gern hatten und nicht nur bei ihr waren, weil sie mussten.
Natürlich hatte sie Aelius Archias bescheid gegeben, dass sie mitkommen würde, und ihn auch gebeten, ihr da ein Pferd zu leihen. Immerhin hatte sie keine eigenen, und da er ohnehin alles mögliche und unmögliche für die Reise organisiert hatte, kam es auf das auch nicht mehr an.Und so kam sie zu der bereits wartenden Gesellschaft mit Leander im Schlepp an. Sie begrüßte alle anwesenden mit einem vor Glück strahlenden Lächeln und ein paar Worten, ehe sie sich auch auf eines der Pferde begab. Es war ein hübscher Brauner mit schwarzer Mähne und schwarzen Füßen. Axilla liebte das Pferd jetzt schon, auch wenn sie von dessen Gemüt noch gar nichts wusste. Leander wies sie zu einer grauen Stute mit leichtem Senkrücken und hellem Maul. Er war kein besonders guter Reiter, und die Stute schien ein sehr ausgeglichenes Tier zu sein. Sie beschwerte sich auch nicht, als Leander langsam auf ihren Rücken kletterte. Axilla schüttelte nur kurz lachend den Kopf und schwang sich auf den Rücken ihres Braunen.
Es schien so ewig her zu sein, dass sie geritten war. Axilla versuchte kurz, sich daran zu erinnern. Bestimmt waren es über zwei Jahre, wenn nicht sogar noch mehr. Nach Vaters Tod war sie nur noch ein paar Mal ausgeritten. Und jetzt fühlte sie wieder das Spiel der Muskeln unter ihren Schenkeln, wenn sich das Tier leicht bewegte und mit den Hufen scharrte. Am liebsten hätte sie noch den Sattel abgeschnallt, um es noch deutlicher zu fühlen.
Sie war sich etwas unsicher, ob ihre Garderobe den anderen Teilnehmern nicht vielleicht doch etwas peinlich war. Aber Archias hatte ja schon gemeint, sie würden reiten, also hatte Axilla auch eine nur knielange Tunika an und keine, die bis hinunter zu den Knöcheln ging. Natürlich hatte sie für abends auch längere Garderobe, aber jedes Kleid würde sowieso bis zu den Knien hochrutschen. Sie hoffte einfach, dass sie damit in kein Fettnäpfchen getreten war, als sie ihr Pferd geschickt nach vorne zu Archias lenkte.
Zügel in der linken Hand, Rücken gerade, Hacken nach unten… es war, als hätte sie nie aufgehört mit dem Reiten. Am Abend würde ihr Hintern ihr wahrscheinlich was anderes sagen, aber diese ersten Schritte waren einfach, als hätte sie nie damit aufhören müssen. Sie hoffte, es war nicht zu auffällig, immerhin sollten brave, römische Mädchen lieber sticken und weben können, als reiten.
“Meinst du wirklich? Ich hab gehört, die wären ganz weit draußen in der Wüste und nicht hier am Delta? Aber wäre schon ein Abenteuer.“
Axilla war schon ganz aufgeregt, denn egal, ob sie nun Nomaden trafen oder nicht, es wäre ein Abenteuer. Auch wenn sie ein wenig das Gefühl hatte, Anstandsperson für die beiden Verlobten zu sein, aber das war ihr schlicht und ergreifend vollkommen egal. -
“Ähm… ja, kann sein“ kommentierte Axilla Nikolaos’ Worte zu Rufus nur knapp. Irgendwie war sie sich nicht sicher, was sie da sagen sollte. Sie konnte ja kaum losplappern, dass sie beide Freundschaft geschlossen hatten auf den paar Schritten zur Regia. Wie würde das denn aussehen? Außerdem verstand Nikolaos sich mit Urgulania, und die sollte das nicht von ihm erfahren. Abgesehen davon, dass es da ja auch gar nichts zu erfahren gab. Axilla würde den Fluch, den sie um sich herum verbreitete, nicht noch einmal auf einen Mann abladen. Sie wollte endlich wieder einen Freund, der blieb. Bei jeglichem romantischen oder sonstigem Gefühl würde Rufus nur weggehen oder sterben, davon war Axilla überzeugt. Abgesehen davon kannten sie sich ja auch erst so kurz.
Die kleine Ansprache zu dem Gesetz aber schüchterte Axilla noch ein wenig mehr ein. Sie konnte sagen, was sie wollte, das Ding würde erstmal vorgelegt werden. Sie fand das schrecklich, auch wenn Nikolaos meinte, dass das so nie und nimmer angenommen werden würde.
“Ähm, ja, also, das Problem… naja, eigentlich sind es ja mehrere Probleme. Eins hab ich mit Marcus auch schon besprochen. Man kann ja nicht so genau beweisen, wer was weiß und wer nicht, und ich finde Foltern da nicht so zuverlässig. Aber er meinte, das ginge schon, auch ohne Foltern. Ich glaub aber trotzdem, dass das nicht so gut zu beweisen wäre.
Und das andere seh ich bei den Familien. Also, bei denen von den Tätern. Ich meine, ein Familienoberhaupt ist ja dafür verantwortlich, was seine Familienmitglieder machen, nicht? Aber wenn man dann die ganze Familie bestraft, wenn einer etwas anstellt, wer soll dann Wiedergutmachung leisten? Ich meine, wer zahlt dann die Strafe, wenn alle schon so bestraft worden sind? Und man kann ja auch nicht alle wie den Täter bestrafen, weil sonst muss man ja auch eine ganze Familie kreuzigen oder Hand abschlagen oder…“
Axilla machte eine etwas hilflos wirkende Geste. Ihr widerstrebte der Gedanke, die ganze Familie eines einzelnen Menschen zu bestrafen, wenn nur einer daraus einen Fehler begangen hatte. Axilla war schließlich nicht blind, auch wenn sie manchmal grenzenlos naiv zu sein schien. Aber sie konnte doch nicht der Mutter eines diebischen Kindes, was einfach Hunger gehabt hatte, weil es arm war, dieselbe Strafe zuteil werden lassen, als hätte sie gestohlen? Das würde das ganze ja nur verschlimmern und noch mehr Menschen hervorbringen, die nicht mehr richtig arbeiten konnten.
“Aber bei Gesetzen kann man doch nicht so viele Ausnahmen formulieren, oder? Dann muss man Greise und Kinder ja auch genauso bestrafen, und alle, und…. Ich glaube, das würde Rhakotis entweder entvölkern oder einen großen Aufstand verursachen. Wahrscheinlich beides.“
Axilla sah etwas verlegen auf. Normalerweise hielt sie ja nicht so viel von dieser weichherzigen Auslegung verschiedener Gesetze. Dafür waren Gesetze ja schließlich da, damit man sie befolgte. Sie kam sich da schon beinahe vor wie diese verrückten Christianer, die immer predigten, man solle doch nur noch lieb und nett zueinander sein und sich am besten noch nichtmal gegen Gewalt wehren. Dabei sah sie ja durchaus die Notwendigkeit von Kriegen und Militär und all dem. Aber das hier war irgendwie die Grenze. -
Schnell folgte Axilla Nikolaos nach. Diese Gelegenheit würde sie sich sicher nicht entgehen lassen, außerdem versuchte sie, die Vielzahl an Fragen ihres Arbeitgebers alle zu beantworten. Da aber immer neue Fragen dazukamen, war das gar nicht so einfach.
“Er war vor etwas über einer Stunde da. So wie er sich anhörte, wollte er die Einladung wohl annehmen, aber genaueres hat er nicht gesagt. Aber ich denke, das wird demnächst sein, denn er wollte dann mit dir auch über den Entwurf sprechen.“
Sie war Nikolaos in sein officium – auch wenn er das Wort nicht mochte und davon scheinbar Kopfschmerzen bekam – gefolgt und schloss hinter sich die Tür. Die anderen Schreiberlinge draußen mussten ja nicht alles mithören, und so hatte sie das Gefühl, etwas offener sprechen zu können. Ohne lange auf eine Aufforderung zu warten, setzte sich Axilla einfach auf den freien Stuhl.
“Ja, Duccius Rufus ist gut angekommen.“
Axilla musste sich etwas zusammenreißen, dabei nicht zu lächeln. Sie freute sich immer noch über ihre neue Freundschaft, auch wenn diese etwas seltsam zustande kam und kaum drei Stunden alt war. Aber ein Lächeln jetzt hätte vielleicht falsche Signale gegeben, und das wollte sie auf gar keinen Fall. Daher kam sie auch ganz schnell auf den Gesetzesentwurf wieder zurück.
“Ähm, ja, der Entwurf. Also, ich habe ihn jetzt nicht gelesen, daher weiß ich nicht, was genau drin steht. Er ist ja für dich, und…“ Fremder Leute Post lesen war zwar nicht verboten, aber eben auch nicht besonders nett. Axilla ließ es daher ihre Beweggründe unerwähnt und fuhr einfach fort.
“Aber wir haben uns darüber unterhalten. Er will jeden, der von einer Straftat weiß und sie nicht meldet, genauso bestrafen, als hätte derjenige die Straftat selber begangen.“
Axilla ließ den Satz einen Moment lang sacken, denn sie wusste nicht, ob Nikolaos das auch befürworten würde, und sie wollte ihrem Arbeitgeber nicht vor den Kopf stoßen. Schweigen allerdings konnte sie auch nicht.
“Ich seh da aber ein paar Probleme…“, tastete sie sich daher vorsichtig an das Thema heran. -
Fast hatte sich Axilla schon entschlossen, zu gehen. Sie wollte nur noch die Briefe für die ungefährlichen Gegenden austragen – also die an Nikolaos’ Gasthaus, auch wenn das für eine Frau auch nicht ganz schicklich sein konnte. Aber gerade, als sie alles zusammengepackt hatte, kam dann doch noch Nikolaos herein, und Axilla fühlte sich ein klein wenig ertappt. Daher bekam sie gar nicht mit, dass sie ihren Arbeitgeber in eine Verlegenheit gebracht hatte, sondern antwortete ihrerseits etwas unsicher.
“Ähm, ja, chaire. Also, ja, es ist was passiert. Also, nicht schlimmes.“
Sie atmete einmal noch mal durch, um ihre konfusen Gedanken zu ordnen, als sie dann vernünftig erzählte. Erst denken und dann reden hatte wirklich vorteile, sie sollte es sich langsam angewöhnen.
“Marcus Achilleos war hier. Ich hab ihm dann seinen Brief gleich mitgegeben, den hatte ich da schon fertig. Er hat einen Gesetzesentwurf vorbeigebracht, über den er mit dir reden möchte, weil er wohl möchte, dass er beschlossen wird. Ich hab ihn auf deinen Tisch gelegt, damit… naja, damit ich nicht versehentlich Tinte draufkleckere.“
In einer sehr schuldig und schüchtern wirkenden Geste zeigte Axilla ganz kurz ihre Fingerspitzen, an denen schwarze Tintenflecke klebten. Die würde sie heute Abend fein säuberlich abschrubben. Eine römische Dame hatte keine Tintenflecke an den Händen zu haben.
“Ich hab mich auch mit ihm ein wenig darüber unterhalten. Es geht um eine Verschärfung des Strafrechts…“
Selbst ein Blinder würde wohl merken, dass Axilla darüber reden wollte, so wie sie sich auf der Unterlippe herumkaute, nervös von einem Fuß auf den anderen trat und dabei mit den Händen leicht rang. Aber sie wollte Nikolaos ja nicht so gleich überfallen, ehe er den Gesetzesentwurf auch nur gelesen hatte. Außerdem hatte sie gar keine Ahnung, ob ihn ihre Meinung dazu überhaupt auch nur in irgendeiner Weise interessierte. Trotzdem hoffte sie, er würde sie fragen oder es würde sich sonst wie die Gelegenheit ergeben. -
Axilla konnte sich nicht vorstellen, dass Urgulania jemals auch nur halb so verplant gewesen sein könnte wie sie. Nichtmal ein zehntel so verplant, ausgeschlossen. Und sie war froh, dass Anthi sie dann aus der Pflicht nahm, sich weiter zu erklären und sie verabschiedete. Sie stellte vorsichtig den saft, von dem sie nur was verschüttet aber gar nichts getrunken hatte, an den Rand seines Schreibtisches und wischte sich ihre klebrige Hand mangels anderer Möglichkeit an ihrer Tunika ab.
Doch als Anthi dann auf die Tunika zu sprechen kam, die sie vor über einem Monat im Gymnasion hatte liegen lassen, wurde sie noch mal ganz verlegen. Die hatte sie schon vollkommen vergessen. Angesichts Anthis blauem Auge, das der Arzt aufgestochen hatte, hatte sie bereits nicht mehr daran gedacht, und jetzt war das ja auch schon eine ganze Weile her.
“Ähm, die bringst du vielleicht dann am besten da mit vorbei. Wenn ich die abhole, schaut das vielleicht auch komisch aus, oder? Wenn du meinst, Nikolaos mag dich nicht, und ich bin ja sein Scriba, und überhaupt wegen Timos, weißt doch…“
Ein ganz klein wenig hatte Axilla da immer noch Angst, dass das eines Tages vielleicht doch auffliegen könnte. Sie war so unvorsichtig gewesen! Und dabei wollte sie doch von nun an anständig sein. -
Axilla hatte zwar keine Ahnung, wer Octavius Matrinius war, aber sie freute sich, dass Anthi nicht nur nicht böse war, sondern sie sogar lobte. Seine anderen Worte aber verunsicherten sie doch. Natürlich könnte sie Nikolaos als Patron nehmen und ihn dann um Hilfe bitten. Aber das widerstrebte ihr aus mehreren Gründen. Zum einen wollte sie keinen Patron haben. Wenn sie etwas machte, wollte sie das ganz von selbst schaffen. Was man von anderen erwartete, musste man auch selbst tun können, so war sie von ihrem Vater erzogen worden. Sie wollte nicht nur deshalb was schaffen, weil sie jemanden kannte, der jemanden kannte.
Und zum anderen musste sie an die letzten zwei Jahre in Hispania denken, als sie ihr kleines Anwesen verwaltet hatte, weil Mutter zu krank gewesen war. Sie war alles gewesen, aber keine gute Wirtschafterin. Natürlich war die Medizin auch sehr teuer gewesen und die Ärzte und die Opfer an die Götter, und sie war da auch erst dreizehn, aber dennoch hatte sie Schulden gemacht und sie hatte nach Mutters Tod den Hof auflösen müssen, um alles bezahlen zu können und die Sklaven freilassen zu können. Dieser Gedanke stimmte sie doch etwas sehr traurig, und sie sah auf den Fleck langsam trocknenden Furchtsaftes zu ihren Füßen.
“Ja, könnte er schon, aber… ich bin nicht gut in sowas. Weißt du, nach Vaters… also als Mutter so krank war… und der Hof daheim…“
Sie schüttelte kurz den Kopf, als müsse sie aufwachen. Sie wollte mit Anthi nicht darüber sprechen, und schon gar nicht jetzt hier und auf diese Weise. Er war ein Freund, und sie hatte ihn schon mit genug belastet, da musste das jetzt nicht auch noch dazukommen.
“Also, wegen deinen Farben sprichst du dann am besten mit dem Verwalter direkt. Ich sag ihm, dass du vorbeikommst und er dir einen guten preis machen soll. Du weißt das ja sicher, Gelb ist günstiger als Rot und Blau ist am teuersten, aber ich sag ihm, er soll dir da für alles einen guten Preis machen. Oh, und wir haben ein neues Schwarz, das nicht so stinkt wie die übliche schwarze Farbe. Das kannst du dir auch gerne anschauen. Und die können auch jede Farbe anmischen, du musst dann nur sagen, was du benötigst.“
Der Themenwechsel war jetzt etwas länger ausgefallen als üblich, aber Axilla brauchte den Klang ihrer eigenen Stimme, um sich selbst abzulenken. Sie wollte jetzt nicht traurig sein, sie wollte doch fröhlich und vorbildlich sein. Und außerdem sollte sie Ánthimos auch nicht so lange aufhalten, er musste doch sicher noch viel Arbeiten. -
Er hatte 30 Sesterzen verdient und ein Ziegelbrenner bekam schon 5? Axilla wusste sowas nicht. Da waren ihre 10 pro Woche ja dann eigentlich schon wenig, aber sie war ja auch ein Mädchen und verdiente als solches ja natürlich auch nur die Hälfte von einem Mann. Und 20 Sesterzen war dann ja schon wieder gut, wenn sie so rechnete. Und außerdem brauchte sie das Geld ja auch gar nicht.
“Eutheniarche? Ich? Du ziehst mich doch auf? Ich wär eine ganz schreckliche Eutheniarche, und mich würd ja auch keiner wählen. Ich bin immer noch ganz begeistert, dass Urgulania gewählt wrden ist, obwohl sie ja auch gar keine Griechin ist, sondern Römerin, und die Griechen ja wegen den Legi…. Ähm, ich meine… ähm…“
Sie überlegte fieberhaft, wie sie diesen Satz noch retten könnte, ohne dass er wieder falsch rüberkam. Aber Axilla wusste ja von den Problemen zwischen den Legionären und der griechischen Bevölkerung und den ganzen Spannungen, die es deshalb gab. Und sie erinnerte sich noch an das letzte Gespräch mit Ánthimos im Gymnasion, wo sie auch etwas unbedachtes über die Vormacht Roms gesagt hatte, woraufhin er etwas böse auf sie war, und das wollte sie ja nicht. -
Ja, Urgulania war wirklich eine Frau der Tat. Axilla strahlte, dass auch Anthi das so sah, denn sie bewunderte ihre Cousine dafür sehr. Und zu hören, dass jemand anderes das auch tat, war natürlich etwas wundervolles.
Dass er sie aber auch als Scriba eingestellt hätte, machte sie ein wenig verlegen. Dabei endete fast jedes ihrer Aufeinandertreffen in einer Katastrophe, und er wusste von ihren ganzen Fehlern, und er hatte sie auch schon in voller Aktion erlebt. Aber trotzdem klang er so, als würde er das wirklich ganz ernst meinen mit dem Einstellen, und Axilla fühlte sich ein wenig schuldig, dass sie ihn da nicht gefragt hatte, sondern auf den Aushang am Forum gleich losgezogen war. Auch wenn sie Nikolaos für die Chance, die sie erhalten hatte, sehr dankbar war.
“Ähm, ja. Also nein. Also, nicht in der Regia, sondern bei Nikolaos. Ähm, also, dem Gymnasiarchos.“ Sie war sich nicht sicher, ob sie vor dritten seinen Vornamen den hätte verwenden dürfen, das klang so unprofessionell. “Weißt du, da war ein Aushang am Forum… ähm, der Grammata auf der Agora, und ich hab gedacht, ich versuch mein Glück. Ich wusste ja nicht, dass du vielleicht auch nen Scriba brauchst. Weißt du, viele wollen ja keine Mädchen.. ähm, Frauen, als Scriba. Und da hab ich dann halt nicht lang nachgedacht….“
Das machte sie jetzt noch ein wenig mehr verlegen. Sie konnte mit diesem versteckten Kompliment nicht so wirklich umgehen. Sie war doch so furchtbar! Nikolaos hatte sie doch nur eingestellt, weil er nicht wusste, wie sie war, ganz sicher. Und Anthi hier sagte, er würde sie einstellen, obwohl er von so viel wusste und ihr Chaos kannte. Das war so ungewohnt. -
Gut, er war scheinbar nicht böse. Axilla war einigermaßen beruhigt. Und als er dann auf ein persönliches Anliegen zu sprechen kam, war sie schon wieder so neugierig, dass das Saftmalheur schon vergessen war.
“Ja, gerne. Also, du musst mir nur sagen, wie viel du wovon brauchst, dann sag ich das meinem Verwalter. Der macht das ja alles für mich, weil ich bin doch jetzt Scriba und ich glaub, da hätte auch Urgulania was dagegen, wenn ich selber in den Farben rumrühre. So wegen den Kleidern und weil eine römische Frau sowas ja nicht macht, du weißt schon.“ -
Mündlich verwarnt… das klang aber auch nicht ganz ohne. Würde das irgendwo festgehalten werden? Wenn Urgulania davon erfuhr, würde sie sicherlich eine riesige Menge Ärger kriegen. Hoffentlich hielt Ánthimos da dicht. Aber ihre anderen Geheimnisse, von denen er unfreiwillig wusste, hatte er ja auch nicht weitergetratscht. Zumindest wäre ihr nichts zu Ohren gekommen, und Urgulania hätte sie ganz bestimmt darauf angesprochen, wenn sie auch nur irgendwas von ihren Eskapaden ahnte.
Anthi reichte ihr einen Becher und fasste dann noch mal zusammen. Axilla war so voller Übereifer, dass sie eine Vorwärtsbewegung machte und dabei ein teil des Saftes über den Becherrand schwappte. Das süße Zeug verklebte dabei nicht nur ihre Finger und den untersten Teil ihrer Tunika, sondern auch schön noch den Boden direkt vor Anthis Schreibtisch.
Mit etwas ratlosem Gesicht erzählte sie aber trotzdem schon mal. Immerhin wollte sie das jetzt schaffen, ehe die große Katastrophe doch noch passierte.
“Nein, das stimmt so. Ich bin ja auch sui iuris, weil Silanus, also Iunius Silanus mich aus seiner Vormundschaft entlassen hat. Schon vor Wochen, also bevor er nach Rom gegangen ist.
Ähm… das mit dem Fußboden tut mir leid… ich meine…“
Sie konnte ihn jetzt wohl schlecht nach einem Wischlappen fragen. Aber sie war versucht, es zu machen, bevor sie ihm alles mit Fruchtsaft verklebte. -
Die Zeremonie war ein bisschen anders als die römische, die Axilla so ein wenig kannte. Das Händewaschen war ja noch einigermaßen vertraut, aber das Geschreie beim Opfer war doch anders, und sie erschrak richtig, weil neben ihr eine Griechin stand und ganz laut dabei gejodelt hatte. Und dass die Brautleute das Herz des Lammes aßen fand Axilla dann doch ein ganz kleines bisschen ekelig, aber sie ließ sich nichts anmerken.
Das Gelübde fand Axilla dafür herrlich romantisch. War das bei den Griechen wirklich so, dass da auch die Männer treu sein mussten? Oder hatte das Anthi nur aus Liebe zu Penelope gesagt? Auf jeden Fall fand Axilla das furchtbar süß.
Und dann ging das Fest auf einmal los und der alte Mann, den Axilla nicht kannte, rief alle zum feiern auf. Auch wenn das nicht sehr nach Feierlaune bei ihm klang. Jede Menge Essen wurde herbeigebracht und auch Getränke. Bevor sie noch in Versuchung geriet, doch Wein zu trinken, schnappte sich Axilla einen großen Becher mit Fruchtsaft.Und dann, als Axilla schon frecherweise anfangen wollte, sich ein paar Leckerbissen von den Platten zu picken, kamen auch schon das Brautpaar und Timos an und begrüßten sie. Axillas Blick lag vielleicht einen Moment zu lange auf Timos. Sie hatte ihn schon lange nun nicht mehr gesehen, und heute sah er gut aus. Naja, die Schminke fand sie etwas ulkig, weil er ja doch ein Mann war, aber Nikolaos war noch mehr geschminkt. Aber zurücklächeln durfte sie nicht, sonst könnte sie sich noch verraten, also schaute sie stattdessen lieber kurz ganz interessiert wieder zu den Platten. Das Essen duftete wirklich herrlich.
Als Timos alle begrüßt hatte und seinen Wein erhob, erhob auch sie ihren Saft – auch wenn sie sich ein wenig Albern dabei vorkam, aber die Götter würden hoffentlich auch ein Saftopfer annehmen – und fiel in seinen Trinkspruch ein.
“Auf hundert glückliche Jahre.“ Und sie vergoss etwas von dem Saft auf dem Boden, wie es sich gehörte. -
Anthi war schon wieder so nett, dass sie sich gleich noch ein wenig schuldiger fühlte, weil sie so nervös war. Ein Teufelskreis aber auch.
“Wein? Bloß nicht! Also, ich meine… ähm…“
Axilla suchte grade eine diplomatische Formulierung dafür, dass das letzte Mal, als sie zuviel Wein intus hatte, sie nicht gerade nett zu einem anderen Griechen war, und das Mal davor mit zuviel Wein in Timos Bett gelandet war. Und das Mal davor mit Silanus im Balneum… nein, Wein war absolut nicht gut für Axilla. Themawechsel.
“Also, ich hab eine Farbmischerei. Hab sie Varietas Iuniae genannt, und… ähm, also, ich bräuchte da eine Erlaubnis, weil die produziert schon, und die Erlaubnis ging wohl nicht vom Vorbesitzer auf mich über, und… naja, ich bräucht die ja schon, weil sonst ist das ja schlecht, weil man braucht ja eine, und ich will ja die Farben auch verkaufen und die Kosmetik, die ich da mache, und nicht dass ich Ärger kriege, weil… also, ich hab ja gedacht, ich kauf die Erlaubnis gleich mit, aber das war wohl nicht so, und… ähm, ja.“
Ihre Hände verknoteten sich wieder beim Reden, so dass der Gordische Knoten dagegen wie eine Schuhschleife aussah. -
Ihre Finger verknoteten sich vor Nervosität fast schon ineinander, als Axilla dann richtig in den Raum kam und sich erstmal auf den Stuhl setzte.
“Also, weißt du, das ist nämlich so…“ fing sie an, als sie merkte, dass Anthi ihr eigentlich gar keinen Platz angeboten hatte und sie sich ganz erschrocken und ruckartig wieder hinstellte. Leider ein wenig zu schnell, denn der Holzstuhl nahm den plötzlichen Ruck als Anlass, nach hinten umzukippen. Vollkommen verlegen und leicht rot anlaufend machte sich Axilla daran, das Holzmöbel schleunigst wieder hinzustellen, aber mit so zittrigen Fingern, dass der Stuhl erst noch tanzte, ehe er vernünftig wieder stand. Axilla erzählte derweil schon weiter, was sie eigentlich wollte. “Ähm, also, ich hab einen Betrieb. Jetzt bleib schon stehen, Mistding! Und für den bräucht ich eine – nicht kipp… brav – eine Betriebserlaubnis.“ -
Ohne Anklopfen? Nungut, wenn der Scriba das so meinte, ging Axilla eben ohne Anklopfen in den Raum. Sie blieb aber gleich hinter der Tür, die sie hinter sich wieder schloss, stehen. Irgendwie fühlte es sich falsch an, hier so reinzuschneien, als wäre nicht, wo sie doch eigentlich schuldig war. Wenn sie alles richtig gemacht hätte, wäre Axilla wohl wie ein kleiner Wirbelwind hier durchgefegt und hätte Anthi einfach vereinnahmt. Aber sie hatte einen Fehler begangen und versuchte, den zu verbergen, was sie aber unsicher machte. Also war sie etwas schüchtern, als sie in der Türe stehen blieb und den frischgebackenen Ehemann schüchtern begrüßte.
“Chaire, Ánthimos. Darf ich dich kurz überfallen?“ -
Ein klein wenig schüchtern betrat Axilla die Räumlichkeiten von Ánthimos auf der Agora. Ihre kleine Farbmischerei lief gut, sehr gut. So gut, dass sogar einem Sklaven aufgefallen war, dass man dafür eigentlich eine Betriebserlaubnis brauchte. Axilla hatte gedacht, die hätte die Farbmischerei bereits gehabt, aber die lief wohl noch auf den alten Besitzer und war nicht mit übertragen worden. Aber woher sollte sie denn sowas wissen?
Sie hoffte nur, dass es deshalb jetzt keinen Ärger geben würde. Am besten sagte sie gar nicht, dass sie die Farbmischerei schon drei Monate hatte. Sonst wäre Ánthimos noch böse. Und das, wo sie so schon so viele Katastrophen herbeigeführt hatte.Sie näherte sich also dem Scriba, der hier Dienst tat, und räusperte sich kurz, bis er aufblickte.
“Chaire. Ich müsste zu Ánth…. zum Agoranomos. Es geht um eine Betriebserlaubnis.“ -
“Vale“, verabschiedete sich Axilla von Markus und wartete, bis er gegangen war. Dann nahm sie seinen in ihren Augen etwas überzogenen Gesetzesvorschlag vorsichtig in die saubere Hand und trug ihn in Nikolaos’ Arbeitszimmer, damit er nicht doch noch einem Unfall ihrer Schusseligkeit zum Opfer fiel.
Sie ging danach wieder zu ihrem Platz und schrieb die anderen Briefe von Nikolaos fertig und schickte sie auch gleich mit Boten los. Sie hoffte, dass der Gymnasiarchos bald kommen würde. Zum einen wollte sie mit ihm noch über diesen Gesetzesvorschlag reden, und zum anderen wollte sie dann auch heimwärts.