Axilla hörte sich alles an. Zwischenzeitlich hatte sie es sich auf einer der Liegen bequem gemacht, die Ellenbogen auf der Liege und den Kopf mit den Händen abgestützt, während sie auf dem Bauch lag und einfach zuhörte. Die Orte, die er alles gesehen hatte! Axilla schloss die Augen, und versuchte es sich vorzustellen. Das mussten wirklich atemberaubende Anblicke gewesen sein.
Einzig das mit dem Kaiser schien ihr zu protzig. Was musste das für ein Wicht sein, wenn er andere vor sich knien ließ? Axilla würde sich nicht erinnern, dass der Imperator jemals einen seiner Senatoren vor ihm auf dem Boden rumkriechen hätte lassen. Wobei, das wäre sicher ein lustiger Anblick. Aber trotzdem kam das von allen Dingen Axilla am befremdlichsten vor.
Vielleicht war Marcus auch deshalb vor ihr auf die Knie gefallen, um sich zu entschuldigen? Er musste wirklich sehr lange dort in diesem komischen Land gewesen sein, dass diese Verhaltensweise so in ihn übergegangen war. Ein Römer warf sich nicht auf die Knie und katzbuckelte. Nungut, Marcus war ja auch kein Römer, zumindest nicht so richtig. Wenn seine Mutter Griechin war, dann war er auch Grieche. Glaubte zumindest Axilla. So ganz sicher war sie sich nicht.
„Und du meinst, du könntest kein Buch schreiben.“
Das war das erste, was Axilla freudestrahlend sagte. So viel, wie er erzählt hatte, das reichte doch bestimmt für ein Buch. Vielleicht sogar zwei, eins für die reise und eins für diese Stadt mit den vielen Höfen.
Als er sagte, wie spät es schon war, schaute auch Axilla aus dem Fenster. Er hatte recht, es war wirklich schon Abend. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit verflogen war.
„Wir haben doch auch Gästezimmer.“ Erst, als der Satz raus war, schaltete sich Axillas Verstand wieder ein. Ganz verschämt setzte sie sich richtig auf.
„Ähm, ich meine, falls es doch noch viel später wird. Und überhaupt… vergesst einfach, was ich gesagt habe.“
Und erst danach ließ sie noch einmal seine genauen Worte revue passieren. Sie sah einmal zwischen ihm und Urgulania verstohlen hin und her. War sie hier als Anstandsdame? Es hätte ja auch ein Sklave mit ihm mitgehen können, aber er hatte explizit nach Urgulania gefragt. Könnte es sein…?
Irgendwie fand Axilla die Idee ja sehr schön. Urgulania war ja immer allein. Gut, heiraten konnten die beiden vielleicht nicht, aber vielleicht wollte Urgulania das ja auch nicht. Aber so ein paar Komplimente und das Gefühl, begehrt zu werden, das wäre doch was schönes? Aber vielleicht schlug da auch nur Axillas romantische Ader mal wieder gnadenlos durch und sie interpretierte viel zuviel da hinein. Aber trotzdem gefiel ihr der Gedanke. Und sie beschloss, ihm ein bisschen Freiraum zu geben.
„Ich müsste mich auch demnächst entschuldigen. Ich habe vorhin Vaters Rüstung angefangen, zu reinigen und einzuölen, und das ganze Zeug liegt noch in meinem Cubiculum. Ich muss es noch wieder aufräumen. Sonst riecht morgen meine ganze Kleidung nach Öl.“
Das würde sie wahrscheinlich jetzt schon, aber das war Axilla im Grunde genommen reichlich egal.