Da war sie, die Wirklichkeit. Axilla wollte noch nicht aufstehen, aber früher oder später mussten sie es ohnehin. Sie konnte nicht immer so bei Silanus sitzen bleiben. Sie lächelte Silanus an und nickte, aber es war ein trauriges Lächeln. Als sie dann stand, fühlten sich die Stellen ihrer Haut ganz kalt an, die eben noch seine Haut berührt hatten.
Als er anfing, sich zu waschen, tat Axilla es ihm gleich. Ihren Unterleib wusch sie dabei besonders gründlich, um wirklich jedes Risiko einer Schwangerschaft auszuschließen. Silanus hatte sich zwar rechtzeitig zurückgezogen, aber man konnte ja nie wissen.
Immer wieder schaute sie zu ihm herüber und überlegte, was sie zu ihm sagen sollte. Es gab so viel, was sie ihm gerne gesagt hätte, und solange sie noch in ihrem kleinen Traum war wohl auch gesagt hätte. Aber dies hier war wieder die Wirklichkeit, und die war gefährlicher als ihr Traum. In der Wirklichkeit konnte sie ihn kaum fragen, ob er noch mit zu ihr in ihr Cubiculum kommen wollte, damit sie eng aneinander gekuschelt einschlafen konnten. In der Wirklichkeit gab es Augen und Ohren, vor denen sie sich hüten musste. Also kaute sie nur grübelnd auf ihrer Unterlippe.
Beiträge von Iunia Axilla
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„hmmhmm“ machte sie und nickte dazu, was er aber nicht sehen konnte. Sie war so dicht an ihn geschmust, wie sie konnte, und ihr Kopf ruhte in der sanften Kuhle an seiner Schulter. Sie sog noch einmal tief seinen warmen Geruch auf, und blinzelte dann verschlafen, als würde sie aufwachen.
Ohne sich wesentlich zu bewegen, veränderte Axilla ihre Position, dass sie ihm in die Augen schauen konnte. Mit ihren Fingern fuhr sie sanft streichelnd über seine Schulter, wo sie ihn gekratzt hatte. Er hatte dort ein paar rote Striemen, die aber zum Glück nicht tief waren.„Hab ich dir weh getan?“
Sie wusste, wie bescheuert diese Frage klingen musste, aber sie machte sich wirklich Sorgen darüber. Sie hatte doch keine Ahnung, wie weit sie hätte gehen dürfen. Also, wenn er nicht der gewesen wäre, der er war. Das war das nächste, was ihr ein wenig Kopfzerbrechen bereitete.
Sie hoffte, dass er es nicht bereute. Für sie war es so schön, und jetzt etwas wie „Es tut mir leid“ oder „Wir hätten das nicht tun sollen“ zu hören, hätte ihre kleine Illusion, die sie noch aufrecht erhielt, zerstört. -
..................Nach ihrem Liebesakt saßen Axilla und Silanus auf der Steinbank, sie auf seinem Schoß. Noch immer war sie atemlos und von tiefster Erfüllung beseelt durch das, was soeben geschehen war. Sie kuschelte sich näher an seine warme Haut. Bei ihm fühlte sie sich so beschützt und geborgen, und in diesem Moment noch mehr als sonst.
Sie schmuste sich ganz dicht an ihn, sog tief den Duft ein, der von seiner Haut ausging. So langsam wurde aus dem Traum wieder Wirklichkeit, aber noch war es nicht ganz da. Noch war sie einfach seine Geliebte. Deshalb sagte sie kein Wort, denn jeder Laut hätte die Wirklichkeit wieder heraufbeschwören können. Und sie wollte noch ein wenig weiter träumen.
Die Kerzen im Bad waren teilweise schon ausgegangen, so dass es noch ein wenig dunkler war wie zu Beginn ihrer Begegnung. Aber noch immer war niemand vorbeigekommen. Zumindest hätte Axilla niemanden bemerkt, und darüber war sie heilfroh. Nicht einmal jetzt wagte sie daran zu denken, was alles hätte passieren können. Nein, nein, gar nicht daran denken, am nächsten Tag hatte sie noch genug Zeit, sich darüber Sorgen zu machen. Jetzt wollte sie einfach nur die Nähe ihres Geliebten genießen. -
Es war so schön, Axillas Herz raste, ihr Atem ging schneller. Sie wünschte sich, dass es ewig so weitergehen würde und verlor sich ganz in seinen Bewegungen. Nie hätte sie gedacht, dass es wirklich so schön sein könnte.
Und dann war es vorbei. Silanus beendete die Verbindung und setzte sie vor sich ab. Sein Gewissen war wohl doch stärker als seine Begierde. Trotz allem.
Verzweifelt sah Axilla zu ihm hoch. Ihre Erregung war schon so weit vorangeschritten, sie wollte jetzt nicht aufhören. Sie wollte überhaupt nicht aufhören.
Verzweifelt und verwirrt machte sie nur einmal „häh?“ zu seinen Worten und hielt sich dann zitternd an seinen Armen fest. Sie begriff sehr wohl, was er sagte, aber warum musste er gerade jetzt daran denken? Hätte er nicht wenigstens noch fünf Minuten warten können?
„Ich… könnten wir nicht irgendwo hingehen oder… es ist doch grade gar niemand da. Ich… Lucius, bitte.“
In ihrer Verzweiflung flüchtete sie sich dicht an ihn. Sie konnte ihm jetzt nicht in die Augen schauen, konnte aber auch nicht von ihm lassen und gehen. -
Einen Moment zögerte Axilla bei seinen Worten. Verwirrt schaute sie auf, sah aber nur seine genussvoll geschlossenen Augen und seine Körperhaltung, die ihr deutlich sagte, dass er es genauso genoss wie sie auch, vielleicht sogar mehr. Sie versuchte noch immer, all die kleinen Gefühle zu ordnen, die sich bei jeder neuen Bewegung ergaben, und sich von ihnen treiben zu lassen, ohne sich selbst zu verlieren. Sie hoffte nur, sie machte alles richtig und tat ihm dabei nicht weh.
Vorsichtiger bewegte sie nun ihr Becken, ließ ihre Hände wieder zurück zu seiner Brust gleiten, um ihn zu liebkosen. Sie achtete erst noch auf Anzeichen, ob sie ihm weh tat mit ihren Bewegungen, aber schnell waren diese Bedenken vergessen und es gab nur noch ihre eigene Lust, die sie antrieb.
Sie wollte ihn küssen, aber er hatte sich zurück gelehnt und sie kam nicht zu seinem Mund, ohne ihre jetzige Position zu verändern, was sie aber nicht wollte. Also raunte sie ihm ein heiseres „Küss mich“ zu. -
Er zögerte. Wollte er sie foltern? Sie war doch so bereit, sich ihm hinzugeben. Und sie wusste doch nicht, wie sie es anstellen sollte. Natürlich hatte sie eine Unterweisung bereits erhalten, wie sie sich ihrem Ehemann in der Hochzeitsnacht gegenüber zu verhalten hatte. Aber das hier war keine Hochzeitsnacht, Silanus nicht ihr Bräutigam und dieses Becken garantiert kein Bett. Und sie hatte auch keine Ahnung, wie sie das ohne Initiative vom Mann machen sollte. Ihr Körper sagte ihr ganz deutlich, was er tun wollte, aber sie hatte keine Ahnung, ob es denn auch klappte.
Axilla hatte ihre Augen noch immer im Kuss geschlossen, also sah sie seinen Blick nicht, als sie einfach ihrer Intuition folgte.Sie spürte einen kurzen Schmerz, als sie sich vereinigten, und zuckte zusammen. Ein kleiner Schmerzlaut ließ sich nicht unterdrücken, und Axilla löste den Kuss, um beschämt nach unten zu schauen.
Aber direkt nach dem Schmerz stellte sich ein anderes Gefühl ein, ein Gefühl von tiefster Erfüllung und höchster Euphorie. Er war ihr ganz nah, wie sie es sich so herbeigesehnt hatte. Vorsichtig bewegte sie ihr Becken, als sie den Blick hob, um ihn erneut zu küssen. -
Offenbar war ihr Begleiter auch jemand anderem auf den Fuß getreten. In diesem Gedränge war das aber auch wirklich unvermeidbar. Wie konnte irgendjemand sich nur auf diesem Markt zurechtfinden? Wäre Axilla allein unterwegs, hätte sie sich wahrscheinlich schon verlaufen. Darum hielt sie sich möglichst dicht bei Archias, um ihn bloß nicht aus den Augen zu verlieren.
Als sie dem Trittopfer vorgestellt wurde, lächelte Axilla den beiden Frauen offenherzig zu. Es war schön, ein paar weitere Römer kennen zu lernen, die ganze Stadt schien irgendwie nur aus Griechen zu bestehen. Und Axilla hatte hier bisher noch keine Freundin gefunden, und ein Mädchen ohne beste Freundin war irgendwie nur halb lebendig. Wenn die beiden Frauen für besagten Posten wohl auch schon etwas zu alt waren. Aber man sollte sich alle Chancen offen halten.Irgendjemand neben ihr fragte etwas auf Griechisch, und Axilla brauchte einen Moment, bis sie bemerkte, dass sie gemeint war. Es dauerte einen weiteren Augenblick, bis sie die Worte erinnerte und für sich übersetzt hatte. Gut, dass ihr Lehrer Iason aus Milet war, und sie als Kind schneller Ionisch gelernt hatte als er perfektes Latein. Das war zwar nicht ganz sein Dialekt, aber genug, dass sie seine Frage verstand.
„Das Museion ist an der Hauptstraße. Große Straße, diese Richtung. Und dann Richtung Porta Lunae. Ähm, Tor vom Mond?“
So ganz sicher war sie sich nicht über die richtige Aussprache, und sie hoffte, dass er sie trotzdem verstand. Das Ionische verschliss schon manchmal gerne manche Silben, die man eigentlich mehr betonen sollte, aber sie hoffte, dass es ging. Es war eben schwer, richtiges Koine von jemandem zu lernen, der selbst Akzent hatte. -
Seine Hände auf ihren Hüften deutete Axilla anders, als Silanus es meinte. Sie sah es als Zeichen seiner Begierde, und ließ daraufhin ihren Mund weiter über seinen Hals wandern. Er schmeckte nach Badewasser, aber das störte sie nicht. Ihre Küsse wanderten weiter zu seiner Schulter, und sie biss ihn sanft, als sie sich noch näher an ihn drängte.
Sie hatte keine Ahnung, wie sie weiter vorgehen sollte. So weit war sie noch nie gegangen, und sie traute sich nicht, das Silanus einzugestehen. Sie hatte unglaubliche Angst, er würde dann nicht mehr wollen. Und alles in ihr verlangte so sehr nach ihm. Sie wollte ihm ganz nahe sein.
Sie drängte sich so nahe an ihn, wie sie es wagte, und küsste ihn wieder auf den Mund. Ihre Linke glitt an ihr hinunter und legte sich auf seine Hand, die auf ihrer Hüfte lag. Mit sanften Druck auf seinen Handrücken gab sie ihm ihren Wunsch zu verstehen. -
Sie hatte zwar schon den ein oder anderen Kuss in ihrem Leben erhalten, aber noch nie so einen. Axilla genoss seine sanfte Erwiderung, wie von selbst drängte sich auch ihr restlicher Körper ganz sanft dem seinen entgegen. Schließlich fühlte sie auch seine Zunge auf der ihren und gab sich ganz dieser sanften Liebkosung hin. Sie wollte, dass es ewig währte.
Ihre Hände hatten damit begonnen, ganz sanft über seine Brust zu streicheln. Sie fuhr die einzelnen Muskeln sanft nach, erkundete seine Haut, jede noch so kleine Narbe. Er ließ sie gewähren. Noch beschränkte sich alles auf den „ungefährlicheren“ Bereich seines Oberkörpers, aber es drängte sie danach, mehr zu erkunden, mehr zu fühlen. Ein kleines Stimmchen in ihr protestierte noch einmal auf, aber sie ignorierte es. Es war ihr egal.
Sie beendete den Kuss und wartete einen Augenblick. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wusste, was sie tun wollte, aber wollte Silanus es denn auch? Sie wusste, dass er es nicht wollen sollte, aber das war nicht die Frage. Vorsichtig küsste sie ihn noch einmal kurz auf den Mund, dann auf sein Kinn und noch ein drittes Mal auf den Hals. Sie sah noch einmal zu ihm hoch, wartete auf ein Zeichen des Einverständnisses. -
Seine Berührungen brannten wie Feuer, und sie hielt ihnen Stand wie ein verschrecktes Reh, unfähig, sich zu bewegen. In jeder Sekunde wünschte sie sich so sehr, er würde sie an sich ziehen, sie berühren, und gleichzeitig hatte sie so unendlich viel Angst davor. Die Sekunden, die er ihre Hüfte hielt, waren für Axilla Elysium und Tartarus zugleich.
„Ich weiß.“
Und trotzdem konnte sie nicht anders, als ihn zu begehren. Sie war in ihn verliebt, und das war stärker als ihr Kopf. Es war egal, dass er ihr Vormund war, es war egal, dass er mit ihr verwandt war. Bis vor zwei Wochen hatte sie ihn noch nicht einmal gekannt, und jetzt, wo sie ihn kennen lernte, liebte sie ihn einfach. Da konnte er noch so sehr der Vetter ihres Vaters sein.
Sie legte ihre Stirn gegen seine, noch immer mit geschlossenen Augen. Seine Nase war an ihrer, und sie hörte seinem Atem ein wenig zu. Noch eine Träne rann ihr übers Gesicht, als sich die Erkenntnis in ihr durchsetzte: Egal, was sie tat, sie war verdammt. Sie würde ihn immer begehren, und sie würde immer wissen, dass er sie auch begehrte. Immer.
Ganz leicht legte sie ihren Kopf schräg. Vorsichtig küsste sie ihn, ganz zärtlich. Wenn sie verdammt war, wollte sie wenigstens den Kuss haben, den er ihr schuldete. Und wenn es nur der eine war und er sie danach wegjagen würde. -
Das war nicht die Art von Kuss, die Axilla sich erhofft hatte, und doch soviel Zärtlichkeit, dass sie ein leises und sehnsüchtiges Aufstöhnen nicht gänzlich unterdrücken konnte. Sie wollte ihn so sehr, und egal, was er sagte, zumindest ein Teil von ihm wollte sie auch. Und das war mehr, als sie aushalten konnte.
Sie fühlte eine heiße Träne über ihre Wange laufen, als sie ihren Kopf gegen ihn sinken ließ. Seine Handgelenke hatte sie schon losgelassen, und wie von selbst waren ihre Hände zu seinen Schultern und seiner Brust gewandert, um sich dort an ihm festzuhalten. Sie hatte einfach keine Kraft mehr, es war zuviel.
Sie wollte ihn küssen, und durfte es nicht. Sie wollte ihn liebkosen, und durfte es nicht. Sie wollte ganz sein sein, und durfte es nicht. Die Götter waren grausam.„Ich will dich so sehr“, gestand sie ihm ganz leise flüsternd. Sie konnte es einfach nicht zurückhalten, es war einfach zu viel.
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Sie spürte etwas. Das Lächeln in ihrem Gesicht schwand langsam und wich einem Ausdruck von Verwirrung und Sehnsucht. Sie verstand es nicht. Vorhin noch hatte er den Eindruck gemacht, dass er ihre Gefühle nicht im Mindesten erwiderte und sie nur als Cousine mochte, aber sie als Frau nicht begehrte. Und deshalb war diese Situation vorhin auch nicht so schlimm gewesen, denn immerhin hatte sie ihn nicht verführt.
Aber jetzt sagte sein Körper ganz klar etwas anderes. Er begehrte sie, er musste sie begehren, das ging gar nicht anders. Hatte sie ihn vorhin vielleicht falsch verstanden? Wollte er mit seinen Worten, dass es nicht schlimm sei, sein Einverständnis erklären? Wollte er ihr das klarmachen, und sie hatte ihn nicht verstanden? Und war das eben vielleicht auch eine Aufforderung?
Axilla schloss die Augen. Sie wusste, dass er ihren Atem hören konnte. Sie wusste, dass er ihre Gefühle kannte, hatte sie sich doch vorhin nicht allzu missverständlich ausgedrückt. Sie machte sich gar keine Illusionen, dass er sie liebte, aber dass er sie begehrte war mehr, als sie mit ihrem Verstand einfach ignorieren konnte, als wäre nichts.
„Ich weiß nicht… vielleicht… einen Kuss?“ -
Kitzeln wirkte doch immer wieder. Es war zwar gemein, wie Axilla durchaus wusste, weil man sich dagegen so schlecht wehren konnte, aber es war ihre einzige Chance gegen Silanus. Er war größer, stärker und nicht zuletzt ein Mann. Wobei sie letzteren Umstand ein wenig verdrängt hatte. Aber nun, als sie auf ihm saß und er sich ihr ergab, wurde es ihr wieder mehr bewusst. Ihre Aufregung von der Anstrengung eben wich wieder einer körperlichen Euphorie, die sie dieses Mal aber besser zu kontrollieren gedachte.
Der Wein, den sie getrunken hatte, ließ sie aber dennoch im gleichen Zug etwas mutiger und forscher sein, als es der Anstand erlaubte. Sie blieb auf seinem Schoß sitzen und grinste ihn ebenso an, wie er sie.„Nun, dann bist du jetzt mein Gefangener, nicht?“
Sie nahm seine Arme bei den Handgelenken und hielt ihn so fest, seine Hände sanft gegen den Rand des Beckens gedrückt auf Höhe seines Kopfes.
„Was zahlst du mir also als Lösegeld, damit ich dich wieder freilasse?“ -
„Nein! brachte Axilla gerade noch heraus, als Silanus sie packte und ins Wasser nach hinten warf. Mit einem lauten Platschen ging sie unter, sie sah nur große Luftblasen im Wasser und kam prustend und mit den Armen fuchtelnd wieder hoch. Ihre Haare klebten ihr teils im Gesicht, und sie strich sie sich nach hinten weg, um wieder besser sehen zu können.
Silanus saß bereits wieder auf seiner Steinbank und grinste sie frech an. Ob sie genug hatte? Axilla grinste wölfisch und kam mit der Anmut einer Raubkatze auf Pirsch auf ihn zu. Bei der Steinbank angekommen zog sie sich schnell zu ihm hoch, so dass sie fast rittlings auf ihm saß. Diesmal war sie vorbereitet und hielt sich mit einer Hand schnell an ihm fest, damit er sie nicht gleich wieder zurück ins Wasser werfen konnte.
Ob sie aufgab? „Niemals.“
Und sie hoffte nur, dass er ebenso kitzelig war wie sie, als sie mit der freien Hand anfing, seinen Bauch und seine Seite zu kitzeln. -
Verdammt, sie hatte seine Kraft unterschätzt! Sie konnte sich nicht festhalten und war plötzlich mit dem Kopf unter Wasser. Na warte!, schoss ihr durch den Kopf und sie ließ sich weiter nach unten sinken, als sie merkte, wie er seinen Griff lockerte. Aber nur kurz, um dann selbst nach oben und auf ihn zu zu schnellen.
Was er konnte, konnte sie schließlich schon lange! Nur war sie nicht ganz so stark und nicht ganz so schwer wie er, so dass sie ihn nicht umreißen konnte. Vielmehr stützte sie kurz auf seinen Schultern, um dann den Fehler ihres Plans zu merken und sich schnell wieder sinken zu lassen. Jetzt war sie natürlich wieder direkt vor ihm und hatte keine Chance, ihm zu entkommen, falls er einen erneuten Angriff starten wollte. Sie wollte ihn mitleidig anschauen, was aber durch das freudige Grinsen auf ihrem Gesicht nicht wirklich ging. -
Oh, wie gemein! Damit hatte Axilla nicht gerechnet, und so konnte sie sich aus seinem Griff nicht herauswinden. Sie quietschte, als er sie ergriff und noch einmal höher, als er Anstalten machte, sie unterzutauchen. Das hatte noch niemand mit ihr gemacht, sie hatte es höchstens mal bei einer Freundin selbst getan. Aber die Erfahrung war aufregend und fast automatisch versuchte sie einen Plan umzusetzen, der ihn mit hinabziehen würde.
Mit einer Hand hielt sie sich an seinem Arm fest. Durch seine Kraft war sie bereits fast auf die Knie im Wasser gesunken, so dass sie sich nicht richtig gegen ihn stemmen konnte. Mit ihrer anderen Hand suchte sie erst Halt, aber sie war zu weit vom Beckenrand entfernt. Also hielt sie sich an Silanus fest und erwischte sein Bein. Sie umklammerte seinen Oberschenkel und zog sich so mit dem Oberkörper ganz dicht an ihn heran. Seine Haare kratzten leicht auf der zarten Haut ihrer Brüste, und ein vorbeikommender Sklave hätte diese Pose wohl durchaus anders gedeutet. Aber Axilla machte sich darüber keine Gedanken.
„Tu’s doch“, ließ sie sich siegessicher vernehmen, obwohl sie in diesem Kampf eindeutig unterlegen war. Aber aufgeben lag ihr nicht. -
„Übers Knie?“
Axilla musste lächeln bei diesen Worten, sie konnte gar nicht anders. Ihre Persönlichkeit war für sich viel zu schelmisch, um darauf anders zu reagieren.
Sie tauchte ihre beiden Hände vor ihm blitzschnell ins Wasser und spritze einen kleinen Schwall spielerisch gegen ihn. Ein paar Tropfen erreichten sogar sein Gesicht, obwohl sie gar nicht so hoch gezielt hatte. Herausfordernd blickte sie ihren Vetter an.„Dazu müsstest du mich erst einmal kriegen.“
Sie grinste ihn frech an. Die bedrückende, ernste Stimmung schien vollkommen von ihr abgefallen zu sein, und nur ihr quirliges, zu Späßen aufgelegtes Wesen war noch da.
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„Meinst du wirklich?“
Axilla kam sich so unendlich schrecklich dumm vor. Hätte sie einfach den Mund gehalten, wäre diese ganze peinliche Situation jetzt vermutlich auch nicht da und sie könnten beide so tun, als wäre tatsächlich auch gar nichts gewesen. Aber nun hatte sie schon damit angefangen, sich zu erklären, da wollte sie es auch wirklich abschließen, damit es nicht am Ende zwischen ihnen beiden stand.
„Ich möchte aber nicht, dass das nun zwischen uns steht. Ich möchte nicht, dass du nun denkst, mich deshalb meiden zu müssen. Ich möchte nicht schon wieder von einem geliebten Menschen getrennt werden, schon gar nicht deswegen.“
Sie kam näher zu ihm, ganz nahe, und berührte ihn beinahe zärtlich, aber eindeutig mit weniger Intention als vor wenigen Minuten, an der Brust. „Ich hab dich nämlich wirklich, wirklich gerne, Silanus.“
Ihn deswegen nun ganz zu verlieren wäre mehr, als sie ertragen hätte. Die ganze Zeit seit dem Tod ihres Vaters und besonders noch mehr seit dem Tod ihrer Mutter hatte sie versucht, stark zu sein. Jetzt noch vollkommen auf Liebe zu verzichten, auch wenn es nur eine Träumerei und nur von ihrer Seite aus war, das wäre zuviel. -
„Haben die da grade einen lebenden Fisch in den Eintopf geworfen? Huh..“ Caius zog sie so schnell weiter, dass sie keine Gelegenheit hatte, es noch mal genau anzusehen.
Ägypter aßen seltsame Dinge. Und sie drängelten! Mindestens zweimal trat ihr jemand auf den Fuß. Beim dritten Mal trat sie beherzt zurück – ob es den richtigen traf sei dahingestellt – und war froh, gerade kein Schwert oder ähnlich zum Töten geeignetes in Händen zu halten. Sie hatte schon immer eine jähzornige Ader gehabt, vor allem wenn sie Hunger hatte.
Aber ihr Begleiter war nicht weniger ungeduldig, und er begann selbst, sich einen Weg zu bahnen. Axilla folgte ihm dichtauf, um immer in die kleine, freigeschlagene Bresche dieses Menschenurwalds einzutauchen und zu warten, bis sich die nächste Lücke ergab. Ihre Bewegungen hatten ein wenig was Tänzerisches: Zwei vor, eins links, eins rück, zwei vor, eins links…Neben ihr begann ein Händler, ihr eine Kette aus bunten Steinen unter die Nase zu halten und zu schwärmen, wie gut sie ihr stehen würde, wie sehr sie ihre Augen betonen würden, welch Grazie sie doch sei.
„Ich hab aber gar kein Geld mit.“
Als wäre dieser Satz eine schlimme Krankheit, wichen die drängelnden Händler plötzlich alle vor ihr zurück. Platz! Einfach so! Nunja, für ein paar Herzschläge, dann hatte der Händler eine neue Grazie für seine Ketten gefunden, deren Augen die Steine soooo schön betonen würden und der sie sicher ausgezeichnet standen. -
Sim-Off: Ich hab mich schon beschäftigt, keine Sorge
Übertrieben gespielt legte Axilla ihren Zeigefinger an ihre Wange und machte quietschend „hmmmm“, als müsse sie ernsthaft über diesen Vorschlag nachdenken. Doch sehr schnell konnte sie ein breites Grinsen einfach nicht mehr unterdrücken.
„Also, wenn das Angebot so selten ist, dann wäre es ja geradezu verbrecherisch, es nicht anzunehmen, oder? Nach reiflicher, bestimmt zehnsekündiger Überlegung bin ich zu dem einzig logischen Schluss gelangt.“
Anstatt ihrer kleinen Rede eine sachliche Schlussfolgerung folgen zu lassen, knurrte ihr Magen wie auf Bestellung so laut, dass Axilla lachen musste. „Ich glaube, mein Bauch hat zugehört.“
Schwungvoll stand Axilla auf und gesellte sich zu Archias. „Wohin gehen wir? Und das mit dem Palmwein überlegen wir vielleicht noch. Zwischen nüchtern und Vollrausch liegt bei mir nur ein halber Becher Wein.“