Beiträge von Iunia Axilla

    Die Handbücher können wohl nur die jeweiligen Amtsinhaber (und gemeine Mods mit Editier-Berechtigung) sehen.


    Ohne Garantie auf Vollständigkeit:


    Vigintiviri haben neben ihren SimOn-Aufgaben immer die Erbschaften zu bearbeiten. Darüber hinaus sollen sie bisschen aufs Tabularium gucken, ob da alle Beschreibungen richtig sind oder ob ihnen was auffällt, ebenso im Forum, und insbesondere, ob inhaftierte Leute auch wirklich nur im Kerker posten. (Also summa summarum hauptsächlich die Erbschaften)


    Quaestoren kontrollieren die Einhaltung der Reiseregeln und sollen die Chronik führen/ergänzen/aktualisieren


    Ädile machen die ganze WiSim-Aufsicht. Also verwarnen bei Verstößen gegen die Gesetze, gucken, ob jeder auch nur verkauft, was er darf, kontrollieren insbesondere die öffentlichen Konten, ob da irgendwer was für private Zwecke abzweigt... Und führen natürlich das Aedilslog mit Betriebseröffnungen/Schließungen und schalten dementsprechend das alles auch frei.


    Praetoren haben die Gerichtsaufsicht, führen da die Prozessliste und alles, was da dazugehört. Und sollen die Gesetze prüfen, ob da alles passt.


    Consule schließlich müssen natürlich den nächsten Wahltermin bekanntmachen, hauptsächlich simon die ganzen Sitzungen eröffnen, nach den anderen Magistraten gucken, ob die ihren Job machen...


    Bestimmt fehlt irgendwo noch eine Kleinigkeit, aber so im groben und ganzen sollt es das sein.

    So, Doppelpost, aber der Kriegsrat war heute mal schnell.


    Wenn dich eine bekloppte Verwandtschaft, die sich im Spiel durchaus mal streitet, nicht abschreckt, bist du uns gerne willkommen. Avianus würde da weiter erstmal seine Künste als Kindergärtner testen (heißt soviel, wie: Sobald du freigeschaltet bist, bered dich mit ihm am besten per PN, wie dein Einstieg ins Spiel am geschicktesten gehen könnte) und zum Platz im Stammbaum bereden wir das Ganze dann einfach gemeinsam. :D

    *hüstel* Was Seneca meint ist: Du darfst gerne im Verwandtschaftsbaum was vorschlagen und wir beraten in solchen Fällen gemeinsam, ob das passt. (Wenn irgendwo ein Bruder aus dem nichts aufpoppt, ist das meistens doof. Das bringt einen zuweilen in Erklärungsnot.)


    Wenn du aber keine Präferenz hast beim Stammbaum, ist das auch völlig okay. Zu irgendwas muss ich schließlich auch noch gut sein.


    Wir halten dann mal eben Kriegsrat und melden uns zeitnah.

    Schummelt der sich hier einfach vorbei! Wachen, verhaftet ihn! Ach, verdammt, der ist ja selber bei der Wache... :D


    Avianus hat die Fragen schon ganz richtig gestellt. Wenn du da ein bisschen was dazu erzählen könntest, werden wir danach Kriegsrat halten, damit du auch schnell eine Antwort kriegst.

    Hat er es denn auch längs versucht? Und quer? Was hast du dem armen Spatz denn wieder für ein Sperrgut in den Schnabel gegeben? :D


    Vielleicht sollte er es jetzt noch einmal versuchen.

    Wann die Decima ihr zuletzt etwas getan hatte? “Du meinst abgesehen davon, dass sie in meinem Haus stand, mich beleidigt hat und mir gedroht hat? Nun, eine knappe Woche später stand sie vor meinem Mann und hat ihm gedroht, dass sie mich aus der Acta rauswerfen will, was sie sich wohl aus bekannten Gründen dann nicht getraut hat. Und davor.... dass sie die Acta-Mitarbeiter, mich eingeschlossen, ein gutes Jahr nicht bezahlt hat, hatte ich erwähnt? Die vielen, kleinen Hochnäsigkeiten mal außen vor, ist der Mordversuch zugegebenermaßen schon ein paar Jahre her.“ Axilla bemühte sich wirklich, sachlich zu bleiben. Was aber alles andere als einfach war. Dafür war zu viel Keramik zerschlagen, wie man so schön sagte.


    “Und natürlich hat sie ihre Drohung nicht umgesetzt. Es gibt schlicht nichts, was sie mir anlasten könnte. Ich bin mittlerweile sechzehn Jahre verheiratet, habe das ius liberorum, und obwohl mein Mann schon seit Ewigkeiten in der Versenkung verschwunden ist, gibt es keine Affären, keine Orgien, noch nicht einmal eine unangemessene Umarmung. Hätte ich nicht zwei Kinder, man könnte denken, ich wäre eine Vestalin.“ Noch mit ein Grund mehr, warum Axilla auf Ehebruch sehr allergisch reagierte. Sie wusste wohl besser als die meisten, wie einsam es in einer Ehe sein konnte. Sie wusste sehr wohl, wie sehr man sich nach Liebe, Zuneigung und Körperlichkeit sehnen konnte. Sie wusste sehr, sehr gut, dass auch der weibliche Körper seine Bedürfnisse hatte. Trotzdem beging sie keinen Ehebruch und würde das auch nicht tun. Wenn sich tatsächlich irgend jemand derartig einfinden würde, dass sie meinte, mit ihm ins Bett zu müssen, weil sie sonst platzen würde, würde sie selbstverständlich zuvor ihre Scheidung erklären! Zumal das vollkommen formlos und unkompliziert ging.
    “Und natürlich will die Decima jetzt am liebsten ihre Ruhe. Sie hat Angst. Sie hat sogar fürchterliche Angst. Du kennst sie ja kaum, aber ich kenne sie sehr gut und ich weiß, wie stolz sie auf ihren Stand ist und auf das, was sie angeblich alles erreicht hat. Deswegen hat sie Seneca ja auch erst genommen, als er Ritter war, weil es vorher nicht in ihr perfektes Bild gepasst hat. Und da hat sie eine riesige Angst, dass sie das alles verlieren würde, wenn bekannt wird, dass sie eine Ehebrecherin ist. Dass jeder über sie lachen würde. Dass sie ihr Vermögen verlieren würde. Sie wäre eine Idiotin, wenn sie da keine Angst haben würde.“ Alles andere anzunehmen, wäre wirklich mehr als naiv.


    Natürlich glaubte Axilla nicht, dass sie dann ihre Ruhe hätte. Was mit ein Grund war, warum sie nicht schon längst tätig geworden war – was aber wohl irgendwie nicht zu zählen schien, wenn ausgerechnet jetzt noch einmal mit ihr da geredet werden musste, obwohl sie keinerlei Anlass dazu gegeben hatte.
    “Du hast keine Ahnung, wie sehr ich meinem Ärger Luft machen möchte. Aber gut, dann sag mir einen alternativen Weg. So, wie sich Decimus Serapio verhalten hat, ist das Verhältnis zu den Decimern ohnehin nicht existent, Seneca weigert sich, irgendeine Schuld seinerseits einzusehen oder gar angemessen dafür um Entschuldigung zu bitten, von der Decima ganz zu schweigen, die entweder dich oder mich angelogen hat, was wir hier aber kaum diskutativ klären können. Von daher, zeig mir den Weg, der das alles auflöst und nicht darauf hinausläuft, dass ich kampflos das Feld einfach Räumen soll und es in mich hineinfressen soll. Denn das werde ich ganz sicher nicht.“

    Axilla rieb sich leicht mit der linken Hand ihre Schläfe. “Nein, ich habe ihn geheiratet, als er mich gefragt hat, und nicht mich auf ihn gestürzt und ihn gedrängt oder sonstwas. Wenn ein Angehöriger der Kaiserfamilie einen fragt, ob man ihn heiraten will, sagt man üblicherweise ja. Ich will auch gar nicht so tun, als hätte ich Archias nicht gern gehabt, aber ich hätte auch fröhlichst leben können, ohne ihn zu heiraten.
    Und ich habe noch nie erwartet, dass die Decima in Jubelstürme ausbricht, wenn sie mich sieht. Ich habe sie immer in Ruhe gelassen mit 'dem alten Mist' und wohl durch Taten und Worte mehr als genug bewiesen, dass von meiner Seite aus es keinen Grund gibt, warum da irgend ein Aufsehen drum gemacht wird.


    Was ich aber sehr wohl erwarte und verlangen darf, dass mir von jemandem, der angeblich nur seine Ruhe haben will, ebenso Ruhe entgegen gebracht wird. Und weder, dass diese Person ihre Verwandten anstachelt, in der Öffentlichkeit diese Geschichte auch nach Jahren wieder und wieder hervorzubringen, noch, in mein Zuhause zu kommen und mich zu beleidigen und nach verfluchten zwanzig Jahren immer noch mit derselben Leier anzukommen. Irgendwie macht das die Behauptung, dass man ja nur seine Ruhe haben will, extrem unglaubwürdig, wenn sämtliche Taten doch immer nur auf dasselbe hinauslaufen.


    Ich hab nie behauptet, dass ich unschuldig bin. Dass ich mit Archias geschlafen habe, war sicherlich nicht nett. Vielleicht – nein, sogar höchst wahrscheinlich – hätte ich damals nein sagen sollen. Aber, so sehr man da auch über hättewärewenn philosophieren mag, eine Sache ist eine Tatsache: Archias hat mich geliebt. Sehr sogar. Über ein vernünftiges Maß weit hinaus. Seiana hatte er gern, will ich gar nicht bestreiten. Aber er hatte nie auch nur annähernd solche Gefühle für sie, und mir tut es ehrlich leid, dass ich seine Gefühle nicht im selben Maße erwidern konnte.
    Ich will jetzt nichts schwören, aber ich glaube, er hätte sich selbst dann von Seiana getrennt, wenn ich damals nein gesagt hätte, einzig und allein aus dem zu schließen, wie er auf der Hochzeit von Aurelius Ursus reagiert hat, als er gesehen hat, dass ein anderer Mann an meiner Seite war. Nur will sie das nicht sehen, nicht wissen und nicht hören.
    Ich hatte keinen Grund, sie da zu hassen, also spar dir diesen Blödsinn mit Erzfeindin und plapper nicht auch diesen Blödsinn nach, dass ich das alles wegen Archias tun würde. Damit habe ich schon sehr lange abgeschlossen.


    Aber es kann sich wohl niemand wundern, dass wenn ein Mensch einen anderen immer und immer und immer wieder herablassend behandelt und beleidigt, dass dieser Mensch dann irgendwann schlicht und ergreifend die Schnauze gestrichen voll hat.“
    Axilla konnte es an dieser Stelle wirklich nicht mehr hören. Welchen Sinn sollte das machen, dass sie wegen Archias sauer wäre und da irgendeine Feindschaft aufbauen hätte wollen? Warum hätte sie dann die ganzen Dinge, die sie Avianus gerade eben ja noch haarklein aufgelistet hatte, tun sollen? Sie hatte sicherlich besseres zu tun, als ihrer 'Erzfeindin' immer und immer wieder den Hintern zu retten.


    “Ich habe nie behauptet, dass ich völlig unschuldig wäre und nie Fehler gemacht hätte. Ich habe einen Fehler gemacht, und ich stehe auch zu diesem Fehler. Ich bestreite ihn überhaupt nicht. Aber mein Fehler macht nicht einen anderen Fehler dadurch ungeschehen. Weder rechtfertigt das den Ehebruch der beiden, noch die Anschuldigungen an mich, und erst recht nicht die Drohungen und Beleidigungen. Und tut mir leid, die beiden hatten mehr als genug Chancen, zu versuchen, das wenigstens in der Familie auszubügeln und vernünftig zu alledem zu stehen und um Verzeihung zu bitten. Das haben sie verweigert. Und nach Senecas 'Ich mach, was ich will und muss auf niemanden Rücksicht nehmen'-Rede sehe ich keinen Grund, warum ich nicht machen können sollte, was ich will und auf ihn Rücksicht nehmen müsste.“
    Denn das war der Casus Knaxus, der Axilla an der Sache wirklich störte: Der unsägliche Egoismus und die Selbstgefälligkeit, mit der die beiden ihre Handlungen für sakrosant erklärt hatten und mitnichten auch nur ansatzweise dafür geradezustehen gedachten. Die Decima hatte Axilla gegenüber ja sogar noch alles an sich bestritten und Seneca als Lügner dargestellt.

    Axilla lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und sah Avianus an. Lange. Nach dem, wie Avianus eben vorgeprescht war und wie er sich ihr gegenüber gegeben hatte, war das jetzt doch schon fast eine Provokation, und jetzt in dieser Situation und nach diesem Start hatte Avianus sowieso jeglichen Vertrauensvorschuss erst einmal mit Glanz und Gloria verspielt. “Ich glaub dir nicht. Aber schön, ich spiele mit.“ Avianus gehörte zur Familie, und er verdiente ebenso eine zweite und auch eine dritte Chance, sie zu überraschen, wie jeder andere auch. Auch Seneca hatte mindestens drei Chancen bekommen, seine Handlungen zu überdenken oder sich zumindest dafür angemessen zu entschuldigen, und Avianus hatte noch nichts angestellt, was auch nur halb so schlimm gewesen wäre.


    “Ich hoffe, du sitzt bequem, ich muss nämlich einmal ein wenig weiter ausholen.“ Immerhin ging es um einen Zeitraum, der nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte umfasste.
    “Als ich 16 war, lebte ich bei Urgulania und Silanus in Alexandria. Ich hatte sogar eine Stelle als Schreiber, und das noch für den höchsten Beamten der Stadt. An einem wirklich verflucht heißen Tag – und das will in Ägypten wirklich etwas heißen – ging ich zum Cursus Publicus und traf dort Aelius Archias, der dort arbeitete. Wir unterhielten uns nett, ganz normal, er erzählte mir auch von seiner Verlobten und lud mich ein, von Römer zu Römerin, doch mit ihnen gemeinsam etwas zu essen. So lernte ich Decima Seiana überhaupt erst kennen, denn sie war diese Verlobte.
    Ich bekam das damals gar nicht so wirklich mit, aber Archias fand immer neue Gründe, mich zu sehen. Ich sollte ihm bei einem Liebesbrief an seine verlobte helfen, beispielsweise. Oder er machte mit ihr eine Reise zu den Pyramiden, und fragte mich, ob ich sie begleiten wollte. Erst, als er zurück nach Rom beordert wurde, merkte ich, dass es von ihm nur Vorwände waren, mich zu sehen. Als er sich verabschieden kam, gestattete ich ihm einen Abschiedskuss – auf die Wange natürlich. Aber er zog mich auf seinen Schoß und küsste mich, und... ich gebe zu, ich fühlte mich geschmeichelt und überrumpelt, und... um es kurz zu machen, ich ließ es zu, dass wir im Bett landeten. Ich wusste ja, er geht, und dachte, wir sehen uns nie wieder, und für mich war das auch vollkommen in Ordnung so.


    Einen knappen Monat später reiste ich aber selbst ungeplant nach Rom, nachdem Silanus dorthin schon hinversetzt worden war und dessen Patron mich – wohl auf sein zureden hin – auch kennenlernen wollte. Wahrscheinlich spielte auch mit rein, dass Urgulania sich mit Terentius Cyprianus – ja, DER – angelegt hatte und Angst hatte, er würde sich an mir vergreifen, um ihr zu schaden. Dass er sie selbst umbringen würde, daran hätte wohl keiner gedacht... Ich schweife ab.
    In jedem Fall war ich auch in Rom, natürlich erhielt auch Archias hiervon Nachricht und nahm den Kontakt auch wieder auf – wobei ich mehrfach klar stellte, dass er seine Verlobung einhalten sollte und das mit uns nur ein Ausrutscher war. Und ich lernte auch jemand anderen kennen, und... egal, es ist lange her. Als ich also dann mit diesem anderen auf einer Hochzeit war, auf der auch er mit der Decima war, rastete Archias aus, übergoss meinen Begleiter mit einer Nachspeise und löste die Verlobung zu der Decima.


    Und seit dieser Zeit kreidet sie mir alles mögliche an, erfindet Dinge und bringt die Leute gegen mich auf. Nur, weil ich einen Monat später den Antrag von Archias angenommen habe. Natürlich angenommen, er war der Vetter des Kaisers und Procurator...
    Ich fühlte mich deshalb auch schuldig und habe mehrfach versucht, die Sache wieder zu bereinigen, schon allein, weil Silanus der Klient von Decimus Livianus ist. Ich habe mich bei ihr persönlich entschuldigt. Mehrfach. Was sie nicht angenommen hat. Ich habe unter ihr in der Acta gearbeitet und sie gedeckt. Sowohl, dass sie in der ganzen Zeit kaum Arbeit beigesteuert hat, als auch, dass sie Anweisungen des Senats einfach mal geflissentlich ignoriert hat. Nur 'glücklicherweise' erinnert sich der Senat an die eigenen Auflagen kaum, wie beispielsweise Rechenschaftsberichte. Ich habe sie auch gedeckt, als sie dutzende Unterlagen vernichtet hat, die sie ins Lager der Salinator-Kritiker gerückt hätten. Ich hab ihr sogar höchstselbst dabei geholfen, obwohl mein Kopf da absolut sicher war. Und wofür ich ironischerweise von Seneca höchstselbst zusammengeschissen wurde, wie ich mich in die Nähe von 'so einer Person' wagen kann, da ich damit den Ruf unserer Familie schädigen würde! Nach Archias' Tod und der Beschlagnahmung seines Besitzes bin ich auch höchstselbst zu Vescularius gegangen, um wenigstens die Sklaven freizubetteln, die er ihr vermacht hatte – und habe sie höchstselbst dann zu ihr gebracht, obwohl sie selbst da noch nur hochmütige und herablassende Worte übrig hatte.
    Jahrelang habe ich mich darum bemüht, das Verhältnis wieder auszugleichen, und was war das Ende davon? Ich durfte mich von ihrem Bruder in aller Öffentlichkeit anpöbeln lassen wegen einer Geschichte, die weit mehr als ein Jahrzehnt zurück lag. Und bis dahin hatte ich mich bemüht, aber irgendwann ist einmal eine Grenze erreicht. Sie war bei den Göttern bei weitem nicht die erste Frau, deren Verlobung gelöst wurde, und wird da auch nicht die letzte sein, und eine gelöste Verlobung rechtfertigt in keinem Fall solch ein Verhalten. Und dann noch sich als Opfer darzustellen, wo man ja selbst überhaupt nichts getan habe, das eine Ablehnung dann provoziert hätte... Hahahaha, das ist sogar für sie absurd.


    Aber dem Fass den Boden ausgeschlagen hat sie in der Tat erst durch den Ehebruch mit Seneca. Zu diesem Zeitpunkt war sie mir dann komplett gleichgültig, ich habe sie vollständig ignoriert – was auf der Arbeit auch nicht weiter schwierig war, sie hat sowieso nie gearbeitet und kam nur vorbei, wenn es aus Prestigegründen irgendwas zu holen gab.
    Aber Ehebruch begehen mit Seneca... nein, das ist eine eindeutige Grenze. Die römische Gesellschaft – nein! Jede Gesellschaft funktioniert nach einer einfachen Wahrheit: Die Mutter eines Kindes ist gewiss, der Vater ist es nicht. Deshalb ist es in einer Ehe – die einzig dem Zwecke dient, legitime Nachkommen hervorzubringen, die über jeden Zweifel erhaben sind – unabdingbar notwendig, dass die Frau treu ist. Und deshalb wird eine Untreue auch so hart bestraft. Und gerade wir als Iunii sollten das am besten wissen, war Lucretia doch die Tante unseres Ahnen. Und was sagte sie damals doch vor ihrem Selbstmord? Sie tue dies, damit keine Ehebrecherin sich auf sie als Ausrede berufen kann?
    Ganz abgesehen davon, dass sie nicht nur sich selber damit in Gefahr gebracht hat, sondern gerade auch Seneca. Ich weiß zwar nicht, ob die Sache mit dem Rettich wirklich so noch durchgeführt wird, oder ob nur der ein oder andere Dichter das als Stilmittel gerne zum Drohen nimmt. Aber in jedem Fall wäre er öffentlich gebrandmarkt worden, hätte Silanus da mit rein gezogen – in doppelter Weise als Klient des Onkels der Frau und als Onkel von Seneca – und hätte sich von jeglichen Plänen bezüglich seiner Ritterschaft verabschieden können. Und Silanus sich von seiner weiteren Karriere. Und alle von uns von irgendwelchen Plänen bezüglich Ritterschaft.
    Noch dazu, dass er mit der Frau seines vorgesetzten Offiziers geschlafen hat, und der Schwester seines späteren Offiziers. Sehr toll. Und als ich es gewagt habe, ihn darauf anzusprechen, was für einen riesigen Mist er da eigentlich tut, war seine einzige Reaktion, mich erst anzuschreien und anzupöbeln und dann jämmerlich herumzuweinen, dass er nicht anders könne. Und als ich daraufhin, da mit ihm ja in seiner Blindheit nicht zu reden war, die Decima zur Rede gestellt habe und – ja, ich gebe es offen zu – verlangt habe, dass sie nicht fortan Ehebruch begehen, weil es gefährlich ist, weißt du auch, was da passiert ist? Zuerst hat sie mich beleidigt, wie schon so oft, und sehr deutlich Bezug auf die Jahrzehnte zurückliegende Geschichte mit Archias genommen, weshalb sie jetzt so handele. Und dann hat sie mir gedroht. Nicht anders herum. Sie hat gedroht, die Iunii zu vernichten, sie hat Rache geschworen.


    Sie hätte zu jeder Zeit es einfach gut sein lassen können. Sie hätte die Sache mit Archias jederzeit begraben können und einfach weiterleben können. Sie hätte sich auch jederzeit von Terentius Cyprianus scheiden lassen können. Alles, was man dafür tun muss, ist vor fünf Leuten zu verkünden, dass man geschieden sein will, fertig. Und spätestens, als Terentius nicht mehr Praefectus Praetorio war, sondern ihr eigener Bruder, war auch jegliches Status-und-Gesellschaftsstands-Blabla auch nichts weiter als dass: Inhaltsleeres Blabla. Sie hätte sich trennen können und dann ganz offiziell und legal mit Seneca zusammen sein können. Aber nein, wollte sie gar nicht. Er war ihr dafür nicht gut genug. Ihr, der Ehebrecherin, war er nicht gut genug.
    So, und was macht dein Freund Seneca? Schnauzt mich an, wie ich es wagen kann, von ihr zu verlangen, mit dem Ehebruch aufzuhören! Und besser noch, als Terentius Cyprianus, der ja auch kein vollkommener Vollidiot ist, langsam mitbekommen hat, dass seine Frau ihn betrügt, und da auch Ermittlungen aufgenommen hat und da wohl auch schon Seneca ins Visier genommen hat, hat dieser Vollidiot auch noch die Chutzpe, mich anzumachen, dass ich ja damit unbedingt zu tun haben müsse.“
    Ihr Ton wandelte sich ins stark übertrieben ironische. “Nein, das kann natürlich nichts damit zu tun haben, dass er verheiratet ist und es vielleicht merkt, wenn an anderer Mann seine Frau fickt. Und nein, der Schluss ist natürlich total abwegig, dass es ein Mann sein muss, mit dem seine Frau Kontakt hat. Zum Beispiel einer der Prätorianer, die er als Ehemann höchstselbst als Wache bei ihr abgestellt hat, nein, niemals könnte er da selbst drauf kommen. Das muss die böse, böse Axilla ja erzählt haben, weil man ja sonst soooo vorsichtig war und nur im Schlafzimmer der Hausherrin unter dem Wissen von zig Sklaven miteinander gepoppt hat. Aber das muss die missgünstige Cousine gewesen sein. Ja, ne, is klar.“ Axilla schnaubte.


    So, und wenn dir das noch nicht reicht, dass sie“, Axilla nahm ihre Finger nun, um zu zählen, “sich jahrelang trotz einer Vielzahl von Hilfen und Unterstützung sich geweigert hat, Gras über eine alltägliche und einfache Sache wachsen zu lassen und selbst eine Entschuldigung anzunehmen“ Nächster Finger “Sie ausgerechnet den Mann geheiratet hat, dem man es nie beweisen konnte, dass er unsere Cousine Urgulania getötet hat“ Nächster Finger “Sie ihren Bruder aufgehetzt hat gegen mich, und das noch nach Jahren“ Nächster Finger “sie mit Seneca dann Ehebruch begangen hat“ Erste Hand voll, nächste Hand. “sie sich aber geweigert hat, sich scheiden zu lassen, um völlig legal mit ihm zusammen zu sein, obwohl sie ihn doch angeblich so sehr liebte“ Nächster Finger “Und sie statt dessen lieber den gesamten Iunii drohte und alles nach wie vor mit Archias begründete“ Nächster Finger “Und anschließend dann auch noch Seneca aufhetzte und ihm einredete, dass ich ja irgendwas mit ihrem Ehemann zu schaffen hätte“ nächster Finger “Woraufhin der mich dann auch erstmal anzuschreien meinte, anstatt vielleicht irgendwannmal zu sehen, dass sein und ihr Verhalten da vielleicht ausschlaggebend für die Misere hätten sein können...“
    Axilla betrachtete die beträchtliche Fingersammlung und atmete erst einmal durch. “Sie beide hatten jede Menge Chancen, das alles auszubügeln, an unzähligen Stellen. Und an keiner von diesen hatte ich maßgeblich etwas mit einer Eskalation. Abgesehen von der einen Sache, dass sich vor knapp zwanzig Jahren ihr Verlobter in mich verliebt hat und sie daraufhin nicht mehr haben wollte. Aber selbst das ohne größeres Zutun von meiner Seite. Und entgegen meinen Rat an ihn.
    Aber falls dir das noch nicht reicht, erzähle ich dir noch gerne eine Geschichte, für die ich leider keinerlei Beweise habe.


    Es war einmal ein Mädchen, das eine Dummheit begangen hatte. Aufgrund dieser Dummheit wurde sie schwanger. Als sie es merkte, wollte sie das Kind nicht haben, also ging sie los und suchte einen Arzt. Sie fand auch einen, aber wie das Schicksal so spielt, arbeitete dieser Arzt für ausgerechnet die Verlobte des Mannes, mit dem diese Dummheit stattgefunden hatte.
    Sie wäre auch beinahe gestorben bei dem Versuch, das Kind abzutreiben, aber sie überlebte es. Nur bekam der Arzt so nun mit, wer der Vater des Kindes war. Und dieser war auch überzeugt, dass da kein Kind mehr wäre und alles nun wieder weiter gehen konnte, wie es sein sollte.
    Alles war gut und etwas Zeit verstrich. Da merkte der Mann aber, dass er das Mädchen liebte und die Vorstellung nicht ertrug, sie könne einen anderen heiraten. Also trennte er sich von seiner Verlobten und fragte einige Zeit später das Mädchen, ob sie ihn heiraten wollte. Sie willigte ein.


    Und eines schönen Tages also, als sie auf dem Weg zu ihm war, auf einer belebten Straße, auf der sie weder besonders auffällig war, nicht besonders schnell, nicht besonders langsam, stürzte sich ein bewaffneter Mann mit einem Messer auf das Mädchen. Sie ging jeden Tag zur selben Zeit diesen Weg zu dem Mann, also war es ein leichtes, sie dort dann zu finden, wenn man denn wollte. Auch wollte der Bewaffnete sie nicht ausrauben, er bedrohte sich nicht, sondern hob direkt die Waffe, um ausgerechnet sie in einer größeren Menschenmenge vor aller Augen umzubringen. Und wäre nicht der treue Leibsklave des Mädchens dazwischen gegangen und hätte sich geopfert, und hätte daraufhin nicht jemand aus der Menge geholfen, der Bewaffnete hätte sie auf offener Straße am helllichten Tag getötet.
    Na, großer Urbaner, das ist doch mal ein toller Zufall, nicht wahr?“


    Axilla ließ das Ganze einen Moment sacken. So im Nachhinein musste sie immer wieder feststellen, wie unsäglich dumm sie doch all die Jahre gewesen war, den Anschlag nicht direkt mit der Decima in Verbindung zu bringen und noch jahrelang zu versuchen, das Verhältnis wieder zu kitten. Wie hatte sie sich nur jemals ein schlechtes Gewissen einreden lassen können? Sie war ja so naiv gewesen in ihrer Jugend.


    “Und um deine Frage nun zu beantworten: Ja, ich überlege noch immer, es öffentlich zu machen, was geschehen ist. Dann muss ich mich nicht mehr für nichts und wieder nichts anmaulen und anfeinden lassen, sondern dann gibt es wenigstens einen Grund dafür. Und vielleicht lernen die beiden dann endlich einmal, für das, was sie getan haben, Konsequenzen zu tragen. Und komm mir nicht mit dem Zusammenhalt in der Familie, den hat die Decima schon lange zerstört, bevor ich auch nur irgend etwas gesagt habe. Und um ehrlich zu sein, je öfter ich angemault und angemacht werde, dass ich ja die arme, arme Decima in Ruhe lassen soll, umso mehr festigt sich mein Entschluss, es doch zu tun.“

    Kurz überlegte Axilla, überschlug ihre eigenen Termine im Kopf, setzte ein paar Prioritäten und meinte schließlich: “In den nächsten vier Wochen wäre gut, sofern dies für den Tempel nicht zu kurzfristig ist. Ich weiß ja nicht, wie weit im Voraus man sich hier um einen Termin kümmern sollte.“

    “Nein, dass es ausgerechnet diese Person ist, setzt dem Ganzen in der Tat die Krone auf“, murmelte Axilla eher beiläufig, als Avianus anfing, zum verbalen Schlag auszuholen. Und sie anzublaffen.
    Axilla schnaufte einmal hörbar und unterbrach ihre Tätigkeit. Nachdem alle Täfelchen schon fünfmal ihren Platz gewechselt hatten, konnte sowieso wohl niemand mehr glauben, dass sie wirklich etwas sinnvolles Tat.
    “Weißt du, Aulus, ich habe doch tatsächlich irgendwie gedacht, dass du doch zumindest gewillt bist, einmal zuzuhören oder zu hinterfragen, ob es vielleicht einen Grund gibt für meine Haltung. Oder wenigstens, dass du sie respektierst, wenn du sie schon weder anzuhören noch nachzuvollziehen bereit bist. Dabei ist noch nicht einmal verlangt, dass du sie teilst.


    Um ehrlich zu sein: Nein, ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst. Und wenn du nur hierher gekommen bist, um gemein zu mir zu sein und mich zu beleidigen, dann beende ich hiermit das Gespräch. Denn für diese Kinderkacke bin ich eindeutig zu alt.“
    Und Axilla sah wirklich keinen Grund, warum sie sich in ihrem Haus auch noch beleidigen lassen sollte. Erst recht nicht, wo ihr Vetter ihr eigentlich noch dankbar sein sollte. Von Seneca hatte sie schon nichts anderes mehr erwartet. Der überließ das Denken seiner südlichen Region und wollte da nichts weiter sehen. Aber von Avianus war Axilla jetzt doch gelinde gesagt schwer enttäuscht.

    “Manius Orbilius Lucanus“ wiederholte Axilla den Namen, um ihn sich zu merken. Der sollte ja auch auf einem so großen Viehmarkt wie dem Forum Boarum zu finden sein. Abgesehen davon, dass weiße Stiere in jedem Falle auffallen würden. “Ich werde mein Glück dann einmal dort versuchen. Es wäre gut, wenn du mir zwei oder drei Termine – falls wir wetterbedingt ausweichen müssen – nennen könntest. Am besten dann schriftlich zu meinem Domus am Quirinal.“ Dann konnte Axilla in Ruhe alles vorbereiten und sich um die Einzelheiten kümmern.

    Na, na, war man jetzt schon auf den Vergleich von Äpfeln und Birnen angewiesen? Axillas Laune verschlechterte sich zusehens. Sie hatte keine Lust, dieses Thema auch nur ansatzweise auszudiskutieren, da ihr Cousin ohnehin schon beschlossen hatte, wie er zu der ganzen Angelegenheit stand, ohne sich auch nur ansatzweise die Mühe gemacht zu haben, Axilla auch nur einmal zu fragen, warum sie ihre Ansichten hatte. Nicht. Ein. Einziges. Mal.
    “Die unrechtmäßige Sklavin hat aber auch niemand anderem einen Treueschwur vor den Göttern und Iuno höchstpersönlich, von der feinen römischen Gesellschaft ganz zu schweigen, geschworen, irgendjemandem treu zu sein und nicht mit anderen Männern ins Bett zu gehen, oder hast du mir was verschwiegen?“ Nur kurz hob sie provokant den Blick von ihren Tafeln, und schichtete sie dann feinst säuberlich sortiert auf einer Seite ihres Schreibtisches auf.
    “Und ich streite doch gar nicht“, stellte sie zudem noch klar. 'Streit ruhen lassen'... was hatte sie denn bislang zu diesem 'Streit' getan? Sie hatte vor zwanzig Jahren einen Mann geheiratet, der davor mit einer anderen verheiratet gewesen war – und zwar MONATE, nachdem er die vorangegangene Verlobung gelöst hatte. Das war neuerdings streiten?