Beiträge von Iunia Axilla

    Hm, dann wusste er es nicht. Schade, das wäre noch eine kleine Hilfe für Axilla gewesen, um sich den Consular besonders gewogen zu machen. Vermutlich würde zwar auch das nicht wirklich bei ihrem Vorhaben helfen, aber zumindest wäre ein bisschen Nervosität weg. Aber es würde auch so gehen. Musste es schließlich.
    “Oh, dann... überrasch ich ihn einfach“, meinte Axilla also und bemühte sich, möglichst freudig dabei zu klingen. In Gedanken war sie schon ganz bei der Planung der nächsten tage. Sie würde die Gärtner bitten müssen, frische Blumen zu schneiden. Oder doch keine Blumen? Immerhin war der Purgitius ein Kerl und keine Matrona. Naja, vielleicht ein paar Blumen. Und natürlich das Essen, das musste geplant werden. Und alles nochmal gründlich geputzt. Es war jetzt zwar auch schon sauber, aber...
    Oh, der Bote war ja noch da. Verlegen schenkte Axilla ihm ein Lächeln. “Dann richte doch bitte dem Consular aus, dass ich mich sehr auf sein kommen freuen werde und ihm für die rasche Antwort danke. Wenn du magst, kannst du dir in der Küche noch etwas zu essen mitnehmen, wir haben gestern gebacken. Müsste noch etwas Kuchen da sein.“

    Der Doctor lächelte, und in seinem Gesicht sah das fast schrecklicher aus als jede gewollte Grimasse. “SO gar nicht. Aber wenn ich dich bis auf die Knochen abgeschleift habe, jedes bisschen grobklotzigen Schmied aus dir ausgetrieben habe, du diesen ganzen Blödsinn, den du übers Kämpfen zu wissen glaubst, vergessen hast und du akzeptierst, dass du sterben wirst, mach ich vielleicht noch einen passablen Kämpfer aus dir.“ Es war nichts freundliches in den Worten, nicht ein kleines bisschen.
    “Du wirst lernen, als Dimachaerus zu kämpfen. Ohne Schild, hinter dem du dich verkriechen kannst. Nur damit bewaffnet.“ Er hob sein Schwert an. Bei ihm sah es aus, als wöge das Ding nichts. “Aber heute nicht mehr. Es ist spät. Ihr fauler Haufen von Sackratten stinkt!“ Das war jetzt wieder an die ganze Gruppe gerichtet. “Wascht euch, damit ihr nicht gar so widerliche Tiere seid, und saut euch beim Fressen nicht gleich wieder ein. Und du da, erklär dem neuen die Regeln.“


    Er wies auf einen von der Sonne gegerbten Mann von vielleicht 20 Jahren, der wohl von irgendwo aus den östlichen Provinzen stammen mochte. Vielleicht auch ein Kriegsgefangener, denn um seine Handgelenke befanden sich eiserne Manschetten mit großen, eisernen Ringen daran, so dass man ihn festketten konnte.
    Der Doctor ließ also abtreten und der Gefangene wandte sich mit einer Miene an Garulf, als hätte er in eine Zitrone gebissen. “Du machen, was man dir sagen. Du nicht reden, wenn nicht gefragt. Du nicht reden bei essen. Und du essen, was immer sie dir geben. Du nicht fragen. Du nicht beschweren. Und jetzt du dich waschen.“ Eine kurze, schmerzlose und von kaum verständlichem Akzent getragene Einführung in die Regeln, die hier am Ludus herrschten.

    Verdammt! Ein gallischer Fluch ertönte zischend und leise, als Kieran unerwartet nahe kam und sein Schwert geschickt an die Kante des kleinen Rundschilds hängte, um beides nach unten zu reißen. Pugnax reagierte schnell, aber hatte nicht so viele Möglichkeiten. Er ließ zu, dass sein Schild nach unten ging, getrieben von der gegnerischen Klinge, öffnete damit notgedrungen seine Deckung. Schnell zog er den Speerschaft zwischen sich und seinen Gegner, diagonal gestellt, nicht zum Angriff zu gebrauchen, um so die Klinge, die sonst freies Feld direkt zu seinem Bauch hätte, zu parieren. Sein Schildarm vollendete den Halbkreis nach unten, durch die Reichweite befreit von der Sica, und versuchte, Kieran mit einem fast schon verzweifelten Trick wieder auf Abstand zu zwingen. Wie mit einer Faustwaffe, noch in derselben fließenden Bewegung, holte der Hoplomachus mit dem Schild aus und schlug in Richtung von Kierans Kopf, wohl wissend, dass es wohl nur den Helm zum Dröhnen bringen, den Gegner aber kaum verletzen würde. Das Kurzschwert dabei blitzte tückisch über dem Rand auf. Wenn er gut genug traf, konnte er damit vielleicht noch eine Wunde schlagen.

    Oh, an so vielen Terminen hatte er Zeit? Axilla hätte jetzt mit einem Tag gerechnet, wenn sie Glück hätte. Sie hatte ja eher angenommen, dass der Consular ganz absagen würde, weil er entweder keine Zeit oder schlicht und ergreifend keine Lust hatte, mit ihr zu essen. Da war sie einen Augenblick lang doch etwas perplex und überschlug die Möglichkeiten.
    Mit dem ersten Termin könnte es etwas knapp werden, wollte sie doch, dass das Essen perfekt wurde. Andererseits, wenn sie noch einen kurzfristigen Termin mit dem Tempel des Mars aushandeln konnte für ein kleines Opfer.... Sie überlegte kurz, überschlug die Zeiten, die benötigt werden würde, und fasste einen Entschluss.
    “Dann wäre es mir eine große Freude, wenn dein Herr am achten Tag vor den Kalenden hier zur Cena erscheinen würde. Weißt du zufällig, ob es etwas gibt, dass er besonders gerne isst?“ Fragen konnte man ja mal, und wenn jemand für ein Haus länger tätig war, dann schnappte man schon einmal das ein oder andere auf. Wenn nicht, war es auch nicht schlimm, aber so konnte sie vielleicht etwas arrangieren für ihren Gast.

    Das Problem war, Axilla kannte Seiana. Auch wenn Seneca das nie wahr haben wollen würde, auch wenn er sie nie so sehen können würde, wie sie war. Die Liebe sah mit anderen Augen als der Rest der Welt. Liebe war blind, und wurde von Wahnsinn begleitet. Egal, was Axila sagen würde, für Seneca wäre Seiana perfekt. Egal, was diese Frau auch machen würde. Es hatte keinen Sinn, da vernünftig argumentieren zu wollen.
    Axilla wollte da auch gar nicht weiter darüber reden. Und Seneca wohl auch nicht, denn er wechselte das Thema. Zwar hin zu dem, über das sie nicht reden wollte, aber immerhin bedeutete das, dass er das andere Thema auch ruhen lassen wollte.


    Ganz langsam ließ sie Seneca los und stand wieder auf, ein bisschen wackelig zwar, aber schließlich stand sie vor Seneca. Sie konnte nicht ganz das Mitleid und die Trauer aus ihren Augen verbannen, aber immerhin stand sie einigermaßen fest und ruhig.
    “Ich bin eine Iunia. Ich werde meiner Familie keine Schande bereiten. Und deshalb kann ich alles ertragen.“ Sie sagte es fester, als sie es wirklich fühlte. Aber sie musste das auch für sich laut sagen, damit sie es wenigstens selber vielleicht glauben konnte.

    Axilla erlaubte sich ein erleichtertes und erfreutes Ausatmen, als der Bote die Einladung bestätigte. Die schlimmste Sorge, der Consular könnte einfach aus mangelnder Zeit absagen, war damit schon gebannt. Der erste Schritt war geschafft.
    “Sehr schön“, flötete sie geradezu ausgelassen. “Bitte, setz dich doch. Möchtest du etwas trinken?“, bot sie ihrem Gast erst einmal einen Platz auf einer der Steinbänke des Gartens an und setzte sich ebenfalls, während ihr Sohn im Hintergrund schon wieder freudig quietschte und mit seiner Amme spielte.
    Nach seiner Antwort konnte Axilla es schon kaum erwarten, den Termin jetzt fix zu machen. “Wann könnte Consular Purgitius es denn einrichten?“

    “Dann kannst du ihn ja mal genauer fragen, was ein Procurator da so macht“, schlug Axilla freundlich vor. Wenn Messalinas Vater in der Kanzlei in den Archiven arbeitete, musste er ja ihren Mann kennen. Und konnte die Fragen seiner Tochter da sicher beantworten. Und auch sicher in der Art und Weise, wie die Gens Decima es für richtig hielt, ohne dass Axilla da hinterher Ärger bekommen würde.
    “Mein Sohn ist noch sehr klein. Und sein Name lautet Titus Pompeius Atticus.“ Axilla strahlte bei der Verkündigung des Namens ihres Sohnes, so wie sie bei so ziemlich allem strahlte, was ihn betraf. Ihr Sohn war auch einfach nur perfekt für sie, da musste sie lächeln. Es ging gar nicht anders.


    Und das Lächeln blieb auch noch auf ihrem Gesicht, als sie schließlich auch in die Straße einbogen, in der die Casa Decima stand. Auch wenn ihr bei dem Anblick einiger weniger nach Lächeln war. Ein klein wenig Nervosität machte sich da schon in Axilla breit. Sie hoffte nur, dass Decimus Serapio nicht gerade jetzt aus der Tür treten würde. Im Grunde musste sie Messalina ja nur an der Porta abliefern und war damit aus dem Schneider. Es waren ja nur noch ein paar Schritte. “Da vorne ist schon die Casa“, machte Axilla Messalina darauf aufmerksam, in de vagen Hoffnung, dass das Mädchen die restlichen Schritte vielleicht sogar allein gehen würde. Dann würde sich die Gefahr, auf Serapio zu treffen, noch weiter verringern.

    Es zerriss Axilla, ihren Vetter so zu sehen. Als er nun auch noch von ihr verlangte, sie solle Seiana gegenüber so tun, als wisse sie von nichts, nur umso mehr. Das KONNTE sie ihm nicht versprechen. Wenn er so unvernünftig war, dann war das so. Aber er konnte ihr nicht verbieten, mit der Ursache dieses Leids zu reden und bei seinem Lügenspiel auch noch mitzumachen! Das war zu viel, das konnte Axilla einfach nicht.
    Aber sie konnte auch nicht sehen, wie er litt. Als er sich wieder setzte und zu Boden starrte, fühlte sie sich wirklich elend. Sie stand wortlos auf, zögerte noch eine Sekunde, und ließ sich dann vor Seneca auf die Knie nieder. Wortlos umarmte sie seine Taillie, zog sich an ihn und bettete ihren Kopf an seiner Brust. Sie schloss die Augen, hielt sich an ihm fest, und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, versuchte, ihn all das spüren zu lassen, was in ihrem Herzen war. Er glaubte, sie verstehe ihn nicht. Aber das stimmte ganz und gar nicht. Sie verstand das weitaus besser, als er auch nur im Entferntesten ahnen konnte.


    “Ich versteh dich doch. Aulus... Ich weiß doch, wie das ist, wenn... wenn man in jedem wachen Moment an den anderen denkt. Wenn man einfach nur bei ihm sein will und wissen will, dass es ihm gut geht. Wenn man alles Unglück von ihm abwenden will. Wenn man alles vergessen möchte, nur um einmal seine Nähe zu fühlen, den Geruch seiner Haut, den Klang seines Herzens... Und ich weiß, ich weiß wie das ist, wenn man genau weiß, dass das nie, nie sein kann. Wenn es einfach nicht geht. Wenn man nicht einmal weiß, ob der andere an einen denkt, ob er weiß...“ Axillas Stimme brach, und einen Moment zuckte es durch ihren Körper. Sie hielt sich etwas stärker an Seneca fest und war sich selbst nicht sicher, ob sie damit ihm halt geben wollte oder seinen suchte. Es tat weh, darüber zu sprechen, sich damit einzugestehen, dass es wirklich wahr war. Es war sehr viel einfacher, so zu tun, als wäre nichts, sich zu sagen, es wäre nichts, sich unbeschwert zu geben und so zu tun, als würde man nie daran denken. Darüber zu reden war so unendlich viel schwerer.
    Es dauerte einige Atemzüge, bis Axilla sich wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass sie sprechen konnte. Dennoch ließ sie nicht ein bisschen lockerer, sah auch nicht zu Seneca auf, sondern hielt sich einfach weiter so kniend an ihm fest. “Und weil ich das weiß, wünsche ich, von ganzem Herzen, dass du das nicht so erfahren musst. Dass es dir besser geht. Dass du dich nicht in Gefahr begibst. Und dass du glücklich bist.“

    Das durfte doch alles nicht wahr sein. Er wusste nicht einmal, ob sie auch so fühlte, ob sie sich auch nur Gedanken darüber machte, wie es ihm ging? Axilla war sich da sehr sicher. Seiana war kalt, hartherzig und abweisend. Immer kontrolliert, immer geplant, nur nie eine Gefühlsregung zeigend. Das war auch ein Grund gewesen, warum Archias sie nicht heiraten hatte wollen. Für Seiana war Seneca nur ein Spielzeug, das sie benutzen und anschließend wegwerfen konnte. Vielleicht war es sogar kleinliche Rache wegen Archias, dass sie jetzt Seneca den Kopf verdrehte, um die Iunii in Gefahr zu bringen. Zutrauen würde Axilla es ihr. Und sie würde es ganz sicher nicht zulassen. Wenn Seneca verliebt war, gut. Sie liebte ihn und sie konnte es ihm nicht übel nehmen. Aber wenn Seiana damit spielte, dann gab es Krieg!


    “Ich versteh dich ja, aber... „ hilflos hob Axilla die Arme. Wie sollte sie ihm das nur vernünftig mit Worten erklären, was sie meinte? Sie wollte nicht, dass Seneca litt, aber er würde leiden, wenn das weiter ging, mehr als er jetzt schon ganz offensichtlich litt.
    Allerdings wechselte er doch das Thema, sehr zu Axillas Leidwesen. Sie hatte gehofft, ihre dumme Bemerkung wäre untergegangen. “Ach... nichts... das war nur... das ist nicht wichtig, das... es ist egal. Die Dinge sind, wie sie sind, und ich lebe damit.“ Sie winkte ab, wollte nicht darüber reden. Sie konnte das Seneca nicht sagen. Es schmerzte, auch nur an Vala zu denken. Sie wusste nicht, wie es schmerzen würde, von ihm zu reden. Und alles konnte sie Seneca keinesfalls sagen. Er würde sie auf der Stelle erschlagen. Und das mit Recht. Eine Frau sollte so etwas niemals tun, was sie getan hatte. Sie hatte alle belogen und ihre Ehre verwirkt. Und das konnte sie ihrem Vetter nicht anvertrauen.
    “Und wenn das mit Seiana keine Zukunft hat, dann musst du auch damit leben. Ich will nicht, dass dir jemand weh tut. Und du bist niemand, der mit einer Lüge leben kann, Seneca. Du wirst Terentius und Decimus nicht ewig anlügen können, wenn das weitergeht. Das... ich will dich doch nur schützen.“

    Patsch, patsch, patsch, patsch! Die kleinen Händchen machten auf den Steinfliesen klatschende Geräusche, wenn Atticus darüber krabbelte. Er war schon sehr flink und vor Freude quietschend verfolgte er gerne jeden, der auch nur halbwegs den Anschein machte, als könne er sich freuen, wenn der noch sehr kleine Hausherr ihn mit seiner Gegenwart beehrte. So wurde nicht nur die Amme und ihr Sohn quietschend verfolgt, sondern vor allem eine ebenso freudig quietschende Axilla, die mit ihrem Sohn so im Garten fangen spielte und sich nur zu gerne von dem kleinen Mann einholen ließ, schon allein, damit er sich an ihrem Fuß festhielt und ein freudiges “Mmmmma! von sich gab.
    Axilla hob ihren Sohn gerade wieder einmal hoch, um ihm mit einem lachenden “Jetzt fress ich dich“ auf den Bauch zu blubbern, woraufhin ihr Sohn üblicherweise so hell auflachte, dass allen die Ohren nur so klingelten, um ihn im Anschluss wieder herunterzulassen, was in weiteren Verfolgungsjagden des krabbelnden Atticus resultierte, als der Ianitor den Boten hereinbrachte. “Ein Bote von Consular Purgitius bezüglich der ausgesprochenen Einladung.“
    Etwas ertappt gab Axilla ihren Sohn an die Amme und hoffte, nicht allzu verlegen und noch einigermaßen matronenhaft zu erscheinen, als sie sich das Kleid glattstrich und den Boten empfing. “Salve. Hat der Consular die Einladung angenommen?“ versuchte sich Axilla, das Gespräch in Gang zu bringen, und fiel dabei fast mit der Tür ins Haus.

    Oh Götter... Axilla krümmte sich fast ein wenig, als leide sie Schmerzen, als Seneca meinte, er könne nicht sagen, dass da nichts weiter war. Also war da definitiv etwas. Und auch, dass er meinte, er würde sie besser kennen, hieß vermutlich, dass dieses 'etwas' sehr viel Intimität einschloss. Oh Götter, bitte lasst ihn keine Dummheit begangen haben... Axilla war sich nicht ganz sicher, ob ihr nicht gerade schlecht wurde. Sicherheitshalber setzte sie sich wieder hin und atmete tief durch. Aber nur einen Moment lang. Genau so lange, wie Seneca brauchte, um sie anzufahren, dass Seiana Cyprianus wohl nicht aus Liebe geheiratet hatte. “Na, meinst du, ich habe das? Hätte ich den Mann geheiratet, den ich, liebe, wäre ich jetzt nicht in Rom!“ brach es aus ihr heraus, und erst eine Schrecksekunde später merkte sie, was sie da gesagt hatte. Kurz wurde sie bleich und beschämt sah sie beiseite, ehe sie sich wieder gefangen und sich ihre Angst genug Raum zurückerobert hatte, um weiterzuschimpfen. Nunja, zumindest ein bisschen.
    “Aber du kannst nicht... ich meine, weiß sie denn, wie es dir geht? Weiß sie, wie du leidest? Ich meine... ich glaube nicht, dass sie dich heiraten würde, selbst wenn du sie fragst. Und ihr Bruder.. oh Götter...“ Jetzt wurde Axilla wirklich schlecht, wenn sie an Decimus Serapio dachte. Der würde Seneca umbringen. Mehrfach. “Ihr Bruder hasst die Iunii. Niemals würde der das zulassen. Ich meine... der ist doch auch Prätorianer. Wie willst du... ich meine, wenn ihr euch über den Weg läuft, das...“
    Axilla vergrub ihr Gesicht in den Händen und schüttelte einfach den Kopf. “Warum...?“ fragte sie, und meinte damit nicht einmal unbedingt Seneca als viel mehr das Schicksal. Hatten die Iunii einen schlimmen Frevel begangen, für den sie Generation für Generation nun gestraft wurden?

    Der Doctor wartete einfach die Angriffe ab, schlug einen Angriff nach dem anderen beiseite, fintierte, parierte. Immer wieder durchbrach er auch Garulfs Verteidigung. “Tot“, erschallte es jedes Mal, wenn dies geschah. “Tot.“ “Tot.“ “Sehr tot!“ Als Garulfs Angriffe schließlich langsamer und schwerfälliger wurden, ging er endlich zum Angriff über, attackierte unbarmherzig und schlug mit voller Kraft gegen Garulfs Waffe, um ihn dazu zu zwingen, sie fallen zu lassen. Ganz offensichtlich war er nicht annähernd so erschöpft wie der Germane.

    Axilla lächelte dem Procurator noch einmal strahlend zu und hoffte, dass er sich an seine Zusagen erinnern würde. Aber sehr viel mehr konnte sie nicht machen, solange ihr Mann nicht zurück in Rom war. Und der hätte auf ihr jetziges Auftreten sicher auch etwas eindeutiger reagiert als der Mann hier, der scheinbar schon wieder in seine staubigen Listen vertieft war. “Vale“, erwiderte sie also freundlich und erhob sich, um daraufhin das Officium wieder zu verlassen.

    Durch den Ansturm seines Gegners blieb dem Hoplomachus nicht sehr viel, als zurückzuweichen, um seinen Reichweitenvorteil zu behalten. Als er merkte, dass ein simples Zurückweichen da nicht ausreichen würde, da die Arena schlicht nicht groß genug für lange Verfolgungsjagden war, kam etwas mehr Leben in den Gladiator. Eine schnelle Schrittfolge brachte ihn zur Seite, weiter auf die Seite von Kierans Schildarm, wo er einen tiefen Stoß antäuschte, nur um dann den Speer wie eine Schlange nach oben schnellen zu lassen, auf die Schulter seines Gegners gezielt, mit lockerer Drehung aus dem Handgelenk, um nicht vom Schild so einfach nur abzuprallen, sondern idealerweise daran entlang zu fahren und sein Gegenüber noch zu treffen, so er konnte. Das Publikum wollte schließlich Blut sehen!

    Der Ianitor öffnete dem Boten die Tür. “Ja bitte?“, fragte der ältere Grieche dann auch gleich den Mann vor ihm, um den Grund für dessen Anklopfen zu erfahren.

    “Bitte sag mir, dass da nichts weiter war“, sagte Axilla sich nur noch schwer beherrschend, weil er ihr auf ihre Frage nicht geantwortet hatte. Und dieses Ausweichen allein war eigentlich schon Aussage genug. Abgesehen davon, dass 'geschehen' hier sehr, sehr vieldeutig war. “Und was meinst du mit 'sie kennen'? Ich kenne sie! Ich kenne sie schon seit Jahren! Ich sehe sie mindestens einmal in der Woche bei der Acta! Wie stellst du dir das vor, wie das gehen soll?“
    Das war wirklich eine gute Frage. Axilla konnte nicht so tun, als wisse sie von nichts. Nicht, nachdem Seneca es ihr hier so sagte.


    Sie stand auf, konnte nicht mehr sitzen bleiben, lief auf und ab wie ein im Käfig gefangenes Tier. “Gefühle? Du... sie ist viel älter als du! Und verheiratet! Mit Terentius Cyprianus! Der Urgulania ermordet hat! Sie hat ihn nur ein bisschen geärgert in Alexandria. Was meinst du, was er da mit dir anstellt?“ Axillas Stimme überschlug sich beinahe vor Verzweiflung. Das durfte nicht wahr sein. Das. Durfte. Nicht. Wahr. Sein.
    “Wie stellst du dir das vor, wie... das... ich...“ Axilla fehlten wirklich die Worte. Sie wusste wirklich nicht, was sie dazu sagen sollte. Das war.... das durfte einfach nicht wahr sein!

    Zu dem Konto ist zu sagen: Das ist ein Element, das KANNST du benutzen, du MUSST es aber NICHT. Da musst du dir für den Anfang sicher keinen Stress machen, schau dir erst einmal das Rollenspiel ganz für sich an und in aller Ruhe. Ein Konto kannst du später immernoch aktivieren, wenn es dir Spaß macht, aber man kommt auch ganz prima ohne aus. Hier gibt es sogar einen Senator, der kein Konto hat, das muss man wirklich nciht benutzen.


    Und zu den Legionen: Da kann deine ID sich ganz einfach am Lager am Tor melden, die schleußen dich dann schon richtig durch. Ist vielleicht nicht ganz historisch, aber so machen es die meisten.
    Und Valerian wird dir denke ich auch alles noch ganz genau in einer PN erklären. Für sowas sind SimOffis auch schließlich da. Also keine bange.


    Viel Spaß weiterhin

    Ein Bote aus der Casa Pompeia gab beim purgitischen Ianitor ein Schreiben für den Hausherrn ab.



    Iunia Axilla Purgitio Macre s.d.


    Ich habe mich sehr über deine Zeilen an mich gefreut, und dies nicht nur wegen der Beteuerung unserer weiteren Geschäftsbindungen. Ich habe Anweisung nach Ravenna gegeben, dass der Honig für deine Obstanlage auch ohne weitere Rücksprache nach Rom weiterhin direkt an deinen Verwalter ausgeliefert werden wird, da ich für die nächste Zukunft die Kommunikationswege in den Norden nicht abschätzen kann.


    Bezüglich deines Klienten Fabius habe ich zweierlei Nachrichten. Mein Mann Pompeius weilt derzeit nicht in Rom, sondern ist im Auftrag der Kanzlei unterwegs. Leider kann ich nicht abschätzen, wann ihn sein Weg wieder zurück nach Hause führt.
    Daher habe ich mit dem Procurator ab epistulis gesprochen und er hat mir zugesagt, deinem Klienten wohlwollend gegenüber zu stehen, wenn er sich in der Kanzlei bewirbt. Ebenso hat er mir zugesagt, ihn bei entsprechender Eignung als Primicerius in seiner Abteilung einzustellen.
    Was die Erhebung in den Ritterstand angeht, so konnte mir der Procurator leider nicht weiterhelfen. Ein Gespräch mit dem a libellis wäre zwar möglich, allerdings denke ich, dass es deinem Wunsch mehr förderlich ist, wenn ich das mit meinem Mann direkt bespreche, sobald er wieder zuhause ist, da mir der Procurator a libellis kaum bekannt ist. Als Klient von Vescularius kann mein Mann da sicher bessere Fürsprache halten, was diesem Vorhaben sicherlich förderlich wäre.


    Wenn du mir erlaubst, hätte ich ebenfalls eine Bitte an dich. So es deine Zeit zulässt, würde ich dich hierzu gerne zu einer Cena in der Casa Pompeia einladen. Schicke mir doch bitte Nachricht, ob und wann du dies einrichten könntest.


    Vale


    Iunia Axilla

    Hätte Seneca ein Vierkantholz genommen und Axilla damit eins übergebraten, der Effekt wäre in etwa der selbe gewesen. Seiana. Die ehemalige Verlobte von Axillas erstem Mann. Die Frau, die Archias hatte sitzen lassen, woraufhin sich die Beziehungen zwischen den Iuniern und den Decimern vehement verschlechtert hatte. Deren Bruder Axilla mehr als überdeutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er diese Tatsache nicht nur nie vergessen, sondern auch nie vergeben würde und ihr schaden wollte, wenn er konnte. Seiana, die Terentius Cyprianus geheiratet hatte, um ihre Familie damit auf die Seite Salinators zu stellen. Deren Mann der Präfekt der Prätorianer war. Der Urgulania umgebracht hatte!


    Axilla saß da wie vom Donner gerührt einfach da und starrte Seneca an. Er sagte, dass er wisse, dass sie ihm den Kopf von den Schultern reißen wollte. Aber das traf nicht einmal ansatzweise die Gedanken, die Axilla durch den Kopf schossen. Allerdings tobte sie nicht und schrie auch nicht. Sie konnte im Moment kaum atmen, an Bewegen war überhaupt nicht zu denken. Sie saß fast schon viel zu ruhig da, noch völlig im Schock über das soeben gehörte.
    “Du... bereust... was... nicht?“ war schließlich das erste, was Axilla zu sprechen in der Lage war. Und sie ahnte, was er sagen würde, aber sie wollte es doch von seinen eigenen Lippen hören. Und als er auch nur den Ansatz machte, auf diese Frage zu antworten, unterbrach sie ihn auch schon sofort. “Nein!“ Es war ein kategorisches Nein. Nein zu dieser ganzen Sache. Das durfte nicht sein. Axilla wollte, dass es nicht wahr war. Es war schon beinahe verzweifelt, ein Griff nach einem Strohhalm, ein flehendes Betteln, dass er ihr jetzt sagen würde, dass es nicht das war, was sie dachte. Auch wenn Axilla wusste, dass er das nicht tun würde.