gemacht
Beiträge von Iunia Axilla
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Nachdem das Gesetz beschlossen war, dass man auch ohne entsprechende Betriebe zu besitzen ererbte Waren verkaufen konnte, machte Axilla sich dieses neue Gesetz doch einfach auch einmal zu nutzen – wenngleich ihre Erbschaft schon deutlich länger zurück lag. Aber das Gesetz schwieg sich über den Zeitraum, wie nahe zum Zeitpunkt der Erbschaft man nur tätig werden konnte, aus.
Also fand der Aedil unter den Berichten und Bittschriften, die ihn so allgemein erreichten, auch die folgende Tabula.
Iunia Axilla Aedili Plebis P. Varisidio Nigrino s.d.Gemäß des neuen Paragraphen 10 der Lex Mercatus erbitte ich die Genehmigung zum Verkauf der von mir geerbten Waren, insbesondere des Vorkaufsrechtes auf 420 Teile Fleisch, 862 Stück Seide und 90 Datteln. Die Waren stammen aus einer Erbschaft um meinen ersten Ehemann Aelius Archias.
Vale bene
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Was auch immer sie zu tun gedachte, zuerst musste Axilla hierfür die nötigen Grundlagen schaffen. Und dafür brauchte sie eine Fachmeinung, da diese Frage nicht ganz so alltäglich war, als dass sie sie einfach hätte selber entscheiden oder nachlesen können. Allerdings war sie auch nicht derartig alles bestimmend, dass sie damit gleich zum Flamen Dialis höchstselbst gehen musste. Auch wusste Axilla nicht sicher, ob Iuppiter da selbst der richtige Ansprechpartner wäre, oder doch eher Saturn als gebundener, kettensprengender Gott. Aber auch das würde sich herausfinden lassen.
Axilla also betrat das Capitol des Iuppiter und betrat die Cella des großen Staatsgottes mit seinem beeindruckenden Standbild. Den nächstbesten, der nach Tempeldiener und nicht nach Besucher aussah, sprach Axilla auch gleich an. “Entschuldige bitte. Ich habe eine Frage bezüglich eines Sühneopfers an Iuppiter und müsste mich da mit jemandem unterhalten.“
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“Ich denke viel eher, dass es nicht in Ordnung wäre, würde ich ihm die Wahrheit verschweigen und würde er das dann später herausbekommen...“ So viele Freunde, vor allen Dingen solche mit politischem Einfluss, hatte Axilla nun ja auch nicht. Und sie wollte ihrem Sohn nicht seine Chancen verbauen, nur weil Avianus ein Mädchen weit unter seinem Stand haben wollte. “Claudius Menecrates wäre an und für sich sicher nicht schlecht, aber der ist in letzter Zeit so wenig in Erscheinung getreten... Sagt kaum was im Senat, ist kaum öffentlich anzutreffen... Ein wirklich aktiver Patron wäre das wohl nicht. Und ich glaube auch nicht, dass er sonderlich viel Einfluss hat.
Wenn du eher auf den Verwaltungszweig der Ritterlaufbahn schwenken möchtest, könntest du auch überlegen, Germanicus Avianus ins Auge zu fassen. Der hat zwar null militärische Expertise, aber immerhin war er auch Ädil, Leiter der Schola und ist jetzt Curator.... und von dem sieht und hört man noch eher etwas. Und da Serana ja mit seinem... ich glaub, Germanicus Sedulus ist sein Neffe... Naja, auf jeden Fall ist unsere Cousine ja mit ihm verschwägert. Und die Germanici sind sowieso etwas... anders. Von daher könntest du bei dem auch Glück haben, dass es ihn auch nicht sonderlich stört, wenn du eine Libertina heiratest. Du solltest es ihm nur eben auch vorher sagen.“
Germanicus Avarus war vielleicht keine sonderlich beliebte Wahl, was Patronate anging, aber immerhin auch eine nicht ganz unrealistische Möglichkeit. Und Axillas Meinung nach trotz allem Gerede um seine Person eine bessere Wahl als Claudius Menecrates.Als Avianus davon redete, dass Sibel ja die römischen Bräuche auch gut kannte, war Axilla schonmal beruhigt. Trotzdem erntete ihr Vetter einen mehr als kritischen Blick dafür, dass er meinte, er wolle nicht, dass Sibel wie eine Sklavin behandelt wurde. “Liebster Cousin“, begann Axilla in fast lehrerhaftem Ton. “Hast du denn auch nur ein einziges Mal mitbekommen, dass ich einen Sklaven irgendwie schlecht oder unfreundlich behandelt hätte? Wenn diese Casa genug Platz hätte, dass jeder von ihnen ein eigenes Zimmer haben könnte, hätten sie wahrscheinlich alle eines. Aber so viel Platz haben wir nicht, also müssen sich die meisten ihre Räume eben teilen. Oder eben wir unsere Zimmer, in diesem Fall.“ Axilla zuckte die Schultern. Sie musste sich sicherlich nicht vorwerfen lassen, sie hätte jemals einem Sklaven etwas getan. Einige Sklaven hatten sogar zu ihren engsten Vertrauten und besten Freunden gezählt. In solchen Momenten, in denen sie daran erinnert wurde, vermisste sie wieder Leander, dessen Asche nun ebenfalls im Grabmal der Iunii zu finden war. Axilla verscheuchte die aufkommende Traurigkeit. Es gab genug Trauriges im Hier und Jetzt. “Ich denke, da musst du dir wenig Gedanken machen. Aber trotzdem will ich mit Sibel wenigstens vorher einmal reden, ob sie hier überhaupt auch sein will und wer sie so ist.“
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Ihr könnt wieder produzieren
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Sibel also. Klang ein wenig wie die Sybille des Orakels, allerdings glaubte Axilla nicht, dass da ein Zusammenhang bestand. Aber so ließ sich der Name zumindest merken.
Dass ausgerechnet Decimus Livianus nun die treibende Kraft sein sollte, gefiel Axilla aus naheliegenden gründen natürlich eher weniger. Sie hatte zwar nichts gegen den Consular, der ja auch immerhin der Patron von Silanus war. Aber wenn der Mann nicht einmal mitbekommen hatte – oder es am Ende noch gutgeheißen hatte – was seine Nichte so tat, dann konnte er Axillas Meinung nach so viel nicht taugen. Ein anständiger Pater Familias hätte solch infamen Treiben schon viel eher ein Ende setzen müssen. Aber gut, Axilla wollte sich damit nicht zu lange aufhalten.
“Hast du denn schon jemanden als Patron ins Auge gefasst? Ich meine... gut, Seneca ist jetzt Tribun und so, aber ein Empfehlungsschreiben deines Vetters ist jetzt nicht unbedingt DAS Aushängeschild. Dass die eigene Familie hinter einem steht, sollte selbstverständlich sein.“ Außer, ein Familienmitglied pfiff schon seit Jahren auf die eigene Familie und hörte da nicht eine Sekunde zu, wenn man ihm etwas zu sagen versuchte... “Wenn du magst, könnte ich versuchen, Consular Purgitius auch der Sache gewogen zu machen. Titus ist jetzt sein Klient, der soll ja zeitnah Ritter werden. Allerdings werde ich dem Consular gegenüber in jedem Fall die ganze Wahrheit dann sagen, alles andere wäre doch ziemlich undankbar.“ Das wäre dann zumindest, sofern der Purgitius einwilligte, eine Empfehlung, die etwas mehr Gewicht hätte als die eines popeligen Tribuns, der eine infame Frau heiraten wollte.Bei der anderen Sache zuckte Axilla die Schultern. “Prinzipiell spricht nichts dagegen, dass sie herkommt. Ich nehme mal an, du willst sie nicht in einem der Servitricia wohnen lassen wie die anderen Sklaven? Aber theoretisch könnten wir ihr auch einfach dein Zimmer geben.
Aber vorher würde ich sie wirklich gerne einmal kennen lernen. Wenn sie hier wohnen soll, muss sie sich in die Hausgemeinschaft ja auch einfügen und hier reinpassen, ehe sie unter den Schutz unserer Lares gestellt wird. Sie... sie ist ja keine Römerin, aber sie ist jetzt nicht so eine Christianerin oder sowas, oder?“ Grundsätzlich hatte Axilla mit sowas kein Problem. Malachi war ja auch Jude und zumindest glaubte sie, dass er zum jüdischen Gott betete. Ganz sicher war sie nicht, und sie traute sich nicht, ihren Sklaven danach zu fragen. Aber bei jedem hier im Haus wusste sie zumindest gerne, woran sie war. -
Ich komm wahrscheinlich erst wieder morgen zum antworten. (Nur, falls wer auf mich wartet)
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Die Informationen, die Axilla jetzt dazubekam, halfen nicht unbedingt dabei, die ganze Sache sympathischer zu machen. Sie war also weggelaufen, weil sie nicht verkauft werden wollte, und hatte sich dann selbst erpressbar gemacht, weil dieser Helvetius das herausgefunden hatte. Dass ein Cohortler das Mädchen einfach so – in Rom! - vergewaltigen hatte wollen, das konnte Axilla irgendwie gar nicht so ganz fassen. Ja, sowas kam immer wieder vor. Und weil vergewaltigte Frauen auf einer Stufe mit Ehebrecherinnen standen, brachten sich diese normalerweise selbst um, um ihren Familien die Schande zu ersparen. Aber für Sklaven oder Peregrini galten da ohnehin andere Wertmaßstäbe, und zumindest glaubte Axilla, herausgehört zu haben, dass das Mädchen sich erfolgreich verteidigt hatte. Zumindest, insofern man verprügelt werden als Erfolg verbuchen konnte.
“Du hast ihren Namen vergessen“, erinnerte Axilla ihren Vetter an die wohl dringlichste Frage. Axila mochte es wirklich nicht, über Sklaven wie über Tische zu reden. Selbst der Hund ihres Sohnes hatte einen Namen.
“Das mit dem Patron ist natürlich schwierig, das stimmt schon. Ich weiß nicht... wie realistisch ist deine Chance überhaupt, in den Ritterstand aufzusteigen? Ist das bislang nur ein grober Plan, oder hast du da wirklich Anhaltspunkte?“ Wenn das bislang nur ein ganz grober Plan war, dann war zumindest eine Option, Avianus zu sagen, dass er sich den Plan ja noch aus dem Kopf schlagen konnte und stattdessen glücklich mit seiner Sklavin als Centurio leben konnte. Wenn da allerdings schon Schritte unternommen wurden und damit andere Leute mit reingezogen wurden, dann war das ganze schon vertrackter.
“Allerdings solltest du sie dann so oder so vielleicht bald freilassen oder zumindest ein Testament aufsetzen, dass ihr bei deinem Tod die Freiheit gewährt. Ich wünsche dir, dass du hundert Jahre alt wirst, aber du weißt selber, wie gefährlich das Leben, gerade als Centurio, so ist. Ich mein, sogar ich hab ein Testament im Tempel der Vesta hinterlegt, dass all meinen Sklaven, die mir schon ein paar Jahre treu waren, die Freiheit gewährt. Und ich lebe jetzt nicht gerade besonders gefährlich.“ Axilla überlegte, ob sie noch einen weiteren Grund anfügen sollte. Sie wollte ihrem Vetter nicht Dinge auf die Nase binden, an die er vielleicht gar nicht denken wollte, aber es half ja auch nicht, um das heiße Pulsum herumzureden. “Und natürlich, damit eventuelle Kinder in den Stand eines Bürgers oder zumindest freien Menschen geboren werden, und nicht in den eines Sklaven. Ich glaube nämlich nicht, dass du ertragen könntest, wenn deine Kinder Sklaven wären. Und die tempora legitimum umfasst immerhin sechs Monate.“ Genauso, wie sie ihrem Vetter Seneca vor Urzeiten ins Gewissen geredet hatte, dass der es nicht ertragen würde, sollten seine Kinder als Terentier aufwachsen. Nur hatte Seneca damals nicht auf sie hören wollen. Jetzt hoffte sie aber, dass Avianus da ein offeneres Ohr dafür hatte. -
Das waren jetzt ein paar viele Informationen auf einmal, und scheinbar fehlten da trotzdem noch ein paar dazwischen, damit das ganze einen Sinn ergab. “Momomo... Moment“, unterbrach Axilla ihren Vetter, begleitet von einer entsprechenden Handbewegung, während sie versuchte, alles in die richtige Reihenfolge zu kriegen.
“Also sie ist weggelaufen, aber ihre alten Besitzer sind tot. Und dann hat ein Helvetius, der obendrein noch ein Bordell besitzt, sie gefangen und da als Lupa... ähm... arbeiten lassen“, versuchte Axilla, es diplomatisch zu formulieren. Ob ihr wirklich gefallen wollte, dass ihr Vetter eine Hure – und diesmal eine wortwörtliche, keine im übertragenen Sinne – heiraten wollte, wusste sie noch nicht so recht. Wenn sie ein Mann wäre, würde sie der Gedanke wohl stören, sich zu überlegen, wie viele andere... aber vielleicht tickten Männer da doch anders, als sie sich das dachte. “Aber nachdem du und Seneca aus Germania zurück wart, hast du sie da entdeckt und freigekauft und – da der erste Besitzer tot ist und der Helvetius sie ja verkauft hat – mit Sicherheit auch der einzige, der noch irgendwelche Rechtsansprüche gegen sie hat.
Jetzt willst du aber Ritter werden und hast Angst, dass das zum einen uns und zum anderen einem möglichen künftigen Patron, den du für eine Ritterkarriere ja doch haben solltest, nicht gefallen könnte, wenn du sie freilässt und heiratest. Richtig?“
So zumindest ergab die Erzählung etwas Sinn. “Und weil das Mädchen... wie heißt sie überhaupt? Ist so unpersönlich, nur von 'das Mädchen' zu sprechen. Und wie alt ist sie überhaupt?“ Letzteres fragte Axilla dann doch aus sehr praktischen Gründen. Die Frau war ihren ersten Besitzern weggelaufen, was entweder darauf schließen ließ, dass sie nicht wirklich sozialisiert war, oder darauf, dass ihre früheren Besitzer das wohl nicht waren und die Sklavin schlecht behandelt hatten. Axilla war immer beigebracht worden, dass Sklaven zur Familie gehörten und man deshalb ebenso respektvoll mit ihnen umging, wie mit jedem anderen Familienmitglied. Der einzige Unterschied zwischen ihr und einem Sklaven war, dass die bei Entscheidungen nicht mitstimmen durften und tun mussten, was man ihnen sagte, während Axilla da doch auch Widerworte geben konnte. Aber ihr würde nie einfallen, einen Sklaven zu schlagen oder in ihr Bett zu zerren. Und sie glaubte da doch ganz fest daran, dass ihr Onkel ihrem Cousin ähnliche Maßstäbe mit in die Wiege gelegt hatte.
Nun, aber das Weglaufen des Mädchens legte die Vermutung nahe, dass deren erste Besitzer da nicht so moralische Maßstäbe angelegt hatten. Und ihr Dasein in einem Lupanar machte es ja regelrecht final, dass das Mädchen mit mehreren Männern geschlafen hatte. Und wohl auch mit Avianus – etwas anderes anzunehmen wäre doch sehr naiv. Und wenn bei all diesen Kontakten nichts mit Hand und Fuß – im wörtlichen Sinne – herausgekommen war, war das nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal einer Frau.
“Naja, und weil das Mädchen nicht ohne dich leben mochte, dachte sie, es wäre eine gute Idee, zu ertrinken? Ich hoffe, du hast ihr deshalb ordentlich den Kopf gewaschen. Wir haben schon genug Leichen im Cellarium, wir brauchen nicht noch eine mehr im Balneum.“ Bei der letzten Bemerkung zwinkerte Axilla ihrem Vetter einmal zu.
Bevor sie aber mit irgendwelchen Schlachtplänen daherkam, wollte sie erst einmal wissen, ob sie alles richtig verstanden hatte. -
Er hatte sich also in eine Sklavin verliebt. Und hatte jetzt Angst, es ihnen zu beichten. Axilla schaute ihn eine Weile an. Überlegte, ob sie ihn falsch verstanden hatte, aber offenbar meinte er es ernst. Und dann, aus dem nichts heraus, lachte sie. Ja, sie bekam einen ganzen Lachanfall. Sie verschüttete etwas Wein über ihre Kleidung und konnte sich vor Lachen noch nicht einmal richtig darüber ärgern, stellte nur wackelig den Becher beiseite und atmete ein paar Mal tief durch. Hin und wieder versuchte der Lachkramp, zurückzukommen, aber sie kämpfte ihn tapfer nieder.
“Entschuldige, ich.... pffffft.“ Es ging nicht, wenn sie ihn anschaute, wie er wie so ein Häuflein Elend dasaß, musste sie wieder lachen. Sie bemühte sich, sich zu beherrschen und atmete noch ein paar Mal tief durch. “Entschuldige, ich will dich gar nicht auslachen. Aber... oh Bacchus und Venus, Götter des Lachens, ich habe schon befürchtet, du kommst nun und erzählst mir, dass du ein Verhältnis mit der Augusta hast, so kleinlaut wie du angefangen hast. Eine Sklavin... oh Götter...“ Noch immer erleichtert kichernd schüttelte sie den Kopf.
“Also, versteh mich nicht falsch. Ich nehm an, du bist deshalb so kleinlaut, weil du sie gern heiraten willst? Natürlich würde ich mir wünschen, dass du einmal in eine reiche Familie einheiratest, die dich in deiner Karriere voranbringt und deine Stellung noch etwas erhöht. Und natürlich eine, die den Einfluss unserer Familie erhöht.
Aber... ich meine, du bist Centurio bei den Urbanern. Das ist sicher eine gehobene Stellung, ich will das nicht kleinreden, im Gegenteil! Ich bin stolz auf das, was du erreicht hast! Und dein Vater wäre es sicher auch. Aber... wenn du ein angehender Senator wärst, wär das ein richtiges Problem. Für eine Ritterkarriere ist es sicher auch nicht unbedingt vorteilhaft. Aber so? Jetzt im Moment? Du bist sicher nicht der erste Mann, der etwas mit seiner Sklavin hat.
Gut, die Sache mit dem Entlaufen... sie gehört jetzt aber so richtig offiziell dir? Ihr alter Besitzer hat da keine Ansprüche mehr, die er geltend machen könnte oder sowas?“ Das wäre in der Tat ein Problem. Solange das Mädchen einem anderen gehörte, konnte es ja nicht Avianus gehören.
Und etwas anderes fiel Axilla ein, was ihr berichtet worden war. “Das ist jetzt aber nicht das Mädel, das vor ein paar Wochen beinahe hier ertrunken wäre, oder?“ -
Einhundertachtunddreißig Blöcke, das ganze für achtzig Sesterzen pro Block.... Axilla zückte kurz den auf dem Tisch liegenden Abacus und schob ein paar Kugeln hin und her. Ein kurzer Blick auf eine Tabula, die am Rand lag...
“Gut, ich nehme alle. Ich werde dann einen Trupp mit dem entsprechenden Geld am Nachmittag zur Casa Germanica schicken. Richte Senator Germanicus doch bitte auch noch einmal meinen persönlichen Dank aus, insbesondere für die unkomplizierte Abwicklung.“Sim-Off: Merci!
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Axilla überlegte noch, ob sie ihm eine Gemeinheit hinterherwerfen sollte. Wie, dass er ein Feigling war, der immer dann abhaute, sobald es etwas schwierig wurde, oder etwas vergleichbares. Aber sie verkniff es sich, sie wollte nicht die letzte Brücke auch noch abreißen, die vielleicht – wenngleich sehr wackelig und brüchig – noch da sein mochte. Also schnaubte sie nur und wartete nahezu versteinert, bis sie die Tür sich schließen hörte und sie so sicher sein konnte, dass Seneca gegangen war.
Erst dann hielt sie es nicht mehr aus. “So ein feiger, liebesblinder Idiot“, machte sie ihrem Ärger noch einmal Luft. Vielleicht war das eine typisch weibliche Eigenschaft, auch dann die eigene Meinung kundzutun, wenn man gar nicht erwartete, dass andere Personen wirklich eine Antwort dazu gaben. Einfach nur, um die eigene Meinung zu erklären, ohne eine passende Lösung zu haben – oder zu wollen.
Natürlich hörte sie auch Avianus' Einwurf, und jetzt tat ihr der Streit noch mehr leid als ohnehin schon. Denn ihr Cousin konnte hier ja am allerwenigsten etwas dafür. Und irgendwie sah sich Axilla noch mehr in der Verpflichtung, wenigstens ihm zu erklären, was sie so sehr störte, damit wenigstens er, der nicht total blind vor lauter Liebe war, vielleicht einmal ein bisschen Verständnis aufbringen konnte.
“Es tut mir wirklich leid, Avianus. Es ist nur so... hnnnng“ Axilla machte eine hilflose Bewegung, die deutlich machte, wie sehr sie das ganze unter Druck setzte. Aber wirklich in Worte fassen konnte sie das gar nicht. “Weißt du, ich rede mir da schon so lange den Mund bei ihm fusselig. Ich habe Seneca damals gesagt, wie verdammt gefährlich es ist, mit der verheirateten Frau seines Vorgesetzten zu schlafen. Ich habe ihn damals geradezu angefleht, dass er doch an die Familie denken sollte und es lassen soll. Und jetzt kommt er heute her und hat die Unverfrorenheit, mir vorzuwerfen, ich würde nicht an die Familie denken! Ihm war die ganze Zeit über die Familie schnurzpiepegal. Wenn er damals erwischt worden wäre, weißt du, was dann alles passiert wäre? Er wäre wegen Ehrverletzung verurteilt worden, und das wäre noch das mindeste gewesen! Den Schaden, den das für den Ruf unserer Familie bedeutet hätte, den muss ich ja wohl nicht erst ausführen.
Aber hat er auf mich gehört? Nein. Stattdessen hat er mich wieder und wieder angeschnauzt, wenn sein kleines Geheimnis aufzufliegen drohte, als ob ich da irgendetwas dafür könnte!Und auch jetzt... also, ehrlich, diese Erklärung gerade war doch auch nur ein 'Ist mir doch scheißegal, was ihr davon haltet, ich heirate diese Frau und basta' und nichts anderes. Ihm ist doch immernoch die Familie scheißegal.
Wenn ihm auch nur irgendetwas daran gelegen hätte, irgendwas auszuräumen, dann hätte er wenigstens so viel Arsch in der Tunika haben müssen, um zuzugeben, dass er sich falsch verhalten hat. Bei den Göttern, er hat so ziemlich gegen das älteste Gesetz der gesamten Menschheit verstoßen: Die Frau eines anderen fasst man nicht an.
Aber nein, er macht keine Fehler, und seine tolle Seiana schon gleich gar nicht! Um Entschuldigung bitten? Die zwei doch nicht!Weißt du, wenn die zwei im Vorfeld gekommen wären und wenigstens versucht hätten, da irgendwas auszuräumen, wenn sie wenigstens versucht hätten, Frieden zu schaffen und zuzugeben, dass sie Fehler gemacht haben und es nicht recht und gerecht war, wie sie sich verhalten haben, dann könnte man ja noch darüber reden! Aber so? Nein. Und ich lasse mir da sicher nicht einreden, dass ich da Teil des Problems wäre. Die beiden haben für sich beschlossen, dass sie ohne Fehl und Tadel sind und allein durch die Welt gehen können, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich bin lediglich der Spiegel, der ihnen mal ein Stück Wirklichkeit vorhält. Die Welt interessiert sich einen feuchten Kehricht dafür, ob man verliebt ist oder nicht. Und genau das kann dieser Traumtänzer nicht ertragen.“
Axilla ließ sich schnaubend in einen Sessel fallen und sich von einem Sklaven einen Becher verdünnten Wein reichen, von dem sie nach diesem langen Monolog erstmal einen großen Schluck nahm. Jetzt, nachdem sie sich den ganzen Frust nochmal von der Seele reden konnte, ganz ohne schreien oder Wut im Bauch, fühlte sie sich wesentlich besser und konnte auch erst einmal durchatmen.
“Tut mir echt leid, Avianus. Wenn du magst, können wir auch von etwas anderem reden. Du meintest vorhin, du hast eine Freundin? Oder hab ich dich falsch verstanden?“ In Axillas Stimme schwang etwas Neugier und durchaus auch ein bisschen Freude (und ein winziges bisschen Neid) mit. Zwar hatte Avianus auch gemeint, irgendetwas an der Frau wäre falsch, aber so schlimm konnte es doch wohl nicht sein. Um Seneca zu toppen, müsste Avianus jetzt schon ein Verhältnis mit der Augusta gestehen.
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Ist nicht nur die Frage, was das IR kann, sondern auch, was der jeweilige Browser des Betrachters kann und welche Schriftarten von diesem unterstützt werden. Solange beispielsweise nicht zusätzliche Schriftzeichenpakete und entsprechende Fonts auf dem PC installiert sind und für den Browser auch zum nachladen freigegeben sind (bzw. der Browser das überhaupt kann), kann es sein, dass DU zwar griechische Buchstaben schreiben würdest, dass ICH hier aber trotzdem nur Buchstabensalat sehen würde, weil ich das entsprechende Schriftzeichenpaket nicht installiert habe.
Einige hier schreiben beispielsweise auch in anderen sChriften als der IR-Standardschrift. Bei einigen wird das Schriftbild für mich hier dann immer in Times New Roman umgewandelt, weil das halt die Standard-Ausweich-Schrift bei mir ist. Betrifft also nciht nur griechische Zeichen, sondern generell alle.Wenn du sicher sein willst, dass andere das sehen, was du darstellen willst, führt kein Weg am Bild vorbei.
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Natürlich wusste Axilla, dass dieser Streit schlecht für die Familie war. So dumm und blind war sie nicht, das nicht zu sehen. Aber dennoch hatte Avianus kein Recht, sie hier so anzufahren und so zu tun, als wäre sie hier das einzige Problem an der Sache.
“Ich habe keine Ahnung, was diese Frau denkt oder plant oder wieso sie manche Dinge tut. Das verstehen zu wollen habe ich schon lange aufgegeben. Und es ist schön, dass ihr beide euch da einig seid, dass sich Seiana da geändert hat. Ihr vergesst dabei, dass ich sie schon ein bisschen länger kenne, als ihr beide zusammen. Und es wäre vielleicht, aber auch nur vielleicht wenigstens einmal schön, wenn ihr mich hier nicht als Lügnerin hinstellt. Sie hat es gesagt. Wenn ihr wollt, schwöre ich das im Tempel des Iuppiters höchst persönlich auf seinen Stein. Sie hat es gesagt. Und das ist nicht zu verzeihen. Erst recht nicht, wenn noch nicht einmal um Verzeihung oder Versöhnung gebeten wird!
Und ihr tut alle so, als wäre ihr Ehebruch überhaupt kein weiteres Problem. Selbst wenn ich es nicht öffentlich machen würde, was denkt ihr, was passiert, wenn es doch herauskommt? Wenn Terentius Cyprianus nach Rom zurückkommt und doch noch Anklage gegen sie deshalb erhebt, zum Beispiel? Weil es ja ach so schwer für ihn ist, zwei und zwei zusammen zu zählen, nachdem er schon hier stand und herumgetobt hat, weil er wusste, dass eine Frau eine Affäre mit einem seiner Prätorianer hatte, nur nicht mit wem. Wie schlau muss man wohl sein, zu schließen, mit wem das war, wenn Seneca nun Seiana heiratet?
Bei den Göttern, die beiden haben uralte Gesetze gebrochen! Seiana hatte mehr Glück als Verstand, dass ihr Mann sie nicht einfach erwürgt hat, wie er es gedurft hätte! Selbst wenn das jetzt erst offengelegt würde, wäre sie infam. Und wenn Seneca mit ihr da verheiratet ist, ist ihre Ehe ungültig, und alle Kinder, die daraus hervorgehen, sind ebenfalls infam! Haben keine Bürgerrechte, dürfen nicht wählen oder gewählt werden, können nicht zur Legion, keine gültige Ehe eingehen, keine öffentlichen Posten besetzen, sind ehrlos, haben keine Zukunft!Aber an sowas denken die lieben Herren in ihrer rosa Welt natürlich nicht. Nur ich bin hier die Spielverderberin, die aus Spaß an der Freude irgendwelche Lügen in die Welt setzt...“ Den letzten Teil spuckte Axilla fast ätzend heraus. Aber sie hatte die Nase gestrichen voll davon, dass hier so getan wurde, als würde sie rein aus Prinzip nur etwas böses wollen.
“Wenn du dich noch daran erinnerst, Seneca, als du damals die Acta durchsucht hast, da hast du mich noch angefahren, wie ich Seiana nur hatte helfen können, alte Akten zu vernichten, und dass ich mich von ihr fernhalten solle, weil das zu gefährlich für unsere Familie ist. Ich habe ihr damals geholfen! Ich habe jahrelang mit ihr zusammen gearbeitet. Ich hatte nie einen Groll gegen sie, bis sie diese Familie bedroht hat. Also, ihr werten Herren, sagt mir, welchen Grund ich denn haben sollte, eine persönliche Fehde zu führen, wenn nicht wahr wäre, was ich sage?
Es wäre zur Abwechslung schön, wenn mir hier in dieser Familie wenigstens mal ein bisschen Gehör geschenkt würde.“
Axilla hatte wirklich die Nase mehr als voll. Jahrelang hatte sie die ständigen Sticheleien der Decima heruntergespielt und ertragen, hatte den ein oder anderen Versuch zur Errichtung einer Freundschaft unternommen, war zurückhaltend, nett und höflich, hatte der Decima geholfen und sie nie angeschwärzt, obwohl es schon zu Zeiten der Acta dazu mehrfach Gelegenheit gegeben hätte. Auch jetzt hatte sie jahrelang den Mund gehalten und sie und Seneca nicht dem Urteil der Öffentlichkeit ausgesetzt. Und was war der dank dafür? Jetzt musste sie sich schon von Avianus anmaulen lassen, der die Decima – zumindest nach Axillas Kenntnisstand – überhaupt gar nicht kannte. -
Da kam aber einer schnell zum Punkt! Axilla hatte sich schon auf die ein oder andere Höflichkeitsfloskel innerlich vorbereitet, als sie plötzlich das Gefühl beschlich, dass hier irgendwo eine Tür im Raum herumliegen müsste. Nach einer kurzen Orientierungssekunde merkte sie aber, dass es so eigentlich viel einfacher war.
“Salve. Setz dich doch“, lud sie den Boten aber doch dazu ein, es sich bequem zu machen, während sie sprachen. “Und der Preis ist wohl auch abhängig von der Menge, die Senator Germanicus verkaufen würde.
Generell aber – in Anbetracht der Tatsache, dass er diese Ware sonst auf den Märkten gar nicht verkaufen könnte und dies nur privat unter der Hand kann, ich ihn aber auch nicht übervorteilen will und ihm durchaus dankbar bin, überhaupt diese Gelegenheit wahrnehmen zu können – bin ich durchaus bereit, den üblichen Marktpreis von achtzig Sesterzen je Einheit zu bezahlen.“ -
Gut, nun war die Sache klar. "Warte bitte einen Moment."
Der Ianitor rief nach einem Sklavenjungen und trug ihm auf, nachzufragen, ob die Herrin auch gleich Zeit hatte. Sofort flitzte er los. Es dauerte auch nicht lange, als der Junge zurückgerannt kam und strahlend dem Ianitor ein "Jop!" verkündete.
Der ältere Bedienstete lächelte einmal entschuldigend und bat den Boten mit einladender Geste ins Haus. "Die Domina empfängt dich. Folge doch bitte dem Jungen." -
Axilla saß gerade über ihrem alltäglichen Papierkram, als Begoas hereinkam. Der Junge war gerade zehn Jahre alt und – wie alle Jungen wohl in seinem Alter – ging nirgendwo hin, sondern rannte nur. “Domina...“ Allzu häufig vergaß er dabei allerdings – ebenso wie wohl alle Jungen in seinem Alter – die gebotenen Höflichkeitsregeln. Wie Klopfen beispielsweise, ehe man hereinkam.
“Begoas. Anklopfen, dann reinkommen“, meinte Axilla nur mit einem halben Blick auf den Jungen, dem anderen halben Blick auf einer Tabula mit Zahlen zu ihrer Farbmischerei in Ägypten.
Der Junge drehte nochmal um, klopfte hastig an den Türrahmen und kam dann nochmal hereingerannt, vor seine Herrin. “Domina... ein Bote von Senator Germanicus ist da und mag mit dir reden.“
Jetzt ruckte Axillas Kopf doch hoch und sie sah den Sklavenjungen an. “Oh! Das ging aber schnell. Prima. Dann bring ihn doch bitte hier her – langsam aber! Nicht rennen! - und sag in der Küche eben Bescheid, sie sollen Wein und Wasser hochbringen.“
“Ja, Domina!“ Sprach's – und rannte schon wieder los. Axilla schüttelte nur kurz grinsend den Kopf, schaffte auf ihrem Tisch die nötige Ordnung, und wartete dann auf den Boten. -
Kurz blinzelte der Ianitor verwirrt und überlegte. Als er aber dabei zu keinem Ergebnis kam, fragte er einfach nach. "Ich nehme an, du sollst mit Domina Iunia persönlich reden, oder brauchst du jemanden, der beim tragen hilft?" So ganz schlüssig war er sich bei der Formulierung jetzt nämlich nicht. 'Handel abwickeln' konnte schließlich mehrerlei bedeuten, von 'Vertrag unterschreiben' bis 'Lagerbestände austauschen'. Und bevor er jetzt fälschlicherweise irgendwas anordnete, wusste er lieber, was man überhaupt von ihm erwartete.
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Der Ianitor waltete auch sogleich seines Amtes und öffnete die Tür. Und ebenso selbstverständlich stellte er auch seine Standardfrage, mit der er jeden Neuankömmling - naja, zumindest jeden, der nicht nach Bettler aussah - vor seiner Porta begrüßte: "Salve. Wie kann ich dir helfen?"
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Ich widme den dieswöchigen Wochenwechsel Decima Messalina für den tollen, neuen Knopf!