Beiträge von Iunia Axilla
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Warum auch immer der Ianitor sie vergessen haben mochte – immerhin gehörte ihr das Haus und sie wohnte hier, im Gegensatz zu Seneca! - jetzt wurde Axilla selbstverständlich darüber informiert, dass ihr Vetter Silanus unangekündigt zurückgekehrt war. Der Sklave, der es ihr erzählte, war selbst ganz aufgeregt gewesen und bekam die Nachricht fast gar nicht heraus. Doch das war nichts gegen das, was in Axilla danach vorgegangen war.
Ohne auch nur eine Sekunde zu warten, hatte sie die Schriftrolle, die sie gerade in Händen gehalten hatte, fallen gelassen und war aus der kleinen Bibliothek des Hauses hinausgerannt in Richtung Atrium. Auf dem glatten Boden glitt sie fast aus, als sie um die Ecke rannte, stieß aber an die Wand, die ihren Schwung dann mit einem stumpfen TONG bremste, und stürmte dann weiter am Tablinum vorbei ins Atrium. Ungebremst fiel sie Silanus um den Hals und drückte ihn so fest sie nur konnte.
Es war egal, was zwischen ihnen gewesen war. Natürlich hatte Axilla davon aber nichts vergessen. Weder davon, wie sie sich in ihn verliebt hatte, noch von den folgenden Schwierigkeiten, ihren Streitereien, den Zurückweisungen. Gar nichts. Aber das war nicht wichtig. Er war der erste Mann, in den Axilla verliebt gewesen war, und das würde er bleiben. Und er war ihr Vetter, bei dem sie sich sicher fühlen konnte. Für den Moment verblassten die negativen Momenten, und die goldenen Zeiten strahlten umso mehr.
Sie drückte sich eng an ihn, als müsse sie sicher gehen, dass er kein Geist war und kein Traum. Aber es fühlte sich echt an. Es roch echt. Nach Reisestaub und Rom und beginnendem Herbst. “Du bist da“, war alles, was sie in diesem ersten Moment des Überschwangs herausbrachte. “Du bist wieder da.“ -
Kurz schmunzelte Axilla, als Avianus meinte, Langeweile gehe ihm auf die Nerven. Im Grunde sollte er ja wirklich dankbar dafür sein, dass alles wieder zur Normalität zurückkehrte. Axilla zumindest war darüber trotz allem nicht undankbar, und wenn sie nicht Angst haben musste, dass ihre Vettern irgendwo blutend in einem Graben lagen. Da würde sie nicht unbedingt etwas daran ändern wollen. Aber sie verstand natürlich, dass so nicht so viel Ruhm und Ehre zu erringen war, und dass dies einem jungen Mann wohl sehr wichtig sein mochte.
“Ja, nach dem Einzug von Palma bin ich erst einmal hier her zurückgegangen. Ich weiß noch nicht, was mit meinem Mann ist, und... also, in der Casa Pompeia sind die Sklaven und alle natürlich sehr nett und gehorchen mir als Hausherrin. Aber... es ist das Haus meines Mannes. Und wenn er nicht zurückkommt...“ – denn zum Zeitpunkt des Gespräches wusste Axilla noch nichts von der Freilassung ihres Mannes oder sonstigen Dingen, die ihre Zukunft beträfen – “Hier fühle ich mich sicherer. Es ist einfach etwas anderes, im Haus der eigenen Gens zu sein.“
Das war schon etwas, das Aelius Archias in der ersten Ehe von Axilla hatte lernen müssen: Egal, wie schön ein Haus sein mochte, Axilla war bei ihrer Gens zuhause. Damals hatte sie im Palast des Kaisers gelebt, und dennoch war sie, wann immer es ihr schlecht ging, ins Haus ihrer Familie gekommen. Und daran würde sich wohl nie etwas ändern. -
Das klang so langsam aber sicher wirklich danach, als wäre das Leben als Prätorianer langweilig. Etwas, das Axilla sich so gar nicht vorstellen konnte. Ihr Vater war 'nur' Tribun bei den Legionen gewesen, aber wenn sie ihm zuhörte, hatte es nie gelangweilt geklungen. Auch wenn er sicherlich auch sehr viele Routineaufgaben zu erledigen gehabt hatte.
Abgesehen davon war Avianus ein Mann, so dass ihm weit mehr Möglichkeiten offenstanden, als es für Axilla je möglich sein würde. Da konnte einem doch gar nicht langweilig sein, wo es doch mehr Dinge zu tun gab, als man in einem Leben überhaupt erledigen konnte! Man musste nur zielstrebig genug sein, diese Wege auch alle zu gehen, und den einen zu finden, für den man die nötige Zeit hatte, ihn zu Ende zu gehen. Vielleicht musste Avianus nur etwas finden, was er noch mehr tun konnte, neben seinen Aufgaben und ohne diese zu vernachlässigen. Auch wenn Axilla keine Ahnung hatte, was.
“Ich denke, der Kaiser wird schon bald einen neuen Praefectus Praetorio berufen, und auch mehr Tribune. Nach einem Bürgerkrieg ist es wohl einfach schwer, da die richtigen Leute zu besetzen, die keinen Groll hegen und auf die man sich verlassen kann...“, mutmaßte Axilla. Sie hatte schon ihrem anderen Cousin Seneca gegenüber gesagt, wie wenig sie Palma einschätzen konnte. Daran hatte sich nichts geändert. Von daher wusste sie nicht, ob ihre Theorie richtig war oder was der Kaiser sich so dachte. “Und dann habt ihr wohl auch wieder mehr zu tun.“ -
Die Arbeit war es nicht, die Axilla scheute. Überhaupt nicht. Abgesehen davon würde es sowieso weniger sie sein, die sich in so einem Fall kümmern musste, sondern ein Sklave. Der sich im Zweifelsfall auch über einen eigenen Welpen freuen würde.
“Gut...“, meinte sie etwas in Gedanken. Dann musste sie nur noch einen solchen Hund finden und kaufen. Am besten nicht von irgendwoher und vom Markt, da wusste man nie, wie die vorigen Besitzer das Tier behandelt hatten, und am Ende fiel es ihren Sohn noch an oder war krank. “Du kennst nicht zufällig wen, der gerade einen Wurf Welpen hat und dem man einen abnehmen könnte?“
Vor Urzeiten, damals in Ägypten, hatte Duccius Rufus ihr noch von seinen Hunden erzählt, die er züchten wollte. Vermutlich hatte er inzwischen entweder die größten Tiere in ganz Germania, oder er hatte es aufgegeben. Allerdings konnte Axilla ihm nur schwer schreiben und sagen, er solle ihr einen Hund aus Germania schicken. Bis der hier angekommen wäre, wäre das Tier ein Jahr alt. -
gemacht
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Zum Glück kannte auch Avianus sie nicht gut, sonst hätte er bemerkt, dass ihr Lächeln nicht echt war, als er nach ihren Kindern fragte, und er hätte ihr fast beiläufiges “Ja, du hast recht, sicher ist sicher“, wohl eher als das durchschaut, was es war: Eine notgedrungene Antwort, um überhaupt etwas zu sagen.
So aber konnte Axilla durchaus darauf spekulieren, dass Avianus nichts merken würde, und einfach sich mehr auf das andere Gesagte konzentrieren. Auch wenn das nicht unbedingt viele Anhaltspunkte bot. “Nun, das klingt... sehr....“ Axilla suchte ein Wort, das nicht so sehr nach 'langweilig' klingen wurde, lies dabei mit einem “Pffffff“ die Luft langsam raus und lachte dann. “Naja, aber du hast doch sicherlich Freunde in deinem Contubernium. Ganz so routiniert und... eintönig wird es ja nun doch nicht sein. Und immerhin erlebt man als Prätorianer ja auch sicherlich auch während des Dienstes viel abwechslungsreiches.“ -
Machte die Größe des Hundes da einen Unterschied? “Naja, einen richtigen Hund. Nicht so ein Schoßtier, sondern schon einen richtigen Hund.“ Für Axilla schloss das Wort Hund ein, dass das Tier am Ende übers Knie ging. Diese neumodernen Züchtungen für Damen, die eigentlich zu nichts nutze waren, die fand Axilla gräßlich. Oder meinte Seneca die Frage anders?
“Ich dachte daran, ihm einen Welpen zu schenken. Den er dann großziehen kann. So als...“ Entschuldigung für all meine Unzulänglichkeit und Unfähigkeit als Mutter “Weggefährten für später. Und Wachhund natürlich. Ich meine, das kann man ja immer mal brauchen, und er lernt auch ein wenig Verantwortung und... so.“
Im Grunde genommen suchte Axilla nur verzweifelt nach einer Möglichkeit, den Zorn ihres Sohnes etwas zu mildern. Und sie bezweifelte, dass ein Hund dafür reichen würde. Sie war eine schreckliche Mutter. Und obwohl sie das erkannte, änderte sie nichts daran. -
Zu seinem ersten Einwand zuckte Axilla nur mit den Schultern. Sie wusste nicht viel über die letzten Kaiser, und auch nicht viel über den jetzigen Kaiser – und das, obwohl sie lange Zeit im Palast gelebt hatte und auch jetzt lange Zeit mit Palma gereist war. Nur eines wusste sie: Palma unterschied sich von seinen Vorgängern.
Sein Beruhigungsversuch klang auch recht einleuchtend und relativ beruhigend. Auch wenn Axilla doch auch gedanklich anmerken musste, dass der Kaiser wohl kaum die gesamte Truppe ausrücken lassen würde, um sich weniger Kinder zu entledigen. Ein Contubernium war da wohl mehr als genug. Und ob Seneca so unbedingt mitbekam, wenn acht Männer in einer Truppe von über Tausend ausrückten, war dann doch etwas zweifelhaft.
Dennoch wollte sie ihm da einfach glauben, dass er sie da warnen könnte. Und vor allen Dingen auch würde. Und dass ihre Familie so zumindest ein kleines bisschen mehr Sicherheit hätte.Allerdings wollte sie darüber jetzt nicht zu viel nachdenken, und wenn sie sich darüber unterhalten würden, würde sie darüber nachdenken. Also wechselte sie sehr abrupt das Thema. “Meinst du,ein Junge in Atticus' Alter würde sich über einen Hund freuen?“
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“Dann hoffe ich, er schmeckt“, lachte Axilla auch weiterhin. Dass sie beide keine Ahnung hatte, ob und wann sie sich wohl einmal gesehen haben mochten, tat der guten Stimmung dabei sicherlich keinen Abbruch. Im Endeffekt war es auch egal. Jetzt waren sie hier und lernten sich ohnehin erstmal als Erwachsene kennen.
Fast genauso verschwörerisch wie seine Frage, was sie über ihn gehört hatte, fiel auch Axillas Antwort aus. “Nun, Seneca hat so einiges erzählt.“ Erst danach lächelte sie ihn etwas versonnener an und deutete leicht auf sein gesicht. “Dass dir ein Centurio die Nase gebrochen hat, hat er gesagt. Sieht man auch, ist aber nicht so schlimm. Gibt dir etwas verwegenes.“
Die andere frage war schon etwas schwieriger, und Axilla bemühte sich, weiterzulächeln. Immerhin war die Frage ja nur nett gemeint gewesen, auch wenn ihre persönliche Situation gerade durchaus schwierig war.
“Aber mein Leben ist wohl auch nicht ganz geradlinig. Ich habe zwei Kinder, aber im Moment sind sie noch in Ostia. Ich halte es für sicherer. Ihr Vater... ich weiß nicht, was mit ihm ist. Palma hat versprochen, wohlwollend zu ihm zu sein, aber... ich hab noch nichts gehört. Und naja... ich bin jetzt hier.“ Sie zuckte mit ihren Schultern. Was gab es da groß daran herumzureden? Axilla wollte ja auch gar nicht groß darüber reden. Was sie tun sollte, wusste sie ja ohnehin nicht. Es blieb nicht viel übrig, als abzuwarten (und heißes Wasser mit einem Tröpfchen Milch zu trinken).“Und was machst du so, wenn du dich nicht gerade mit Centurionen anlegst oder Wein trinkst?“
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Ganz offenbar versetzte sie ihren Vetter in Erstauen. Eine Weile taxierte er sie verwirrt, dann rückte er doch mit der Frage heraus, die schon eine Weile davor in seinem Gesicht gestanden hatte. Und Axilla musste lächeln, während sie sich auf den Rand der Kline zu ihm setzte und sich natürlich nicht hinlegte.
“Ich bin deine Cousine Axilla. Mir gehört das Haus hier. Naja, zumindest jetzt, nachdem sich Silanus nach Spanien zurückgezogen und mir alles überschrieben hat.“ Sie zuckte die Schultern. So wichtig war ihr das Ganze mit Besitz sowieso nicht. Sie selbst fühlte sich hier auch nach der langen Zeit immer noch irgendwie als Gast. “Ich weiß gar nicht, ob wir uns schon einmal getroffen haben. Und wie alt wir da waren.“ Noch immer lächelnd zuckte Axilla die Schultern. Sie wusste es wirklich nicht.
“Seneca hat mir erzählt, dass du auch wieder in Rom bist. Du wohnst auch in der Castra?“ Über irgendwas musste man ja anfangen, sich zu unterhalten. Warum also nicht damit? -
Dass sie mit ihm persönlich sprachen, war für Axilla jetzt kein Hinweis darauf, dass sie nicht am Ende einen Kopf kürzer wären. Soweit sie wusste, waren noch nicht alle Entscheidungen da endgültig getroffen. “Um noch Dinge zu erfahren, die er noch nicht wusste?“ antwortete sie also allgemein auf seine Frage, warum Palma sich erst mit ihnen unterhalten wollte, wenn er sie anschließend töten würde. Aber warum sollte er sich nicht vorher mit ihnen unterhalten? Durfte man niemanden mehr töten, wenn man einmal miteinander gesprochen hatte? Axilla wäre dieser Brauch neu. Auch wenn Axilla Palma nicht für ein Monster hielt, hatten frühere Kaiser sich häufig mit denen zuvor unterhalten, die sie anschließend hatten hinrichten lassen, wenn die Personen von Stand waren. Caligula sagte man nach, dass er gerne hautnahe miterlebte, wie ein Mensch starb, und deshalb einige der Senatoren im Palast zu Tode hatte foltern lassen. Und etliche Kaiser hatten ihre Ehefrauen, Mütter, Brüder und sonstiges umbringen lassen. Es war nicht unbedingt so, dass der Kaisertitel unbedingt für einen würdevollen Menschen stand.
Nein, das vermochte Axilla nun wirklich nicht in ihren Sorgen beruhigen. Der zweite Punkt da schon eher, wenn auch nicht völlig. Er würde ihr persönlich zumindest nicht so einfach öffentlich schaden können, ohne sich dafür Fragen gefallen lassen zu müssen. Und da er sich in seinen Reden als beschwichtigend und ausgleichend präsentiert hatte, konnte er nun nicht maßlos und gewaltsam auftreten, ohne die Leute gegen sich aufzubringen oder unglaubwürdig zu werden. Allerdings: Er hatte Legionen. Was kümmerte ihn da eine kleine Beschwerde wegen einer Frau, die noch dazu von einigen Bürgern der Stadt bei ihrem Auftritt beworfen worden war?Im Grunde war es nur das letzte, was sie etwas zu beruhigen vermochte. Dass Seneca davon erfahren würde, wenn der Befehl erteilt werden würde. “Könntest du denn dann die anderen Prätorianer lange genug zurückhalten, dass du mich dann warnen könntest?“ Die Prätorianergarde war ja auch nicht gerade klein. Und nachdem Seneca grade noch getönt hatte, dass er als kleines Licht da ja nichts zu melden gehabt hätte während dem Feldzug und da ja nichts entscheiden hätte können, war seine Zuversicht grade in dieser Sache nicht unbedingt rückhaltlos glaubhaft.
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gemacht
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Einer der Sklaven, Iomedes, berichtete Axilla, dass ein Verwandter gekommen und in den Hortus gegangen war. Avianus, sagte der junge Grieche. Ihr direkter Cousin also. Axilla versuchte, sich an ihn zu erinnern, war sich aber gar nicht sicher, ob sie ihn zuvor jemals überhaupt getroffen hatte. Vielleicht, als sie sehr klein war. Einige ihrer Vettern waren bei ihr zuhause zu Besuch gewesen. Da ihre Mutter aufgrund ihrer Krankheit und schwächlichen Konstitution nie hatte reisen können, hatte sie ihre Verwandten nur getroffen, wenn diese zu ihnen gekommen waren. Allen voran natürlich Merula, Axillas liebster Cousin. Aber an Avianus erinnerte sie sich nicht.
Also begab sie sich dann auch in den Garten, um ihn zu begrüßen. Oder kennen zu lernen, je nachdem, ob sie sich irrte oder nicht. Noch war es warm, wenngleich der Herbst so langsam Einzug erhielt und – den Göttern sei es gedankt – die schlimmste Sommerhitze mit dem damit verbundenen Geruchspegel zurückgegangen waren. Heute war der Himmel zwar durchzogen von einzelnen Wolken, allerdings war es insgesamt noch angenehm warm, so dass man sich durchaus einige Stunden unter freiem Himmel aufhalte konnte.
Als Axilla in den Garten kam, lag da ein junger Mann auf einer Kline und ließ sich gerade Wein einschenken. “Salve, Avianus“, begrüßte sie ihren Vetter – wer sonst könnte das denn auch sein? - und gab dem Sklaven gleich ein Zeichen, dass sie nichts zu trinken wollte. Wein und sie waren keine Freunde, noch nie gewesen und sie würde es wohl auch nie werden.
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Er verstand es nicht! Aber wie auch, er hatte Palma ja auch nicht selbst erlebt. Abgesehen davon war Seneca auch fürchterlich unbedarft, was die Wirklichkeiten der Welt anging. Wie sonst konnte man eine Affäre mit einer verheirateten Frau verfolgen, die sich ohnehin nie scheiden lassen würde, und selbst wenn, ihn nie heiraten würde? Nein, Seneca verstand die harten Tatsachen der Welt nicht. Also verstand er auch ihre Angst nicht.
“Ich habe keine Angst um mich“, erklärte sie ihm also. “Aber jetzt ist er Kaiser. Er wollte das Testament noch nicht einmal behalten. Ich hab es oben in meiner Truhe!“ Sie deutete mit den Händen vage in die Richtung ihres Zimmers. “Er braucht es offensichtlich nicht mehr. Warum also sollte er mir irgendwelche Gefallen tun?Und... Imperiosus war Klient von Vescularius. Und hat ihm geholfen. Wenn Palma die Stadt von seinen Anhängern blutig säubert.... welcher Gärtner reißt die Pflanze heraus, lässt aber die Saat im Boden?“
Axilla hatte Angst um ihre Kinder. In vergangener Zeit waren Kaiserwechsel, oder überhaupt Herrscherwechsel, oft damit einhergegangen, dass der neue Machthaber ganze Familien seiner Widersache ausmerzen ließ. Sulla hatte die halbe Stadt töten lassen im Krieg gegen Marius. Und Axilla traute Palma einfach nicht genug, um auszuschließen, dass dies auch ihrer Familie passieren würde. -
Glückwunsch
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Als ob er als Centurio mehr von der Schlacht mitbekommen hätte, als das, was direkt bei ihm passiert war. Er war ganz sicher nicht bei den Befehlshabern gewesen und hatte denen bei ihrer Entscheidungsfindung zugesehen, oder war als Adler über das Schlachtfeld hinweggeschwebt, um sich die genauen Stellungen anzusehen. Er hatte bestimmt tapfer gekämpft, aber letztlich war er doch nur Befehlsempfänger gewesen für seinen kleinen Abschnitt und seine achtzig Mann in einem Heer von mehreren Tausend.
Aber Axilla beließ es dabei. Sie hatte gerade keine Lust, ausführlich darüber zu streiten. Überhaupt hatte sie eigentlich keine Lust, andauernd die streitlustige zu sein. Also dachte sie sich nur ihren Teil und widmete sich lieber dem anderen Thema.Seine Antwort war nicht unbedingt ergiebig zu nennen. Aber gut, er hatte den neuen Imperator wohl wirklich einfach noch nicht kennengelernt. Sie schon. Irgendwie zumindest. Ein wenig. Was es aber nicht einfach machte, ihn zu beschreiben.
“Er....“ Axilla suchte nach Worten und atmete dazu langgezogen aus. “Also er ist... schwierig. In meinen Gesprächen mit ihm wusste ich nicht, ob ich ihm trauen kann oder nicht. Ich weiß auch jetzt noch nicht, ob er sein Wort hält oder nicht...“ Und das war das schwierigste an der ganzen Situation. Denn auch, wenn Axilla auch aus anderen Gründen Angst hatte, zu ihren Söhnen zu gehen, war auch das einer der Gründe, warum sie nicht ging: Sie konnte sich durchaus vorstellen, dass Palma nur darauf wartete und ihre Kinder töten ließ.
“Er ist sehr höflich und fast nett...“ Es klang fast ein wenig verzweifelt. “Aber auch immer sehr... politisch. Bei allen Fragen, die ich ihm gestellt habe, habe ich nicht ein einziges „Ja“ oder „nein“ von ihm erhalten. Kein Versprechen, kein aufmunterndes Wort... er ist sehr... kalt. Oder nein, das ist das falsche Wort, er ist einfach nur sehr... distanziert. Und das macht mir Angst.“ Und es machte Axilla auch unglücklich. Normalerweise ging sie den Menschen um sich herum auf die ein oder andere Weise unter die Haut. Die einen hassten sie, die anderen liebten sie, wieder andere verwirrte sie. Aber immer erhielt sie eine Reaktion. Nur von diesem Mann nicht. Nicht eine. Und das kannte sie so nicht. -
Da ein nicht näher zu betitelndes männliches Wesen seine Killerbazillen offenbar als Großangriff auf mich gehetzt hat, seid mir nicht böse, wenn ich die nächsten Tage ein wenig langsamer bin mit Antworten etc..
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Sim-Off: Eher weniger. Ein gewisser jemand hat mich mit seiner Erkältung angesteckt...*schnief*
“Ach, Zeichen der Götter“, betonte Axilla so ehrfürchtig übertrieben, dass klar war, dass sie von dem Argument ganz und gar nicht überzeugt war. “Dummheit der Anführer kann es ja nicht gewesen sein, nein, nein, da war Mars höchst persönlich auf dem Schlachtfeld, ganz sicher.“
Sie verdrehte die Augen. Von Decimus Serapio hielt sie seit ihrem Aufeinandertreffen und seiner so zur Schau getragenen Idiotie in Bezug auf seine Schwester weniger als nichts. Da wollte sie noch nicht einmal glauben, dass er als Praefectus Pratorio wenigstens halbwegs begabt gewesen sei.
“Wenn ihr das nächste Mal da göttliche Zeichen braucht, sag vorher bescheid, dann bezahl ich euch einen der Wahrsager beim Circus Maximus“, wo es eine ganze Straße voller Verkäufer von Wunderamuletten, Handlesern, Kräuterhexen, Astrilogen und sonstigen Scharlatanen gab, zu denen ganz offiziell natürlich nie jemand ging, inoffiziell aber jeder dieser Zukunftsdeuter von seinen Einkünften sehr gut leben konnte.
Axilla schüttelte einfach nur unwillig den Kopf und wollte das Thema damit dabei belassen. Da kam ohnehin nichts brauchbares dabei raus, denn passiert war nunmal passiert, und kein hätte-wäre-wenn der Welt konnte daran etwas ändern. Axilla hoffte nur, dass ihr Vetter seine Lektion für dieses Leben nun gelernt hatte.Und irgendwie schien ihn ihre Frage auch aus dem Konzept gebracht zu haben. Er stotterte ja irgendwie fast. Irgend etwas daran war seltsam, aber so schnell konnte Axilla nicht erkennen, was genau es war. Also erntete Seneca nur einen fragenden Blick und ein ausgeprägtes Stirnrunzeln, als Axilla erstmal unsicher mit einem “Jaaa...“ antwortete.
So ganz koscher, wie die Judäer sagen würden, kam ihr das ganze also nicht vor, aber sie wusste auch nicht, wo sie da nun einhaken sollte, also lenkte sie die Unterhaltung einfach erstmal weiter. “Wie ist denn dein erster Eindruck bislang von Cornelius?“ -
Sim-Off: So, Urlaub vorbei
So, wie Seneca ihre Bemerkung aufgefasst hatte, hatte Axilla sie gar nicht gemeint. Aber wenn er schon damit anfing, konnte sie auch darauf eingehen. “Die hätten ja auch nicht gehen sollen und diesem Decimus da blind in ihr Verderben folgen müssen. Du bist ein Mann und kein Schaf, dass nur blökend dem Leithammel nachrennen muss. Du warst schon lange vor dem Decimer bei den Schwarzröcken.“
Natürlich war Axillas Argumentation mehr als lückenhaft, aber sie konnte da ganz sicher jetzt nicht einfach so klein beigeben. “Warum sollten dem alle folgen, wenn er in sein Verderben rennt, um so einem Scheusal wie Vescularius in den Hintern zu kriechen? Nachdem die Schlacht vorbei war, hatten ja offensichtlich auch die wenigsten ein Problem damit, sich auf die richtige Seite zu stellen. Was ist es, was da vor dieser ganzen Geschichte dagegen gesprochen hat? Die Verteidigung der Ehre eines Mannes, der keine besitzt?“ fuchtelte sie mit den Händen in der Luft und schüttelte anschließend den Kopf.Das kleine Kompliment bezüglich Cossus bereitete Axilla trotz allem etwas Unbehagen. Sie hatte keine Ahnung, wie ihr jüngster Spross war. Ob er aufgeweckt war. Ob er sie erkennen würde. Ob er den ganzen Tag nur weinte. Ob er ihre Stimme wiedererkennen würde. Ob er sie vermisste. Ob er überhaupt wusste und schon wahrnahm, dass es sie gab. Er war ja noch so klein gewesen...
Nein, Axilla wollte jetzt nicht zu viel daran denken. Sie brauchte einen klaren Kopf. Zumindest redete sie sich ein, dass sie einen brauchte. Zu was auch immer. Wirklich gefährlich war das Gespräch mit Seneca ja nicht.Dass Avianus nach der Schlacht sich noch die Nase gebrochen hatte, war natürlich nicht wirklich rühmlich. Aber: “Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert. Eine gebrochene Nase ist ein kleiner Preis im Vergleich zu den Möglichkeiten. Und vielleicht lehrt es ihn, erst nachzudenken und dann zu handeln.“ Damit hatten ja irgendwie alle iunischen Männer so ihre Probleme. Der hier vor Axilla auch, sobald es um Frauen ging. Oder um Decimer allgemein, wenn man bedachte, dass er ausgerechnet dem Bruder von Seiana in diese abgrundtiefe Dummheit gefolgt war.
Eine kurze Pause entstand, und Axilla entschied, am besten ein weiteres Thema aufzugreifen. “Weißt du schon, wie es mit euch beiden weitergehen wird?“