Nur zu bereitwillig ließ sich Axilla von ihm aufs Bett drücken, damit er sie aufs Neue liebkosen konnte. Seine sanften Bisse jagten Schauer über ihren Rücken, und bei seinen geflüsterten Worten entrang sich Axilla ein sehnsüchtiger Laut. Es war so ein wundervolles Gefühl, so begehrt, so geliebt zu werden. Sie bog sich jeder seiner Bewegungen entgegen und wollte nur noch die Seine sein, und niemandem anderen gehören.
Nein, mehr noch, sie wollte ihn! Sie wollte ihn liebkosen und ihm zurückgeben, was er ihr gab. Von Glück ganz schwindelig drückte Axilla ihn zur Seite und rollte mit, so dass sie schließlich oben war und er unter ihr. Bald schon war eine Position gefunden, die ihr lustvolle Laute entlockte und bei der sie seine Brust mit heißen, begierigen Küssen überziehen konnte und auch immer wieder seine Lippen fand.
Beiträge von Iunia Axilla
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„Du bist kein schlechter Mensch. Ich mag dich, und ich mag keine schlechten Menschen. Wenn ich dich mag, kannst du also kein schlechter Mensch sein.“
Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie fast dieselben Worte einem anderen Griechen gesagt. Auch Marcus Achilleos hielt sich für einen schlechten Menschen. Sie hoffte nur, dass Timos sich leichter vom Gegenteil überzeugen ließ. Er bedeutete ihr auch auf eine seltsam verdrehte Weise mehr.
„Wenn er deinen Vater getötet und deine Mutter in den Selbstmord getrieben hat, dann hat er den Tod verdient. Das macht dich nicht zum Mörder.“
Wenn jemand Axilla denjenigen bringen würde, der ihren Vater erschlagen hatte, Axilla würde nicht zögern und hätte sicher keine Alpträume. Sie würde ihn erschlagen, seine Familie, die Sklaven, selbst die Hunde. Sie hatte ihren Vater so sehr geliebt, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass sie wegen Blutrache für ihn auch nur eine Sekunde ein schlechtes Gewissen hatte. Aber vielleicht war da auch sie ein schlechter Mensch, weitaus schlechter und mit schwärzerer Seele als Thimótheos.
Sie wollte nicht mehr diesen düsteren Gedanken nachhängen. Sie kuschelte sich einfach noch ein bisschen näher an Timos heran und genoss seine Nähe. Sie hatte ihn wirklich, wirklich gern und wollte nicht, dass er litt. Am liebsten hätte sie ihn zurück aufs Bett gedrängt und so mit ihm alle diese schlechten Gedanken einfach vertrieben. Aber das schien ihr jetzt unpassend, und er konnte seine Gedanken nicht so leicht vertreiben wie sie die ihren. So gut kannte sie ihn schon. Also begnügte sie sich damit, seinen Duft tief einzuatmen und sich an ihn zu schmiegen. -
Wieder küsste sie Timos. Sie wusste nicht, was sie sonst hätte tun können. Sie fühlte sich so jung und unerfahren, sie wollte nur, dass er wusste, dass sie gerne bei ihm war. Dass sie ihn gern hatte. Dass sie ihn verstand. Sie kuschelte sich einfach dicht an ihn und war nur da. Sie schloss die Augen und lauschte seinem Herzen.
„War es danach besser?“
Die Frage klang nicht vorwurfsvoll, Axilla wollte es einfach wissen. Schon oft hatte sie sich vorgestellt, was sie getan hätte, wäre sie ein Mann und keine Frau. Sie hatte schon oft geträumt, dass dann die Rüstung ihres Vaters die ihre wäre, wie sie sie anlegen würde und in seine Fußstapfen treten würde. Ob sie der Legion beigetreten wäre, um seinem Namen Ehre zu machen, oder einfach um die zu erschlagen, die ihn ihr genommen hatten. Sie fragte sich, ob sie sich dann besser fühlen würde, oder ob diese schreckliche Hilflosigkeit dann immer noch da wäre. Denn das war für sie das schlimmste: Nichts tun zu können, um den Schmerz ein wenig zu lindern. -
Er zog sie an sich, und sie war nicht allein. Ein Teil von ihr konnte das nicht fassen, fand es als Störung der Welt, wie sie bekannt war. Sie hätte allein sein müssen. Er hätte gehen müssen, dann wäre alles so gewesen, wie es immer war. Aber er war da, er blieb da, und zog sie dicht an ihn. Einen Moment wusste Axilla nicht, was sie tun sollte und was sie fühlte, doch dann schmiegte sie sich dicht an ihn und hielt sich zitternd an ihm fest. Er war da, er war geblieben, und sie war nicht allein. Das war alles, was zählte.
Er hob ihr Kinn und schaute ihr in die Augen, nannte sie bei dem Namen, den ihr Vater benutzt hatte. Sie sah in seine grauen Augen und fühlte sich so weit in der Zeit zurückgesetzt. Fast konnte sie es hören. Nur Mut, kleines Eichhörnchen, nur Mut.
Und dann öffnete sich auch Timos ihr. Bei seinen Worten war ihr, als könne sie direkt auf seine Seele blicken. Versklavt, sie konnte sich noch nicht einmal vorstellen, was das bedeutete. Und dass er so viel Vertrauen zu ihr hatte, ihr das zu sagen, ehrte sie. Sie sah, wie sein Blick bei der Erinnerung glasig wurde, und wie sein Körper sich schüttelte. Sanft berührte sie sein Kinn und drehte so seinen Kopf, dass er ihr in die Augen sah. Axilla war nicht gut mit Worten, schon gar nicht in solch schwierigen Situationen. Aber das brauchte sie vielleicht auch gar nicht. Ganz sanft küsste sie Timos einmal, und sah ihm danach wieder tief in die Augen, streichelte sanft über seine Wange. Sie hatte furchtbare Angst, sich in ihn zu verlieben. Aber um nichts in der Welt wollte sie jetzt auch nur einen digitus von ihm abrücken. -
Aus dieser Diskussion hielt sich Axilla wohlweißlich raus. Sie hatte schon Mühe, überhaupt der Diskussion zu folgen. Spionage war nicht unbedingt ihr Fachgebiet, und Ehre war für sie auch ein ziemlich dehnbarer Begriff, dessen Bedeutung auf den jeweiligen Betrachter ankam. Abgesehen davon war sie sich sowieso sehr sicher, nur wieder einen bösen Blick von Urgulania zu erhalten, wenn sie sich einmischte.
Stattdessen aß sie lieber noch den Rest ihrer leeren Brotscheibe auf und setzte sich ein wenig zurück, um einfach nur zuzuhören. Und auch das war schon schwierig genug, denn die Diskussion zwischen Urgulania und Achilleos kam in Bereiche, in denen sie nicht mehr mitreden konnte, weil ihr einfach die Erfahrung fehlte. Sie war in diesem Punkt halt doch nur ein sechzehnjähriges Mädchen, und nicht wie diese beiden jenseits der dreißig.
Sulla allerdings hielt sie auch für ein sehr schlechtes Beispiel. Die Iunier waren zwar allesamt treu dem Kaiser ergeben, aber nichts desto trotz war der Gründer der Republik und erster praetor maximus Lucius Iunius Brutus gewesen. Und dann einen selbsternannten Diktator als gutes Beispiel für Denunziantentum anzuführen war in vielerlei Hinsicht ungeeignet.
Eigentlich wartete Axilla auf eine gute Gelegenheit, sich zu verabschieden und auf ihr Zimmer zu verschwinden. Aber andererseits war die Diskussion auch grade an einem spannenden Punkt angelangt und sie wissen, was wohl am Ende dabei herauskam. Also verhielt sie sich einfach ruhig und lauschte. -
Als Timos sich aufsetzte, sah Axilla eine Weile nur zu ihm hoch und sagte nichts. Er kapselte sich ab. Ob vor ihr oder vor der Welt oder vor beidem, wusste sie nicht zu sagen. Aber dass er es tat, das konnte sie sehr gut sehen. Zu oft hatte sie selbst so dagesessen, um ihre Gedanken zu ordnen und äußere Ruhe zu finden, wenn im inneren schon keine herrschen konnte. Sie atmete einmal tief durch, und setzte sich dann neben ihn.
Mit den Knien ähnlich angewinkelt und den Kopf ebenso wie er auf den Knien, blickte sie einfach schweigend in ihr Zimmer. Sie hätte ihn auch umarmen können, ihn aus seiner Haltung lösen und zu sich locken können, aber das wollte sie nicht. Wenn er zu dem Ergebnis gekommen war, dass er bei ihr sein wollte, würde er das tun, und solange ließ sie ihm seine Gedanken. Sie war da nicht fordernd, vielmehr war sie es schon gewohnt, dass ihr Glück nicht von Dauer war. Und so hing sie selbst ebenfalls ihren Gedanken nach, während sie nebeneinander saßen.
Ihr Blick fiel wie von selbst auf die Truhe mit der Rüstung und dem Schwert. Ihr Hals fühlte sich dabei merkwürdig trocken an. Was ihr Vater wohl zu ihr sagen würde, wenn er sie sehen konnte? Er war immer ihr Held gewesen, aber sie bezweifelte, dass er für ihr Verhalten Verständnis gehabt hätte. Dennoch wünschte sie sich, er wäre hier. Damals war die Welt noch in Ordnung gewesen, sie hatte sich sicher gefühlt. Sie musste sich nicht hart machen, um nicht zu weinen, kannte die Einsamkeit nicht, ihre Freude war immer und echt gewesen. Das Glück ging nicht nach einer Zeit wieder weg. Damals.„Meine Mutter ist gestorben, vor sieben Monaten. Sie hatte keine sehr gute Gesundheit, und die letzten Jahre hatte sie schlimmen Husten. Vor einem Jahr wurde der sogar so schlimm, dass sie Blut hustete.“
Warum Axilla davon anfing, wusste sie selbst nicht. Sie hatte mit keinem aus der Familie wirklich darüber gesprochen, wie sie sich gefühlt hatte, wie es ihr nun ging. Warum sie ausgerechnet jetzt darüber reden wollte, wusste sie nicht. Es war auch nicht wichtig. Es war noch nicht einmal wichtig, ob Timos wirklich zuhörte. Sie starrte nur vor sich hin ins Leere, und die Worte kamen heraus wie von selbst, als hätten sie lange schon da gelegen und würden jetzt einfach so hervorkommen. Ihre Stimme war ganz monoton und ruhig, als wäre sie am erzählen gar nicht beteiligt.
„Vater war schon zwei Jahre tot, und ich wusste einfach nicht, was ich machen soll. Ein Arzt ist gekommen, und noch einer. Und ich habe geopfert, und die Opfer wurden angenommen. Aber es wurde nicht besser. Und die Arbeit blieb liegen und stapelte sich, und alle haben mich so angesehen mit diesen traurigen Augen, aber ich musste ihnen sagen, was wir tun müssen. Mutter konnte nicht mehr aus dem Bett aufstehen, und es musste sich doch um alles gekümmert werden. Aber ich wusste doch nicht, wie. Und ich hatte die ganze Zeit so viel Angst, so dass ich nicht von ihrem Bett weggehen wollte. Sie hat mich dann weggeschickt, mit Iason, damit ich sie so nicht sehe. Sie hatte dann Fieber, und ich bin immer zu ihr gegangen, egal, wie oft Iason mich weggeholt hat. Er meinte, ich solle das besser nicht sehen, aber sie war doch meine Mutter.
Und dann, eines Morgens, da sah sie mich an, und sah richtig durch mich hindurch. Auf ihrem Gesicht war so ein verliebter Ausdruck, und sie nannte mich beim Namen meines Vaters. Sie sagte, wie sehr sie ihn liebte, und entschuldigte sich bei ihm, weil sie ihm keinen Sohn geboren hatte, obwohl er sich so sehr noch einen gewünscht hatte. Und dann… war sie weg. Und ich konnte ihr nur in die Augen schauen und nichts machen. Sie ist einfach gegangen. Und ich war allein. [SIZE=7]Einsam.[/SIZE] [SIZE=5]So schrecklich einsam.[/SIZE]“
Sie starrte noch immer auf den unsichtbaren Punkt vor ihr, wenn ihr Blick sich auch durch ein paar Tränen nun getrübt hatte. Und sie fühlte sich so leer und taub. -
Offensichtlich konnte er die Probleme nicht einfach so beiseite schieben wie sie. Axilla atmete einmal tief durch und hasste es schon jetzt, sich der Realität stellen zu müssen. Er hatte ja recht, sie kannten einander kaum. Und dass sie beide schon miteinander geschlafen hatten, war auch unter den objektivsten Augen wohl als verwerflich zu bezeichnen. Aber bereute sie es? Eigentlich nicht. Es war sehr schön, und auch – oder vielleicht auch vor allem – diese Momente der Ruhe und Nähe hinterher, die hatte Axilla sehr genossen.
Sie überlegte gerade schon, was sie darauf sagen sollte, als er das Thema wechselte und sie nach dem Fest fragte.
„Ja, möchte ich. Wenn du mich immer noch dabei haben willst.“
Axilla wusste nach seiner Äußerung eben nicht, ob dem denn so war. Ganz sicher hatte er ihr Zusammensein eben genossen, aber seine Äußerung eben ließen darauf schließen, dass er sich doch mehr Gedanken darüber machte. -
Axilla schaute zu ihm auf, in seine schönen, grauen Augen. Ihr Gewissen quälte sie ein wenig. Seine Worte klangen so sanft, so verliebt, und sie hätte ihm gerne dasselbe mit derselben Überzeugung gesagt. Aber sie konnte es nicht.
Sie mochte ihn wirklich gerne, sie genoss die Zeit mit ihm, und sie wollte nicht, dass ihm ein Leid geschah. Sie wollte gerne für immer so mit ihm liegen bleiben, wollte gerne jeden Tag das tun, was sie verbotenerweise getan hatten. Aber sie wusste nicht, ob sie ihn wirklich liebte. Sie hatte geglaubt, sie würde Silanus lieben, sie war sich sogar sicher gewesen. Aber je mehr sie darüber nachdachte und dabei Timos’ Nähe fühlte, umso weniger sicher war sie sich bezüglich ihrem Vetter. Und wenn sie sich bei ihm nicht sicher war, wie konnte sie dann sagen, was sie für Timos fühlte, den sie erst einen Tag kannte?
Sie schmiegte sich ganz dicht an seine Brust, legte ihren Kopf so, dass sie seinen Herzschlag hören konnte. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Endlich hatte sie jemanden, der sie wollte. Nicht als politisches Objekt oder als Freund oder in einer ihrer unzähligen Rollen, nein, sondern sie, das quirlige, flippige Eichhörnchen. Und das war mehr, als sie sich auch nur getraut hätte, zu träumen. Und sie wollte das nicht durch solche nebensächlichen Gedanken zerstören.
„Dann halt mich ganz fest. Für immer.“
Sie schmiegte sich an ihn, und sie meinte, was sie sagte. Sie wollte bei ihm sein, ganz nahe, und wollte sich gar nicht vorstellen, dass er nachher würde vielleicht gehen müssen. Sie lauschte einfach seinem Herzschlag und wollte vergessen, wie die Welt hinter den Wänden ihres Cubiculums war. -
Die Trennung ihrer beiden Körper kam plötzlich, so dass Axilla einen überraschten, fast klagenden Laut nicht unterdrücken konnte. Ihr Denken hatte sich so vollkommen ausgeschaltet, dass sie daran nicht mehr gedacht hatte. Ihr Körper zitterte noch vor Verlangen, als Timos sich dann neben sie legte, sie streichelte und küsste. In ihr waren immer noch ein Hochgefühl und eine süße Verzückung, so dass sie es leidenschaftlich erwiderte. Nur langsam kehrte auch in sie Ruhe und sanfte Ermattung ein.
Mit den Füßen beförderte Axilla die Decke vom Bett, so dass sie auf dem sauberen Laken darunter nun lagen. Ganz dicht schmiegte sie sich an Timos. Seine Augen blickten sie so durchdringend an, und sie ließ sich nur zu gerne davon fangen. Ganz sanft streichelte sie über seine verschwitzte Haut und küsste ihn hin und wieder, wenn die Sehnsucht zu groß wurde, ihm noch näher zu sein.
Sie wusste nicht, was sie zu ihm sagen sollte. Es gab auch nichts zu sagen. Sie genoss einfach den Moment und wollte ihn so lange wie möglich erhalten. Auch wenn ihr Körper noch mehr von ihm nicht abgeneigt wäre, wollte sie diesen Moment der Ruhe auskosten. Sanft streichelte sie über seine Wange, als er ihr so in die Augen blickte. Er hatte so schöne Augen. -
Zwar hatte Axilla keine Ahnung, was Timos genau da unten machte, aber es fühlte sich gut an. Sie gab sich einfach seinen Liebkosungen hin und schloss genießend die Augen. Ihre Laute erstickte sie in einem Kissen, immerhin war das Atrium vielleicht nicht ganz so unbesucht, und sie hatte kein Verlangen nach dem Getuschel der Sklaven.
Als seine Liebkosungen aufhörten, bog sie sich ihm erwartungsvoll entgegen. Und dann waren sie eins in Gefühl und Bewegung. Sanft ließ sich Axilla von ihm leiten, doch bald schon bog sie sich ihm heftiger entgegen, krallte sich lustvoll in seinen Rücken. Die Bewegungen wurden fordernder, zielgerichteter. Sie wollte, dass es nie endete! Die Welt um sie herum verschwamm und es gab nur noch ihn, seine Berührungen, seine Küsse, seinen wundervollen Körper und seine wundervollen grauen Augen. Sie ließ sich vollkommen fallen, bis ihr ganzer Körper in sanfter Verzückung sich aufbäumte und sie mit einem Gefühl der unendlichen Glückseligkeit zurückließ. -
Einen Moment lang zögerte Axilla, als Timos damit anfing, sie auszuziehen. Dann aber half sie ihm mit ihren Bewegungen. Sie zitterte leicht und nervös, als sie so nackt bei ihm lag und er sie anschaute. Sie wusste zwar, dass er sie so schon gesehen hatte, aber da war es ihr nicht bewusst gewesen. Jetzt war es anders, und sie war fast schüchtern.
Seine Worte aber brachten ihr schnell etwas Selbstsicherheit, und sie lächelte ihm schüchtern zu. Es war ein schönes Gefühl, begehrt zu werden, ohne dafür erst etwas tun zu müssen. Sie genoss es in vollen Zügen und fing damit an, über Timos Brust zu streicheln. Noch hatte er seine Tunika an, aber schon bald fing sie damit an, sie ihm sanft hochzuschieben. Dabei war sie sehr aufgeregt, aber sie wollte gerne seine Haut auf ihrer spüren, ihn dort auch küssen und liebkosen.
Schüchtern lächelte sie zu Timos hoch. Auch wenn er sie bereits so kannte, war es für sie das erste Mal mit ihm. Und das machte sie doch ziemlich nervös, auch wenn sie es auf der anderen Seite kaum erwarten konnte. Es war eine herrliche Mischung, wie sie fand.
Als seine Tunika schließlich auch abgestreift war und sie beide so nackt im Bett lagen, merkte Axilla, wie sich ihre Wangen rot verfärbten. Schüchtern blickte sie über Timos’ Körper und streichelte mit ihrer Hand über seine Brust. Sie rückte näher zu ihm, um ihn wieder sanft zu küssen und die Wärme seiner Haut zu spüren. Ihr ganzer Rücken schien nur aus Gänsehaut zu bestehen. Ganz langsam fing sie wieder an, ihn zu liebkosen und sich einfach von ihren Gefühlen lenken zu lassen. Sie hoffte, dass er sie einfach führen würde, denn ihre Wünsche zu artikulieren traute sie sich nicht. -
Seinen Ausführungen zum Handel und der Verhältnis von Strafen zum Wirtschaftswachstum konnte Axilla nicht wirklich folgen. Dafür hatte sich Axilla nie wirklich interessiert und es war ihr auch nie wirklich beigebracht worden. Da lagen ihr Schlachtpläne und Gedichte – wenn dies auch eine seltsame Mischung war – eindeutig besser. Daher schwieg sie auch bei Marcus’ Erzählungen und versuchte einfach, aufmerksam zuzuhören.
Urgulania sagte auch nichts. Überhaupt erschien sie Axilla heute sehr schweigsam, abgesehen von der tadelnden Bemerkung gegen Axilla hatte sie noch irgendwie nichts gesagt. Ein bisschen komisch kam das Axilla schon vor, aber sie konnte ja schlecht fragen, wieso ihre Cousine heute so wortkarg war, noch dazu vor einem Gast.Und dann kam’s. Axilla schaute auf und blickte zu Marcus hinüber. Die Strafe, die er verhängt hatte, tat ihm aufrichtig leid, das konnte sie hören. Ihr fiel ihr Gespräch im Perystilum wieder ein, als er meinte, er sei ein schlechter Mensch. Hatte er deswegen so eine schlechte Meinung von sich selbst? Sicher, es war grausam gewesen, was er getan hatte, Axilla war viel zu weichherzig um das anders zu sehen. Aber wenn er es bereute, dann hieß das doch eher, dass er eben kein schlechter Mensch war?
Andererseits hatte er auch gesagt, Menschen seien nur Staub. Axilla war mit dieser Aussage nach wie vor nicht einverstanden. Aber wenn er meinte, er sei nur unwürdiger Staub, vielleicht konnte er sich deshalb nicht vorstellen, etwas zu tun, das diese schlechte Tat wieder aufwog? Staub konnte ja schlecht ein ehrenvolles Leben führen.
Aber für Axilla hieß das nur, er war ein Mensch. Alle Menschen machten Fehler. So war das nun mal. Sie hatte auch eine Menge Fehler, und sie beging ständig neue. Einige davon bereute sie noch nicht einmal. War sie deshalb ein schlechter Mensch? Wäre sie ein besserer Mensch, wenn sie nicht mit Silanus im Balneum gewesen wäre? Oder wäre sie ein besserer Mensch, wenn sie sich nicht auf diese Liaison mit Thimótheos einlassen würde? Sie war ein Mensch, sie machte Fehler, und dasselbe gestand sie auch Marcus zu.
Axilla hätte gerne mit ihm darüber gesprochen, aber nicht vor Urgulania. Am Ende würde sie dann noch von beiden in die Mangel deswegen genommen, und darauf konnte sie gut verzichten. Und alles konnte sie ihm ohnehin nicht sagen, sie konnte ihr Leben nicht als Beispiel anführen. Das wäre dann doch zu riskant gewesen.
Also blickte sie nur einmal zu Marcus hinüber, ihm direkt in die Augen. In ihren lag kein Vorwurf, nur Verstehen. Sie bemitleidete Marcus nicht, also wollte sie bei ihm auch nicht diesen Eindruck erwecken. Aber sie mochte ihn nach wie vor, auch wenn er das getan hatte. Für sie war er kein schlechter Mensch, und wenn sie ihm das jetzt so auch nicht sagen konnte, wollte sie doch, dass er es wusste. Und sei es nur durch einen kurzen, einfachen Blick. -
Kurz wallte Wut in Axilla auf. Warum konnte Seiana es nicht einfach gut sein lassen mit ihrem Vater? Sie wollte darüber nicht reden, erst recht nicht mit jemandem, den sie gar nicht kannte. Was wusste sie schon? Sie kannte Axillas Familie gar nicht, auch wenn die Decimer und die Iunier sich gegenseitig nicht unbekannt waren. Aber woher wollte sie denn wissen, wie Axilla sich fühlte? Sie wusste es ja die meiste Zeit noch nicht einmal selbst. Sie ließ die Gefühle auch gar nicht zu, weil sie sicher war, sie würde sonst wahnsinnig.
Aber den Tag würde Axilla sich nun nicht vermiesen. Nein, sie hatte beschlossen, gut drauf zu sein, also war sie das jetzt auch! Punkt Aus Basta! Also tat sie einfach so, als wäre nichts gewesen. Im ignorieren von schwierigen Dingen und Thema wechseln war sie schon immer gut gewesen, auch sich selbst gegenüber. Da kam ihr den Händler grade recht.
„Ja, ich glaube manchmal, die Ägypter nehmen das einem persönlich übel, wenn man nicht alle Flüche der Unterwelt beim Handeln auf sie herabbeschwört. Am Anfang habe ich geglaubt, die seinen vollkommen verrückt, aber mit der Zeit macht es irgendwie richtig Spaß. In Tarraco habe ich meistens einen Sklaven zum Markt geschickt, aber hier macht es richtig Spaß.“
Der Händler unterdes erkannte sie offenbar wieder. Denn ein Grinsen, das irgendwo zwischen erschrocken und freundlich hing, schlich sich auf sein Gesicht.
„Ah, meine rhomäische Blume ist zurück. Ist sie gekommen, um doch die Tunika nun zu kaufen? Ich habe seitdem für diesen Schnitt viele Kunden gehabt, ich habe kaum noch solche Tuniken.“
Axilla grinste geradezu anzüglich zurück, wusste sie doch, dass das eine glatte Lüge war. Und angesichts der Auslage auch noch allzu offensichtlich. Ihr Koine war zwar von einem ionischen Akzent durchdrungen, aber sie hatte schon festgestellt, dass man sie wohl verstand. „Kommt ganz auf den Preis an, mein Freund. Aber erst einmal wollen meine Freundin und ich schauen, ob überhaupt etwas interessantes da ist, für das sich das Handeln lohnt.“
Jetzt lachte der Händler und lud sie mit einer offenen Handbewegung zum Stöbern ein. -
Sie sollte sich dagegen wehren. Sie musste sich dagegen wehren. Sie kannte ihn doch kaum!
Und doch schmiegte sich Axilla an Thimótheos, als er sie hochhob und zum Bett hinüber trug. Ihre Lippen suchten sich ihren Weg zu seinem Hals, und sanft biss sie ihn, schmeckte die salzige Haut. Hätte ihre Tunika es zugelassen, hätte sie auch ihre Beine um ihn geschlungen. So aber musste sie sich damit begnügen, sich ganz dicht an ihn zu schmiegen. Als sie seine Begierde deutlich fühlte, entrang sich ihr ein leises Stöhnen, was sie mit einem sanften Biss in seine Schulter erstickte.
Als er sie schließlich aufs Bett legte, zog sie ihn mit sich hinunter. Mit energischem Druck drehte sie ihn auf den Rücken, so dass sie halb auf ihm lag und fuhr damit fort, seinen Hals zu liebkosen.
Ein kleiner Teil ihres Verstandes begehrte noch einmal kurz auf. Sie sah auf und sah ihm tief in seine schönen, grauen Augen. Mit einer Hand streichelte sie sanft über seine Wange. „Es ist sehr gefährlich…“
Axilla wollte nicht, dass Timos etwas passieren würde. An sich selbst dachte sie nicht einmal so recht, aber sie wollte ihn nicht ins Unglück stürzen. Aber beim Blick in seine Augen schwand mehr und mehr ihr Wille, sich gegen die Geschehnisse zu wehren.
„Du passt auf?” Die Frage klang ganz sanft, und es war zu hören, dass es nicht unbedingt auf das mögliche Erwischen bezogen war. -
Jeder Einwand, den sie noch hätte vorbringen können, wurde erstickt von Timos Lippen. Zunächst sanft, dann leidenschaftlicher erwiderte Axilla den Kuss. Sie wollte es so sehr, ihn schmecken, seine Nähe fühlen. Sie schmiegte ihn ganz leicht an ihn, jegliche Hemmnisse vergessend. Ihre Hände ruhten zunächst noch sanft auf seiner Brust, als wolle sie ihn zurückdrücken, aber schon bald wanderten sie zu seinem Rücken und seinem Nacken, zogen ihn dichter an sie, krallten sich leicht in seine Schulter.
Es war gefährlich, und das schien Axillas Gefühle noch zu steigern. Sie war wie berauscht von seinem Kuss, seinen Berührungen, seinen Händen. Ihr Herz pochte wie wild, als sie den Kuss nach scheinbar einer Ewigkeit löste. Atemlos rang sie nach den Worten, die ihr ihr Gewissen zuflüsterte.
„Es ist gefährlich. Wir sollten nicht…"
Aber schon hatten ihre Lippen wieder die seinen gefunden. Ihr Herz und ihr Verstand wollten gerade unterschiedliche Dinge, und der Verstand war im Moment eindeutig unterlegen. -
Einen Moment lang fühlte sich Axilla in der Zeit zurückversetzt. Vor nicht allzu langer Zeit war sie im Balneum, und in ihrer Stimme lag derselbe Ton, der jetzt in Timos’ Stimme mitschwang. Und damals wollte sie auch nur einen Kuss haben. Sie sah hoch in Timos schöne, graue Augen und fragte sich, ob er verliebt in sie war, jetzt, in diesem Augenblick.
Und noch andere Dinge gingen ihr durch den Kopf. Oder, nicht direkt den Kopf, es war mehr ein Fühlen als ein Denken. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, sehr sogar. Und als er sagte, dass er einen Kuss wollte, wusste sie, dass sie das auch gerne wollte. Mehr noch, sie sehnte sich geradezu nach seiner Berührung, seinen Lippen. Allein die Erinnerung an den Kuss auf der Straße war berauschend, und jetzt und hier ihn noch einmal zu küssen, in der privaten Verschwiegenheit ihres Cubiculums, fernab jeglicher neugieriger Augen und Ohren war beinahe atemberaubend. An ihrem Rücken bildete sich eine Gänsehaut.
„Hast du keine Angst, was passieren könnte?“
Was genau Axilla jetzt meinte, ließ sie offen. Sie trat nur noch ein paar digitus näher an Timos heran. Sie fühlte seine Nähe wie eine wärmende Aura und blieb einfach dicht vor ihm stehen. -
Axilla wollte gerade schon erleichtert durchatmen, als sie Timos’ Blick sah. Er schien alles andere als zufrieden zu sein. Verunsichert kam sie etwas näher zu Timos und zuckte mit den Schultern.
„Ich denke. Was soll ich denn noch machen? Kann ich noch was machen?“
Sie hatte doch keine Ahnung, was man in solchen Situationen tun musste. Sie war noch nie in so einer Situation. Sie hätte auch nie gedacht, jemals in so eine Situation zu kommen.
„Was willst du denn noch machen?“ -
Puh, Glück gehabt. Axilla hatte sich schon auf einen anzüglichen Kommentar eingestellt, aber Timos ging einfach nur zum Fenster und schaute runter zum Atrium.
Leander klopfte an und wartete, bis Axilla ihn mit einem hellen „Intra“ hereinbat.„Du wolltest mich sprechen, Herrin?“
Axilla musterte kurz Leander. Der Grieche sah im Moment etwas älter aus, als er war. Mit seinen über dreißig Jahren war er für Axilla zwar sowieso uralt, aber er hatte offenbar geschlafen und schaute grade etwas zerknautscht drein.
„Ähm, ja. Mach erstmal die Tür zu und komm rein. Draußen ist auch keiner mehr? Ich muss kurz vertraulich mit dir reden.“
Leander schaute kurz fragend zu Timos am Fenster hinüber und runzelte kurz die Stirn, tat dann aber, wie geheißen. Nachdem er in den Gang noch mit seiner Hand Zeichen gegeben hatte, schloss der griechische Sklave die Tür und trat vor seine Herrin.
Axilla unterdessen kaute schon ganz nervös auf ihrer Lippe herum.
„Ähm, setz dich mal hin, Leander. Da.“ Sie deutete auf einen stuhl. Auch das tat er ohne Einwände.
„Ich war ja letzte Nacht nicht zuhause…“ Ja, das war ein guter Anfang.
„Ja, Herrin. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, wo du bist.“ Wieder ein etwas fragender Blick zu Timos hinüber, auf den Axilla aber nicht einging.
„Wo ich war ist unwichtig. Aber hat mich sonst noch jemand vermisst?““
„Herrin? Wie meinst du das? Natürlich würden dich stets alle vermissen, wenn du…“
„Gnaa, doch nicht so vermisst. Hat Urgulania nach mir gefragt? Oder Psammitichus? Oder hat jemand Urgulania gegenüber erwähnt, dass ich nicht da war?“
Manchmal war Leander schon furchtbar begriffsstutzig! Und je länger Axilla auf die Antwort warten musste, umso ungeduldiger wurde sie.
„Herrin Urgulania? Nein, sie hat nicht gefragt. Ich denke, sie glaubt, du warst schon im Bett. Mich hat sie auf jeden Fall nicht gefragt. Soll ich ihr denn sagen…?“
„Bona Dea! Nein, bloß nicht! Wenn jemand fragt, dann war ich schon im Bett, weil ich schon früh müde war. Verstanden?“
„Nein, eigentlich verstehe ich nicht. Aber ich werde es machen, wie du sagst, Herrin.“
Einen Moment lag Axilla schon ein Kommentar auf der Zunge. Aber dann ließ sie es bleiben. Vielleicht war es ganz gut, dass Leander grade zu müde war, um zu verstehen.
„Wenn du dich unauffällig erkundigen kannst, ob jemand anderes von Urgulania gefragt worden ist, wäre ich dir verbunden. Aber Leander? Un-auf-fäl-lig.“
„Jetzt, Herrin?“
„Nein, im Laufe des Abends aber. Aber unauffällig.“
Axilla war schwer erleichtert. Offenbar war zumindest von dieser Seite aus wegen ihres Ausfluges kein Ärger zu erwarten. Sie hoffte, dass es so bleiben würde. Ihr Blick blieb auf Timos hängen. Sie überlegte.
„Das war’s auch schon, Leander. Du kannst dann wieder gehen.“
Der Sklave blickte ebenfalls hinüber zu dem seltsamen Gast im Schlafzimmer seiner Herrin. „Herrin?“
„Ist in Ordnung, du kannst gehen.“ Jetzt sah sie ihn eindringlich an, und ihr Blick duldete keinen Widerspruch. Mit einem kleinlauten „Ja, Herrin“ verabschiedete sich Leander und ging aus dem Zimmer. Dass er der Situation nicht ganz traute, sah Axilla aber an seiner Körperhaltung. -
Verlegen kratzte sich Axilla am Arm. Mit dieser Frage war ja zu rechnen gewesen, aber wie erklärte sie das jetzt?
„Naja, hier wird niemand reinplatzen. Also, ich meine, wenn wir Leander befragen. Hier sind wir unter uns, da steht sonst kein Sklave irgendwo in einer Nische. Also, ganz allein, ohne dass jemand zuhört. Und hier lauscht auch keiner. Also bleibt das Gesprochene in jedem Fall unter uns.“
Sie hoffte, dass Timos verstand, was sie sagen wollte. Sie wollte einfach das Risiko minimieren, dass irgendein Sklave ihr Gespräch mit Leander mitbekam. Vor allem Psammitichus, obwohl sie den riesigen Nubier nicht gesehen hatte. Hier konnte sie einfach alle Sklaven wegschicken, auch aus den Gängen, und sie waren wirklich ungestört.
Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens fiel ihr die Zweideutigkeit dieser Situation aber auf. Kurz war sie verunsichert und hoffte, dass Thimótheos das nun nicht ebenfalls so verstanden hatte.
„Ähm, ich meine, wenn du meinst, dass das zu … dings… ungebührlich ist, können wir auch ins Atrium gehen.“ -
Axilla hatte keinen Appetit und konnte sich nicht wirklich dazu überwinden, etwas zu essen. Sie nahm ein kleines bisschen Brot und kaute etwas lustlos darauf herum. Eigentlich aß sie überhaupt nur etwas, um nicht unhöflich zu sein. Sie hörte Marcus zwar aufmerksam zu, aber in Gedanken war sie bei ihrem Vater. Also dachte sie auch nicht nach, als sie in die Stille hinein plötzlich einfach fragte, was ihr durch den Kopf schoss.
„Die Schlacht bei Gaugamela, oder? Als Alexander auch die Hauptmacht der Perser in der Mitte gebunden hatte und sie von den Flanken angreifen ließ, während er mit seiner Reiterei an der feindlichen Flanke vorbei zu Dareus ritt?“
Als sie aufsah und in die Gesichter von Urgulania und Marcus blickte, merkte sie, dass ihr Gedankensprung zum einen wirr und zum anderen plötzlich war.
„Ähm, ich meine, deine Inspiration bei der Schlacht mit den Barbaren.“
Hoffentlich hatte sie jetzt nicht wieder etwas vollkommen Unpassendes von sich gegeben. Die wenigsten Mädchen interessierten sich für klassische Schlachtaufstellungen, oder wollten darüber diskutieren. Axilla hoffte, Urgulania nahm das ganze nicht zu streng. Immerhin zeugte es ja auch von Axillas Bildung.